Allgemeine Zeitung. Nr. 112. Augsburg, 21. April 1840.System *), das er im Conseil, solidarisch mit den übrigen Mitgliedern desselben, vertreten und verfechten werde. Dieß mag diejenigen, die den Entwurf zum neuen Ministerium gemacht, bewogen haben, den Namen des Grafen Posse an die Spitze zu stellen. Insofern müssen wir gestehen, daß die großen Zeitungen, welche die bemerkenswerthen Ergebnisse dieses Reichstags vorbereitet haben, indem die Majorität der Reichsstände den in diesen Zeitungen gepredigten Lehren blindlings gefolgt ist, in der That eine Ministerveränderung bewirkt haben, und eben jetzt im Genusse eines großen Triumphs begriffen sind... Das neue Ministerium wird jetzt allgemein das englische genannt, weil man ihm einen englischen Ursprung und englische Zwecke zuerkennen will." Oesterreich. Preßburg, 14 April. Die ungarischen Reichsstände haben Sr. Maj. mehrere Repräsentationen und Gesetzesentwürfe unterbreitet. In jener, welche das Recrutenoffert betrifft, findet sich folgende Stelle: "Es erregt Besorgnisse in uns, daß die europäischen Mächte auch in Friedenszeiten große stehende Heere unterhalten und der eine Staat gezwungen ist, des andern wegen mit schädlicher Kraftanstrengung dasselbe zu thun. Dieses System ist gefahrvoll, da die Nationalindustrie dadurch jährlich den Verlust vieler tausend arbeitsamen Hände erleidet, die Staatseinnahmen dadurch verschlungen, die Lasten täglich vermehrt werden und so der Segen des Friedens geschwächt wird. Offen sprechen wir es also aus, daß Ungarn nur ein Vertheidigungssystem zu behaupten, und während des Friedens auch dessen süße Früchte zu sichern wünscht; demnach erachten wir es für unsere Pflicht, Eure Majestät vertrauensvoll zu bitten, Allerhöchstdieselben wollen bei den europäischen Mächten zu bewirken geruhen, daß in Anbetracht des Völkerglücks, der Menschlichkeit und des eigenen Staatsinteresse ein allgemeines Desarmirungssystem eingeführt werde u. s. w." - Wir glauben, dieser von allen Völkern nachempfundene Wunsch wäre von Seite der Regierungen gewiß allenthalben längst im weitesten Umfang verwirklicht worden, wenn es möglich wäre, Friedensbedingnisse vorzuschreiben oder mit Nachdruck anzubieten, oder endlich die Lust zu kriegerischen Bewegungen niederzudrücken, ohne auf die gerüstete militärische Macht hinzudeuten, deren Stellung mehr als Worte imponirt. - Unstreitig brachte Oesterreich dem gesammten Deutschland durch die Unterhaltung seiner Waffenmacht bisher ein großes Opfer, dessen Würdigung gewiß nicht ausbleibt. - Die übrigen Repräsentationen betreffen vorzugsweise die Bitte, der König möge eine Reichsdeputation ernennen, welche das Gefängniß- und Besserungssystem berathe, dabei die besten Anstalten des Auslands in Erwägung ziehen und das Ergebniß ihrer Arbeiten in einen angemessenen Vortrag sammt Kostenüberschlag und dessen Quellentwurf beim nächsten Landtag vorlege. Eben diese Reichsdeputation hätte den seit 1837 entworfenen Criminalcodex durchzusehen und gleichfalls bis zum nächsten Landtage in Ordnung zu bringen. Eine andere Reichsdeputation wird für den Planentwurf einer Nationalbank in der Hoffnung erbeten, Se. Maj. werde noch auf gegenwärtigem Landtage die Allerhöchste Genehmigung einer gesetzlichen Bestimmung für deren Errichtung zu ertheilen geruhen. Türkei. Konstantinopel, 30 März. Man hat dieser Tage die Nachricht von der Ernennung des Barons Brunnow zum definitiven Repräsentanten Rußlands am Hofe von St. James erhalten. Hierauf