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Allgemeine Zeitung. Nr. 107. Augsburg, 16. April 1840.

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der Bischof von Limburg, Dr. Johann Wilhelm Bausch, nach einem langen Krankenlager, in einem Alter von 66 Jahren sanft verschieden ist. Derselbe wurde am 17 März 1774 in einem Dorfe des herzoglich nassauischen Amtes Hadamar geboren, im Jahr 1834 zum Bischof von Limburg gewählt, und am 25 Jan. 1835 als solcher consecrirt. - Für die Kaiserin von Rußland, welche nach der Aussage dahier angekommener russischer Feldjäger den 15 Mai d. J. von St. Petersburg abreisen wird, sind in den herzoglichen Curgebäuden zu Ems die erforderlichen Appartements zur Aufnahme in Bereitschaft gesetzt worden. Die Großfürstin Helena wird bis zum 1 Mai dahier erwartet.

Drei Tage verweilte der Großfürst-Thronfolger am hiesigen Hofe; am 9 ist er nach Darmstadt abgereist. Sein Wuchs ist schlank und von edlem Ebenmaaß; seine blassen Gesichtszüge sind über sein Alter ernst, aber durchaus nicht abstoßend; besonders schön sind seine Augen. Er pflog lange und öftere Unterhaltungen mit seiner erlauchten Tante, unserer Großherzogin, die wegen ihrer hohen Geistesgaben besonderes Ansehen in ihrer Familie genießt. Er besuchte zwei Vorstellungen unseres Theaters, die des "Postillon von Lonjumeau" und der "Jungfrau von Orleans," welch letzteres Drama auf seinen Wunsch, oder vielmehr seines Erziehers, Schukowsky, gegeben wurde, der, bei großer Verehrung für deutsche Litteratur, besondere Vorliebe für Schiller besitzt. Der Prinz hat bei seiner Abreise bedeutende Geschenke hinterlassen. Von seinem Gefolge haben mehrere Herren den weißen Falkenorden erhalten. - Der Lectionskatalog unserer Landesuniversität Jena ist ausgegeben worden. Mit Freuden findet man darin noch recht viele bewährte und anerkannte Namen; aber auch mit jungen und neuen Kräften regenerirt sich Jena. Ganz besondere Erwartungen erregen einige der jüngern Docenten, namentlich Professor Haser, ein Lieblingsschüler Kiefers, als Mediciner, Prof. Schleiden, ein Hamburger, ausgezeichnet durch seine mikroskopischen Untersuchungen und schon bekannt durch mehrere scharfsinnige Forschungen in der Botanik, von Humboldt unserm Ministerium empfohlen, und Dr. Apelt, ein Schüler Fries' in geistreich freier Ausbildung.

II. MM. der König und ie Königin haben vor einigen Tagen diese Residenz wieder verlassen und ihren einstweiligen Aufenthalt auf dem königl. Weinberge zwischen Dresden und Pillnitz genommen. - Das Buchdruckerjubiläum wird dieses Jahr, so wie bereits im vergangenen Jahrhunderte geschehen war, auch in Dresden festlich begangen werden. Man zweifelt wenigstens nicht, daß das Ministerium, bei dem die deßfallsige Eingabe noch ruht, die Abhaltung eines Festzuges, Festactus und vielleicht auch einer Festpredigt genehmigen werde. Dresden besitzt etwa sechs Buchdruckereien, und die Zahl der dabei angestellten Gehülfen und Drucker mag sich auf zweihundert belaufen. Die Feier wird am Sonntage vor dem allgemeinen Feste stattfinden. - An ein Zurückkommen unserer Regierung auf ihre Vorschläge an die Kammern in Betreff eines zu erbauenden Museums scheint während dieses Landtags nicht zu denken, und also auch die zweite in öffentlichen Blättern abgedruckte Besprechung dieses Gegenstandes von Seite des Directors Waagen in Berlin erfolglos geblieben zu seyn. - Man spricht von einer vielleicht schon im Monat August möglichen Eröffnung unseres neuen Schauspielhauses, wie zu hoffen steht, mit einem Meisterwerke eines großen Dichters und mit keiner Oper. Jedoch ist auch von Glucks Armide, leider! sogar von Webers Freischütz in dieser Hinsicht die Rede. - Nächsten Palmsonntag haben wir wieder die Freude, das Höchste, was die deutsche Kirchenmusik je hervorgebracht hat, die Passion von Seb. Bach, im großen Opernhause aufgeführt zu hören.

