Allgemeine Zeitung. Nr. 99. Augsburg, 8. April 1840.(Moniteur.) Ein kleines Journal, das sich für das Organ der 221 ausgibt, behauptete gestern: "Hr. Thiers habe seit einigen Tagen gegen 80,000 Fr. an verschiedene Schriftsteller der Tagspresse vertheilt." Wir haben geglaubt, dem gesunden Verstande des Publicums das gerechte Urtheil über so niedrige Verleumdungen überlassen zu können; da aber heute die Quotidienne und das Commerce keinen Anstand genommen haben, dasselbe zu wiederholen, so sind wir ermächtigt, diesen Journalen aufs förmlichste zu widersprechen. Ein Journal sagt: "Die von der Pairskammer zur Prüfung des Gesetzesentwurfs über die geheimen Fonds ernannte Commission (aus den HH. Graf St. Cricq, Girod de l'Ain, Bourdeau, Camille Perier, Herzog v. Broglie, v. Gasparin und v. Argout bestehend) ist für das Ministerium nicht ganz wohlwollend. Die Debatte, welche der Ernennung der Commissarien in den Bureaux voranging, hat sogar einen Charakter von Bitterkeit angenommen, der sonst nicht in den feinen Sitten dieser Versammlung liegt." (Temps.) Man versichert, daß die großen Gutsbesitzer der Pairskammer nicht gesonnen sind, die Rechte, welche ihnen die gegenwärtige Gesetzgebung gegeben, so wohlfeil zu opfern, und daß sie sich jeder Modification in dem Gesetze über Expropriation für öffentlichen Nutzen widersetzen werden. Paris, 3 April. Die Abreise des Herzogs von Orleans ward für eine Sache von so hoher Bedeutung gehalten, daß das Cabinet für nöthig erachtete, im Conseil darüber zu berathschlagen. Vorgestern hat der Prinz schon am Morgen bei jedem der Minister Besuche gemacht, um ihnen die Beweggründe zu seiner Theilnahme an den Operationen in Afrika darzulegen. Er kam überdieß in das an demselben Tage im Hotel des Ministers der auswärtigen Angelegenheiten versammelte Conseil, um neuerdings allen versammelten Mitgliedern des Conseils seinen Wunsch, nach Afrika zu gehen, auszudrücken. Gleichwohl heißt es, daß das Conseil nur mit 5 gegen 4 Stimmen seine Beistimmung zur Abreise des Prinzen gegeben habe, mit der ausdrücklichen Bemerkung, es thue dieß nur, weil das Cabinet vom 12 Mai ihm schon schriftlich seine Zusage ertheilt habe. Der Fourgon des Kronprinzen ist gestern nach Toulon abgegangen, und der Prinz selbst ist diesen Morgen um 8 Uhr mit dem Herzog von Aumale, dem General Marbot und dem Obristen Gerard, seinem Adjutanten, abgereist. In einem zweiten Wagen befanden sich Hr. Fleury, Gouverneur des Herzogs von Aumale, und die Ordonnanzofficiere der Prinzen. Algier, 28 März. Man rüstet sich zu einer neuen Expedition. Dellys, ein kleiner Seehafen, 15 Lieues östlich von Algier, soll gleich Scherschel von französischen Truppen besetzt werden. Die 2te Armeedivision soll dieses Unternehmen ausführen. Man glaubt, sie werde wenig Widerstand finden, da die Einwohner von Dellys in fortwährendem Handelsverkehr mit Algier stehen. - Marschall Valee hat sich endlich den dringenden Befehlen des Ministeriums gefügt und nach Oran ein Bataillon des 41sten Linienregiments geschickt. Zwei andere Bataillone desselben Regiments werden nach der Ankunft ihres neuen Obristen eben dahin abgehen. - Die Preise der Lebensmittel sind bedeutend gefallen. Ueber 80 Schiffe mit Ochsen, Schafen, Schweinen und Lebensmitteln aller Art befrachtet, sind in den letzten Tagen eingelaufen. Der größte Theil kommt von Bona. Nie herrschte am Hafen eine lebhaftere Bewegung. - Der Verlust der französischen Armee während der Expedition nach Scherschel beträgt, nach officiellen Angaben, 1 Todten und 70 Verwundete. Belgien. Brüssel, 31 März. Der Minister der öffentlichen Arbeiten macht bekannt, daß in Folge neuer, mit dem königl. preußischen Generalpostamt getroffener Uebereinkünfte die Briefe aus Belgien nach Baden, Bayern, Würtemberg und der