Allgemeine Zeitung. Nr. 103. Augsburg, 12. April 1840.(Globe.) Der Nachfolger des Admirals Sir R. Stopford im Commando unserer Station im Mittelmeer ist noch nicht ernannt, oder wenigstens die Ernennung noch nicht veröffentlicht, aber das für ihn bestimmte Flaggenschiff the Queen, von 110 Kanonen, ist beinahe segelfertig. Frankreich. Paris, 7 April. Der Moniteur enthält eine k. Ordonnanz, die das Communalcollegium von St. Etienne zum k. Collegium dritter Classe erhebt. (Commerce.) Man spricht von Forderungen ziemlich beträchtlicher Credite, die noch in dieser Woche an die Kammer zur Feier des heil. Philippstags für die Vermählungsfeste des Herzogs von Nemours und für die Taufe des Grafen von Paris gestellt werden sollen. Die Pairskammercommission zur Prüfung des Gesetzesentwurfs über die geheimen Fonds hat mit 5 unter 7 Stimmen den Herzog von Broglie zu ihrem Berichterstatter ernannt. Man hält dieß für eine Anzeige, daß die Pairskammer ebenso, wie die Deputirtenkammer, diesen Entwurf mit großer Mehrheit votiren werde. [irrelevantes Material] In der Sitzung der Deputirtenkammer am 7 April ward zuerst ein Entwurf zu einem Credit von 285,000 Fr. für Bauten und Reparaturen in den Gebäuden der Bureaux des Kriegsministeriums mit großer Mehrheit bewilligt. Der Minister der öffentlichen Arbeiten, Graf Jaubert, verlas dann einen Entwurf zu einem Zuschußcredit von drei Millionen zur Unterhaltung der k. Heerstraßen während des Jahrs 1841, und einen andern Entwurf in Betreff abgetretener k. Heerstraßen, der bereits von der Pairskammer angenommen ist, sodann Entwürfe zum Bau k. Straßen und Brücken im südlichen Frankreich und zu Crediten für Vollendung von Canälen und Schiffbarmachung von Flüssen. Alle Entwürfe werden an Eine Commission verwiesen. Graf Jaubert kündigt sodann an, daß er noch einen andern Gesetzesentwurf zu Eisenbahnbauten einbringe. (Stille! Stille! Hört!) Der Minister verliest nun unter tiefstem Schweigen die Beweggründe dieses Entwurfs, welcher die Vollziehung durch den Staat nur dann zuläßt, wenn entweder gar keine Compagnie vorhanden ist, oder deren Mittel unzureichend sind. Der Entwurf betrifft insbesondere die Errichtung von Eisenbahnen von Paris nach Orleans, von Straßburg nach Basel, von Andrezieux nach Roane, von Montpellier nach Nimes, von Valenciennes an die belgische Gränze. Die drei ersten Bahnen will die Regierung unterstützen, indem sie Actien auf ihre Rechnung übernimmt; die zwei letztern Bahnen sollen auf Staatskosten gebaut werden. - Die Kammer discutirte dann den Gesetzesentwurf zur Bewilligung eines Zuschußcredits von 38,400 Fr. für den Minister der öffentlichen Arbeiten zu Ausgaben für Personal und Material. Sie war noch bei Abgang der Post damit beschäftigt. (Phare des Pyrenees.) Auf das Gerücht, daß der Infant Don Luis, Sohn des Don Carlos, aus Salzburg verschwunden und ein neuer Aufstand in den baskischen Provinzen im Werke sey, hat die französische Behörde die strengsten Maaßregeln ergriffen, um die ganze Gränzlinie zu decken. In diesem Augenblick wird in den beiden Casernen des Dorfes Behobie die Reveille geschlagen und die Compagnie der Voltigeure geht in aller Eile ab, um das ganze frrnzösische Ufer der Bidassoa zu besetzen. Die Gazette des Tribunaux schreibt aus Brives vom 1 April: "Der Gesundheitszustand der Frau Laffarge ist fortwährend sehr besorglich. Seit einigen Tagen hat sich zu der Entzündungskrankheit, wovon sie befallen ward, ein Brustleiden gesellt. Sie hütet fast beständig das Bett und ist schlaflos; ihre Aerzte, die sie fleißig besuchen, glauben, man werde sie noch lange nicht der Prüfung einer Criminaldebatte aussetzen können. Der Gesundheitszustand der Frau Laffarge hat auch auf ihren Geist zurückgewirkt. Die moralische Energie, die einer der hervorstechendsten Züge ihres Charakters zu seyn schien, hat allmählich abgenommen, und sie scheint tief bekümmert. Ihr einziger Zeitvertreib ist das Lesen einiger geistlichen Bücher und die Uebersetzung eines deutschen Wörterbuchs. Sie scheint auch gern einigen armen