Der Proceß der vormaligen sieben Göttinger Professoren möchte wohl schwerlich vor den inländischen Gerichten seine Entscheidung zu erwarten haben, und daher den Klägern nichts übrig bleiben, als ebenfalls an den deutschen Bundestag zu recurriren. Durch die so reichlich ausgefallenen Subscriptionen ist indessen für einen anständigen Unterhalt jener Gelehrten vorerst auf eine geraume Zeit Fürsorge getroffen. Nach der Abrechnung des mit dieser Angelegenheit beschäftigten Comite's reichen die unterzeichneten Summen nicht nur hin, den gedachten Männern die Gehalte, welcher sie verlustig geworden, in vollem Betrag ferner auf drei Jahre zuzusichern, sondern es bleibt auch noch so viel übrig, daß auch später es an einer Unterstützung nicht mangeln wird, die man ihnen regelmäßig zufließen lassen kann. Ueberdieß hat sich die Zahl der zu Unterstützenden, die gleich anfangs durch die Anstellung Ewalds in Tübingen und durch die Verzichtleistung von Gervinus auf fünf sich reducirt fand, nunmehr wieder um einen verringert - Albrecht. (Schw. M.)

Bekanntmachung. Nachdem beschlossen worden, die zu Leipzig erscheinende "Allgemeine Zeitung" im hiesigen Königreiche bis auf Weiteres zu verbieten, so wird solches zur allgemeinen Nachachtung bekannt gemacht, und zwar unter der Verwarnung, daß die Nichtachtung dieses Verbots, außer der Confiscation, mit einer Geldbuße von 5 Rthlr. wird belegt werden. Zugleich wird allen Polizeibehörden zur Pflicht gemacht, auf die genaue Befolgung dieses Verbots zu achten, und namentlich die Verfügung zu stellen, daß die gedachte Leipziger Allgemeine Zeitung an öffentlichen Versammlungsorten nicht ausgelegt werde. Hannover, 8 April 1840 Königl. hannov. Ministerium des Innern. I. C. v. d. Wisch.

Die Ständeversammlung läßt nicht verkennen, daß sie mit Ernst und Vorsicht aus den Wirren von streitigen Rechtsformeln zu den wahren Landessachen zu kommen sucht. Das Einverständniß beider Kammern über eine Danksagung an den König für die Mittheilung eines Verfassungsentwurfs bezeichnet ihren gemeinschaftlichen Wunsch klar, die weitere Uebereinstimmung unter einander und mit dem Throne günstig vorzubereiten. Sie haben die Weiterungen über die sogenannten Minoritätswahlen und über die beschlußfähige Anzahl ihrer Mitglieder auf einem Mittelwege vermieden, worauf ohne neuen Anstoß ihre Verhandlungen Fortgang haben können. Die zweite Kammer hat sich beeilt und beeifert, das Gesetz über den Zwangsverkauf zu Gunsten von Eisenbahngrundstücken zu berathen und anzunehmen. Die Erfahrung hat bereits bewiesen, daß ohne ein solches Gesetz die hiesige Theilnahme an den benachbarten Eisenbahnen nicht zu erreichen war. Die braunschweigische Regierung hat vorgezogen, für die Eisenbahn von Wolfenbüttel nach Harzburg einen Strich Land von Preußen zu erwerben, um den Preisforderungen der Landeigenthümer auf hiesigem Gebiete nicht nachgeben zu müssen. Der nächste Vortheil von dem Gesetze ist, daß die Stadt Goslar, welche zusehends aufblüht, ihre Eisenbahn nach Harzburg bekommt, und daß zur Durchführung der Eisenbahn von dem Rheine nach der Weser durch das hiesige Land ans Werk geschritten werden kann. - Hier haben wir seit einigen Tagen Frühlingswetter, das den Aerzten die schwere Arbeit mit Nervenfiebern erleichtern wird; einer derselben hat sich selbst den Tod gegeben vor dem Bilde seines eben so abgeschiedenen Freundes.

der Bischof von Limburg, Dr. Johann Wilhelm Bausch, nach einem langen Krankenlager, in einem Alter von 66 Jahren sanft verschieden ist. Derselbe wurde am 17 März 1774 in einem Dorfe des herzoglich nassauischen Amtes Hadamar geboren, im Jahr 1834 zum Bischof von Limburg gewählt, und am 25 Jan. 1835 als solcher consecrirt. – Für die Kaiserin von Rußland, welche nach der Aussage dahier angekommener russischer Feldjäger den 15 Mai d. J. von St. Petersburg abreisen wird, sind in den herzoglichen Curgebäuden zu Ems die erforderlichen Appartements zur Aufnahme in Bereitschaft gesetzt worden. Die Großfürstin Helena wird bis zum 1 Mai dahier erwartet.

Drei Tage verweilte der Großfürst-Thronfolger am hiesigen Hofe; am 9 ist er nach Darmstadt abgereist. Sein Wuchs ist schlank und von edlem Ebenmaaß; seine blassen Gesichtszüge sind über sein Alter ernst, aber durchaus nicht abstoßend; besonders schön sind seine Augen. Er pflog lange und öftere Unterhaltungen mit seiner erlauchten Tante, unserer Großherzogin, die wegen ihrer hohen Geistesgaben besonderes Ansehen in ihrer Familie genießt. Er besuchte zwei Vorstellungen unseres Theaters, die des „Postillon von Lonjumeau“ und der „Jungfrau von Orleans,“ welch letzteres Drama auf seinen Wunsch, oder vielmehr seines Erziehers, Schukowsky, gegeben wurde, der, bei großer Verehrung für deutsche Litteratur, besondere Vorliebe für Schiller besitzt. Der Prinz hat bei seiner Abreise bedeutende Geschenke hinterlassen. Von seinem Gefolge haben mehrere Herren den weißen Falkenorden erhalten. – Der Lectionskatalog unserer Landesuniversität Jena ist ausgegeben worden. Mit Freuden findet man darin noch recht viele bewährte und anerkannte Namen; aber auch mit jungen und neuen Kräften regenerirt sich Jena. Ganz besondere Erwartungen erregen einige der jüngern Docenten, namentlich Professor Haser, ein Lieblingsschüler Kiefers, als Mediciner, Prof. Schleiden, ein Hamburger, ausgezeichnet durch seine mikroskopischen Untersuchungen und schon bekannt durch mehrere scharfsinnige Forschungen in der Botanik, von Humboldt unserm Ministerium empfohlen, und Dr. Apelt, ein Schüler Fries' in geistreich freier Ausbildung.

II. MM. der König und ie Königin haben vor einigen Tagen diese Residenz wieder verlassen und ihren einstweiligen Aufenthalt auf dem königl. Weinberge zwischen Dresden und Pillnitz genommen. – Das Buchdruckerjubiläum wird dieses Jahr, so wie bereits im vergangenen Jahrhunderte geschehen war, auch in Dresden festlich begangen werden. Man zweifelt wenigstens nicht, daß das Ministerium, bei dem die deßfallsige Eingabe noch ruht, die Abhaltung eines Festzuges, Festactus und vielleicht auch einer Festpredigt genehmigen werde. Dresden besitzt etwa sechs Buchdruckereien, und die Zahl der dabei angestellten Gehülfen und Drucker mag sich auf zweihundert belaufen. Die Feier wird am Sonntage vor dem allgemeinen Feste stattfinden. – An ein Zurückkommen unserer Regierung auf ihre Vorschläge an die Kammern in Betreff eines zu erbauenden Museums scheint während dieses Landtags nicht zu denken, und also auch die zweite in öffentlichen Blättern abgedruckte Besprechung dieses Gegenstandes von Seite des Directors Waagen in Berlin erfolglos geblieben zu seyn. – Man spricht von einer vielleicht schon im Monat August möglichen Eröffnung unseres neuen Schauspielhauses, wie zu hoffen steht, mit einem Meisterwerke eines großen Dichters und mit keiner Oper. Jedoch ist auch von Glucks Armide, leider! sogar von Webers Freischütz in dieser Hinsicht die Rede. – Nächsten Palmsonntag haben wir wieder die Freude, das Höchste, was die deutsche Kirchenmusik je hervorgebracht hat, die Passion von Seb. Bach, im großen Opernhause aufgeführt zu hören.

Der Proceß der vormaligen sieben Göttinger Professoren möchte wohl schwerlich vor den inländischen Gerichten seine Entscheidung zu erwarten haben, und daher den Klägern nichts übrig bleiben, als ebenfalls an den deutschen Bundestag zu recurriren. Durch die so reichlich ausgefallenen Subscriptionen ist indessen für einen anständigen Unterhalt jener Gelehrten vorerst auf eine geraume Zeit Fürsorge getroffen. Nach der Abrechnung des mit dieser Angelegenheit beschäftigten Comité's reichen die unterzeichneten Summen nicht nur hin, den gedachten Männern die Gehalte, welcher sie verlustig geworden, in vollem Betrag ferner auf drei Jahre zuzusichern, sondern es bleibt auch noch so viel übrig, daß auch später es an einer Unterstützung nicht mangeln wird, die man ihnen regelmäßig zufließen lassen kann. Ueberdieß hat sich die Zahl der zu Unterstützenden, die gleich anfangs durch die Anstellung Ewalds in Tübingen und durch die Verzichtleistung von Gervinus auf fünf sich reducirt fand, nunmehr wieder um einen verringert – Albrecht. (Schw. M.)

Bekanntmachung. Nachdem beschlossen worden, die zu Leipzig erscheinende „Allgemeine Zeitung“ im hiesigen Königreiche bis auf Weiteres zu verbieten, so wird solches zur allgemeinen Nachachtung bekannt gemacht, und zwar unter der Verwarnung, daß die Nichtachtung dieses Verbots, außer der Confiscation, mit einer Geldbuße von 5 Rthlr. wird belegt werden. Zugleich wird allen Polizeibehörden zur Pflicht gemacht, auf die genaue Befolgung dieses Verbots zu achten, und namentlich die Verfügung zu stellen, daß die gedachte Leipziger Allgemeine Zeitung an öffentlichen Versammlungsorten nicht ausgelegt werde. Hannover, 8 April 1840 Königl. hannov. Ministerium des Innern. I. C. v. d. Wisch.

Die Ständeversammlung läßt nicht verkennen, daß sie mit Ernst und Vorsicht aus den Wirren von streitigen Rechtsformeln zu den wahren Landessachen zu kommen sucht. Das Einverständniß beider Kammern über eine Danksagung an den König für die Mittheilung eines Verfassungsentwurfs bezeichnet ihren gemeinschaftlichen Wunsch klar, die weitere Uebereinstimmung unter einander und mit dem Throne günstig vorzubereiten. Sie haben die Weiterungen über die sogenannten Minoritätswahlen und über die beschlußfähige Anzahl ihrer Mitglieder auf einem Mittelwege vermieden, worauf ohne neuen Anstoß ihre Verhandlungen Fortgang haben können. Die zweite Kammer hat sich beeilt und beeifert, das Gesetz über den Zwangsverkauf zu Gunsten von Eisenbahngrundstücken zu berathen und anzunehmen. Die Erfahrung hat bereits bewiesen, daß ohne ein solches Gesetz die hiesige Theilnahme an den benachbarten Eisenbahnen nicht zu erreichen war. Die braunschweigische Regierung hat vorgezogen, für die Eisenbahn von Wolfenbüttel nach Harzburg einen Strich Land von Preußen zu erwerben, um den Preisforderungen der Landeigenthümer auf hiesigem Gebiete nicht nachgeben zu müssen. Der nächste Vortheil von dem Gesetze ist, daß die Stadt Goslar, welche zusehends aufblüht, ihre Eisenbahn nach Harzburg bekommt, und daß zur Durchführung der Eisenbahn von dem Rheine nach der Weser durch das hiesige Land ans Werk geschritten werden kann. – Hier haben wir seit einigen Tagen Frühlingswetter, das den Aerzten die schwere Arbeit mit Nervenfiebern erleichtern wird; einer derselben hat sich selbst den Tod gegeben vor dem Bilde seines eben so abgeschiedenen Freundes.

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[0854/0006] der Bischof von Limburg, Dr. Johann Wilhelm Bausch, nach einem langen Krankenlager, in einem Alter von 66 Jahren sanft verschieden ist. Derselbe wurde am 17 März 1774 in einem Dorfe des herzoglich nassauischen Amtes Hadamar geboren, im Jahr 1834 zum Bischof von Limburg gewählt, und am 25 Jan. 1835 als solcher consecrirt. – Für die Kaiserin von Rußland, welche nach der Aussage dahier angekommener russischer Feldjäger den 15 Mai d. J. von St. Petersburg abreisen wird, sind in den herzoglichen Curgebäuden zu Ems die erforderlichen Appartements zur Aufnahme in Bereitschaft gesetzt worden. Die Großfürstin Helena wird bis zum 1 Mai dahier erwartet. _ Weimar, 11 April. Drei Tage verweilte der Großfürst-Thronfolger am hiesigen Hofe; am 9 ist er nach Darmstadt abgereist. Sein Wuchs ist schlank und von edlem Ebenmaaß; seine blassen Gesichtszüge sind über sein Alter ernst, aber durchaus nicht abstoßend; besonders schön sind seine Augen. Er pflog lange und öftere Unterhaltungen mit seiner erlauchten Tante, unserer Großherzogin, die wegen ihrer hohen Geistesgaben besonderes Ansehen in ihrer Familie genießt. Er besuchte zwei Vorstellungen unseres Theaters, die des „Postillon von Lonjumeau“ und der „Jungfrau von Orleans,“ welch letzteres Drama auf seinen Wunsch, oder vielmehr seines Erziehers, Schukowsky, gegeben wurde, der, bei großer Verehrung für deutsche Litteratur, besondere Vorliebe für Schiller besitzt. Der Prinz hat bei seiner Abreise bedeutende Geschenke hinterlassen. Von seinem Gefolge haben mehrere Herren den weißen Falkenorden erhalten. – Der Lectionskatalog unserer Landesuniversität Jena ist ausgegeben worden. Mit Freuden findet man darin noch recht viele bewährte und anerkannte Namen; aber auch mit jungen und neuen Kräften regenerirt sich Jena. Ganz besondere Erwartungen erregen einige der jüngern Docenten, namentlich Professor Haser, ein Lieblingsschüler Kiefers, als Mediciner, Prof. Schleiden, ein Hamburger, ausgezeichnet durch seine mikroskopischen Untersuchungen und schon bekannt durch mehrere scharfsinnige Forschungen in der Botanik, von Humboldt unserm Ministerium empfohlen, und Dr. Apelt, ein Schüler Fries' in geistreich freier Ausbildung. _ Dresden, 11 April. II. MM. der König und ie Königin haben vor einigen Tagen diese Residenz wieder verlassen und ihren einstweiligen Aufenthalt auf dem königl. Weinberge zwischen Dresden und Pillnitz genommen. – Das Buchdruckerjubiläum wird dieses Jahr, so wie bereits im vergangenen Jahrhunderte geschehen war, auch in Dresden festlich begangen werden. Man zweifelt wenigstens nicht, daß das Ministerium, bei dem die deßfallsige Eingabe noch ruht, die Abhaltung eines Festzuges, Festactus und vielleicht auch einer Festpredigt genehmigen werde. Dresden besitzt etwa sechs Buchdruckereien, und die Zahl der dabei angestellten Gehülfen und Drucker mag sich auf zweihundert belaufen. Die Feier wird am Sonntage vor dem allgemeinen Feste stattfinden. – An ein Zurückkommen unserer Regierung auf ihre Vorschläge an die Kammern in Betreff eines zu erbauenden Museums scheint während dieses Landtags nicht zu denken, und also auch die zweite in öffentlichen Blättern abgedruckte Besprechung dieses Gegenstandes von Seite des Directors Waagen in Berlin erfolglos geblieben zu seyn. – Man spricht von einer vielleicht schon im Monat August möglichen Eröffnung unseres neuen Schauspielhauses, wie zu hoffen steht, mit einem Meisterwerke eines großen Dichters und mit keiner Oper. Jedoch ist auch von Glucks Armide, leider! sogar von Webers Freischütz in dieser Hinsicht die Rede. – Nächsten Palmsonntag haben wir wieder die Freude, das Höchste, was die deutsche