Allgemeine Zeitung. Nr. 132. Augsburg, 11. Mai 1840.Augsburger Allgemeine Zeitung. Mit allerhöchsten Privilegien. MontagNr. 132. 11 Mai 1840.Spanien. Bordeaux, 4 Mai. Ein Haufe bewaffneter, bisher längs unserer Gränze versteckt gewesener Carlisten (meist Officiere) ist in der Nacht vom 28 auf den 29 April in Navarra eingedrungen. Eine etwa 100 Mann starke Bande war ihnen aus Spanien bis nach Save auf französischen Boden entgegengekommen, und der hartnäckige Widerstand, den ihnen zwei oder drei spanische Carabiniers und ein Paar unserer Douaniers entgegensetzten, war natürlich fruchtlos. *) Andere fügen bei, daß bewaffnete Carlisten sich Estella's bemächtigt haben, daß sie allerwärts die Höhen besetzen, wo sie unter dem Schutze unangreifbarer Stellungen sich ruhig zum allgemeinen Angriff auf die zerstreuten Constitutionellen vorbereiten. Dem Carlistenhäuptling Arroyo, der als thätig und einflußreich bekannt ist, wäre es gelungen, nach Spanien zu entwischen, ja Einige schwören, daß die Infanten Don Juan und Don Fernando sich schon auf spanischem Boden befinden, was ich durchaus bezweifle. Obschon es schwer ist, Sicheres zu berichten, da unsere Behörden ein tiefes Schweigen beobachten, so glaube ich doch nicht zu irren, wenn ich wiederhole, daß dieser heillose Aufruhrversuch kein anderes Resultat haben wird, als die schmähliche Hinrichtung einiger neuen Schlachtopfer, deren bereits 8 oder 10 gefallen sind. Alle Berichte von der Gränze stimmen darin überein, daß Behörden, Truppen und Landvolk an Muth und Thätigkeit wetteifern. Schon hat die Eingangs erwähnte Bande, müde, sich von allen Seiten verfolgt und gejagt zu sehen, und nirgends Vorschub zu finden, nach kurzem Aufenthalt in Vami, wo sie Lebensmittel requirirte, die Richtung von Goysueta eingeschlagen, um von da über das Gebirge von Leiza nach Lecumberry zu entkommen. Eine andere Schaar von etwa 100 Mann, worunter 50 Bewaffnete, ist nach Berichten aus Vera vom 1 d. M. von den Constitutionellen in die Flucht gejagt worden. Sieben davon wurden gefangen und sogleich in Lesaca erschossen. Allenthalben durchstreifen Truppenabtheilungen Gebirg und Thal zur Verfolgung der Versprengten. Eine Compagnie war den 30 April in Zugarramurdi eingerückt. - Ein Brief aus Saragossa vom 29 April meldet die thätigsten Vorbereitungen zum Angriff auf Morella; alles schwere Geschütz war von Saragossa abgegangen. Lagerzelte wurden verfertigt und dem Heere nachgesendet. Man glaubte, daß die Batterien bis zum 10 Mai ihr Feuer würden eröffnen können. "Wir hoffen, heißt es in dem bezeichneten Briefe, daß Morella nach einem achttägigen Angriffe fallen werde; wäre dem nicht so, so könnte daraus leicht eine Belagerung von vier bis fünf Monaten werden." - Vier unlängst von Zurbano gefangen gemachte Insurgenten wurden dieser Tage, da sie zu entweichen versucht hatten, in Saragossa erschossen. Der eine derselben war seiner Aussage gemäß Gouverneur eines Platzes und von Cabrera nach Morella berufen worden. - Die Waffenschmiede aus den Gewehrfabriken von Cantavieja und Morella desertiren zahlreich mit Waffen und Gepäck; schon waren ihrer gegen 30 aus Morella im constitutionellen Lager angekommen. Großbritannien. London, 4 Mai. Der Spectator (2 Mai) macht spöttische Bemerkungen über das Nichtsthun beider Häuser in vergangener Woche (non-business of the week): "Das Haus der Gemeinen versammelte sich am Mittwoch und die Lords am Donnerstag, aber nur um nach den Feiertagen nicht zu arbeiten. Am Mittwoch wurde der Sprecher um 7 Uhr ohne "ein Haus" gelassen; und am Donnerstag waren zu der gewöhnlichen Eröffnungsstunde nur siebenundzwanzig Glieder gegenwärtig, so daß Hr. Lefevre nach Hause gehen mußte. Und doch stand genug zu thun "auf dem Papier." Die bei Seite gesetzten Fragen von Mittwoch, einundzwanzig an der Zahl, betrafen unter Anderm Verlagsrecht, Justizverwaltung in Irland, Stimmrecht in Schottland, inländische Aufspeicherung, lateinische Schulen, Gefängnisse, Verhaftung wegen Schulden in Irland, Theile des Einnahmen- und Ausgabenbudgets. Am Donnerstag machte Hr. Smith-O'Brien einen Antrag über Auswanderung; Sir Charles Grey über die Vertheilung unbebauter Ländereien in Canada; Hr. Hume über Einfuhrzölle; Lord J. Russell brachte eine Bill über das Registriren von Parlamentswählern, und eine andere über weiter zu treffende Maaßregeln hinsichtlich des *) Diejenigen, die bei solchen Anlässen spanische und französische Behörden sogleich unbedingt eines Mangels an Wachsamkeit oder gutem Willen beschuldigen, thun es entweder aus Absicht, oder weil sie die Localverhältnisse jener Gränze nicht genug kennen. Alle Wachsamkeit und aller gute Wille können das Entweichen einzelner oder ganzer Abtheilungen wohl erschweren, aber nie ganz verhindern. Zeugniß davon die längs der ganzen Pyrenäengränze organisirte Contrebande.
Augsburger Allgemeine Zeitung. Mit allerhöchsten Privilegien. MontagNr. 132. 11 Mai 1840.Spanien. Bordeaux, 4 Mai. Ein Haufe bewaffneter, bisher längs unserer Gränze versteckt gewesener Carlisten (meist Officiere) ist in der Nacht vom 28 auf den 29 April in Navarra eingedrungen. Eine etwa 100 Mann starke Bande war ihnen aus Spanien bis nach Save auf französischen Boden entgegengekommen, und der hartnäckige Widerstand, den ihnen zwei oder drei spanische Carabiniers und ein Paar unserer Douaniers entgegensetzten, war natürlich fruchtlos. *) Andere fügen bei, daß bewaffnete Carlisten sich Estella's bemächtigt haben, daß sie allerwärts die Höhen besetzen, wo sie unter dem Schutze unangreifbarer Stellungen sich ruhig zum allgemeinen Angriff auf die zerstreuten Constitutionellen vorbereiten. Dem Carlistenhäuptling Arroyo, der als thätig und einflußreich bekannt ist, wäre es gelungen, nach Spanien zu entwischen, ja Einige schwören, daß die Infanten Don Juan und Don Fernando sich schon auf spanischem Boden befinden, was ich durchaus bezweifle. Obschon es schwer ist, Sicheres zu berichten, da unsere Behörden ein tiefes Schweigen beobachten, so glaube ich doch nicht zu irren, wenn ich wiederhole, daß dieser heillose Aufruhrversuch kein anderes Resultat haben wird, als die schmähliche Hinrichtung einiger neuen Schlachtopfer, deren bereits 8 oder 10 gefallen sind. Alle Berichte von der Gränze stimmen darin überein, daß Behörden, Truppen und Landvolk an Muth und Thätigkeit wetteifern. Schon hat die Eingangs erwähnte Bande, müde, sich von allen Seiten verfolgt und gejagt zu sehen, und nirgends Vorschub zu finden, nach kurzem Aufenthalt in Vami, wo sie Lebensmittel requirirte, die Richtung von Goysueta eingeschlagen, um von da über das Gebirge von Leiza nach Lecumberry zu entkommen. Eine andere Schaar von etwa 100 Mann, worunter 50 Bewaffnete, ist nach Berichten aus Vera vom 1 d. M. von den Constitutionellen in die Flucht gejagt worden. Sieben davon wurden gefangen und sogleich in Lesaca erschossen. Allenthalben durchstreifen Truppenabtheilungen Gebirg und Thal zur Verfolgung der Versprengten. Eine Compagnie war den 30 April in Zugarramurdi eingerückt. – Ein Brief aus Saragossa vom 29 April meldet die thätigsten Vorbereitungen zum Angriff auf Morella; alles schwere Geschütz war von Saragossa abgegangen. Lagerzelte wurden verfertigt und dem Heere nachgesendet. Man glaubte, daß die Batterien bis zum 10 Mai ihr Feuer würden eröffnen können. „Wir hoffen, heißt es in dem bezeichneten Briefe, daß Morella nach einem achttägigen Angriffe fallen werde; wäre dem nicht so, so könnte daraus leicht eine Belagerung von vier bis fünf Monaten werden.“ – Vier unlängst von Zurbano gefangen gemachte Insurgenten wurden dieser Tage, da sie zu entweichen versucht hatten, in Saragossa erschossen. Der eine derselben war seiner Aussage gemäß Gouverneur eines Platzes und von Cabrera nach Morella berufen worden. – Die Waffenschmiede aus den Gewehrfabriken von Cantavieja und Morella desertiren zahlreich mit Waffen und Gepäck; schon waren ihrer gegen 30 aus Morella im constitutionellen Lager angekommen. Großbritannien. London, 4 Mai. Der Spectator (2 Mai) macht spöttische Bemerkungen über das Nichtsthun beider Häuser in vergangener Woche (non-business of the week): „Das Haus der Gemeinen versammelte sich am Mittwoch und die Lords am Donnerstag, aber nur um nach den Feiertagen nicht zu arbeiten. Am Mittwoch wurde der Sprecher um 7 Uhr ohne „ein Haus“ gelassen; und am Donnerstag waren zu der gewöhnlichen Eröffnungsstunde nur siebenundzwanzig Glieder gegenwärtig, so daß Hr. Lefevre nach Hause gehen mußte. Und doch stand genug zu thun „auf dem Papier.“ Die bei Seite gesetzten Fragen von Mittwoch, einundzwanzig an der Zahl, betrafen unter Anderm Verlagsrecht, Justizverwaltung in Irland, Stimmrecht in Schottland, inländische Aufspeicherung, lateinische Schulen, Gefängnisse, Verhaftung wegen Schulden in Irland, Theile des Einnahmen- und Ausgabenbudgets. Am Donnerstag machte Hr. Smith-O'Brien einen Antrag über Auswanderung; Sir Charles Grey über die Vertheilung unbebauter Ländereien in Canada; Hr. Hume über Einfuhrzölle; Lord J. Russell brachte eine Bill über das Registriren von Parlamentswählern, und eine andere über weiter zu treffende Maaßregeln hinsichtlich des *) Diejenigen, die bei solchen Anlässen spanische und französische Behörden sogleich unbedingt eines Mangels an Wachsamkeit oder gutem Willen beschuldigen, thun es entweder aus Absicht, oder weil sie die Localverhältnisse jener Gränze nicht genug kennen. Alle Wachsamkeit und aller gute Wille können das Entweichen einzelner oder ganzer Abtheilungen wohl erschweren, aber nie ganz verhindern. Zeugniß davon die längs der ganzen Pyrenäengränze organisirte Contrebande.
<TEI> <text> <front> <pb facs="#f0001" n="1049"/><lb/> <titlePage type="heading"> <docTitle> <titlePart type="main">Augsburger Allgemeine Zeitung.</titlePart><lb/> <titlePart type="jImprimatur">Mit allerhöchsten Privilegien.</titlePart> </docTitle><lb/> <docImprint> <docDate>Montag</docDate> </docImprint><lb/> <titlePart type="volume">Nr. 132.</titlePart><lb/> <docImprint> <docDate>11 Mai 1840.</docDate> </docImprint> </titlePage> </front> <body> <div n="1"> <head> <hi rendition="#b">Spanien.</hi> </head><lb/> <div n="2"> <byline> <docAuthor> <gap reason="insignificant"/> </docAuthor> </byline> <dateline><hi rendition="#b">Bordeaux,</hi> 4 Mai.</dateline> <p> Ein Haufe bewaffneter, bisher längs unserer Gränze versteckt gewesener Carlisten (meist Officiere) ist in der Nacht vom 28 auf den 29 April in Navarra eingedrungen. Eine etwa 100 Mann starke Bande war ihnen aus Spanien bis nach Save auf französischen Boden entgegengekommen, und der hartnäckige Widerstand, den ihnen zwei oder drei spanische Carabiniers und ein Paar unserer Douaniers entgegensetzten, war natürlich fruchtlos. <note place="foot" n="*)"><p>Diejenigen, die bei solchen Anlässen spanische und französische Behörden sogleich unbedingt eines Mangels an Wachsamkeit oder gutem Willen beschuldigen, thun es entweder aus Absicht, oder weil sie die Localverhältnisse jener Gränze nicht genug kennen. Alle Wachsamkeit und aller gute Wille können das Entweichen einzelner oder ganzer Abtheilungen wohl erschweren, aber nie ganz verhindern. Zeugniß davon die längs der ganzen Pyrenäengränze organisirte Contrebande.</p></note> Andere fügen bei, daß bewaffnete Carlisten sich Estella's bemächtigt haben, daß sie allerwärts die Höhen besetzen, wo sie unter dem Schutze unangreifbarer Stellungen sich ruhig zum allgemeinen Angriff auf die zerstreuten Constitutionellen vorbereiten. Dem Carlistenhäuptling Arroyo, der als thätig und einflußreich bekannt ist, wäre es gelungen, nach Spanien zu entwischen, ja Einige schwören, daß die Infanten Don Juan und Don Fernando sich schon auf spanischem Boden befinden, was ich durchaus bezweifle. Obschon es schwer ist, Sicheres zu berichten, da unsere Behörden ein tiefes Schweigen beobachten, so glaube ich doch nicht zu irren, wenn ich wiederhole, daß dieser heillose Aufruhrversuch kein anderes Resultat haben wird, als die schmähliche Hinrichtung einiger neuen Schlachtopfer, deren bereits 8 oder 10 gefallen sind. Alle Berichte von der Gränze stimmen darin überein, daß Behörden, Truppen und Landvolk an Muth und Thätigkeit wetteifern. Schon hat die Eingangs erwähnte Bande, müde, sich von allen Seiten verfolgt und gejagt zu sehen, und nirgends Vorschub zu finden, nach kurzem Aufenthalt in Vami, wo sie Lebensmittel requirirte, die Richtung von Goysueta eingeschlagen, um von da über das Gebirge von Leiza nach Lecumberry zu entkommen. Eine andere Schaar von etwa 100 Mann, worunter 50 Bewaffnete, ist nach Berichten aus Vera vom 1 d. M. von den Constitutionellen in die Flucht gejagt worden. Sieben davon wurden gefangen und sogleich in Lesaca erschossen. Allenthalben durchstreifen Truppenabtheilungen Gebirg und Thal zur Verfolgung der Versprengten. Eine Compagnie war den 30 April in Zugarramurdi eingerückt. – Ein Brief aus Saragossa vom 29 April meldet die thätigsten Vorbereitungen zum Angriff auf Morella; alles schwere Geschütz war von Saragossa abgegangen. Lagerzelte wurden verfertigt und dem Heere nachgesendet. Man glaubte, daß die Batterien bis zum 10 Mai ihr Feuer würden eröffnen können. „Wir hoffen, heißt es in dem bezeichneten Briefe, daß Morella nach einem achttägigen Angriffe fallen werde; wäre dem nicht so, so könnte daraus leicht eine Belagerung von vier bis fünf Monaten werden.“ – Vier unlängst von Zurbano gefangen gemachte Insurgenten wurden dieser Tage, da sie zu entweichen versucht hatten, in Saragossa erschossen. Der eine derselben war seiner Aussage gemäß Gouverneur eines Platzes und von Cabrera nach Morella berufen worden. – Die Waffenschmiede aus den Gewehrfabriken von Cantavieja und Morella desertiren zahlreich mit Waffen und Gepäck; schon waren ihrer gegen 30 aus Morella im constitutionellen Lager angekommen.</p> </div> </div><lb/> <div n="1"> <head> <hi rendition="#b">Großbritannien.</hi> </head><lb/> <div n="2"> <byline> <docAuthor> <gap reason="insignificant"/> </docAuthor> </byline> <dateline><hi rendition="#b">London,</hi> 4 Mai.</dateline> <p/><lb/> <p>Der <hi rendition="#g">Spectator</hi> (2 Mai) macht spöttische Bemerkungen über das Nichtsthun beider Häuser in vergangener Woche (non-business of the week): „Das Haus der Gemeinen versammelte sich am Mittwoch und die Lords am Donnerstag, aber nur um nach den Feiertagen <hi rendition="#g">nicht</hi> zu arbeiten. Am Mittwoch wurde der Sprecher um 7 Uhr ohne „ein Haus“ gelassen; und am Donnerstag waren zu der gewöhnlichen Eröffnungsstunde nur siebenundzwanzig Glieder gegenwärtig, so daß Hr. Lefevre nach Hause gehen mußte. Und doch stand genug zu thun „auf dem Papier.“ Die bei Seite gesetzten Fragen von Mittwoch, einundzwanzig an der Zahl, betrafen unter Anderm Verlagsrecht, Justizverwaltung in Irland, Stimmrecht in Schottland, inländische Aufspeicherung, lateinische Schulen, Gefängnisse, Verhaftung wegen Schulden in Irland, Theile des Einnahmen- und Ausgabenbudgets. Am Donnerstag machte Hr. <hi rendition="#g">Smith</hi>-O'<hi rendition="#g">Brien</hi> einen Antrag über Auswanderung; Sir Charles <hi rendition="#g">Grey</hi> über die Vertheilung unbebauter Ländereien in Canada; Hr. <hi rendition="#g">Hume</hi> über Einfuhrzölle; Lord J. <hi rendition="#g">Russell</hi> brachte eine Bill über das Registriren von Parlamentswählern, und eine andere über weiter zu treffende Maaßregeln hinsichtlich des<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [1049/0001]
Augsburger Allgemeine Zeitung.
Mit allerhöchsten Privilegien.
Montag
Nr. 132.
11 Mai 1840. Spanien.
_ Bordeaux, 4 Mai. Ein Haufe bewaffneter, bisher längs unserer Gränze versteckt gewesener Carlisten (meist Officiere) ist in der Nacht vom 28 auf den 29 April in Navarra eingedrungen. Eine etwa 100 Mann starke Bande war ihnen aus Spanien bis nach Save auf französischen Boden entgegengekommen, und der hartnäckige Widerstand, den ihnen zwei oder drei spanische Carabiniers und ein Paar unserer Douaniers entgegensetzten, war natürlich fruchtlos. *) Andere fügen bei, daß bewaffnete Carlisten sich Estella's bemächtigt haben, daß sie allerwärts die Höhen besetzen, wo sie unter dem Schutze unangreifbarer Stellungen sich ruhig zum allgemeinen Angriff auf die zerstreuten Constitutionellen vorbereiten. Dem Carlistenhäuptling Arroyo, der als thätig und einflußreich bekannt ist, wäre es gelungen, nach Spanien zu entwischen, ja Einige schwören, daß die Infanten Don Juan und Don Fernando sich schon auf spanischem Boden befinden, was ich durchaus bezweifle. Obschon es schwer ist, Sicheres zu berichten, da unsere Behörden ein tiefes Schweigen beobachten, so glaube ich doch nicht zu irren, wenn ich wiederhole, daß dieser heillose Aufruhrversuch kein anderes Resultat haben wird, als die schmähliche Hinrichtung einiger neuen Schlachtopfer, deren bereits 8 oder 10 gefallen sind. Alle Berichte von der Gränze stimmen darin überein, daß Behörden, Truppen und Landvolk an Muth und Thätigkeit wetteifern. Schon hat die Eingangs erwähnte Bande, müde, sich von allen Seiten verfolgt und gejagt zu sehen, und nirgends Vorschub zu finden, nach kurzem Aufenthalt in Vami, wo sie Lebensmittel requirirte, die Richtung von Goysueta eingeschlagen, um von da über das Gebirge von Leiza nach Lecumberry zu entkommen. Eine andere Schaar von etwa 100 Mann, worunter 50 Bewaffnete, ist nach Berichten aus Vera vom 1 d. M. von den Constitutionellen in die Flucht gejagt worden. Sieben davon wurden gefangen und sogleich in Lesaca erschossen. Allenthalben durchstreifen Truppenabtheilungen Gebirg und Thal zur Verfolgung der Versprengten. Eine Compagnie war den 30 April in Zugarramurdi eingerückt. – Ein Brief aus Saragossa vom 29 April meldet die thätigsten Vorbereitungen zum Angriff auf Morella; alles schwere Geschütz war von Saragossa abgegangen. Lagerzelte wurden verfertigt und dem Heere nachgesendet. Man glaubte, daß die Batterien bis zum 10 Mai ihr Feuer würden eröffnen können. „Wir hoffen, heißt es in dem bezeichneten Briefe, daß Morella nach einem achttägigen Angriffe fallen werde; wäre dem nicht so, so könnte daraus leicht eine Belagerung von vier bis fünf Monaten werden.“ – Vier unlängst von Zurbano gefangen gemachte Insurgenten wurden dieser Tage, da sie zu entweichen versucht hatten, in Saragossa erschossen. Der eine derselben war seiner Aussage gemäß Gouverneur eines Platzes und von Cabrera nach Morella berufen worden. – Die Waffenschmiede aus den Gewehrfabriken von Cantavieja und Morella desertiren zahlreich mit Waffen und Gepäck; schon waren ihrer gegen 30 aus Morella im constitutionellen Lager angekommen.
Großbritannien.
_ London, 4 Mai.
Der Spectator (2 Mai) macht spöttische Bemerkungen über das Nichtsthun beider Häuser in vergangener Woche (non-business of the week): „Das Haus der Gemeinen versammelte sich am Mittwoch und die Lords am Donnerstag, aber nur um nach den Feiertagen nicht zu arbeiten. Am Mittwoch wurde der Sprecher um 7 Uhr ohne „ein Haus“ gelassen; und am Donnerstag waren zu der gewöhnlichen Eröffnungsstunde nur siebenundzwanzig Glieder gegenwärtig, so daß Hr. Lefevre nach Hause gehen mußte. Und doch stand genug zu thun „auf dem Papier.“ Die bei Seite gesetzten Fragen von Mittwoch, einundzwanzig an der Zahl, betrafen unter Anderm Verlagsrecht, Justizverwaltung in Irland, Stimmrecht in Schottland, inländische Aufspeicherung, lateinische Schulen, Gefängnisse, Verhaftung wegen Schulden in Irland, Theile des Einnahmen- und Ausgabenbudgets. Am Donnerstag machte Hr. Smith-O'Brien einen Antrag über Auswanderung; Sir Charles Grey über die Vertheilung unbebauter Ländereien in Canada; Hr. Hume über Einfuhrzölle; Lord J. Russell brachte eine Bill über das Registriren von Parlamentswählern, und eine andere über weiter zu treffende Maaßregeln hinsichtlich des
*) Diejenigen, die bei solchen Anlässen spanische und französische Behörden sogleich unbedingt eines Mangels an Wachsamkeit oder gutem Willen beschuldigen, thun es entweder aus Absicht, oder weil sie die Localverhältnisse jener Gränze nicht genug kennen. Alle Wachsamkeit und aller gute Wille können das Entweichen einzelner oder ganzer Abtheilungen wohl erschweren, aber nie ganz verhindern. Zeugniß davon die längs der ganzen Pyrenäengränze organisirte Contrebande.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Deutsches Textarchiv: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-06-28T11:37:15Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-06-28T11:37:15Z)
Weitere Informationen:Bogensignaturen: gekennzeichnet; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: gekennzeichnet; Kustoden: gekennzeichnet; langes s (?): als s transkribiert; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: teilweise erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |