Allgemeine Zeitung. Nr. 122. Augsburg, 1. Mai 1840.Augsburger Allgemeine Zeitung. Mit allerhöchsten Privilegien. FreitagNr. 122. 1 Mai 1840.Spanien. (Gazette de France.) Wir haben Briefe aus Saragossa vom 19 April erhalten, die von nichts, als von den Rüstungen Espartero's zur Belagerung Morella's sprechen. Man sagt sogar, daß er mit einer Heeresmacht von 40 bis 45 Bataillonen bereits bis eine Stunde von Morella vorgerückt sey, während O'Donnell mit fast eben so bedeutenden Streitkräften die Straße nach Cantavieja eingeschlagen habe. Alles scheint auf nahe wichtige Ereignisse zu deuten. Cabrera hält sich fort während zu Mora am Ebro auf, von wo er an seine Oberofficiere Befehle abfertigt. Die Krankheit dieses berühmten Anführers ist ohne Widerrede der bedeutendste Erfolg, den Espartero je erlangt hat. Cabrera's hoher Muth kämpft aber gegen seine körperlichen Leiden und begeistert auch seine Officiere und Soldaten. Großbritannien. London, 24 April. Der vor einigen Tagen gemeldete Tod des Unterstaatssecretärs für Irland, Thomas Drummond Esq., hat in Irland allgemeines Bedauern erregt, denn er war ebenso geachtet im Privatleben wie als Staatsbeamter. Am 21 April fand seine Beisetzung auf dem Kirchhof von Mount Jerome bei Dublin statt. Die Ecken des Sargtuchs wurden von dem Lordkanzler für Irland, Lord Plunket, dem Oberkanzleidirector (Master of the Rolls) Sir Michael O'Loghlen, drei Oberrichtern und dem Generalmajor Sir J. Burgoyne gehalten. Der Lordstatthalter und Lord Morpeth, der Generalsecretär für Irland, zeigten tiefe Betrübniß. Hr. Drummond starb in den besten Mannsjahren. In der Rede, welche an demselben Tage Daniel O'Connell in einer Versammlung der "Repeal-Association" in der Dubliner Kornbörse hielt, äußerte er, indem er das Uebel des Absentismus der irischen Grundherren beklagte, Drummonds Andenken verdiene im Gedächtniß des irischen Volkes fortzuleben, wenn er sich auch durch nichts ausgezeichnet hätte als durch seine Heilighaltung des Grundsatzes bei sich und bei andern, daß das Eigenthum nicht bloß Rechte, sondern auch Pflichten habe; diesen Satz sollte man als das schönste Epitaphium auf dessen Grabstein schreiben. O'Connell, dessen durch Lord Stanley's Bill veranlaßte Agitation eine täglich wachsende Ausdehnung in Irland gewinnt, äußerte ferner, auf der Fahne dieser Agitation stehe zwar annoch die Devise: "Gerechtigkeit für Irland oder Repeal (Auflösung der Union), aber er sey überzeugt, daß letztere das einzige Heilmittel sey. England möge ja nicht glauben, daß er das Wort Repeal als einen bloßen Popanz ausstelle, sondern es solle bald erfahren, daß es ihm von nun an gründlicher Ernst damit sey. Erst nach aufgelöster legislativer Union, unter seinem eigenen Parlament, werde Irland gedeihen können. Das Uebel des Absentismus habe man zwar schon vor der Union (d. h. vor 1800) empfunden, seitdem habe es sich aber ungemein vergrößert, denn während es vormals Irland etwa 4 bis 5 Millionen Pf. St. jährlich entzogen, entziehe es jetzt dem Lande 8 bis 10 Millionen. Vormals hätten nur Leute von 10,000 Pf. St. jährlichen Einkommens sich dem Hange hingegeben, ihre irischen Revenuen außer Landes zu verzehren, seitdem aber habe diese Sucht sogar kleine Rentiers von 400 bis 500 Pf. Einkünften angesteckt. Diesem Unheil könne nur durch eine eigene Legislatur gesteuert werden. Schließlich schlug O'Connell die Gründung einer "Repeal-Rente" vor, wozu jeder Irländer 1 Schilling jährlich, oder 1 Penny monatlich beitragen solle, und sprach die Hoffnung aus (welche aber selbst das M. Chronicle, so gerecht es im Uebrigen die Indignation der Irländer über Stanley's Maaßregel findet, nicht theilt), daß das englische Parlament, wenn es erst den entschlossenen Ernst des gesammten Irlands sehe, die Trennung auf gütlichem Gesetzeswege gestatten werde; die einzige Schwierigkeit werde die Repartirung der Nationalschuld darbieten. Provincialversammlungen gegen die Stanley'sche Bill sind an mehreren Orten, in der Stadt Connaught u. a., angekündigt. - Die Times läßt sich von ihrem Pariser Correspondenten schreiben: "Wie es scheint, hat Hr. Guizot, so sehr er auch mit Recht in England geschätzt ist, neuerlich den Fehler begangen, daß er sich um eine Einladung dem Zwecke bewarb, mit Hrn. O'Connell zusammenzutreffen. Hr. Thiers hat mit gewohntem Tact die feine Bemerkung gemacht, der französische Gesandte hätte Hrn. O'Connell wohl zufällig begegnen mögen, nicht aber den ausdrücklichen Wunsch äußern sollen, die Bekanntschaft des großen Agitators zu machen." (Globe.) Am 6 Mai werden die neuen Briefpost-Stempel in Gebrauch kommen. Man wird damit in London den Anfang machen, und ihn, so schnell es angehen will, auf das ganze Reich ausdehnen. Augsburger Allgemeine Zeitung. Mit allerhöchsten Privilegien. FreitagNr. 122. 1 Mai 1840.Spanien. (Gazette de France.) Wir haben Briefe aus Saragossa vom 19 April erhalten, die von nichts, als von den Rüstungen Espartero's zur Belagerung Morella's sprechen. Man sagt sogar, daß er mit einer Heeresmacht von 40 bis 45 Bataillonen bereits bis eine Stunde von Morella vorgerückt sey, während O'Donnell mit fast eben so bedeutenden Streitkräften die Straße nach Cantavieja eingeschlagen habe. Alles scheint auf nahe wichtige Ereignisse zu deuten. Cabrera hält sich fort während zu Mora am Ebro auf, von wo er an seine Oberofficiere Befehle abfertigt. Die Krankheit dieses berühmten Anführers ist ohne Widerrede der bedeutendste Erfolg, den Espartero je erlangt hat. Cabrera's hoher Muth kämpft aber gegen seine körperlichen Leiden und begeistert auch seine Officiere und Soldaten. Großbritannien. London, 24 April. Der vor einigen Tagen gemeldete Tod des Unterstaatssecretärs für Irland, Thomas Drummond Esq., hat in Irland allgemeines Bedauern erregt, denn er war ebenso geachtet im Privatleben wie als Staatsbeamter. Am 21 April fand seine Beisetzung auf dem Kirchhof von Mount Jerome bei Dublin statt. Die Ecken des Sargtuchs wurden von dem Lordkanzler für Irland, Lord Plunket, dem Oberkanzleidirector (Master of the Rolls) Sir Michael O'Loghlen, drei Oberrichtern und dem Generalmajor Sir J. Burgoyne gehalten. Der Lordstatthalter und Lord Morpeth, der Generalsecretär für Irland, zeigten tiefe Betrübniß. Hr. Drummond starb in den besten Mannsjahren. In der Rede, welche an demselben Tage Daniel O'Connell in einer Versammlung