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Allgemeine Zeitung. Nr. 109. Augsburg, 18. April 1840.

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wohnt der Feier der Mysterien in den Katakomben bei und läßt sich zum Christenthum bekehren, als dessen Märtyrer er zuletzt im Circus seinen Tod findet. Dem Libretto hat Hr. Scribe seinen Namen beigesetzt. Bekanntlich sollte diese Oper schon in Neapel an dem Theater San Carlos aufgeführt werden, wurde aber von der dortigen Censur verboten. Unläugbar war in dem Gegenstande reicher Stoff des Gelingens geboten, einestheils das äußere Schauspiel und die eigenthümlichen, neuen Decorationen, anderntheils die begeisterten Gefühle der handelnden Personen, die den Componisten zu einem großartigen Werke einluden. Nur der ersten Erwartung ward durch die Aufführung entsprochen: die Katakomben, der öffentliche Platz der Hauptstadt Armeniens, der Aufzug des Proconsuls, dem man zu Ehren einen wahren trajanischen Triumphzug veranstaltet hatte, mit Lictoren, Sklaven, Tibicinisten, Tänzern und Tänzerinnen, römischen Legionen und Triumphwagen, sodann der Circus im letzten Act, sind von herrlicher Wirkung. Ganz besonders beklatscht wurde der erwähnte Einzug und die Kampfspiele, Gladiatoren und die griechischen und römischen Tänze, die darauf folgten. Von Donizetti's Musik, welche die Hauptsache bilden sollte, kann ich nur Niederschlagendes melden: eine mühsame und ermüdende Composition, ohne Poesie, ohne Farbe, ohne Charakter, himmelweit entfernt von dem religiös-fanatischen Charakter der Personen. Nur in einigen seltenen Momenten, wie z. B. am Ende des dritten Actes bei der Entweihung der Opferfeier hat Donizetti sich aus seinem, Rossini nachhallenden Geklingel zu einer ernsten, zum Herzen dringenden Musik erhoben. Uebrigens hat das Publicum nachgerade genug an dem ewig wiederkehrenden Kreise der Ideen, die in der Jüdin, in den Hugenotten sich bewegen und zu denen, in eitlem Ueberflusse, die Märtyrer als "in dem Bunde der Dritte" sich andrängen.

Belgien.

Meinen gestrigen kurzen Worten über den Stand der Ministerfrage füge ich Folgendes zur Erläuterung bei. Daß Hr. Lebeau, der doch vor vierzehn Tagen so bestimmt in der Kammer erklärte, er würde keineswegs die Schwierigkeit der Aufgabe gefürchtet haben, wenn ihn der König mit Bildung eines neuen Cabinets beauftragt hätte, nun dennoch eine directe Einmischung abgelehnt, dürfte wohl von dem ungünstigen Eindruck herrühren, den die Nachricht, daß er die Hauptperson des Ministeriums seyn sollte, im bessern Theile des Publicums hervorgebracht. Auch in der Kammer hat er keinen Anhang, so wenig man ihm sonst ein ausgezeichnetes Talent absprechen mag, und schon jetzt erklären Glieder der Majorität vom 14 März, daß sie ihn ungern im Cabinet sähen. Die HH. Devaux und d'Huart gelten in der Kammer mehr. Ersterer ist der eigentliche Chef unserer Doctrinäre, dessen Impuls die ganze Haltung derselben in dieser parlamentarischen Krisis zuzuschreiben ist. Er leitete sie ein durch mehrere Artikel in der von ihm redigirten "Revue Nationale" wo er, die Mitte zwischen Katholiken und Liberalen, auf die er bis dahin Anspruch gemacht, verlassend, den letztern die Hand zum dereinstigen Siege über die erstern bot, obgleich er vorher selbst gestanden, daß die Katholiken die Eigenschaften, die zur Gründung und Befestigung der politischen Ordnung nöthig gewesen und noch nöthig seyen, in viel höherem Grade besitzen, als die Liberalen. Indessen glaubte Hr. Devaux zu bemerken, daß das parlamentarische Uebergewicht nicht mehr entschieden auf Seite der erstern sey - eine Bemerkung, die bei einem Manne von conservativen Grundsätzen zu dem Schlusse hätte führen sollen, man müsse durch Verstärkung dieser Seite der