Verhafteten von dem zu ihrer Verfügung gestellten Geld Unterstützungen zu reichen. Sie darf von Zeit zu Zeit einige Besuche empfangen. Die Instruction über die Vergiftung des Hrn. Laffarge ist völlig beendigt; man scheint aber vor deren Uebersendung an die Anklagekammer des k. Gerichtshofs von Limoges den Proceß wegen Anschuldigung des Diamantendiebstahls gegen sie bei der Zuchtpolizei von Brives vornehmen zu wollen. In Folge der nach Pontoise und Paris geschickten Verhörscommissionen ist die Instruction über diesen Hauptpunkt der Anschuldigung geschlossen, und es heißt, daß der Proceß noch im Laufe des Monats vor das Tribunal gebracht werden soll, wenn der Gesundheitszustand der Angeschuldigten es nicht hindert. Hr. Sebathier, Advocat von Toulouse, der die Frau Laffarge vertheidigen soll, ist in Brives angekommen." Ein Blatt aus Lons-le-Saulnier, der Patriote jurassien vom 4 April enthält folgende Erzählung von den dortigen Unruhen, deren wir gestern erwähnten. "Am Vormittag des 2 Aprils, an welchem Tage zu Lons-le-Saulnier Messe war, standen, wie man sagt, gewisse Leute an den Zugängen des Freiheitsplatzes, und hielten alle Säcke und Körbe mit Kartoffeln an, die auf diesen Platz kamen; sie kauften dieselben, ohne darum zu handeln, und ließen sie darauf zur Stadt hinausführen, um sie auf Wägen zu laden, welche sie erwarteten. Man denke sich die Unruhe der arbeitenden Classe, als sie sah, daß sie sich dieses für sie unentbehrliche Nahrungsmittel für Geld nicht würde verschaffen können, und als alle Kartoffelnhändler antworteten: Verkauft, wenn man sie um den Preis ihrer Waare befragte. Bald versammelten sich zahlreiche Haufen, welche schweigend gegen die Rue-Neuve und die Straße des-Salines zogen; dort trafen sie die mit Kartoffeln beladenen Wägen an, und warfen sie auf das Pflaster um; eine Frau, von starkem, männlichem Körperbau, zeichnete sich aus unter der Menge, die sie mit Heftigkeit anredete. Man war vielleicht auf dem Punkte handgemein zu werden, als der Maire der Stadt Lons-le-Saulnier an den Ort kam, von der Polizei, den Gendarmen und der kleinen Garnison von Lons-le-Saulnier begleitet; es gelang ihm, nicht ohne Mühe, den Haufen auseinander zu treiben, und die Wägen in das Gebäude der alten Caserne führen zu lassen. Heute (4) rottete ein Haufe, der großentheils aus Frauen bestand, sich des Morgens schon vor dem Hofe der alten Caserne zusammen. Die Wägen waren noch nicht abgefahren. Um 1 Uhr Nachmittags kam der Maire, der k. Procurator, der Polizeicommissär und ihre Diener; ihnen folgte ein großer Theil der Gendarmerie zu Pferd und der Linientruppen. Da erhoben sich mit Wuth, mitten in einer Menge von fünf oder sechhundert Menschen, auf allen Seiten Hohngeschrei und laute Klagen; die Pferde wurden jedoch an die Wägen gespannt, und der Zug setzte sich in Bewegung; die Menge stürzte ihm nach und warf Steine auf die Gendarmen und auf die Truppen; so fuhr der Zug durch die Stadt, mit unerhörten Schwierigkeiten, denn der Haufe war doppelt zahlreicher geworden. Zwischen der Saline (Globe.) Der Nachfolger des Admirals Sir R. Stopford im Commando unserer Station im Mittelmeer ist noch nicht ernannt, oder wenigstens die Ernennung noch nicht veröffentlicht, aber das für ihn bestimmte Flaggenschiff the Queen, von 110 Kanonen, ist beinahe segelfertig. Frankreich. Paris, 7 April. Der Moniteur enthält eine k. Ordonnanz, die das Communalcollegium von St. Etienne zum k. Collegium dritter Classe erhebt. (Commerce.) Man spricht von Forderungen ziemlich beträchtlicher Credite, die noch in dieser Woche an die Kammer zur Feier des heil. Philippstags für die Vermählungsfeste des Herzogs von Nemours und für die Taufe des Grafen von Paris gestellt werden sollen. Die Pairskammercommission zur Prüfung des Gesetzesentwurfs über die geheimen Fonds hat mit 5 unter 7 Stimmen den Herzog von Broglie zu ihrem Berichterstatter ernannt. Man hält dieß für eine Anzeige, daß die Pairskammer ebenso, wie die Deputirtenkammer, diesen Entwurf mit großer Mehrheit votiren werde. [irrelevantes