Allgemeine Zeitung. Nr. 94. Augsburg, 3. April 1840.Augsburger Allgemeine Zeitung. Mit allerhöchsten Privilegien. FreitagNr. 94. 3 April 1840.Spanien. Madrid, 21 März. Während die Armee damit beschäftigt ist, den allgemeinen Frieden herbeizuführen, ist die Regierung darauf bedacht, den durch den Wahnsinn der Revolutionäre herbeigeführten Leiden des Landes abzuhelfen. Am meisten haben durch jenen unstreitig die Diener der Kirche gelitten. Die constituirenden Cortes von 1837 hoben die Entrichtung des Zehnten auf, ohne der Geistlichkeit und dem Cultus eine andere Quelle des Einkommens anzuweisen; die unter dem Ministerium des Grafen Ofalia einberufenen Cortes setzten es zwar, nicht ohne großen Widerstand, durch, daß vermöge des Gesetzes vom 30 Jun. 1838 die Erhebung des Zehnten auf ein Jahr verlängert wurde, allein diese war mit den größten Schwierigkeiten verknüpft, so daß die Geistlichkeit sich dem drückendsten Mangel ausgesetzt sah, und nicht wenige Kirchen geschlossen werden mußten. Um diesem Uebel einigermaßen abzuhelfen, wußte auch das gegenwärtige Ministerium keinen andern Ausweg, als vermittelst des Decrets vom 1 Jul. v. J. zu verfügen, daß die Geistlichkeit als Abschlag auf die ihr von den Cortes auszusetzende Dotation die Hälfte des bisherigen Zehnten erheben, und die Diöcesan-Junten zwei Drittheile des Ertrags unter die Geistlichkeit vertheilen sollten. Die Cortes aber ließen den von der Regierung vorgelegten Gesetzesentwurf über die Dotation des Clerus nicht nur unberücksichtigt, sondern verfügten auch nicht das Geringste zur Abhülfe des grausamen Schicksals der Diener des Herrn. Jetzt hat die Regierung einen neuen Gesetzesentwurf über die Dotation der Geistlichkeit ausgearbeitet, und man erwartet, daß die Cortes sich vorzugsweise vor allen andern gesetzgebenden Arbeiten mit der Prüfung desselben beschäftigen werden. Der Congreß hat eine Commission ernannt, welche den Entwurf der zur Beantwortung der Thronrede dienenden Adresse auszuarbeiten hat; sie besteht aus den HH. Martinez de la Rosa, Barrio, Ayuso, Mon, Toreno, Benavides, Morales, Santistevan und Aloe. - Der Graf Clonard ist an die Stelle des Generals Aldama zum Generalcapitän von Granada und Jaen ernannt worden. - Der englische Gesandte, Hr. Aston, wird binnen acht Tagen hier eintreffen. - Nachschrift. In der heutigen Sitzung des Congresses zeigten die HH. Caballero und D. Joaquin Lopez in der That an, daß sie auf ihre Ernennung zu Deputirten Verzicht leisteten. Dann wurde ein von dem Grafen Toreno, Hrn. Mon u. A. unterzeichneter Antrag verlesen, der dahin gestellt war, daß eine Commission ernannt werden möchte, um zu erklären, ob in Folge der von dem General Seoane gegen den Grafen Toreno erhobenen Anklage jener diese förmlich zu begründen habe oder nicht. Toreno selbst unterstützte diesen Antrag, und sprach von seinen eigenen Verdiensten mit nicht geringem Selbstgefühl. "Während man mich hier beschuldigte, in Paris ein den Vergnügungen gewidmetes Leben zu führen," sagte er, "war ich damit beschäftigt, der Nation ein Denkmal ihres Ruhmes aufzurichten. (Vermuthlich versteht hierunter der Graf den letzten Band seiner Geschichte des spanischen Unabhängigkeitskrieges.) Er erklärte, daß er niemals auf die Ausfälle der Presse antworten werde, da sie ihm zu verächtlich sey, und sich ohnehin inner- und außerhalb Spaniens die Anzahl seiner Freunde mit jedem Tage vermehre. Endlich wurde der Antrag an die Sectionen verwiesen. Der Finanzminister las darauf die allgemeinen Budgets für 1840 vor. Der Minister des Innern bat die Cortes um die Ermächtigung, das von der Regierung in der letzten Legislatur vorgelegte Gesetz über die Ayuntamientos, so wie das über die Provincialdeputationen in Vollziehung zu bringen. Auch beantragte die Regierung aufs neue, dem General Espartero ein Einkommen von 50,000 Piastern anzuweisen. Uebermorgen wird die Discussion der Adresse beginnen. Großbritannien. London, 27 März. In der Unterhaussitzung vom 26 März wurden die Debatten über Lord Stanley's Bill zur Verbesserung der Registration der Parlamentswähler in Irland wieder aufgenommen. Die Hauptredner dafür waren Sir James Graham und Lord Stanley selbst, die von den Uebelständen und Unterschleifen, von denen das jetzige System begleitet sey, eine erschreckende Schilderung machten. Mit Nachdruck gegen die Bill sprachen: J. Warburton, der das vexatorische Wesen des dem irischen gegenüber als musterhaft gerühmten englischen Registrationssystems erörterte; Lord Morpeth, der Generalsecretär für Irland, welcher die Bill schlimmer finden wollte als die Uebel, deren Heilung sie bezwecke, indem sie ein halbjähriges Registrationsgeschäft und dann noch halbjährige Streitigkeit darüber veranlassen, und überdieß das Wahlrecht sehr beschränken würde; endlich Hr. O'Connell, der, wie es Augsburger Allgemeine Zeitung. Mit allerhöchsten Privilegien. FreitagNr. 94. 3 April 1840.Spanien. Madrid, 21 März. Während die Armee damit beschäftigt ist, den allgemeinen Frieden herbeizuführen, ist die Regierung darauf bedacht, den durch den Wahnsinn der Revolutionäre herbeigeführten Leiden des Landes abzuhelfen. Am meisten haben durch jenen unstreitig die Diener der Kirche gelitten. Die constituirenden Cortes von 1837 hoben die Entrichtung des Zehnten auf, ohne der Geistlichkeit und dem Cultus eine andere Quelle des Einkommens anzuweisen; die unter dem Ministerium des Grafen Ofalia einberufenen Cortes setzten es zwar, nicht ohne großen Widerstand, durch, daß vermöge des Gesetzes vom 30 Jun. 1838 die Erhebung des Zehnten auf ein Jahr verlängert wurde, allein diese war mit den größten Schwierigkeiten verknüpft, so daß die Geistlichkeit sich dem drückendsten Mangel ausgesetzt sah, und nicht wenige Kirchen geschlossen werden mußten. Um diesem Uebel einigermaßen abzuhelfen, wußte auch das gegenwärtige Ministerium keinen andern Ausweg, als vermittelst des Decrets vom 1 Jul. v. J. zu verfügen, daß die Geistlichkeit als Abschlag auf die ihr von den Cortes auszusetzende Dotation die Hälfte des bisherigen Zehnten erheben, und die Diöcesan-Junten zwei Drittheile des Ertrags unter die Geistlichkeit vertheilen sollten. Die Cortes aber ließen den von der Regierung vorgelegten Gesetzesentwurf über die Dotation des Clerus nicht nur unberücksichtigt, sondern verfügten auch nicht das Geringste zur Abhülfe des grausamen Schicksals der Diener des Herrn. Jetzt hat die Regierung einen neuen Gesetzesentwurf über die Dotation der Geistlichkeit ausgearbeitet, und man erwartet, daß die Cortes sich vorzugsweise vor allen andern gesetzgebenden Arbeiten mit der Prüfung desselben beschäftigen werden. Der Congreß hat eine Commission ernannt, welche den Entwurf der zur Beantwortung der Thronrede dienenden Adresse auszuarbeiten hat; sie besteht aus den HH. Martinez de la Rosa, Barrio, Ayuso, Mon, Toreno, Benavides, Morales, Santistevan und Aloe. – Der Graf Clonard ist an die Stelle des Generals Aldama zum Generalcapitän von Granada und Jaen ernannt worden. – Der englische Gesandte, Hr. Aston, wird binnen acht Tagen hier eintreffen. – Nachschrift. In der heutigen Sitzung des Congresses zeigten die HH. Caballero und D. Joaquin Lopez in der That an, daß sie auf ihre Ernennung zu Deputirten Verzicht leisteten. Dann wurde ein von dem Grafen Toreno, Hrn. Mon u. A. unterzeichneter Antrag verlesen, der dahin gestellt war, daß eine Commission ernannt werden möchte, um zu erklären, ob in Folge der von dem General Seoane gegen den Grafen Toreno erhobenen Anklage jener diese förmlich zu begründen habe oder nicht. Toreno selbst unterstützte diesen Antrag, und sprach von seinen eigenen Verdiensten mit nicht geringem Selbstgefühl. „Während man mich hier beschuldigte, in Paris ein den Vergnügungen gewidmetes Leben zu führen,“ sagte er, „war ich damit beschäftigt, der Nation ein Denkmal ihres Ruhmes aufzurichten. (Vermuthlich versteht hierunter der Graf den letzten Band seiner Geschichte des spanischen Unabhängigkeitskrieges.) Er erklärte, daß er niemals auf die Ausfälle der Presse antworten werde, da sie ihm zu verächtlich sey, und sich ohnehin inner- und außerhalb Spaniens die Anzahl seiner Freunde mit jedem Tage vermehre. Endlich wurde der Antrag an die Sectionen verwiesen. Der Finanzminister las darauf die allgemeinen Budgets für 1840 vor. Der Minister des Innern bat die Cortes um die Ermächtigung, das von der Regierung in der letzten Legislatur vorgelegte Gesetz über die Ayuntamientos, so wie das über die Provincialdeputationen in Vollziehung zu bringen. Auch beantragte die Regierung aufs neue, dem General Espartero ein Einkommen von 50,000 Piastern anzuweisen. Uebermorgen wird die Discussion der Adresse beginnen. Großbritannien. London, 27 März. In der Unterhaussitzung vom 26 März wurden die Debatten über Lord Stanley's Bill zur Verbesserung der Registration der Parlamentswähler in Irland wieder aufgenommen. Die Hauptredner dafür waren Sir James Graham und Lord Stanley selbst, die von den Uebelständen und Unterschleifen, von denen das jetzige System begleitet sey, eine erschreckende Schilderung machten. Mit Nachdruck gegen die Bill sprachen: J. Warburton, der das vexatorische Wesen des dem irischen gegenüber als musterhaft gerühmten englischen Registrationssystems erörterte; Lord Morpeth, der Generalsecretär für Irland, welcher die Bill schlimmer finden wollte als die Uebel, deren Heilung sie bezwecke, indem sie ein halbjähriges Registrationsgeschäft und dann noch halbjährige Streitigkeit darüber veranlassen, und überdieß das Wahlrecht sehr beschränken würde; endlich Hr. 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Die constituirenden Cortes von 1837 hoben die Entrichtung des Zehnten auf, ohne der Geistlichkeit und dem Cultus eine andere Quelle des Einkommens anzuweisen; die unter dem Ministerium des Grafen Ofalia einberufenen Cortes setzten es zwar, nicht ohne großen Widerstand, durch, daß vermöge des Gesetzes vom 30 Jun. 1838 die Erhebung des Zehnten auf ein Jahr verlängert wurde, allein diese war mit den größten Schwierigkeiten verknüpft, so daß die Geistlichkeit sich dem drückendsten Mangel ausgesetzt sah, und nicht wenige Kirchen geschlossen werden mußten. Um diesem Uebel einigermaßen abzuhelfen, wußte auch das gegenwärtige Ministerium keinen andern Ausweg, als vermittelst des Decrets vom 1 Jul. v. J. zu verfügen, daß die Geistlichkeit als Abschlag auf die ihr von den Cortes auszusetzende Dotation die Hälfte des bisherigen Zehnten erheben, und die Diöcesan-Junten zwei Drittheile des Ertrags unter die Geistlichkeit vertheilen sollten. Die Cortes aber ließen den von der Regierung vorgelegten Gesetzesentwurf über die Dotation des Clerus nicht nur unberücksichtigt, sondern verfügten auch nicht das Geringste zur Abhülfe des grausamen Schicksals der Diener des Herrn. Jetzt hat die Regierung einen neuen Gesetzesentwurf über die Dotation der Geistlichkeit ausgearbeitet, und man erwartet, daß die Cortes sich vorzugsweise vor allen andern gesetzgebenden Arbeiten mit der Prüfung desselben beschäftigen werden. Der Congreß hat eine Commission ernannt, welche den Entwurf der zur Beantwortung der Thronrede dienenden Adresse auszuarbeiten hat; sie besteht aus den HH. Martinez de la Rosa, Barrio, Ayuso, Mon, Toreno, Benavides, Morales, Santistevan und Aloe. – Der Graf Clonard ist an die Stelle des Generals Aldama zum Generalcapitän von Granada und Jaen ernannt worden. – Der englische Gesandte, Hr. Aston, wird binnen acht Tagen hier eintreffen. – <hi rendition="#g">Nachschrift</hi>. 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Er erklärte, daß er niemals auf die Ausfälle der Presse antworten werde, da sie ihm zu verächtlich sey, und sich ohnehin inner- und außerhalb Spaniens die Anzahl seiner Freunde mit jedem Tage vermehre. Endlich wurde der Antrag an die Sectionen verwiesen. Der Finanzminister las darauf die allgemeinen Budgets für 1840 vor. Der Minister des Innern bat die Cortes um die Ermächtigung, das von der Regierung in der letzten Legislatur vorgelegte Gesetz über die Ayuntamientos, so wie das über die Provincialdeputationen in Vollziehung zu bringen. Auch beantragte die Regierung aufs neue, dem General Espartero ein Einkommen von 50,000 Piastern anzuweisen. 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Augsburger Allgemeine Zeitung.
Mit allerhöchsten Privilegien.
Freitag
Nr. 94.
3 April 1840.
Spanien.
_ Madrid, 21 März. Während die Armee damit beschäftigt ist, den allgemeinen Frieden herbeizuführen, ist die Regierung darauf bedacht, den durch den Wahnsinn der Revolutionäre herbeigeführten Leiden des Landes abzuhelfen. Am meisten haben durch jenen unstreitig die Diener der Kirche gelitten. Die constituirenden Cortes von 1837 hoben die Entrichtung des Zehnten auf, ohne der Geistlichkeit und dem Cultus eine andere Quelle des Einkommens anzuweisen; die unter dem Ministerium des Grafen Ofalia einberufenen Cortes setzten es zwar, nicht ohne großen Widerstand, durch, daß vermöge des Gesetzes vom 30 Jun. 1838 die Erhebung des Zehnten auf ein Jahr verlängert wurde, allein diese war mit den größten Schwierigkeiten verknüpft, so daß die Geistlichkeit sich dem drückendsten Mangel ausgesetzt sah, und nicht wenige Kirchen geschlossen werden mußten. Um diesem Uebel einigermaßen abzuhelfen, wußte auch das gegenwärtige Ministerium keinen andern Ausweg, als vermittelst des Decrets vom 1 Jul. v. J. zu verfügen, daß die Geistlichkeit als Abschlag auf die ihr von den Cortes auszusetzende Dotation die Hälfte des bisherigen Zehnten erheben, und die Diöcesan-Junten zwei Drittheile des Ertrags unter die Geistlichkeit vertheilen sollten. Die Cortes aber ließen den von der Regierung vorgelegten Gesetzesentwurf über die Dotation des Clerus nicht nur unberücksichtigt, sondern verfügten auch nicht das Geringste zur Abhülfe des grausamen Schicksals der Diener des Herrn. Jetzt hat die Regierung einen neuen Gesetzesentwurf über die Dotation der Geistlichkeit ausgearbeitet, und man erwartet, daß die Cortes sich vorzugsweise vor allen andern gesetzgebenden Arbeiten mit der Prüfung desselben beschäftigen werden. Der Congreß hat eine Commission ernannt, welche den Entwurf der zur Beantwortung der Thronrede dienenden Adresse auszuarbeiten hat; sie besteht aus den HH. Martinez de la Rosa, Barrio, Ayuso, Mon, Toreno, Benavides, Morales, Santistevan und Aloe. – Der Graf Clonard ist an die Stelle des Generals Aldama zum Generalcapitän von Granada und Jaen ernannt worden. – Der englische Gesandte, Hr. Aston, wird binnen acht Tagen hier eintreffen. – Nachschrift. In der heutigen Sitzung des Congresses zeigten die HH. Caballero und D. Joaquin Lopez in der That an, daß sie auf ihre Ernennung zu Deputirten Verzicht leisteten. Dann wurde ein von dem Grafen Toreno, Hrn. Mon u. A. unterzeichneter Antrag verlesen, der dahin gestellt war, daß eine Commission ernannt werden möchte, um zu erklären, ob in Folge der von dem General Seoane gegen den Grafen Toreno erhobenen Anklage jener diese förmlich zu begründen habe oder nicht. Toreno selbst unterstützte diesen Antrag, und sprach von seinen eigenen Verdiensten mit nicht geringem Selbstgefühl. „Während man mich hier beschuldigte, in Paris ein den Vergnügungen gewidmetes Leben zu führen,“ sagte er, „war ich damit beschäftigt, der Nation ein Denkmal ihres Ruhmes aufzurichten. (Vermuthlich versteht hierunter der Graf den letzten Band seiner Geschichte des spanischen Unabhängigkeitskrieges.) Er erklärte, daß er niemals auf die Ausfälle der Presse antworten werde, da sie ihm zu verächtlich sey, und sich ohnehin inner- und außerhalb Spaniens die Anzahl seiner Freunde mit jedem Tage vermehre. Endlich wurde der Antrag an die Sectionen verwiesen. Der Finanzminister las darauf die allgemeinen Budgets für 1840 vor. Der Minister des Innern bat die Cortes um die Ermächtigung, das von der Regierung in der letzten Legislatur vorgelegte Gesetz über die Ayuntamientos, so wie das über die Provincialdeputationen in Vollziehung zu bringen. Auch beantragte die Regierung aufs neue, dem General Espartero ein Einkommen von 50,000 Piastern anzuweisen. Uebermorgen wird die Discussion der Adresse beginnen.
Großbritannien.
_ London, 27 März.
In der Unterhaussitzung vom 26 März wurden die Debatten über Lord Stanley's Bill zur Verbesserung der Registration der Parlamentswähler in Irland wieder aufgenommen. Die Hauptredner dafür waren Sir James Graham und Lord Stanley selbst, die von den Uebelständen und Unterschleifen, von denen das jetzige System begleitet sey, eine erschreckende Schilderung machten. Mit Nachdruck gegen die Bill sprachen: J. Warburton, der das vexatorische Wesen des dem irischen gegenüber als musterhaft gerühmten englischen Registrationssystems erörterte; Lord Morpeth, der Generalsecretär für Irland, welcher die Bill schlimmer finden wollte als die Uebel, deren Heilung sie bezwecke, indem sie ein halbjähriges Registrationsgeschäft und dann noch halbjährige Streitigkeit darüber veranlassen, und überdieß das Wahlrecht sehr beschränken würde; endlich Hr. O'Connell, der, wie es
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