Kammer einen Rückfall in die Agitationen früherer Jahre vorbeugen. Indem aber Hr. Devaux und seine politischen Freunde im entgegengesetzten Sinne gehandelt, und mit den extremen Parteien, die sie früher zu bekämpfen sich zur Ehre gerechnet, gemeine Sache zum Sturze eines conservativen Ministeriums gemacht, indem die HH. Lebeau und Rogier sogar ihre Verhältnisse zum Ministerium, als Provincialgouverneurs, ganz bei Seite gesetzt, und sich gegen ihre Chefs coalisirt haben, sind sie dem Vorwurfe bloßgestellt, daß bei ihnen egoistische Berechnungen höher stehen als Grundsätze, und gerade durch sie ist das Signal zu einer Demoralisation des Repräsentativsystems gegeben, die sich, wenn sie selbst Minister werden, bald auch gegen sie wenden dürfte, und jedenfalls das Symptom einer rückgängigen Bewegung in der Gestaltung unserer inneren Zustände ist. Daher die Besorgniß in den höheren Ständen, daher der fortdauernde Freudenruf in allen Journalen, die der bestehenden Ordnung feind sind, bis zu den Organen der schlechtesten Demagogen hinab. Hr. d'Huart, ein gemäßigt freisinniger Mann, hat in der Kammer einen größeren Anhang als die genannten Männer, und würde für das neue Ministerium eine gute Acquisition seyn. Vier Jahre lang war er, als Finanzminister, College des Hrn. de Theux, trat aber im Febr. 1839 aus, weil er zur Annahme des Friedensvertrags nicht mitwirken wollte, oder vielmehr, weil es ihm an Muth gebrach, der Opposition die Stirne zu bieten. Diese legte es ihm indessen als Patriotismus aus, was ihm jetzt, verbunden mit Fähigkeiten und achtungswerthen persönlichen Eigenschaften, zu Gute kommen würde. Auch Hr. de Muelenaere, der Gouverneur von Westflandern, war eine Zeitlang College des Hrn. de Theux, und zwar als Minister der auswärtigen Angelegenheiten. Er trennte sich indessen schon im Jahr 1837, weil er ein entschiedener Gönner der Bankpartei war, gegen deren drohendes Uebergewicht sich damals die HH. de Theux, d'Huart und Ernst stemmten. Er steht den Katholiken näher als die andern, und könnte in dieser Hinsicht den Vermittler abgeben. An parlamentarischem Talent gebricht es ihm nicht, doch flößt er, wegen seiner öfteren politischen Schwankungen, kein sonderliches Vertrauen ein. - Man glaubt nicht, daß Hr. Devaux für sich selbst ein Portefeuille annehmen werde, da ihn seine öftere Kränklichkeit zu anhaltenden Arbeiten unfähig macht. Wie nun zwischen den HH. d'Huart, de Muelenaere, Lebeau und Rogier die Portefeuilles zu vertheilen wären, darüber schwanken die Vermuthungen hin und her. Ist es doch noch eine Frage, ob sie alle vier ins Cabinet treten werden! - Es werden sich mehr Schwierigkeiten offenbaren, als man vermuthet, und ist endlich eine Combination zu Stande gekommen, so wird die Hauptschwierigkeit darin bestehen, die Gelüste der alten Opposition, die man rege gemacht, abzuweisen oder wenigstens zu beschwichtigen. - Die Ernennung des Hr. Nothomb zum Gesandten beim Bundestage ist, was die intellectuellen Eigenschaften betrifft, höchst passend, denn nicht bloß ist er ein in die deutschen Verhältnisse eingeweihter, und überhaupt sehr fähiger Politiker, sondern er spricht auch das Deutsche wie seine Muttersprache. Hr. Lebeau würde diesen Posten für sich behalten haben, hätte die Kammer den dafür ausgeworfenen Gehalt nicht um zehntausend Franken vermindert, wodurch es ihm, bei seinen geringen Vermögensumständen, unmöglich wurde, sich darauf ferner einzulassen. Bei dem Vermögensstande des Hrn. Nothomb brauchte solche Bedenklichkeit nicht einzutreten. Uebrigens glaubt man, daß Hr. Nothomb bald wieder ins Ministerium eintreten werde. General Wilmar, der Exkriegsminister, scheint zum Gesandten nach Berlin bestimmt zu seyn, ein Posten, den er sich längst gewünscht hatte.

wohnt der Feier der Mysterien in den Katakomben bei und läßt sich zum Christenthum bekehren, als dessen Märtyrer er zuletzt im Circus seinen Tod findet. Dem Libretto hat Hr. Scribe seinen Namen beigesetzt. Bekanntlich sollte diese Oper schon in Neapel an dem Theater San Carlos aufgeführt werden, wurde aber von der dortigen Censur verboten. Unläugbar war in dem Gegenstande reicher Stoff des Gelingens geboten, einestheils das äußere Schauspiel und die eigenthümlichen, neuen Decorationen, anderntheils die begeisterten Gefühle der handelnden Personen, die den Componisten zu einem großartigen Werke einluden. Nur der ersten Erwartung ward durch die Aufführung entsprochen: die Katakomben, der öffentliche Platz der Hauptstadt Armeniens, der Aufzug des Proconsuls, dem man zu Ehren einen wahren trajanischen Triumphzug veranstaltet hatte, mit Lictoren, Sklaven, Tibicinisten, Tänzern und Tänzerinnen, römischen Legionen und Triumphwagen, sodann der Circus im letzten Act, sind von herrlicher Wirkung. Ganz besonders beklatscht wurde der erwähnte Einzug und die Kampfspiele, Gladiatoren und die griechischen und römischen Tänze, die darauf folgten. Von Donizetti's Musik, welche die Hauptsache bilden sollte, kann ich nur Niederschlagendes melden: eine mühsame und ermüdende Composition, ohne Poesie, ohne Farbe, ohne Charakter, himmelweit entfernt von dem religiös-fanatischen Charakter der Personen. Nur in einigen seltenen Momenten, wie z. B. am Ende des dritten Actes bei der Entweihung der Opferfeier hat Donizetti sich aus seinem, Rossini nachhallenden Geklingel zu einer ernsten, zum Herzen dringenden Musik erhoben. Uebrigens hat das Publicum nachgerade genug an dem ewig wiederkehrenden Kreise der Ideen, die in der Jüdin, in den Hugenotten sich bewegen und zu denen, in eitlem Ueberflusse, die Märtyrer als „in dem Bunde der Dritte“ sich andrängen.

Belgien.

Meinen gestrigen kurzen Worten über den Stand der Ministerfrage füge ich Folgendes zur Erläuterung bei. Daß Hr. Lebeau, der doch vor vierzehn Tagen so bestimmt in der Kammer erklärte, er würde keineswegs die Schwierigkeit der Aufgabe gefürchtet haben, wenn ihn der König mit Bildung eines neuen Cabinets beauftragt hätte, nun dennoch eine directe Einmischung abgelehnt, dürfte wohl von dem ungünstigen Eindruck herrühren, den die Nachricht, daß er die Hauptperson des Ministeriums seyn sollte, im bessern Theile des Publicums hervorgebracht. Auch in der Kammer hat er keinen Anhang, so wenig man ihm sonst ein ausgezeichnetes Talent absprechen mag, und schon jetzt erklären Glieder der Majorität vom 14 März, daß sie ihn ungern im Cabinet sähen. Die HH. Devaux und d'Huart gelten in der Kammer mehr. Ersterer ist der eigentliche Chef unserer Doctrinäre, dessen Impuls die ganze Haltung derselben in dieser parlamentarischen Krisis zuzuschreiben ist. Er leitete sie ein durch mehrere Artikel in der von ihm redigirten „Revue Nationale“ wo er, die Mitte zwischen Katholiken und Liberalen, auf die er bis dahin Anspruch gemacht, verlassend, den letztern die Hand zum dereinstigen Siege über die erstern bot, obgleich er vorher selbst gestanden, daß die Katholiken die Eigenschaften, die zur Gründung und Befestigung der politischen Ordnung nöthig gewesen und noch nöthig seyen, in viel höherem Grade besitzen, als die Liberalen. Indessen glaubte Hr. Devaux zu bemerken, daß das parlamentarische Uebergewicht nicht mehr entschieden auf Seite der erstern sey – eine Bemerkung, die bei einem Manne von conservativen Grundsätzen zu dem Schlusse hätte führen sollen, man müsse durch Verstärkung dieser Seite der Kammer einen Rückfall in die Agitationen früherer Jahre vorbeugen. Indem aber