Schweiz vom 1 April an ohne vorherige Freimachung nach jeder Bestimmung abgesandt werden können. Die belgischen Briefe, welche die Absender über Frankreich gehen lassen wollen, bleiben der gezwungenen Freimachung unterworfen. (Monit.) Brüssel, 1 April. Es ist nun entschieden, daß das bisherige Ministerium unverändert morgen wieder vor der Kammer auftreten wird, da der König die Abdankung keines Ministers hat annehmen wollen. Um dieses möglich zu machen, wird Graf Felix v. Merode in Beziehung auf die Vandersmissen'sche Angelegenheit eine Motion machen, deren Annahme dem Falle vorbeugen wird, gegen welchen die Minister sich bestimmt erklärt hatten, nämlich einer Wiederaufnahme des Vandersmissen'schen Processes vor den Gerichten. Ob indessen das Ministerium dieser Annahme gewiß sey, möchten wir noch sehr bezweifeln. Jedenfalls dürfte es einen harten Stoß zu bestehen haben. (Köln. Z.) Italien. Neapel, 28 März. Die Frage hinsichtlich des Schwefelmonopols, anstatt wie man zu vermuthen Ursache hatte, sich zu lösen, wird immer verwickelter. Es scheint, daß Se. Maj. weder den Vorstellungen Englands noch der Vermittelung des österreichischen Botschafters Gehör geben will. Der Herzog v. Serra Capriola begibt sich morgen auf seinen Posten als Gesandter nach Paris, während der Fürst Castelcicala und der Baron v. Winspear, der hier schon wichtige Aemter versah, und das unumschränkte Vertrauen Sr. Maj. genießt, gleichzeitig nach London abgehen. Man ist sehr gespannt, wie dieselben dort aufgenommen werden, und was der Erfolg ihrer Sendung seyn wird, da man von hiesiger Seite nach allem, was man hört und sieht, auf keine große Nachgiebigkeit hoffen darf. Daß dieß unter dem Publicum einige Besorgniß erregt, beweist der neuerdings stattgehabte Fall der Renten auf 103 und 102 7/8. - Die Witterung hat sich seit Anfang dieses Monats noch bedeutend verschlimmert, der Winter hat sich in seiner ganzen Strenge eingestellt, und was man sich hier kaum erinnert, es hat zwei Tage lang beinahe anhaltend geschneit. Inmitten dieser Schneeflocken entlud sich vorgestern ein einziger aber fürchterlicher Blitz, der die Kuppel von St. Maria di Porto Salvo entzwei schlug, und die ganze innere Marmorbekleidung der Kirche zertrümmerte, überdieß alles Silber und sonstige Metall so wie eine der Glocken schmolz. Von den nahegelegenen Häusern riß er die Balcone entzwei, schlug einige hundert Fensterscheiben in Stücke, und warf mehrere Individuen zu Boden, ohne sie jedoch zu tödten. Der Schaden an der Kirche wird auf 10,000 Ducati (circa 50,000 Fr.) geschätzt. Zum Glück war die Kirche schon leer. Es war ein Feiertag; wäre der Schlag eine Stunde früher gekommen, so hätten vielleicht viele Hunderte von Menschen ihr Grab in der Kirche gefunden. Schweiz. Zürich, 4 April. Die Berichte aus dem Wallis lauten fortwährend kriegerisch. Beide Theile, die männliche Bevölkerung des Unter- und des Oberwallis vom 18ten bis zum 60sten Jahre stehen unter den Waffen. Kaum war die Nachricht, daß die polizeiliche Gewalt, welche die Regierung von Unterwallis anwenden wollte, um in Evolenaz die von der Oberwalliserpartei neuaufgestellte Salzwage zu schließen, nicht durchgedrungen, (Moniteur.) Ein kleines Journal, das sich für das Organ der 221 ausgibt, behauptete gestern: „Hr. Thiers habe seit einigen Tagen gegen 80,000 Fr. an verschiedene Schriftsteller der Tagspresse vertheilt.