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Allgemeine Zeitung. Nr. 84. Augsburg, 24. März 1840.

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Ueber die Bildung des Ministeriums ist noch nichts entschieden. Der König hat Hrn. Lebeau empfangen. An der Börse vermuthete man, daß letzterer mit Zusammensetzung des neuen Cabinets beauftragt werde. (Brüssel. Bl.)

Niederlande

Die Vermählung des Königs mit der Gräfin d'Oultremont scheint außer allem Zweifel, und was über den Entschluß dieser Dame, Holland mit keinem Fuße mehr betreten zu wollen, ausgestreut wurde, eine bloße Erdichtung von Gegnern des Projects gewesen zu seyn, vielleicht um dieselbe abzuschrecken. Ich habe mir in einem frühern Briefe erlaubt, die Motive anzudeuten, welche den nunmehr gänzlich isolirt dastehenden ehrwürdigen Monarchen bestimmt haben dürften, einen vielleicht vor kurzem noch unerwarteten Entschluß dennoch auszuführen; ich glaube auch noch jetzt, sie geltend machen zu können, und da man in einigen Correspondenzberichten der Allg. Zeit. und anderer Journale auch des religiösen Punktes, als Abhaltungsgrundes von dem fraglichen Vorhaben, gedacht hat, so nehme ich mir die Freiheit, nachträglich zu bemerken, daß gerade diesem auch eine günstige Seite abzugewinnen ist. Oder sollte eine Verbindung mit einer Gattin katholischer Confession ein Präjudiz gegen den Fürsten begründen, welcher über ein Drittheil katholischer Unterthanen seines Scepters zählt? Sie muß vielmehr als eine Bürgschaft mehr für die toleranten, nach beiden Seiten hin wohlwollenden und schützenden Gesinnungen betrachtet werden - für Gesinnungen, welche beide Religionsparteien mit gleichem Rechte, und dem Geist wie dem Buchstaben des Grundgesetzes gemäß, für sich ansprechen können. Wurden doch Verbindungen ähnlicher Art in neuester Zeit von mehr als einem Fürstenhause geschlossen, welches zur protestantischen Kirche sich bekennt, während katholische Dynastien ein gleiches Beispiel umgekehrt darbieten. Eine reine Privat- und Familiensache somit zur Staatsaffaire machen und Principien und Tendenzen daraus folgern, ist eine wahre Unwürdigkeit und eine den andern Religionsverwandten zugefügte Beleidigung; sie ist endlich ein schwerer Undank gegen einen Monarchen, welcher seine Persönlichkeit jederzeit dem Staate untergeordnet, und die Annehmlichkeiten des Privatlebens, wie nur irgend Einer, den Lasten und Sorgen der Regierungsgeschäfte geopfert hat. Alle unbefangenen, billig denkenden Menschen in Holland theilen gegenwärtig diese Ansicht und müssen sie theilen; auch kann ich Sie versichern, daß der angeblich herrschende Widerwillen gegen das Vermählungsproject bloß ein künstlich verbreiteter, und nicht aus dem Gemüthe eines Volks geflossen ist, welches den Sinn für das Rechte und Schickliche mehr, als vielleicht irgend ein anderes zu bewahren und zu offenbaren versteht. - Die Amnestirung und Wiedereinsetzung van der Smissens in Brüssel hat auch hierwärts viel Aufsehen gemacht; in deutschen Blättern ist die wahre Ursache dieser raschen Entschließung des belgischen Ministeriums nicht besprochen worden; sie erklärt sich aber aus dem Umstande, daß Hr. van der Smissen gedroht hat, eine geheime Geschichte der September-Revolution mit Documenten zu veröffentlichen, welche manche der jetzt am Ruder oder in hohen Stellungen sich befindenden Personen in einem ganz eigenen, für sie in mehrfacher Hinsicht nicht sehr erfreulichen Lichte darstellen dürfte. Man beeilte sich daher, den ungestümen Flüchtling mit der beabsichtigten Rede ad Pontifices zum Schweigen zu bringen. - Eine höchst nützliche Gesellschaft für Veröffentlichung von Kunstgegenständen und Kunstleistungen hat sich so eben, unter dem Vorsitz des Prinzen von Oranien, gebildet. Ich werde das Vergnügen haben, in einem eigenen Artikel dieselbe, so wie auch die aus Brüssel zurückgekommene kostbare Gemäldegalerie des Prinzen zu besprechen. Ebenso sollen Sie einen detaillirten Bericht über die Kunstausstellung vom Jahr 1839 im Haag, als Seitenstück zu dem über die Brüsseler von demselben Jahr, welchen Ihre Zeitung vor kurzem lieferte, erhalten.

Deutschland.

Die Vorlagen der Regierung sind nunmehr in den Ausschüssen der 2ten Kammer, wie ich höre, fast durchgängig bearbeitet und erledigt, weßwegen von morgen an die öffentlichen Sitzungen sich ununterbrochen folgen sollen. - Gestern starb hier ein geachteter Justizmann, der Oberappellationsrath Quirin Schieder. - Se. Maj. der König hat in neuester Zeit zur Vervollständigung der in der Pinakothek aufzustellenden Sammlung hetrurischer Vasen abermal eine bedeutende Collection antiker Ueberreste erstanden, die von großer Schönheit seyn sollen. Die gänzliche Vollendung der Pinakothek wird in diesem Sommer bewerkstelligt werden, und bereits ist man beschäftigt, sie in ihrem ganzen Umfange mit einem geschmackvollen eisernen Gitter zu umgeben, wodurch dieses monumentale Bauwerk auch von außen eine entsprechende Zierde erhält. - Diesen Morgen erschien die Gemeinderechnung unsrer Stadt vom Jahr 1838/1839. Die Gesammteinnahme beträgt 610,622 fl. und die bedeutendste Position derselben, der Malzaufschlag, 265,768 fl. - In der Rubrik: "Todesfälle" ist in der Beilage der heutigen Allg. Ztg. auch der Name des Oberstsilberkämmerers Grafen v. Tauffkirchen aufgeführt. Ich kann versichern, daß der verehrte 88jährige Greis sich ganz wohl befindet. (Die irrige Meldung, die der Redaction äußerst leid thut, entstand aus einer mißverstandenen Notiz in einem andern bayerischen Blatte.)

Zu dem feierlichen Leichenbegängniß des Generals Guilleminot waren vorgestern der Minister v. Blittersdorf, der General v. Lasollaye und der französische Gesandte von Karlsruhe, der commandirende Obrist und viele Officiere von Rastadt hier eingetroffen. Die Beisetzung fand mit allen passenden und dem Range des Verstorbenen angemessenen Ehrenbezeugungen statt; auch der letzte laute Abschiedsruf fehlte nicht, den knallende Gewehre an eines Kriegers Gruft donnern sollen, da die hiesige Bürgergarde den Soldatendienst bei der Leichenfeier aus eigenem Antrieb übernommen hatte. Doch auch in der Gruft noch ist der General hier nur ein Gast, und wird in wenigen Tagen von dannen geführt werden. Ein paar Tage nach seinem Tode ist hier ein ungeheurer Ballen Papier eingetroffen, den der Selige sich bestellt hatte, um ihn, wie er sagte, als Andenken mitzunehmen; er enthält ein vollständiges Exemplar der Allgemeinen Zeitung, von ihrem ersten Jahrgang an. Guilleminot liebte zu erwähnen, daß er zu der Zahl der ältesten Mitarbeiter dieser Zeitung gehörte, zu welcher er in den ersten Jahren ihres Bestehens wesentliche Beiträge geliefert habe. - Sie werden aus öffentlichen Blättern bereits den plötzlichen Tod des Freiherrn v. Fahnenberg erfahren haben; er bereitete in den letzten Jahren seines Lebens ein umfassendes Werk über den Schwarzwald vor, und wenn auch einige der gesammelten Materialien bereits verarbeitet und durch den Druck veröffentlicht wurden, so liegt doch der Hauptreichthum noch in den Handschriften des emsigen Sammlers aufgespeichert, und es wäre zu wünschen, daß derselbe fähigen Händen übergeben würde.

Heute wurde in der zweiten Kammer die Berathung über das Ausgabebudget fortgesetzt. Große Freude erregte das Erscheinen des so lange abwesenden Hrn.

Ueber die Bildung des Ministeriums ist noch nichts entschieden. Der König hat Hrn. Lebeau empfangen. An der Börse vermuthete man, daß letzterer mit Zusammensetzung des neuen Cabinets beauftragt werde. (Brüssel. Bl.)

Niederlande

Die Vermählung des Königs mit der Gräfin d'Oultremont scheint außer allem Zweifel, und was über den Entschluß dieser Dame, Holland mit keinem Fuße mehr betreten zu wollen, ausgestreut wurde, eine bloße Erdichtung von Gegnern des Projects gewesen zu seyn, vielleicht um dieselbe abzuschrecken. Ich habe mir in einem frühern Briefe erlaubt, die Motive anzudeuten, welche den nunmehr gänzlich isolirt dastehenden ehrwürdigen Monarchen bestimmt haben dürften, einen vielleicht vor kurzem noch unerwarteten Entschluß dennoch auszuführen; ich glaube auch noch jetzt, sie geltend machen zu können, und da man in einigen Correspondenzberichten der Allg. Zeit. und anderer Journale auch des religiösen Punktes, als Abhaltungsgrundes von dem fraglichen Vorhaben, gedacht hat, so nehme ich mir die Freiheit, nachträglich zu bemerken, daß gerade diesem auch eine günstige Seite abzugewinnen ist. Oder sollte eine Verbindung mit einer Gattin katholischer Confession ein Präjudiz gegen den Fürsten begründen, welcher über ein Drittheil katholischer Unterthanen seines Scepters zählt? Sie muß vielmehr als eine Bürgschaft mehr für die toleranten, nach beiden Seiten hin wohlwollenden und schützenden Gesinnungen betrachtet werden – für Gesinnungen, welche beide Religionsparteien mit gleichem Rechte, und dem Geist wie dem Buchstaben des Grundgesetzes gemäß, für sich ansprechen können. Wurden doch Verbindungen ähnlicher Art in neuester Zeit von mehr als einem Fürstenhause geschlossen, welches zur protestantischen Kirche sich bekennt, während katholische Dynastien ein gleiches Beispiel umgekehrt darbieten. Eine reine Privat- und Familiensache somit zur Staatsaffaire machen und Principien und Tendenzen daraus folgern, ist eine wahre Unwürdigkeit und eine den andern Religionsverwandten zugefügte Beleidigung; sie ist endlich ein schwerer Undank gegen einen Monarchen, welcher seine Persönlichkeit jederzeit dem Staate untergeordnet, und die Annehmlichkeiten des Privatlebens, wie nur irgend Einer, den Lasten und Sorgen der Regierungsgeschäfte geopfert hat. Alle unbefangenen, billig denkenden Menschen in Holland theilen gegenwärtig diese Ansicht und müssen sie theilen; auch kann ich Sie versichern, daß der angeblich herrschende Widerwillen gegen das Vermählungsproject bloß ein künstlich verbreiteter, und nicht aus dem Gemüthe eines Volks geflossen ist, welches den Sinn für das Rechte und Schickliche mehr, als vielleicht irgend ein anderes zu bewahren und zu offenbaren versteht. – Die Amnestirung und Wiedereinsetzung van der Smissens in Brüssel hat auch hierwärts viel Aufsehen gemacht; in deutschen Blättern ist die wahre Ursache dieser raschen Entschließung des belgischen Ministeriums nicht besprochen worden; sie erklärt sich aber aus dem Umstande, daß Hr. van der Smissen gedroht hat, eine geheime Geschichte der September-Revolution mit Documenten zu veröffentlichen, welche manche der jetzt am Ruder oder in hohen Stellungen sich befindenden Personen in einem ganz eigenen, für sie in mehrfacher Hinsicht nicht sehr erfreulichen Lichte darstellen dürfte. Man beeilte sich daher, den ungestümen Flüchtling mit der beabsichtigten Rede ad Pontifices zum Schweigen zu bringen. – Eine höchst nützliche Gesellschaft für Veröffentlichung von Kunstgegenständen und Kunstleistungen hat sich so eben, unter dem Vorsitz des Prinzen von Oranien, gebildet. Ich werde das Vergnügen haben, in einem eigenen Artikel dieselbe, so wie auch die aus Brüssel zurückgekommene kostbare Gemäldegalerie des Prinzen zu besprechen. Ebenso sollen Sie einen detaillirten Bericht über die Kunstausstellung vom Jahr 1839 im Haag, als Seitenstück zu dem über die Brüsseler von demselben Jahr, welchen Ihre Zeitung vor kurzem lieferte, erhalten.

Deutschland.

Die Vorlagen der Regierung sind nunmehr in den Ausschüssen der 2ten Kammer, wie ich höre, fast durchgängig bearbeitet und erledigt, weßwegen von morgen an die öffentlichen Sitzungen sich ununterbrochen folgen sollen. – Gestern starb hier ein geachteter Justizmann, der Oberappellationsrath Quirin Schieder. – Se. Maj. der König hat in neuester Zeit zur Vervollständigung der in der Pinakothek aufzustellenden Sammlung hetrurischer Vasen abermal eine bedeutende Collection antiker Ueberreste erstanden, die von großer Schönheit seyn sollen. Die gänzliche Vollendung der Pinakothek wird in diesem Sommer bewerkstelligt werden, und bereits ist man beschäftigt, sie in ihrem ganzen Umfange mit einem geschmackvollen eisernen Gitter zu umgeben, wodurch dieses monumentale Bauwerk auch von außen eine entsprechende Zierde erhält. – Diesen Morgen erschien die Gemeinderechnung unsrer Stadt vom Jahr 1838/1839. Die Gesammteinnahme beträgt 610,622 fl. und die bedeutendste Position derselben, der Malzaufschlag, 265,768 fl. – In der Rubrik: „Todesfälle“ ist in der Beilage der heutigen Allg. Ztg. auch der Name des Oberstsilberkämmerers Grafen v. Tauffkirchen aufgeführt. Ich kann versichern, daß der verehrte 88jährige Greis sich ganz wohl befindet. (Die irrige Meldung, die der Redaction äußerst leid thut, entstand aus einer mißverstandenen Notiz in einem andern bayerischen Blatte.)

Zu dem feierlichen Leichenbegängniß des Generals Guilleminot waren vorgestern der Minister v. Blittersdorf, der General v. Lasollaye und der französische Gesandte von Karlsruhe, der commandirende Obrist und viele Officiere von Rastadt hier eingetroffen. Die Beisetzung fand mit allen passenden und dem Range des Verstorbenen angemessenen Ehrenbezeugungen statt; auch der letzte laute Abschiedsruf fehlte nicht, den knallende Gewehre an eines Kriegers Gruft donnern sollen, da die hiesige Bürgergarde den Soldatendienst bei der Leichenfeier aus eigenem Antrieb übernommen hatte. Doch auch in der Gruft noch ist der General hier nur ein Gast, und wird in wenigen Tagen von dannen geführt werden. Ein paar Tage nach seinem Tode ist hier ein ungeheurer Ballen Papier eingetroffen, den der Selige sich bestellt hatte, um ihn, wie er sagte, als Andenken mitzunehmen; er enthält ein vollständiges Exemplar der Allgemeinen Zeitung, von ihrem ersten Jahrgang an. Guilleminot liebte zu erwähnen, daß er zu der Zahl der ältesten Mitarbeiter dieser Zeitung gehörte, zu welcher er in den ersten Jahren ihres Bestehens wesentliche Beiträge geliefert habe. – Sie werden aus öffentlichen Blättern bereits den plötzlichen Tod des Freiherrn v. Fahnenberg erfahren haben; er bereitete in den letzten Jahren seines Lebens ein umfassendes Werk über den Schwarzwald vor, und wenn auch einige der gesammelten Materialien bereits verarbeitet und durch den Druck veröffentlicht wurden, so liegt doch der Hauptreichthum noch in den Handschriften des emsigen Sammlers aufgespeichert, und es wäre zu wünschen, daß derselbe fähigen Händen übergeben würde.

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[0669/0005] Ueber die Bildung des Ministeriums ist noch nichts entschieden. Der König hat Hrn. Lebeau empfangen. An der Börse vermuthete man, daß letzterer mit Zusammensetzung des neuen Cabinets beauftragt werde. (Brüssel. Bl.) Niederlande _ Haag, 14 März. Die Vermählung des Königs mit der Gräfin d'Oultremont scheint außer allem Zweifel, und was über den Entschluß dieser Dame, Holland mit keinem Fuße mehr betreten zu wollen, ausgestreut wurde, eine bloße Erdichtung von Gegnern des Projects gewesen zu seyn, vielleicht um dieselbe abzuschrecken. Ich habe mir in einem frühern Briefe erlaubt, die Motive anzudeuten, welche den nunmehr gänzlich isolirt dastehenden ehrwürdigen Monarchen bestimmt haben dürften, einen vielleicht vor kurzem noch unerwarteten Entschluß dennoch auszuführen; ich glaube auch noch jetzt, sie geltend machen zu können, und da man in einigen Correspondenzberichten der Allg. 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Eine reine Privat- und Familiensache somit zur Staatsaffaire machen und Principien und Tendenzen daraus folgern, ist eine wahre Unwürdigkeit und eine den andern Religionsverwandten zugefügte Beleidigung; sie ist endlich ein schwerer Undank gegen einen Monarchen, welcher seine Persönlichkeit jederzeit dem Staate untergeordnet, und die Annehmlichkeiten des Privatlebens, wie nur irgend Einer, den Lasten und Sorgen der Regierungsgeschäfte geopfert hat. Alle unbefangenen, billig denkenden Menschen in Holland theilen gegenwärtig diese Ansicht und müssen sie theilen; auch kann ich Sie versichern, daß der angeblich herrschende Widerwillen gegen das Vermählungsproject bloß ein künstlich verbreiteter, und nicht aus dem Gemüthe eines Volks geflossen ist, welches den Sinn für das Rechte und Schickliche mehr, als vielleicht irgend ein anderes zu bewahren und zu offenbaren versteht. – Die Amnestirung und Wiedereinsetzung van der Smissens in Brüssel hat auch hierwärts viel Aufsehen gemacht; in deutschen Blättern ist die wahre Ursache dieser raschen Entschließung des belgischen Ministeriums nicht besprochen worden; sie erklärt sich aber aus dem Umstande, daß Hr. van der Smissen gedroht hat, eine geheime Geschichte der September-Revolution mit Documenten zu veröffentlichen, welche manche der jetzt am Ruder oder in hohen Stellungen sich befindenden Personen in einem ganz eigenen, für sie in mehrfacher Hinsicht nicht sehr erfreulichen Lichte darstellen dürfte. Man beeilte sich daher, den ungestümen Flüchtling mit der beabsichtigten Rede ad Pontifices zum Schweigen zu bringen. – Eine höchst nützliche Gesellschaft für Veröffentlichung von Kunstgegenständen und Kunstleistungen hat sich so eben, unter dem Vorsitz des Prinzen von Oranien, gebildet. Ich werde das Vergnügen haben, in einem eigenen Artikel dieselbe, so wie auch die aus Brüssel zurückgekommene kostbare Gemäldegalerie des Prinzen zu besprechen. Ebenso sollen Sie einen detaillirten Bericht über die Kunstausstellung vom Jahr 1839 im Haag, als Seitenstück zu dem über die Brüsseler von demselben Jahr, welchen Ihre Zeitung vor kurzem lieferte, erhalten. Deutschland. _ München, 22 März. Die Vorlagen der Regierung sind nunmehr in den Ausschüssen der 2ten Kammer, wie ich höre, fast durchgängig bearbeitet und erledigt, weßwegen von morgen an die öffentlichen Sitzungen sich ununterbrochen folgen sollen. – Gestern starb hier ein geachteter Justizmann, der Oberappellationsrath Quirin Schieder. – Se. Maj. der König hat in neuester Zeit zur Vervollständigung der in der Pinakothek aufzustellenden Sammlung hetrurischer Vasen abermal eine bedeutende Collection antiker Ueberreste erstanden, die von großer Schönheit seyn sollen. Die gänzliche Vollendung der Pinakothek wird in diesem Sommer bewerkstelligt werden, und bereits ist man beschäftigt, sie in ihrem ganzen Umfange mit einem geschmackvollen eisernen Gitter zu umgeben, wodurch dieses monumentale Bauwerk auch von außen eine entsprechende Zierde erhält. – Diesen Morgen erschien die Gemeinderechnung unsrer Stadt vom Jahr 1838/1839. Die Gesammteinnahme beträgt 610,622 fl. und die bedeutendste Position derselben, der Malzaufschlag, 265,768 fl. – In der Rubrik: „Todesfälle“ ist in der Beilage der heutigen Allg. Ztg. auch der Name des Oberstsilberkämmerers Grafen v. Tauffkirchen aufgeführt. Ich kann versichern, daß der verehrte 88jährige Greis sich ganz wohl befindet. (Die irrige Meldung, die der Redaction äußerst leid thut, entstand aus einer mißverstandenen Notiz in einem andern bayerischen Blatte.) _ Baden-Baden, 21 März. Zu dem feierlichen Leichenbegängniß des Generals Guilleminot waren vorgestern der Minister v. Blittersdorf, der General v. Lasollaye und der französische Gesandte von Karlsruhe, der commandirende Obrist und viele Officiere von Rastadt hier eingetroffen. Die Beisetzung fand mit allen passenden und dem Range des Verstorbenen angemessenen Ehrenbezeugungen statt; auch der letzte laute Abschiedsruf fehlte nicht, den knallende Gewehre an eines Kriegers Gruft donnern sollen, da die hiesige Bürgergarde den Soldatendienst bei der Leichenfeier aus eigenem Antrieb übernommen hatte. Doch auch in der Gruft noch ist der General hier nur ein Gast, und wird in wenigen Tagen von dannen geführt werden. Ein paar Tage nach seinem Tode ist hier ein ungeheurer Ballen Papier eingetroffen, den der Selige sich bestellt hatte, um ihn, wie er sagte, als Andenken mitzunehmen; er enthält ein vollständiges Exemplar der Allgemeinen Zeitung, von ihrem ersten Jahrgang an. Guilleminot liebte zu erwähnen, daß er zu der Zahl der ältesten Mitarbeiter dieser Zeitung gehörte, zu welcher er in den ersten Jahren ihres Bestehens wesentliche Beiträge geliefert habe. – Sie werden aus öffentlichen Blättern bereits den plötzlichen Tod des Freiherrn v. Fahnenberg erfahren haben; er bereitete in den letzten Jahren seines Lebens ein umfassendes Werk über den Schwarzwald vor, und wenn auch einige der gesammelten Materialien bereits verarbeitet und durch den Druck veröffentlicht wurden, so liegt doch der Hauptreichthum noch in den Handschriften des emsigen Sammlers aufgespeichert, und es wäre zu wünschen, daß derselbe fähigen Händen übergeben würde. _ Dresden, 16 März. Heute wurde in der zweiten Kammer die Berathung über das Ausgabebudget fortgesetzt. Große Freude erregte das Erscheinen des so lange abwesenden Hrn.

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 84. Augsburg, 24. März 1840, S. 0669. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_084_18400324/5>, abgerufen am 21.11.2024.