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Allgemeine Zeitung. Nr. 117. Augsburg, 26. April 1840.

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* In der Sitzung der Deputirtenkammer am 21 April vollendete Hr. Fould in Fortsetzung der Erörterung über die Rentenconversion seinen den Tag zuvor unterbrochenen Vortrag. Er erinnert, daß im Jahr VIII die Staatsschuld aus ewigen Renten und dem consolidirten Drittel bestanden, daß man im Jahr XIII das Wort ewig unterdrückt, aber das des consolidirten Drittels beibehalten habe. Im Jahr 1824 habe man aber, ohne die Rentiers zu fragen, auch den letzten Titel verwischt. Man begreife wohl, daß dieser Titel Hrn. v. Villele bei seinem Conversionsentwurfe habe geniren müssen. Er wolle über das Recht der Conversion nicht sprechen, glaube aber, daß bei der gegenwärtigen politischen Lage die Operation sehr schwierig sey. Auf eine an ihn gerichtete Unterbrechung antwortete der Redner: "Mein Gott! meine Herren, wenn die Operation geschieht, so wird sie hauptsächlich den Bankiers nützen. Ich befinde mich in einer so günstigen Lage als irgend ein anderer, Vortheil daraus zu ziehen, und doch bekämpfe ich die Maaßregel aus dem Gesichtspunkt des allgemeinen und Nationalinteresses. Die Heimzahlung ist unmöglich, die Conversion ist ungerecht, die Opportunität ist nicht vorhanden, die Ersparung, die man sich verspricht, kann leicht nicht eintreten; wenn ein Zehntel der Rentiers die Heimzahlung verlangt, so bringen sie den Schatz in die größte Verlegenheit." Der Berichterstatter Hr. Rivet erinnert Hrn. Fould, daß er (Fould) einer der ersten Beförderer der Maaßregel gewesen sey, die er jetzt bekämpfe. Man habe die Billigkeit gegen die Staatsgläubiger angerufen, damit wolle man den Staat außerhalb des gemeinen Rechtes stellen. Man habe von der Möglichkeit der Ausführung der Maaßregel gesprochen, es sey aber für die Mittel der Ausführung gesorgt, indem sehr bedeutende Reserven in den Staatscassen müßig liegen. Hr. Dupin erklärt seine längst gehegte Ansicht über diese Frage, daß sie nämlich mit Illusionen und Vorurtheilen umgeben sey. Man habe die Rente als bloß Paris betreffend ausgegeben, und dadurch die Eifersucht der Departemente geweckt; man habe verkündigt, der Ackerbau und der Handel würden mit niedrigerem Zinse Fonds finden, wenn die Conversion zu Stande gebracht sey. Dieß heiße Täuschungen bereiten, schlechte Leidenschaften aufregen. Es sey nicht wahr, daß Paris leiden könne, ohne daß sich ein heftiger Gegenstoß davon in den Departements ergeben würde; endlich könnten die Fonds aus der Rente nicht in den Ackerbau übergehen, weil der Staat immer in dem Verhältniß der zurückgezogenen Renten von den Capitalisten Fonds fordern müßte. Man habe die Maaßregel als populär bezeichnet; und gerade die Volksclassen würden darunter leiden. Die kleinen Rentiers seyen die zahlreichsten. Die reichen Rentiers können wohl eine Verminderung des Zinses aushalten, aber die kleinen werden es schmerzlich empfinden. Die Unterdrückung eines Zehntels vom Einkommen, wenn man gerade nur das Nöthigste zum Leben habe, sey ein tödtlicher Schlag. Der Maaßregel fehle durchaus die gehörige Grundlage. (Abgang der Post.)

Der National meldet, daß das Subscriptionscomite für die dem Hrn. v. Cormenin anzubietende Anerkennung von Seite der französischen Bürger noch bis zum 15 Mai Unterzeichnungen annehmen werde. Die Totalsumme dürfte sich auf 7000 Fr. belaufen. Zu dieser großentheils aus Subscriptionen von 10 bis 15 Centimen hervorgegangenen Summe habe das Departement des Niederrheins mehr als 1500 beigetragen. Das Comite werde sich nun mit dem Entwurf einer Medaille zur Erinnerung an die Verwerfung der Dotation beschäftigen. Diese soll entweder aus Kupfer oder aus Erz seyn, und das Comite werde die Kosten so gering als möglich zu bestimmen suchen. Der Ueberrest der Summe soll zu einem guten Werke verwandt werden, wovon das Comite seiner Zeit das Nähere bekannt machen werde.

Die alten Intriguen fangen wieder an. Thiers, der den sogenannten Conservativen ein Dorn im Auge ist, wird weidlich von ihnen verfolgt. Auf offenem Felde können sie ihm nicht bei; deßhalb legen sie sich ins Versteck. Von hier aus aber greifen sie zu Allem, was ihnen nur irgend zweckdienlich scheint, und entwickeln eine seltene Thätigkeit. Thiers, der dieß recht gut weiß, sich aber fühlt und auch gewiß seinen Gegnern überlegen ist, achtet darauf nicht sehr, was nicht ganz klug seyn möchte. Mir sind in dieser Hinsicht Dinge bekannt, die das Ministerium wahrscheinlich ignorirt. Während der parlamentarischen Session wird es allerdings seinen Platz behaupten, aber nach derselben dürfte es zum Wanken und zum Sturz kommen. Mole wird in diesem Falle das Staatsruder ergreifen und Maaßregeln treffen, damit die Marime "Le roi regne et ne gouverne pas" keine Anwendung mehr finde. Hierauf ist es abgesehen, und man täusche sich nicht über die Möglichkeit der Ausführung. Ludwig Philipp ist äußerst erfinderisch, sehr praktisch und besitzt unendliche Ausdauer. Was ihm förderlich seyn kann, sind die Verhältnisse mit dem Ausland. Dieses sieht in ihm allein den Vertheidiger des Friedenssystems und schenkt ihm unbedingtes Vertrauen, was eine oder die andere Macht über sein Herkommen auch denken mag. Hrn. Thiers hingegen vertraut man nicht; sein Eintreten in das Ministerium mag wohl einen Augenblick genehm gewesen seyn, weil es zur Verhinderung langer gefährlicher Krisen diente; allein dessen ungeachtet erblickt man in seiner Administration die personificirte Revolution. In England findet Thiers auch nicht mehr den Anklang, der noch vor einigen Wochen für ihn herrschte, weil er Mehemed Ali nicht opfern kann, und auf die Unterstützung Englands hatte er am meisten, wo nicht allein zu rechnen. In Rußland und Oesterreich möchte es ihm schwer fallen Sympathien zu erregen; auch scheint er darauf nicht zu rechnen, während er in Preußen einen Versuch gemacht, sich dort gut zu stellen, was jedoch nur halb gelungen seyn soll. So steht es mit Thiers dem Auslande gegenüber, und diese Stellung ist nicht glücklich, nichts weniger als fördernd für ihn, wäre er auch noch so stark nach innen, worüber doch noch Zweifel herrscht. Talente reichen unter solchen Umständen nicht immer aus. Ist er auch fast mit allen Gaben ausgestattet, die einen Staatsmann auszeichnen, so wird es ihm doch schwer fallen, der Umstände Meister zu werden. Was ihm einigermaßen zu statten kommen kann, ist, daß die Bemühungen des Petersburger Cabinets, mit England Hand in Hand zu gehen, an der öffentlichen Meinung scheiterten, die seit einigen Jahren in England gegen Rußland herrscht. Hierdurch muß in London und in St. Petersburg eine andere Ansicht erweckt werden, die, man sollte glauben, nächstens zum Vorschein kommen wird, und wornach Thiers dann den Weg zu wählen hat, der ihm am meisten frommt. Dem sey aber wie ihm wolle, er wird zu kämpfen haben, um sich zu erhalten; er wird mehr denn mancher Andere zu beweisen haben, daß er wirklich die Kraft und die Mittel besitzt, die ihm bis jetzt allgemein zugeschrieben werden, und daß er nicht ein gewöhnlicher Volksgünstling von heute ist, der für das Morgen weder sich noch Andern stehen kann.

In der gestrigen Sitzung der Deputirtenkammer hat, wie Sie wissen, der Minister des öffentlichen Unterrichts die nöthigen Gelder verlangt zu Gründung eines Lehrstuhls der slavischen Sprachen im sogenannten Colge de France. Die Idee des Unterrichts in den slavischen

* In der Sitzung der Deputirtenkammer am 21 April vollendete Hr. Fould in Fortsetzung der Erörterung über die Rentenconversion seinen den Tag zuvor unterbrochenen Vortrag. Er erinnert, daß im Jahr VIII die Staatsschuld aus ewigen Renten und dem consolidirten Drittel bestanden, daß man im Jahr XIII das Wort ewig unterdrückt, aber das des consolidirten Drittels beibehalten habe. Im Jahr 1824 habe man aber, ohne die Rentiers zu fragen, auch den letzten Titel verwischt. Man begreife wohl, daß dieser Titel Hrn. v. Villèle bei seinem Conversionsentwurfe habe geniren müssen. Er wolle über das Recht der Conversion nicht sprechen, glaube aber, daß bei der gegenwärtigen politischen Lage die Operation sehr schwierig sey. Auf eine an ihn gerichtete Unterbrechung antwortete der Redner: „Mein Gott! meine Herren, wenn die Operation geschieht, so wird sie hauptsächlich den Bankiers nützen. Ich befinde mich in einer so günstigen Lage als irgend ein anderer, Vortheil daraus zu ziehen, und doch bekämpfe ich die Maaßregel aus dem Gesichtspunkt des allgemeinen und Nationalinteresses. Die Heimzahlung ist unmöglich, die Conversion ist ungerecht, die Opportunität ist nicht vorhanden, die Ersparung, die man sich verspricht, kann leicht nicht eintreten; wenn ein Zehntel der Rentiers die Heimzahlung verlangt, so bringen sie den Schatz in die größte Verlegenheit.“ Der Berichterstatter Hr. Rivet erinnert Hrn. Fould, daß er (Fould) einer der ersten Beförderer der Maaßregel gewesen sey, die er jetzt bekämpfe. Man habe die Billigkeit gegen die Staatsgläubiger angerufen, damit wolle man den Staat außerhalb des gemeinen Rechtes stellen. Man habe von der Möglichkeit der Ausführung der Maaßregel gesprochen, es sey aber für die Mittel der Ausführung gesorgt, indem sehr bedeutende Reserven in den Staatscassen müßig liegen. Hr. Dupin erklärt seine längst gehegte Ansicht über diese Frage, daß sie nämlich mit Illusionen und Vorurtheilen umgeben sey. Man habe die Rente als bloß Paris betreffend ausgegeben, und dadurch die Eifersucht der Departemente geweckt; man habe verkündigt, der Ackerbau und der Handel würden mit niedrigerem Zinse Fonds finden, wenn die Conversion zu Stande gebracht sey. Dieß heiße Täuschungen bereiten, schlechte Leidenschaften aufregen. Es sey nicht wahr, daß Paris leiden könne, ohne daß sich ein heftiger Gegenstoß davon in den Departements ergeben würde; endlich könnten die Fonds aus der Rente nicht in den Ackerbau übergehen, weil der Staat immer in dem Verhältniß der zurückgezogenen Renten von den Capitalisten Fonds fordern müßte. Man habe die Maaßregel als populär bezeichnet; und gerade die Volksclassen würden darunter leiden. Die kleinen Rentiers seyen die zahlreichsten. Die reichen Rentiers können wohl eine Verminderung des Zinses aushalten, aber die kleinen werden es schmerzlich empfinden. Die Unterdrückung eines Zehntels vom Einkommen, wenn man gerade nur das Nöthigste zum Leben habe, sey ein tödtlicher Schlag. Der Maaßregel fehle durchaus die gehörige Grundlage. (Abgang der Post.)

Der National meldet, daß das Subscriptionscomité für die dem Hrn. v. Cormenin anzubietende Anerkennung von Seite der französischen Bürger noch bis zum 15 Mai Unterzeichnungen annehmen werde. Die Totalsumme dürfte sich auf 7000 Fr. belaufen. Zu dieser großentheils aus Subscriptionen von 10 bis 15 Centimen hervorgegangenen Summe habe das Departement des Niederrheins mehr als 1500 beigetragen. Das Comité werde sich nun mit dem Entwurf einer Medaille zur Erinnerung an die Verwerfung der Dotation beschäftigen. Diese soll entweder aus Kupfer oder aus Erz seyn, und das Comité werde die Kosten so gering als möglich zu bestimmen suchen. Der Ueberrest der Summe soll zu einem guten Werke verwandt werden, wovon das Comité seiner Zeit das Nähere bekannt machen werde.

Die alten Intriguen fangen wieder an. Thiers, der den sogenannten Conservativen ein Dorn im Auge ist, wird weidlich von ihnen verfolgt. Auf offenem Felde können sie ihm nicht bei; deßhalb legen sie sich ins Versteck. Von hier aus aber greifen sie zu Allem, was ihnen nur irgend zweckdienlich scheint, und entwickeln eine seltene Thätigkeit. Thiers, der dieß recht gut weiß, sich aber fühlt und auch gewiß seinen Gegnern überlegen ist, achtet darauf nicht sehr, was nicht ganz klug seyn möchte. Mir sind in dieser Hinsicht Dinge bekannt, die das Ministerium wahrscheinlich ignorirt. Während der parlamentarischen Session wird es allerdings seinen Platz behaupten, aber nach derselben dürfte es zum Wanken und zum Sturz kommen. Molé wird in diesem Falle das Staatsruder ergreifen und Maaßregeln treffen, damit die Marime „Le roi règne et ne gouverne pas“ keine Anwendung mehr finde. Hierauf ist es abgesehen, und man täusche sich nicht über die Möglichkeit der Ausführung. Ludwig Philipp ist äußerst erfinderisch, sehr praktisch und besitzt unendliche Ausdauer. Was ihm förderlich seyn kann, sind die Verhältnisse mit dem Ausland. Dieses sieht in ihm allein den Vertheidiger des Friedenssystems und schenkt ihm unbedingtes Vertrauen, was eine oder die andere Macht über sein Herkommen auch denken mag. Hrn. Thiers hingegen vertraut man nicht; sein Eintreten in das Ministerium mag wohl einen Augenblick genehm gewesen seyn, weil es zur Verhinderung langer gefährlicher Krisen diente; allein dessen ungeachtet erblickt man in seiner Administration die personificirte Revolution. In England findet Thiers auch nicht mehr den Anklang, der noch vor einigen Wochen für ihn herrschte, weil er Mehemed Ali nicht opfern kann, und auf die Unterstützung Englands hatte er am meisten, wo nicht allein zu rechnen. In Rußland und Oesterreich möchte es ihm schwer fallen Sympathien zu erregen; auch scheint er darauf nicht zu rechnen, während er in Preußen einen Versuch gemacht, sich dort gut zu stellen, was jedoch nur halb gelungen seyn soll. So steht es mit Thiers dem Auslande gegenüber, und diese Stellung ist nicht glücklich, nichts weniger als fördernd für ihn, wäre er auch noch so stark nach innen, worüber doch noch Zweifel herrscht. Talente reichen unter solchen Umständen nicht immer aus. Ist er auch fast mit allen Gaben ausgestattet, die einen Staatsmann auszeichnen, so wird es ihm doch schwer fallen, der Umstände Meister zu werden. Was ihm einigermaßen zu statten kommen kann, ist, daß die Bemühungen des Petersburger Cabinets, mit England Hand in Hand zu gehen, an der öffentlichen Meinung scheiterten, die seit einigen Jahren in England gegen Rußland herrscht. Hierdurch muß in London und in St. Petersburg eine andere Ansicht erweckt werden, die, man sollte glauben, nächstens zum Vorschein kommen wird, und wornach Thiers dann den Weg zu wählen hat, der ihm am meisten frommt. Dem sey aber wie ihm wolle, er wird zu kämpfen haben, um sich zu erhalten; er wird mehr denn mancher Andere zu beweisen haben, daß er wirklich die Kraft und die Mittel besitzt, die ihm bis jetzt allgemein zugeschrieben werden, und daß er nicht ein gewöhnlicher Volksgünstling von heute ist, der für das Morgen weder sich noch Andern stehen kann.

In der gestrigen Sitzung der Deputirtenkammer hat, wie Sie wissen, der Minister des öffentlichen Unterrichts die nöthigen Gelder verlangt zu Gründung eines Lehrstuhls der slavischen Sprachen im sogenannten Colge de France. Die Idee des Unterrichts in den slavischen

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[0930/0002] * In der Sitzung der Deputirtenkammer am 21 April vollendete Hr. Fould in Fortsetzung der Erörterung über die Rentenconversion seinen den Tag zuvor unterbrochenen Vortrag. Er erinnert, daß im Jahr VIII die Staatsschuld aus ewigen Renten und dem consolidirten Drittel bestanden, daß man im Jahr XIII das Wort ewig unterdrückt, aber das des consolidirten Drittels beibehalten habe. Im Jahr 1824 habe man aber, ohne die Rentiers zu fragen, auch den letzten Titel verwischt. Man begreife wohl, daß dieser Titel Hrn. v. Villèle bei seinem Conversionsentwurfe habe geniren müssen. Er wolle über das Recht der Conversion nicht sprechen, glaube aber, daß bei der gegenwärtigen politischen Lage die Operation sehr schwierig sey. Auf eine an ihn gerichtete Unterbrechung antwortete der Redner: „Mein Gott! meine Herren, wenn die Operation geschieht, so wird sie hauptsächlich den Bankiers nützen. Ich befinde mich in einer so günstigen Lage als irgend ein anderer, Vortheil daraus zu ziehen, und doch bekämpfe ich die Maaßregel aus dem Gesichtspunkt des allgemeinen und Nationalinteresses. Die Heimzahlung ist unmöglich, die Conversion ist ungerecht, die Opportunität ist nicht vorhanden, die Ersparung, die man sich verspricht, kann leicht nicht eintreten; wenn ein Zehntel der Rentiers die Heimzahlung verlangt, so bringen sie den Schatz in die größte Verlegenheit.“ Der Berichterstatter Hr. Rivet erinnert Hrn. Fould, daß er (Fould) einer der ersten Beförderer der Maaßregel gewesen sey, die er jetzt bekämpfe. Man habe die Billigkeit gegen die Staatsgläubiger angerufen, damit wolle man den Staat außerhalb des gemeinen Rechtes stellen. Man habe von der Möglichkeit der Ausführung der Maaßregel gesprochen, es sey aber für die Mittel der Ausführung gesorgt, indem sehr bedeutende Reserven in den Staatscassen müßig liegen. Hr. Dupin erklärt seine längst gehegte Ansicht über diese Frage, daß sie nämlich mit Illusionen und Vorurtheilen umgeben sey. Man habe die Rente als bloß Paris betreffend ausgegeben, und dadurch die Eifersucht der Departemente geweckt; man habe verkündigt, der Ackerbau und der Handel würden mit niedrigerem Zinse Fonds finden, wenn die Conversion zu Stande gebracht sey. Dieß heiße Täuschungen bereiten, schlechte Leidenschaften aufregen. Es sey nicht wahr, daß Paris leiden könne, ohne daß sich ein heftiger Gegenstoß davon in den Departements ergeben würde; endlich könnten die Fonds aus der Rente nicht in den Ackerbau übergehen, weil der Staat immer in dem Verhältniß der zurückgezogenen Renten von den Capitalisten Fonds fordern müßte. Man habe die Maaßregel als populär bezeichnet; und gerade die Volksclassen würden darunter leiden. Die kleinen Rentiers seyen die zahlreichsten. Die reichen Rentiers können wohl eine Verminderung des Zinses aushalten, aber die kleinen werden es schmerzlich empfinden. Die Unterdrückung eines Zehntels vom Einkommen, wenn man gerade nur das Nöthigste zum Leben habe, sey ein tödtlicher Schlag. Der Maaßregel fehle durchaus die gehörige Grundlage. (Abgang der Post.) Der National meldet, daß das Subscriptionscomité für die dem Hrn. v. Cormenin anzubietende Anerkennung von Seite der französischen Bürger noch bis zum 15 Mai Unterzeichnungen annehmen werde. Die Totalsumme dürfte sich auf 7000 Fr. belaufen. Zu dieser großentheils aus Subscriptionen von 10 bis 15 Centimen hervorgegangenen Summe habe das Departement des Niederrheins mehr als 1500 beigetragen. Das Comité werde sich nun mit dem Entwurf einer Medaille zur Erinnerung an die Verwerfung der Dotation beschäftigen. Diese soll entweder aus Kupfer oder aus Erz seyn, und das Comité werde die Kosten so gering als möglich zu bestimmen suchen. Der Ueberrest der Summe soll zu einem guten Werke verwandt werden, wovon das Comité seiner Zeit das Nähere bekannt machen werde. _ Paris, 16 April. Die alten Intriguen fangen wieder an. Thiers, der den sogenannten Conservativen ein Dorn im Auge ist, wird weidlich von ihnen verfolgt. Auf offenem Felde können sie ihm nicht bei; deßhalb legen sie sich ins Versteck. Von hier aus aber greifen sie zu Allem, was ihnen nur irgend zweckdienlich scheint, und entwickeln eine seltene Thätigkeit. Thiers, der dieß recht gut weiß, sich aber fühlt und auch gewiß seinen Gegnern überlegen ist, achtet darauf nicht sehr, was nicht ganz klug seyn möchte. Mir sind in dieser Hinsicht Dinge bekannt, die das Ministerium wahrscheinlich ignorirt. Während der parlamentarischen Session wird es allerdings seinen Platz behaupten, aber nach derselben dürfte es zum Wanken und zum Sturz kommen. Molé wird in diesem Falle das Staatsruder ergreifen und Maaßregeln treffen, damit die Marime „Le roi règne et ne gouverne pas“ keine Anwendung mehr finde. Hierauf ist es abgesehen, und man täusche sich nicht über die Möglichkeit der Ausführung. Ludwig Philipp ist äußerst erfinderisch, sehr praktisch und besitzt unendliche Ausdauer. Was ihm förderlich seyn kann, sind die Verhältnisse mit dem Ausland. Dieses sieht in ihm allein den Vertheidiger des Friedenssystems und schenkt ihm unbedingtes Vertrauen, was eine oder die andere Macht über sein Herkommen auch denken mag. Hrn. Thiers hingegen vertraut man nicht; sein Eintreten in das Ministerium mag wohl einen Augenblick genehm gewesen seyn, weil es zur Verhinderung langer gefährlicher Krisen diente; allein dessen ungeachtet erblickt man in seiner Administration die personificirte Revolution. In England findet Thiers auch nicht mehr den Anklang, der noch vor einigen Wochen für ihn herrschte, weil er Mehemed Ali nicht opfern kann, und auf die Unterstützung Englands hatte er am meisten, wo nicht allein zu rechnen. In Rußland und Oesterreich möchte es ihm schwer fallen Sympathien zu erregen; auch scheint er darauf nicht zu rechnen, während er in Preußen einen Versuch gemacht, sich dort gut zu stellen, was jedoch nur halb gelungen seyn soll. So steht es mit Thiers dem Auslande gegenüber, und diese Stellung ist nicht glücklich, nichts weniger als fördernd für ihn, wäre er auch noch so stark nach innen, worüber doch noch Zweifel herrscht. Talente reichen unter solchen Umständen nicht immer aus. Ist er auch fast mit allen Gaben ausgestattet, die einen Staatsmann auszeichnen, so wird es ihm doch schwer fallen, der Umstände Meister zu werden. Was ihm einigermaßen zu statten kommen kann, ist, daß die Bemühungen des Petersburger Cabinets, mit England Hand in Hand zu gehen, an der öffentlichen Meinung scheiterten, die seit einigen Jahren in England gegen Rußland herrscht. Hierdurch muß in London und in St. Petersburg eine andere Ansicht erweckt werden, die, man sollte glauben, nächstens zum Vorschein kommen wird, und wornach Thiers dann den Weg zu wählen hat, der ihm am meisten frommt. Dem sey aber wie ihm wolle, er wird zu kämpfen haben, um sich zu erhalten; er wird mehr denn mancher Andere zu beweisen haben, daß er wirklich die Kraft und die Mittel besitzt, die ihm bis jetzt allgemein zugeschrieben werden, und daß er nicht ein gewöhnlicher Volksgünstling von heute ist, der für das Morgen weder sich noch Andern stehen kann. _ Paris, 21 April. In der gestrigen Sitzung der Deputirtenkammer hat, wie Sie wissen, der Minister des öffentlichen Unterrichts die nöthigen Gelder verlangt zu Gründung eines Lehrstuhls der slavischen Sprachen im sogenannten Colge de France. Die Idee des Unterrichts in den slavischen

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 117. Augsburg, 26. April 1840, S. 0930. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_117_18400426/2>, abgerufen am 21.11.2024.