Allgemeine Zeitung. Nr. 129. Augsburg, 8. Mai 1840.Schmerzenstage, die, wie ich hoffe, bei uns nicht wiederkehren werden, verwischt zu haben. Ich wiederhole Ihnen, daß mich kein anderer Ehrgeiz, als das Glück von Frankreich beseelt, und daß mir kein Opfer, keine Hingebung für dasselbe zu theuer seyn werden." Diese mit tiefem Gefühl ausgesprochenen Worte wurden mit allgemeinem Rufe: Es lebe der König! begrüßt. In der Antwort auf die von Hrn. Huyot im Namen des Instituts am 1 Mai gehaltene Anrede sagte der König: "Durch Berichtigung, durch Vervollkommnung der alten Methoden gelangt man zu dem Zwecke, den wir uns alle vorsetzen, nämlich den Künsten den größten Glanz zu ertheilen, und den Werken derer, welche sie cultiviren, einen dauerhaften Beifall zu sichern. Denn wir wollen nie vergessen, daß der der Neuheit, der Seltsamkeit gezollte Beifall gerechtem Tadel Platz macht, der den ephemeren Ruf derer zerstört, deren Name vielleicht hohen Glanz gewonnen haben würde, wenn sie eine bessere Bahn eingeschlagen hätten." Auf die Anrede des Hrn. Cousin, Ministers des öffentlichen Unterrichts, antwortete der König unter Anderm: "In meinen Augen liegt ein wirklich gegründeter Ruhm darin, das große, von Franz I begonnene Werk fortsetzen zu können, das diesem den Titel des Vaters der Litteratur verschafft hat. Fahren Sie fort, der Erziehung jene weise Richtung zu geben, die vor Sophistereien und jenen unseligen Theorien bewahrt, mittelst deren man die Jugend in Abwege hineinzieht, deren Vertilgung bis auf die letzten Spuren zu Stande gebracht zu haben, ich mich glücklich preise; ich sage die letzten Spuren, weil man jetzt hoffen darf, daß wir nicht mehr genöthigt werden dürften, die Strenge der Gesetze zu entwickeln, und daß Frankreich alle ihm von der Vorsehung vergönnten Vortheile im Frieden genießen wird." In der Deputirtenkammersitzung vom 2 Mai kam nichts Erhebliches vor. Zwei Gesetzesentwürfe wurden mit großer Mehrheit angenommen; der erste beantragte eine Nationalbelohnung von 30,000 Fr. zu Gunsten des ehemaligen Schiffscapitäns Crevel, welcher 400 Mann der am gelben Fieber leidenden französischen Expeditionsarmee auf St. Domingo von Port-au-Prince nach der Stadt Cap francais transportirte, und dadurch den Repressalien der Schwarzen entzog. Sein Schiff wurde unmittelbar darauf von den englischen Kreuzern genommen. Der zweite Gesetzesentwurf beantragte die Bewilligung einer lebenslänglichen Pension von 500 Franken für die Wittwe eines holländischen Matrosen, welcher seinen Untergang fand im Augenblick, als er einigen französischen Schiffbrüchigen zu Hülfe kommen wollte. Die Pairskammer beschäftigte sich an demselben Tage mit dem von der Regierung verlangten Credit von 3,600,000 Fr. zur Einführung der Percussionsflintenschlösser in der ganzen Armee. Der Marschall Soult glaubt, man dürfe mit der Annahme dieser Verbesserung der Bewaffnung nicht länger zögern, weil sonst die fremden Armeen dadurch ein militärisches Uebergewicht über die französische Armee erhielten. Die Kammer nahm den Gesetzesentwurf mit 79 Stimmen gegen 30 an. Die Deputirten versammelten sich am 2 Mai in den Bureaux, wo über den Remilly'schen Antrag berathen und die Commission zur Berichterstattung über denselben ernannt wurde. Die Mehrheit dieser Commission, fünf Mitglieder, erklärten sich mehr oder minder für den Antrag; es sind die HH. Maurat-Ballange von der eigentlichen Linken, Albert, Ganneron, Mornay und Havin von der ministeriellen Linken; vier Mitglieder sind entschiedene Gegner des Antrags: die HH. Dupin, Duchatel, Passy und Lefebvre. Alle Minister waren anwesend. Graf Jaubert, Minister