Allgemeine Zeitung. Nr. 95. Augsburg, 4. April 1840.Augsburger Allgemeine Zeitung. Mit allerhöchsten Privilegien. SonnabendNr. 95. 4 April 1840.Großbritannien. London, 28 März. Die interessanten Unterhausverhandlungen vom 27 März über die orientalischen Angelegenheiten haben wir jetzt in den Londoner Journalen selbst vorliegen. Lord Palmerstons Erklärung, die wir gestern nur sehr mangelhaft mittheilen konnten, lautete vollständiger also: "Das Haus wird wohl einsehen, daß es mir nicht möglich ist, in den Antrag auf Vorlegung der gewünschten Papiere einzustimmen, denn wenn irgend etwas in der Parlamentspraxis feststeht, so ist es die Regel, keine Actenstücke zu verlangen, die sich auf eine schwebende Unterhandlung beziehen. (Hr. Hume hatte zunächst die Theile der Correspondenz zwischen Lord Ponsonby und dem Staatssecretariat des Auswärtigen gewünscht, welche die Unterhandlungen der Jahre 1839 und 1840 zwischen dem Sultan und Mehemed Ali über den Erbbesitz Aegyptens und anderer von dem Pascha angesprochenen Provinzen, die Abschließung des Friedens zwischen diesen beiden Gegnern und die Auslieferung der türkischen Flotte von Seite Aegyptens betreffen.) Ueberdieß ist mein ehrenwerther Freund, das Mitglied für Kilkenny (Hume) über die meisten von ihm berührten Punkte ganz im Irrthum befangen. Der angezogene Paragraph der Thronrede bedarf keiner näheren Erörterung. Derselbe besagt, die Eintracht der fünf Großmächte habe den Frieden Europa's in Hinsicht auf den Orient aufrecht erhalten, und er drückt die Hoffnung aus, daß dieselbe Eintracht diese schwierigen Negociationen zu einem friedlichen und befriedigenden Ausgang führen werde." Der Minister wiederholt gegen Hume die so oft von der ministeriellen Presse, namentlich dem M. Chronicle, geführte Argumentation, daß nicht der Sultan, sondern Mehemed Ali in dem letzten Zusammenstoß der angreifende Theil gewesen, mit dem Beifügen, Hr. Hume irre durchaus, indem er meine, nach der Schlacht bei Koniah sey zwischen Ibrahim Pascha und Reschid Pascha ein Vertrag geschlossen worden, in welchem der brittische Gesandte dem Mehemed Ali die Abtretung Syriens garantirt; England habe vielmehr an der damaligen Transaction durchaus keinen Theil genommen. Der Redner fuhr fort:"Mein ehrenwerther Freund hat geäußert, wenn Rußland einen seinen Interessen ganz ergebenen Agenten im brittischen Cabinet sitzen hätte, so hätte dieser den Russen nicht aufrichtiger dienen können, als ich ihnen gedient habe. Um gerecht und aufrichtig zu seyn, fühle ich mich zu der Erklärung verpflichtet, daß irgend eine Regierung unmöglich redlicher und ehrenhafter handeln kann, als die russische Regierung gegen die andern Mächte in Hinsicht auf die Türkei gehandelt hat. Auf die Gesinnung läßt sich nur aus dem Benehmen schließen; diesem Grundsatze zufolge ist es aber nicht recht, in Rußlands jetzigem Benehmen irgend eine feindselige Tendenz gegen die Integrität des türkischen Reichs zu argwöhnen. Trüge sich aber Rußland wirklich mit solchen Entwürfen, dann wäre, scheint es mir, der von meinem ehrenwerthen Freund eingeschlagene Weg gerade das sicherste Mittel, dieselben zu fördern; denn die von meinem ehrenwerthen Freund empfohlene Politik müßte unmittelbar zur Zerstückelung des osmanischen Reichs führen, und Alles, was davon übrig bliebe, Rußland oder irgend einer andern Macht hülflos zu Füßen legen. Was würde man mir wohl antworten, wenn ich den Satz aufstellen wollte, das beste Mittel zur Aufrechthaltung der Integrität des brittischen Reichs sey, den Lordstatthalter von Irland zum selbstständigen Erben und Souverän von Irland und Schottland zu erheben, denn dieß werde die Bevölkerung der brittischen Inseln am festesten an einander knüpfen? Mein ehrenwerther Freund hat erwähnt, zur Zeit, als er (Hume) Aegypten besucht, habe man nur mit großer Gefahr in jenem Lande reisen können, und überhaupt sey das ganze türkische Reich vergleichsweise in einem Zustande der Anarchie gewesen, wohingegen heutzutage ein Europäer in Aegypten mit aller Sicherheit reisen könne. Das sey nun allerdings wahr, und gelte nicht von Aegypten allein, sondern so ziemlich von allen Ländern des türkischen Reichs; aber er (Palmerston) sehe nicht ein, was die in Aegypten vorgenommenen inneren Verbesserungen mit der großen Frage zu thun haben, ob Englands Interesse es erheische, die Integrität des türkischen Reichs aufrecht zu halten, oder nicht. Was den Uebergang der türkischen Flotte zu Mehemed Ali betrifft, will mein ehrenwerther Freund wissen, alle Officiere der türkischen Flotte seyen über diesen Schritt einig gewesen. Meine Nachrichten über Augsburger Allgemeine Zeitung. Mit allerhöchsten Privilegien. SonnabendNr. 95. 4 April 1840.Großbritannien. London, 28 März. Die interessanten Unterhausverhandlungen vom 27 März über die orientalischen Angelegenheiten haben wir jetzt in den Londoner Journalen selbst vorliegen. Lord Palmerstons Erklärung, die wir gestern nur sehr mangelhaft mittheilen konnten, lautete vollständiger also: „Das Haus wird wohl einsehen, daß es mir nicht möglich ist, in den Antrag auf Vorlegung der gewünschten Papiere einzustimmen, denn wenn irgend etwas in der Parlamentspraxis feststeht, so ist es die Regel, keine Actenstücke zu verlangen, die sich auf eine schwebende Unterhandlung beziehen. (Hr. Hume hatte zunächst die Theile der Correspondenz zwischen Lord Ponsonby und dem Staatssecretariat des Auswärtigen gewünscht, welche die Unterhandlungen der Jahre 1839 und 1840 zwischen dem Sultan und Mehemed Ali über den Erbbesitz Aegyptens und anderer von dem Pascha angesprochenen Provinzen, die Abschließung des Friedens zwischen diesen beiden Gegnern und die Auslieferung der türkischen Flotte von Seite Aegyptens betreffen.) Ueberdieß ist mein ehrenwerther Freund, das Mitglied für Kilkenny (Hume) über die meisten von ihm berührten Punkte ganz im Irrthum befangen. Der angezogene Paragraph der Thronrede bedarf keiner näheren Erörterung. Derselbe besagt, die Eintracht der fünf Großmächte habe den Frieden Europa's in Hinsicht auf den Orient aufrecht erhalten, und er drückt die Hoffnung aus, daß dieselbe Eintracht diese schwierigen Negociationen zu einem friedlichen und befriedigenden Ausgang führen werde.“ Der Minister wiederholt gegen Hume die so oft von der ministeriellen Presse, namentlich dem M. Chronicle, geführte Argumentation, daß nicht der Sultan, sondern Mehemed Ali in dem letzten Zusammenstoß der angreifende Theil gewesen, mit dem Beifügen, Hr. Hume irre durchaus, indem er meine, nach der Schlacht bei Koniah sey zwischen Ibrahim Pascha und Reschid Pascha ein Vertrag geschlossen worden, in welchem der brittische Gesandte dem Mehemed Ali die Abtretung Syriens garantirt; England habe vielmehr an der damaligen Transaction durchaus keinen Theil genommen. Der Redner fuhr fort:„Mein ehrenwerther Freund hat geäußert, wenn Rußland einen seinen Interessen ganz ergebenen Agenten im brittischen Cabinet sitzen hätte, so hätte dieser den Russen nicht aufrichtiger dienen können, als ich ihnen gedient habe. Um gerecht und aufrichtig zu seyn, fühle ich mich zu der Erklärung verpflichtet, daß irgend eine Regierung unmöglich redlicher und ehrenhafter handeln kann, als die russische Regierung gegen die andern Mächte in Hinsicht auf die Türkei gehandelt hat. Auf die Gesinnung läßt sich nur aus dem Benehmen schließen; diesem Grundsatze zufolge ist es aber nicht recht, in Rußlands jetzigem Benehmen irgend eine feindselige Tendenz gegen die Integrität des türkischen Reichs zu argwöhnen. Trüge sich aber Rußland wirklich mit solchen Entwürfen, dann wäre, scheint es mir, der von meinem ehrenwerthen Freund eingeschlagene Weg gerade das sicherste Mittel, dieselben zu fördern; denn die von meinem ehrenwerthen Freund empfohlene Politik müßte unmittelbar zur Zerstückelung des osmanischen Reichs führen, und Alles, was davon übrig bliebe, Rußland oder irgend einer andern Macht hülflos zu Füßen legen. Was würde man mir wohl antworten, wenn ich den Satz aufstellen wollte, das beste Mittel zur Aufrechthaltung der Integrität des brittischen Reichs sey, den Lordstatthalter von Irland zum selbstständigen Erben und Souverän von Irland und Schottland zu erheben, denn dieß werde die Bevölkerung der brittischen Inseln am festesten an einander knüpfen? Mein ehrenwerther Freund hat erwähnt, zur Zeit, als er (Hume) Aegypten besucht, habe man nur mit großer Gefahr in jenem Lande reisen können, und überhaupt sey das ganze türkische Reich vergleichsweise in einem Zustande der Anarchie gewesen, wohingegen heutzutage ein Europäer in Aegypten mit aller Sicherheit reisen könne. Das sey nun allerdings wahr, und gelte nicht von Aegypten allein, sondern so ziemlich von allen Ländern des türkischen Reichs; aber er (Palmerston) sehe nicht ein, was die in Aegypten vorgenommenen inneren Verbesserungen mit der großen Frage zu thun haben, ob Englands Interesse es erheische, die Integrität des türkischen Reichs aufrecht zu halten, oder nicht. Was den Uebergang der türkischen Flotte zu Mehemed Ali betrifft, will mein ehrenwerther Freund wissen, alle Officiere der türkischen Flotte seyen über diesen Schritt einig gewesen. 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Ueberdieß ist mein ehrenwerther Freund, das Mitglied für Kilkenny (Hume) über die meisten von ihm berührten Punkte ganz im Irrthum befangen. Der angezogene Paragraph der Thronrede bedarf keiner näheren Erörterung. Derselbe besagt, die Eintracht der fünf Großmächte habe den Frieden Europa's in Hinsicht auf den Orient aufrecht erhalten, und er drückt die Hoffnung aus, daß dieselbe Eintracht diese schwierigen Negociationen zu einem friedlichen und befriedigenden Ausgang führen werde.“ Der Minister wiederholt gegen Hume die so oft von der ministeriellen Presse, namentlich dem M. Chronicle, geführte Argumentation, daß nicht der Sultan, sondern Mehemed Ali in dem letzten Zusammenstoß der angreifende Theil gewesen, mit dem Beifügen, Hr. Hume irre durchaus, indem er meine, nach der Schlacht bei Koniah sey zwischen Ibrahim Pascha und Reschid Pascha ein Vertrag geschlossen worden, in welchem der brittische Gesandte dem Mehemed Ali die Abtretung Syriens garantirt; England habe vielmehr an der damaligen Transaction durchaus keinen Theil genommen. Der Redner fuhr fort:„Mein ehrenwerther Freund hat geäußert, wenn Rußland einen seinen Interessen ganz ergebenen Agenten im brittischen Cabinet sitzen hätte, so hätte dieser den Russen nicht aufrichtiger dienen können, als ich ihnen gedient habe. Um gerecht und aufrichtig zu seyn, fühle ich mich zu der Erklärung verpflichtet, daß irgend eine Regierung unmöglich redlicher und ehrenhafter handeln kann, als die russische Regierung gegen die andern Mächte in Hinsicht auf die Türkei gehandelt hat. Auf die Gesinnung läßt sich nur aus dem Benehmen schließen; diesem Grundsatze zufolge ist es aber nicht recht, in Rußlands jetzigem Benehmen irgend eine feindselige Tendenz gegen die Integrität des türkischen Reichs zu argwöhnen. Trüge sich aber Rußland wirklich mit solchen Entwürfen, dann wäre, scheint es mir, der von meinem ehrenwerthen Freund eingeschlagene Weg gerade das sicherste Mittel, dieselben zu fördern; denn die von meinem ehrenwerthen Freund empfohlene Politik müßte unmittelbar zur Zerstückelung des osmanischen Reichs führen, und Alles, was davon übrig bliebe, Rußland oder irgend einer andern Macht hülflos zu Füßen legen. Was würde man mir wohl antworten, wenn ich den Satz aufstellen wollte, das beste Mittel zur Aufrechthaltung der Integrität des brittischen Reichs sey, den Lordstatthalter von Irland zum selbstständigen Erben und Souverän von Irland und Schottland zu erheben, denn dieß werde die Bevölkerung der brittischen Inseln am festesten an einander knüpfen? Mein ehrenwerther Freund hat erwähnt, zur Zeit, als er (Hume) Aegypten besucht, habe man nur mit großer Gefahr in jenem Lande reisen können, und überhaupt sey das ganze türkische Reich vergleichsweise in einem Zustande der Anarchie gewesen, wohingegen heutzutage ein Europäer in Aegypten mit aller Sicherheit reisen könne. Das sey nun allerdings wahr, und gelte nicht von Aegypten allein, sondern so ziemlich von allen Ländern des türkischen Reichs; aber er (Palmerston) sehe nicht ein, was die in Aegypten vorgenommenen inneren Verbesserungen mit der großen Frage zu thun haben, ob Englands Interesse es erheische, die Integrität des türkischen Reichs aufrecht zu halten, oder nicht. Was den Uebergang der türkischen Flotte zu Mehemed Ali betrifft, will mein ehrenwerther Freund wissen, <hi rendition="#g">alle</hi> Officiere der türkischen Flotte seyen über diesen Schritt einig gewesen. <hi rendition="#g">Meine</hi> Nachrichten über<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0753/0001]
Augsburger Allgemeine Zeitung.
Mit allerhöchsten Privilegien.
Sonnabend
Nr. 95.
4 April 1840.
Großbritannien.
_ London, 28 März.
Die interessanten Unterhausverhandlungen vom 27 März über die orientalischen Angelegenheiten haben wir jetzt in den Londoner Journalen selbst vorliegen. Lord Palmerstons Erklärung, die wir gestern nur sehr mangelhaft mittheilen konnten, lautete vollständiger also: „Das Haus wird wohl einsehen, daß es mir nicht möglich ist, in den Antrag auf Vorlegung der gewünschten Papiere einzustimmen, denn wenn irgend etwas in der Parlamentspraxis feststeht, so ist es die Regel, keine Actenstücke zu verlangen, die sich auf eine schwebende Unterhandlung beziehen. (Hr. Hume hatte zunächst die Theile der Correspondenz zwischen Lord Ponsonby und dem Staatssecretariat des Auswärtigen gewünscht, welche die Unterhandlungen der Jahre 1839 und 1840 zwischen dem Sultan und Mehemed Ali über den Erbbesitz Aegyptens und anderer von dem Pascha angesprochenen Provinzen, die Abschließung des Friedens zwischen diesen beiden Gegnern und die Auslieferung der türkischen Flotte von Seite Aegyptens betreffen.) Ueberdieß ist mein ehrenwerther Freund, das Mitglied für Kilkenny (Hume) über die meisten von ihm berührten Punkte ganz im Irrthum befangen. Der angezogene Paragraph der Thronrede bedarf keiner näheren Erörterung. Derselbe besagt, die Eintracht der fünf Großmächte habe den Frieden Europa's in Hinsicht auf den Orient aufrecht erhalten, und er drückt die Hoffnung aus, daß dieselbe Eintracht diese schwierigen Negociationen zu einem friedlichen und befriedigenden Ausgang führen werde.“ Der Minister wiederholt gegen Hume die so oft von der ministeriellen Presse, namentlich dem M. Chronicle, geführte Argumentation, daß nicht der Sultan, sondern Mehemed Ali in dem letzten Zusammenstoß der angreifende Theil gewesen, mit dem Beifügen, Hr. Hume irre durchaus, indem er meine, nach der Schlacht bei Koniah sey zwischen Ibrahim Pascha und Reschid Pascha ein Vertrag geschlossen worden, in welchem der brittische Gesandte dem Mehemed Ali die Abtretung Syriens garantirt; England habe vielmehr an der damaligen Transaction durchaus keinen Theil genommen. Der Redner fuhr fort:„Mein ehrenwerther Freund hat geäußert, wenn Rußland einen seinen Interessen ganz ergebenen Agenten im brittischen Cabinet sitzen hätte, so hätte dieser den Russen nicht aufrichtiger dienen können, als ich ihnen gedient habe. Um gerecht und aufrichtig zu seyn, fühle ich mich zu der Erklärung verpflichtet, daß irgend eine Regierung unmöglich redlicher und ehrenhafter handeln kann, als die russische Regierung gegen die andern Mächte in Hinsicht auf die Türkei gehandelt hat. Auf die Gesinnung läßt sich nur aus dem Benehmen schließen; diesem Grundsatze zufolge ist es aber nicht recht, in Rußlands jetzigem Benehmen irgend eine feindselige Tendenz gegen die Integrität des türkischen Reichs zu argwöhnen. Trüge sich aber Rußland wirklich mit solchen Entwürfen, dann wäre, scheint es mir, der von meinem ehrenwerthen Freund eingeschlagene Weg gerade das sicherste Mittel, dieselben zu fördern; denn die von meinem ehrenwerthen Freund empfohlene Politik müßte unmittelbar zur Zerstückelung des osmanischen Reichs führen, und Alles, was davon übrig bliebe, Rußland oder irgend einer andern Macht hülflos zu Füßen legen. Was würde man mir wohl antworten, wenn ich den Satz aufstellen wollte, das beste Mittel zur Aufrechthaltung der Integrität des brittischen Reichs sey, den Lordstatthalter von Irland zum selbstständigen Erben und Souverän von Irland und Schottland zu erheben, denn dieß werde die Bevölkerung der brittischen Inseln am festesten an einander knüpfen? Mein ehrenwerther Freund hat erwähnt, zur Zeit, als er (Hume) Aegypten besucht, habe man nur mit großer Gefahr in jenem Lande reisen können, und überhaupt sey das ganze türkische Reich vergleichsweise in einem Zustande der Anarchie gewesen, wohingegen heutzutage ein Europäer in Aegypten mit aller Sicherheit reisen könne. Das sey nun allerdings wahr, und gelte nicht von Aegypten allein, sondern so ziemlich von allen Ländern des türkischen Reichs; aber er (Palmerston) sehe nicht ein, was die in Aegypten vorgenommenen inneren Verbesserungen mit der großen Frage zu thun haben, ob Englands Interesse es erheische, die Integrität des türkischen Reichs aufrecht zu halten, oder nicht. Was den Uebergang der türkischen Flotte zu Mehemed Ali betrifft, will mein ehrenwerther Freund wissen, alle Officiere der türkischen Flotte seyen über diesen Schritt einig gewesen. Meine Nachrichten über
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