Material] In der Sitzung der Deputirtenkammer am 7 April ward zuerst ein Entwurf zu einem Credit von 285,000 Fr. für Bauten und Reparaturen in den Gebäuden der Bureaux des Kriegsministeriums mit großer Mehrheit bewilligt. Der Minister der öffentlichen Arbeiten, Graf Jaubert, verlas dann einen Entwurf zu einem Zuschußcredit von drei Millionen zur Unterhaltung der k. Heerstraßen während des Jahrs 1841, und einen andern Entwurf in Betreff abgetretener k. Heerstraßen, der bereits von der Pairskammer angenommen ist, sodann Entwürfe zum Bau k. Straßen und Brücken im südlichen Frankreich und zu Crediten für Vollendung von Canälen und Schiffbarmachung von Flüssen. Alle Entwürfe werden an Eine Commission verwiesen. Graf Jaubert kündigt sodann an, daß er noch einen andern Gesetzesentwurf zu Eisenbahnbauten einbringe. (Stille! Stille! Hört!) Der Minister verliest nun unter tiefstem Schweigen die Beweggründe dieses Entwurfs, welcher die Vollziehung durch den Staat nur dann zuläßt, wenn entweder gar keine Compagnie vorhanden ist, oder deren Mittel unzureichend sind. Der Entwurf betrifft insbesondere die Errichtung von Eisenbahnen von Paris nach Orleans, von Straßburg nach Basel, von Andrezieux nach Roane, von Montpellier nach Nimes, von Valenciennes an die belgische Gränze. Die drei ersten Bahnen will die Regierung unterstützen, indem sie Actien auf ihre Rechnung übernimmt; die zwei letztern Bahnen sollen auf Staatskosten gebaut werden. – Die Kammer discutirte dann den Gesetzesentwurf zur Bewilligung eines Zuschußcredits von 38,400 Fr. für den Minister der öffentlichen Arbeiten zu Ausgaben für Personal und Material. Sie war noch bei Abgang der Post damit beschäftigt. (Phare des Pyrenées.) Auf das Gerücht, daß der Infant Don Luis, Sohn des Don Carlos, aus Salzburg verschwunden und ein neuer Aufstand in den baskischen Provinzen im Werke sey, hat die französische Behörde die strengsten Maaßregeln ergriffen, um die ganze Gränzlinie zu decken. In diesem Augenblick wird in den beiden Casernen des Dorfes Béhobie die Reveille geschlagen und die Compagnie der Voltigeure geht in aller Eile ab, um das ganze frrnzösische Ufer der Bidassoa zu besetzen. Die Gazette des Tribunaux schreibt aus Brives vom 1 April: „Der Gesundheitszustand der Frau Laffarge ist fortwährend sehr besorglich. Seit einigen Tagen hat sich zu der Entzündungskrankheit, wovon sie befallen ward, ein Brustleiden gesellt. Sie hütet fast beständig das Bett und ist schlaflos; ihre Aerzte, die sie fleißig besuchen, glauben, man werde sie noch lange nicht der Prüfung einer Criminaldebatte aussetzen können. Der Gesundheitszustand der Frau Laffarge hat auch auf ihren Geist zurückgewirkt. Die moralische Energie, die einer der hervorstechendsten Züge ihres Charakters zu seyn schien, hat allmählich abgenommen, und sie scheint tief bekümmert. Ihr einziger Zeitvertreib ist das Lesen einiger geistlichen Bücher und die Uebersetzung eines deutschen Wörterbuchs. Sie scheint auch gern einigen armen Verhafteten von dem zu ihrer Verfügung gestellten Geld Unterstützungen zu reichen. Sie darf von Zeit zu Zeit einige Besuche empfangen. Die Instruction über die Vergiftung des Hrn. Laffarge ist völlig beendigt; man scheint aber vor deren Uebersendung an die Anklagekammer des k. Gerichtshofs von Limoges den Proceß wegen Anschuldigung des Diamantendiebstahls gegen sie bei der Zuchtpolizei von Brives vornehmen zu wollen. In Folge der nach Pontoise und Paris geschickten Verhörscommissionen ist die Instruction über diesen Hauptpunkt der Anschuldigung geschlossen, und es heißt, daß der Proceß noch im Laufe des Monats vor das Tribunal gebracht werden soll, wenn der Gesundheitszustand der Angeschuldigten es nicht hindert. Hr. Sebathier, Advocat von Toulouse, der die Frau Laffarge vertheidigen soll, ist in Brives angekommen.“ Ein Blatt aus Lons-le-Saulnier, der Patriote jurassien vom 4 April enthält folgende Erzählung von den dortigen Unruhen, deren wir gestern erwähnten. „Am Vormittag des 2 Aprils, an welchem Tage zu Lons-le-Saulnier Messe war, standen, wie man sagt, gewisse Leute an den Zugängen des Freiheitsplatzes, und hielten alle Säcke und Körbe mit Kartoffeln an, die auf diesen Platz kamen; sie kauften dieselben, ohne darum zu handeln, und ließen sie darauf zur Stadt hinausführen, um sie auf Wägen zu laden, welche sie erwarteten. Man denke sich die Unruhe der arbeitenden Classe, als sie sah, daß sie sich dieses für sie unentbehrliche Nahrungsmittel für Geld nicht würde verschaffen können, und als alle Kartoffelnhändler antworteten: Verkauft, wenn man sie um den Preis ihrer Waare befragte. Bald versammelten sich zahlreiche Haufen, welche schweigend gegen die Rue-Neuve und die Straße des-Salines zogen; dort trafen sie die mit Kartoffeln beladenen Wägen an, und warfen sie auf das Pflaster um; eine Frau, von starkem, männlichem Körperbau, zeichnete sich aus unter der Menge, die sie mit Heftigkeit anredete. Man war vielleicht auf dem Punkte handgemein zu werden, als der Maire der Stadt Lons-le-Saulnier an den Ort kam, von der Polizei, den Gendarmen und der kleinen Garnison von Lons-le-Saulnier begleitet; es gelang ihm, nicht ohne Mühe, den Haufen auseinander zu treiben, und die Wägen in das Gebäude der alten Caserne führen zu lassen. Heute (4) rottete ein Haufe, der großentheils aus Frauen bestand, sich des Morgens schon vor dem Hofe der alten Caserne zusammen. Die Wägen waren noch nicht abgefahren. Um 1 Uhr Nachmittags kam der Maire, der k. Procurator, der Polizeicommissär und ihre Diener; ihnen folgte ein großer Theil der Gendarmerie zu Pferd und der Linientruppen. Da erhoben sich mit Wuth, mitten in einer Menge von fünf oder sechhundert Menschen, auf allen Seiten Hohngeschrei und laute Klagen; die Pferde wurden jedoch an die Wägen gespannt, und der Zug setzte sich in Bewegung; die Menge stürzte ihm nach und warf Steine auf die Gendarmen und auf die Truppen; so fuhr der Zug durch die Stadt, mit unerhörten Schwierigkeiten, denn der Haufe war doppelt zahlreicher geworden. Zwischen der Saline <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0002" n="0818"/> <p>(<hi rendition="#g">Globe</hi>.) Der Nachfolger des Admirals Sir R. 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Ihr einziger Zeitvertreib ist das Lesen einiger geistlichen Bücher und die Uebersetzung eines deutschen Wörterbuchs. Sie scheint auch gern einigen armen Verhafteten von dem zu ihrer Verfügung gestellten Geld Unterstützungen zu reichen. Sie darf von Zeit zu Zeit einige Besuche empfangen. Die Instruction über die Vergiftung des Hrn. Laffarge ist völlig beendigt; man scheint aber vor deren Uebersendung an die Anklagekammer des k. Gerichtshofs von Limoges den Proceß wegen Anschuldigung des Diamantendiebstahls gegen sie bei der Zuchtpolizei von Brives vornehmen zu wollen. In Folge der nach Pontoise und Paris geschickten Verhörscommissionen ist die Instruction über diesen Hauptpunkt der Anschuldigung geschlossen, und es heißt, daß der Proceß noch im Laufe des Monats vor das Tribunal gebracht werden soll, wenn der Gesundheitszustand der Angeschuldigten es nicht hindert. Hr. 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Heute (4) rottete ein Haufe, der großentheils aus Frauen bestand, sich des Morgens schon vor dem Hofe der alten Caserne zusammen. Die Wägen waren noch nicht abgefahren. Um 1 Uhr Nachmittags kam der Maire, der k. Procurator, der Polizeicommissär und ihre Diener; ihnen folgte ein großer Theil der Gendarmerie zu Pferd und der Linientruppen. Da erhoben sich mit Wuth, mitten in einer Menge von fünf oder sechhundert Menschen, auf allen Seiten Hohngeschrei und laute Klagen; die Pferde wurden jedoch an die Wägen gespannt, und der Zug setzte sich in Bewegung; die Menge stürzte ihm nach und warf Steine auf die Gendarmen und auf die Truppen; so fuhr der Zug durch die Stadt, mit unerhörten Schwierigkeiten, denn der Haufe war doppelt zahlreicher geworden. Zwischen der Saline<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0818/0002]
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Frankreich.
_ Paris, 7 April.
Der Moniteur enthält eine k. Ordonnanz, die das Communalcollegium von St. Etienne zum k. Collegium dritter Classe erhebt.
(Commerce.) Man spricht von Forderungen ziemlich beträchtlicher Credite, die noch in dieser Woche an die Kammer zur Feier des heil. Philippstags für die Vermählungsfeste des Herzogs von Nemours und für die Taufe des Grafen von Paris gestellt werden sollen.
Die Pairskammercommission zur Prüfung des Gesetzesentwurfs über die geheimen Fonds hat mit 5 unter 7 Stimmen den Herzog von Broglie zu ihrem Berichterstatter ernannt. Man hält dieß für eine Anzeige, daß die Pairskammer ebenso, wie die Deputirtenkammer, diesen Entwurf mit großer Mehrheit votiren werde.
_ In der Sitzung der Deputirtenkammer am 7 April ward zuerst ein Entwurf zu einem Credit von 285,000 Fr. für Bauten und Reparaturen in den Gebäuden der Bureaux des Kriegsministeriums mit großer Mehrheit bewilligt. Der Minister der öffentlichen Arbeiten, Graf Jaubert, verlas dann einen Entwurf zu einem Zuschußcredit von drei Millionen zur Unterhaltung der k. Heerstraßen während des Jahrs 1841, und einen andern Entwurf in Betreff abgetretener k. Heerstraßen, der bereits von der Pairskammer angenommen ist, sodann Entwürfe zum Bau k. Straßen und Brücken im südlichen Frankreich und zu Crediten für Vollendung von Canälen und Schiffbarmachung von Flüssen. Alle Entwürfe werden an Eine Commission verwiesen. Graf Jaubert kündigt sodann an, daß er noch einen andern Gesetzesentwurf zu Eisenbahnbauten einbringe. (Stille! Stille! Hört!) Der Minister verliest nun unter tiefstem Schweigen die Beweggründe dieses Entwurfs, welcher die Vollziehung durch den Staat nur dann zuläßt, wenn entweder gar keine Compagnie vorhanden ist, oder deren Mittel unzureichend sind. Der Entwurf betrifft insbesondere die Errichtung von Eisenbahnen von Paris nach Orleans, von Straßburg nach Basel, von Andrezieux nach Roane, von Montpellier nach Nimes, von Valenciennes an die belgische Gränze. Die drei ersten Bahnen will die Regierung unterstützen, indem sie Actien auf ihre Rechnung übernimmt; die zwei letztern Bahnen sollen auf Staatskosten gebaut werden. – Die Kammer discutirte dann den Gesetzesentwurf zur Bewilligung eines Zuschußcredits von 38,400 Fr. für den Minister der öffentlichen Arbeiten zu Ausgaben für Personal und Material. Sie war noch bei Abgang der Post damit beschäftigt.
(Phare des Pyrenées.) Auf das Gerücht, daß der Infant Don Luis, Sohn des Don Carlos, aus Salzburg verschwunden und ein neuer Aufstand in den baskischen Provinzen im Werke sey, hat die französische Behörde die strengsten Maaßregeln ergriffen, um die ganze Gränzlinie zu decken. In diesem Augenblick wird in den beiden Casernen des Dorfes Béhobie die Reveille geschlagen und die Compagnie der Voltigeure geht in aller Eile ab, um das ganze frrnzösische Ufer der Bidassoa zu besetzen.
