Allgemeine Zeitung. Nr. 101. Augsburg, 10. April 1840.Flusse selbst, unternahmen, mißlang gänzlich; nach zwei vergeblichen Angriffen mußten sich die Tscherkessen mit blutigen Köpfen zurückziehen. - Die meisten an der nördlichen Küste des schwarzen Meeres gelegenen Häfen sind vom Eise gänzlich befreit, nur die Einfahrt in den Hafen von Kertsch ist noch verschlossen. Oesterreich. Wien, 5 April. Der Reichstag von Ungarn hat endlich die königliche Proposition hinsichtlich der Recrutenstellung erledigt, und die Aushebung von 38,000 Mann bewilligt. Man wird unverzüglich dazu schreiten, da die Auflösung der Landwehrbataillone, die jetzt in der ganzen Monarchie im Werke ist, eine Vermehrung der Linienmannschaft wünschenswerth macht. - Se. Durchl. der Prinz Ferdinand von Sachsen-Coburg tritt morgen die Reise nach Brüssel an. Aegypten. Alexandria, 22 März. Die Pest, wenn es Pest ist, geht besser; man beginnt zu glauben, daß dieses Jahr hinsichtlich jener Krankheit viel Uebertreibung stattgefunden, welcher die Politik nicht ganz fremd seyn soll; es stirbt beinahe Niemand mehr, ohne daß die Pestärzte es für Pest erklären. Noch kann man der Sache nicht recht auf den Grund kommen. Einige im Frankenquartier stattgehabte Pestfälle, zum wenigsten von den Aerzten der Quarantäne dafür ausgegeben, haben hier viel Lärmen gemacht, da man die Angaben nicht bewährt fand! - Man schreibt aus Syrien, daß Sheriff Pascha bei einem Angriff auf die Bergbewohner des Horan 400 Mann verloren habe. Er wollte die Bewohner zwingen, einige Dörfer, wo sich die Pest erklärt hatte, zu umzingeln; da sie sich wiedersetzten, ließ er sie angreifen und wurde zurückgeschlagen. Die Bewohner des Horan sollen ein Bündniß unter sich gemacht und beschlossen haben, sich jeder in ihre Rechte eingreifenden Maaßregel Ibrahim Pascha's mit Gewalt zu widersetzen. Jeder muß je nach seinen Mitteln von 15 bis 50 Piaster türkisch zum Einkauf von Waffen und Munition beitragen. In einigen Tagen erwartet man das Paketboot von Beyrut, welches uns weitere Berichte bringen wird. - Gestern Abend kam ein englisches Dampfboot von Vurla hier an, man sagt, um die ostindischen Briefe für die Escadre zu holen, wahrscheinlich aber, um zu sehen, was hier vorgeht. Die Officiere dieses Dampfbootes stiegen ans Land, ohne sich an die Vorstellungen der Sanitätswachen zu kehren, auch ohne ihren Gesundheitspaß vorzuzeigen. Es muß wohl endlich zwischen dem Pascha und den Consuln der Quatantäneanstalt wegen zum offnen Kriege kommen; man behandelt den Pascha mit wenig Schonung. Flusse selbst, unternahmen, mißlang gänzlich; nach zwei vergeblichen Angriffen mußten sich die Tscherkessen mit blutigen Köpfen zurückziehen. – Die meisten an der nördlichen Küste des schwarzen Meeres gelegenen Häfen sind vom Eise gänzlich befreit, nur die Einfahrt in den Hafen von Kertsch ist noch verschlossen. Oesterreich. Wien, 5 April. Der Reichstag von Ungarn hat endlich die königliche Proposition hinsichtlich der Recrutenstellung erledigt, und die Aushebung von 38,000 Mann bewilligt. Man wird unverzüglich dazu schreiten, da die Auflösung der Landwehrbataillone, die jetzt in der ganzen Monarchie im Werke ist, eine Vermehrung der Linienmannschaft wünschenswerth macht. – Se. Durchl. der Prinz Ferdinand von Sachsen-Coburg tritt morgen die Reise nach Brüssel an. Aegypten. Alexandria, 22 März. Die Pest, wenn es Pest ist, geht besser; man beginnt zu glauben, daß dieses Jahr hinsichtlich jener Krankheit viel Uebertreibung stattgefunden, welcher die Politik nicht ganz fremd seyn soll; es stirbt beinahe Niemand mehr, ohne daß die Pestärzte es für Pest erklären. Noch kann man der Sache nicht recht auf den Grund kommen. Einige im Frankenquartier stattgehabte Pestfälle, zum wenigsten von den Aerzten der Quarantäne dafür ausgegeben, haben hier viel Lärmen gemacht, da man die Angaben nicht bewährt fand! – Man schreibt aus Syrien, daß Sheriff Pascha bei einem Angriff auf die Bergbewohner des Horan 400 Mann verloren habe. Er wollte die Bewohner zwingen, einige Dörfer, wo sich die Pest erklärt hatte, zu umzingeln; da sie sich wiedersetzten, ließ er sie angreifen und wurde zurückgeschlagen. Die Bewohner des Horan sollen ein Bündniß unter sich gemacht und beschlossen haben, sich jeder in ihre Rechte eingreifenden Maaßregel Ibrahim Pascha's mit Gewalt zu widersetzen. Jeder muß je nach seinen Mitteln von 15 bis 50 Piaster türkisch zum Einkauf von Waffen und Munition beitragen. In einigen Tagen erwartet man das Paketboot von Beyrut, welches uns weitere Berichte bringen wird. – Gestern Abend kam ein englisches Dampfboot von Vurla hier an, man sagt, um die ostindischen Briefe für die Escadre zu holen, wahrscheinlich aber, um zu sehen, was hier vorgeht. Die Officiere dieses Dampfbootes stiegen ans Land, ohne sich an die Vorstellungen der Sanitätswachen zu kehren, auch ohne ihren Gesundheitspaß vorzuzeigen. 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Einige im Frankenquartier stattgehabte Pestfälle, zum wenigsten von den Aerzten der Quarantäne dafür ausgegeben, haben hier viel Lärmen gemacht, da man die Angaben nicht bewährt fand! – Man schreibt aus Syrien, daß Sheriff Pascha bei einem Angriff auf die Bergbewohner des Horan 400 Mann verloren habe. Er wollte die Bewohner zwingen, einige Dörfer, wo sich die Pest erklärt hatte, zu umzingeln; da sie sich wiedersetzten, ließ er sie angreifen und wurde zurückgeschlagen. Die Bewohner des Horan sollen ein Bündniß unter sich gemacht und beschlossen haben, sich jeder in ihre Rechte eingreifenden Maaßregel Ibrahim Pascha's mit Gewalt zu widersetzen. Jeder muß je nach seinen Mitteln von 15 bis 50 Piaster türkisch zum Einkauf von Waffen und Munition beitragen. In einigen Tagen erwartet man das Paketboot von Beyrut, welches uns weitere Berichte bringen wird. – Gestern Abend kam ein englisches Dampfboot von Vurla hier an, man sagt, um die ostindischen Briefe für die Escadre zu holen, wahrscheinlich aber, um zu sehen, was hier vorgeht. Die Officiere dieses Dampfbootes stiegen ans Land, ohne sich an die Vorstellungen der Sanitätswachen zu kehren, auch ohne ihren Gesundheitspaß vorzuzeigen. Es muß wohl endlich zwischen dem Pascha und den Consuln der Quatantäneanstalt wegen zum offnen Kriege kommen; man behandelt den Pascha mit wenig Schonung.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0808/0008]
Flusse selbst, unternahmen, mißlang gänzlich; nach zwei vergeblichen Angriffen mußten sich die Tscherkessen mit blutigen Köpfen zurückziehen. – Die meisten an der nördlichen Küste des schwarzen Meeres gelegenen Häfen sind vom Eise gänzlich befreit, nur die Einfahrt in den Hafen von Kertsch ist noch verschlossen.
Oesterreich.
_ Wien, 5 April. Der Reichstag von Ungarn hat endlich die königliche Proposition hinsichtlich der Recrutenstellung erledigt, und die Aushebung von 38,000 Mann bewilligt. Man wird unverzüglich dazu schreiten, da die Auflösung der Landwehrbataillone, die jetzt in der ganzen Monarchie im Werke ist, eine Vermehrung der Linienmannschaft wünschenswerth macht. – Se. Durchl. der Prinz Ferdinand von Sachsen-Coburg tritt morgen die Reise nach Brüssel an.
Aegypten.
_ Alexandria, 22 März. Die Pest, wenn es Pest ist, geht besser; man beginnt zu glauben, daß dieses Jahr hinsichtlich jener Krankheit viel Uebertreibung stattgefunden, welcher die Politik nicht ganz fremd seyn soll; es stirbt beinahe Niemand mehr, ohne daß die Pestärzte es für Pest erklären. Noch kann man der Sache nicht recht auf den Grund kommen. Einige im Frankenquartier stattgehabte Pestfälle, zum wenigsten von den Aerzten der Quarantäne dafür ausgegeben, haben hier viel Lärmen gemacht, da man die Angaben nicht bewährt fand! – Man schreibt aus Syrien, daß Sheriff Pascha bei einem Angriff auf die Bergbewohner des Horan 400 Mann verloren habe. Er wollte die Bewohner zwingen, einige Dörfer, wo sich die Pest erklärt hatte, zu umzingeln; da sie sich wiedersetzten, ließ er sie angreifen und wurde zurückgeschlagen. Die Bewohner des Horan sollen ein Bündniß unter sich gemacht und beschlossen haben, sich jeder in ihre Rechte eingreifenden Maaßregel Ibrahim Pascha's mit Gewalt zu widersetzen. Jeder muß je nach seinen Mitteln von 15 bis 50 Piaster türkisch zum Einkauf von Waffen und Munition beitragen. In einigen Tagen erwartet man das Paketboot von Beyrut, welches uns weitere Berichte bringen wird. – Gestern Abend kam ein englisches Dampfboot von Vurla hier an, man sagt, um die ostindischen Briefe für die Escadre zu holen, wahrscheinlich aber, um zu sehen, was hier vorgeht. Die Officiere dieses Dampfbootes stiegen ans Land, ohne sich an die Vorstellungen der Sanitätswachen zu kehren, auch ohne ihren Gesundheitspaß vorzuzeigen. Es muß wohl endlich zwischen dem Pascha und den Consuln der Quatantäneanstalt wegen zum offnen Kriege kommen; man behandelt den Pascha mit wenig Schonung.
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