der öffentlichen Arbeiten, sprach im fünften Bureau für das Verwerfen des Antrags und nannte ihn eben so unzeitig, als schlecht. Hr. Thiers erklärte, daß er dem Antrag keine große Wichtigkeit beilege, aber er werde sich damit beschäftigen, wenn man wolle. Offen werde er jeden Antrag verwerfen, der ihm unpassend oder gefährlich dünke, was auch die Motive seyen, aus denen er hervorgegangen. Er tadelte die Ausschließung der Beamten aus der Kammer als eine absurde Idee, und einer Ausschließung käme es in der That gleich, wenn man zu den Beamten sagen würde: ihr könnt Theil an der Kammer nehmen, jedoch unter der Bedingung, daß ihr eurer Deputirtenstellung jede, auch die gerechteste Beförderung opfert. Er sey zwar gleichfalls für beschränkende Bedingungen, doch in einem ganz andern Sinne, als der vorliegende Antrag. Er erklärte sich endlich für eine Vertagung der Discussion auf eine andere Session, da ohnehin jede weitere Beschränkung eine Auflösung der Kammer nach sich ziehen müßte. - Im neunten Bureau verlas Hr. Drault ein vertrauliches Schreiben, welches Graf Jaubert, Minister der öffentlichen Arbeiten, an mehrere Mitglieder dieses Bureau adressirt hatte. Dieses Schreiben lautete, wie folgt: "Mein Herr und lieber College! Sie wollen zweifelsohne gleich uns den Antrag des Hrn. Remilly in dem Schooß der Commission zu Grabe legen. In diesem Sinne fordere ich Sie auf, den ehrenwerthen Hrn. Quinette zu wählen. (Unterz.) Graf Jaubert." Der Lesung dieses Circulars folgte große Aufregung. Hr. Lefebvre erklärte, daß die Commission jetzt um so mehr den Antrag zur Discussion vor die Kammer bringen und eine Verwerfung desselben, als eine Beleidigung der Kammer, beantragen müsse, weil der Minister der öffentlichen Arbeiten denselben in der Commission begraben zu sehen wünsche. Hr. Quinette protestirte gegen die Meinung, die ihm in jenem Schreiben unterschoben sey; er wünsche im Gegentheil, daß man den Antrag des Hrn. Remilly berücksichtigen möge. Hr. Turpin, Mitglied der Akademie der Wissenschaften in der Section des Ackerbaues, ist am 1 Mai an einer Brustentzündung gestorben. Dieß ist seit acht Tagen der dritte Verlust, den die Akademie erlitt. Dem Commerce zufolge hat Hr. Dupont (de l'Eure) den ihm von Hrn. Thiers angetragenen Sitz bei dem Cassationshof entschieden abgelehnt. Der Presse zufolge wird der Messager jetzt auf Rechnung des Ministeriums publicirt, das ihn für 120,000 Fr. in monatlichen Zahlungen von 6000 Fr. gekauft habe. (Outre-Mer.) Unsere Briefe aus Toulon melden mit Bestimmtheit, daß Spanien, auf Anstiften Englands, die Erlaubniß, welche es Frankreich gegeben, auf einer kleinen Insel bei Mahon ein Hospital für die Verwundeten und Kranken der Algierer Armee zu bauen, zurückgenommen hat. Wem bekannt ist, von welch' geringer Wichtigkeit dieses Inselchen als Besitzung ist, dem mag es begreiflich seyn, daß Frankreich so leicht nachgegeben hat; schwerer zu begreifen aber ist, wie die Eifersucht der Engländer so weit gehen konnte. Niederlande. Aus dem Haag, 1 Mai. Die Centralsection der zweiten Kammer der Generalstaaten conferirte heute wieder mit dem interimistischen Finanzminister, Hrn. van Gennep, über die Budgets. - Se. Maj. der König hat die Generalmajore L. J. George, Oberbefehlshaber der Festung Herzogenbusch, und C. A. de Favange zu Generallieutenants ernannt. Eine große Anzahl Stabsofficiere wurde dagegen pensionirt oder auf Nonactivität gestellt. Schmerzenstage, die, wie ich hoffe, bei uns nicht wiederkehren werden, verwischt zu haben. Ich wiederhole Ihnen, daß mich kein anderer Ehrgeiz, als das Glück von Frankreich beseelt, und daß mir kein Opfer, keine Hingebung für dasselbe zu theuer seyn werden.“ Diese mit tiefem Gefühl ausgesprochenen Worte wurden mit allgemeinem Rufe: Es lebe der König! begrüßt. In der Antwort auf die von Hrn. Huyot im Namen des Instituts am 1 Mai gehaltene Anrede sagte der König: „Durch Berichtigung, durch Vervollkommnung der alten Methoden gelangt man zu dem Zwecke, den wir uns alle vorsetzen, nämlich den Künsten den größten Glanz zu ertheilen, und den Werken derer, welche sie cultiviren, einen dauerhaften Beifall zu sichern. Denn wir wollen nie vergessen, daß der der Neuheit, der Seltsamkeit gezollte Beifall gerechtem Tadel Platz macht, der den ephemeren Ruf derer zerstört, deren Name vielleicht hohen Glanz gewonnen haben würde, wenn sie eine bessere Bahn eingeschlagen hätten.“ Auf die Anrede des Hrn. Cousin, Ministers des öffentlichen Unterrichts, antwortete der König unter Anderm: „In meinen Augen liegt ein wirklich gegründeter Ruhm darin, das große, von Franz I begonnene Werk fortsetzen zu können, das diesem den Titel des Vaters der Litteratur verschafft hat. Fahren Sie fort, der Erziehung jene weise Richtung zu geben, die vor Sophistereien und jenen unseligen Theorien bewahrt, mittelst deren man die Jugend in Abwege hineinzieht, deren Vertilgung bis auf die letzten Spuren zu Stande gebracht zu haben, ich mich glücklich preise; ich sage die letzten Spuren, weil man jetzt hoffen darf, daß wir nicht mehr genöthigt werden dürften, die Strenge der Gesetze zu entwickeln, und daß Frankreich alle ihm von der Vorsehung vergönnten Vortheile im Frieden genießen wird.“ In der Deputirtenkammersitzung vom 2 Mai kam nichts Erhebliches vor. Zwei Gesetzesentwürfe wurden mit großer Mehrheit angenommen; der erste beantragte eine Nationalbelohnung von 30,000 Fr. zu Gunsten des ehemaligen Schiffscapitäns Crevel, welcher 400 Mann der am gelben Fieber leidenden französischen Expeditionsarmee auf St. Domingo von Port-au-Prince nach der Stadt Cap français transportirte, und dadurch den Repressalien der Schwarzen entzog. Sein Schiff wurde unmittelbar darauf von den englischen Kreuzern genommen. Der zweite Gesetzesentwurf beantragte die Bewilligung einer lebenslänglichen Pension von 500 Franken für die Wittwe eines holländischen Matrosen, welcher seinen Untergang fand im Augenblick, als er einigen französischen Schiffbrüchigen zu Hülfe kommen wollte. Die Pairskammer beschäftigte sich an demselben Tage mit dem von der Regierung verlangten Credit von 3,600,000 Fr. zur Einführung der Percussionsflintenschlösser in der ganzen Armee. Der Marschall Soult glaubt, man dürfe mit der Annahme dieser Verbesserung der Bewaffnung nicht länger zögern, weil sonst die fremden Armeen dadurch ein militärisches Uebergewicht über die französische Armee erhielten. Die Kammer nahm den Gesetzesentwurf mit 79 Stimmen gegen 30 an. Die Deputirten versammelten sich am 2 Mai in den Bureaux, wo über den Remilly'schen Antrag berathen und die Commission zur Berichterstattung über denselben ernannt wurde. Die Mehrheit dieser Commission, fünf Mitglieder, erklärten sich mehr oder minder für den Antrag; es sind die HH. Maurat-Ballange von der eigentlichen Linken, Albert, Ganneron, Mornay und Havin von der ministeriellen Linken; vier Mitglieder sind entschiedene Gegner des Antrags: die HH. Dupin, Duchatel, Passy und Lefebvre. Alle Minister waren anwesend. Graf Jaubert, Minister der öffentlichen Arbeiten, sprach im fünften Bureau für das Verwerfen des Antrags und nannte ihn eben so unzeitig, als schlecht. Hr. Thiers erklärte, daß er dem Antrag keine große Wichtigkeit beilege, aber er werde sich damit beschäftigen, wenn man wolle. Offen werde er jeden Antrag verwerfen, der ihm unpassend oder gefährlich dünke, was auch die Motive seyen, aus denen er hervorgegangen. Er tadelte die Ausschließung der Beamten aus der Kammer als eine absurde Idee, und einer Ausschließung käme es in der That gleich, wenn man zu den Beamten sagen würde: ihr könnt Theil an der Kammer nehmen, jedoch unter der Bedingung, daß ihr eurer Deputirtenstellung jede, auch die gerechteste Beförderung opfert. Er sey zwar gleichfalls für beschränkende Bedingungen, doch in einem ganz andern Sinne, als der vorliegende Antrag. Er erklärte sich endlich für eine Vertagung der Discussion auf eine andere Session, da ohnehin jede weitere Beschränkung eine Auflösung der Kammer nach sich ziehen müßte. – Im neunten Bureau verlas Hr. Drault ein vertrauliches Schreiben, welches Graf Jaubert, Minister der öffentlichen Arbeiten, an mehrere Mitglieder dieses Bureau adressirt hatte. Dieses Schreiben lautete, wie folgt: „Mein Herr und lieber College! Sie wollen zweifelsohne gleich uns den Antrag des Hrn. Remilly in dem Schooß der Commission zu Grabe legen. In diesem Sinne fordere ich Sie auf, den ehrenwerthen Hrn. Quinette zu wählen. (Unterz.) Graf Jaubert.“ Der Lesung dieses Circulars folgte große Aufregung. Hr. Lefebvre erklärte, daß die Commission jetzt um so mehr den Antrag zur Discussion vor die Kammer bringen und eine Verwerfung desselben, als eine Beleidigung der Kammer, beantragen müsse, weil der Minister der öffentlichen Arbeiten denselben in der Commission begraben zu sehen wünsche. Hr. Quinette protestirte gegen die Meinung, die ihm in jenem Schreiben unterschoben sey; er wünsche im Gegentheil, daß man den Antrag des Hrn. Remilly berücksichtigen möge. Hr. Turpin, Mitglied der Akademie der Wissenschaften in der Section des Ackerbaues, ist am 1 Mai an einer Brustentzündung gestorben. Dieß ist seit acht Tagen der dritte Verlust, den die Akademie erlitt. Dem Commerce zufolge hat Hr. Dupont (de l'Eure) den ihm von Hrn. Thiers angetragenen Sitz bei dem Cassationshof entschieden abgelehnt. Der Presse zufolge wird der Messager jetzt auf Rechnung des Ministeriums publicirt, das ihn für 120,000 Fr. in monatlichen Zahlungen von 6000 Fr. gekauft habe. (Outre-Mer.) Unsere Briefe aus Toulon melden mit Bestimmtheit, daß Spanien, auf Anstiften Englands, die Erlaubniß, welche es Frankreich gegeben, auf einer kleinen Insel bei Mahon ein Hospital für die Verwundeten und Kranken der Algierer Armee zu bauen, zurückgenommen hat. Wem bekannt ist, von welch' geringer Wichtigkeit dieses Inselchen als Besitzung ist, dem mag es begreiflich seyn, daß Frankreich so leicht nachgegeben hat; schwerer zu begreifen aber ist, wie die Eifersucht der Engländer so weit gehen konnte. Niederlande. Aus dem Haag, 1 Mai. Die Centralsection der zweiten Kammer der Generalstaaten conferirte heute wieder mit dem interimistischen Finanzminister, Hrn. van Gennep, über die Budgets. – Se. Maj. der König hat die Generalmajore L. J. George, Oberbefehlshaber der Festung Herzogenbusch, und C. 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Denn wir wollen nie vergessen, daß der der Neuheit, der Seltsamkeit gezollte Beifall gerechtem Tadel Platz macht, der den ephemeren Ruf derer zerstört, deren Name vielleicht hohen Glanz gewonnen haben würde, wenn sie eine bessere Bahn eingeschlagen hätten.“</p><lb/> <p>Auf die Anrede des Hrn. Cousin, Ministers des öffentlichen Unterrichts, antwortete der <hi rendition="#g">König</hi> unter Anderm: „In meinen Augen liegt ein wirklich gegründeter Ruhm darin, das große, von Franz I begonnene Werk fortsetzen zu können, das diesem den Titel des <hi rendition="#g">Vaters der Litteratur</hi> verschafft hat. 