der „Repeal-Association“ in der Dubliner Kornbörse hielt, äußerte er, indem er das Uebel des Absentismus der irischen Grundherren beklagte, Drummonds Andenken verdiene im Gedächtniß des irischen Volkes fortzuleben, wenn er sich auch durch nichts ausgezeichnet hätte als durch seine Heilighaltung des Grundsatzes bei sich und bei andern, daß das Eigenthum nicht bloß Rechte, sondern auch Pflichten habe; diesen Satz sollte man als das schönste Epitaphium auf dessen Grabstein schreiben. O'Connell, dessen durch Lord Stanley's Bill veranlaßte Agitation eine täglich wachsende Ausdehnung in Irland gewinnt, äußerte ferner, auf der Fahne dieser Agitation stehe zwar annoch die Devise: „Gerechtigkeit für Irland oder Repeal (Auflösung der Union), aber er sey überzeugt, daß letztere das einzige Heilmittel sey. England möge ja nicht glauben, daß er das Wort Repeal als einen bloßen Popanz ausstelle, sondern es solle bald erfahren, daß es ihm von nun an gründlicher Ernst damit sey. Erst nach aufgelöster legislativer Union, unter seinem eigenen Parlament, werde Irland gedeihen können. Das Uebel des Absentismus habe man zwar schon vor der Union (d. h. vor 1800) empfunden, seitdem habe es sich aber ungemein vergrößert, denn während es vormals Irland etwa 4 bis 5 Millionen Pf. St. jährlich entzogen, entziehe es jetzt dem Lande 8 bis 10 Millionen. Vormals hätten nur Leute von 10,000 Pf. St. jährlichen Einkommens sich dem Hange hingegeben, ihre irischen Revenuen außer Landes zu verzehren, seitdem aber habe diese Sucht sogar kleine Rentiers von 400 bis 500 Pf. Einkünften angesteckt. Diesem Unheil könne nur durch eine eigene Legislatur gesteuert werden. Schließlich schlug O'Connell die Gründung einer „Repeal-Rente“ vor, wozu jeder Irländer 1 Schilling jährlich, oder 1 Penny monatlich beitragen solle, und sprach die Hoffnung aus (welche aber selbst das M. Chronicle, so gerecht es im Uebrigen die Indignation der Irländer über Stanley's Maaßregel findet, nicht theilt), daß das englische Parlament, wenn es erst den entschlossenen Ernst des gesammten Irlands sehe, die Trennung auf gütlichem Gesetzeswege gestatten werde; die einzige Schwierigkeit werde die Repartirung der Nationalschuld darbieten. Provincialversammlungen gegen die Stanley'sche Bill sind an mehreren Orten, in der Stadt Connaught u. a., angekündigt. – Die Times läßt sich von ihrem Pariser Correspondenten schreiben: „Wie es scheint, hat Hr. Guizot, so sehr er auch mit Recht in England geschätzt ist, neuerlich den Fehler begangen, daß er sich um eine Einladung dem Zwecke bewarb, mit Hrn. O'Connell zusammenzutreffen. Hr. Thiers hat mit gewohntem Tact die feine Bemerkung gemacht, der französische Gesandte hätte Hrn. O'Connell wohl zufällig begegnen mögen, nicht aber den ausdrücklichen Wunsch äußern sollen, die Bekanntschaft des großen Agitators zu machen.“ (Globe.) Am 6 Mai werden die neuen Briefpost-Stempel in Gebrauch kommen. Man wird damit in London den Anfang machen, und ihn, so schnell es angehen will, auf das ganze Reich ausdehnen. <TEI> <text> <front> <pb facs="#f0001" n="0969"/><lb/> <titlePage type="heading"> <docTitle> <titlePart type="main">Augsburger Allgemeine Zeitung.</titlePart><lb/> <titlePart type="jImprimatur">Mit allerhöchsten Privilegien.</titlePart> </docTitle><lb/> <docImprint> <docDate>Freitag</docDate> </docImprint><lb/> <titlePart type="volume">Nr. 122.</titlePart><lb/> <docImprint> <docDate>1 Mai 1840.</docDate> </docImprint> </titlePage> </front> <body> <div n="1"> <head> <hi rendition="#b">Spanien.</hi> </head><lb/> <p>(<hi rendition="#g">Gazette de France</hi>.) Wir haben Briefe aus Saragossa vom 19 April erhalten, die von nichts, als von den Rüstungen Espartero's zur Belagerung Morella's sprechen. Man sagt sogar, daß er mit einer Heeresmacht von 40 bis 45 Bataillonen bereits bis eine Stunde von Morella vorgerückt sey, während O'Donnell mit fast eben so bedeutenden Streitkräften die Straße nach Cantavieja eingeschlagen habe. Alles scheint auf nahe wichtige Ereignisse zu deuten. Cabrera hält sich fort während zu Mora am Ebro auf, von wo er an seine Oberofficiere Befehle abfertigt. Die Krankheit dieses berühmten Anführers ist ohne Widerrede der bedeutendste Erfolg, den Espartero je erlangt hat. Cabrera's hoher Muth kämpft aber gegen seine körperlichen Leiden und begeistert auch seine Officiere und Soldaten.</p> </div><lb/> <div n="1"> <head> <hi rendition="#b">Großbritannien.</hi> </head><lb/> <div n="2"> <byline> <docAuthor> <gap reason="insignificant"/> </docAuthor> </byline> <dateline><hi rendition="#b">London,</hi> 24 April.</dateline><lb/> <p>Der vor einigen Tagen gemeldete Tod des Unterstaatssecretärs für Irland, Thomas <hi rendition="#g">Drummond</hi> Esq., hat in Irland allgemeines Bedauern erregt, denn er war ebenso geachtet im Privatleben wie als Staatsbeamter. Am 21 April fand seine Beisetzung auf dem Kirchhof von Mount Jerome bei Dublin statt. Die Ecken des Sargtuchs wurden von dem Lordkanzler für Irland, Lord Plunket, dem Oberkanzleidirector (Master of the Rolls) Sir Michael O'Loghlen, drei Oberrichtern und dem Generalmajor Sir J. Burgoyne gehalten. Der Lordstatthalter und Lord Morpeth, der Generalsecretär für Irland, zeigten tiefe Betrübniß. Hr. Drummond starb in den besten Mannsjahren. In der Rede, welche an demselben Tage Daniel O'Connell in einer Versammlung der „Repeal-Association“ in der Dubliner Kornbörse hielt, äußerte er, indem er das Uebel des Absentismus der irischen Grundherren beklagte, Drummonds Andenken verdiene im Gedächtniß des irischen Volkes fortzuleben, wenn er sich auch durch nichts ausgezeichnet hätte als durch seine Heilighaltung des Grundsatzes bei sich und bei andern, daß das Eigenthum nicht bloß Rechte, sondern auch <hi rendition="#g">Pflichten</hi> habe; diesen Satz sollte man als das schönste Epitaphium auf dessen Grabstein schreiben. O'Connell, dessen durch Lord Stanley's Bill veranlaßte Agitation eine täglich wachsende Ausdehnung in Irland gewinnt, äußerte ferner, auf der Fahne dieser Agitation stehe zwar annoch die Devise: „Gerechtigkeit für Irland <hi rendition="#g">oder</hi> Repeal (Auflösung der Union), aber er sey überzeugt, daß letztere das einzige Heilmittel sey. England möge ja nicht glauben, daß er das Wort Repeal als einen bloßen Popanz ausstelle, sondern es solle bald erfahren, daß es ihm von