“ Wir haben geglaubt, dem gesunden Verstande des Publicums das gerechte Urtheil über so niedrige Verleumdungen überlassen zu können; da aber heute die Quotidienne und das Commerce keinen Anstand genommen haben, dasselbe zu wiederholen, so sind wir ermächtigt, diesen Journalen aufs förmlichste zu widersprechen. Ein Journal sagt: „Die von der Pairskammer zur Prüfung des Gesetzesentwurfs über die geheimen Fonds ernannte Commission (aus den HH. Graf St. Cricq, Girod de l'Ain, Bourdeau, Camille Perier, Herzog v. Broglie, v. Gasparin und v. Argout bestehend) ist für das Ministerium nicht ganz wohlwollend. Die Debatte, welche der Ernennung der Commissarien in den Bureaux voranging, hat sogar einen Charakter von Bitterkeit angenommen, der sonst nicht in den feinen Sitten dieser Versammlung liegt.“ (Temps.) Man versichert, daß die großen Gutsbesitzer der Pairskammer nicht gesonnen sind, die Rechte, welche ihnen die gegenwärtige Gesetzgebung gegeben, so wohlfeil zu opfern, und daß sie sich jeder Modification in dem Gesetze über Expropriation für öffentlichen Nutzen widersetzen werden. Paris, 3 April. Die Abreise des Herzogs von Orleans ward für eine Sache von so hoher Bedeutung gehalten, daß das Cabinet für nöthig erachtete, im Conseil darüber zu berathschlagen. Vorgestern hat der Prinz schon am Morgen bei jedem der Minister Besuche gemacht, um ihnen die Beweggründe zu seiner Theilnahme an den Operationen in Afrika darzulegen. Er kam überdieß in das an demselben Tage im Hotel des Ministers der auswärtigen Angelegenheiten versammelte Conseil, um neuerdings allen versammelten Mitgliedern des Conseils seinen Wunsch, nach Afrika zu gehen, auszudrücken. Gleichwohl heißt es, daß das Conseil nur mit 5 gegen 4 Stimmen seine Beistimmung zur Abreise des Prinzen gegeben habe, mit der ausdrücklichen Bemerkung, es thue dieß nur, weil das Cabinet vom 12 Mai ihm schon schriftlich seine Zusage ertheilt habe. Der Fourgon des Kronprinzen ist gestern nach Toulon abgegangen, und der Prinz selbst ist diesen Morgen um 8 Uhr mit dem Herzog von Aumale, dem General Marbot und dem Obristen Gérard, seinem Adjutanten, abgereist. In einem zweiten Wagen befanden sich Hr. Fleury, Gouverneur des Herzogs von Aumale, und die Ordonnanzofficiere der Prinzen. Algier, 28 März. Man rüstet sich zu einer neuen Expedition. Dellys, ein kleiner Seehafen, 15 Lieues östlich von Algier, soll gleich Scherschel von französischen Truppen besetzt werden. Die 2te Armeedivision soll dieses Unternehmen ausführen. Man glaubt, sie werde wenig Widerstand finden, da die Einwohner von Dellys in fortwährendem Handelsverkehr mit Algier stehen. – Marschall Valée hat sich endlich den dringenden Befehlen des Ministeriums gefügt und nach Oran ein Bataillon des 41sten Linienregiments geschickt. Zwei andere Bataillone desselben Regiments werden nach der Ankunft ihres neuen Obristen eben dahin abgehen. – Die Preise der Lebensmittel sind bedeutend gefallen. Ueber 80 Schiffe mit Ochsen, Schafen, Schweinen und Lebensmitteln aller Art befrachtet, sind in den letzten Tagen eingelaufen. Der größte Theil kommt von Bona. Nie herrschte am Hafen eine lebhaftere Bewegung. – Der Verlust der französischen Armee während der Expedition nach Scherschel beträgt, nach officiellen Angaben, 1 Todten und 70 Verwundete. Belgien. Brüssel, 31 März. Der Minister der öffentlichen Arbeiten macht bekannt, daß in Folge neuer, mit dem königl. preußischen Generalpostamt getroffener Uebereinkünfte die Briefe aus Belgien nach Baden, Bayern, Würtemberg und der Schweiz vom 1 April an ohne vorherige Freimachung nach jeder Bestimmung abgesandt werden können. Die belgischen Briefe, welche die Absender über Frankreich gehen lassen wollen, bleiben der gezwungenen Freimachung unterworfen. (Monit.) Brüssel, 1 April. Es ist nun entschieden, daß das bisherige Ministerium unverändert morgen wieder vor der Kammer auftreten wird, da der König die Abdankung keines Ministers hat annehmen wollen. Um dieses möglich zu machen, wird Graf Felix v. Merode in Beziehung auf die Vandersmissen'sche Angelegenheit eine Motion machen, deren Annahme dem Falle vorbeugen wird, gegen welchen die Minister sich bestimmt erklärt