Allgemeine Zeitung. Nr. 114. Augsburg, 23. April 1840.Augsburger Allgemeine Zeitung. Mit allerhöchsten Privilegien. DonnerstagNr. 114. 23 April 1840Vereinigte Staaten von Nordamerika. Am 26 März ließ der Präsident der Vereinigten Staaten dem Senat wieder die Abschriften von drei Noten vorlegen, die zwischen dem amerikanischen Staatssekretär des Auswärtigen und dem brittischen Gesandten über die Gränzfrage gewechselt worden, jedoch von nur untergeordneter Wichtigkeit sind. Ein Krieg mit England wird von den Amerikanern als ziemlich wahrscheinlich betrachtet, und ihre Presse bespricht eine solche Eventualität mit großer Ruhe. (In England selbst scheint man weniger an eine solche Wahrscheinlichkeit zu glauben.) Die Baumwollenausfuhr, meint der New-York Herald vom 1 April (bis wohin die neuesten Nachrichten gehen), sey zwar ein gar wichtiger Zweig des amerikanischen Handels, indem er zwei Drittel der Gesammtausfuhr - einen Werth von 60 Millionen Dollars - bilde; auch sey es ganz richtig, daß das Gros dieser Ausfuhr nach England gehe; indeß diese Rücksicht verschwinde doch ganz im Vergleich mit den großen Interessen des Nordostens und aller amerikanischen Manufacturstaaten, denen ein solcher Krieg nur zu einem mächtigen Aufschwung gereichen könne. - Am 30 März ging die Treasury-Notes-Bill mit großer Mehrheit im Congreß durch; nur 9 Repräsentanten stimmten dagegen. Portugal. Nachrichten in englischen Blättern aus Lissabon bis zum 6 April bestätigen nun die frühere Kunde, daß die Corteswahlen entschieden zu Gunsten der Minister von der Justemilieu-Partei ausfallen. Diese Nachricht hat in England befriedigt, und die portugiesischen Bons (S. den Börsenartikel) sind etwas gestiegen. Spanien. Madrid, 11 April. Das Ministerium hat sich auf eine Weise ergänzt, daß nicht nur der Austritt der abgegangenen Minister keineswegs fühlbar geworden, sondern auch die Möglichkeit vorhanden ist, das bisherige politische System weiter fortzuführen, und dabei auf die Unterstützung der Majorität des Congresses rechnen zu können. Dieses befriedigende Verhältniß ist größtentheils durch den richtigen Tact, mit welchem Ihre Maj. die Königin-Regentin selbst die eingetretenen Verwickelungen zu lösen verstand, herbeigeführt worden. Es handelte sich darum, entweder die höchste Leitung der Geschäfte in die Hände einer Partei zu legen, welche sich den wohlverstandenen Interessen der Krone, wie denen des Volks gleich feindlich gezeigt hat, und durch eine Auflösung der Cortes das Land den Erschütterungen neuer Wahlen auszusetzen, oder das mit so glücklichem Erfolg eingeschlagene System der Rückkehr zur Ordnung und der allgemeinen Aussöhnung aufrecht zu erhalten, ohne jedoch dem Oberfeldherrn begründete Veranlassung zum Widerspruch zu geben, und der Majorität des Congresses Mißtrauen gegen die in das neue Cabinet tretenden Personen einzuflößen. Letzteres ist glücklich erreicht worden. Die Königin-Regentin wußte bei den HH. Perez de Castro und Arrazola die Ansicht geltend zu machen, daß man das Verlangen des Herzogs de la Victoria, den Brigadier Linage zum Marechal de Camp erhoben zu sehen, nicht abschlagen dürfe, da diese Beförderung nur als eine Belohnung für dessen thätige und fast ausschließliche Mitwirkung bei der Abschließung der Uebereinkunft von Vergara zu betrachten sey. Das deßfallsige Decret wurde also dem Herzog ungesäumt zugeschickt. Um aber das Ministerium auf eine Weise zu ergänzen, die der Majorität des Congresses genehm seyn mußte, berief die Königin den Präsidenten desselben, Hrn. Isturiz, zu sich, und dieser, alle persönlichen Rücksichten bei Seite setzend, übernahm es, sich mit der Majorität darüber zu verständigen. Nach einigen Berathschlagungen mit