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Allgemeine Zeitung. Nr. 80. Augsburg, 20. März 1840.

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und als ein höchst erwünschtes und zeitgemäßes Unternehmen mußte Hrn. Karl Schuhs Versuch, mikroskopische Gegenstände mittelst eines Hydro-Oxygen-Gas-Mikroskopes einem großen Publicum darzustellen, angesehen werden. Obgleich uns schon frühere Versuche, transparente Gegenstände mittelst des Drumond'schen Lichts darzustellen, Vieles versprachen, so glaubten wir dennoch unser Urtheil über Hrn. Schuhs erste Leistungen um so mehr aufschieben zu können, als wir mit vollem Grund einer baldigen Vervollkommnung des ganzen Apparats in Plössels Atelier entgegen sahen und hoffen durften, unter Beihülfe dieses Instruments und der kräftigen künstlichen Lichteinwirkung nicht allein transparente und opake Gegenstände klar darstellen, sondern auch diese Lichtbilder durch das Daguerre'sche Verfahren bleibend fixiren zu können. Da nun durch den glänzendsten Erfolg alle unsere Erwartungen weit übertroffen wurden, und somit das Mikroskop in die Collegien eingeführt werden kann, und die Daguerreotypie zuerst ihre wahre und volle Anwendbarkeit im praktischen Leben und im Gebiete der Naturwissenschaften gewinnt, so können wir nicht umhin, das wissenschaftliche Publicum von diesem wichtigen Fortschritt ehestens zu benachrichtigen, und hier eine kurze Beschreibung des vortrefflichen optischen Apparats zur öffentlichen Wissenschaft zu bringen.

Der ganze Apparat zerfällt in zwei wichtige Bestandtheile: in den Lichterzeugungs- und in den rein optischen Apparat. Beide sind von gleichem Belange, denn ohne eine ruhige Flamme und gesicherte Dauer eines intensiven Lichts würde auch der vortrefflichste optische Apparat nur Unvollständiges liefern, und umgekehrt auch das geeigneteste Licht bei einer mangelhaften Construction des Mikroskops nicht entsprechen. Zur Verwendung dieses Apparats haben demnach Plössels und Schuhs Fleiß und Talente sich vereinigt. Der Erleuchtungsapparat besteht aus einem leicht beweglichen Tisch, unter welchem sich die zwei Gasreservoirs befinden, die, mit comprimirtem Gas gefüllt, eine zwölfstündige Dauer des Experimentirens erlauben, ihren Inhalt durch an ihren Enden vereinte Röhren in die Capelle des auf dem Tisch ruhenden Mikroskops leiten, und über einen mittelst eines Uhrwerks spiralförmig bewegten Kalkkegel ausströmen. Das Licht ist so vollkommen gleichmäßig, daß nie ein Schwanken desselben eintritt, und die Erleuchtung wie die Intensität nach Willkür geregelt werden können. Die hier wie beim Sonnenmikroskop so hinderliche Wärme im Brennpunkt der Erleuchtungslinsen ist so glücklich beseitigt, daß die Beobachtung lebender Infusorien längere Zeit möglich gemacht wird.

Durch die Vortrefflichkeit der achromatisch-aplanatischen Objecte, welche in einer wagrecht gestellten, mit der Capelle des Erleuchtungsapparats verbundenen Leitungsröhre angebracht sind, werden vollkommen farbenfreie Bilder mit solcher Schärfe producirt, daß man z. B. an den Schmetterlingsschüppchen die Linien leicht erkennen kann. Diese Schärfe wird jedoch noch vermehrt, wenn man die Bilder transparent auf eine mattgeschliffene Glasplatte eröffnen läßt. Nicht minder Berücksichtigung verdient die Präparationsart der verschiedenen Gebilde, um sie vom Licht durchdringbar und so zu einer Darstellung mittelst dieses Instruments tauglich zu machen, worin Hr. Schuh eine ausgezeichnete Fertigkeit besitzt. Der optische Apparat für opake Gegenstände ist noch in der Arbeit, verspricht jedoch dermalen schon den besten Erfolg. Die von Hrn. Karl Schuh demonstrirten Präparate stellen uns mit seltener Schärfe und Schönheit Gegenstände aus dem Gebiet der Botanik, Mineralogie, vergleichenden und Menschenanatomie dar. Das erfreulichste Resultat lieferte jedoch ein erst jüngst bei mir vorgenommener Versuch, mittelst der Beleuchtung dieses Apparats Daguerreotypen zu erzeugen; denn die diesem Licht ausgesetzte und die Meisterhand unseres rühmlichst bekannten Professors v. Ettingshausen präparirte Platte stellte das Bild des gewählten Gegenstandes nach einer halbstündigen Einwirkung vollkommen getreu unsern Augen dar.