hatten, nämlich einer Wiederaufnahme des Vandersmissen'schen Processes vor den Gerichten. Ob indessen das Ministerium dieser Annahme gewiß sey, möchten wir noch sehr bezweifeln. Jedenfalls dürfte es einen harten Stoß zu bestehen haben. (Köln. Z.) Italien. Neapel, 28 März. Die Frage hinsichtlich des Schwefelmonopols, anstatt wie man zu vermuthen Ursache hatte, sich zu lösen, wird immer verwickelter. Es scheint, daß Se. Maj. weder den Vorstellungen Englands noch der Vermittelung des österreichischen Botschafters Gehör geben will. Der Herzog v. Serra Capriola begibt sich morgen auf seinen Posten als Gesandter nach Paris, während der Fürst Castelcicala und der Baron v. Winspear, der hier schon wichtige Aemter versah, und das unumschränkte Vertrauen Sr. Maj. genießt, gleichzeitig nach London abgehen. Man ist sehr gespannt, wie dieselben dort aufgenommen werden, und was der Erfolg ihrer Sendung seyn wird, da man von hiesiger Seite nach allem, was man hört und sieht, auf keine große Nachgiebigkeit hoffen darf. Daß dieß unter dem Publicum einige Besorgniß erregt, beweist der neuerdings stattgehabte Fall der Renten auf 103 und 102 7/8. – Die Witterung hat sich seit Anfang dieses Monats noch bedeutend verschlimmert, der Winter hat sich in seiner ganzen Strenge eingestellt, und was man sich hier kaum erinnert, es hat zwei Tage lang beinahe anhaltend geschneit. Inmitten dieser Schneeflocken entlud sich vorgestern ein einziger aber fürchterlicher Blitz, der die Kuppel von St. Maria di Porto Salvo entzwei schlug, und die ganze innere Marmorbekleidung der Kirche zertrümmerte, überdieß alles Silber und sonstige Metall so wie eine der Glocken schmolz. Von den nahegelegenen Häusern riß er die Balcone entzwei, schlug einige hundert Fensterscheiben in Stücke, und warf mehrere Individuen zu Boden, ohne sie jedoch zu tödten. Der Schaden an der Kirche wird auf 10,000 Ducati (circa 50,000 Fr.) geschätzt. Zum Glück war die Kirche schon leer. Es war ein Feiertag; wäre der Schlag eine Stunde früher gekommen, so hätten vielleicht viele Hunderte von Menschen ihr Grab in der Kirche gefunden. Schweiz. Zürich, 4 April. Die Berichte aus dem Wallis lauten fortwährend kriegerisch. Beide Theile, die männliche Bevölkerung des Unter- und des Oberwallis vom 18ten bis zum 60sten Jahre stehen unter den Waffen. Kaum war die Nachricht, daß die polizeiliche Gewalt, welche die Regierung von Unterwallis anwenden wollte, um in Evolenaz die von der Oberwalliserpartei neuaufgestellte Salzwage zu schließen, nicht durchgedrungen, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0005" n="0789"/> <p>(<hi rendition="#g">Moniteur</hi>.) Ein kleines Journal, das sich für das Organ der 221 ausgibt, behauptete gestern: „Hr. Thiers habe seit einigen Tagen gegen 80,000 Fr. an verschiedene Schriftsteller der Tagspresse vertheilt.“ Wir haben geglaubt, dem gesunden Verstande des Publicums das gerechte Urtheil über so niedrige Verleumdungen überlassen zu können; da aber heute die Quotidienne und das Commerce keinen Anstand genommen haben, dasselbe zu wiederholen, so sind wir ermächtigt, diesen Journalen aufs förmlichste zu widersprechen.</p><lb/> <p>Ein Journal sagt: „Die von der Pairskammer zur Prüfung des Gesetzesentwurfs über die geheimen Fonds ernannte Commission (aus den HH. Graf St. Cricq, Girod de l'Ain, Bourdeau, Camille Perier, Herzog v. Broglie, v. Gasparin und v. Argout bestehend) ist für das Ministerium nicht ganz wohlwollend. Die Debatte, welche der Ernennung der Commissarien in den Bureaux voranging, hat sogar einen Charakter von Bitterkeit angenommen, der sonst nicht in den feinen Sitten dieser Versammlung liegt.“</p><lb/> <p>(<hi rendition="#g">Temps</hi>.) Man versichert, daß die großen Gutsbesitzer der Pairskammer nicht gesonnen sind, die Rechte, welche ihnen die gegenwärtige Gesetzgebung gegeben, so wohlfeil zu opfern, und daß sie sich jeder Modification in dem Gesetze über Expropriation für öffentlichen Nutzen widersetzen werden.</p> </div><lb/> <div n="2"> <byline> <gap reason="insignificant" unit="chars" quantity="1"/> </byline> <dateline><hi rendition="#b">Paris,</hi> 3 April.</dateline> <p> Die Abreise des Herzogs von Orleans ward für eine Sache von so hoher Bedeutung gehalten, daß das Cabinet für nöthig erachtete, im Conseil darüber zu berathschlagen. Vorgestern hat der Prinz schon am Morgen bei jedem der Minister Besuche gemacht, um ihnen die Beweggründe zu seiner Theilnahme an den Operationen in Afrika darzulegen. Er kam überdieß in das an demselben Tage im Hotel des Ministers der auswärtigen Angelegenheiten versammelte Conseil, um neuerdings allen versammelten Mitgliedern des Conseils seinen Wunsch, nach Afrika zu gehen, auszudrücken. Gleichwohl heißt es, daß das Conseil nur mit 5 gegen 4 Stimmen seine Beistimmung zur Abreise des Prinzen gegeben habe, mit der ausdrücklichen Bemerkung, es thue dieß nur, weil das Cabinet vom 12 Mai ihm schon schriftlich seine Zusage ertheilt habe. Der Fourgon des Kronprinzen ist gestern nach Toulon abgegangen, und der Prinz selbst ist diesen Morgen um 8 Uhr mit dem Herzog von Aumale, dem General Marbot und dem Obristen Gérard, seinem Adjutanten, abgereist. In einem zweiten Wagen befanden sich Hr. Fleury, Gouverneur des Herzogs von Aumale, und die Ordonnanzofficiere der Prinzen.</p> </div><lb/> <div n="2"> <byline> <gap reason="insignificant" unit="chars" quantity="1"/> </byline> <dateline><hi rendition="#b">Algier,</hi> 28 März.</dateline> <p> Man rüstet sich zu einer neuen Expedition. Dellys, ein kleiner Seehafen, 15 Lieues östlich von Algier, soll gleich Scherschel von französischen Truppen besetzt werden. Die 2te Armeedivision soll dieses Unternehmen ausführen. Man glaubt, sie werde wenig Widerstand finden, da die Einwohner von Dellys in fortwährendem Handelsverkehr mit Algier stehen. – Marschall Valée hat sich endlich den dringenden Befehlen des Ministeriums gefügt und nach Oran ein Bataillon des 41sten Linienregiments geschickt. Zwei andere Bataillone desselben Regiments werden nach der Ankunft ihres neuen Obristen eben dahin abgehen. – Die Preise der Lebensmittel sind bedeutend gefallen. Ueber 80 Schiffe mit Ochsen, Schafen, Schweinen und Lebensmitteln aller Art befrachtet, sind in den letzten Tagen eingelaufen. Der größte Theil kommt von Bona. Nie herrschte am Hafen eine lebhaftere Bewegung. – Der Verlust der französischen Armee während der Expedition nach Scherschel beträgt, nach officiellen Angaben, 1 Todten und 70 Verwundete.</p> </div> </div><lb/> <div n="1"> <head> <hi rendition="#b">Belgien.</hi> </head><lb/> <div n="2"> <byline> <docAuthor> <gap reason="insignificant"/> </docAuthor> </byline> <dateline><hi rendition="#b">Brüssel,</hi> 31 März.</dateline> <p> Der Minister der öffentlichen Arbeiten macht bekannt, daß in Folge neuer, mit dem königl. preußischen Generalpostamt getroffener Uebereinkünfte die Briefe aus Belgien nach Baden, Bayern, Würtemberg und der Schweiz vom 1 April an ohne vorherige Freimachung nach jeder Bestimmung abgesandt werden können. Die belgischen Briefe, welche die Absender über Frankreich gehen lassen wollen, bleiben der gezwungenen Freimachung unterworfen. (<hi rendition="#g">Monit</hi>.)</p> </div><lb/> <div n="2"> <byline> <docAuthor> <gap reason="insignificant"/> </docAuthor> </byline> <dateline><hi rendition="#b">Brüssel,</hi> 1 April.</dateline> <p> Es ist nun entschieden, daß das bisherige Ministerium unverändert morgen wieder vor der Kammer auftreten wird, da der König die Abdankung keines Ministers hat annehmen wollen. Um dieses möglich zu machen, wird Graf Felix v. Merode in Beziehung auf die Vandersmissen'sche Angelegenheit eine Motion machen, deren Annahme dem Falle vorbeugen wird, gegen welchen die Minister sich bestimmt erklärt hatten, nämlich einer Wiederaufnahme des Vandersmissen'schen Processes vor den Gerichten. Ob indessen das Ministerium dieser Annahme gewiß sey, möchten wir noch sehr bezweifeln. Jedenfalls dürfte es einen harten Stoß zu bestehen haben. (<hi rendition="#g">Köln</hi>. Z.)</p><lb/> </div> </div> <div type="jArticle" n="1"> <head> <hi rendition="#b">Italien.</hi> </head><lb/> <div n="2"> <byline> <docAuthor> <gap reason="insignificant"/> </docAuthor> </byline> <dateline><hi rendition="#b">Neapel,</hi> 28 März.</dateline> <p> Die Frage hinsichtlich des Schwefelmonopols, anstatt wie man zu vermuthen Ursache hatte, sich zu lösen, wird immer verwickelter. Es scheint, daß Se. Maj. weder den Vorstellungen Englands noch der Vermittelung des österreichischen Botschafters Gehör geben will. Der Herzog v. Serra Capriola begibt sich morgen auf seinen Posten als Gesandter nach Paris, während der Fürst Castelcicala und der Baron v. Winspear, der hier schon wichtige Aemter versah, und das unumschränkte Vertrauen Sr. Maj. genießt, gleichzeitig nach London abgehen. Man ist sehr gespannt, wie dieselben dort aufgenommen werden, und was der Erfolg ihrer Sendung seyn wird, da man von hiesiger Seite nach allem, was man hört und sieht, auf keine große Nachgiebigkeit hoffen darf. Daß dieß unter dem Publicum einige Besorgniß erregt, beweist der neuerdings stattgehabte Fall der Renten auf 103 und 102 7/8. – Die Witterung hat sich seit Anfang dieses Monats noch bedeutend verschlimmert, der Winter hat sich in seiner ganzen Strenge eingestellt, und was man sich hier kaum erinnert, es hat zwei Tage lang beinahe anhaltend geschneit. Inmitten dieser Schneeflocken entlud sich vorgestern ein einziger aber fürchterlicher Blitz, der die Kuppel von St. Maria di Porto Salvo entzwei schlug, und die ganze innere Marmorbekleidung der Kirche zertrümmerte, überdieß alles Silber und sonstige Metall so wie eine der Glocken schmolz. Von den nahegelegenen Häusern riß er die Balcone entzwei, schlug einige hundert Fensterscheiben in Stücke, und warf mehrere Individuen zu Boden, ohne sie jedoch zu tödten. Der Schaden an der Kirche wird auf 10,000 Ducati (circa 50,000 Fr.) geschätzt. Zum Glück war die Kirche schon leer. Es war ein Feiertag; wäre der Schlag eine Stunde früher gekommen, so hätten vielleicht viele Hunderte von Menschen ihr Grab in der Kirche gefunden.</p><lb/> </div> </div> <div type="jArticle" n="1"> <head> <hi rendition="#b">Schweiz.</hi> </head><lb/> <div n="2"> <byline> <docAuthor> <gap reason="insignificant"/> </docAuthor> </byline> <dateline><hi rendition="#b">Zürich,</hi> 4 April.</dateline> <p> Die Berichte aus dem Wallis lauten fortwährend kriegerisch. Beide Theile, die männliche Bevölkerung des Unter- und des Oberwallis vom 18ten bis zum 60sten Jahre stehen unter den Waffen. Kaum war die Nachricht, daß die polizeiliche Gewalt, welche die Regierung von Unterwallis anwenden wollte, um in Evolenaz die von der Oberwalliserpartei neuaufgestellte Salzwage zu schließen, nicht durchgedrungen,<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0789/0005]
(Moniteur.) Ein kleines Journal, das sich für das Organ der 221 ausgibt, behauptete gestern: „Hr. Thiers habe seit einigen Tagen gegen 80,000 Fr. an verschiedene Schriftsteller der Tagspresse vertheilt.“ Wir haben geglaubt, dem gesunden Verstande des Publicums das gerechte Urtheil über so niedrige Verleumdungen überlassen zu können; da aber heute die Quotidienne und das Commerce keinen Anstand genommen haben, dasselbe zu wiederholen, so sind wir ermächtigt, diesen Journalen aufs förmlichste zu widersprechen.