Hr. Devaux und seine politischen Freunde im entgegengesetzten Sinne gehandelt, und mit den extremen Parteien, die sie früher zu bekämpfen sich zur Ehre gerechnet, gemeine Sache zum Sturze eines conservativen Ministeriums gemacht, indem die HH. Lebeau und Rogier sogar ihre Verhältnisse zum Ministerium, als Provincialgouverneurs, ganz bei Seite gesetzt, und sich gegen ihre Chefs coalisirt haben, sind sie dem Vorwurfe bloßgestellt, daß bei ihnen egoistische Berechnungen höher stehen als Grundsätze, und gerade durch sie ist das Signal zu einer Demoralisation des Repräsentativsystems gegeben, die sich, wenn sie selbst Minister werden, bald auch gegen sie wenden dürfte, und jedenfalls das Symptom einer rückgängigen Bewegung in der Gestaltung unserer inneren Zustände ist. Daher die Besorgniß in den höheren Ständen, daher der fortdauernde Freudenruf in allen Journalen, die der bestehenden Ordnung feind sind, bis zu den Organen der schlechtesten Demagogen hinab. Hr. d'Huart, ein gemäßigt freisinniger Mann, hat in der Kammer einen größeren Anhang als die genannten Männer, und würde für das neue Ministerium eine gute Acquisition seyn. Vier Jahre lang war er, als Finanzminister, College des Hrn. de Theux, trat aber im Febr. 1839 aus, weil er zur Annahme des Friedensvertrags nicht mitwirken wollte, oder vielmehr, weil es ihm an Muth gebrach, der Opposition die Stirne zu bieten. Diese legte es ihm indessen als Patriotismus aus, was ihm jetzt, verbunden mit Fähigkeiten und achtungswerthen persönlichen Eigenschaften, zu Gute kommen würde. Auch Hr. de Muelenaere, der Gouverneur von Westflandern, war eine Zeitlang College des Hrn. de Theux, und zwar als Minister der auswärtigen Angelegenheiten. Er trennte sich indessen schon im Jahr 1837, weil er ein entschiedener Gönner der Bankpartei war, gegen deren drohendes Uebergewicht sich damals die HH. de Theux, d'Huart und Ernst stemmten. Er steht den Katholiken näher als die andern, und könnte in dieser Hinsicht den Vermittler abgeben. An parlamentarischem Talent gebricht es ihm nicht, doch flößt er, wegen seiner öfteren politischen Schwankungen, kein sonderliches Vertrauen ein. – Man glaubt nicht, daß Hr. Devaux für sich selbst ein Portefeuille annehmen werde, da ihn seine öftere Kränklichkeit zu anhaltenden Arbeiten unfähig macht. Wie nun zwischen den HH. d'Huart, de Muelenaere, Lebeau und Rogier die Portefeuilles zu vertheilen wären, darüber schwanken die Vermuthungen hin und her. Ist es doch noch eine Frage, ob sie alle vier ins Cabinet treten werden! – Es werden sich mehr Schwierigkeiten offenbaren, als man vermuthet, und ist endlich eine Combination zu Stande gekommen, so wird die Hauptschwierigkeit darin bestehen, die Gelüste der alten Opposition, die man rege gemacht, abzuweisen oder wenigstens zu beschwichtigen. – Die Ernennung des Hr. Nothomb zum Gesandten beim Bundestage ist, was die intellectuellen Eigenschaften betrifft, höchst passend, denn nicht bloß ist er ein in die deutschen Verhältnisse eingeweihter, und überhaupt sehr fähiger Politiker, sondern er spricht auch das Deutsche wie seine Muttersprache. Hr. Lebeau würde diesen Posten für sich behalten haben, hätte die Kammer den dafür ausgeworfenen Gehalt nicht um zehntausend Franken vermindert, wodurch es ihm, bei seinen geringen Vermögensumständen, unmöglich wurde, sich darauf ferner einzulassen. Bei dem Vermögensstande des Hrn. Nothomb brauchte solche Bedenklichkeit nicht einzutreten. Uebrigens glaubt man, daß Hr. Nothomb bald wieder ins Ministerium eintreten werde. General Wilmar, der Exkriegsminister, scheint zum Gesandten nach Berlin bestimmt zu seyn, ein Posten, den er sich längst gewünscht hatte.