nun an gründlicher Ernst damit sey. Erst nach aufgelöster legislativer Union, unter seinem eigenen Parlament, werde Irland gedeihen können. Das Uebel des Absentismus habe man zwar schon vor der Union (d. h. vor 1800) empfunden, seitdem habe es sich aber ungemein vergrößert, denn während es vormals Irland etwa 4 bis 5 Millionen Pf. St. jährlich entzogen, entziehe es jetzt dem Lande 8 bis 10 Millionen. Vormals hätten nur Leute von 10,000 Pf. St. jährlichen Einkommens sich dem Hange hingegeben, ihre irischen Revenuen außer Landes zu verzehren, seitdem aber habe diese Sucht sogar kleine Rentiers von 400 bis 500 Pf. Einkünften angesteckt. Diesem Unheil könne nur durch eine eigene Legislatur gesteuert werden. Schließlich schlug O'Connell die Gründung einer „Repeal-Rente“ vor, wozu jeder Irländer 1 Schilling jährlich, oder 1 Penny monatlich beitragen solle, und sprach die Hoffnung aus (welche aber selbst das M. <hi rendition="#g">Chronicle</hi>, so gerecht es im Uebrigen die Indignation der Irländer über Stanley's Maaßregel findet, nicht theilt), daß das englische Parlament, wenn es erst den entschlossenen Ernst des gesammten Irlands sehe, die Trennung auf gütlichem Gesetzeswege gestatten werde; die einzige Schwierigkeit werde die Repartirung der Nationalschuld darbieten. Provincialversammlungen gegen die Stanley'sche Bill sind an mehreren Orten, in der Stadt Connaught u. a., angekündigt. – Die <hi rendition="#g">Times</hi> läßt sich von ihrem Pariser Correspondenten schreiben: „Wie es scheint, hat Hr. Guizot, so sehr er auch mit Recht in England geschätzt ist, neuerlich den Fehler begangen, daß er sich um eine Einladung dem Zwecke bewarb, mit Hrn. O'Connell zusammenzutreffen. Hr. Thiers hat mit gewohntem Tact die feine Bemerkung gemacht, der französische Gesandte hätte Hrn. O'Connell wohl <hi rendition="#g">zufällig</hi> begegnen mögen, nicht aber den ausdrücklichen Wunsch äußern sollen, die Bekanntschaft des großen Agitators zu machen.“</p><lb/> <p>(<hi rendition="#g">Globe</hi>.) Am 6 Mai werden die neuen Briefpost-Stempel in Gebrauch kommen. Man wird damit in London den Anfang machen, und ihn, so schnell es angehen will, auf das ganze Reich ausdehnen.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0969/0001]
Augsburger Allgemeine Zeitung.
Mit allerhöchsten Privilegien.
Freitag
Nr. 122.
1 Mai 1840. Spanien.
(Gazette de France.) Wir haben Briefe aus Saragossa vom 19 April erhalten, die von nichts, als von den Rüstungen Espartero's zur Belagerung Morella's sprechen. Man sagt sogar, daß er mit einer Heeresmacht von 40 bis 45 Bataillonen bereits bis eine Stunde von Morella vorgerückt sey, während O'Donnell mit fast eben so bedeutenden Streitkräften die Straße nach Cantavieja eingeschlagen habe. Alles scheint auf nahe wichtige Ereignisse zu deuten. Cabrera hält sich fort während zu Mora am Ebro auf, von wo er an seine Oberofficiere Befehle abfertigt. Die Krankheit dieses berühmten Anführers ist ohne Widerrede der bedeutendste Erfolg, den Espartero je erlangt hat. Cabrera's hoher Muth kämpft aber gegen seine körperlichen Leiden und begeistert auch seine Officiere und Soldaten.
Großbritannien.
_ London, 24 April.
