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Allgemeine Zeitung. Nr. 117. Augsburg, 26. April 1840.

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Zeit in Odessa aufhalten und dann auf seinen Posten abgehen. Mehrere französische Schiffe befanden sich in dem dortigen Hafen, die, mit Schiffbauholz beladen, den ersten günstigen Wind abwarteten, um nach Toulon, Bordeaux und Brest abzusegeln. Man will hier daraus schließen, daß Frankreichs Rüstungen zur See eine größere, nicht auf die nächste Zukunft allein berechnete Ausdehnung erhalten sollen. In wie weit diese Voraussetzungen gegründet sind, kann ich nicht bestimmen.

Nachrichten aus Petersburg versichern, daß Se. Maj. der Kaiser Nicolaus im nächsten Sommer Rußland nicht verlassen wird. - Der Graf v. Pahlen hat während seiner Anwesenheit öfter Gelegenheit gehabt, über die Frage des Orients sich auszusprechen. So viel man aus seinen Aeußerungen schließen kann, hegt man in Petersburg die Ueberzeugung, daß in Frankreich seit dem Eintritt des Hrn. Thiers ins Ministerium sich die Chancen für eine gütliche Beilegung der Streitsachen vermehrt haben. Doch scheint der Graf die Meinung zu hegen, daß einige Concessionen zum Vortheile Mehemed Ali's unumgänglich seyn werden, namentlich die Ueberlassung der Festung Acre an Aegypten, welche nach dem Brunnow-Palmerston'schen Projecte schon jenseits der für Aegypten gezogenen Abgränzungslinie gelegen ist.

Oesterreich.

Der königl. hannover'sche Kriegsminister, General Graf v. Alten, ist am Gründonnerstag in Bozen im Gasthof zur Kaiserkrone angekommen und am Ostermontag früh halb 6 Uhr am Nervenschlag verstorben. Der Leichnam wurde einbalsamirt und Nachts 10 Uhr desselben Tags zu der hannover'schen Gesandtschaft nach München abgeführt.

Das Geburtsfest des Kaisers wurde am Sonntag und heute auf die gewöhnliche Weise begangen; Fürst Colloredo empfing Namens Sr. Maj. die Glückwünsche der Autoritäten und des diplomatischen Corps; in der Kathedrale zu St. Stephan hielt der Erzbischof unter Paradirung der uniformirten Bürger ein feierliches Hochamt, während die bürgerliche Artillerie von der Bastei der Stadt Salven gab. Die Garnison der Stadt beging den festlichen Tag durch eine große Kirchenparade auf dem Glacis. - Se. Maj. der Kaiser haben die durch den Tod des Feldmarschalllieutenants Grafen v. Salis erledigte zweite Inhaberwürde des Infanterieregiments Nr. 3 dem beim Hofkriegsrath zugetheilten Feldmarschalllieutenant Frhrn. v. Puchner verliehen. - Mehrere gegenwärtig in Urlaub hier befindliche Diplomaten schicken sich zur Abreise auf ihre Posten an; so werden uns namentlich im Laufe dieser Woche der k. k. Botschafter am St. Petersburger Hof, Graf v. Fiquelmont, und der Gesandte in Athen, Frhr. v. Prokesch, im Laufe der nächsten Woche aber vermuthlich auch unser Botschafter am Londoner Hofe, Fürst Paul Esterhazy, und der k. k. Präsidialbundestagsgesandte, Graf Münch, verlassen. - Der Streit zwischen England und Neapel wegen des Schwefelmonopols wird gewiß auf gütlichem Wege seine Erledigung erhalten. Indessen ist es wohl unrichtig, daß, wie verschiedene Correspondenzen sagten, die österreichische Regierung hiebei ihre Vermittlung angetragen haben soll; diese scheint vielmehr, das undankbare Amt des Schiedsrichters oder Vermittlers von jeher scheuend, auf beiden Seiten ihren Einfluß einfach nur dazu verwandt zu haben, um Nachgiebigkeit und Versöhnung zu empfehlen. - Gestern als am Ostermontag bot sich dem schaulustigen Auge bei der an diesem Tage üblichen Praterfahrt mancherlei Genuß dar. Die dießjährige Promenade blieb weder an Zahl noch an Pracht der Equipagen hinter frühern zurück; in Mitte derselben bemerkte man mehrere Hofwägen, und in denselben zur allgemeinen Freude Se. Maj. den Kaiser an der Seite seiner durchlauchtigsten Gemahlin. - Seit kurzem befindet sich der durch seine mit Glück erprobte wichtige Entdeckung, das Meerwasser trinkbar zu machen, bekannte Hr. Dietrich aus Grätz in unsern Mauern, wie man hört, in auf diese Entdeckung bezüglicher Angelegenheit.

Türkei.

Der Sultan hat den Befehl erlassen, daß alle Großwürdenträger, Ulemas, Civil- und Militärbeamten sich nach ihrem Range an eigens dazu bestimmten Tagen in den Palast von Tschiragan begeben, um denselben in Augenschein zu nehmen. Diesem Befehle gemäß haben die osmanischen Würdenträger schon in verflossener Woche angefangen, den neuen Palast zu besichtigen. - Der neuernannte Ministerresident der hohen Pforte am k. griechischen Hofe, Hr. Konstantin Mussurus, verließ gestern diese Hauptstadt an Bord des österreichischen Dampfboots Stambol, um sich über Smyrna, Samos und Syra nach Athen zu begeben. - An demselben Tage traf das aus Alexandrien kommende toscanische Dampfboot Hadschi Baba, im hiesigen Hafen ein, und wurde sogleich vor das Lazareth von Kuleli geführt, um daselbst Passagiere und Waaren auszuschiffen. - In Folge der in der Umgegend von Samsun vorgekommenen Pestfälle wurden daselbst Anstalten getroffen, welche hoffen lassen, daß der Seuche binnen kurzem ein Ziel gesetzt seyn werde. Minder günstig lauten die Nachrichten aus Silistria, wo sich noch immer täglich einige Pestfälle ereignen, weßhalb alle Provenienzen von dorther einer doppelten Quarantäne unterworfen sind. Hier erfreuen wir uns fortwährend des befriedigendsten Gesundheitszustandes.

Aus Konstantinopel bringen die neuesten Berichte in dem Stand der Politik noch immer keine Veränderung. Auf Seite der Pforte dauern die alten Gedanken der Unterwerfung unter die mit Sehnsucht erwarteten Beschlüsse der intervenirenden Mächte, auf Seite Mehemed Ali's dagegen die schon zum Ueberdruß besprochenen Widerstandsprojecte fort. - Der Sultan lebt in seinem neuen Palast herrlich und in Freuden, fast ausschließlich um die Angelegenheiten seines Harems besorgt; die Sorge der Regierung überläßt er den Händen Chosrew und Reschid Pascha's, welche glücklicherweise diesem großherrlichen Vertrauen durch Eifer und Gewandtheit entsprechen. - Aus Alexandrien hatte man in Konstantinopel durch das am 7 daselbst angelangte toscanische Dampfboot die - weiter nicht verbürgte - Anzeige erhalten, daß Mehemed Ali dem vom Sultan abgesetzten Kapudan Pascha der großherrlichen Flotte, Ahmed Fewzi Pascha, den Oberbefehl der beiden Flotten, nicht bloß der ägyptischen, sondern auch der großherrlichen Flotte, förmlich übertragen habe, was hier ungemeines Aufsehen erregt hat. Nicht minderes Aufsehen haben zweierlei hier eingelaufene weitere Nachrichten gemacht, die möglicherweise auf die Stellung Rußland zur Pforte nicht ohne allen Einfluß bleiben dürften. Die erste, noch der Bestätigung bedürfende, kam von der Ostküste des schwarzen Meers, und meldete, daß die Tscherkessen die russische Festung Sudscha, unweit Anapa, genommen, und zu weitern Unternehmungen Vorbereitungen getroffen hätten; die zweite hier gleich wichtig erachtete Kunde ist die von dem gänzlichen Mißlingen der Expedition gegen Chiwa. Es gibt Leute, die über diese Nachricht außer sich vor Freude sind, und, wie es in der ersten Aufwallung geschieht, die extremsten Hoffnungen daran knüpfen.

Zeit in Odessa aufhalten und dann auf seinen Posten abgehen. Mehrere französische Schiffe befanden sich in dem dortigen Hafen, die, mit Schiffbauholz beladen, den ersten günstigen Wind abwarteten, um nach Toulon, Bordeaux und Brest abzusegeln. Man will hier daraus schließen, daß Frankreichs Rüstungen zur See eine größere, nicht auf die nächste Zukunft allein berechnete Ausdehnung erhalten sollen. In wie weit diese Voraussetzungen gegründet sind, kann ich nicht bestimmen.

Nachrichten aus Petersburg versichern, daß Se. Maj. der Kaiser Nicolaus im nächsten Sommer Rußland nicht verlassen wird. – Der Graf v. Pahlen hat während seiner Anwesenheit öfter Gelegenheit gehabt, über die Frage des Orients sich auszusprechen. So viel man aus seinen Aeußerungen schließen kann, hegt man in Petersburg die Ueberzeugung, daß in Frankreich seit dem Eintritt des Hrn. Thiers ins Ministerium sich die Chancen für eine gütliche Beilegung der Streitsachen vermehrt haben. Doch scheint der Graf die Meinung zu hegen, daß einige Concessionen zum Vortheile Mehemed Ali's unumgänglich seyn werden, namentlich die Ueberlassung der Festung Acre an Aegypten, welche nach dem Brunnow-Palmerston'schen Projecte schon jenseits der für Aegypten gezogenen Abgränzungslinie gelegen ist.

Oesterreich.

Der königl. hannover'sche Kriegsminister, General Graf v. Alten, ist am Gründonnerstag in Bozen im Gasthof zur Kaiserkrone angekommen und am Ostermontag früh halb 6 Uhr am Nervenschlag verstorben. Der Leichnam wurde einbalsamirt und Nachts 10 Uhr desselben Tags zu der hannover'schen Gesandtschaft nach München abgeführt.

Das Geburtsfest des Kaisers wurde am Sonntag und heute auf die gewöhnliche Weise begangen; Fürst Colloredo empfing Namens Sr. Maj. die Glückwünsche der Autoritäten und des diplomatischen Corps; in der Kathedrale zu St. Stephan hielt der Erzbischof unter Paradirung der uniformirten Bürger ein feierliches Hochamt, während die bürgerliche Artillerie von der Bastei der Stadt Salven gab. Die Garnison der Stadt beging den festlichen Tag durch eine große Kirchenparade auf dem Glacis. – Se. Maj. der Kaiser haben die durch den Tod des Feldmarschalllieutenants Grafen v. Salis erledigte zweite Inhaberwürde des Infanterieregiments Nr. 3 dem beim Hofkriegsrath zugetheilten Feldmarschalllieutenant Frhrn. v. Puchner verliehen. – Mehrere gegenwärtig in Urlaub hier befindliche Diplomaten schicken sich zur Abreise auf ihre Posten an; so werden uns namentlich im Laufe dieser Woche der k. k. Botschafter am St. Petersburger Hof, Graf v. Fiquelmont, und der Gesandte in Athen, Frhr. v. Prokesch, im Laufe der nächsten Woche aber vermuthlich auch unser Botschafter am Londoner Hofe, Fürst Paul Esterhazy, und der k. k. Präsidialbundestagsgesandte, Graf Münch, verlassen. – Der Streit zwischen England und Neapel wegen des Schwefelmonopols wird gewiß auf gütlichem Wege seine Erledigung erhalten. Indessen ist es wohl unrichtig, daß, wie verschiedene Correspondenzen sagten, die österreichische Regierung hiebei ihre Vermittlung angetragen haben soll; diese scheint vielmehr, das undankbare Amt des Schiedsrichters oder Vermittlers von jeher scheuend, auf beiden Seiten ihren Einfluß einfach nur dazu verwandt zu haben, um Nachgiebigkeit und Versöhnung zu empfehlen. – Gestern als am Ostermontag bot sich dem schaulustigen Auge bei der an diesem Tage üblichen Praterfahrt mancherlei Genuß dar. Die dießjährige Promenade blieb weder an Zahl noch an Pracht der Equipagen hinter frühern zurück; in Mitte derselben bemerkte man mehrere Hofwägen, und in denselben zur allgemeinen Freude Se. Maj. den Kaiser an der Seite seiner durchlauchtigsten Gemahlin. – Seit kurzem befindet sich der durch seine mit Glück erprobte wichtige Entdeckung, das Meerwasser trinkbar zu machen, bekannte Hr. Dietrich aus Grätz in unsern Mauern, wie man hört, in auf diese Entdeckung bezüglicher Angelegenheit.