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wohnt der Feier der Mysterien in den Katakomben bei und läßt sich zum Christenthum bekehren, als dessen Märtyrer er zuletzt im Circus seinen Tod findet. Dem Libretto hat Hr. Scribe seinen Namen beigesetzt. Bekanntlich sollte diese Oper schon in Neapel an dem Theater San Carlos aufgeführt werden, wurde aber von der dortigen Censur verboten. Unläugbar war in dem Gegenstande reicher Stoff des Gelingens geboten, einestheils das äußere Schauspiel und die eigenthümlichen, neuen Decorationen, anderntheils die begeisterten Gefühle der handelnden Personen, die den Componisten zu einem großartigen Werke einluden. Nur der ersten Erwartung ward durch die Aufführung entsprochen: die Katakomben, der öffentliche Platz der Hauptstadt Armeniens, der Aufzug des Proconsuls, dem man zu Ehren einen wahren trajanischen Triumphzug veranstaltet hatte, mit Lictoren, Sklaven, Tibicinisten, Tänzern und Tänzerinnen, römischen Legionen und Triumphwagen, sodann der Circus im letzten Act, sind von herrlicher Wirkung. Ganz besonders beklatscht wurde der erwähnte Einzug und die Kampfspiele, Gladiatoren und die griechischen und römischen Tänze, die darauf folgten. Von Donizetti's Musik, welche die Hauptsache bilden sollte, kann ich nur Niederschlagendes melden: eine mühsame und ermüdende Composition, ohne Poesie, ohne Farbe, ohne Charakter, himmelweit entfernt von dem religiös-fanatischen Charakter der Personen. Nur in einigen seltenen Momenten, wie z. B. am Ende des dritten Actes bei der Entweihung der Opferfeier hat Donizetti sich aus seinem, Rossini nachhallenden Geklingel zu einer ernsten, zum Herzen dringenden Musik erhoben. Uebrigens hat das Publicum nachgerade genug an dem ewig wiederkehrenden Kreise der Ideen, die in der <hi rendition="#g">Jüdin</hi>, in den <hi rendition="#g">Hugenotten</hi> sich bewegen und zu denen, in eitlem Ueberflusse, die <hi rendition="#g">Märtyrer</hi> als &#x201E;in dem Bunde der Dritte&#x201C; sich andrängen.</p><lb/>
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Devaux und seine politischen Freunde im entgegengesetzten Sinne gehandelt, und mit den extremen Parteien, die sie früher zu bekämpfen sich zur Ehre gerechnet, gemeine Sache zum Sturze eines conservativen Ministeriums gemacht, indem die HH. Lebeau und Rogier sogar ihre Verhältnisse zum Ministerium, als Provincialgouverneurs, ganz bei Seite gesetzt, und sich gegen ihre Chefs coalisirt haben, sind sie dem Vorwurfe bloßgestellt, daß bei ihnen egoistische Berechnungen höher stehen als Grundsätze, und gerade durch sie ist das Signal zu einer Demoralisation des Repräsentativsystems gegeben, die sich, wenn sie selbst Minister werden, bald auch gegen sie wenden dürfte, und jedenfalls das Symptom einer rückgängigen Bewegung in der Gestaltung unserer inneren Zustände ist. Daher die Besorgniß in den höheren Ständen, daher der fortdauernde Freudenruf in allen Journalen, die der bestehenden Ordnung feind sind, bis zu den Organen der schlechtesten Demagogen hinab. Hr. d'Huart, ein gemäßigt freisinniger Mann, hat in der Kammer einen größeren Anhang als die genannten Männer, und würde für das neue Ministerium eine gute Acquisition seyn. Vier Jahre lang war er, als Finanzminister, College des Hrn. de Theux, trat aber im Febr. 1839 aus, weil er zur Annahme des Friedensvertrags nicht mitwirken wollte, oder vielmehr, weil es ihm an Muth gebrach, der Opposition die Stirne zu bieten. Diese legte es ihm indessen als Patriotismus aus, was ihm jetzt, verbunden mit Fähigkeiten und achtungswerthen persönlichen Eigenschaften, zu Gute kommen würde. Auch Hr. de Muelenaere, der Gouverneur von Westflandern, war eine Zeitlang College des Hrn. de Theux, und zwar als Minister der auswärtigen Angelegenheiten. Er trennte sich indessen schon im Jahr 1837, weil er ein entschiedener Gönner der Bankpartei war, gegen deren drohendes Uebergewicht sich damals die HH. de Theux, d'Huart und Ernst stemmten. Er steht den Katholiken näher als die andern, und könnte in dieser Hinsicht den Vermittler abgeben. An parlamentarischem Talent gebricht es ihm nicht, doch flößt er, wegen seiner öfteren politischen Schwankungen, kein sonderliches Vertrauen ein. &#x2013; Man glaubt nicht, daß Hr. Devaux für sich selbst ein Portefeuille annehmen werde, da ihn seine öftere Kränklichkeit zu anhaltenden Arbeiten unfähig macht. Wie nun zwischen den HH. d'Huart, de Muelenaere, Lebeau und Rogier die Portefeuilles zu vertheilen wären, darüber schwanken die Vermuthungen hin und her. Ist es doch noch eine Frage, ob sie alle vier ins Cabinet treten werden! &#x2013; Es werden sich mehr Schwierigkeiten offenbaren, als man vermuthet, und ist endlich eine Combination zu Stande gekommen, so wird die Hauptschwierigkeit darin bestehen, die Gelüste der alten Opposition, die man rege gemacht, abzuweisen oder wenigstens zu beschwichtigen. &#x2013; Die Ernennung des Hr. Nothomb zum Gesandten beim Bundestage ist, was die intellectuellen Eigenschaften betrifft, höchst passend, denn nicht bloß ist er ein in die deutschen Verhältnisse eingeweihter, und überhaupt sehr fähiger Politiker, sondern er spricht auch das Deutsche wie seine Muttersprache. Hr. Lebeau würde diesen Posten für sich behalten haben, hätte die Kammer den dafür ausgeworfenen Gehalt nicht um zehntausend Franken vermindert, wodurch es ihm, bei seinen geringen Vermögensumständen, unmöglich wurde, sich darauf ferner einzulassen. Bei dem Vermögensstande des Hrn. Nothomb brauchte solche Bedenklichkeit nicht einzutreten. Uebrigens glaubt man, daß Hr. Nothomb bald wieder ins Ministerium eintreten werde. General Wilmar, der Exkriegsminister, scheint zum Gesandten nach Berlin bestimmt zu seyn, ein Posten, den er sich längst gewünscht hatte.</p>
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[0869/0013] wohnt der Feier der Mysterien in den Katakomben bei und läßt sich zum Christenthum bekehren, als dessen Märtyrer er zuletzt im Circus seinen Tod findet. Dem Libretto hat Hr. Scribe seinen Namen beigesetzt. Bekanntlich sollte diese Oper schon in Neapel an dem Theater San Carlos aufgeführt werden, wurde aber von der dortigen Censur verboten. Unläugbar war in dem Gegenstande reicher Stoff des Gelingens geboten, einestheils das äußere Schauspiel und die eigenthümlichen, neuen Decorationen, anderntheils die begeisterten Gefühle der handelnden Personen, die den Componisten zu einem großartigen Werke einluden. Nur der ersten Erwartung ward durch die Aufführung entsprochen: die Katakomben, der öffentliche Platz der Hauptstadt Armeniens, der Aufzug des Proconsuls, dem man zu Ehren einen wahren trajanischen Triumphzug veranstaltet hatte, mit Lictoren, Sklaven, Tibicinisten, Tänzern und Tänzerinnen, römischen Legionen und Triumphwagen, sodann der Circus im letzten Act, sind von herrlicher Wirkung. Ganz besonders beklatscht wurde der erwähnte Einzug und die Kampfspiele, Gladiatoren und die griechischen und römischen Tänze, die darauf folgten. Von Donizetti's Musik, welche die Hauptsache bilden sollte, kann ich nur Niederschlagendes melden: eine mühsame und ermüdende Composition, ohne Poesie, ohne Farbe, ohne Charakter, himmelweit entfernt von dem religiös-fanatischen Charakter der Personen. Nur in einigen seltenen Momenten, wie z. B. am Ende des dritten Actes bei der Entweihung der Opferfeier hat Donizetti sich aus seinem, Rossini nachhallenden Geklingel zu einer ernsten, zum Herzen dringenden Musik erhoben. Uebrigens hat das Publicum nachgerade genug an dem ewig wiederkehrenden Kreise der Ideen, die in der Jüdin, in den Hugenotten sich bewegen und zu denen, in eitlem Ueberflusse, die Märtyrer als „in dem Bunde der Dritte“ sich andrängen. Belgien. _ Brüssel, 11 April. Meinen gestrigen kurzen Worten über den Stand der Ministerfrage füge ich Folgendes zur Erläuterung bei. Daß Hr. Lebeau, der doch vor vierzehn Tagen so bestimmt in der Kammer erklärte, er würde keineswegs die Schwierigkeit der Aufgabe gefürchtet haben, wenn ihn der König mit Bildung eines neuen Cabinets beauftragt hätte, nun dennoch eine directe Einmischung abgelehnt, dürfte wohl von dem ungünstigen Eindruck herrühren, den die Nachricht, daß er die Hauptperson des Ministeriums seyn sollte, im bessern Theile des Publicums hervorgebracht. Auch in der Kammer hat er keinen Anhang, so wenig man ihm sonst ein ausgezeichnetes Talent absprechen mag, und schon jetzt erklären Glieder der Majorität vom 14 März, daß sie ihn ungern im Cabinet sähen. Die HH. Devaux und d'Huart gelten in der Kammer mehr. Ersterer ist der eigentliche Chef unserer Doctrinäre, dessen Impuls die ganze Haltung derselben in dieser parlamentarischen Krisis zuzuschreiben ist. Er leitete sie ein durch mehrere Artikel in der von ihm redigirten „Revue Nationale“ wo er, die Mitte zwischen Katholiken und Liberalen, auf die er bis dahin Anspruch gemacht, verlassend, den letztern die Hand zum dereinstigen Siege über die erstern bot, obgleich er vorher selbst gestanden, daß die Katholiken die Eigenschaften, die zur Gründung und Befestigung der politischen Ordnung nöthig gewesen und noch nöthig seyen, in viel höherem Grade besitzen, als die Liberalen. Indessen glaubte Hr. Devaux zu bemerken, daß das parlamentarische Uebergewicht nicht mehr entschieden auf Seite der erstern sey – eine Bemerkung, die bei einem Manne von conservativen Grundsätzen zu dem Schlusse hätte führen sollen, man müsse durch Verstärkung dieser Seite der Kammer einen Rückfall in die Agitationen früherer Jahre vorbeugen. Indem aber Hr. Devaux und seine politischen Freunde im entgegengesetzten Sinne gehandelt, und mit den extremen Parteien, die sie früher zu bekämpfen sich zur Ehre gerechnet, gemeine Sache zum Sturze eines conservativen Ministeriums gemacht, indem die HH. Lebeau und Rogier sogar ihre Verhältnisse zum Ministerium, als Provincialgouverneurs, ganz bei Seite gesetzt, und sich gegen ihre Chefs coalisirt haben, sind sie dem Vorwurfe bloßgestellt, daß bei ihnen egoistische Berechnungen höher stehen als Grundsätze, und gerade durch sie ist das Signal zu einer Demoralisation des Repräsentativsystems gegeben, die sich, wenn sie