Allgemeine Zeitung. Nr. 91. Augsburg, 31. März 1840.ihn unter seinen Collegen in die erste Linie, und der Umstand daß er im Lager seiner Freunde der einzige Mann von Suada ist, machen ihn fast zum Führer einer Partei. Heller, wenn gleich etwas eintöniger Vortrag, ungehinderter Strom des Sprechens, Schnelligkeit im Erwiedern, der Reiz eines edlen und beseelten Gesichtes, das ihn zum Ebenbilde seiner Mutter macht, und würdevolle Einfachheit, obwohl nicht drastische Wirksamkeit der Bewegungen, sind die materiellen Eigenschaften, die er mit auf die Rednerbühne bringt. Seine oratorische Prosa hat die Fehler und Tugenden seiner Verse: er ist Stegreifredner, wie er Stegreifdichter ist, in beiden ein wenig Rhetor, und wenn man seine Dichtungen vorzieht, so kömmt es nur daher, daß die Poesie überhaupt mächtiger als die Beredtsamkeit auf die menschliche Seele wirkt. Zum Minister taugt der melodische Barde nicht; dafür wird ihm das Land nimmer Ideenordnung, nimmer praktischen Sinn genug zutrauen; wenn aber gegründet ist, was ein leises Gerücht vorgibt, daß sich seine Blicke auf die Gesandtschaft von Neapel richten, so könnten ihm die, welche vor Allem die Freunde seiner Muse sind, von Herzen Glück wünschen. Schon unter der Restauration an dem Hofe von Florenz zu solchem Amt eingeübt, würde er den genannten Posten wenigstens mit der Erfahrung einer Vorschule verwalten, mit den Hülfsquellen seines Vermögens und unter der Obhut einer verständigen Gattin durch den geschmackvollen Reichthum seines Hauses die Ehre französischer Gastlichkeit glänzend wahren, und an dem Golfe von Bajä, auf dem zauberischen Ischia, das er, als ein irdisches Elysium, mit so schwärmerischer Liebe einst besungen, Kraft zum Schaffen neuer, und Ruhe zur versprochenen Ausfeilung seiner veröffentlichten Werke finden. Französische Missionen in China. Paris, 23 März. Man hat im Seminar der fremden Missionen hier Briefe aus dem Innern von China erhalten, welche jedoch nicht sehr neu sind, da die Streitigkeiten in Canton und locale Christenverfolgungen die Communicationen schwierig machen. Der Aufenthalt der europäischen Missionäre in Peking ist durch die letzte Verfolgung, bei welcher ein Mitglied der kaiserlichen Familie nach Eli in der Tatarei exilirt wurde, für den Augenblick unmöglich gemacht worden, und es sind nur noch einige chinesische Katechisten und die Lehrer der Knaben- und der Mädchenschule in der Stadt geblieben. Der Sitz der Mission der Provinz Peking ist in das Seminar von Siwang, jenseits der großen Mauer in der Tatarei, verlegt worden, wo die Missionäre bis jetzt ungestört geblieben sind, und ihre Etablissements sehr ausgedehnt haben. Sie haben dort eine chinesische Schule für 90 Christenkinder und eine lateinische Schule für Katechisten, welche von da nach Makao geschickt werden, wo sie ihren theologischen Curs vollenden und zu Priestern geweiht werden. Sie haben auch eine Mädchenschule, in welcher sie Lehrerinnen für ihre Schulen in der Provinz bilden. Sie sind ziemlich sicher, nicht gestört zu werden, so lange kein neuer Mandarin in den District geschickt wird, denn wenn der gegenwärtige jetzt von ihrer Existenz Notiz nähme, so würde er auf der Stelle entsetzt und vielleicht exilirt, weil er sie so lange geduldet, so daß gerade die Strenge des Gesetzes einen Schutz für sie abgibt. Sie haben vor kurzer Zeit einen Beweis davon gehabt: ein Chinese hatte einen Proceß mit einem Christen in Siwang, und klagte ihn unter Anderm an, daß er Europäer beherberge; aber der Gerichtsschreiber wagte nicht, diesen Punkt der Klage in seine legale Abschrift zu bringen, und ließ ihn aus, so daß er nicht vor den Richter kam. Die Mission hat eine