Türkei.

Der Sultan hat den Befehl erlassen, daß alle Großwürdenträger, Ulemas, Civil- und Militärbeamten sich nach ihrem Range an eigens dazu bestimmten Tagen in den Palast von Tschiragan begeben, um denselben in Augenschein zu nehmen. Diesem Befehle gemäß haben die osmanischen Würdenträger schon in verflossener Woche angefangen, den neuen Palast zu besichtigen. – Der neuernannte Ministerresident der hohen Pforte am k. griechischen Hofe, Hr. Konstantin Mussurus, verließ gestern diese Hauptstadt an Bord des österreichischen Dampfboots Stambol, um sich über Smyrna, Samos und Syra nach Athen zu begeben. – An demselben Tage traf das aus Alexandrien kommende toscanische Dampfboot Hadschi Baba, im hiesigen Hafen ein, und wurde sogleich vor das Lazareth von Kuleli geführt, um daselbst Passagiere und Waaren auszuschiffen. – In Folge der in der Umgegend von Samsun vorgekommenen Pestfälle wurden daselbst Anstalten getroffen, welche hoffen lassen, daß der Seuche binnen kurzem ein Ziel gesetzt seyn werde. Minder günstig lauten die Nachrichten aus Silistria, wo sich noch immer täglich einige Pestfälle ereignen, weßhalb alle Provenienzen von dorther einer doppelten Quarantäne unterworfen sind. Hier erfreuen wir uns fortwährend des befriedigendsten Gesundheitszustandes.

Aus Konstantinopel bringen die neuesten Berichte in dem Stand der Politik noch immer keine Veränderung. Auf Seite der Pforte dauern die alten Gedanken der Unterwerfung unter die mit Sehnsucht erwarteten Beschlüsse der intervenirenden Mächte, auf Seite Mehemed Ali's dagegen die schon zum Ueberdruß besprochenen Widerstandsprojecte fort. – Der Sultan lebt in seinem neuen Palast herrlich und in Freuden, fast ausschließlich um die Angelegenheiten seines Harems besorgt; die Sorge der Regierung überläßt er den Händen Chosrew und Reschid Pascha's, welche glücklicherweise diesem großherrlichen Vertrauen durch Eifer und Gewandtheit entsprechen. – Aus Alexandrien hatte man in Konstantinopel durch das am 7 daselbst angelangte toscanische Dampfboot die – weiter nicht verbürgte – Anzeige erhalten, daß Mehemed Ali dem vom Sultan abgesetzten Kapudan Pascha der großherrlichen Flotte, Ahmed Fewzi Pascha, den Oberbefehl der beiden Flotten, nicht bloß der ägyptischen, sondern auch der großherrlichen Flotte, förmlich übertragen habe, was hier ungemeines Aufsehen erregt hat. Nicht minderes Aufsehen haben zweierlei hier eingelaufene weitere Nachrichten gemacht, die möglicherweise auf die Stellung Rußland zur Pforte nicht ohne allen Einfluß bleiben dürften. Die erste, noch der Bestätigung bedürfende, kam von der Ostküste des schwarzen Meers, und meldete, daß die Tscherkessen die russische Festung Sudscha, unweit Anapa, genommen, und zu weitern Unternehmungen Vorbereitungen getroffen hätten; die zweite hier gleich wichtig erachtete Kunde ist die von dem gänzlichen Mißlingen der Expedition gegen Chiwa. Es gibt Leute, die über diese Nachricht außer sich vor Freude sind, und, wie es in der ersten Aufwallung geschieht, die extremsten Hoffnungen daran knüpfen.

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[0934/0006] Zeit in Odessa aufhalten und dann auf seinen Posten abgehen. Mehrere französische Schiffe befanden sich in dem dortigen Hafen, die, mit Schiffbauholz beladen, den ersten günstigen Wind abwarteten, um nach Toulon, Bordeaux und Brest abzusegeln. Man will hier daraus schließen, daß Frankreichs Rüstungen zur See eine größere, nicht auf die nächste Zukunft allein berechnete Ausdehnung erhalten sollen. In wie weit diese Voraussetzungen gegründet sind, kann ich nicht bestimmen. _ Berlin, 16 April. Nachrichten aus Petersburg versichern, daß Se. Maj. der Kaiser Nicolaus im nächsten Sommer Rußland nicht verlassen wird. – Der Graf v. Pahlen hat während seiner Anwesenheit öfter Gelegenheit gehabt, über die Frage des Orients sich auszusprechen. So viel man aus seinen Aeußerungen schließen kann, hegt man in Petersburg die Ueberzeugung, daß in Frankreich seit dem Eintritt des Hrn. Thiers ins Ministerium sich die Chancen für eine gütliche Beilegung der Streitsachen vermehrt haben. Doch scheint der Graf die Meinung zu hegen, daß einige Concessionen zum Vortheile Mehemed Ali's unumgänglich seyn werden, namentlich die Ueberlassung der Festung Acre an Aegypten, welche nach dem Brunnow-Palmerston'schen Projecte schon jenseits der für Aegypten gezogenen Abgränzungslinie gelegen ist. Oesterreich. Der königl. hannover'sche Kriegsminister, General Graf v. Alten, ist am Gründonnerstag in Bozen im Gasthof zur Kaiserkrone angekommen und am Ostermontag früh halb 6 Uhr am Nervenschlag verstorben. Der Leichnam wurde einbalsamirt und Nachts 10 Uhr desselben Tags zu der hannover'schen Gesandtschaft nach München abgeführt. _ Wien, 21 April. Das Geburtsfest des Kaisers wurde am Sonntag und heute auf die gewöhnliche Weise begangen; Fürst Colloredo empfing Namens Sr. Maj. die Glückwünsche der Autoritäten und des diplomatischen Corps; in der Kathedrale zu St. Stephan hielt der Erzbischof unter Paradirung der uniformirten Bürger ein feierliches Hochamt, während die bürgerliche Artillerie von der Bastei der Stadt Salven gab. Die Garnison der Stadt beging den festlichen Tag durch eine große Kirchenparade auf dem Glacis. – Se. Maj. der Kaiser haben die durch den Tod des Feldmarschalllieutenants Grafen v. Salis erledigte zweite Inhaberwürde des Infanterieregiments Nr. 3 dem beim Hofkriegsrath zugetheilten Feldmarschalllieutenant Frhrn. v. Puchner verliehen. – Mehrere gegenwärtig in Urlaub hier befindliche Diplomaten schicken sich zur Abreise auf ihre Posten an; so werden uns namentlich im Laufe dieser Woche der k. k. Botschafter am St. Petersburger Hof, Graf v. Fiquelmont, und der Gesandte in Athen, Frhr. v. Prokesch, im Laufe der nächsten Woche aber vermuthlich auch unser Botschafter am Londoner Hofe, Fürst Paul Esterhazy, und der k. k. Präsidialbundestagsgesandte, Graf Münch, verlassen. – Der Streit zwischen England und Neapel wegen des Schwefelmonopols wird gewiß auf gütlichem Wege seine Erledigung erhalten. Indessen ist es wohl unrichtig, daß, wie verschiedene Correspondenzen sagten, die österreichische Regierung hiebei ihre Vermittlung angetragen haben soll; diese scheint vielmehr, das undankbare Amt des Schiedsrichters oder Vermittlers von jeher scheuend, auf beiden Seiten ihren Einfluß einfach nur dazu verwandt zu haben, um Nachgiebigkeit und Versöhnung zu empfehlen. – Gestern als am Ostermontag bot sich dem schaulustigen Auge bei der an diesem Tage üblichen Praterfahrt mancherlei Genuß dar. Die dießjährige Promenade blieb weder an Zahl noch an Pracht der Equipagen hinter frühern zurück; in Mitte derselben bemerkte man mehrere Hofwägen, und in denselben zur allgemeinen Freude Se. Maj. den Kaiser an der Seite seiner durchlauchtigsten Gemahlin. – Seit