Wir schließen diesen Bericht mit folgenden Resultaten: 1) das eben besprochene Mikroskop kann zwar das componirte Mikroskop an Klarheit nicht erreichen, eignet sich jedoch vollkommen für Demonstrationen in den Collegien und Untersuchungen transparenter Objecte; 2) es macht die Abbildungen naturhistorischer Gegenstände mit Benützung der Daguerre'schen Methode in jedem beliebigen Augenblick möglich.

[934]

Auszug aus dem Verzeichnisse
der bei der
großherzogl. badischen Albert-Ludwigs-Universität
zu Freiburg im Breisgau
für das Sommer-Semester 1840
angekündigten Vorlesungen.

(Anfang der Vorlesungen 28 April.)

I. Theologische Facultät.

Hug: Einleitung in das neue Testament. Werk: Theorie der Seelsorge und Liturgik. - Katechetik nach Winter. v. Hirscher: Zweite Hälfte der christlichen Moral. Staudenmaier: Theorie der Religion und Offenbarung (generelle Dogmatik). - Zweiter Theil der speciellen Dogmatik. Vogel: Christliche Kirchengeschichte von Gregor VII bis auf unsere Tage. Wetzer: Arabische Sprache. - Hebräische Interpretations-Uebungen. - Biblische Hermeneutik. - Erklärung der Propheten Amos, Habakuk, Zephania und Haggai. Schleyer: Erklärung der synoptischen Evangelien, zweite Hälfte. - Auslegung der Pastoralbriefe Pauli. Dr. Adalbert Maier: Syrische Sprache. - Biblische Archäologie. - Erklärung der Propheten Amos und Micha. - Erklärung des zweiten Briefs an die Korinther.

II. Juristen-Facultät.

Duttlinger: Strafrechtswissenschaft. - Wechselrecht und Wechselproceß. - Civilproceßtheorie mit Rücksicht auf den Civilproceß von Baden. Warnkönig: Litterärgeschichte und Hermeneutik des römischen Rechts. - Erklärung der vaticanischen Fragmente. Amann: Exegetische Vorträge über die Institutionen Justinians. Fritz: Pandekten. Baurittel: Code Napoleon. - Badisches Landrecht. - Badisch-civil-rechtliches Uebungscollegium. Buß: Natürliches und positives europäisches Völkerrecht, in Verbindung mit der Geschichte des europäischen Staatensystems. - Staatslehre. - Volks- und Regierungswirthschaftslehre. Dr. Mußler: Pandekten. - Pandekten-Prakticum. - Uebungs-Collegium über römisches Recht. - Privatissima über römisches Recht.

III. Medicinische Facultät.

Baumgärtner: Specielle Pathologie und Therapie. - Medicinisches Klinikum. - Prakticum in der polyklinischen Anstalt. Fromherz: Organische und gerichtliche Chemie. - Praktische Anleitung zu chemischen Arbeiten. - Geognosie. Leuckart: Physiologie des Menschen. - Vergleichende Osteologie. Schwörer: Einleitung zur Chirurgie. - Theorie der Geburtshülfe. - Chirurgische Klinik. - Geburtshülfliche Klinik. - Gerichtliche Medicin. Arnold: *)*) Anatomie des Nervensystems, der Sinnesorgane und der Genitalien des Menschen. - Physiologie des Menschen. Werber: Encyklopädie der Natur- und Heilwissenschaften. - Arzneimittellehre. - Receptirkunst. Spenner: Specielle Botanik. Hecker: Theorie der operativen Medicin und Operationscursus. - Nosologie und Therapie der Geschwülste. Dr. Fritschi: Arzneimittellehre. - Theorie der Arzneiwirkung. - Augenheilkunde. - Phrenologie und Phrenopathie. Dr. v. Rotteck: Toxikologie. - Receptirkunst. - Ueber die vorzüglichsten

*) Bisher Professor in Zürich, der einen Ruf nach Freiburg erhalten und angenommen hat.

