Allgemeine Zeitung. Nr. 117. Augsburg, 26. April 1840.Domicil dort erfordern, zu lösen. Man hat diese Veranlassung benutzt, um einige nothwendige Aenderungen in der Vertheilung der Portefeuilles vorzunehmen, die in der ersten Combination nicht immer den eigentlichen Specialitäten zugefallen waren. (Die definitive Zusammensetzung haben wir gestern mitgetheilt.) Mit Ausnahme Dumon-Dumortiers sind dieselben Namen geblieben. Die neue Vertheilung der Departements ist, ich wiederhole es, offenbar im Interesse der Verwaltung, denn die der ersten Combination ließ in mehr als einer Beziehung zu wünschen übrig. Italien. (Journal des Debats.) Die neuesten Nachrichten vom mittelländischen Meer melden, daß der auf Malta befindliche Admiral Stopford nach Empfang der Depeschen seiner Regierung den Kriegsschiffen Befehl gegeben, aus dem Hafen von la Valetta zu segeln. Zugleich habe er ein Dampfboot nach Vurla abgesandt, welches der dortigen englischen Escadre Ordre überbracht habe, mit den Kriegsschiffen vor Malta sich zu vereinigen. Das Dampfboot Hydra ging nach Neapel ab, um die definitiven Instructionen des Hrn. Temple zu empfangen. Bei Ankunft dieses Fahrzeugs in Neapel richtete der außerordentliche Gesandte Englands an den König die förmliche Aufforderung, binnen 48 Stunden den Contract, welcher den Tractat von 1816 verletze, aufzulösen, und das Princip des den brittischen Unterthanen schuldigen Ersatzes für den Schaden, den sie durch jenen Contract erlitten, anzuerkennen. Der König ließ, wie die Gazette du Midi versichert, nachdem er seinen Staatsrath gehört, dem Gesandten folgende Antwort zukommen. "Der Tractat von 1816 ist durch den Contract wegen des Schwefelhandels offenbar nicht verletzt. Statt Schaden zu erleiden, haben die brittischen Unterthanen vielmehr beträchtlichen Gewinn gemacht. Ich habe also Gott und die Gerechtigkeit auf meiner Seite, und setze mehr Vertrauen in die Stärke des Rechts, als in das Recht der Stärke." Das diplomatische Corps glaubte hierauf einen Schritt beim König thun, und ihm einen in rücksichtvollen Ausdrücken abgefaßten Vergleichsentwurf, worin die Forderungen gemildert waren, vorlegen zu müssen. Der König weigerte sich, demselben beizutreten, und am 7 April Abends ging das Dampfboot Hydra, welches das Resultat des Schrittes der Gesandten erwartete, nach Malta ab, mit dem Befehl an den brittischen Admiral, die Häfen von Neapel und Palermo zu blokiren, und jedes Fahrzeug unter neapolitanischer Flagge wegzunehmen. Neapel, 16 April. Auf die neulich erwähnte Weisung des englischen Consuls an die Schiffscapitäne seiner Nation, die sich, ungefähr 20 an der Zahl, hier befinden, so schnell wie möglich auszuladen und sich aus dem Hafen zu entfernen, erschien gestern von Seite unserer Regierung die artige und großmüthige Verordnung, alle Schiffe, die im Ausladen begriffen sind, seyen es neapolitanische oder andere, bei Seite zu lassen, und sich ausschließlich mit dem Löschen der englischen Schiffe zu beschäftigen, damit diese "sich ohne Zeitverlust entfernen und auf diese Weise der Gefahr entrinnen könnten." Diese Verordnung hat nach den fortwährenden Drohungen von englischer Seite, feindselig gegen die neapolitanische Flagge zu verfahren, allgemeinen Beifall erregt. Gestern Mittag legte sich das englische Linienschiff Bellerophon nebst einem Kriegsdampfschiff, ohne zu salutiren, auf hiesiger Rhede auf halbe