selbst Minister werden, bald auch gegen sie wenden dürfte, und jedenfalls das Symptom einer rückgängigen Bewegung in der Gestaltung unserer inneren Zustände ist. Daher die Besorgniß in den höheren Ständen, daher der fortdauernde Freudenruf in allen Journalen, die der bestehenden Ordnung feind sind, bis zu den Organen der schlechtesten Demagogen hinab. Hr. d'Huart, ein gemäßigt freisinniger Mann, hat in der Kammer einen größeren Anhang als die genannten Männer, und würde für das neue Ministerium eine gute Acquisition seyn. Vier Jahre lang war er, als Finanzminister, College des Hrn. de Theux, trat aber im Febr. 1839 aus, weil er zur Annahme des Friedensvertrags nicht mitwirken wollte, oder vielmehr, weil es ihm an Muth gebrach, der Opposition die Stirne zu bieten. Diese legte es ihm indessen als Patriotismus aus, was ihm jetzt, verbunden mit Fähigkeiten und achtungswerthen persönlichen Eigenschaften, zu Gute kommen würde. Auch Hr. de Muelenaere, der Gouverneur von Westflandern, war eine Zeitlang College des Hrn. de Theux, und zwar als Minister der auswärtigen Angelegenheiten. Er trennte sich indessen schon im Jahr 1837, weil er ein entschiedener Gönner der Bankpartei war, gegen deren drohendes Uebergewicht sich damals die HH. de Theux, d'Huart und Ernst stemmten. Er steht den Katholiken näher als die andern, und könnte in dieser Hinsicht den Vermittler abgeben. An parlamentarischem Talent gebricht es ihm nicht, doch flößt er, wegen seiner öfteren politischen Schwankungen, kein sonderliches Vertrauen ein. – Man glaubt nicht, daß Hr. Devaux für sich selbst ein Portefeuille annehmen werde, da ihn seine öftere Kränklichkeit zu anhaltenden Arbeiten unfähig macht. Wie nun zwischen den HH. d'Huart, de Muelenaere, Lebeau und Rogier die Portefeuilles zu vertheilen wären, darüber schwanken die Vermuthungen hin und her. Ist es doch noch eine Frage, ob sie alle vier ins Cabinet treten werden! – Es werden sich mehr Schwierigkeiten offenbaren, als man vermuthet, und ist endlich eine Combination zu Stande gekommen, so wird die Hauptschwierigkeit darin bestehen, die Gelüste der alten Opposition, die man rege gemacht, abzuweisen oder wenigstens zu beschwichtigen. – Die Ernennung des Hr. Nothomb zum Gesandten beim Bundestage ist, was die intellectuellen Eigenschaften betrifft, höchst passend, denn nicht bloß ist er ein in die deutschen Verhältnisse eingeweihter, und überhaupt sehr fähiger Politiker, sondern er spricht auch das Deutsche wie seine Muttersprache. Hr. Lebeau würde diesen Posten für sich behalten haben, hätte die Kammer den dafür ausgeworfenen Gehalt nicht um zehntausend Franken vermindert, wodurch es ihm, bei seinen geringen Vermögensumständen, unmöglich wurde, sich darauf ferner einzulassen. Bei dem Vermögensstande des Hrn. Nothomb brauchte solche Bedenklichkeit nicht einzutreten. Uebrigens glaubt man, daß Hr. Nothomb bald wieder ins Ministerium eintreten werde. General Wilmar, der Exkriegsminister, scheint zum Gesandten nach Berlin bestimmt zu seyn, ein Posten, den er sich längst gewünscht hatte.

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Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-06-28T11:37:15Z)

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 109. Augsburg, 18. April 1840, S. 0869. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_109_18400418/13>, abgerufen am 21.11.2024.