und als ein höchst erwünschtes und zeitgemäßes Unternehmen mußte Hrn. Karl Schuhs Versuch, mikroskopische Gegenstände mittelst eines Hydro-Oxygen-Gas-Mikroskopes einem großen Publicum darzustellen, angesehen werden. Obgleich uns schon frühere Versuche, transparente Gegenstände mittelst des Drumond'schen Lichts darzustellen, Vieles versprachen, so glaubten wir dennoch unser Urtheil über Hrn. Schuhs erste Leistungen um so mehr aufschieben zu können, als wir mit vollem Grund einer baldigen Vervollkommnung des ganzen Apparats in Plössels Atelier entgegen sahen und hoffen durften, unter Beihülfe dieses Instruments und der kräftigen künstlichen Lichteinwirkung nicht allein transparente und opake Gegenstände klar darstellen, sondern auch diese Lichtbilder durch das Daguerre'sche Verfahren bleibend fixiren zu können. Da nun durch den glänzendsten Erfolg alle unsere Erwartungen weit übertroffen wurden, und somit das Mikroskop in die Collegien eingeführt werden kann, und die Daguerréotypie zuerst ihre wahre und volle Anwendbarkeit im praktischen Leben und im Gebiete der Naturwissenschaften gewinnt, so können wir nicht umhin, das wissenschaftliche Publicum von diesem wichtigen Fortschritt ehestens zu benachrichtigen, und hier eine kurze Beschreibung des vortrefflichen optischen Apparats zur öffentlichen Wissenschaft zu bringen.

Der ganze Apparat zerfällt in zwei wichtige Bestandtheile: in den Lichterzeugungs- und in den rein optischen Apparat. Beide sind von gleichem Belange, denn ohne eine ruhige Flamme und gesicherte Dauer eines intensiven Lichts würde auch der vortrefflichste optische Apparat nur Unvollständiges liefern, und umgekehrt auch das geeigneteste Licht bei einer mangelhaften Construction des Mikroskops nicht entsprechen. Zur Verwendung dieses Apparats haben demnach Plössels und Schuhs Fleiß und Talente sich vereinigt. Der Erleuchtungsapparat besteht aus einem leicht beweglichen Tisch, unter welchem sich die zwei Gasreservoirs befinden, die, mit comprimirtem Gas gefüllt, eine zwölfstündige Dauer des Experimentirens erlauben, ihren Inhalt durch an ihren Enden vereinte Röhren in die Capelle des auf dem Tisch ruhenden Mikroskops leiten, und über einen mittelst eines Uhrwerks spiralförmig bewegten Kalkkegel ausströmen. Das Licht ist so vollkommen gleichmäßig, daß nie ein Schwanken desselben eintritt, und die Erleuchtung wie die Intensität nach Willkür geregelt werden können. Die hier wie beim Sonnenmikroskop so hinderliche Wärme im Brennpunkt der Erleuchtungslinsen ist so glücklich beseitigt, daß die Beobachtung lebender Infusorien längere Zeit möglich gemacht wird.

Durch die Vortrefflichkeit der achromatisch-aplanatischen Objecte, welche in einer wagrecht gestellten, mit der Capelle des Erleuchtungsapparats verbundenen Leitungsröhre angebracht sind, werden vollkommen farbenfreie Bilder mit solcher Schärfe producirt, daß man z. B. an den Schmetterlingsschüppchen die Linien leicht erkennen kann. Diese Schärfe wird jedoch noch vermehrt, wenn man die Bilder transparent auf eine mattgeschliffene Glasplatte eröffnen läßt. Nicht minder Berücksichtigung verdient die Präparationsart der verschiedenen Gebilde, um sie vom Licht durchdringbar und so zu einer Darstellung mittelst dieses Instruments tauglich zu machen, worin Hr. Schuh eine ausgezeichnete Fertigkeit besitzt. Der optische Apparat für opake Gegenstände ist noch in der Arbeit, verspricht jedoch dermalen schon den besten Erfolg. Die von Hrn. Karl Schuh demonstrirten Präparate stellen uns mit seltener Schärfe und Schönheit Gegenstände aus dem Gebiet der Botanik, Mineralogie, vergleichenden und Menschenanatomie dar. Das erfreulichste Resultat lieferte jedoch ein erst jüngst bei mir vorgenommener Versuch, mittelst der Beleuchtung dieses Apparats Daguerréotypen zu erzeugen; denn die diesem Licht ausgesetzte und die Meisterhand unseres rühmlichst bekannten Professors v. Ettingshausen präparirte Platte stellte das Bild des gewählten Gegenstandes nach einer halbstündigen Einwirkung vollkommen getreu unsern Augen dar.