derselben, denen auch der Justizminister beiwohnte, kam endlich vorgestern die neue Zusammensetzung des Cabinets zu Stande, und gestern erschienen die desfallsigen Decrete. Zum Minister des Innern ist Hr. Armendariz ernannt, derselbe Deputirte, welcher in der Sitzung vom 23 März ausrief, daß er keine andern Carlisten kenne, als die, welche noch die Waffen führten, und dadurch das Geschrei des Pöbels auf der öffentlichen Galerie erweckte. Hr. Armendariz ist ein unbescholtener und kenntnißreicher Mann, und wenn er gleich unter Calatrava die zweite Stelle im Ministerium des Innern bekleidete, so schloß er sich doch späterhin den Freunden eines gemäßigten Systems an. Der neue Finanzminister Santillan, Deputirter für Burgos, wird selbst von den Exaltirten als ein vollkommen rechtlicher und seinem Posten gewachsener Mann anerkannt. Der Marineminister Sotelo wurde von seinem Vorgänger Montes de Oca selbst als der fähigste in seinem Fache bezeichnet. Das Kriegsministerium Augsburger Allgemeine Zeitung. Mit allerhöchsten Privilegien. DonnerstagNr. 114. 23 April 1840Vereinigte Staaten von Nordamerika. Am 26 März ließ der Präsident der Vereinigten Staaten dem Senat wieder die Abschriften von drei Noten vorlegen, die zwischen dem amerikanischen Staatssekretär des Auswärtigen und dem brittischen Gesandten über die Gränzfrage gewechselt worden, jedoch von nur untergeordneter Wichtigkeit sind. Ein Krieg mit England wird von den Amerikanern als ziemlich wahrscheinlich betrachtet, und ihre Presse bespricht eine solche Eventualität mit großer Ruhe. (In England selbst scheint man weniger an eine solche Wahrscheinlichkeit zu glauben.) Die Baumwollenausfuhr, meint der New-York Herald vom 1 April (bis wohin die neuesten Nachrichten gehen), sey zwar ein gar wichtiger Zweig des amerikanischen Handels, indem er zwei Drittel der Gesammtausfuhr – einen Werth von 60 Millionen Dollars – bilde; auch sey es ganz richtig, daß das Gros dieser Ausfuhr nach England gehe; indeß diese Rücksicht verschwinde doch ganz im Vergleich mit den großen Interessen des Nordostens und aller amerikanischen Manufacturstaaten, denen ein solcher Krieg nur zu einem mächtigen Aufschwung gereichen könne. – Am 30 März ging die Treasury-Notes-Bill mit großer Mehrheit im Congreß durch; nur 9 Repräsentanten stimmten dagegen. Portugal. Nachrichten in englischen Blättern aus Lissabon bis zum 6 April bestätigen nun die frühere Kunde, daß die Corteswahlen entschieden zu Gunsten der Minister von der Justemilieu-Partei ausfallen. Diese Nachricht hat in England befriedigt, und die portugiesischen Bons (S. den Börsenartikel) sind etwas gestiegen. Spanien. Madrid, 11 April. Das Ministerium hat sich auf eine Weise ergänzt, daß nicht nur der Austritt der abgegangenen Minister keineswegs fühlbar geworden, sondern auch die Möglichkeit vorhanden ist, das bisherige politische System weiter fortzuführen, und dabei auf die Unterstützung der Majorität des Congresses rechnen zu können. Dieses befriedigende Verhältniß ist größtentheils durch den richtigen Tact, mit welchem Ihre Maj. die Königin-Regentin selbst die eingetretenen Verwickelungen zu lösen verstand, herbeigeführt worden. Es handelte sich darum, entweder die höchste Leitung der Geschäfte in die Hände einer Partei zu legen, welche sich den wohlverstandenen Interessen der Krone, wie denen des Volks gleich feindlich gezeigt hat, und durch eine Auflösung der Cortes das Land den Erschütterungen neuer Wahlen auszusetzen, oder das mit so glücklichem Erfolg eingeschlagene System der Rückkehr zur Ordnung und der allgemeinen Aussöhnung aufrecht zu erhalten, ohne jedoch dem Oberfeldherrn begründete Veranlassung zum Widerspruch zu geben, und der Majorität des Congresses Mißtrauen gegen die in das neue Cabinet tretenden Personen einzuflößen. Letzteres ist glücklich erreicht worden. Die Königin-Regentin wußte bei den HH. Perez de Castro und Arrazola die Ansicht geltend zu machen, daß man das Verlangen des Herzogs de la Victoria, den Brigadier Linage zum Marechal de Camp erhoben zu sehen, nicht abschlagen dürfe, da diese Beförderung nur als eine Belohnung für dessen thätige und fast ausschließliche Mitwirkung bei der Abschließung der Uebereinkunft von Vergara zu betrachten sey. Das deßfallsige Decret wurde also dem Herzog ungesäumt zugeschickt. Um aber das Ministerium auf eine Weise zu ergänzen, die der Majorität des Congresses genehm seyn mußte, berief die Königin den Präsidenten desselben, Hrn. Isturiz, zu sich, und dieser, alle persönlichen Rücksichten bei Seite setzend, übernahm es, sich mit der Majorität darüber zu verständigen. Nach einigen Berathschlagungen mit derselben, denen auch der Justizminister beiwohnte, kam endlich vorgestern die neue Zusammensetzung des Cabinets zu Stande, und gestern erschienen die desfallsigen Decrete. Zum Minister des Innern ist Hr. Armendariz ernannt, derselbe Deputirte, welcher in der Sitzung vom 23 März ausrief, daß er keine andern Carlisten kenne, als die, welche noch die Waffen führten, und dadurch das Geschrei des Pöbels auf der öffentlichen Galerie erweckte. Hr. Armendariz ist ein unbescholtener und kenntnißreicher Mann, und wenn er gleich unter Calatrava die zweite Stelle im Ministerium des Innern bekleidete, so schloß er sich doch späterhin den Freunden eines gemäßigten Systems an. Der neue Finanzminister Santillan, Deputirter für Burgos, wird selbst von den Exaltirten als ein vollkommen rechtlicher und seinem Posten gewachsener Mann anerkannt. Der Marineminister Sotelo wurde von seinem Vorgänger Montes de Oca selbst als der fähigste in seinem Fache bezeichnet. 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Es handelte sich darum, entweder die höchste Leitung der Geschäfte in die Hände einer Partei zu legen, welche sich den wohlverstandenen Interessen der Krone, wie denen des Volks gleich feindlich gezeigt hat, und durch eine Auflösung der Cortes das Land den Erschütterungen neuer Wahlen auszusetzen, oder das mit so glücklichem Erfolg eingeschlagene System der Rückkehr zur Ordnung und der allgemeinen Aussöhnung aufrecht zu erhalten, ohne jedoch dem Oberfeldherrn begründete Veranlassung zum Widerspruch zu geben, und der Majorität des Congresses Mißtrauen gegen die in das neue Cabinet tretenden Personen einzuflößen. Letzteres ist glücklich erreicht worden. Die Königin-Regentin wußte bei den HH. Perez de Castro und Arrazola die Ansicht geltend zu machen, daß man das Verlangen des Herzogs de la Victoria, den Brigadier Linage zum Marechal de Camp erhoben zu sehen, nicht abschlagen dürfe, da diese Beförderung nur als eine Belohnung für dessen thätige und fast ausschließliche Mitwirkung bei der Abschließung der Uebereinkunft von Vergara zu betrachten sey. Das deßfallsige Decret wurde also dem Herzog ungesäumt zugeschickt. Um aber das Ministerium auf eine Weise zu ergänzen, die der Majorität des Congresses genehm seyn mußte, berief die Königin den Präsidenten desselben, Hrn. Isturiz, zu sich, und dieser, alle persönlichen Rücksichten bei Seite setzend, übernahm es, sich mit der Majorität darüber zu verständigen. Nach einigen Berathschlagungen mit derselben, denen auch der Justizminister beiwohnte, kam endlich vorgestern die neue Zusammensetzung des Cabinets zu Stande, und gestern erschienen die desfallsigen Decrete. 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Augsburger Allgemeine Zeitung.
Mit allerhöchsten Privilegien.
Donnerstag
Nr. 114.
23 April 1840 Vereinigte Staaten von Nordamerika.
Am 26 März ließ der Präsident der Vereinigten Staaten dem Senat wieder die Abschriften von drei Noten vorlegen, die zwischen dem amerikanischen Staatssekretär des Auswärtigen und dem brittischen Gesandten über die Gränzfrage gewechselt worden, jedoch von nur untergeordneter Wichtigkeit sind. Ein Krieg mit England wird von den Amerikanern als ziemlich wahrscheinlich betrachtet, und ihre Presse bespricht eine solche Eventualität mit großer Ruhe. (In England selbst scheint man weniger an eine solche Wahrscheinlichkeit zu glauben.) Die Baumwollenausfuhr, meint der New-York Herald vom 1 April (bis wohin die neuesten Nachrichten gehen), sey zwar ein gar wichtiger Zweig des amerikanischen Handels, indem er zwei Drittel der Gesammtausfuhr – einen Werth von 60 Millionen Dollars – bilde; auch sey es ganz richtig, daß das Gros dieser Ausfuhr nach England gehe; indeß diese Rücksicht verschwinde doch ganz im Vergleich mit den großen Interessen des Nordostens und aller amerikanischen Manufacturstaaten, denen ein solcher Krieg nur zu einem mächtigen Aufschwung gereichen könne. – Am 30 März ging die Treasury-Notes-Bill mit großer Mehrheit im Congreß durch; nur 9 Repräsentanten stimmten dagegen.
Portugal.
Nachrichten in englischen Blättern aus Lissabon bis zum 6 April bestätigen nun die frühere Kunde, daß die Corteswahlen entschieden zu Gunsten der Minister von der Justemilieu-Partei ausfallen. Diese Nachricht hat in England befriedigt, und die portugiesischen Bons (S. den Börsenartikel) sind etwas gestiegen.
Spanien.
_ Madrid, 11 April. Das Ministerium hat sich auf eine Weise ergänzt, daß nicht nur der Austritt der abgegangenen Minister keineswegs fühlbar geworden, sondern auch die Möglichkeit vorhanden ist, das bisherige politische System weiter fortzuführen, und dabei auf die Unterstützung der Majorität des Congresses rechnen zu können. Dieses befriedigende Verhältniß ist größtentheils durch den richtigen Tact, mit welchem Ihre Maj. die Königin-Regentin selbst die eingetretenen Verwickelungen zu lösen verstand, herbeigeführt worden. Es handelte sich darum, entweder die höchste Leitung der Geschäfte in die Hände einer Partei zu legen, welche sich den wohlverstandenen Interessen der Krone, wie denen des Volks gleich feindlich gezeigt hat, und durch eine Auflösung der Cortes das Land den Erschütterungen neuer Wahlen auszusetzen, oder das mit so glücklichem Erfolg eingeschlagene System der Rückkehr zur Ordnung und der allgemeinen Aussöhnung aufrecht zu erhalten, ohne jedoch dem Oberfeldherrn begründete Veranlassung zum Widerspruch zu geben, und der Majorität des Congresses Mißtrauen gegen die in das neue Cabinet tretenden Personen einzuflößen. Letzteres ist glücklich erreicht worden. Die Königin-Regentin wußte bei den HH. Perez de Castro und Arrazola die Ansicht geltend zu machen, daß man das Verlangen des Herzogs de la Victoria, den Brigadier Linage zum Marechal de Camp erhoben zu sehen, nicht abschlagen dürfe, da diese Beförderung nur als eine Belohnung für dessen thätige und fast ausschließliche Mitwirkung bei der Abschließung der Uebereinkunft von Vergara zu betrachten sey. Das deßfallsige Decret wurde also dem Herzog ungesäumt zugeschickt. Um aber das Ministerium auf eine Weise zu ergänzen, die der Majorität des Congresses genehm seyn mußte, berief die Königin den Präsidenten desselben, Hrn. Isturiz, zu sich, und dieser, alle persönlichen Rücksichten bei Seite setzend, übernahm es, sich mit der Majorität darüber zu verständigen. Nach einigen Berathschlagungen mit derselben, denen auch der Justizminister beiwohnte, kam endlich vorgestern die neue Zusammensetzung des Cabinets zu Stande, und gestern erschienen die desfallsigen Decrete. Zum Minister des Innern ist Hr. Armendariz ernannt, derselbe Deputirte, welcher in der Sitzung vom 23 März ausrief, daß er keine andern Carlisten kenne, als die, welche noch die Waffen führten, und dadurch das Geschrei des Pöbels auf der öffentlichen Galerie erweckte. Hr. Armendariz ist ein unbescholtener und kenntnißreicher Mann, und wenn er gleich unter Calatrava die zweite Stelle im Ministerium des Innern bekleidete, so schloß er sich doch späterhin den Freunden eines gemäßigten Systems an. Der neue Finanzminister Santillan, Deputirter für Burgos, wird selbst von den Exaltirten als ein vollkommen rechtlicher und seinem Posten gewachsener Mann anerkannt. Der Marineminister Sotelo wurde von seinem Vorgänger Montes de Oca selbst als der fähigste in seinem Fache bezeichnet. Das Kriegsministerium
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