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Sein Schiff wurde unmittelbar darauf von den englischen Kreuzern genommen. Der zweite Gesetzesentwurf beantragte die Bewilligung einer lebenslänglichen Pension von 500 Franken für die Wittwe eines holländischen Matrosen, welcher seinen Untergang fand im Augenblick, als er einigen französischen Schiffbrüchigen zu Hülfe kommen wollte. Die <hi rendition="#g">Pairskammer</hi> beschäftigte sich an demselben Tage mit dem von der Regierung verlangten Credit von 3,600,000 Fr. zur Einführung der Percussionsflintenschlösser in der ganzen Armee. Der Marschall Soult glaubt, man dürfe mit der Annahme dieser Verbesserung der Bewaffnung nicht länger zögern, weil sonst die fremden Armeen dadurch ein militärisches Uebergewicht über die französische Armee erhielten. 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In der Antwort auf die von Hrn. Huyot im Namen des Instituts am 1 Mai gehaltene Anrede sagte der König: „Durch Berichtigung, durch Vervollkommnung der alten Methoden gelangt man zu dem Zwecke, den wir uns alle vorsetzen, nämlich den Künsten den größten Glanz zu ertheilen, und den Werken derer, welche sie cultiviren, einen dauerhaften Beifall zu sichern. Denn wir wollen nie vergessen, daß der der Neuheit, der Seltsamkeit gezollte Beifall gerechtem Tadel Platz macht, der den ephemeren Ruf derer zerstört, deren Name vielleicht hohen Glanz gewonnen haben würde, wenn sie eine bessere Bahn eingeschlagen hätten.“
Auf die Anrede des Hrn. Cousin, Ministers des öffentlichen Unterrichts, antwortete der König unter Anderm: „In meinen Augen liegt ein wirklich gegründeter Ruhm darin, das große, von Franz I begonnene Werk fortsetzen zu können, das diesem den Titel des Vaters der Litteratur verschafft hat. Fahren Sie fort, der Erziehung jene weise Richtung zu geben, die vor Sophistereien und jenen unseligen Theorien bewahrt, mittelst deren man die Jugend in Abwege hineinzieht, deren Vertilgung bis auf die letzten Spuren zu Stande gebracht zu haben, ich mich glücklich preise; ich sage die letzten Spuren, weil man jetzt hoffen darf, daß wir nicht mehr genöthigt werden dürften, die Strenge der Gesetze zu entwickeln, und daß Frankreich alle ihm von der Vorsehung vergönnten Vortheile im Frieden genießen wird.“
In der Deputirtenkammersitzung vom 2 Mai kam nichts Erhebliches vor. Zwei Gesetzesentwürfe wurden mit großer Mehrheit angenommen; der erste beantragte eine Nationalbelohnung von 30,000 Fr. zu Gunsten des ehemaligen Schiffscapitäns Crevel, welcher 400 Mann der am gelben Fieber leidenden französischen Expeditionsarmee auf St. Domingo von Port-au-Prince nach der Stadt Cap français transportirte, und dadurch den Repressalien der Schwarzen entzog. Sein Schiff wurde unmittelbar darauf von den englischen Kreuzern genommen. Der zweite Gesetzesentwurf beantragte die Bewilligung einer lebenslänglichen Pension von 500 Franken für die Wittwe eines holländischen Matrosen, welcher seinen Untergang fand im Augenblick, als er einigen französischen Schiffbrüchigen zu Hülfe kommen wollte. Die Pairskammer beschäftigte sich an demselben Tage mit dem von der Regierung verlangten Credit von 3,600,000 Fr. zur Einführung der Percussionsflintenschlösser in der ganzen Armee. Der Marschall Soult glaubt, man dürfe mit der Annahme dieser Verbesserung der Bewaffnung nicht länger zögern, weil sonst die fremden Armeen dadurch ein militärisches Uebergewicht über die französische Armee erhielten. Die Kammer nahm den Gesetzesentwurf mit 79 Stimmen gegen 30 an.
Die Deputirten versammelten sich am 2 Mai in den Bureaux, wo über den Remilly'schen Antrag berathen und die Commission zur Berichterstattung über denselben ernannt wurde. Die Mehrheit dieser Commission, fünf Mitglieder, erklärten sich mehr oder minder für den Antrag; es sind die HH. Maurat-Ballange von der eigentlichen Linken, Albert, Ganneron, Mornay und Havin von der ministeriellen Linken; vier Mitglieder sind entschiedene Gegner des Antrags: die HH. Dupin, Duchatel, Passy und Lefebvre. Alle Minister waren anwesend. Graf Jaubert, Minister der öffentlichen Arbeiten, sprach im fünften Bureau für das Verwerfen des Antrags und nannte ihn eben so unzeitig, als schlecht. Hr. Thiers erklärte, daß er dem Antrag keine große Wichtigkeit beilege, aber er werde sich damit beschäftigen, wenn man wolle. Offen werde er jeden Antrag verwerfen, der ihm unpassend oder gefährlich dünke, was auch die Motive seyen, aus denen er hervorgegangen. Er tadelte die Ausschließung der Beamten aus der Kammer als eine absurde Idee, und einer Ausschließung käme es in der That gleich, wenn man zu den Beamten sagen würde: ihr könnt Theil an der Kammer nehmen, jedoch unter der Bedingung, daß ihr eurer Deputirtenstellung jede, auch die gerechteste Beförderung opfert. Er sey zwar gleichfalls für beschränkende Bedingungen, doch in einem ganz andern Sinne, als der vorliegende Antrag. Er erklärte sich endlich für eine Vertagung der Discussion auf eine andere Session, da ohnehin jede weitere Beschränkung eine Auflösung der Kammer nach sich ziehen müßte. – Im neunten Bureau verlas Hr. Drault ein vertrauliches Schreiben, welches Graf Jaubert, Minister der öffentlichen Arbeiten, an mehrere Mitglieder dieses Bureau adressirt hatte. Dieses Schreiben lautete, wie folgt: „Mein Herr und lieber College! Sie wollen zweifelsohne gleich uns den Antrag des Hrn. Remilly in dem Schooß der Commission zu Grabe legen. In diesem Sinne fordere ich Sie auf, den ehrenwerthen Hrn. Quinette zu wählen. (Unterz.) Graf Jaubert.“ Der Lesung dieses Circulars folgte große Aufregung. Hr. Lefebvre erklärte, daß die Commission jetzt um so mehr den Antrag zur Discussion vor die Kammer bringen und eine Verwerfung desselben, als eine Beleidigung der Kammer, beantragen müsse, weil der Minister der öffentlichen Arbeiten denselben in der Commission begraben zu sehen wünsche. Hr. Quinette protestirte gegen die Meinung, die ihm in jenem Schreiben unterschoben sey; er wünsche im Gegentheil, daß man den Antrag des Hrn. Remilly berücksichtigen möge.
Hr. Turpin, Mitglied der Akademie der Wissenschaften in der Section des Ackerbaues, ist am 1 Mai an einer Brustentzündung gestorben. Dieß ist seit acht Tagen der dritte Verlust, den die Akademie erlitt.
Dem Commerce zufolge hat Hr. Dupont (de l'Eure) den ihm von Hrn. Thiers angetragenen Sitz bei dem Cassationshof entschieden abgelehnt.
Der Presse zufolge wird der Messager jetzt auf Rechnung des Ministeriums publicirt, das ihn für 120,000 Fr. in monatlichen Zahlungen von 6000 Fr. gekauft habe.
(Outre-Mer.) Unsere Briefe aus Toulon melden mit Bestimmtheit, daß Spanien, auf Anstiften Englands, die Erlaubniß, welche es Frankreich gegeben, auf einer kleinen Insel bei Mahon ein Hospital für die Verwundeten und Kranken der Algierer Armee zu bauen, zurückgenommen hat. Wem bekannt ist, von welch' geringer Wichtigkeit dieses Inselchen als Besitzung ist, dem mag es begreiflich seyn, daß Frankreich so leicht nachgegeben hat; schwerer zu begreifen aber ist, wie die Eifersucht der Engländer so weit gehen konnte.
Niederlande.
_ Aus dem Haag, 1 Mai. Die Centralsection der zweiten Kammer der Generalstaaten conferirte heute wieder mit dem interimistischen Finanzminister, Hrn. van Gennep, über die Budgets. – Se. Maj. der König hat die Generalmajore L. J. George, Oberbefehlshaber der Festung Herzogenbusch, und C. A. de Favange zu Generallieutenants ernannt. Eine große Anzahl Stabsofficiere wurde dagegen pensionirt oder auf Nonactivität gestellt.
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(2016-06-28T11:37:15Z)
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Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-06-28T11:37:15Z)
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