Schußweite von der Stadt, vor Anker. Die Officiere des Bellerophon sind übrigens ans Land gestiegen. Das Admiralschiff mit dem Rest des Geschwaders unter dem Commando des Admirals Stopford selbst wird Montag erwartet. Stopford steht von früherer Zeit her mit Sr. Maj. auf einem sehr freundschaftlichen Fuße. Noch immer herrscht die Hoffnung vor, es werde Alles friedlich abgemacht werden. - Fräulein Piris wurde nach ihrem glänzenden Erfolg in Palermo auf ein Jahr als Prima Donna für San Carlo engagirt, sie ist bereits hier angekommen. Rom, 16 April. Unser diplomatisches Corps ist durch einen Geschäftsträger der Republik Chili in der Person des Hrn. F. S. Rosales vermehrt, welcher am 13 d. seine Creditive dem Staatssecretär Cardinal Lambruschini feierlich überreichte. - Eine französische Corvette von 18 Kanonen ist in den Hafen von Civita vecchia eingelaufen. Die mitgebrachten Depeschen wurden sogleich hieher an den französischen Ambassadeur befördert. Man erzählt sich, es seyen mehrere französische Kriegsschiffe nach Neapel beordert, welche als Beobachtungsgeschwader dort ihre Station gegen die Engländer nehmen werden. - Durch die Congregazione del Indice sind folgende Bücher verboten zu lesen oder zu besitzen: 1) Conducta del Reverendo Obispo de Michoacan Don J. Cayetano Portugal, con motivo del destierro que impuso el Gobierno de aquel estado a varios ecclesiasticos desafectos al sistema federal. Annadense algunas reflecsiones y varios documentos interesantes. Coleccion de articulos editoriales publicados en el fenix de la Libertad. 2) Memoires de Luther, ecrits par lui-meme, traduits et mis en ordre par M. Michelet. 3) Der aufgehende Morgenstern und der anbrechende Tag in den Christenherzen. Hierbei heißt es zu der lateinischen Uebersetzung des Titels: Enchiridion religiosum cum peculiari respectu ad tempus nostrum, a P. Francisco Sebastiano Ammann Cappuccinorum Vicario und 4) La Filosofia rettificata. Opere del Marchese Pio Muti-Bussi. Die Gazette des Tribunaux gibt in einem Schreiben aus Florenz Nachricht über einen merkwürdigen Proceß, der schon seit 1831 anhängig sey, und nächstens zur Entscheidung kommen soll. Einer der ersten Kaufleute Livorno's, Hr. B.. ist angeklagt, dem Ex-Dey von Algier seine Kostbarkeiten gestohlen zu haben. Nach der Uebergabe Algiers vertraute der Dey jenem Kaufmann ein Kistchen an, welches die Diamanten und übrigen Kostbarkeiten seines Privateigenthums enthielt. Der Ex-Minister des Dey's sollte dieses werthvolle Unterpfand bewachen. Die Versuchung für B.. und seine Helfershelfer war groß. Sie ließen ein Kistchen fertigen ganz von derselben Form und Größe und demselben Gewicht. Es gelang auch, die Wachsamkeit des afrikanischen Hüters zu täuschen; die Kistchen wurden, wie es scheint, während der Ueberfahrt vertauscht. Der Schiffscapitän steckte, wie man vermuthet, mit B.. unter einer Decke. Erst einige Zeit nach dem Verschwinden des ächten Schatzkästchens kam der Afrikaner hinter den Betrug. Es wurde nun bei der toscanischen Regierung Klage gegen B.. erhoben, welcher vergeblich seine Unschuld betheuerte. Die energischen Reclamationen des Dey's, der öffentliche Unwille und die mancherlei verdächtigen Umstände, welche sich gegen B.. erhoben, motivirten dessen Verhaftung. Der Capitän des Kauffahrteischiffs, von dem für B.. Aufschlüsse zu fürchten waren, wurde in Livorno ermordet gefunden. Um Zeugen zu Gunsten des Angeklagten zu gewinnen, sparte man weder Geld noch Drohungen. Das Publicum in Livorno ist nicht wenig auf den Ausgang dieses Processes gespannt, namentlich die Juden, deren Glaubensgenosse der Angeklagte ist. Der Correspondent der Gazette des Tribunaux verspricht weitere Details über diesen merkwürdigen Rechtsfall, der bereits eine Menge Flugschriften für und gegen den Angeklagten hervorgerufen hat. Domicil dort erfordern, zu lösen. Man hat diese Veranlassung benutzt, um einige nothwendige Aenderungen in der Vertheilung der Portefeuilles vorzunehmen, die in der ersten Combination nicht immer den eigentlichen Specialitäten zugefallen waren. (Die definitive Zusammensetzung haben wir gestern mitgetheilt.) Mit Ausnahme Dumon-Dumortiers sind dieselben Namen geblieben. Die neue Vertheilung der Departements ist, ich wiederhole es, offenbar im Interesse der Verwaltung, denn die der ersten Combination ließ in mehr als einer Beziehung zu wünschen übrig. Italien. (Journal des Débats.) Die neuesten Nachrichten vom mittelländischen Meer melden, daß der auf Malta befindliche Admiral Stopford nach Empfang der Depeschen seiner Regierung den Kriegsschiffen Befehl gegeben, aus dem Hafen von la Valetta zu segeln. Zugleich habe er ein Dampfboot nach Vurla abgesandt, welches der dortigen englischen Escadre Ordre überbracht habe, mit den Kriegsschiffen vor Malta sich zu vereinigen. Das Dampfboot Hydra ging nach Neapel ab, um die definitiven Instructionen des Hrn. Temple zu empfangen. Bei Ankunft dieses Fahrzeugs in Neapel richtete der außerordentliche Gesandte Englands an den König die förmliche Aufforderung, binnen 48 Stunden den Contract, welcher den Tractat von 1816 verletze, aufzulösen, und das Princip des den brittischen Unterthanen schuldigen Ersatzes für den Schaden, den sie durch jenen Contract erlitten, anzuerkennen. Der König ließ, wie die Gazette du Midi versichert, nachdem er seinen Staatsrath gehört, dem Gesandten folgende Antwort zukommen. „Der Tractat von 1816 ist durch den Contract wegen des Schwefelhandels offenbar nicht verletzt. Statt Schaden zu erleiden, haben die brittischen Unterthanen vielmehr beträchtlichen Gewinn gemacht. Ich habe also Gott und die Gerechtigkeit auf meiner Seite, und setze mehr Vertrauen in die Stärke des Rechts, als in das Recht der Stärke.“ Das diplomatische Corps glaubte hierauf einen Schritt beim König thun, und ihm einen in rücksichtvollen Ausdrücken abgefaßten Vergleichsentwurf, worin die Forderungen gemildert waren, vorlegen zu müssen. Der König weigerte sich, demselben beizutreten, und am 7 April Abends ging das Dampfboot Hydra, welches das Resultat des Schrittes der Gesandten erwartete, nach Malta ab, mit dem Befehl an den brittischen Admiral, die Häfen von Neapel und Palermo zu blokiren, und jedes Fahrzeug unter neapolitanischer Flagge wegzunehmen. Neapel, 16 April. Auf die neulich erwähnte Weisung des englischen Consuls an die Schiffscapitäne seiner Nation, die sich, ungefähr 20 an der Zahl, hier befinden, so schnell wie möglich auszuladen und sich aus dem Hafen zu entfernen, erschien gestern von Seite unserer Regierung die artige und großmüthige Verordnung, alle Schiffe, die im Ausladen begriffen sind, seyen es neapolitanische oder andere, bei Seite zu lassen, und sich ausschließlich mit dem Löschen der englischen Schiffe zu beschäftigen, damit diese „sich ohne Zeitverlust entfernen und auf diese Weise der Gefahr entrinnen könnten.