Die Gazette des Tribunaux schreibt aus Brives vom 1 April: „Der Gesundheitszustand der Frau Laffarge ist fortwährend sehr besorglich. Seit einigen Tagen hat sich zu der Entzündungskrankheit, wovon sie befallen ward, ein Brustleiden gesellt. Sie hütet fast beständig das Bett und ist schlaflos; ihre Aerzte, die sie fleißig besuchen, glauben, man werde sie noch lange nicht der Prüfung einer Criminaldebatte aussetzen können. Der Gesundheitszustand der Frau Laffarge hat auch auf ihren Geist zurückgewirkt. Die moralische Energie, die einer der hervorstechendsten Züge ihres Charakters zu seyn schien, hat allmählich abgenommen, und sie scheint tief bekümmert. Ihr einziger Zeitvertreib ist das Lesen einiger geistlichen Bücher und die Uebersetzung eines deutschen Wörterbuchs. Sie scheint auch gern einigen armen Verhafteten von dem zu ihrer Verfügung gestellten Geld Unterstützungen zu reichen. Sie darf von Zeit zu Zeit einige Besuche empfangen. Die Instruction über die Vergiftung des Hrn. Laffarge ist völlig beendigt; man scheint aber vor deren Uebersendung an die Anklagekammer des k. Gerichtshofs von Limoges den Proceß wegen Anschuldigung des Diamantendiebstahls gegen sie bei der Zuchtpolizei von Brives vornehmen zu wollen. In Folge der nach Pontoise und Paris geschickten Verhörscommissionen ist die Instruction über diesen Hauptpunkt der Anschuldigung geschlossen, und es heißt, daß der Proceß noch im Laufe des Monats vor das Tribunal gebracht werden soll, wenn der Gesundheitszustand der Angeschuldigten es nicht hindert. Hr. Sebathier, Advocat von Toulouse, der die Frau Laffarge vertheidigen soll, ist in Brives angekommen.“
Ein Blatt aus Lons-le-Saulnier, der Patriote jurassien vom 4 April enthält folgende Erzählung von den dortigen Unruhen, deren wir gestern erwähnten. „Am Vormittag des 2 Aprils, an welchem Tage zu Lons-le-Saulnier Messe war, standen, wie man sagt, gewisse Leute an den Zugängen des Freiheitsplatzes, und hielten alle Säcke und Körbe mit Kartoffeln an, die auf diesen Platz kamen; sie kauften dieselben, ohne darum zu handeln, und ließen sie darauf zur Stadt hinausführen, um sie auf Wägen zu laden, welche sie erwarteten. Man denke sich die Unruhe der arbeitenden Classe, als sie sah, daß sie sich dieses für sie unentbehrliche Nahrungsmittel für Geld nicht würde verschaffen können, und als alle Kartoffelnhändler antworteten: Verkauft, wenn man sie um den Preis ihrer Waare befragte. Bald versammelten sich zahlreiche Haufen, welche schweigend gegen die Rue-Neuve und die Straße des-Salines zogen; dort trafen sie die mit Kartoffeln beladenen Wägen an, und warfen sie auf das Pflaster um; eine Frau, von starkem, männlichem Körperbau, zeichnete sich aus unter der Menge, die sie mit Heftigkeit anredete. Man war vielleicht auf dem Punkte handgemein zu werden, als der Maire der Stadt Lons-le-Saulnier an den Ort kam, von der Polizei, den Gendarmen und der kleinen Garnison von Lons-le-Saulnier begleitet; es gelang ihm, nicht ohne Mühe, den Haufen auseinander zu treiben, und die Wägen in das Gebäude der alten Caserne führen zu lassen. Heute (4) rottete ein Haufe, der großentheils aus Frauen bestand, sich des Morgens schon vor dem Hofe der alten Caserne zusammen. Die Wägen waren noch nicht abgefahren. Um 1 Uhr Nachmittags kam der Maire, der k. Procurator, der Polizeicommissär und ihre Diener; ihnen folgte ein großer Theil der Gendarmerie zu Pferd und der Linientruppen. Da erhoben sich mit Wuth, mitten in einer Menge von fünf oder sechhundert Menschen, auf allen Seiten Hohngeschrei und laute Klagen; die Pferde wurden jedoch an die Wägen gespannt, und der Zug setzte sich in Bewegung; die Menge stürzte ihm nach und warf Steine auf die Gendarmen und auf die Truppen; so fuhr der Zug durch die Stadt, mit unerhörten Schwierigkeiten, denn der Haufe war doppelt zahlreicher geworden. Zwischen der Saline
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