Druckerei in Siwang, in welcher sie für die christlichen Gemeinden Andachtsbücher druckt, und der Superior der Provinz hat im Sinn, die Fabrication von Tuch und Leinwand einzuführen, um die Lage seiner Gemeinden zu verbessern; er hat dazu die nöthigen Instrumente von hier verlangt. Man erfährt bisweilen aus diesen Briefen unter vielen Details über Andachtsübungen etwas über China, was man sonst auf keinem andern Wege erfahren hätte. So schreiben die Missionäre von Peking aus Anlaß der Taufe heidnischer Kinder, die im Begriff sind zu sterben, daß sie durch Bestechung Mittel gefunden haben, christliche Agenten in das kaiserliche Findelhaus in Peking zu bringen. Dieses schickt jeden Morgen einen mit Ochsen bespannten Wagen in jedes der acht Quartiere der Stadt, um die ausgesetzten Kinder zu sammeln, welche dann im Findelhaus Ammen finden, und auf kaiserliche Kosten erzogen werden, gerade wie hier, nur mit der Ausnahme, daß man die Kinder hier ins Findelhaus bringen muß. Die ausgesetzten Kinder sind meistens Mädchen, und nur solche Knaben, welche eine unheilbare Krankheit haben und welche die abergläubischen Chinesen nicht in ihrem Hause sterben lassen wollen. Die Missionäre waren in der Hoffnung, durch einflußreiche Christen zu bewirken, daß man Christen zu Führern der Wagen anstelle, damit diese die Kinder sogleich taufen; auch hofften sie eben dazu christliche Ammen in das Findelhaus einzuschmuggeln. Man sollte denken, sie würden besser daran thun, das Geld zur Aufnahme einiger dieser armen Creaturen bei sich anzuwenden, aber sie halten sehr viel auf diese Kindertaufen, und die Zahl derselben wird immer in dem jährlichen Bericht jeder Mission sorgfältig bemerkt. Die Zahl der europäischen Missionäre hat in den letzten Jahren sehr abgenommen, weil man nur mit Schwierigkeit neue einführen kann, um die gestorbenen zu ersetzen. Die Zahl der Lazaristen, welche gegenwärtig im Innern sind, beläuft sich auf vierzehn; ich kenne die der Jesuiten in Setschuen und der Dominicaner in Fokien nicht. Von dieser letzten Mission hatte man längst keine Nachrichten in Makao, und die gewöhnliche Dschonke, welche jährlich zu kommen pflegte, die Missionäre in Makao abzuholen, war im letzten Jahr nicht erschienen, so daß sich diese auf einem europäischen Opiumschiff, das die östliche Küste befahren wollte, einschiffen mußten. Auch von der Mission in Korea, der interessantesten der französischen Missionen in China, hatte man keine Nachrichten; doch waren drei koreanische Seminaristen in Makao angekommen, welche der Bischof Imbert von dort geschickt hatte, ihre Studien zu machen und sich zu Priestern weihen zu lassen. Die mehrfach erwähnte Christenverfolgung in Cochinchina dauert noch immer fort; fast alle europäischen Missionäre, deren der König Minh-Menh habhaft werden konnte, sind erdrosselt worden, die übrigen haben sich ins Gebirge geflüchtet. Im Anfang der Verfolgung waren 24 europäische und 150 einheimische Priester, 5 Seminarien, 81 Klöster und über eine halbe Million Christen in dem Lande; gegenwärtig ist Alles zerstreut und verfolgt, die Seminarien und Klöster niedergerissen und die Gefängnisse voll Christen; aber es ist nicht wahrscheinlich, daß der König lange genug lebe, daß seine Verfolgung einen beträchtlichen Einfluß ausübe, so heftig sie auch ist. Er hat im Jahr 1838 einen Schlagfluß gehabt, der ihn theilweise gelähmt hat und ihn wahrscheinlich nicht mehr lange leben lassen wird, und die Missionäre scheinen zu glauben, daß nach seinem Tode die alte Toleranz wieder eintreten werde. Die Missionen hier haben nicht aufgehört neue Priester nach Cochinchina zu schicken, die aber zuerst nach Makao gehen, mit dem Befehl, sich