baut man nun neue Hoffnungen auf das Durchgehen des Palmerston'schen Pacificationsplanes in Bezug auf die orientalische Frage. Das im Ganzen gute Einvernehmen unter den Repräsentanten der fünf Mächte dauert fort, obwohl es scheint, daß sie seit einigen Tagen etwas mehr Zurückhaltung gegen einander beobachten. So hat Hr. v. Butenieff mit dem am 23 hier angelangten russischen Dampfboot neue Depeschen aus St. Petersburg erhalten. Er ließ indessen nicht das Geringste über ihren Inhalt verlauten. Ebenso schweigsam verhält sich Lord Ponsonby hinsichtlich der ihm am 21 zugekommenen ministeriellen Mittheilungen aus London. Daraus wollen einige den Schluß ziehen, daß dieses gute Einvernehmen unter den fünf Gesandten im Grund nur eine äußere Annäherung andeute, die ohne alle weitern Folgen bleiben dürfte. Vorgestern hat die Pforte den Hrn. v. Pontois durch ihren Dragoman über seine Ernennung zum definitiven französischen Botschafter am Hofe von Konstantinopel becomplimentiren lassen. - Aus Tripolis sind Nachrichten eingegangen, daß der dortige Gouverneur Haskar Pascha mit seinen türkischen regulären Truppen über die empörten Araber seines Paschaliks ziemlich wichtige Vortheile erkämpft habe. Haskar Pascha ward zur Belohnung seiner Thätigkeit und Umsicht zum Grade eines Muschirs erhoben. - Ahmed Pascha, der mit dem Ferman der Ernennung Mustapha Pascha's zum Kaimakam des Kapudan Said Pascha's nach Alexandrien abgegangen war, ist dieser Tage von Aegypten hieher zurückgekehrt. - Man sieht der Entbindung einer der Gemahlinnen des Sultans mit jedem Tage entgegen. Dieß scheint die Ursache, warum der Sultan schon im Monat März das neue Sommerpalais in Tschiragan bezogen hat. *) Graf Posse gilt nämlich für einen Anhänger freierer Handelsgrundsätze.
System *), das er im Conseil, solidarisch mit den übrigen Mitgliedern desselben, vertreten und verfechten werde. Dieß mag diejenigen, die den Entwurf zum neuen Ministerium gemacht, bewogen haben, den Namen des Grafen Posse an die Spitze zu stellen. Insofern müssen wir gestehen, daß die großen Zeitungen, welche die bemerkenswerthen Ergebnisse dieses Reichstags vorbereitet haben, indem die Majorität der Reichsstände den in diesen Zeitungen gepredigten Lehren blindlings gefolgt ist, in der That eine Ministerveränderung bewirkt haben, und eben jetzt im Genusse eines großen Triumphs begriffen sind... Das neue Ministerium wird jetzt allgemein das englische genannt, weil man ihm einen englischen Ursprung und englische Zwecke zuerkennen will.“ Oesterreich. Preßburg, 14 April. Die ungarischen Reichsstände haben Sr. Maj. mehrere Repräsentationen und Gesetzesentwürfe unterbreitet. In jener, welche das Recrutenoffert betrifft, findet sich folgende Stelle: „Es erregt Besorgnisse in uns, daß die europäischen Mächte auch in Friedenszeiten große stehende Heere unterhalten und der eine Staat gezwungen ist, des andern wegen mit schädlicher Kraftanstrengung dasselbe zu thun. Dieses System ist gefahrvoll, da die Nationalindustrie dadurch jährlich den Verlust vieler tausend arbeitsamen Hände erleidet, die Staatseinnahmen dadurch verschlungen, die Lasten täglich vermehrt werden und so der Segen des Friedens geschwächt wird. Offen sprechen wir es also aus, daß Ungarn nur ein Vertheidigungssystem zu behaupten, und während des Friedens auch dessen süße Früchte zu sichern wünscht; demnach erachten wir es für unsere Pflicht, Eure Majestät vertrauensvoll zu bitten, Allerhöchstdieselben wollen bei den europäischen Mächten zu bewirken geruhen, daß in Anbetracht des Völkerglücks, der Menschlichkeit und des eigenen Staatsinteresse ein allgemeines Desarmirungssystem eingeführt werde u. s. w.