“ Diese Verordnung hat nach den fortwährenden Drohungen von englischer Seite, feindselig gegen die neapolitanische Flagge zu verfahren, allgemeinen Beifall erregt. Gestern Mittag legte sich das englische Linienschiff Bellerophon nebst einem Kriegsdampfschiff, ohne zu salutiren, auf hiesiger Rhede auf halbe Schußweite von der Stadt, vor Anker. Die Officiere des Bellerophon sind übrigens ans Land gestiegen. Das Admiralschiff mit dem Rest des Geschwaders unter dem Commando des Admirals Stopford selbst wird Montag erwartet. Stopford steht von früherer Zeit her mit Sr. Maj. auf einem sehr freundschaftlichen Fuße. Noch immer herrscht die Hoffnung vor, es werde Alles friedlich abgemacht werden. – Fräulein Piris wurde nach ihrem glänzenden Erfolg in Palermo auf ein Jahr als Prima Donna für San Carlo engagirt, sie ist bereits hier angekommen. Rom, 16 April. Unser diplomatisches Corps ist durch einen Geschäftsträger der Republik Chili in der Person des Hrn. F. S. Rosales vermehrt, welcher am 13 d. seine Creditive dem Staatssecretär Cardinal Lambruschini feierlich überreichte. – Eine französische Corvette von 18 Kanonen ist in den Hafen von Cività vecchia eingelaufen. Die mitgebrachten Depeschen wurden sogleich hieher an den französischen Ambassadeur befördert. Man erzählt sich, es seyen mehrere französische Kriegsschiffe nach Neapel beordert, welche als Beobachtungsgeschwader dort ihre Station gegen die Engländer nehmen werden. – Durch die Congregazione del Indice sind folgende Bücher verboten zu lesen oder zu besitzen: 1) Conducta del Reverendo Obispo de Michoacan Don J. Cayetano Portugal, con motivo del destierro que impuso el Gobierno de aquel estado a varios ecclesiasticos desafectos al sistema federal. Añadense algunas reflecsiones y varios documentos interesantes. Coleccion de articulos editoriales publicados en el fenix de la Libertad. 2) Mémoires de Luther, écrits par lui-même, traduits et mis en ordre par M. Michelet. 3) Der aufgehende Morgenstern und der anbrechende Tag in den Christenherzen. Hierbei heißt es zu der lateinischen Uebersetzung des Titels: Enchiridion religiosum cum peculiari respectu ad tempus nostrum, a P. Francisco Sebastiano Ammann Cappuccinorum Vicario und 4) La Filosofia rettificata. Opere del Marchese Pio Muti-Bussi. Die Gazette des Tribunaux gibt in einem Schreiben aus Florenz Nachricht über einen merkwürdigen Proceß, der schon seit 1831 anhängig sey, und nächstens zur Entscheidung kommen soll. Einer der ersten Kaufleute Livorno's, Hr. B.. ist angeklagt, dem Ex-Dey von Algier seine Kostbarkeiten gestohlen zu haben. Nach der Uebergabe Algiers vertraute der Dey jenem Kaufmann ein Kistchen an, welches die Diamanten und übrigen Kostbarkeiten seines Privateigenthums enthielt. Der Ex-Minister des Dey's sollte dieses werthvolle Unterpfand bewachen. Die Versuchung für B.. und seine Helfershelfer war groß. Sie ließen ein Kistchen fertigen ganz von derselben Form und Größe und demselben Gewicht. Es gelang auch, die Wachsamkeit des afrikanischen Hüters zu täuschen; die Kistchen wurden, wie es scheint, während der Ueberfahrt vertauscht. Der Schiffscapitän steckte, wie man vermuthet, mit B.. unter einer Decke. Erst einige Zeit nach dem Verschwinden des ächten Schatzkästchens kam der Afrikaner hinter den Betrug. Es wurde nun bei der toscanischen Regierung Klage gegen B.. erhoben, welcher vergeblich seine Unschuld betheuerte. Die energischen Reclamationen des Dey's, der öffentliche Unwille und die mancherlei verdächtigen Umstände, welche sich gegen B.. erhoben, motivirten dessen Verhaftung. Der Capitän des Kauffahrteischiffs, von dem für B.. Aufschlüsse zu fürchten waren, wurde in Livorno ermordet gefunden. Um Zeugen zu Gunsten des Angeklagten zu gewinnen, sparte man weder Geld noch Drohungen. Das Publicum in Livorno ist nicht wenig auf den Ausgang dieses Processes gespannt, namentlich die Juden, deren Glaubensgenosse der Angeklagte ist. Der Correspondent der Gazette des Tribunaux verspricht weitere Details über diesen merkwürdigen Rechtsfall, der bereits eine Menge Flugschriften für und gegen den Angeklagten hervorgerufen hat. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div type="jArticle" n="2"> <p><pb facs="#f0004" n="0932"/> Domicil dort erfordern, zu lösen. Man hat diese Veranlassung benutzt, um einige nothwendige Aenderungen in der Vertheilung der Portefeuilles vorzunehmen, die in der ersten Combination nicht immer den eigentlichen Specialitäten zugefallen waren. (Die definitive Zusammensetzung haben wir gestern mitgetheilt.) Mit Ausnahme Dumon-Dumortiers sind dieselben Namen geblieben. Die neue Vertheilung der Departements ist, ich wiederhole es, offenbar im Interesse der Verwaltung, denn die der ersten Combination ließ in mehr als einer Beziehung zu wünschen übrig.</p> </div> </div><lb/> <div n="1"> <head> <hi rendition="#b">Italien.</hi> </head><lb/> <p>(<hi rendition="#g">Journal des Débats</hi>.) 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Der König weigerte sich, demselben beizutreten, und am 7 April Abends ging das Dampfboot Hydra, welches das Resultat des Schrittes der Gesandten erwartete, nach Malta ab, mit dem Befehl an den brittischen Admiral, die Häfen von Neapel und Palermo zu blokiren, und jedes Fahrzeug unter neapolitanischer Flagge wegzunehmen.</p><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <byline> <docAuthor> <gap reason="insignificant"/> </docAuthor> </byline> <dateline><hi rendition="#b">Neapel,</hi> 16 April.</dateline> <p> Auf die neulich erwähnte Weisung des englischen Consuls an die Schiffscapitäne seiner Nation, die sich, ungefähr 20 an der Zahl, hier befinden, so schnell wie möglich auszuladen und sich aus dem Hafen zu entfernen, erschien gestern von Seite unserer Regierung die artige und großmüthige Verordnung, alle Schiffe, die im Ausladen begriffen sind, seyen es neapolitanische oder andere, bei Seite zu lassen, und sich ausschließlich mit dem Löschen der englischen Schiffe zu beschäftigen, damit diese „sich ohne Zeitverlust entfernen und auf diese Weise der Gefahr entrinnen könnten.“ Diese Verordnung hat nach den fortwährenden Drohungen von englischer Seite, feindselig gegen die neapolitanische Flagge zu verfahren, allgemeinen Beifall erregt. Gestern Mittag legte sich das englische Linienschiff Bellerophon nebst einem Kriegsdampfschiff, ohne zu salutiren, auf hiesiger Rhede auf halbe Schußweite von der Stadt, vor Anker. Die Officiere des Bellerophon sind übrigens ans Land gestiegen. Das Admiralschiff mit dem Rest des Geschwaders unter dem Commando des Admirals Stopford selbst wird Montag erwartet. Stopford steht von früherer Zeit her mit Sr. Maj. auf einem sehr freundschaftlichen Fuße. Noch immer herrscht die Hoffnung vor, es werde Alles friedlich abgemacht werden. – Fräulein Piris wurde nach ihrem glänzenden Erfolg in Palermo auf ein Jahr als Prima Donna für San Carlo engagirt, sie ist bereits hier angekommen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <byline> <docAuthor> <gap reason="insignificant"/> </docAuthor> </byline> <dateline><hi rendition="#b">Rom,</hi> 16 April.</dateline> <p> Unser diplomatisches Corps ist durch einen Geschäftsträger der Republik Chili in der Person des Hrn. F. S. 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Michelet. 3) Der aufgehende Morgenstern und der anbrechende Tag in den Christenherzen. Hierbei heißt es zu der lateinischen Uebersetzung des Titels: Enchiridion religiosum cum peculiari respectu ad tempus nostrum, a P. Francisco Sebastiano Ammann Cappuccinorum Vicario und 4) La Filosofia rettificata. Opere del Marchese Pio Muti-Bussi.</p><lb/> <p>Die <hi rendition="#g">Gazette des Tribunaux</hi> gibt in einem Schreiben aus <hi rendition="#g">Florenz</hi> Nachricht über einen merkwürdigen Proceß, der schon seit 1831 anhängig sey, und nächstens zur Entscheidung kommen soll. Einer der ersten Kaufleute Livorno's, Hr. B.. ist angeklagt, dem Ex-Dey von Algier seine Kostbarkeiten gestohlen zu haben. Nach der Uebergabe Algiers vertraute der Dey jenem Kaufmann ein Kistchen an, welches die Diamanten und übrigen Kostbarkeiten seines Privateigenthums enthielt. Der Ex-Minister des Dey's sollte dieses werthvolle Unterpfand bewachen. Die Versuchung für B.. und seine Helfershelfer war groß. Sie ließen ein Kistchen fertigen ganz von derselben Form und Größe und demselben Gewicht. Es gelang auch, die Wachsamkeit des afrikanischen Hüters zu täuschen; die Kistchen wurden, wie es scheint, während der Ueberfahrt vertauscht. Der Schiffscapitän steckte, wie man vermuthet, mit B.. unter einer Decke. Erst einige Zeit nach dem Verschwinden des ächten Schatzkästchens kam der Afrikaner hinter den Betrug. Es wurde nun bei der toscanischen Regierung Klage gegen B.. erhoben, welcher vergeblich seine Unschuld betheuerte. Die energischen Reclamationen des Dey's, der öffentliche Unwille und die mancherlei verdächtigen Umstände, welche sich gegen B.. erhoben, motivirten dessen Verhaftung. Der Capitän des Kauffahrteischiffs, von dem für B.. Aufschlüsse zu fürchten waren, wurde in Livorno ermordet gefunden. Um Zeugen zu Gunsten des Angeklagten zu gewinnen, sparte man weder Geld noch Drohungen. Das Publicum in Livorno ist nicht wenig auf den Ausgang dieses Processes gespannt, namentlich die Juden, deren Glaubensgenosse der Angeklagte ist. Der Correspondent der Gazette des Tribunaux verspricht weitere Details über diesen merkwürdigen Rechtsfall, der bereits eine Menge Flugschriften für und gegen den Angeklagten hervorgerufen hat.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0932/0004]
Domicil dort erfordern, zu lösen. Man hat diese Veranlassung benutzt, um einige nothwendige Aenderungen in der Vertheilung der Portefeuilles vorzunehmen, die in der ersten Combination nicht immer den eigentlichen Specialitäten zugefallen waren. (Die definitive Zusammensetzung haben wir gestern mitgetheilt.) Mit Ausnahme Dumon-Dumortiers sind dieselben Namen geblieben. Die neue Vertheilung der Departements ist, ich wiederhole es, offenbar im Interesse der Verwaltung, denn die der ersten Combination ließ in mehr als einer Beziehung zu wünschen übrig.
Italien.
(Journal des Débats.) Die neuesten Nachrichten vom mittelländischen Meer melden, daß der auf Malta befindliche Admiral Stopford nach Empfang der Depeschen seiner Regierung den Kriegsschiffen Befehl gegeben, aus dem Hafen von la Valetta zu segeln. Zugleich habe er ein Dampfboot nach Vurla abgesandt, welches der dortigen englischen Escadre Ordre überbracht habe, mit den Kriegsschiffen vor Malta sich zu vereinigen. Das Dampfboot Hydra ging nach Neapel ab, um die definitiven Instructionen des Hrn. Temple zu empfangen. Bei Ankunft dieses Fahrzeugs in Neapel richtete der außerordentliche Gesandte Englands an den König die förmliche Aufforderung, binnen 48 Stunden den Contract, welcher den Tractat von 1816 verletze, aufzulösen, und das Princip des den brittischen Unterthanen schuldigen Ersatzes für den Schaden, den sie durch jenen Contract erlitten, anzuerkennen. Der König ließ, wie die Gazette du Midi versichert, nachdem er seinen Staatsrath gehört, dem Gesandten folgende Antwort zukommen. „Der Tractat von 1816 ist durch den Contract wegen des Schwefelhandels offenbar nicht verletzt. Statt Schaden zu erleiden, haben die brittischen Unterthanen vielmehr beträchtlichen Gewinn gemacht. Ich habe also Gott und die Gerechtigkeit auf meiner Seite, und setze mehr Vertrauen in die Stärke des Rechts, als in das Recht der Stärke.“ Das diplomatische Corps glaubte hierauf einen Schritt beim König thun, und ihm einen in rücksichtvollen Ausdrücken abgefaßten Vergleichsentwurf, worin die Forderungen gemildert waren, vorlegen zu müssen. Der König weigerte sich, demselben beizutreten, und am 7 April Abends ging das Dampfboot Hydra, welches das Resultat des Schrittes der Gesandten erwartete, nach Malta ab, mit dem Befehl an den brittischen Admiral, die Häfen von Neapel und Palermo zu blokiren, und jedes Fahrzeug unter neapolitanischer Flagge wegzunehmen.
_ Neapel, 16 April. Auf die neulich erwähnte Weisung des englischen Consuls an die Schiffscapitäne seiner Nation, die sich, ungefähr 20 an der Zahl, hier befinden, so schnell wie möglich auszuladen und sich aus dem Hafen zu entfernen, erschien gestern von Seite unserer Regierung die artige und großmüthige Verordnung, alle Schiffe, die im Ausladen begriffen sind, seyen es neapolitanische oder andere, bei Seite zu lassen, und sich ausschließlich mit dem Löschen der englischen Schiffe zu beschäftigen, damit diese „sich ohne Zeitverlust entfernen und auf diese Weise der Gefahr entrinnen könnten.“ Diese Verordnung hat nach den fortwährenden Drohungen von englischer Seite, feindselig gegen die neapolitanische Flagge zu verfahren, allgemeinen Beifall erregt. Gestern Mittag legte sich das englische Linienschiff Bellerophon nebst einem Kriegsdampfschiff, ohne zu salutiren, auf hiesiger Rhede auf halbe Schußweite von der Stadt, vor Anker. Die Officiere des Bellerophon sind übrigens ans Land gestiegen. Das Admiralschiff mit dem Rest des Geschwaders unter dem Commando des Admirals Stopford selbst wird Montag erwartet. Stopford steht von früherer Zeit her mit Sr. Maj. auf einem sehr freundschaftlichen Fuße. Noch immer herrscht die Hoffnung vor, es werde Alles friedlich abgemacht werden. – Fräulein Piris wurde nach ihrem glänzenden Erfolg in Palermo auf ein Jahr als Prima Donna für San Carlo engagirt, sie ist bereits hier angekommen.
