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Allgemeine Zeitung. Nr. 108. Augsburg, 17. April 1840.

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Burns vermöge der Eigenthümlichkeit seines Talents nicht zu einer universellen, kosmopolitischen Popularität oder gar zu einer epochemachenden Wirkung auf die Geister prädestinirt scheint; seine Poesie will mit dem Maaßstab der Intensität gemessen, nicht nach äußern, extensiven Wirkungen beurtheilt seyn.

Um unsre Leser in aller Kürze über die äußern Lebensverhältnisse des Dichters zu orientiren, theilen wir die Skizze mit, welche sich in Halls: Book of Gems findet.

"Robert Burns, der Sohn von William Burneß, einem schottischen Bauer, ward geboren am 25 Januar 1759, in einer Lehmhütte, die sein Vater mit eigenen Händen aufgeführt hatte, an den Ufern des Doon, in der Grafschaft Ayr. Mißgeschick durchkreuzte seine ersten Bestrebungen, sich die Mittel seines Unterhalts in der Welt zu verschaffen; und im Jahr 1786 hatte er, nachdem er vergeblich es mit dem Geschäft des Flachszubereitens in Irvine, und mit einem Pacht in Moßgiel versucht hatte, schon den Entschluß gefaßt, sich ins Ausland zu verbannen, als die außerordentlich günstige Aufnahme, welche ein Band Gedichte von ihm fand, den er mittelst einer Subscription herausgegeben hatte, in der Hoffnung, der Gewinn davon werde hinreichen zur Reise über das atlantische Meer, ihn seinen Vorsatz aufgeben machte. Einladungen nach Edinburgh stürmten ein auf den Bauer-Dichter, und er ging nach Edinburgh. Er ward mit gönnerhaftem Enthusiasmus empfangen. In den glänzenden Gesellschaften der Gordons, der Montgomerys und der Hamiltons ward er mit Schmeicheleien und Huldigungen überhäuft; aber am Schluß eines herrlich verlebten Tages, wenn er einer mit Juwelen bedeckten Herzogin in den Wagen geholfen, durfte er durch schmutzige Gassen heimtraben in seine eigene, ärmliche Wohnung, mit einem elenden Tisch, sandbestreuten Estrich und einem Bett von Stroh, für wöchentlich achtzehn Pence. Das war die von der schottischen Aristokratie beliebte, sinnreiche Art und Weise, Burns mittelst der einleuchtendsten und schlagendsten Contraste die Eigenthümlichkeit seiner socialen Stellung fühlbar zu machen. Es war eine bittere Lection, die nie vergessen wurde. Nichts indessen konnte ruhiger, männlicher und natürlicher seyn, als die Art, wie der Dichter sich bei dem gemeinen Staunen und der Bewunderung, welche er einflößte, benahm. Von dem Gewinn einer zweiten, sehr großen Ausgabe seiner Gedichte lieh er zweihundert Pfund seinem Bruder Gilbert, um ihn in Stand zu setzen, seine Lage zu verbessern und seine Mutter zu unterstützen, und er selbst übernahm den Pacht von Ellisland. Mit Widerwillen verließ er die kalten Gesichter, die ihn bei seinem zweiten Besuch in Edinburgh zurückgestoßen hatten; aber nicht ohne Niedergeschlagenheit und Bitterkeit trat er seine neuen Arbeiten an. Ein Amt bei der Accise, im Ertrag von fünf und dreißig Pfund jährlich, ward ihm nachgeschickt, ausgewirkt für ihn durch die Verwendung eines Edelmanns von der Regierung, von welcher ein Hauptmitglied schon in schlechten Versen eine seyn sollende enthusiastische Bewunderung für den Genius des designirten Acciseinnehmers ausgesprochen hatte. In Ellisland ging es Burns schlecht, und bald blieb ihm wenig Trost übrig außer den noch unerschütterten Hoffnungen des trefflichen und tugendhaften Mädchens, das er geheirathet hatte, Jean Armour. Er gab den Pacht auf und zog nach Dumfries, und von da an bis ans Ende seines Lebens stritt er sich mit Schmugglern herum, stach Bierfässer ab, erduldete Kränkungen aller Art und schrieb unsterbliche Gedichte. Noch eine Prüfung war ihm zum Schluß aufbehalten. Da seine politischen Ansichten den Behörden in ungünstigem Lichte geschildert worden waren, hatte er einen harten Kampf zu bestehen, um nur seine elende Stelle bei der Accise zu behalten, und sie blieb ihm am Ende nur mit dem Bedeuten: er habe sich streng an eine begleitende officielle Instruction zu halten, daß sein Amt sey, thätig zu seyn, nicht aber zu denken. Das Amt Burns, thätig zu seyn, aber nicht zu denken! Er starb am 21 Julius 1796, nachdem er kaum, während seiner letzten Krankheit, dem Gefängniß (wegen Schulden) entgangen war.