in die chinesischen Stationen zu begeben, wenn sie nicht mit Sicherheit nach Cochinchina eindringen könnten. Die zunehmenden Hülfsmittel ihn unter seinen Collegen in die erste Linie, und der Umstand daß er im Lager seiner Freunde der einzige Mann von Suada ist, machen ihn fast zum Führer einer Partei. Heller, wenn gleich etwas eintöniger Vortrag, ungehinderter Strom des Sprechens, Schnelligkeit im Erwiedern, der Reiz eines edlen und beseelten Gesichtes, das ihn zum Ebenbilde seiner Mutter macht, und würdevolle Einfachheit, obwohl nicht drastische Wirksamkeit der Bewegungen, sind die materiellen Eigenschaften, die er mit auf die Rednerbühne bringt. Seine oratorische Prosa hat die Fehler und Tugenden seiner Verse: er ist Stegreifredner, wie er Stegreifdichter ist, in beiden ein wenig Rhetor, und wenn man seine Dichtungen vorzieht, so kömmt es nur daher, daß die Poesie überhaupt mächtiger als die Beredtsamkeit auf die menschliche Seele wirkt. Zum Minister taugt der melodische Barde nicht; dafür wird ihm das Land nimmer Ideenordnung, nimmer praktischen Sinn genug zutrauen; wenn aber gegründet ist, was ein leises Gerücht vorgibt, daß sich seine Blicke auf die Gesandtschaft von Neapel richten, so könnten ihm die, welche vor Allem die Freunde seiner Muse sind, von Herzen Glück wünschen. Schon unter der Restauration an dem Hofe von Florenz zu solchem Amt eingeübt, würde er den genannten Posten wenigstens mit der Erfahrung einer Vorschule verwalten, mit den Hülfsquellen seines Vermögens und unter der Obhut einer verständigen Gattin durch den geschmackvollen Reichthum seines Hauses die Ehre französischer Gastlichkeit glänzend wahren, und an dem Golfe von Bajä, auf dem zauberischen Ischia, das er, als ein irdisches Elysium, mit so schwärmerischer Liebe einst besungen, Kraft zum Schaffen neuer, und Ruhe zur versprochenen Ausfeilung seiner veröffentlichten Werke finden. Französische Missionen in China. Paris, 23 März. Man hat im Seminar der fremden Missionen hier Briefe aus dem Innern von China erhalten, welche jedoch nicht sehr neu sind, da die Streitigkeiten in Canton und locale Christenverfolgungen die Communicationen schwierig machen. Der Aufenthalt der europäischen Missionäre in Peking ist durch die letzte Verfolgung, bei welcher ein Mitglied der kaiserlichen Familie nach Eli in der Tatarei exilirt wurde, für den Augenblick unmöglich gemacht worden, und es sind nur noch einige chinesische Katechisten und die Lehrer der Knaben- und der Mädchenschule in der Stadt geblieben. Der Sitz der Mission der Provinz Peking ist in das Seminar von Siwang, jenseits der großen Mauer in der Tatarei, verlegt worden, wo die Missionäre bis jetzt ungestört geblieben sind, und ihre Etablissements sehr ausgedehnt haben. Sie haben dort eine chinesische Schule für 90 Christenkinder und eine lateinische Schule für Katechisten, welche von da nach Makao geschickt werden, wo sie ihren theologischen Curs vollenden und zu Priestern geweiht werden. Sie haben auch eine Mädchenschule, in welcher sie Lehrerinnen für ihre Schulen in der Provinz bilden. Sie sind ziemlich sicher, nicht gestört zu werden, so lange kein neuer Mandarin in den District geschickt wird, denn wenn der gegenwärtige jetzt von ihrer Existenz Notiz nähme, so würde er auf der Stelle entsetzt und vielleicht exilirt, weil er sie so lange geduldet, so daß gerade die Strenge des Gesetzes einen Schutz für sie abgibt. Sie haben vor kurzer Zeit einen Beweis davon gehabt: ein Chinese hatte einen Proceß mit einem Christen in Siwang, und klagte ihn unter Anderm an, daß er Europäer beherberge; aber der Gerichtsschreiber wagte nicht, diesen Punkt der Klage in seine legale Abschrift zu