“ – Wir glauben, dieser von allen Völkern nachempfundene Wunsch wäre von Seite der Regierungen gewiß allenthalben längst im weitesten Umfang verwirklicht worden, wenn es möglich wäre, Friedensbedingnisse vorzuschreiben oder mit Nachdruck anzubieten, oder endlich die Lust zu kriegerischen Bewegungen niederzudrücken, ohne auf die gerüstete militärische Macht hinzudeuten, deren Stellung mehr als Worte imponirt. – Unstreitig brachte Oesterreich dem gesammten Deutschland durch die Unterhaltung seiner Waffenmacht bisher ein großes Opfer, dessen Würdigung gewiß nicht ausbleibt. – Die übrigen Repräsentationen betreffen vorzugsweise die Bitte, der König möge eine Reichsdeputation ernennen, welche das Gefängniß- und Besserungssystem berathe, dabei die besten Anstalten des Auslands in Erwägung ziehen und das Ergebniß ihrer Arbeiten in einen angemessenen Vortrag sammt Kostenüberschlag und dessen Quellentwurf beim nächsten Landtag vorlege. Eben diese Reichsdeputation hätte den seit 1837 entworfenen Criminalcodex durchzusehen und gleichfalls bis zum nächsten Landtage in Ordnung zu bringen. Eine andere Reichsdeputation wird für den Planentwurf einer Nationalbank in der Hoffnung erbeten, Se. Maj. werde noch auf gegenwärtigem Landtage die Allerhöchste Genehmigung einer gesetzlichen Bestimmung für deren Errichtung zu ertheilen geruhen. Türkei. Konstantinopel, 30 März. Man hat dieser Tage die Nachricht von der Ernennung des Barons Brunnow zum definitiven Repräsentanten Rußlands am Hofe von St. James erhalten. Hierauf baut man nun neue Hoffnungen auf das Durchgehen des Palmerston'schen Pacificationsplanes in Bezug auf die orientalische Frage. Das im Ganzen gute Einvernehmen unter den Repräsentanten der fünf Mächte dauert fort, obwohl es scheint, daß sie seit einigen Tagen etwas mehr Zurückhaltung gegen einander beobachten. So hat Hr. v. Butenieff mit dem am 23 hier angelangten russischen Dampfboot neue Depeschen aus St. Petersburg erhalten. Er ließ indessen nicht das Geringste über ihren Inhalt verlauten. Ebenso schweigsam verhält sich Lord Ponsonby hinsichtlich der ihm am 21 zugekommenen ministeriellen Mittheilungen aus London. Daraus wollen einige den Schluß ziehen, daß dieses gute Einvernehmen unter den fünf Gesandten im Grund nur eine äußere Annäherung andeute, die ohne alle weitern Folgen bleiben dürfte. Vorgestern hat die Pforte den Hrn. v. Pontois durch ihren Dragoman über seine Ernennung zum definitiven französischen Botschafter am Hofe von Konstantinopel becomplimentiren lassen. – Aus Tripolis sind Nachrichten eingegangen, daß der dortige Gouverneur Haskar Pascha mit seinen türkischen regulären Truppen über die empörten Araber seines Paschaliks ziemlich wichtige Vortheile erkämpft habe. Haskar Pascha ward zur Belohnung seiner Thätigkeit und Umsicht zum Grade eines Muschirs erhoben. – Ahmed Pascha, der mit dem Ferman der Ernennung Mustapha Pascha's zum Kaimakam des Kapudan Said Pascha's nach Alexandrien abgegangen war, ist dieser Tage von Aegypten hieher zurückgekehrt. – Man sieht der Entbindung einer der Gemahlinnen des Sultans mit jedem Tage entgegen. Dieß scheint die Ursache, warum der Sultan schon im Monat März das neue Sommerpalais in Tschiragan bezogen hat. *) Graf Posse gilt nämlich für einen Anhänger freierer Handelsgrundsätze.
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Dieses System ist gefahrvoll, da die Nationalindustrie dadurch jährlich den Verlust vieler tausend arbeitsamen Hände erleidet, die Staatseinnahmen dadurch verschlungen, die Lasten täglich vermehrt werden und so der Segen des Friedens geschwächt wird. Offen sprechen wir es also aus, daß Ungarn nur ein Vertheidigungssystem zu behaupten, und während des Friedens auch dessen süße Früchte zu sichern wünscht; demnach erachten wir es für unsere Pflicht, Eure Majestät vertrauensvoll zu bitten, Allerhöchstdieselben wollen bei den europäischen Mächten zu bewirken geruhen, daß in Anbetracht des Völkerglücks, der Menschlichkeit und des eigenen Staatsinteresse ein allgemeines Desarmirungssystem eingeführt werde u. s. w.“ – Wir glauben, dieser von allen Völkern nachempfundene Wunsch wäre von Seite der Regierungen gewiß allenthalben längst im weitesten Umfang verwirklicht worden, wenn es möglich wäre, Friedensbedingnisse vorzuschreiben oder mit Nachdruck anzubieten, oder endlich die Lust zu kriegerischen Bewegungen niederzudrücken, ohne auf die gerüstete militärische Macht hinzudeuten, deren Stellung mehr als Worte imponirt. – Unstreitig brachte Oesterreich dem gesammten Deutschland durch die Unterhaltung seiner Waffenmacht bisher ein großes Opfer, dessen Würdigung gewiß nicht ausbleibt. – Die übrigen Repräsentationen betreffen vorzugsweise die Bitte, der König möge eine Reichsdeputation ernennen, welche das <hi rendition="#g">Gefängniß</hi>- <hi rendition="#g">und Besserungssystem</hi> berathe, dabei die besten Anstalten des Auslands in Erwägung ziehen und das Ergebniß ihrer Arbeiten in einen angemessenen Vortrag sammt Kostenüberschlag und dessen Quellentwurf beim nächsten Landtag vorlege. 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Das im Ganzen gute Einvernehmen unter den Repräsentanten der fünf Mächte dauert fort, obwohl es scheint, daß sie seit einigen Tagen etwas mehr Zurückhaltung gegen einander beobachten. So hat Hr. v. Butenieff mit dem am 23 hier angelangten russischen Dampfboot neue Depeschen aus St. Petersburg erhalten. Er ließ indessen nicht das Geringste über ihren Inhalt verlauten. Ebenso schweigsam verhält sich Lord Ponsonby hinsichtlich der ihm am 21 zugekommenen ministeriellen Mittheilungen aus London. Daraus wollen einige den Schluß ziehen, daß dieses gute Einvernehmen unter den fünf Gesandten im Grund nur eine äußere Annäherung andeute, die ohne alle weitern Folgen bleiben dürfte. Vorgestern hat die Pforte den Hrn. v. Pontois durch ihren Dragoman über seine Ernennung zum definitiven französischen Botschafter am Hofe von Konstantinopel becomplimentiren lassen. – Aus Tripolis sind Nachrichten eingegangen, daß der dortige Gouverneur Haskar Pascha mit seinen türkischen regulären Truppen über die empörten Araber seines Paschaliks ziemlich wichtige Vortheile erkämpft habe. Haskar Pascha ward zur Belohnung seiner Thätigkeit und Umsicht zum Grade eines Muschirs erhoben. – Ahmed Pascha, der mit dem Ferman der Ernennung Mustapha Pascha's zum Kaimakam des Kapudan Said Pascha's nach Alexandrien abgegangen war, ist dieser Tage von Aegypten hieher zurückgekehrt. – Man sieht der Entbindung einer der Gemahlinnen des Sultans mit jedem Tage entgegen. Dieß scheint die Ursache, warum der Sultan schon im Monat März das neue Sommerpalais in Tschiragan bezogen hat.</p> </div> </div><lb/> </body> </text> </TEI> [0896/0008]
System *), das er im Conseil, solidarisch mit den übrigen Mitgliedern desselben, vertreten und verfechten werde. Dieß mag diejenigen, die den Entwurf zum neuen Ministerium gemacht, bewogen haben, den Namen des Grafen Posse an die Spitze zu stellen. Insofern müssen wir gestehen, daß die großen Zeitungen, welche die bemerkenswerthen Ergebnisse dieses Reichstags vorbereitet haben, indem die Majorität der Reichsstände den in diesen Zeitungen gepredigten Lehren blindlings gefolgt ist, in der That eine Ministerveränderung bewirkt haben, und eben jetzt im Genusse eines großen Triumphs begriffen sind... Das neue Ministerium wird jetzt allgemein das englische genannt, weil man ihm einen englischen Ursprung und englische Zwecke zuerkennen will.“
Oesterreich.
_ Preßburg, 14 April. Die ungarischen Reichsstände haben Sr. Maj. mehrere Repräsentationen und Gesetzesentwürfe unterbreitet. In jener, welche das Recrutenoffert betrifft, findet sich folgende Stelle: „Es erregt Besorgnisse in uns, daß die europäischen Mächte auch in Friedenszeiten große stehende Heere unterhalten und der eine Staat gezwungen ist, des andern wegen mit schädlicher Kraftanstrengung dasselbe zu thun. Dieses System ist gefahrvoll, da die Nationalindustrie dadurch jährlich den Verlust vieler tausend arbeitsamen Hände erleidet, die Staatseinnahmen dadurch verschlungen, die Lasten täglich vermehrt werden und so der Segen des Friedens geschwächt wird. Offen sprechen wir es also aus, daß Ungarn nur ein Vertheidigungssystem zu behaupten, und während des Friedens auch dessen süße Früchte zu sichern wünscht; demnach erachten wir es für unsere Pflicht, Eure Majestät vertrauensvoll zu bitten, Allerhöchstdieselben wollen bei den europäischen Mächten zu bewirken geruhen, daß in Anbetracht des Völkerglücks, der Menschlichkeit und des eigenen Staatsinteresse ein allgemeines Desarmirungssystem eingeführt werde u. s. w.“ – Wir glauben, dieser von allen Völkern nachempfundene Wunsch wäre von Seite der Regierungen gewiß allenthalben längst im weitesten Umfang verwirklicht worden, wenn es möglich wäre, Friedensbedingnisse vorzuschreiben oder mit Nachdruck anzubieten, oder endlich die Lust zu kriegerischen Bewegungen niederzudrücken, ohne auf die gerüstete militärische Macht hinzudeuten, deren Stellung mehr als Worte imponirt. – Unstreitig brachte Oesterreich dem gesammten Deutschland durch die Unterhaltung seiner Waffenmacht bisher ein großes Opfer, dessen Würdigung gewiß nicht ausbleibt. – Die übrigen Repräsentationen betreffen vorzugsweise die Bitte, der König möge eine Reichsdeputation ernennen, welche das Gefängniß- und Besserungssystem berathe, dabei die besten Anstalten des Auslands in Erwägung ziehen und das Ergebniß ihrer Arbeiten in einen angemessenen Vortrag sammt Kostenüberschlag und dessen Quellentwurf beim nächsten Landtag vorlege. Eben diese Reichsdeputation hätte den seit 1837 entworfenen Criminalcodex durchzusehen und gleichfalls bis zum nächsten Landtage in Ordnung zu bringen. Eine andere Reichsdeputation wird für den Planentwurf einer Nationalbank in der Hoffnung erbeten, Se. Maj. werde noch auf gegenwärtigem Landtage die Allerhöchste Genehmigung einer gesetzlichen Bestimmung für deren Errichtung zu ertheilen geruhen.
Türkei.
_ Konstantinopel, 30 März. Man hat dieser Tage die Nachricht von der Ernennung des Barons Brunnow zum definitiven Repräsentanten Rußlands am Hofe von St. James erhalten. Hierauf baut man nun neue Hoffnungen auf das Durchgehen des Palmerston'schen Pacificationsplanes in Bezug auf die orientalische Frage. Das im Ganzen gute Einvernehmen unter den Repräsentanten der fünf Mächte dauert fort, obwohl es scheint, daß sie seit einigen Tagen etwas mehr Zurückhaltung gegen einander beobachten. So hat Hr. v. Butenieff mit dem am 23 hier angelangten russischen Dampfboot neue Depeschen aus St. Petersburg erhalten. Er ließ indessen nicht das Geringste über ihren Inhalt verlauten. Ebenso schweigsam verhält sich Lord Ponsonby hinsichtlich der ihm am 21 zugekommenen ministeriellen Mittheilungen aus London. Daraus wollen einige den Schluß ziehen, daß dieses gute Einvernehmen unter den fünf Gesandten im Grund nur eine äußere Annäherung andeute, die ohne alle weitern Folgen bleiben dürfte. Vorgestern hat die Pforte den Hrn. v. Pontois durch ihren Dragoman über seine Ernennung zum definitiven französischen Botschafter am Hofe von Konstantinopel becomplimentiren lassen. – Aus Tripolis sind Nachrichten eingegangen, daß der dortige Gouverneur Haskar Pascha mit seinen türkischen regulären Truppen über die empörten Araber seines Paschaliks ziemlich wichtige Vortheile erkämpft habe. Haskar Pascha ward zur Belohnung seiner Thätigkeit und Umsicht zum Grade eines Muschirs erhoben. – Ahmed Pascha, der mit dem Ferman der Ernennung Mustapha Pascha's zum Kaimakam des Kapudan Said Pascha's nach Alexandrien abgegangen war, ist dieser Tage von Aegypten hieher zurückgekehrt. – Man sieht der Entbindung einer der Gemahlinnen des Sultans mit jedem Tage entgegen. Dieß scheint die Ursache, warum der Sultan schon im Monat März das neue Sommerpalais in Tschiragan bezogen hat.
*) Graf Posse gilt nämlich für einen Anhänger freierer Handelsgrundsätze.
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