kurzem befindet sich der durch seine mit Glück erprobte wichtige Entdeckung, das Meerwasser trinkbar zu machen, bekannte Hr. Dietrich aus Grätz in unsern Mauern, wie man hört, in auf diese Entdeckung bezüglicher Angelegenheit. Türkei. _ Konstantinopel, 8 April. Der Sultan hat den Befehl erlassen, daß alle Großwürdenträger, Ulemas, Civil- und Militärbeamten sich nach ihrem Range an eigens dazu bestimmten Tagen in den Palast von Tschiragan begeben, um denselben in Augenschein zu nehmen. Diesem Befehle gemäß haben die osmanischen Würdenträger schon in verflossener Woche angefangen, den neuen Palast zu besichtigen. – Der neuernannte Ministerresident der hohen Pforte am k. griechischen Hofe, Hr. Konstantin Mussurus, verließ gestern diese Hauptstadt an Bord des österreichischen Dampfboots Stambol, um sich über Smyrna, Samos und Syra nach Athen zu begeben. – An demselben Tage traf das aus Alexandrien kommende toscanische Dampfboot Hadschi Baba, im hiesigen Hafen ein, und wurde sogleich vor das Lazareth von Kuleli geführt, um daselbst Passagiere und Waaren auszuschiffen. – In Folge der in der Umgegend von Samsun vorgekommenen Pestfälle wurden daselbst Anstalten getroffen, welche hoffen lassen, daß der Seuche binnen kurzem ein Ziel gesetzt seyn werde. Minder günstig lauten die Nachrichten aus Silistria, wo sich noch immer täglich einige Pestfälle ereignen, weßhalb alle Provenienzen von dorther einer doppelten Quarantäne unterworfen sind. Hier erfreuen wir uns fortwährend des befriedigendsten Gesundheitszustandes. _ Von der türkischen Gränze, 14 April. Aus Konstantinopel bringen die neuesten Berichte in dem Stand der Politik noch immer keine Veränderung. Auf Seite der Pforte dauern die alten Gedanken der Unterwerfung unter die mit Sehnsucht erwarteten Beschlüsse der intervenirenden Mächte, auf Seite Mehemed Ali's dagegen die schon zum Ueberdruß besprochenen Widerstandsprojecte fort. – Der Sultan lebt in seinem neuen Palast herrlich und in Freuden, fast ausschließlich um die Angelegenheiten seines Harems besorgt; die Sorge der Regierung überläßt er den Händen Chosrew und Reschid Pascha's, welche glücklicherweise diesem großherrlichen Vertrauen durch Eifer und Gewandtheit entsprechen. – Aus Alexandrien hatte man in Konstantinopel durch das am 7 daselbst angelangte toscanische Dampfboot die – weiter nicht verbürgte – Anzeige erhalten, daß Mehemed Ali dem vom Sultan abgesetzten Kapudan Pascha der großherrlichen Flotte, Ahmed Fewzi Pascha, den Oberbefehl der beiden Flotten, nicht bloß der ägyptischen, sondern auch der großherrlichen Flotte, förmlich übertragen habe, was hier ungemeines Aufsehen erregt hat. Nicht minderes Aufsehen haben zweierlei hier eingelaufene weitere Nachrichten gemacht, die möglicherweise auf die Stellung Rußland zur Pforte nicht ohne allen Einfluß bleiben dürften. Die erste, noch der Bestätigung bedürfende, kam von der Ostküste des schwarzen Meers, und meldete, daß die Tscherkessen die russische Festung Sudscha, unweit Anapa, genommen, und zu weitern Unternehmungen Vorbereitungen getroffen hätten; die zweite hier gleich wichtig erachtete Kunde ist die von dem gänzlichen Mißlingen der Expedition gegen Chiwa. Es gibt Leute, die über diese Nachricht außer sich vor Freude sind, und, wie es in der ersten Aufwallung geschieht, die extremsten Hoffnungen daran knüpfen.

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Deutsches Textarchiv: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-06-28T11:37:15Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-06-28T11:37:15Z)

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 117. Augsburg, 26. April 1840, S. 0934. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_117_18400426/6>, abgerufen am 21.11.2024.