Von Person war Burns in seiner Jugend groß und muskulös. "Der Mann," sagt sein neuester und bester Biograph, Allan Cunningham, "war nur wenig von dem Jüngling verschieden... Er hatte eine leichte Senkung des Halses, was den Lenker des Pflugs verrieth, und ein, oder ein paar Locken seines dunkeln, wallenden Haares waren hinten nachlässig mit zwei Stücken schmalen, schwarzen Bandes gebunden. Sein Gesicht strahlte von Intelligenz und Genie... seine Augen waren groß, dunkel und leuchtend." - "Nie," sagt Walter Scott, "sah ich sonst ein solches Auge im Kopf eines Menschen, obgleich ich die ausgezeichnetsten Männer meiner Zeit gesehen habe."

Nichts ist schöner als die Dichtungen von Burns, ausgenommen die von Shakspeare. Wir verstehen dieß nicht nur im poetischen Sinn, sondern sofern wir darin die Sprache und den Ausdruck eines Mannes voll Einfalt, die Festigkeit und Wahrheit erkennen. Seine Poesie enthält die Gefühle gränzenloser Großmuth und allumfassender Liebe; den Stempel der Aufrichtigkeit und Innigkeit, mächtig und glühend genug, um auch das Niedrigste zur Sphäre des Höchsten zu erheben; die entschiedendste und doch anmuthigste Vermählung von Zartheit mit Kraft, ja Heftigkeit, von zitterndem Mitleid mit ernster und gewaltiger Leidenschaft; - nichts läßt sich vergleichen mit den Fragmenten von Burns' Genius (denn die kümmerlichen Verhältnisse seines Lebens erlaubten ihm nur, Bruchstücke zu hinterlassen), als der weitumfassendere Genius Shakspeare's. Burns schrieb Gedichte, weil er gar nicht anders konnte. Sein Herz war zu voll, als daß es ihn hätte schweigen lassen. Dieß ist der auszeichnende Charakter seiner Productionen. Sein Puls schlägt noch in ihnen so lebendig, so gesund und so kraftvoll, wie damals als er zuerst, leichten Fußes und das Herz von Hoffnung schwellend, in die Welt hinaus trat. Sein Auge war so treu wie sein Herz, und daher ist die Anschaulichkeit seiner Poesie von keinem übertroffen worden. Sein Name und sein Einfluß wird so lang bestehen, als ein Berg oder ein Strom in Schottland seyn wird."

An diese Skizze können wir manches Ergänzende und Erläuternde anknüpfen. Fürs erste das, daß der Verfasser die Eigenthümlichkeit von Burns' Temperament nicht hervorgehoben hat, welche wohl einerseits die Bedingung und Basis mancher Eigenschaften war, welche seine Poesie auszeichnen, aber andrerseits auch, indem sie ihn zu vielen Unbesonnenheiten und Verirrungen hinriß, wenigstens theilweise den Druck und die Sorgen herbeiführte, unter welchen er während seines Lebens litt. Ein Sturm riß wenige Tage nach seiner Geburt die Hütte seiner Eltern nieder, und Burns erkannte hierin die Vorbedeutung seiner eignen stürmischen Leidenschaften. Seine Gedichte sind ein treuer Spiegel seiner Persönlichkeit, seines Charakters, und er gibt sich nicht die mindeste Mühe, die Züge zu verbergen, welche Hall verschweigt; er gibt mit der unbefangensten Naivität seine Schwächen, seine Neigungen, seine satyrische Laune, seine Freude am derben Witz preis, aber daneben treten allerdings die oben an ihm gerühmten Eigenschaften des Gemüths und Charakters mit gewinnender Kraft hervor. Derselbe Leichtsinn, welcher, verbunden mit der Ungunst der Verhältnisse, den Dichter im Leben unglücklich machte - (so weit ein Mann mit einem solchen Schatz unglücklich seyn konnte), ist es auch, was ihn, vermählt

Burns vermöge der Eigenthümlichkeit seines Talents nicht zu einer universellen, kosmopolitischen Popularität oder gar zu einer epochemachenden Wirkung auf die Geister prädestinirt scheint; seine Poesie will mit dem Maaßstab der Intensität gemessen, nicht nach äußern, extensiven Wirkungen beurtheilt seyn.

Um unsre Leser in aller Kürze über die äußern Lebensverhältnisse des Dichters zu orientiren, theilen wir die Skizze mit, welche sich in Halls: Book of Gems findet.

„Robert Burns, der Sohn von William Burneß, einem schottischen Bauer, ward geboren am 25 Januar 1759, in einer Lehmhütte, die sein Vater mit eigenen Händen aufgeführt hatte, an den Ufern des Doon, in der Grafschaft Ayr. Mißgeschick durchkreuzte seine ersten Bestrebungen, sich die Mittel seines Unterhalts in der Welt zu verschaffen; und im Jahr 1786 hatte er, nachdem er vergeblich es mit dem Geschäft des Flachszubereitens in Irvine, und mit einem Pacht in Moßgiel versucht hatte, schon den Entschluß gefaßt, sich ins Ausland zu verbannen, als die außerordentlich günstige Aufnahme, welche ein Band Gedichte von ihm fand, den er mittelst einer Subscription herausgegeben hatte, in der Hoffnung, der Gewinn davon werde hinreichen zur Reise über das atlantische Meer, ihn seinen Vorsatz aufgeben machte. Einladungen nach Edinburgh stürmten ein auf den Bauer-Dichter, und er ging nach Edinburgh. Er ward mit gönnerhaftem Enthusiasmus empfangen. In den glänzenden Gesellschaften der Gordons, der Montgomerys und der Hamiltons ward er mit Schmeicheleien und Huldigungen überhäuft; aber am Schluß eines herrlich verlebten Tages, wenn er einer mit Juwelen bedeckten Herzogin in den Wagen geholfen, durfte er durch schmutzige Gassen heimtraben in seine eigene, ärmliche Wohnung, mit einem elenden Tisch, sandbestreuten Estrich und einem Bett von Stroh, für wöchentlich achtzehn Pence. Das war die von der schottischen Aristokratie beliebte, sinnreiche Art und Weise, Burns mittelst der einleuchtendsten und schlagendsten Contraste die Eigenthümlichkeit seiner socialen Stellung fühlbar zu machen. Es war eine bittere Lection, die nie vergessen wurde. Nichts indessen konnte ruhiger, männlicher und natürlicher seyn, als die Art, wie der Dichter sich bei dem gemeinen Staunen und der Bewunderung, welche er einflößte, benahm. Von dem Gewinn einer zweiten, sehr großen Ausgabe seiner Gedichte lieh er zweihundert Pfund seinem Bruder Gilbert, um ihn in Stand zu setzen, seine Lage zu verbessern und seine Mutter zu unterstützen, und er selbst übernahm den Pacht von Ellisland. Mit Widerwillen verließ er die kalten Gesichter, die ihn bei seinem zweiten Besuch in Edinburgh zurückgestoßen hatten; aber nicht ohne Niedergeschlagenheit und Bitterkeit trat er seine neuen Arbeiten an. Ein Amt bei der Accise, im Ertrag von fünf und dreißig Pfund jährlich, ward ihm nachgeschickt, ausgewirkt für ihn durch die Verwendung eines Edelmanns von der Regierung, von welcher ein Hauptmitglied schon in schlechten Versen eine seyn sollende enthusiastische Bewunderung für den Genius des designirten Acciseinnehmers ausgesprochen hatte. In Ellisland ging es Burns schlecht, und bald blieb ihm wenig Trost übrig außer den noch unerschütterten Hoffnungen des trefflichen und tugendhaften Mädchens, das er geheirathet hatte, Jean Armour. Er gab den Pacht auf und zog nach Dumfries, und von da an bis ans Ende seines Lebens stritt er sich mit Schmugglern herum, stach Bierfässer ab, erduldete Kränkungen aller Art und schrieb unsterbliche Gedichte. Noch eine Prüfung war ihm zum Schluß aufbehalten. Da seine politischen Ansichten den Behörden in ungünstigem Lichte geschildert worden waren, hatte er einen harten Kampf zu bestehen, um nur seine elende Stelle bei der Accise zu behalten, und sie blieb ihm am Ende nur mit dem Bedeuten: er habe sich streng an eine begleitende officielle Instruction zu halten, daß sein Amt sey, thätig zu seyn, nicht aber zu denken. Das Amt Burns, thätig zu seyn, aber nicht zu denken! Er starb am 21 Julius 1796, nachdem er kaum, während seiner letzten Krankheit, dem Gefängniß (wegen Schulden) entgangen war.

Von Person war Burns in seiner Jugend groß und muskulös. „Der Mann,“ sagt sein neuester und bester Biograph, Allan Cunningham, „war nur wenig von dem Jüngling verschieden... Er hatte eine leichte Senkung des Halses, was den Lenker des Pflugs verrieth, und ein, oder ein paar Locken seines dunkeln, wallenden Haares waren hinten nachlässig mit zwei Stücken schmalen, schwarzen Bandes gebunden. Sein Gesicht strahlte von Intelligenz und Genie... seine Augen waren groß, dunkel und leuchtend.“ – „Nie,“ sagt Walter Scott, „sah ich sonst ein solches Auge im Kopf eines Menschen, obgleich ich die ausgezeichnetsten Männer meiner Zeit gesehen habe.“

Nichts ist schöner als die Dichtungen von Burns, ausgenommen die von Shakspeare. Wir verstehen dieß nicht nur im poetischen Sinn, sondern sofern wir darin die Sprache und den Ausdruck eines Mannes voll Einfalt, die Festigkeit und Wahrheit erkennen. Seine Poesie enthält die Gefühle gränzenloser Großmuth und allumfassender Liebe; den Stempel der Aufrichtigkeit und Innigkeit, mächtig und glühend genug, um auch das Niedrigste zur Sphäre des Höchsten zu erheben; die entschiedendste und doch anmuthigste Vermählung von Zartheit mit Kraft, ja Heftigkeit, von zitterndem Mitleid mit ernster und gewaltiger Leidenschaft; – nichts läßt sich vergleichen mit den Fragmenten von Burns' Genius (denn die kümmerlichen Verhältnisse seines Lebens erlaubten ihm nur, Bruchstücke zu hinterlassen), als der weitumfassendere Genius Shakspeare's. Burns schrieb Gedichte, weil er gar nicht anders konnte. Sein Herz war zu voll, als daß es ihn hätte schweigen lassen. Dieß ist der auszeichnende Charakter seiner Productionen. Sein Puls schlägt noch in ihnen so lebendig, so gesund und so kraftvoll, wie damals als er zuerst, leichten Fußes und das Herz von Hoffnung schwellend, in die Welt hinaus trat. Sein Auge war so treu wie sein Herz, und daher ist die Anschaulichkeit seiner Poesie von keinem übertroffen worden. Sein Name und sein Einfluß wird so lang bestehen, als ein Berg oder ein Strom in Schottland seyn wird.“

An diese Skizze können wir manches Ergänzende und Erläuternde anknüpfen. Fürs erste das, daß der Verfasser die Eigenthümlichkeit von Burns' Temperament nicht hervorgehoben hat, welche wohl einerseits die Bedingung und Basis mancher Eigenschaften war, welche seine Poesie auszeichnen, aber andrerseits auch, indem sie ihn zu vielen Unbesonnenheiten und Verirrungen hinriß, wenigstens theilweise den Druck und die Sorgen herbeiführte, unter welchen er während seines Lebens litt. Ein Sturm riß wenige Tage nach seiner Geburt die Hütte seiner Eltern nieder, und Burns erkannte hierin die Vorbedeutung seiner eignen stürmischen Leidenschaften. Seine Gedichte sind ein treuer Spiegel seiner Persönlichkeit, seines Charakters, und er gibt sich nicht die mindeste Mühe, die Züge zu verbergen, welche Hall verschweigt; er gibt mit der unbefangensten Naivität seine Schwächen, seine Neigungen, seine satyrische Laune, seine Freude am derben Witz preis, aber daneben treten allerdings die oben an ihm gerühmten Eigenschaften des Gemüths und Charakters mit gewinnender Kraft hervor. Derselbe Leichtsinn, welcher, verbunden mit der Ungunst der Verhältnisse, den Dichter im Leben unglücklich machte – (so weit ein Mann mit einem solchen Schatz unglücklich seyn konnte), ist es auch, was ihn, vermählt

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[0860/0012] Burns vermöge der Eigenthümlichkeit seines Talents nicht zu einer universellen, kosmopolitischen Popularität oder gar zu einer epochemachenden Wirkung auf die Geister prädestinirt scheint; seine Poesie will mit dem Maaßstab der Intensität gemessen, nicht nach äußern, extensiven Wirkungen beurtheilt seyn. Um unsre Leser in aller Kürze über die äußern Lebensverhältnisse des Dichters zu orientiren, theilen wir die Skizze mit, welche sich in Halls: Book of Gems findet. „Robert Burns, der Sohn von William Burneß, einem schottischen Bauer, ward geboren am 25 Januar 1759, in einer Lehmhütte, die sein Vater mit eigenen Händen aufgeführt hatte, an den Ufern des Doon, in der Grafschaft Ayr. Mißgeschick durchkreuzte seine ersten Bestrebungen, sich die Mittel seines Unterhalts in der Welt zu verschaffen; und im Jahr 1786 hatte er, nachdem er vergeblich es mit dem Geschäft des Flachszubereitens in Irvine, und mit einem Pacht in Moßgiel versucht hatte, schon den Entschluß gefaßt, sich ins Ausland zu verbannen, als die außerordentlich günstige Aufnahme, welche ein Band Gedichte von ihm fand, den er mittelst einer Subscription herausgegeben hatte, in der Hoffnung, der Gewinn davon werde hinreichen zur Reise über das atlantische Meer, ihn seinen Vorsatz aufgeben machte. Einladungen nach Edinburgh stürmten ein auf den Bauer-Dichter, und er ging nach Edinburgh. Er ward mit gönnerhaftem Enthusiasmus empfangen. In den glänzenden Gesellschaften der Gordons, der Montgomerys und der Hamiltons ward er mit Schmeicheleien und Huldigungen überhäuft; aber am Schluß eines herrlich verlebten Tages, wenn er einer mit Juwelen bedeckten Herzogin in den Wagen geholfen, durfte er durch schmutzige Gassen heimtraben in seine eigene, ärmliche Wohnung, mit einem elenden Tisch, sandbestreuten Estrich und einem Bett von Stroh, für wöchentlich achtzehn Pence. Das war die von der schottischen Aristokratie beliebte, sinnreiche Art und Weise, Burns mittelst der einleuchtendsten und schlagendsten Contraste die Eigenthümlichkeit seiner socialen Stellung fühlbar zu machen. Es war eine bittere Lection, die nie vergessen wurde. Nichts indessen konnte ruhiger, männlicher und natürlicher seyn, als die Art, wie der Dichter sich bei dem gemeinen Staunen und der Bewunderung, welche er einflößte, benahm. Von dem Gewinn einer zweiten, sehr großen Ausgabe seiner Gedichte lieh er zweihundert Pfund seinem Bruder Gilbert, um ihn in Stand zu setzen, seine Lage zu verbessern und seine Mutter zu unterstützen, und er selbst übernahm den Pacht von Ellisland. Mit Widerwillen verließ er die kalten Gesichter, die ihn bei seinem zweiten Besuch in Edinburgh zurückgestoßen hatten; aber nicht ohne Niedergeschlagenheit und Bitterkeit trat er seine neuen Arbeiten an. Ein Amt bei der Accise, im Ertrag von fünf und dreißig Pfund jährlich, ward ihm nachgeschickt, ausgewirkt für ihn durch die Verwendung eines Edelmanns von der Regierung, von welcher ein Hauptmitglied schon in schlechten Versen eine seyn sollende enthusiastische Bewunderung für den Genius des designirten Acciseinnehmers ausgesprochen hatte. In Ellisland ging es Burns schlecht, und bald blieb ihm wenig Trost übrig außer den noch unerschütterten Hoffnungen des trefflichen und tugendhaften Mädchens, das er geheirathet hatte, Jean Armour. Er gab den Pacht auf und zog nach Dumfries, und von da an bis ans Ende seines Lebens stritt er sich mit Schmugglern herum, stach Bierfässer ab, erduldete Kränkungen aller Art und schrieb unsterbliche Gedichte. Noch eine Prüfung war ihm zum Schluß aufbehalten. Da seine politischen Ansichten den Behörden in ungünstigem Lichte geschildert worden waren, hatte er einen harten Kampf zu bestehen, um nur seine elende Stelle bei der Accise zu behalten, und sie blieb ihm am Ende nur mit dem Bedeuten: er habe sich streng an eine begleitende officielle Instruction zu halten, daß sein Amt sey, thätig zu seyn, nicht aber zu denken. Das Amt Burns, thätig zu seyn, aber nicht zu denken! Er starb am 21 Julius 1796, nachdem er kaum, während seiner letzten Krankheit, dem Gefängniß (wegen Schulden) entgangen war. Von Person war Burns in seiner Jugend groß und muskulös. „Der Mann,“ sagt sein neuester und bester Biograph, Allan Cunningham, „war nur wenig von dem Jüngling verschieden... Er hatte eine leichte Senkung des Halses, was den Lenker des Pflugs verrieth, und ein, oder ein paar Locken seines dunkeln, wallenden Haares waren hinten nachlässig mit zwei Stücken schmalen, schwarzen Bandes gebunden. Sein Gesicht strahlte von Intelligenz und Genie... seine Augen waren groß, dunkel und leuchtend.“ – „Nie,“ sagt Walter Scott, „sah ich sonst ein solches Auge im Kopf eines Menschen, obgleich ich die ausgezeichnetsten Männer meiner Zeit gesehen habe.“ Nichts ist schöner als die Dichtungen von Burns, ausgenommen die von Shakspeare. Wir verstehen dieß nicht nur im poetischen Sinn, sondern sofern wir darin die Sprache und den Ausdruck eines Mannes voll Einfalt, die Festigkeit und Wahrheit erkennen. Seine Poesie enthält die Gefühle gränzenloser Großmuth und allumfassender Liebe; den Stempel der Aufrichtigkeit und Innigkeit, mächtig und glühend genug, um auch das Niedrigste zur Sphäre des Höchsten zu erheben; die entschiedendste und doch anmuthigste Vermählung von Zartheit mit Kraft, ja Heftigkeit, von zitterndem Mitleid mit ernster und gewaltiger Leidenschaft; – nichts läßt sich vergleichen mit den Fragmenten von Burns' Genius (denn die kümmerlichen Verhältnisse seines Lebens erlaubten ihm nur, Bruchstücke zu hinterlassen), als der weitumfassendere Genius Shakspeare's. Burns schrieb Gedichte, weil er gar nicht anders konnte. Sein Herz war zu voll, als daß es ihn hätte schweigen lassen. Dieß ist der auszeichnende Charakter seiner Productionen. Sein Puls schlägt noch in ihnen so lebendig, so gesund und so kraftvoll, wie damals als er zuerst, leichten Fußes und das Herz von Hoffnung schwellend, in die Welt hinaus trat. Sein Auge war so treu wie sein Herz, und daher ist die Anschaulichkeit seiner Poesie von keinem übertroffen worden. Sein Name und sein Einfluß wird so lang bestehen, als ein Berg oder ein Strom in Schottland seyn wird.“ An diese Skizze können wir manches Ergänzende und Erläuternde anknüpfen. Fürs erste das, daß der Verfasser die Eigenthümlichkeit von Burns' Temperament nicht hervorgehoben hat, welche wohl einerseits die Bedingung und Basis mancher Eigenschaften war, welche seine Poesie auszeichnen, aber andrerseits auch, indem sie ihn zu vielen Unbesonnenheiten und Verirrungen hinriß, wenigstens theilweise den Druck und die Sorgen herbeiführte, unter welchen er während seines Lebens litt. Ein Sturm riß wenige Tage nach seiner Geburt die Hütte seiner Eltern nieder, und Burns erkannte hierin die Vorbedeutung seiner eignen stürmischen Leidenschaften. Seine Gedichte sind ein treuer Spiegel seiner Persönlichkeit, seines Charakters, und er gibt sich nicht die mindeste Mühe, die Züge zu verbergen, welche Hall verschweigt; er gibt mit der unbefangensten Naivität seine Schwächen, seine Neigungen, seine satyrische Laune, seine Freude am derben Witz preis, aber daneben treten allerdings die oben an ihm gerühmten Eigenschaften des Gemüths und Charakters mit gewinnender Kraft hervor. Derselbe Leichtsinn, welcher, verbunden mit der Ungunst der Verhältnisse, den Dichter im Leben unglücklich machte – (so weit ein Mann mit einem solchen Schatz unglücklich seyn konnte), ist es auch, was ihn, vermählt

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 108. Augsburg, 17. April 1840, S. 0860. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_108_18400417/12>, abgerufen am 21.11.2024.