bringen, und ließ ihn aus, so daß er nicht vor den Richter kam. Die Mission hat eine Druckerei in Siwang, in welcher sie für die christlichen Gemeinden Andachtsbücher druckt, und der Superior der Provinz hat im Sinn, die Fabrication von Tuch und Leinwand einzuführen, um die Lage seiner Gemeinden zu verbessern; er hat dazu die nöthigen Instrumente von hier verlangt. Man erfährt bisweilen aus diesen Briefen unter vielen Details über Andachtsübungen etwas über China, was man sonst auf keinem andern Wege erfahren hätte. So schreiben die Missionäre von Peking aus Anlaß der Taufe heidnischer Kinder, die im Begriff sind zu sterben, daß sie durch Bestechung Mittel gefunden haben, christliche Agenten in das kaiserliche Findelhaus in Peking zu bringen. Dieses schickt jeden Morgen einen mit Ochsen bespannten Wagen in jedes der acht Quartiere der Stadt, um die ausgesetzten Kinder zu sammeln, welche dann im Findelhaus Ammen finden, und auf kaiserliche Kosten erzogen werden, gerade wie hier, nur mit der Ausnahme, daß man die Kinder hier ins Findelhaus bringen muß. Die ausgesetzten Kinder sind meistens Mädchen, und nur solche Knaben, welche eine unheilbare Krankheit haben und welche die abergläubischen Chinesen nicht in ihrem Hause sterben lassen wollen. Die Missionäre waren in der Hoffnung, durch einflußreiche Christen zu bewirken, daß man Christen zu Führern der Wagen anstelle, damit diese die Kinder sogleich taufen; auch hofften sie eben dazu christliche Ammen in das Findelhaus einzuschmuggeln. Man sollte denken, sie würden besser daran thun, das Geld zur Aufnahme einiger dieser armen Creaturen bei sich anzuwenden, aber sie halten sehr viel auf diese Kindertaufen, und die Zahl derselben wird immer in dem jährlichen Bericht jeder Mission sorgfältig bemerkt. Die Zahl der europäischen Missionäre hat in den letzten Jahren sehr abgenommen, weil man nur mit Schwierigkeit neue einführen kann, um die gestorbenen zu ersetzen. Die Zahl der Lazaristen, welche gegenwärtig im Innern sind, beläuft sich auf vierzehn; ich kenne die der Jesuiten in Setschuen und der Dominicaner in Fokien nicht. Von dieser letzten Mission hatte man längst keine Nachrichten in Makao, und die gewöhnliche Dschonke, welche jährlich zu kommen pflegte, die Missionäre in Makao abzuholen, war im letzten Jahr nicht erschienen, so daß sich diese auf einem europäischen Opiumschiff, das die östliche Küste befahren wollte, einschiffen mußten. Auch von der Mission in Korea, der interessantesten der französischen Missionen in China, hatte man keine Nachrichten; doch waren drei koreanische Seminaristen in Makao angekommen, welche der Bischof Imbert von dort geschickt hatte, ihre Studien zu machen und sich zu Priestern weihen zu lassen. Die mehrfach erwähnte Christenverfolgung in Cochinchina dauert noch immer fort; fast alle europäischen Missionäre, deren der König Minh-Menh habhaft werden konnte, sind erdrosselt worden, die übrigen haben sich ins Gebirge geflüchtet. Im Anfang der Verfolgung waren 24 europäische und 150 einheimische Priester, 5 Seminarien, 81 Klöster und über eine halbe Million Christen in dem Lande; gegenwärtig ist Alles zerstreut und verfolgt, die Seminarien und Klöster niedergerissen und die Gefängnisse voll Christen; aber es ist nicht wahrscheinlich, daß der König lange genug lebe, daß seine Verfolgung einen beträchtlichen Einfluß ausübe, so heftig sie auch ist. Er hat im Jahr 1838 einen Schlagfluß gehabt, der ihn theilweise gelähmt hat und ihn wahrscheinlich nicht mehr lange leben lassen wird, und die Missionäre scheinen zu glauben, daß nach seinem Tode die alte Toleranz wieder eintreten werde. Die Missionen hier haben nicht aufgehört neue Priester nach Cochinchina zu schicken, die aber zuerst nach Makao gehen, mit dem Befehl, sich in die chinesischen Stationen zu begeben, wenn sie nicht mit Sicherheit nach Cochinchina eindringen könnten. 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Zum Minister taugt der melodische Barde nicht; dafür wird ihm das Land nimmer Ideenordnung, nimmer praktischen Sinn genug zutrauen; wenn aber gegründet ist, was ein leises Gerücht vorgibt, daß sich seine Blicke auf die Gesandtschaft von Neapel richten, so könnten ihm die, welche vor Allem die Freunde seiner Muse sind, von Herzen Glück wünschen. Schon unter der Restauration an dem Hofe von Florenz zu solchem Amt eingeübt, würde er den genannten Posten wenigstens mit der Erfahrung einer Vorschule verwalten, mit den Hülfsquellen seines Vermögens und unter der Obhut einer verständigen Gattin durch den geschmackvollen Reichthum seines Hauses die Ehre französischer Gastlichkeit glänzend wahren, und an dem Golfe von Bajä, auf dem zauberischen Ischia, das er, als ein irdisches Elysium, mit so schwärmerischer Liebe einst besungen, Kraft zum Schaffen neuer, und Ruhe zur versprochenen Ausfeilung seiner veröffentlichten Werke finden.</p><lb/> </div> </div> <div type="jArticle" n="1"> <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Französische Missionen in China</hi>.</hi> </head><lb/> <div n="2"> <byline> <docAuthor> <gap reason="insignificant"/> </docAuthor> </byline> <dateline><hi rendition="#b">Paris,</hi> 23 März.</dateline> <p> Man hat im Seminar der fremden Missionen hier Briefe aus dem Innern von China erhalten, welche jedoch nicht sehr neu sind, da die Streitigkeiten in Canton und locale Christenverfolgungen die Communicationen schwierig machen. Der Aufenthalt der europäischen Missionäre in Peking ist durch die letzte Verfolgung, bei welcher ein Mitglied der kaiserlichen Familie nach Eli in der Tatarei exilirt wurde, für den Augenblick unmöglich gemacht worden, und es sind nur noch einige chinesische Katechisten und die Lehrer der Knaben- und der Mädchenschule in der Stadt geblieben. Der Sitz der Mission der Provinz Peking ist in das Seminar von Siwang, jenseits der großen Mauer in der Tatarei, verlegt worden, wo die Missionäre bis jetzt ungestört geblieben sind, und ihre Etablissements sehr ausgedehnt haben. Sie haben dort eine chinesische Schule für 90 Christenkinder und eine lateinische Schule für Katechisten, welche von da nach Makao geschickt werden, wo sie ihren theologischen Curs vollenden und zu Priestern geweiht werden. Sie haben auch eine Mädchenschule, in welcher sie Lehrerinnen für ihre Schulen in der Provinz bilden. Sie sind ziemlich sicher, nicht gestört zu werden, so lange kein neuer Mandarin in den District geschickt wird, denn wenn der gegenwärtige jetzt von ihrer Existenz Notiz nähme, so würde er auf der Stelle entsetzt und vielleicht exilirt, weil er sie so lange geduldet, so daß gerade die Strenge des Gesetzes einen Schutz für sie abgibt. Sie haben vor kurzer Zeit einen Beweis davon gehabt: ein Chinese hatte einen Proceß mit einem Christen in Siwang, und klagte ihn unter Anderm an, daß er Europäer beherberge; aber der Gerichtsschreiber wagte nicht, diesen Punkt der Klage in seine legale Abschrift zu bringen, und ließ ihn aus, so daß er nicht vor den Richter kam. Die Mission hat eine Druckerei in Siwang, in welcher sie für die christlichen Gemeinden Andachtsbücher druckt, und der Superior der Provinz hat im Sinn, die Fabrication von Tuch und Leinwand einzuführen, um die Lage seiner Gemeinden zu verbessern; er hat dazu die nöthigen Instrumente von hier verlangt. Man erfährt bisweilen aus diesen Briefen unter vielen Details über Andachtsübungen etwas über China, was man sonst auf keinem andern Wege erfahren hätte. So schreiben die Missionäre von Peking aus Anlaß der Taufe heidnischer Kinder, die im Begriff sind zu sterben, daß sie durch Bestechung Mittel gefunden haben, christliche Agenten in das kaiserliche Findelhaus in Peking zu bringen. Dieses schickt jeden Morgen einen mit Ochsen bespannten Wagen in jedes der acht Quartiere der Stadt, um die ausgesetzten Kinder zu sammeln, welche dann im Findelhaus Ammen finden, und auf kaiserliche Kosten erzogen werden, gerade wie hier, nur mit der Ausnahme, daß man die Kinder hier ins Findelhaus bringen muß. Die ausgesetzten Kinder sind meistens Mädchen, und nur solche Knaben, welche eine unheilbare Krankheit haben und welche die abergläubischen Chinesen nicht in ihrem Hause sterben lassen wollen. Die Missionäre waren in der Hoffnung, durch einflußreiche Christen zu bewirken, daß man Christen zu Führern der Wagen anstelle, damit diese die Kinder sogleich taufen; auch hofften sie eben dazu christliche Ammen in das Findelhaus einzuschmuggeln. Man sollte denken, sie würden besser daran thun, das Geld zur Aufnahme einiger dieser armen Creaturen bei sich anzuwenden, aber sie halten sehr viel auf diese Kindertaufen, und die Zahl derselben wird immer in dem jährlichen Bericht jeder Mission sorgfältig bemerkt.</p><lb/> <p>Die Zahl der europäischen Missionäre hat in den letzten Jahren sehr abgenommen, weil man nur mit Schwierigkeit neue einführen kann, um die gestorbenen zu ersetzen. Die Zahl der Lazaristen, welche gegenwärtig im Innern sind, beläuft sich auf vierzehn; ich kenne die der Jesuiten in Setschuen und der Dominicaner in Fokien nicht. Von dieser letzten Mission hatte man längst keine Nachrichten in Makao, und die gewöhnliche Dschonke, welche jährlich zu kommen pflegte, die Missionäre in Makao abzuholen, war im letzten Jahr nicht erschienen, so daß sich diese auf einem europäischen Opiumschiff, das die östliche Küste befahren wollte, einschiffen mußten. Auch von der Mission in Korea, der interessantesten der französischen Missionen in China, hatte man keine Nachrichten; doch waren drei koreanische Seminaristen in Makao angekommen, welche der Bischof Imbert von dort geschickt hatte, ihre Studien zu machen und sich zu Priestern weihen zu lassen.</p><lb/> <p>Die mehrfach erwähnte Christenverfolgung in Cochinchina dauert noch immer fort; fast alle europäischen Missionäre, deren der König Minh-Menh habhaft werden konnte, sind erdrosselt worden, die übrigen haben sich ins Gebirge geflüchtet. Im Anfang der Verfolgung waren 24 europäische und 150 einheimische Priester, 5 Seminarien, 81 Klöster und über eine halbe Million Christen in dem Lande; gegenwärtig ist Alles zerstreut und verfolgt, die Seminarien und Klöster niedergerissen und die Gefängnisse voll Christen; aber es ist nicht wahrscheinlich, daß der König lange genug lebe, daß seine Verfolgung einen beträchtlichen Einfluß ausübe, so heftig sie auch ist. Er hat im Jahr 1838 einen Schlagfluß gehabt, der ihn theilweise gelähmt hat und ihn wahrscheinlich nicht mehr lange leben lassen wird, und die Missionäre scheinen zu glauben, daß nach seinem Tode die alte Toleranz wieder eintreten werde. Die Missionen hier haben nicht aufgehört neue Priester nach Cochinchina zu schicken, die aber zuerst nach Makao gehen, mit dem Befehl, sich in die chinesischen Stationen zu begeben, wenn sie nicht mit Sicherheit nach Cochinchina eindringen könnten. Die zunehmenden Hülfsmittel<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0723/0011]
ihn unter seinen Collegen in die erste Linie, und der Umstand daß er im Lager seiner Freunde der einzige Mann von Suada ist, machen ihn fast zum Führer einer Partei. Heller, wenn gleich etwas eintöniger Vortrag, ungehinderter Strom des Sprechens, Schnelligkeit im Erwiedern, der Reiz eines edlen und beseelten Gesichtes, das ihn zum Ebenbilde seiner Mutter macht, und würdevolle Einfachheit, obwohl nicht drastische Wirksamkeit der Bewegungen, sind die materiellen Eigenschaften, die er mit auf die Rednerbühne bringt. Seine oratorische Prosa hat die Fehler und Tugenden seiner Verse: er ist Stegreifredner, wie er Stegreifdichter ist, in beiden ein wenig Rhetor, und wenn man seine Dichtungen vorzieht, so kömmt es nur daher, daß die Poesie überhaupt mächtiger als die Beredtsamkeit auf die menschliche Seele wirkt. Zum Minister taugt der melodische Barde nicht; dafür wird ihm das Land nimmer Ideenordnung, nimmer praktischen Sinn genug zutrauen; wenn aber gegründet ist, was ein leises Gerücht vorgibt, daß sich seine Blicke auf die Gesandtschaft von Neapel richten, so könnten ihm die, welche vor Allem die Freunde seiner Muse sind, von Herzen Glück wünschen. Schon unter der Restauration an dem Hofe von Florenz zu solchem Amt eingeübt, würde er den genannten Posten wenigstens mit der Erfahrung einer Vorschule verwalten, mit den Hülfsquellen seines Vermögens und unter der Obhut einer verständigen Gattin durch den geschmackvollen Reichthum seines Hauses die Ehre französischer Gastlichkeit glänzend wahren, und an dem Golfe von Bajä, auf dem zauberischen Ischia, das er, als ein irdisches Elysium, mit so schwärmerischer Liebe einst besungen, Kraft zum Schaffen neuer, und Ruhe zur versprochenen Ausfeilung seiner veröffentlichten Werke finden.
Französische Missionen in China.
_ Paris, 23 März. Man hat im Seminar der fremden Missionen hier Briefe aus dem Innern von China erhalten, welche jedoch nicht sehr neu sind, da die Streitigkeiten in Canton und locale Christenverfolgungen die Communicationen schwierig machen. Der Aufenthalt der europäischen Missionäre in Peking ist durch die letzte Verfolgung, bei welcher ein Mitglied der kaiserlichen Familie nach Eli in der Tatarei exilirt wurde, für den Augenblick unmöglich gemacht worden, und es sind nur noch einige chinesische Katechisten und die Lehrer der Knaben- und der Mädchenschule in der Stadt geblieben. Der Sitz der Mission der Provinz Peking ist in das Seminar von Siwang, jenseits der großen Mauer in der Tatarei, verlegt worden, wo die Missionäre bis jetzt ungestört geblieben sind, und ihre Etablissements sehr ausgedehnt haben. Sie haben dort eine chinesische Schule für 90 Christenkinder und eine lateinische Schule für Katechisten, welche von da nach Makao geschickt werden, wo sie ihren theologischen Curs vollenden und zu Priestern geweiht werden. Sie haben auch eine Mädchenschule, in welcher sie Lehrerinnen für ihre Schulen in der Provinz bilden. Sie sind ziemlich sicher, nicht gestört zu werden, so lange kein neuer Mandarin in den District geschickt wird, denn wenn der gegenwärtige jetzt von ihrer Existenz Notiz nähme, so würde er auf der Stelle entsetzt und vielleicht exilirt, weil er sie so lange geduldet, so daß gerade die Strenge des Gesetzes einen Schutz für sie abgibt. Sie haben vor kurzer Zeit einen Beweis davon gehabt: ein Chinese hatte einen Proceß mit einem Christen in Siwang, und klagte ihn unter Anderm an, daß er Europäer beherberge; aber der Gerichtsschreiber wagte nicht, diesen Punkt der Klage in seine legale Abschrift zu bringen, und ließ ihn aus, so daß er nicht vor den Richter kam. Die Mission hat eine Druckerei in Siwang, in welcher sie für die christlichen Gemeinden Andachtsbücher druckt, und der Superior der Provinz hat im Sinn, die Fabrication von Tuch und Leinwand einzuführen, um die Lage seiner Gemeinden zu verbessern; er hat dazu die nöthigen Instrumente von hier verlangt. Man erfährt bisweilen aus diesen Briefen unter vielen Details über Andachtsübungen etwas über China, was man sonst auf keinem andern Wege erfahren hätte. So schreiben die Missionäre von Peking aus Anlaß der Taufe heidnischer Kinder, die im Begriff sind zu sterben, daß sie durch Bestechung Mittel gefunden haben, christliche Agenten in das kaiserliche Findelhaus in Peking zu bringen. Dieses schickt jeden Morgen einen mit Ochsen bespannten Wagen in jedes der acht Quartiere der Stadt, um die ausgesetzten Kinder zu sammeln, welche dann im Findelhaus Ammen finden, und auf kaiserliche Kosten erzogen werden, gerade wie hier, nur mit der Ausnahme, daß man die Kinder hier ins Findelhaus bringen muß. Die ausgesetzten Kinder sind meistens Mädchen, und nur solche Knaben, welche eine unheilbare Krankheit haben und welche die abergläubischen Chinesen nicht in ihrem Hause sterben lassen wollen. Die Missionäre waren in der Hoffnung, durch einflußreiche Christen zu bewirken, daß man Christen zu Führern der Wagen anstelle, damit diese die Kinder sogleich taufen; auch hofften sie eben dazu christliche Ammen in das Findelhaus einzuschmuggeln. Man sollte denken, sie würden besser daran thun, das Geld zur Aufnahme einiger dieser armen Creaturen bei sich anzuwenden, aber sie halten sehr viel auf diese Kindertaufen, und die Zahl derselben wird immer in dem jährlichen Bericht jeder Mission sorgfältig bemerkt.
Die Zahl der europäischen Missionäre hat in den letzten Jahren sehr abgenommen, weil man nur mit Schwierigkeit neue einführen kann, um die gestorbenen zu ersetzen. Die Zahl der Lazaristen, welche gegenwärtig im Innern sind, beläuft sich auf vierzehn; ich kenne die der Jesuiten in Setschuen und der Dominicaner in Fokien nicht. Von dieser letzten Mission hatte man längst keine Nachrichten in Makao, und die gewöhnliche Dschonke, welche jährlich zu kommen pflegte, die Missionäre in Makao abzuholen, war im letzten Jahr nicht erschienen, so daß sich diese auf einem europäischen Opiumschiff, das die östliche Küste befahren wollte, einschiffen mußten. Auch von der Mission in Korea, der interessantesten der französischen Missionen in China, hatte man keine Nachrichten; doch waren drei koreanische Seminaristen in Makao angekommen, welche der Bischof Imbert von dort geschickt hatte, ihre Studien zu machen und sich zu Priestern weihen zu lassen.
Die mehrfach erwähnte Christenverfolgung in Cochinchina dauert noch immer fort; fast alle europäischen Missionäre, deren der König Minh-Menh habhaft werden konnte, sind erdrosselt worden, die übrigen haben sich ins Gebirge geflüchtet. Im Anfang der Verfolgung waren 24 europäische und 150 einheimische Priester, 5 Seminarien, 81 Klöster und über eine halbe Million Christen in dem Lande; gegenwärtig ist Alles zerstreut und verfolgt, die Seminarien und Klöster niedergerissen und die Gefängnisse voll Christen; aber es ist nicht wahrscheinlich, daß der König lange genug lebe, daß seine Verfolgung einen beträchtlichen Einfluß ausübe, so heftig sie auch ist. Er hat im Jahr 1838 einen Schlagfluß gehabt, der ihn theilweise gelähmt hat und ihn wahrscheinlich nicht mehr lange leben lassen wird, und die Missionäre scheinen zu glauben, daß nach seinem Tode die alte Toleranz wieder eintreten werde. Die Missionen hier haben nicht aufgehört neue Priester nach Cochinchina zu schicken, die aber zuerst nach Makao gehen, mit dem Befehl, sich in die chinesischen Stationen zu begeben, wenn sie nicht mit Sicherheit nach Cochinchina eindringen könnten. Die zunehmenden Hülfsmittel
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