_ Rom, 16 April. Unser diplomatisches Corps ist durch einen Geschäftsträger der Republik Chili in der Person des Hrn. F. S. Rosales vermehrt, welcher am 13 d. seine Creditive dem Staatssecretär Cardinal Lambruschini feierlich überreichte. – Eine französische Corvette von 18 Kanonen ist in den Hafen von Cività vecchia eingelaufen. Die mitgebrachten Depeschen wurden sogleich hieher an den französischen Ambassadeur befördert. Man erzählt sich, es seyen mehrere französische Kriegsschiffe nach Neapel beordert, welche als Beobachtungsgeschwader dort ihre Station gegen die Engländer nehmen werden. – Durch die Congregazione del Indice sind folgende Bücher verboten zu lesen oder zu besitzen: 1) Conducta del Reverendo Obispo de Michoacan Don J. Cayetano Portugal, con motivo del destierro que impuso el Gobierno de aquel estado a varios ecclesiasticos desafectos al sistema federal. Añadense algunas reflecsiones y varios documentos interesantes. Coleccion de articulos editoriales publicados en el fenix de la Libertad. 2) Mémoires de Luther, écrits par lui-même, traduits et mis en ordre par M. Michelet. 3) Der aufgehende Morgenstern und der anbrechende Tag in den Christenherzen. Hierbei heißt es zu der lateinischen Uebersetzung des Titels: Enchiridion religiosum cum peculiari respectu ad tempus nostrum, a P. Francisco Sebastiano Ammann Cappuccinorum Vicario und 4) La Filosofia rettificata. Opere del Marchese Pio Muti-Bussi.
Die Gazette des Tribunaux gibt in einem Schreiben aus Florenz Nachricht über einen merkwürdigen Proceß, der schon seit 1831 anhängig sey, und nächstens zur Entscheidung kommen soll. Einer der ersten Kaufleute Livorno's, Hr. B.. ist angeklagt, dem Ex-Dey von Algier seine Kostbarkeiten gestohlen zu haben. Nach der Uebergabe Algiers vertraute der Dey jenem Kaufmann ein Kistchen an, welches die Diamanten und übrigen Kostbarkeiten seines Privateigenthums enthielt. Der Ex-Minister des Dey's sollte dieses werthvolle Unterpfand bewachen. Die Versuchung für B.. und seine Helfershelfer war groß. Sie ließen ein Kistchen fertigen ganz von derselben Form und Größe und demselben Gewicht. Es gelang auch, die Wachsamkeit des afrikanischen Hüters zu täuschen; die Kistchen wurden, wie es scheint, während der Ueberfahrt vertauscht. Der Schiffscapitän steckte, wie man vermuthet, mit B.. unter einer Decke. Erst einige Zeit nach dem Verschwinden des ächten Schatzkästchens kam der Afrikaner hinter den Betrug. Es wurde nun bei der toscanischen Regierung Klage gegen B.. erhoben, welcher vergeblich seine Unschuld betheuerte. Die energischen Reclamationen des Dey's, der öffentliche Unwille und die mancherlei verdächtigen Umstände, welche sich gegen B.. erhoben, motivirten dessen Verhaftung. Der Capitän des Kauffahrteischiffs, von dem für B.. Aufschlüsse zu fürchten waren, wurde in Livorno ermordet gefunden. Um Zeugen zu Gunsten des Angeklagten zu gewinnen, sparte man weder Geld noch Drohungen. Das Publicum in Livorno ist nicht wenig auf den Ausgang dieses Processes gespannt, namentlich die Juden, deren Glaubensgenosse der Angeklagte ist. Der Correspondent der Gazette des Tribunaux verspricht weitere Details über diesen merkwürdigen Rechtsfall, der bereits eine Menge Flugschriften für und gegen den Angeklagten hervorgerufen hat.
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(2016-06-28T11:37:15Z)
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Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
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