Allgemeine Zeitung. Nr. 111. Augsburg, 20. April 1840.als Belohnung wegen der Einnahme von Castellote nicht weniger als tausend Ehrenzeichen und Beförderungen verlangt. Namentlich besteht er darauf, daß seine beiden Günstlinge, Linage und Zavala, die dem Ministerium den Krieg erklärt haben, zu Marechaux de Camp erhoben werden sollen. Dieses zuzugestehen fällt den Ministern um so schwerer, da Espartero zugleich in einem Privatschreiben an die Königin-Regentin seine Ansicht über die Nothwendigkeit, das Ministerium zu ändern, ausgesprochen haben soll. Die Königin hat den Courier an den Herzog zurückbefördert, und bis ein neues Orakel von dort her eingeht, werden die jetzigen Minister kaum Zeit haben, ihr Testament zu machen. Da die Majorität des Congresses das Fortbestehen des Cabinettes, welches den Vertrag von Vergara abschloß, wenigstens für jetzt noch, wünscht, so dürften die Cortes in Widerstand mit dem Oberfeldherrn und der diesem unbedingt alles zustehenden allerhöchsten Person gerathen. Unterdessen hat man in Malaga eine Verschwörung entdeckt, welche einen Aufstand der Provinzen im Sinne der Progressisten bezweckte. Wie gewöhnlich sollte mit Ermordung der Behörden begonnen werden; diese waren jedoch gewarnt. Der Gefe politico von Malaga selbst verhaftete am 30 v. M. den Mörder, der ein Pistol auf ihn abfeuerte, jedoch fehlte. Eine Menge von Personen wurde eingezogen; andere "Patrioten," unter ihnen der progressistische Ex-Deputirte Pascual, haben sich geflüchtet. Der Generalcapitän von Granada, Graf Clonard, begab sich selbst nach Malaga, und der Schuldigen harrt dießmal die Strafe. - Die zur Beschießung von Aliaga bestimmte schwere Artillerie war am 1 in Alhambra, sechs Stunden von jenem Platze angelangt. Heute sollte das Fort genommen werden. Espartero hat dem Brigadier Concha die Einnahme von Beteta übertragen; dieser verlangt aber von der Regierung drei Millionen Realen, um dieses Unternehmen auszuführen. - Die Commission des Congresses hat darauf angetragen, die Regierung auch zur sofortigen Ausführung des Gesetzesentwurfs wegen der Provincialdeputationen zu ermächtigen. Der Senat beschäftigt sich fortwährend mit der Discussion des Gesetzesentwurfs wegen Errichtung eines Staatsraths, der als eine Versorgungsanstalt für abgetretene Minister zu betrachten seyn, und dem Staate jährlich zwei Millionen Realen kosten wird. - Morgen wird der neue englische Gesandte seine Beglaubigungsschreiben an Ihre Maj. die Königin-Regentin übergeben. - Es sind Nachrichten aus der Havannah bis zum 15 Febr. eingegangen. Der Wohlstand jener für das Mutterland so ergiebigen Colonie ist in stetem Zunehmen; 1838 betrugen die öffentlichen Einkünfte der Insel Cuba 8,536,441 Piaster, 1839 stiegen sie auf 9,461,782. Davon wurden im Jahr 1838 Ps. Es. 3,041,956, und 1839 gar 3,903,823 nach der Halbinsel geschickt, oder zur Deckung der von dorther gezogenen Wechsel verwendet. Großbritannien. London, 13 April. Fortsetzung der Unterhausverhandlungen über China. Lord Palmerston nannte im Eingang seines umfassenden Vortrags die Fassung der Motion und die zur Unterstützung derselben vorgebrachten Argumente gleich schwach. Er wolle, sagte er, den von Sir R. Peel gemachten Unterschied zwischen der Nothwendigkeit eines Kriegs und der Veranlassung einer solchen Nothwendigkeit zwar an und für sich nicht bestreiten, finde aber die von demselben angezogenen Präcedentien für einen solchen Vorschlag eines tadelnden Votums gegen ein Ministerium nicht ganz passend, da jene Fälle wirkliche vorausgegangene Ereignisse, nicht aber die Untersuchung von Antworten auf Depeschen betrafen. Er wolle nicht darauf schwören, daß die Motion, so wie sie gestellt worden, genau dieselbe sey, wie das sehr ehrenwerthe Mitglied für Pembroke (Graham) sie zuerst in seinem Geist entworfen; hätte derselbe da und dort, wo er sondirt, mehr Aufmunterung gefunden, so würde er wahrscheinlich seinen Vorschlag gegen den Opiumhandel selbst und gegen den Krieg mit China gerichtet haben. (Hört! und Beifallsruf der Ministeriellen.) Wenn man seine (Palmerstons) Instructionen an den Oberaufseher in Canton nicht explicit genug finde, um wie viel mehr treffe dieser Vorwurf gegenwärtige Motion! Was den angeblichen Mangel an Voraussicht auf Seite der Regierung betreffe, möge man sich erinnern, daß bis gegen Ende vorigen Jahrs der Handel mit China nicht nur keine Unterbrechung erlitten, sondern in der That im Vergleich mit früheren Jahren der gewinnreichste gewesen. Man habe die Mangelhaftigkeit der dem Capitän Elliot und seinen Amtsvorfahren ertheilten Vorschriften gerügt, aber wohlweislich verschwiegen, welche Vorschriften ihm denn eigentlich hätten gegeben werden sollen. Der Minister vertheidigte mit Wärme das Benehmen Elliots auf seinem schwierigen Posten, namentlich gegen die Beschuldigung, daß er den Opiumhandel aufgemuntert habe; wer das behaupte, könne die vorliegenden Depeschen nicht gelesen haben. Ueberhaupt sey es wünschenswerth, daß bei parlamentarischen Kämpfen, in welchen rivalisirende Parteien ihre Zwecke eines ehrenhaften Ehrgeizes verfolgen (Gelächter, und Ruf und Gegenruf), doch diejenigen öffentlichen Staatsdiener, welche auf entfernten und oft kritischen Posten für das Staatsinteresse wirken und schaffen, nicht zur Zielscheibe leichtsinnigen oder boshaften Tadels gemacht würden. So habe man auch Lord Napier, den vormaligen Oberaufseher in Canton, getadelt; er (Palmerston) wolle zwar nicht behaupten, daß derselbe alle die Ueberlegung und Mäßigung bewiesen habe, die er in seiner Stellung vielleicht hätte zeigen sollen, jedenfalls aber sollte man nicht vergessen, daß Lord Napier der Erfüllung seiner Pflicht sein Leben zum Opfer gebracht habe. Nach einer scharfen Zurechtweisung Hrn. Gladstone's, der die angebliche Vergiftung der Brunnen von Seite der Chinesen gewissermaßen gebilligt habe, und einer ironischen Abfertigung Hrn. Thesigers, welcher wie ein ungeschickter Klopffechter seine eigenen Secundanten geschlagen, indem er alles Uebel auf einen Geheimenrathsbefehl von 1835 zurückgeleitet, ohne zu bedenken, daß der Antragsteller, Sir J. Graham, damals Cabinetsmitglied gewesen, und daß eben dieser Geheimerathsbefehl später von dem Herzog v. Wellington gebilligt worden, welcher in einer Instruction an Lord Napier diesen lediglich auf denselben verwiesen, fuhr der ministerielle Redner fort: "Man hat mir Mangel an Pünktlichkeit in der Beantwortung von Depeschen vorgeworfen, und mir das Beispiel des Herzogs v. Wellington entgegen gehalten, der einmal ein Schreiben von Lord Napier gleich folgenden Tags beantwortet habe. Diese Anführung war wohl nicht erst nöthig, um den Ruf des Herzogs v. Wellington als eines guten Geschäftsmannes zu begründen; indeß was schnelle Beantwortung eingelaufener Depeschen betrifft, weisen die vorliegenden Papiere über China nach, daß ich einmal eine solche gleich am Tage des Einlaufs mit zwei Briefen beantwortete. (Hört! und Gelächter.) Aber, sagt man - und der sehr ehrenwerthe Baronet hat seinen Angriff so ziemlich auf diesen Punkt beschränkt - der Oberaufseher hat gewisse Instructionen, die er hätte erhalten sollen, nicht erhalten. Wenn ein Vorwurf etwas Geschehenes (commission) betrifft, dann genügt allerdings der Nachweis, daß etwas gethan worden, was hätte unterbleiben sollen; wenn aber eine Unterlassung (omission) zum Gegenstande des Vorwurfs gemacht wird, dann ist derjenige, der als Belohnung wegen der Einnahme von Castellote nicht weniger als tausend Ehrenzeichen und Beförderungen verlangt. Namentlich besteht er darauf, daß seine beiden Günstlinge, Linage und Zavala, die dem Ministerium den Krieg erklärt haben, zu Marechaux de Camp erhoben werden sollen. Dieses zuzugestehen fällt den Ministern um so schwerer, da Espartero zugleich in einem Privatschreiben an die Königin-Regentin seine Ansicht über die Nothwendigkeit, das Ministerium zu ändern, ausgesprochen haben soll. Die Königin hat den Courier an den Herzog zurückbefördert, und bis ein neues Orakel von dort her eingeht, werden die jetzigen Minister kaum Zeit haben, ihr Testament zu machen. Da die Majorität des Congresses das Fortbestehen des Cabinettes, welches den Vertrag von Vergara abschloß, wenigstens für jetzt noch, wünscht, so dürften die Cortes in Widerstand mit dem Oberfeldherrn und der diesem unbedingt alles zustehenden allerhöchsten Person gerathen. Unterdessen hat man in Malaga eine Verschwörung entdeckt, welche einen Aufstand der Provinzen im Sinne der Progressisten bezweckte. Wie gewöhnlich sollte mit Ermordung der Behörden begonnen werden; diese waren jedoch gewarnt. Der Gefe politico von Malaga selbst verhaftete am 30 v. M. den Mörder, der ein Pistol auf ihn abfeuerte, jedoch fehlte. Eine Menge von Personen wurde eingezogen; andere „Patrioten,“ unter ihnen der progressistische Ex-Deputirte Pascual, haben sich geflüchtet. Der Generalcapitän von Granada, Graf Clonard, begab sich selbst nach Malaga, und der Schuldigen harrt dießmal die Strafe. – Die zur Beschießung von Aliaga bestimmte schwere Artillerie war am 1 in Alhambra, sechs Stunden von jenem Platze angelangt. Heute sollte das Fort genommen werden. Espartero hat dem Brigadier Concha die Einnahme von Beteta übertragen; dieser verlangt aber von der Regierung drei Millionen Realen, um dieses Unternehmen auszuführen. – Die Commission des Congresses hat darauf angetragen, die Regierung auch zur sofortigen Ausführung des Gesetzesentwurfs wegen der Provincialdeputationen zu ermächtigen. Der Senat beschäftigt sich fortwährend mit der Discussion des Gesetzesentwurfs wegen Errichtung eines Staatsraths, der als eine Versorgungsanstalt für abgetretene Minister zu betrachten seyn, und dem Staate jährlich zwei Millionen Realen kosten wird. – Morgen wird der neue englische Gesandte seine Beglaubigungsschreiben an Ihre Maj. die Königin-Regentin übergeben. – Es sind Nachrichten aus der Havannah bis zum 15 Febr. eingegangen. Der Wohlstand jener für das Mutterland so ergiebigen Colonie ist in stetem Zunehmen; 1838 betrugen die öffentlichen Einkünfte der Insel Cuba 8,536,441 Piaster, 1839 stiegen sie auf 9,461,782. Davon wurden im Jahr 1838 Ps. Es. 3,041,956, und 1839 gar 3,903,823 nach der Halbinsel geschickt, oder zur Deckung der von dorther gezogenen Wechsel verwendet. Großbritannien. London, 13 April. Fortsetzung der Unterhausverhandlungen über China. Lord Palmerston nannte im Eingang seines umfassenden Vortrags die Fassung der Motion und die zur Unterstützung derselben vorgebrachten Argumente gleich schwach. Er wolle, sagte er, den von Sir R. Peel gemachten Unterschied zwischen der Nothwendigkeit eines Kriegs und der Veranlassung einer solchen Nothwendigkeit zwar an und für sich nicht bestreiten, finde aber die von demselben angezogenen Präcedentien für einen solchen Vorschlag eines tadelnden Votums gegen ein Ministerium nicht ganz passend, da jene Fälle wirkliche vorausgegangene Ereignisse, nicht aber die Untersuchung von Antworten auf Depeschen betrafen. Er wolle nicht darauf schwören, daß die Motion, so wie sie gestellt worden, genau dieselbe sey, wie das sehr ehrenwerthe Mitglied für Pembroke (Graham) sie zuerst in seinem Geist entworfen; hätte derselbe da und dort, wo er sondirt, mehr Aufmunterung gefunden, so würde er wahrscheinlich seinen Vorschlag gegen den Opiumhandel selbst und gegen den Krieg mit China gerichtet haben. (Hört! und Beifallsruf der Ministeriellen.) Wenn man seine (Palmerstons) Instructionen an den Oberaufseher in Canton nicht explicit genug finde, um wie viel mehr treffe dieser Vorwurf gegenwärtige Motion! Was den angeblichen Mangel an Voraussicht auf Seite der Regierung betreffe, möge man sich erinnern, daß bis gegen Ende vorigen Jahrs der Handel mit China nicht nur keine Unterbrechung erlitten, sondern in der That im Vergleich mit früheren Jahren der gewinnreichste gewesen. Man habe die Mangelhaftigkeit der dem Capitän Elliot und seinen Amtsvorfahren ertheilten Vorschriften gerügt, aber wohlweislich verschwiegen, welche Vorschriften ihm denn eigentlich hätten gegeben werden sollen. Der Minister vertheidigte mit Wärme das Benehmen Elliots auf seinem schwierigen Posten, namentlich gegen die Beschuldigung, daß er den Opiumhandel aufgemuntert habe; wer das behaupte, könne die vorliegenden Depeschen nicht gelesen haben. Ueberhaupt sey es wünschenswerth, daß bei parlamentarischen Kämpfen, in welchen rivalisirende Parteien ihre Zwecke eines ehrenhaften Ehrgeizes verfolgen (Gelächter, und Ruf und Gegenruf), doch diejenigen öffentlichen Staatsdiener, welche auf entfernten und oft kritischen Posten für das Staatsinteresse wirken und schaffen, nicht zur Zielscheibe leichtsinnigen oder boshaften Tadels gemacht würden. So habe man auch Lord Napier, den vormaligen Oberaufseher in Canton, getadelt; er (Palmerston) wolle zwar nicht behaupten, daß derselbe alle die Ueberlegung und Mäßigung bewiesen habe, die er in seiner Stellung vielleicht hätte zeigen sollen, jedenfalls aber sollte man nicht vergessen, daß Lord Napier der Erfüllung seiner Pflicht sein Leben zum Opfer gebracht habe. Nach einer scharfen Zurechtweisung Hrn. Gladstone's, der die angebliche Vergiftung der Brunnen von Seite der Chinesen gewissermaßen gebilligt habe, und einer ironischen Abfertigung Hrn. Thesigers, welcher wie ein ungeschickter Klopffechter seine eigenen Secundanten geschlagen, indem er alles Uebel auf einen Geheimenrathsbefehl von 1835 zurückgeleitet, ohne zu bedenken, daß der Antragsteller, Sir J. Graham, damals Cabinetsmitglied gewesen, und daß eben dieser Geheimerathsbefehl später von dem Herzog v. Wellington gebilligt worden, welcher in einer Instruction an Lord Napier diesen lediglich auf denselben verwiesen, fuhr der ministerielle Redner fort: „Man hat mir Mangel an Pünktlichkeit in der Beantwortung von Depeschen vorgeworfen, und mir das Beispiel des Herzogs v. Wellington entgegen gehalten, der einmal ein Schreiben von Lord Napier gleich folgenden Tags beantwortet habe. Diese Anführung war wohl nicht erst nöthig, um den Ruf des Herzogs v. Wellington als eines guten Geschäftsmannes zu begründen; indeß was schnelle Beantwortung eingelaufener Depeschen betrifft, weisen die vorliegenden Papiere über China nach, daß ich einmal eine solche gleich am Tage des Einlaufs mit zwei Briefen beantwortete. (Hört! und Gelächter.) Aber, sagt man – und der sehr ehrenwerthe Baronet hat seinen Angriff so ziemlich auf diesen Punkt beschränkt – der Oberaufseher hat gewisse Instructionen, die er hätte erhalten sollen, nicht erhalten. Wenn ein Vorwurf etwas Geschehenes (commission) betrifft, dann genügt allerdings der Nachweis, daß etwas gethan worden, was hätte unterbleiben sollen; wenn aber eine Unterlassung (omission) zum Gegenstande des Vorwurfs gemacht wird, dann ist derjenige, der <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div type="jArticle" n="2"> <p><pb facs="#f0002" n="0882"/> als Belohnung wegen der Einnahme von Castellote nicht weniger als tausend Ehrenzeichen und Beförderungen verlangt. Namentlich besteht er darauf, daß seine beiden Günstlinge, Linage und Zavala, die dem Ministerium den Krieg erklärt haben, zu Marechaux de Camp erhoben werden sollen. Dieses zuzugestehen fällt den Ministern um so schwerer, da Espartero zugleich in einem Privatschreiben an die Königin-Regentin seine Ansicht über die Nothwendigkeit, das Ministerium zu ändern, ausgesprochen haben soll. Die Königin hat den Courier an den Herzog zurückbefördert, und bis ein neues Orakel von dort her eingeht, werden die jetzigen Minister kaum Zeit haben, ihr Testament zu machen. Da die Majorität des Congresses das Fortbestehen des Cabinettes, welches den Vertrag von Vergara abschloß, wenigstens für jetzt noch, wünscht, so dürften die Cortes in Widerstand mit dem Oberfeldherrn und der diesem unbedingt alles zustehenden allerhöchsten Person gerathen. Unterdessen hat man in Malaga eine Verschwörung entdeckt, welche einen Aufstand der Provinzen im Sinne der Progressisten bezweckte. Wie gewöhnlich sollte mit Ermordung der Behörden begonnen werden; diese waren jedoch gewarnt. Der Gefe politico von Malaga selbst verhaftete am 30 v. M. den Mörder, der ein Pistol auf ihn abfeuerte, jedoch fehlte. Eine Menge von Personen wurde eingezogen; andere „Patrioten,“ unter ihnen der progressistische Ex-Deputirte Pascual, haben sich geflüchtet. Der Generalcapitän von Granada, Graf Clonard, begab sich selbst nach Malaga, und der Schuldigen harrt dießmal die Strafe. – Die zur Beschießung von Aliaga bestimmte schwere Artillerie war am 1 in Alhambra, sechs Stunden von jenem Platze angelangt. Heute sollte das Fort genommen werden. Espartero hat dem Brigadier Concha die Einnahme von Beteta übertragen; dieser verlangt aber von der Regierung drei Millionen Realen, um dieses Unternehmen auszuführen. – Die Commission des Congresses hat darauf angetragen, die Regierung auch zur sofortigen Ausführung des Gesetzesentwurfs wegen der Provincialdeputationen zu ermächtigen. Der Senat beschäftigt sich fortwährend mit der Discussion des Gesetzesentwurfs wegen Errichtung eines Staatsraths, der als eine Versorgungsanstalt für abgetretene Minister zu betrachten seyn, und dem Staate jährlich zwei Millionen Realen kosten wird. – Morgen wird der neue englische Gesandte seine Beglaubigungsschreiben an Ihre Maj. die Königin-Regentin übergeben. – Es sind Nachrichten aus der Havannah bis zum 15 Febr. eingegangen. Der Wohlstand jener für das Mutterland so ergiebigen Colonie ist in stetem Zunehmen; 1838 betrugen die öffentlichen Einkünfte der Insel Cuba 8,536,441 Piaster, 1839 stiegen sie auf 9,461,782. Davon wurden im Jahr 1838 Ps. 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Wenn man seine (Palmerstons) Instructionen an den Oberaufseher in Canton nicht explicit genug finde, um wie viel mehr treffe dieser Vorwurf gegenwärtige Motion! Was den angeblichen Mangel an Voraussicht auf Seite der Regierung betreffe, möge man sich erinnern, daß bis gegen Ende vorigen Jahrs der Handel mit China nicht nur keine Unterbrechung erlitten, sondern in der That im Vergleich mit früheren Jahren der gewinnreichste gewesen. Man habe die Mangelhaftigkeit der dem Capitän Elliot und seinen Amtsvorfahren ertheilten Vorschriften gerügt, aber wohlweislich verschwiegen, welche Vorschriften ihm denn eigentlich hätten gegeben werden sollen. Der Minister vertheidigte mit Wärme das Benehmen Elliots auf seinem schwierigen Posten, namentlich gegen die Beschuldigung, daß er den Opiumhandel aufgemuntert habe; wer das behaupte, könne die vorliegenden Depeschen nicht gelesen haben. Ueberhaupt sey es wünschenswerth, daß bei parlamentarischen Kämpfen, in welchen rivalisirende Parteien ihre Zwecke eines ehrenhaften Ehrgeizes verfolgen (Gelächter, und Ruf und Gegenruf), doch diejenigen öffentlichen Staatsdiener, welche auf entfernten und oft kritischen Posten für das Staatsinteresse wirken und schaffen, nicht zur Zielscheibe leichtsinnigen oder boshaften Tadels gemacht würden. So habe man auch Lord Napier, den vormaligen Oberaufseher in Canton, getadelt; er (Palmerston) wolle zwar nicht behaupten, daß derselbe alle die Ueberlegung und Mäßigung bewiesen habe, die er in seiner Stellung vielleicht hätte zeigen sollen, jedenfalls aber sollte man nicht vergessen, daß Lord Napier der Erfüllung seiner Pflicht sein Leben zum Opfer gebracht habe. Nach einer scharfen Zurechtweisung Hrn. Gladstone's, der die angebliche Vergiftung der Brunnen von Seite der Chinesen gewissermaßen gebilligt habe, und einer ironischen Abfertigung Hrn. Thesigers, welcher wie ein ungeschickter Klopffechter seine eigenen Secundanten geschlagen, indem er alles Uebel auf einen Geheimenrathsbefehl von 1835 zurückgeleitet, ohne zu bedenken, daß der Antragsteller, Sir J. Graham, damals Cabinetsmitglied gewesen, und daß eben dieser Geheimerathsbefehl später von dem Herzog v. Wellington gebilligt worden, welcher in einer Instruction an Lord Napier diesen lediglich auf denselben verwiesen, fuhr der ministerielle Redner fort: „Man hat mir Mangel an Pünktlichkeit in der Beantwortung von Depeschen vorgeworfen, und mir das Beispiel des Herzogs v. Wellington entgegen gehalten, der einmal ein Schreiben von Lord Napier gleich folgenden Tags beantwortet habe. Diese Anführung war wohl nicht erst nöthig, um den Ruf des Herzogs v. Wellington als eines guten Geschäftsmannes zu begründen; indeß was schnelle Beantwortung eingelaufener Depeschen betrifft, weisen die vorliegenden Papiere über China nach, daß ich einmal eine solche gleich am Tage des Einlaufs mit zwei Briefen beantwortete. (Hört! und Gelächter.) Aber, sagt man – und der sehr ehrenwerthe Baronet hat seinen Angriff so ziemlich auf diesen Punkt beschränkt – der Oberaufseher hat gewisse Instructionen, die er hätte erhalten sollen, <hi rendition="#g">nicht</hi> erhalten. Wenn ein Vorwurf etwas <hi rendition="#g">Geschehenes</hi> (commission) betrifft, dann genügt allerdings der Nachweis, daß etwas gethan worden, was hätte unterbleiben sollen; wenn aber eine Unterlassung (omission) zum Gegenstande des Vorwurfs gemacht wird, dann ist derjenige, der<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0882/0002]
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Großbritannien.
_ London, 13 April.
Fortsetzung der Unterhausverhandlungen über China.
Lord Palmerston nannte im Eingang seines umfassenden Vortrags die Fassung der Motion und die zur Unterstützung derselben vorgebrachten Argumente gleich schwach. Er wolle, sagte er, den von Sir R. Peel gemachten Unterschied zwischen der Nothwendigkeit eines Kriegs und der Veranlassung einer solchen Nothwendigkeit zwar an und für sich nicht bestreiten, finde aber die von demselben angezogenen Präcedentien für einen solchen Vorschlag eines tadelnden Votums gegen ein Ministerium nicht ganz passend, da jene Fälle wirkliche vorausgegangene Ereignisse, nicht aber die Untersuchung von Antworten auf Depeschen betrafen. Er wolle nicht darauf schwören, daß die Motion, so wie sie gestellt worden, genau dieselbe sey, wie das sehr ehrenwerthe Mitglied für Pembroke (Graham) sie zuerst in seinem Geist entworfen; hätte derselbe da und dort, wo er sondirt, mehr Aufmunterung gefunden, so würde er wahrscheinlich seinen Vorschlag gegen den Opiumhandel selbst und gegen den Krieg mit China gerichtet haben. (Hört! und Beifallsruf der Ministeriellen.) Wenn man seine (Palmerstons) Instructionen an den Oberaufseher in Canton nicht explicit genug finde, um wie viel mehr treffe dieser Vorwurf gegenwärtige Motion! Was den angeblichen Mangel an Voraussicht auf Seite der Regierung betreffe, möge man sich erinnern, daß bis gegen Ende vorigen Jahrs der Handel mit China nicht nur keine Unterbrechung erlitten, sondern in der That im Vergleich mit früheren Jahren der gewinnreichste gewesen. Man habe die Mangelhaftigkeit der dem Capitän Elliot und seinen Amtsvorfahren ertheilten Vorschriften gerügt, aber wohlweislich verschwiegen, welche Vorschriften ihm denn eigentlich hätten gegeben werden sollen. Der Minister vertheidigte mit Wärme das Benehmen Elliots auf seinem schwierigen Posten, namentlich gegen die Beschuldigung, daß er den Opiumhandel aufgemuntert habe; wer das behaupte, könne die vorliegenden Depeschen nicht gelesen haben. Ueberhaupt sey es wünschenswerth, daß bei parlamentarischen Kämpfen, in welchen rivalisirende Parteien ihre Zwecke eines ehrenhaften Ehrgeizes verfolgen (Gelächter, und Ruf und Gegenruf), doch diejenigen öffentlichen Staatsdiener, welche auf entfernten und oft kritischen Posten für das Staatsinteresse wirken und schaffen, nicht zur Zielscheibe leichtsinnigen oder boshaften Tadels gemacht würden. So habe man auch Lord Napier, den vormaligen Oberaufseher in Canton, getadelt; er (Palmerston) wolle zwar nicht behaupten, daß derselbe alle die Ueberlegung und Mäßigung bewiesen habe, die er in seiner Stellung vielleicht hätte zeigen sollen, jedenfalls aber sollte man nicht vergessen, daß Lord Napier der Erfüllung seiner Pflicht sein Leben zum Opfer gebracht habe. Nach einer scharfen Zurechtweisung Hrn. Gladstone's, der die angebliche Vergiftung der Brunnen von Seite der Chinesen gewissermaßen gebilligt habe, und einer ironischen Abfertigung Hrn. Thesigers, welcher wie ein ungeschickter Klopffechter seine eigenen Secundanten geschlagen, indem er alles Uebel auf einen Geheimenrathsbefehl von 1835 zurückgeleitet, ohne zu bedenken, daß der Antragsteller, Sir J. Graham, damals Cabinetsmitglied gewesen, und daß eben dieser Geheimerathsbefehl später von dem Herzog v. Wellington gebilligt worden, welcher in einer Instruction an Lord Napier diesen lediglich auf denselben verwiesen, fuhr der ministerielle Redner fort: „Man hat mir Mangel an Pünktlichkeit in der Beantwortung von Depeschen vorgeworfen, und mir das Beispiel des Herzogs v. Wellington entgegen gehalten, der einmal ein Schreiben von Lord Napier gleich folgenden Tags beantwortet habe. Diese Anführung war wohl nicht erst nöthig, um den Ruf des Herzogs v. Wellington als eines guten Geschäftsmannes zu begründen; indeß was schnelle Beantwortung eingelaufener Depeschen betrifft, weisen die vorliegenden Papiere über China nach, daß ich einmal eine solche gleich am Tage des Einlaufs mit zwei Briefen beantwortete. (Hört! und Gelächter.) Aber, sagt man – und der sehr ehrenwerthe Baronet hat seinen Angriff so ziemlich auf diesen Punkt beschränkt – der Oberaufseher hat gewisse Instructionen, die er hätte erhalten sollen, nicht erhalten. Wenn ein Vorwurf etwas Geschehenes (commission) betrifft, dann genügt allerdings der Nachweis, daß etwas gethan worden, was hätte unterbleiben sollen; wenn aber eine Unterlassung (omission) zum Gegenstande des Vorwurfs gemacht wird, dann ist derjenige, der
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(2016-06-28T11:37:15Z)
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