Wir schließen diesen Bericht mit folgenden Resultaten: 1) das eben besprochene Mikroskop kann zwar das componirte Mikroskop an Klarheit nicht erreichen, eignet sich jedoch vollkommen für Demonstrationen in den Collegien und Untersuchungen transparenter Objecte; 2) es macht die Abbildungen naturhistorischer Gegenstände mit Benützung der Daguerre'schen Methode in jedem beliebigen Augenblick möglich.

[934]

Auszug aus dem Verzeichnisse
der bei der
großherzogl. badischen Albert-Ludwigs-Universität
zu Freiburg im Breisgau
für das Sommer-Semester 1840
angekündigten Vorlesungen.

(Anfang der Vorlesungen 28 April.)

I. Theologische Facultät.

Hug: Einleitung in das neue Testament. Werk: Theorie der Seelsorge und Liturgik. – Katechetik nach Winter. v. Hirscher: Zweite Hälfte der christlichen Moral. Staudenmaier: Theorie der Religion und Offenbarung (generelle Dogmatik). – Zweiter Theil der speciellen Dogmatik. Vogel: Christliche Kirchengeschichte von Gregor VII bis auf unsere Tage. Wetzer: Arabische Sprache. – Hebräische Interpretations-Uebungen. – Biblische Hermeneutik. – Erklärung der Propheten Amos, Habakuk, Zephania und Haggai. Schleyer: Erklärung der synoptischen Evangelien, zweite Hälfte. – Auslegung der Pastoralbriefe Pauli. Dr. Adalbert Maier: Syrische Sprache. – Biblische Archäologie. – Erklärung der Propheten Amos und Micha. – Erklärung des zweiten Briefs an die Korinther.

II. Juristen-Facultät.

Duttlinger: Strafrechtswissenschaft. – Wechselrecht und Wechselproceß. – Civilproceßtheorie mit Rücksicht auf den Civilproceß von Baden. Warnkönig: Litterärgeschichte und Hermeneutik des römischen Rechts. – Erklärung der vaticanischen Fragmente. Amann: Exegetische Vorträge über die Institutionen Justinians. Fritz: Pandekten. Baurittel: Code Napoléon. – Badisches Landrecht. – Badisch-civil-rechtliches Uebungscollegium. Buß: Natürliches und positives europäisches Völkerrecht, in Verbindung mit der Geschichte des europäischen Staatensystems. – Staatslehre. – Volks- und Regierungswirthschaftslehre. Dr. Mußler: Pandekten. – Pandekten-Prakticum. – Uebungs-Collegium über römisches Recht. – Privatissima über römisches Recht.

III. Medicinische Facultät.

Baumgärtner: Specielle Pathologie und Therapie. – Medicinisches Klinikum. – Prakticum in der polyklinischen Anstalt. Fromherz: Organische und gerichtliche Chemie. – Praktische Anleitung zu chemischen Arbeiten. – Geognosie. Leuckart: Physiologie des Menschen. – Vergleichende Osteologie. Schwörer: Einleitung zur Chirurgie. – Theorie der Geburtshülfe. – Chirurgische Klinik. – Geburtshülfliche Klinik. – Gerichtliche Medicin. Arnold: *)*) Anatomie des Nervensystems, der Sinnesorgane und der Genitalien des Menschen. – Physiologie des Menschen. Werber: Encyklopädie der Natur- und Heilwissenschaften. – Arzneimittellehre. – Receptirkunst. Spenner: Specielle Botanik. Hecker: Theorie der operativen Medicin und Operationscursus. – Nosologie und Therapie der Geschwülste. Dr. Fritschi: Arzneimittellehre. – Theorie der Arzneiwirkung. – Augenheilkunde. – Phrenologie und Phrenopathie. Dr. v. Rotteck: Toxikologie. – Receptirkunst. – Ueber die vorzüglichsten

*) Bisher Professor in Zürich, der einen Ruf nach Freiburg erhalten und angenommen hat.
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[0638/0014] und als ein höchst erwünschtes und zeitgemäßes Unternehmen mußte Hrn. Karl Schuhs Versuch, mikroskopische Gegenstände mittelst eines Hydro-Oxygen-Gas-Mikroskopes einem großen Publicum darzustellen, angesehen werden. Obgleich uns schon frühere Versuche, transparente Gegenstände mittelst des Drumond'schen Lichts darzustellen, Vieles versprachen, so glaubten wir dennoch unser Urtheil über Hrn. Schuhs erste Leistungen um so mehr aufschieben zu können, als wir mit vollem Grund einer baldigen Vervollkommnung des ganzen Apparats in Plössels Atelier entgegen sahen und hoffen durften, unter Beihülfe dieses Instruments und der kräftigen künstlichen Lichteinwirkung nicht allein transparente und opake Gegenstände klar darstellen, sondern auch diese Lichtbilder durch das Daguerre'sche Verfahren bleibend fixiren zu können. Da nun durch den glänzendsten Erfolg alle unsere Erwartungen weit übertroffen wurden, und somit das Mikroskop in die Collegien eingeführt werden kann, und die Daguerréotypie zuerst ihre wahre und volle Anwendbarkeit im praktischen Leben und im Gebiete der Naturwissenschaften gewinnt, so können wir nicht umhin, das wissenschaftliche Publicum von diesem wichtigen Fortschritt ehestens zu benachrichtigen, und hier eine kurze Beschreibung des vortrefflichen optischen Apparats zur öffentlichen Wissenschaft zu bringen. Der ganze Apparat zerfällt in zwei wichtige Bestandtheile: in den Lichterzeugungs- und in den rein optischen Apparat. Beide sind von gleichem Belange, denn ohne eine ruhige Flamme und gesicherte Dauer eines intensiven Lichts würde auch der vortrefflichste optische Apparat nur Unvollständiges liefern, und umgekehrt auch das geeigneteste Licht bei einer mangelhaften Construction des Mikroskops nicht entsprechen. Zur Verwendung dieses Apparats haben demnach Plössels und Schuhs Fleiß und Talente sich vereinigt. Der Erleuchtungsapparat besteht aus einem leicht beweglichen Tisch, unter welchem sich die zwei Gasreservoirs befinden, die, mit comprimirtem Gas gefüllt, eine zwölfstündige Dauer des Experimentirens erlauben, ihren Inhalt durch an ihren Enden vereinte Röhren in die Capelle des auf dem Tisch ruhenden Mikroskops leiten, und über einen mittelst eines Uhrwerks spiralförmig bewegten Kalkkegel ausströmen. Das Licht ist so vollkommen gleichmäßig, daß nie ein Schwanken desselben eintritt, und die Erleuchtung wie die Intensität nach Willkür geregelt werden können. Die hier wie beim Sonnenmikroskop so hinderliche Wärme im Brennpunkt der Erleuchtungslinsen ist so glücklich beseitigt, daß die Beobachtung lebender Infusorien längere Zeit möglich gemacht wird. Durch die Vortrefflichkeit der achromatisch-aplanatischen Objecte, welche in einer wagrecht gestellten, mit der Capelle des Erleuchtungsapparats verbundenen Leitungsröhre angebracht sind, werden vollkommen farbenfreie Bilder mit solcher Schärfe producirt, daß man z. B. an den Schmetterlingsschüppchen die Linien leicht erkennen kann. Diese Schärfe wird jedoch noch vermehrt, wenn man die Bilder transparent auf eine mattgeschliffene Glasplatte eröffnen läßt. Nicht minder Berücksichtigung verdient die Präparationsart der verschiedenen Gebilde, um sie vom Licht durchdringbar und so zu einer Darstellung mittelst dieses Instruments tauglich zu machen, worin Hr. Schuh eine ausgezeichnete Fertigkeit besitzt. Der optische Apparat für opake Gegenstände ist noch in der Arbeit, verspricht jedoch dermalen schon den besten Erfolg. Die von Hrn. Karl Schuh demonstrirten Präparate stellen uns mit seltener Schärfe und Schönheit Gegenstände aus dem Gebiet der Botanik, Mineralogie, vergleichenden und Menschenanatomie dar. Das erfreulichste Resultat lieferte jedoch ein erst jüngst bei mir vorgenommener Versuch, mittelst der Beleuchtung dieses Apparats Daguerréotypen zu erzeugen; denn die diesem Licht ausgesetzte und die Meisterhand unseres rühmlichst bekannten Professors v. Ettingshausen präparirte Platte stellte das Bild des gewählten Gegenstandes nach einer halbstündigen Einwirkung vollkommen getreu unsern Augen dar. Wir schließen diesen Bericht mit folgenden Resultaten: 1) das eben besprochene Mikroskop kann zwar das componirte Mikroskop an Klarheit nicht erreichen, eignet sich jedoch vollkommen für Demonstrationen in den Collegien und Untersuchungen transparenter Objecte; 2) es macht die Abbildungen naturhistorischer Gegenstände mit Benützung der Daguerre'schen Methode in jedem beliebigen Augenblick möglich. [934] Auszug aus dem Verzeichnisse der bei der großherzogl. badischen Albert-Ludwigs-Universität zu Freiburg im Breisgau für das Sommer-Semester 1840 angekündigten Vorlesungen. (Anfang der Vorlesungen 28 April.) I. Theologische Facultät. Hug: Einleitung in das neue Testament. Werk: Theorie der Seelsorge und Liturgik. – Katechetik nach Winter. v. Hirscher: Zweite Hälfte der christlichen Moral. Staudenmaier: Theorie der Religion und Offenbarung (generelle Dogmatik). – Zweiter Theil der speciellen Dogmatik. Vogel: Christliche Kirchengeschichte von Gregor VII bis auf unsere Tage. Wetzer: Arabische Sprache. – Hebräische Interpretations-Uebungen. – Biblische Hermeneutik. – Erklärung der Propheten Amos, Habakuk, Zephania und Haggai. Schleyer: Erklärung der synoptischen Evangelien, zweite Hälfte. – Auslegung der Pastoralbriefe Pauli. Dr. Adalbert Maier: Syrische Sprache. – Biblische Archäologie. – Erklärung der Propheten Amos und Micha. – Erklärung des zweiten Briefs an die Korinther. II. Juristen-Facultät. Duttlinger: Strafrechtswissenschaft. – Wechselrecht und Wechselproceß. – Civilproceßtheorie mit Rücksicht auf den Civilproceß von Baden. Warnkönig: Litterärgeschichte und Hermeneutik des römischen Rechts. – Erklärung der vaticanischen Fragmente. Amann: Exegetische Vorträge über die Institutionen Justinians. Fritz: Pandekten. Baurittel: Code Napoléon. – Badisches Landrecht. – Badisch-civil-rechtliches Uebungscollegium. Buß: Natürliches und positives europäisches Völkerrecht, in Verbindung mit der Geschichte des europäischen Staatensystems. – Staatslehre. – Volks- und Regierungswirthschaftslehre. Dr. Mußler: Pandekten. – Pandekten-Prakticum. – Uebungs-Collegium über römisches Recht. – Privatissima über römisches Recht. III. Medicinische Facultät. Baumgärtner: Specielle Pathologie und Therapie. – Medicinisches Klinikum. – Prakticum in der polyklinischen Anstalt. Fromherz: Organische und gerichtliche Chemie. – Praktische Anleitung zu chemischen Arbeiten. – Geognosie. Leuckart: Physiologie des Menschen. – Vergleichende Osteologie. Schwörer: Einleitung zur Chirurgie. – Theorie der Geburtshülfe. – Chirurgische Klinik. – Geburtshülfliche Klinik. – Gerichtliche Medicin. Arnold: *) *) Anatomie des Nervensystems, der Sinnesorgane und der Genitalien des Menschen. – Physiologie des Menschen. Werber: Encyklopädie der Natur- und Heilwissenschaften. – Arzneimittellehre. – Receptirkunst. Spenner: Specielle Botanik. Hecker: Theorie der operativen Medicin und Operationscursus. – Nosologie und Therapie der Geschwülste. Dr. Fritschi: Arzneimittellehre. – Theorie der Arzneiwirkung. – Augenheilkunde. – Phrenologie und Phrenopathie. Dr. v. Rotteck: Toxikologie. – Receptirkunst. – Ueber die vorzüglichsten *) Bisher Professor in Zürich, der einen Ruf nach Freiburg erhalten und angenommen hat.

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 80. Augsburg, 20. März 1840, S. 0638. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_080_18400320/14>, abgerufen am 21.11.2024.