Ein Journal sagt: „Die von der Pairskammer zur Prüfung des Gesetzesentwurfs über die geheimen Fonds ernannte Commission (aus den HH. Graf St. Cricq, Girod de l'Ain, Bourdeau, Camille Perier, Herzog v. Broglie, v. Gasparin und v. Argout bestehend) ist für das Ministerium nicht ganz wohlwollend. Die Debatte, welche der Ernennung der Commissarien in den Bureaux voranging, hat sogar einen Charakter von Bitterkeit angenommen, der sonst nicht in den feinen Sitten dieser Versammlung liegt.“
(Temps.) Man versichert, daß die großen Gutsbesitzer der Pairskammer nicht gesonnen sind, die Rechte, welche ihnen die gegenwärtige Gesetzgebung gegeben, so wohlfeil zu opfern, und daß sie sich jeder Modification in dem Gesetze über Expropriation für öffentlichen Nutzen widersetzen werden.
_ Paris, 3 April. Die Abreise des Herzogs von Orleans ward für eine Sache von so hoher Bedeutung gehalten, daß das Cabinet für nöthig erachtete, im Conseil darüber zu berathschlagen. Vorgestern hat der Prinz schon am Morgen bei jedem der Minister Besuche gemacht, um ihnen die Beweggründe zu seiner Theilnahme an den Operationen in Afrika darzulegen. Er kam überdieß in das an demselben Tage im Hotel des Ministers der auswärtigen Angelegenheiten versammelte Conseil, um neuerdings allen versammelten Mitgliedern des Conseils seinen Wunsch, nach Afrika zu gehen, auszudrücken. Gleichwohl heißt es, daß das Conseil nur mit 5 gegen 4 Stimmen seine Beistimmung zur Abreise des Prinzen gegeben habe, mit der ausdrücklichen Bemerkung, es thue dieß nur, weil das Cabinet vom 12 Mai ihm schon schriftlich seine Zusage ertheilt habe. Der Fourgon des Kronprinzen ist gestern nach Toulon abgegangen, und der Prinz selbst ist diesen Morgen um 8 Uhr mit dem Herzog von Aumale, dem General Marbot und dem Obristen Gérard, seinem Adjutanten, abgereist. In einem zweiten Wagen befanden sich Hr. Fleury, Gouverneur des Herzogs von Aumale, und die Ordonnanzofficiere der Prinzen.
_ Algier, 28 März. Man rüstet sich zu einer neuen Expedition. Dellys, ein kleiner Seehafen, 15 Lieues östlich von Algier, soll gleich Scherschel von französischen Truppen besetzt werden. Die 2te Armeedivision soll dieses Unternehmen ausführen. Man glaubt, sie werde wenig Widerstand finden, da die Einwohner von Dellys in fortwährendem Handelsverkehr mit Algier stehen. – Marschall Valée hat sich endlich den dringenden Befehlen des Ministeriums gefügt und nach Oran ein Bataillon des 41sten Linienregiments geschickt. Zwei andere Bataillone desselben Regiments werden nach der Ankunft ihres neuen Obristen eben dahin abgehen. – Die Preise der Lebensmittel sind bedeutend gefallen. Ueber 80 Schiffe mit Ochsen, Schafen, Schweinen und Lebensmitteln aller Art befrachtet, sind in den letzten Tagen eingelaufen. Der größte Theil kommt von Bona. Nie herrschte am Hafen eine lebhaftere Bewegung. – Der Verlust der französischen Armee während der Expedition nach Scherschel beträgt, nach officiellen Angaben, 1 Todten und 70 Verwundete.
Belgien.
_ Brüssel, 31 März. Der Minister der öffentlichen Arbeiten macht bekannt, daß in Folge neuer, mit dem königl. preußischen Generalpostamt getroffener Uebereinkünfte die Briefe aus Belgien nach Baden, Bayern, Würtemberg und der Schweiz vom 1 April an ohne vorherige Freimachung nach jeder Bestimmung abgesandt werden können. Die belgischen Briefe, welche die Absender über Frankreich gehen lassen wollen, bleiben der gezwungenen Freimachung unterworfen. (Monit.)
_ Brüssel, 1 April. Es ist nun entschieden, daß das bisherige Ministerium unverändert morgen wieder vor der Kammer auftreten wird, da der König die Abdankung keines Ministers hat annehmen wollen. Um dieses möglich zu machen, wird Graf Felix v. Merode in Beziehung auf die Vandersmissen'sche Angelegenheit eine Motion machen, deren Annahme dem Falle vorbeugen wird, gegen welchen die Minister sich bestimmt erklärt hatten, nämlich einer Wiederaufnahme des Vandersmissen'schen Processes vor den Gerichten. Ob indessen das Ministerium dieser Annahme gewiß sey, möchten wir noch sehr bezweifeln. Jedenfalls dürfte es einen harten Stoß zu bestehen haben. (Köln. Z.)
Italien.
_ Neapel, 28 März. Die Frage hinsichtlich des Schwefelmonopols, anstatt wie man zu vermuthen Ursache hatte, sich zu lösen, wird immer verwickelter. Es scheint, daß Se. Maj. weder den Vorstellungen Englands noch der Vermittelung des österreichischen Botschafters Gehör geben will. Der Herzog v. Serra Capriola begibt sich morgen auf seinen Posten als Gesandter nach Paris, während der Fürst Castelcicala und der Baron v. Winspear, der hier schon wichtige Aemter versah, und das unumschränkte Vertrauen Sr. Maj. genießt, gleichzeitig nach London abgehen. Man ist sehr gespannt, wie dieselben dort aufgenommen werden, und was der Erfolg ihrer Sendung seyn wird, da man von hiesiger Seite nach allem, was man hört und sieht, auf keine große Nachgiebigkeit hoffen darf. Daß dieß unter dem Publicum einige Besorgniß erregt, beweist der neuerdings stattgehabte Fall der Renten auf 103 und 102 7/8. – Die Witterung hat sich seit Anfang dieses Monats noch bedeutend verschlimmert, der Winter hat sich in seiner ganzen Strenge eingestellt, und was man sich hier kaum erinnert, es hat zwei Tage lang beinahe anhaltend geschneit. Inmitten dieser Schneeflocken entlud sich vorgestern ein einziger aber fürchterlicher Blitz, der die Kuppel von St. Maria di Porto Salvo entzwei schlug, und die ganze innere Marmorbekleidung der Kirche zertrümmerte, überdieß alles Silber und sonstige Metall so wie eine der Glocken schmolz. Von den nahegelegenen Häusern riß er die Balcone entzwei, schlug einige hundert Fensterscheiben in Stücke, und warf mehrere Individuen zu Boden, ohne sie jedoch zu tödten. Der Schaden an der Kirche wird auf 10,000 Ducati (circa 50,000 Fr.) geschätzt. Zum Glück war die Kirche schon leer. Es war ein Feiertag; wäre der Schlag eine Stunde früher gekommen, so hätten vielleicht viele Hunderte von Menschen ihr Grab in der Kirche gefunden.
Schweiz.
_ Zürich, 4 April. Die Berichte aus dem Wallis lauten fortwährend kriegerisch. Beide Theile, die männliche Bevölkerung des Unter- und des Oberwallis vom 18ten bis zum 60sten Jahre stehen unter den Waffen. Kaum war die Nachricht, daß die polizeiliche Gewalt, welche die Regierung von Unterwallis anwenden wollte, um in Evolenaz die von der Oberwalliserpartei neuaufgestellte Salzwage zu schließen, nicht durchgedrungen,
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Deutsches Textarchiv: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-06-28T11:37:15Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-06-28T11:37:15Z)
Weitere Informationen:Bogensignaturen: gekennzeichnet; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: gekennzeichnet; Kustoden: gekennzeichnet; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: teilweise erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |