Allgemeine Zeitung. Nr. 88. Augsburg, 28. März 1840.Verbindung alsbald aufgelöst werden. Denn was unvermischbar sey, dürfe auch nicht vermischt werden, und der Wolf dürfe nicht mit dem Lamme gepaart, das Loos der Sünder nicht mit dem Theile Christi verbunden werden. Wer aber diese Verordnung übertrete, solle excommunicirt werden." Und in dem Steuerbuche der griechischen Kirche ([fremdsprachliches Material - fehlt]), einer Sammlung der Kanones mit Erklärungen und Anmerkungen, die im Jahre 1800 zu Leipzig auf Befehl des Patriarchen gedruckt worden ist, findet sich zu dem angeführten Kanon auf S. 194 folgende Bemerkung: "Möchten die Priester auf den Inseln, und überhaupt an allen Orten, wo sich Lateiner befinden, vor der Strafe, welche die Synode droht, zurückbeben, und in keinem Falle gestatten, daß ein Lateiner eine orthodoxe Frau, oder eine Lateinerin einen orthodoxen Mann nehme. Denn wie kann eine Gemeinschaft des Lebens zwischen einem Orthodoxen und einem Ketzer statt finden? Und sollten ohne ihr Wissen solche widerrechtliche Ehe auf irgend eine Weise eingegangen werden, so müssen sie dieselben sofort auflösen u. s. w." - Auch in dem Gesetzbuche für die Moldau (vom J. 1816) heißt es §. 91: "Ehen können nicht eingegangen werden zwischen Christen und Nichtchristen, noch auch zwischen Orthodoxen und Nichtorthodoxen;" ebenso in dem Gesetzbuche für die Walachei (vom J. 1817) Theil III. Cap. 16. §. 2: "Es sollen eine Ehe nicht abschließen können Freie mit Sklaven, oder Christen (d. h. griechische Christen) mit andern Glaubensverwandten." Bei diesem Stande des griechischen Kirchenrechts kann es nicht Wunder nehmen, wenn der Patriarch Gregorios fest entschlossen ist, darüber zu wachen, daß gemischte Ehen von den griechischen Geistlichen nicht eingesegnet werden, um so mehr, als in der griechischen Kirche Gewohnheit und Herkommen die gemischten Ehen bisher noch nicht in demselben Maaße geheiligt haben, als dieß in der römisch-katholischen Kirche der Fall gewesen ist. Inwiefern dennoch Lord Ponsonby Ursache hat, sich über die Maaßregeln des Patriarchen Gregorios in Beziehung auf die jonischen Inseln zu beschweren, vermag ich nicht zu entscheiden. Indessen spricht man davon, daß der Patriarch Gregorios abgesetzt worden *), und der Metropolit von Thessalonich an seine Stelle treten solle - eine Veränderung, die wenigstens bisher in der Türkei nicht schwer zu bewerkstelligen war. Den Metropoliten von Thessalonich habe ich im Junius 1838 in seiner Metropole besucht, und später in Konstantinopel getroffen. Schon damals wurde gesagt, daß ihn der Patriarch als Nebenbuhler fürchte, und zur heiligen Synode nach Konstantinopel entboten habe, um ihn desto besser überwachen zu können. Der Metropolit ist bereits vorgerückten Alters, aber noch kräftig und frisch. Auf Gelehrsamkeit und Bildung macht er durchaus keinen Anspruch, aber sein praktischer Verstand und seine diplomatische Kunst und Gewandtheit werden allgemein gerühmt. Sollte er durch englische Vermittlung auf den patriarchalischen Thron gelangen, so wird er jedenfalls in seinem Verfahren behutsamer seyn, wenn es auch nicht in seiner Macht oder Absicht liegt, das Recht der griechischen Kirche in Beziehung auf die gemischten Ehen zu ändern. Reisen und Reiselitteratur. Die Weltumseglungsfahrt des Astrolabe und der Zelee. Vom Capitän Dumont d'Urville, dem Commandanten der wissenschaftlichen Expedition der Franzosen, die zuletzt Oceanien besuchte, ist ein Bericht an den Marineminister aus Amboina vom 17 Febr. 1839 eingelaufen. Die beiden Corvetten hatten Tahiti am 16 Sept. verlassen und alle Inseln des Cook-Archipels, sogar Mopelia und Scilly besucht; an den Klippen von Mopelia wären beide Corvetten beinahe gescheitert. Von dort segelten sie nach den Schifferinseln, fuhren den lachenden, fruchtbaren Ufern dieser Eilande entlang, ankerten auf der Nordseite der Insel Oyolova des Lapeyrouse, in dem kleinen Hafen Apia, und blieben dort sechs Tage lang. Ihr Verkehr mit den Eingebornen war freundschaftlich, nur einmal wurde ein Marinezögling von seinem Führer bestohlen. Als aber Hr. Dumont d'Urville bewaffnete Mannschaft ans Land setzen ließ, wurden die gestohlenen Gegenstände zurückgegeben und von dem schuldigen Stamm überdieß noch zwölf Schweinchen als Strafe ausgeliefert. Die Reisenden zogen auf diesem Eiland Nachrichten über das unglückliche Ende Lapeyrouse's und seiner Gefährten ein, und erfuhren mit ziemlicher Gewißheit, daß der Untergang des berühmten Seefahrers durch einen rein zufälligen Umstand herbeigeführt worden. Die Leichen der getödteten Franzosen wurden begraben, nicht gefressen, wie man lange geglaubt hat, denn die Eingebornen der Schifferinseln waren nie Menschenfresser. Endlich wurden zwei oder drei Franzosen, die an ihren Wunden nicht erlagen, von den Wilden gut behandelt, und lebten noch ziemlich lange nach dem Tode Lapeyrouse's auf jenen Eilanden. Von den Schifferinseln segelte Dumont d'Urville nach der Wawao-Insel, die jetzt ganz von den Missionären der Methodisten beherrscht wird, dann nach den Hapai-Inseln, wo mehrere noch unbekannte Canäle und Klippen in die Seekarte aufgenommen wurden. Hierauf wandte sich die Expedition nach der Tongainselgruppe. Ein Häuptling der Eingebornen, Latschika, gab den Reisenden dort Aufschluß über die Ermordung des französischen Seefahrers, Capitän Bureau. Sein Mörder war ein Häuptling der Insel Piwa, Nakalasse, der Schrecken aller benachbarten Inseln. Am 16 October 1838 warfen die beiden Corvetten bei der Insel Piwa Anker, nur zwei Stunden von der Festung des Häuptlings Nakalasse entfernt. Latschika, welcher den Franzosen als Dolmetscher diente, und ein französischer Officier stiegen ans Land und statteten dem Abuni-Valu (so viel als Oberhaupt oder König) der Insel einen Besuch ab. Sie verlangten von ihm die Auslieferung Nakalasse's. Der Name dieses Abuni-Valu ist Tanoa; er trägt einen langen weißen Bart und scheint gegen siebenzig Jahre alt. Er empfing die beiden Abgesandten mit viel Ehrenbezeugung, betheuerte seine guten Gesinnungen für die Franzosen und seinen Abscheu gegen das Verbrechen Nakalasse's. Aber er fürchtete diesen mächtigen Vasallen, der ihn schon einmal vom Thron gejagt und gezwungen hatte, nach den benachbarten Inseln zu fliehen. Tanoa erklärte daher, daß es ihm unmöglich sey, den Schuldigen auszuliefern, übrigens würde er es recht gerne sehen, wenn die Franzosen Nakalasse züchtigen wollten, und weit entfernt, ihm die geringste Hülfe zu leisten, werde er ihm vielmehr, wenn er auf sein Gebiet sich flüchtete, sogleich abschlachten und fressen, obgleich Nakalasse seines Bruders Tochter geheirathet hatte, und demnach Tanoa's Neffe geworden. Capitän Dumont d'Urville ließ nun fünfzig Matrosen unter dem Commando des Lieutenants Dubouzet ans Land setzen; fast alle Officiere der beiden Corvetten schlossen sich der Expedition als Freiwillige an. Obwohl Nakalasse dem französischen Commandanten gemeldet hatte, er werde sich unter den Trümmern seiner Festung eher begraben, als dieselbe verlassen, ergriff er doch sammt den übrigen Bewohnern bei der Annäherung der Franzosen die Flucht. Die *) Die Thatsache, daß er abgesetzt wurde, ist durch eine Reihe von Briefen, die mit der letzten türkischen Post kamen, verbürgt.
Verbindung alsbald aufgelöst werden. Denn was unvermischbar sey, dürfe auch nicht vermischt werden, und der Wolf dürfe nicht mit dem Lamme gepaart, das Loos der Sünder nicht mit dem Theile Christi verbunden werden. Wer aber diese Verordnung übertrete, solle excommunicirt werden.“ Und in dem Steuerbuche der griechischen Kirche ([fremdsprachliches Material – fehlt]), einer Sammlung der Kanones mit Erklärungen und Anmerkungen, die im Jahre 1800 zu Leipzig auf Befehl des Patriarchen gedruckt worden ist, findet sich zu dem angeführten Kanon auf S. 194 folgende Bemerkung: „Möchten die Priester auf den Inseln, und überhaupt an allen Orten, wo sich Lateiner befinden, vor der Strafe, welche die Synode droht, zurückbeben, und in keinem Falle gestatten, daß ein Lateiner eine orthodoxe Frau, oder eine Lateinerin einen orthodoxen Mann nehme. Denn wie kann eine Gemeinschaft des Lebens zwischen einem Orthodoxen und einem Ketzer statt finden? Und sollten ohne ihr Wissen solche widerrechtliche Ehe auf irgend eine Weise eingegangen werden, so müssen sie dieselben sofort auflösen u. s. w.“ – Auch in dem Gesetzbuche für die Moldau (vom J. 1816) heißt es §. 91: „Ehen können nicht eingegangen werden zwischen Christen und Nichtchristen, noch auch zwischen Orthodoxen und Nichtorthodoxen;“ ebenso in dem Gesetzbuche für die Walachei (vom J. 1817) Theil III. Cap. 16. §. 2: „Es sollen eine Ehe nicht abschließen können Freie mit Sklaven, oder Christen (d. h. griechische Christen) mit andern Glaubensverwandten.“ Bei diesem Stande des griechischen Kirchenrechts kann es nicht Wunder nehmen, wenn der Patriarch Gregorios fest entschlossen ist, darüber zu wachen, daß gemischte Ehen von den griechischen Geistlichen nicht eingesegnet werden, um so mehr, als in der griechischen Kirche Gewohnheit und Herkommen die gemischten Ehen bisher noch nicht in demselben Maaße geheiligt haben, als dieß in der römisch-katholischen Kirche der Fall gewesen ist. Inwiefern dennoch Lord Ponsonby Ursache hat, sich über die Maaßregeln des Patriarchen Gregorios in Beziehung auf die jonischen Inseln zu beschweren, vermag ich nicht zu entscheiden. Indessen spricht man davon, daß der Patriarch Gregorios abgesetzt worden *), und der Metropolit von Thessalonich an seine Stelle treten solle – eine Veränderung, die wenigstens bisher in der Türkei nicht schwer zu bewerkstelligen war. Den Metropoliten von Thessalonich habe ich im Junius 1838 in seiner Metropole besucht, und später in Konstantinopel getroffen. Schon damals wurde gesagt, daß ihn der Patriarch als Nebenbuhler fürchte, und zur heiligen Synode nach Konstantinopel entboten habe, um ihn desto besser überwachen zu können. Der Metropolit ist bereits vorgerückten Alters, aber noch kräftig und frisch. Auf Gelehrsamkeit und Bildung macht er durchaus keinen Anspruch, aber sein praktischer Verstand und seine diplomatische Kunst und Gewandtheit werden allgemein gerühmt. Sollte er durch englische Vermittlung auf den patriarchalischen Thron gelangen, so wird er jedenfalls in seinem Verfahren behutsamer seyn, wenn es auch nicht in seiner Macht oder Absicht liegt, das Recht der griechischen Kirche in Beziehung auf die gemischten Ehen zu ändern. Reisen und Reiselitteratur. Die Weltumseglungsfahrt des Astrolabe und der Zélée. Vom Capitän Dumont d'Urville, dem Commandanten der wissenschaftlichen Expedition der Franzosen, die zuletzt Oceanien besuchte, ist ein Bericht an den Marineminister aus Amboina vom 17 Febr. 1839 eingelaufen. Die beiden Corvetten hatten Tahiti am 16 Sept. verlassen und alle Inseln des Cook-Archipels, sogar Mopelia und Scilly besucht; an den Klippen von Mopelia wären beide Corvetten beinahe gescheitert. Von dort segelten sie nach den Schifferinseln, fuhren den lachenden, fruchtbaren Ufern dieser Eilande entlang, ankerten auf der Nordseite der Insel Oyolova des Lapeyrouse, in dem kleinen Hafen Apia, und blieben dort sechs Tage lang. Ihr Verkehr mit den Eingebornen war freundschaftlich, nur einmal wurde ein Marinezögling von seinem Führer bestohlen. Als aber Hr. Dumont d'Urville bewaffnete Mannschaft ans Land setzen ließ, wurden die gestohlenen Gegenstände zurückgegeben und von dem schuldigen Stamm überdieß noch zwölf Schweinchen als Strafe ausgeliefert. Die Reisenden zogen auf diesem Eiland Nachrichten über das unglückliche Ende Lapeyrouse's und seiner Gefährten ein, und erfuhren mit ziemlicher Gewißheit, daß der Untergang des berühmten Seefahrers durch einen rein zufälligen Umstand herbeigeführt worden. Die Leichen der getödteten Franzosen wurden begraben, nicht gefressen, wie man lange geglaubt hat, denn die Eingebornen der Schifferinseln waren nie Menschenfresser. Endlich wurden zwei oder drei Franzosen, die an ihren Wunden nicht erlagen, von den Wilden gut behandelt, und lebten noch ziemlich lange nach dem Tode Lapeyrouse's auf jenen Eilanden. Von den Schifferinseln segelte Dumont d'Urville nach der Wawao-Insel, die jetzt ganz von den Missionären der Methodisten beherrscht wird, dann nach den Hapai-Inseln, wo mehrere noch unbekannte Canäle und Klippen in die Seekarte aufgenommen wurden. Hierauf wandte sich die Expedition nach der Tongainselgruppe. Ein Häuptling der Eingebornen, Latschika, gab den Reisenden dort Aufschluß über die Ermordung des französischen Seefahrers, Capitän Bureau. Sein Mörder war ein Häuptling der Insel Piwa, Nakalassé, der Schrecken aller benachbarten Inseln. Am 16 October 1838 warfen die beiden Corvetten bei der Insel Piwa Anker, nur zwei Stunden von der Festung des Häuptlings Nakalassé entfernt. Latschika, welcher den Franzosen als Dolmetscher diente, und ein französischer Officier stiegen ans Land und statteten dem Abuni-Valu (so viel als Oberhaupt oder König) der Insel einen Besuch ab. Sie verlangten von ihm die Auslieferung Nakalassé's. Der Name dieses Abuni-Valu ist Tanoa; er trägt einen langen weißen Bart und scheint gegen siebenzig Jahre alt. Er empfing die beiden Abgesandten mit viel Ehrenbezeugung, betheuerte seine guten Gesinnungen für die Franzosen und seinen Abscheu gegen das Verbrechen Nakalassé's. Aber er fürchtete diesen mächtigen Vasallen, der ihn schon einmal vom Thron gejagt und gezwungen hatte, nach den benachbarten Inseln zu fliehen. Tanoa erklärte daher, daß es ihm unmöglich sey, den Schuldigen auszuliefern, übrigens würde er es recht gerne sehen, wenn die Franzosen Nakalassé züchtigen wollten, und weit entfernt, ihm die geringste Hülfe zu leisten, werde er ihm vielmehr, wenn er auf sein Gebiet sich flüchtete, sogleich abschlachten und fressen, obgleich Nakalassé seines Bruders Tochter geheirathet hatte, und demnach Tanoa's Neffe geworden. Capitän Dumont d'Urville ließ nun fünfzig Matrosen unter dem Commando des Lieutenants Dubouzet ans Land setzen; fast alle Officiere der beiden Corvetten schlossen sich der Expedition als Freiwillige an. Obwohl Nakalassé dem französischen Commandanten gemeldet hatte, er werde sich unter den Trümmern seiner Festung eher begraben, als dieselbe verlassen, ergriff er doch sammt den übrigen Bewohnern bei der Annäherung der Franzosen die Flucht. Die *) Die Thatsache, daß er abgesetzt wurde, ist durch eine Reihe von Briefen, die mit der letzten türkischen Post kamen, verbürgt.
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Denn wie kann eine Gemeinschaft des Lebens zwischen einem Orthodoxen und einem Ketzer statt finden? Und sollten ohne ihr Wissen solche widerrechtliche Ehe auf irgend eine Weise eingegangen werden, so müssen sie dieselben sofort auflösen u. s. w.“ – Auch in dem Gesetzbuche für die Moldau (vom J. 1816) heißt es §. 91: „Ehen können nicht eingegangen werden zwischen Christen und Nichtchristen, noch auch zwischen Orthodoxen und Nichtorthodoxen;“ ebenso in dem Gesetzbuche für die Walachei (vom J. 1817) Theil III. 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Von dort segelten sie nach den Schifferinseln, fuhren den lachenden, fruchtbaren Ufern dieser Eilande entlang, ankerten auf der Nordseite der Insel Oyolova des Lapeyrouse, in dem kleinen Hafen Apia, und blieben dort sechs Tage lang. Ihr Verkehr mit den Eingebornen war freundschaftlich, nur einmal wurde ein Marinezögling von seinem Führer bestohlen. Als aber Hr. Dumont d'Urville bewaffnete Mannschaft ans Land setzen ließ, wurden die gestohlenen Gegenstände zurückgegeben und von dem schuldigen Stamm überdieß noch zwölf Schweinchen als Strafe ausgeliefert. Die Reisenden zogen auf diesem Eiland Nachrichten über das unglückliche Ende Lapeyrouse's und seiner Gefährten ein, und erfuhren mit ziemlicher Gewißheit, daß der Untergang des berühmten Seefahrers durch einen rein zufälligen Umstand herbeigeführt worden. Die Leichen der getödteten Franzosen wurden begraben, nicht gefressen, wie man lange geglaubt hat, denn die Eingebornen der Schifferinseln waren nie Menschenfresser. 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Latschika, welcher den Franzosen als Dolmetscher diente, und ein französischer Officier stiegen ans Land und statteten dem Abuni-Valu (so viel als Oberhaupt oder König) der Insel einen Besuch ab. Sie verlangten von ihm die Auslieferung Nakalassé's. Der Name dieses Abuni-Valu ist Tanoa; er trägt einen langen weißen Bart und scheint gegen siebenzig Jahre alt. Er empfing die beiden Abgesandten mit viel Ehrenbezeugung, betheuerte seine guten Gesinnungen für die Franzosen und seinen Abscheu gegen das Verbrechen Nakalassé's. Aber er fürchtete diesen mächtigen Vasallen, der ihn schon einmal vom Thron gejagt und gezwungen hatte, nach den benachbarten Inseln zu fliehen. Tanoa erklärte daher, daß es ihm unmöglich sey, den Schuldigen auszuliefern, übrigens würde er es recht gerne sehen, wenn die Franzosen Nakalassé züchtigen wollten, und weit entfernt, ihm die geringste Hülfe zu leisten, werde er ihm vielmehr, wenn er auf sein Gebiet sich flüchtete, sogleich abschlachten und fressen, obgleich Nakalassé seines Bruders Tochter geheirathet hatte, und demnach Tanoa's Neffe geworden. Capitän Dumont d'Urville ließ nun fünfzig Matrosen unter dem Commando des Lieutenants Dubouzet ans Land setzen; fast alle Officiere der beiden Corvetten schlossen sich der Expedition als Freiwillige an. Obwohl Nakalassé dem französischen Commandanten gemeldet hatte, er werde sich unter den Trümmern seiner Festung eher begraben, als dieselbe verlassen, ergriff er doch sammt den übrigen Bewohnern bei der Annäherung der Franzosen die Flucht. Die<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [0701/0013]
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Bei diesem Stande des griechischen Kirchenrechts kann es nicht Wunder nehmen, wenn der Patriarch Gregorios fest entschlossen ist, darüber zu wachen, daß gemischte Ehen von den griechischen Geistlichen nicht eingesegnet werden, um so mehr, als in der griechischen Kirche Gewohnheit und Herkommen die gemischten Ehen bisher noch nicht in demselben Maaße geheiligt haben, als dieß in der römisch-katholischen Kirche der Fall gewesen ist.
Inwiefern dennoch Lord Ponsonby Ursache hat, sich über die Maaßregeln des Patriarchen Gregorios in Beziehung auf die jonischen Inseln zu beschweren, vermag ich nicht zu entscheiden. Indessen spricht man davon, daß der Patriarch Gregorios abgesetzt worden *), und der Metropolit von Thessalonich an seine Stelle treten solle – eine Veränderung, die wenigstens bisher in der Türkei nicht schwer zu bewerkstelligen war. Den Metropoliten von Thessalonich habe ich im Junius 1838 in seiner Metropole besucht, und später in Konstantinopel getroffen. Schon damals wurde gesagt, daß ihn der Patriarch als Nebenbuhler fürchte, und zur heiligen Synode nach Konstantinopel entboten habe, um ihn desto besser überwachen zu können. Der Metropolit ist bereits vorgerückten Alters, aber noch kräftig und frisch. Auf Gelehrsamkeit und Bildung macht er durchaus keinen Anspruch, aber sein praktischer Verstand und seine diplomatische Kunst und Gewandtheit werden allgemein gerühmt. Sollte er durch englische Vermittlung auf den patriarchalischen Thron gelangen, so wird er jedenfalls in seinem Verfahren behutsamer seyn, wenn es auch nicht in seiner Macht oder Absicht liegt, das Recht der griechischen Kirche in Beziehung auf die gemischten Ehen zu ändern.
Reisen und Reiselitteratur.
Die Weltumseglungsfahrt des Astrolabe und der Zélée.
Vom Capitän Dumont d'Urville, dem Commandanten der wissenschaftlichen Expedition der Franzosen, die zuletzt Oceanien besuchte, ist ein Bericht an den Marineminister aus Amboina vom 17 Febr. 1839 eingelaufen. Die beiden Corvetten hatten Tahiti am 16 Sept. verlassen und alle Inseln des Cook-Archipels, sogar Mopelia und Scilly besucht; an den Klippen von Mopelia wären beide Corvetten beinahe gescheitert. Von dort segelten sie nach den Schifferinseln, fuhren den lachenden, fruchtbaren Ufern dieser Eilande entlang, ankerten auf der Nordseite der Insel Oyolova des Lapeyrouse, in dem kleinen Hafen Apia, und blieben dort sechs Tage lang. Ihr Verkehr mit den Eingebornen war freundschaftlich, nur einmal wurde ein Marinezögling von seinem Führer bestohlen. Als aber Hr. Dumont d'Urville bewaffnete Mannschaft ans Land setzen ließ, wurden die gestohlenen Gegenstände zurückgegeben und von dem schuldigen Stamm überdieß noch zwölf Schweinchen als Strafe ausgeliefert. Die Reisenden zogen auf diesem Eiland Nachrichten über das unglückliche Ende Lapeyrouse's und seiner Gefährten ein, und erfuhren mit ziemlicher Gewißheit, daß der Untergang des berühmten Seefahrers durch einen rein zufälligen Umstand herbeigeführt worden. Die Leichen der getödteten Franzosen wurden begraben, nicht gefressen, wie man lange geglaubt hat, denn die Eingebornen der Schifferinseln waren nie Menschenfresser. Endlich wurden zwei oder drei Franzosen, die an ihren Wunden nicht erlagen, von den Wilden gut behandelt, und lebten noch ziemlich lange nach dem Tode Lapeyrouse's auf jenen Eilanden.
Von den Schifferinseln segelte Dumont d'Urville nach der Wawao-Insel, die jetzt ganz von den Missionären der Methodisten beherrscht wird, dann nach den Hapai-Inseln, wo mehrere noch unbekannte Canäle und Klippen in die Seekarte aufgenommen wurden. Hierauf wandte sich die Expedition nach der Tongainselgruppe. Ein Häuptling der Eingebornen, Latschika, gab den Reisenden dort Aufschluß über die Ermordung des französischen Seefahrers, Capitän Bureau. Sein Mörder war ein Häuptling der Insel Piwa, Nakalassé, der Schrecken aller benachbarten Inseln. Am 16 October 1838 warfen die beiden Corvetten bei der Insel Piwa Anker, nur zwei Stunden von der Festung des Häuptlings Nakalassé entfernt. Latschika, welcher den Franzosen als Dolmetscher diente, und ein französischer Officier stiegen ans Land und statteten dem Abuni-Valu (so viel als Oberhaupt oder König) der Insel einen Besuch ab. Sie verlangten von ihm die Auslieferung Nakalassé's. Der Name dieses Abuni-Valu ist Tanoa; er trägt einen langen weißen Bart und scheint gegen siebenzig Jahre alt. Er empfing die beiden Abgesandten mit viel Ehrenbezeugung, betheuerte seine guten Gesinnungen für die Franzosen und seinen Abscheu gegen das Verbrechen Nakalassé's. Aber er fürchtete diesen mächtigen Vasallen, der ihn schon einmal vom Thron gejagt und gezwungen hatte, nach den benachbarten Inseln zu fliehen. Tanoa erklärte daher, daß es ihm unmöglich sey, den Schuldigen auszuliefern, übrigens würde er es recht gerne sehen, wenn die Franzosen Nakalassé züchtigen wollten, und weit entfernt, ihm die geringste Hülfe zu leisten, werde er ihm vielmehr, wenn er auf sein Gebiet sich flüchtete, sogleich abschlachten und fressen, obgleich Nakalassé seines Bruders Tochter geheirathet hatte, und demnach Tanoa's Neffe geworden. Capitän Dumont d'Urville ließ nun fünfzig Matrosen unter dem Commando des Lieutenants Dubouzet ans Land setzen; fast alle Officiere der beiden Corvetten schlossen sich der Expedition als Freiwillige an. Obwohl Nakalassé dem französischen Commandanten gemeldet hatte, er werde sich unter den Trümmern seiner Festung eher begraben, als dieselbe verlassen, ergriff er doch sammt den übrigen Bewohnern bei der Annäherung der Franzosen die Flucht. Die
*) Die Thatsache, daß er abgesetzt wurde, ist durch eine Reihe von Briefen, die mit der letzten türkischen Post kamen, verbürgt.
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