Kirchenmusik je hervorgebracht hat, die Passion von Seb. Bach, im großen Opernhause aufgeführt zu hören. _ Göttingen, 7 April. Der Proceß der vormaligen sieben Göttinger Professoren möchte wohl schwerlich vor den inländischen Gerichten seine Entscheidung zu erwarten haben, und daher den Klägern nichts übrig bleiben, als ebenfalls an den deutschen Bundestag zu recurriren. Durch die so reichlich ausgefallenen Subscriptionen ist indessen für einen anständigen Unterhalt jener Gelehrten vorerst auf eine geraume Zeit Fürsorge getroffen. Nach der Abrechnung des mit dieser Angelegenheit beschäftigten Comité's reichen die unterzeichneten Summen nicht nur hin, den gedachten Männern die Gehalte, welcher sie verlustig geworden, in vollem Betrag ferner auf drei Jahre zuzusichern, sondern es bleibt auch noch so viel übrig, daß auch später es an einer Unterstützung nicht mangeln wird, die man ihnen regelmäßig zufließen lassen kann. Ueberdieß hat sich die Zahl der zu Unterstützenden, die gleich anfangs durch die Anstellung Ewalds in Tübingen und durch die Verzichtleistung von Gervinus auf fünf sich reducirt fand, nunmehr wieder um einen verringert – Albrecht. (Schw. M.) _ Hannover. Bekanntmachung. Nachdem beschlossen worden, die zu Leipzig erscheinende „Allgemeine Zeitung“ im hiesigen Königreiche bis auf Weiteres zu verbieten, so wird solches zur allgemeinen Nachachtung bekannt gemacht, und zwar unter der Verwarnung, daß die Nichtachtung dieses Verbots, außer der Confiscation, mit einer Geldbuße von 5 Rthlr. wird belegt werden. Zugleich wird allen Polizeibehörden zur Pflicht gemacht, auf die genaue Befolgung dieses Verbots zu achten, und namentlich die Verfügung zu stellen, daß die gedachte Leipziger Allgemeine Zeitung an öffentlichen Versammlungsorten nicht ausgelegt werde. Hannover, 8 April 1840 Königl. hannov. Ministerium des Innern. I. C. v. d. Wisch. _ Hannover, 8 April. Die Ständeversammlung läßt nicht verkennen, daß sie mit Ernst und Vorsicht aus den Wirren von streitigen Rechtsformeln zu den wahren Landessachen zu kommen sucht. Das Einverständniß beider Kammern über eine Danksagung an den König für die Mittheilung eines Verfassungsentwurfs bezeichnet ihren gemeinschaftlichen Wunsch klar, die weitere Uebereinstimmung unter einander und mit dem Throne günstig vorzubereiten. Sie haben die Weiterungen über die sogenannten Minoritätswahlen und über die beschlußfähige Anzahl ihrer Mitglieder auf einem Mittelwege vermieden, worauf ohne neuen Anstoß ihre Verhandlungen Fortgang haben können. Die zweite Kammer hat sich beeilt und beeifert, das Gesetz über den Zwangsverkauf zu Gunsten von Eisenbahngrundstücken zu berathen und anzunehmen. Die Erfahrung hat bereits bewiesen, daß ohne ein solches Gesetz die hiesige Theilnahme an den benachbarten Eisenbahnen nicht zu erreichen war. Die braunschweigische Regierung hat vorgezogen, für die Eisenbahn von Wolfenbüttel nach Harzburg einen Strich Land von Preußen zu erwerben, um den Preisforderungen der Landeigenthümer auf hiesigem Gebiete nicht nachgeben zu müssen. Der nächste Vortheil von dem Gesetze ist, daß die Stadt Goslar, welche zusehends aufblüht, ihre Eisenbahn nach Harzburg bekommt, und daß zur Durchführung der Eisenbahn von dem Rheine nach der Weser durch das hiesige Land ans Werk geschritten werden kann. – Hier haben wir seit einigen Tagen Frühlingswetter, das den Aerzten die schwere Arbeit mit Nervenfiebern erleichtern wird; einer derselben hat sich selbst den Tod gegeben vor dem Bilde seines eben so abgeschiedenen Freundes.

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 107. Augsburg, 16. April 1840, S. 0854. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_107_18400416/6>, abgerufen am 23.11.2024.