Der vor einigen Tagen gemeldete Tod des Unterstaatssecretärs für Irland, Thomas Drummond Esq., hat in Irland allgemeines Bedauern erregt, denn er war ebenso geachtet im Privatleben wie als Staatsbeamter. Am 21 April fand seine Beisetzung auf dem Kirchhof von Mount Jerome bei Dublin statt. Die Ecken des Sargtuchs wurden von dem Lordkanzler für Irland, Lord Plunket, dem Oberkanzleidirector (Master of the Rolls) Sir Michael O'Loghlen, drei Oberrichtern und dem Generalmajor Sir J. Burgoyne gehalten. Der Lordstatthalter und Lord Morpeth, der Generalsecretär für Irland, zeigten tiefe Betrübniß. Hr. Drummond starb in den besten Mannsjahren. In der Rede, welche an demselben Tage Daniel O'Connell in einer Versammlung der „Repeal-Association“ in der Dubliner Kornbörse hielt, äußerte er, indem er das Uebel des Absentismus der irischen Grundherren beklagte, Drummonds Andenken verdiene im Gedächtniß des irischen Volkes fortzuleben, wenn er sich auch durch nichts ausgezeichnet hätte als durch seine Heilighaltung des Grundsatzes bei sich und bei andern, daß das Eigenthum nicht bloß Rechte, sondern auch Pflichten habe; diesen Satz sollte man als das schönste Epitaphium auf dessen Grabstein schreiben. O'Connell, dessen durch Lord Stanley's Bill veranlaßte Agitation eine täglich wachsende Ausdehnung in Irland gewinnt, äußerte ferner, auf der Fahne dieser Agitation stehe zwar annoch die Devise: „Gerechtigkeit für Irland oder Repeal (Auflösung der Union), aber er sey überzeugt, daß letztere das einzige Heilmittel sey. England möge ja nicht glauben, daß er das Wort Repeal als einen bloßen Popanz ausstelle, sondern es solle bald erfahren, daß es ihm von nun an gründlicher Ernst damit sey. Erst nach aufgelöster legislativer Union, unter seinem eigenen Parlament, werde Irland gedeihen können. Das Uebel des Absentismus habe man zwar schon vor der Union (d. h. vor 1800) empfunden, seitdem habe es sich aber ungemein vergrößert, denn während es vormals Irland etwa 4 bis 5 Millionen Pf. St. jährlich entzogen, entziehe es jetzt dem Lande 8 bis 10 Millionen. Vormals hätten nur Leute von 10,000 Pf. St. jährlichen Einkommens sich dem Hange hingegeben, ihre irischen Revenuen außer Landes zu verzehren, seitdem aber habe diese Sucht sogar kleine Rentiers von 400 bis 500 Pf. Einkünften angesteckt. Diesem Unheil könne nur durch eine eigene Legislatur gesteuert werden. Schließlich schlug O'Connell die Gründung einer „Repeal-Rente“ vor, wozu jeder Irländer 1 Schilling jährlich, oder 1 Penny monatlich beitragen solle, und sprach die Hoffnung aus (welche aber selbst das M. Chronicle, so gerecht es im Uebrigen die Indignation der Irländer über Stanley's Maaßregel findet, nicht theilt), daß das englische Parlament, wenn es erst den entschlossenen Ernst des gesammten Irlands sehe, die Trennung auf gütlichem Gesetzeswege gestatten werde; die einzige Schwierigkeit werde die Repartirung der Nationalschuld darbieten. Provincialversammlungen gegen die Stanley'sche Bill sind an mehreren Orten, in der Stadt Connaught u. a., angekündigt. – Die Times läßt sich von ihrem Pariser Correspondenten schreiben: „Wie es scheint, hat Hr. Guizot, so sehr er auch mit Recht in England geschätzt ist, neuerlich den Fehler begangen, daß er sich um eine Einladung dem Zwecke bewarb, mit Hrn. O'Connell zusammenzutreffen. Hr. Thiers hat mit gewohntem Tact die feine Bemerkung gemacht, der französische Gesandte hätte Hrn. O'Connell wohl zufällig begegnen mögen, nicht aber den ausdrücklichen Wunsch äußern sollen, die Bekanntschaft des großen Agitators zu machen.“
(Globe.) Am 6 Mai werden die neuen Briefpost-Stempel in Gebrauch kommen. Man wird damit in London den Anfang machen, und ihn, so schnell es angehen will, auf das ganze Reich ausdehnen.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Deutsches Textarchiv: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-06-28T11:37:15Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-06-28T11:37:15Z)
Weitere Informationen:Bogensignaturen: gekennzeichnet; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: gekennzeichnet; Kustoden: gekennzeichnet; langes s (?): als s transkribiert; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: teilweise erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |