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Allgemeine Zeitung. Nr. 132. Augsburg, 11. Mai 1840.

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der übermäßigen Production, welche die Consumtion weit übersteigt. Die französischen Colonien producirten im Jahr 1822 nur acht Millionen Kilogr. Zucker, gegenwärtig übersteigt ihre Production 80 Millionen. Nachdem der Minister die verschiedenen vorgeschlagenen Systeme kurz durchgegangen, verweilte er bei dem Vorschlag der Commission, welche eine Festsetzung des Colonialzuckerzolls auf 45 Fr. beantragt. Diesem Vorschlag trete das Ministerium vollkommen bei, denn der Zoll von 45 Fr. stehe ganz im Verhältniß mit der Steuer auf Salz und Tabak. Dagegen sey die Regierung mit der Commission nicht einverstanden hinsichtlich der Abgabe, welche auf dem Rübenzucker künftighin lasten solle. Die Commission hatte die Beibehaltung der seit 1837 eingeführten Steuer beantragt. Dadurch, meinte der Minister, genieße der Rübenzucker eines zu großen Schutzes, und es sey dieß eine Ungerechtigkeit gegen die Colonien, auf welchen die Transportkosten lasten und die überdieß genöthigt sind, die Waaren, deren sie bedürfen, aus dem Mutterlande zum Tausch dagegen zu nehmen. Das System der Regierung sey, von den 105 Millionen Kilogr. Zucker, welche Frankreich alljährig verzehre, 80 Millionen den Colonien und 35 Millionen den einheimischen Fabricanten zuzuwenden, letzteren überdieß noch den künftigen Mehrbetrag der Consumtion. Der Minister endigt seine Rede mit der Erklärung, die Regierung sey, so lebhaft ihr auch das Interesse der Marine am Herzen liege, doch entschlossen, die einheimische Zuckerfabrication nicht ganz preiszugeben. Hr. Cunin Gridaine, Handelsminister unter dem vorigen Cabinet, bemerkte: aus der Rede des Ministers ersehe man nicht, was die Regierung statt des Antrags der Commission eigentlich vorzuschlagen beabsichtige. Man vermisse darin eine Erklärung hinsichtlich der Ziffer der Abgabe, welche die Regierung dem einheimischen Zucker künftighin auferlegen wolle. Viele Deputirte stimmten dieser Bemerkung des Hrn. Cunin-Gridaine bei. Hr. Thiers betrat nun die Tribune. Es handle sich, sagte er, um zwei Systeme: einer Abschaffung der Rübenzuckerfabrication gegen Entschädigung oder einem fortwährenden Bestehen beider Industrien unter bestimmten Bedingungen; für letzteres System habe die Commission sich erklärt. Erst wenn die Kammer dem Systeme der Commission beigetreten seyn werde, wolle die Regierung sich über die Ziffer der künftigen Abgabe des Rübenzuckers erklären. Hr. Marion, Mitglied der Commission, bemerkte, das Ministerium sey mit seiner Meinung über diesen Punkt gegen die Commission weniger zurückhaltend, als gegen die Kammer gewesen; es habe ihr eine Abgabe von 27 Fr. auf den Rübenzucker vorgeschlagen. Die Majorität der Commission sey gegen diese Ziffer gewesen, eines der Mitglieder habe dieselbe auf 20 Fr. festzustellen vorgeschlagen, mit der das Ministerium sich einverstanden erklärt habe. Nach langen Debatten habe dann die Commission mit fünf Stimmen gegen vier beschlossen, die Beibehaltung der bisherigen Abgabe zu beantragen. Hr. Thiers erhob sich noch einmal mit folgenden Worten: "Wir erklären uns förmlich dahin, daß wir die einheimische Zuckerindustrie nicht unterdrücken wollen. Unser Entschluß hinsichtlich dieses Punkts ist unerschütterlich. Wenn man der Kammer durch ein Amendement das System vorschlagen will, diese Industrie gegen Entschädigung zu unterdrücken, so werden wir dieses System aufs äußerste bekämpfen. Was die Festsetzung der Ziffer der künftigen Abgabe anbelangt, so haben wir hierüber eine feste Meinung. Aber erst wenn Sie zwischen den beiden Systemen eine Wahl getroffen, kommt die Ziffer der Abgabe zur Berathung, vorausgesetzt, daß die Kammer sich nicht, wie wir hoffen, für die Unterdrückung der Rübenzucker-Industrie entscheiden wird." Hr. Mermilliod hielt noch eine lange Rede zu Gunsten des Colonialzuckers, mit welchem das Interesse der Colonien, des Schatzes, des Handels und der Marine verbunden sey. Er sucht die Unmöglichkeit darzuthun, das monströse Privilegium zu Gunsten des Rübenzuckers fernerhin zu erhalten, und wünscht eine Unterdrückung dieser Industrie gegen Entschädigung. Hr. Berville folgte mit einer Rede zu Gunsten des Rübenzuckers, worin er alle bekannten Argumente der Vertheidiger dieser Industrie vorbrachte. Seine Rede dauerte so lange, daß er sie endlich auf den allgemeinen Ruf: morgen! morgen! abbrechen mußte.

[irrelevantes Material] In der Deputirtentenkammersitzung vom 6 Mai hielt Hr. Berville den Schluß seiner Rede vom vorhergehenden Tage. Nach ihm sprachen Hr. Galos gegen, Hr. Defitte für den Rübenzucker. Die Liste der eingeschriebenen Redner war noch lange nicht erschöpft. Die Kammer widmete ihnen aber wenig Aufmerksamkeit, da ihre Reden nur eine Wiederholung aller in der Kammer und in den Journalen längst schon durchgesprochenen Ideen waren. Man glaubte, die Discussion werde wieder etwas lebhafter werden, wenn die vorliegenden Amendements bei der Berathung über die einzelnen Artikel des Entwurfs zur Sprache kämen.

(Commerce.) Hr. v. Janvier hat einen Zusatzartikel zu dem Gesetzesentwurf über die Zucker vorgeschlagen, des Inhalts, daß die französischen Colonien ihre Zucker frei nach jeder Bestimmung und durch jede Flagge sollen ausführen können. Hr. v. Janvier will ihn entwickeln, wenn der Grundsatz der Gleichheit des Zolls auf die beiden Zucker nicht durch das Gesetz festgesetzt wird.

Unter den neuesten Ehrenlegionernennungen befindet sich auch die des italienischen Dichters Manzoni, Verfassers der "Promessi sposi." Die beiden Deputirten Taillandier und Charpentier sollen, dem Courrier francais zufolge, die ihnen angebotenen Ritterkreuze der Ehrenlegion abgelehnt haben, um damit zu beweisen, daß die Unterstützung, die sie dem Ministerium geleistet hatten, eine ganz uneigennützige gewesen sey.

Die Gazette entwirft folgende, wohl zu sehr ins Schwarze gemalte Schilderung: "Paris ist in diesem Augenblick mit düstern Ideen und Vorahnungen aller Art erfüllt. Die moralische Unordnung hat den höchsten Gipfel erreicht. Man sieht jetzt ein, daß das Ministerium Thiers die Schwierigkeiten der Lage nicht beherrscht, sie vielmehr steigert. Man blickt nach allen Punkten des Horizonts, um zu sehen, wo das in der Luft liegende überall gefühlte Gewitter ausbrechen werde. Man spricht nur von Revolutionen, Verschwörungen, Emeuten, von einem 18 Brumaire, und Alles dieß verwickelt sich mit materiellen Unfällen, der Getreidetheurung, den daraus entspringenden Volksaufständen, dem bereits durch die Trockenheit angerichteten Schaden. Wir können versichern, daß uns die allgemeine Stimmung nie so düster vorgekommen ist, und daß selbst die Kammer der alten 221, die sich am 1 März 1830 in Notredame versammelte, die Gemüther nicht so aufgeregt hat, wie das am 1 März 1840 gebildete Ministerium."

Der National charakterisirt das Cabinet vom 1 März folgendermaßen: "Ein Ministerium von Taschenspielern, das sich bis jetzt nur durch die Armuth seiner Handlungen und seine verschwenderischen Versprechungen kund gegeben hat."

(Corsaire.) Bei dem Tode Talleyrands wußte man selbst noch vor Eröffnung seines Nachlasses, daß der Conseilpräsident sein System, Hr. Miguet seine Beredsamkeit, Hr. Pasquier seine Eide und Hr. Dupin seine bons mots erben würde. Die Legate dieser edlen Erbschaft dürften eines Tags eine der schönsten Seiten unserer Zeitgeschichte bilden. Der Alexander der Diplomatie konnte nicht sterben, ohne seinen Generalen ein Andenken

der übermäßigen Production, welche die Consumtion weit übersteigt. Die französischen Colonien producirten im Jahr 1822 nur acht Millionen Kilogr. Zucker, gegenwärtig übersteigt ihre Production 80 Millionen. Nachdem der Minister die verschiedenen vorgeschlagenen Systeme kurz durchgegangen, verweilte er bei dem Vorschlag der Commission, welche eine Festsetzung des Colonialzuckerzolls auf 45 Fr. beantragt. Diesem Vorschlag trete das Ministerium vollkommen bei, denn der Zoll von 45 Fr. stehe ganz im Verhältniß mit der Steuer auf Salz und Tabak. Dagegen sey die Regierung mit der Commission nicht einverstanden hinsichtlich der Abgabe, welche auf dem Rübenzucker künftighin lasten solle. Die Commission hatte die Beibehaltung der seit 1837 eingeführten Steuer beantragt. Dadurch, meinte der Minister, genieße der Rübenzucker eines zu großen Schutzes, und es sey dieß eine Ungerechtigkeit gegen die Colonien, auf welchen die Transportkosten lasten und die überdieß genöthigt sind, die Waaren, deren sie bedürfen, aus dem Mutterlande zum Tausch dagegen zu nehmen. Das System der Regierung sey, von den 105 Millionen Kilogr. Zucker, welche Frankreich alljährig verzehre, 80 Millionen den Colonien und 35 Millionen den einheimischen Fabricanten zuzuwenden, letzteren überdieß noch den künftigen Mehrbetrag der Consumtion. Der Minister endigt seine Rede mit der Erklärung, die Regierung sey, so lebhaft ihr auch das Interesse der Marine am Herzen liege, doch entschlossen, die einheimische Zuckerfabrication nicht ganz preiszugeben. Hr. Cunin Gridaine, Handelsminister unter dem vorigen Cabinet, bemerkte: aus der Rede des Ministers ersehe man nicht, was die Regierung statt des Antrags der Commission eigentlich vorzuschlagen beabsichtige. Man vermisse darin eine Erklärung hinsichtlich der Ziffer der Abgabe, welche die Regierung dem einheimischen Zucker künftighin auferlegen wolle. Viele Deputirte stimmten dieser Bemerkung des Hrn. Cunin-Gridaine bei. Hr. Thiers betrat nun die Tribune. Es handle sich, sagte er, um zwei Systeme: einer Abschaffung der Rübenzuckerfabrication gegen Entschädigung oder einem fortwährenden Bestehen beider Industrien unter bestimmten Bedingungen; für letzteres System habe die Commission sich erklärt. Erst wenn die Kammer dem Systeme der Commission beigetreten seyn werde, wolle die Regierung sich über die Ziffer der künftigen Abgabe des Rübenzuckers erklären. Hr. Marion, Mitglied der Commission, bemerkte, das Ministerium sey mit seiner Meinung über diesen Punkt gegen die Commission weniger zurückhaltend, als gegen die Kammer gewesen; es habe ihr eine Abgabe von 27 Fr. auf den Rübenzucker vorgeschlagen. Die Majorität der Commission sey gegen diese Ziffer gewesen, eines der Mitglieder habe dieselbe auf 20 Fr. festzustellen vorgeschlagen, mit der das Ministerium sich einverstanden erklärt habe. Nach langen Debatten habe dann die Commission mit fünf Stimmen gegen vier beschlossen, die Beibehaltung der bisherigen Abgabe zu beantragen. Hr. Thiers erhob sich noch einmal mit folgenden Worten: „Wir erklären uns förmlich dahin, daß wir die einheimische Zuckerindustrie nicht unterdrücken wollen. Unser Entschluß hinsichtlich dieses Punkts ist unerschütterlich. Wenn man der Kammer durch ein Amendement das System vorschlagen will, diese Industrie gegen Entschädigung zu unterdrücken, so werden wir dieses System aufs äußerste bekämpfen. Was die Festsetzung der Ziffer der künftigen Abgabe anbelangt, so haben wir hierüber eine feste Meinung. Aber erst wenn Sie zwischen den beiden Systemen eine Wahl getroffen, kommt die Ziffer der Abgabe zur Berathung, vorausgesetzt, daß die Kammer sich nicht, wie wir hoffen, für die Unterdrückung der Rübenzucker-Industrie entscheiden wird.“ Hr. Mermilliod hielt noch eine lange Rede zu Gunsten des Colonialzuckers, mit welchem das Interesse der Colonien, des Schatzes, des Handels und der Marine verbunden sey. Er sucht die Unmöglichkeit darzuthun, das monströse Privilegium zu Gunsten des Rübenzuckers fernerhin zu erhalten, und wünscht eine Unterdrückung dieser Industrie gegen Entschädigung. Hr. Berville folgte mit einer Rede zu Gunsten des Rübenzuckers, worin er alle bekannten Argumente der Vertheidiger dieser Industrie vorbrachte. Seine Rede dauerte so lange, daß er sie endlich auf den allgemeinen Ruf: morgen! morgen! abbrechen mußte.

[irrelevantes Material] In der Deputirtentenkammersitzung vom 6 Mai hielt Hr. Berville den Schluß seiner Rede vom vorhergehenden Tage. Nach ihm sprachen Hr. Galos gegen, Hr. Defitte für den Rübenzucker. Die Liste der eingeschriebenen Redner war noch lange nicht erschöpft. Die Kammer widmete ihnen aber wenig Aufmerksamkeit, da ihre Reden nur eine Wiederholung aller in der Kammer und in den Journalen längst schon durchgesprochenen Ideen waren. Man glaubte, die Discussion werde wieder etwas lebhafter werden, wenn die vorliegenden Amendements bei der Berathung über die einzelnen Artikel des Entwurfs zur Sprache kämen.

(Commerce.) Hr. v. Janvier hat einen Zusatzartikel zu dem Gesetzesentwurf über die Zucker vorgeschlagen, des Inhalts, daß die französischen Colonien ihre Zucker frei nach jeder Bestimmung und durch jede Flagge sollen ausführen können. Hr. v. Janvier will ihn entwickeln, wenn der Grundsatz der Gleichheit des Zolls auf die beiden Zucker nicht durch das Gesetz festgesetzt wird.

Unter den neuesten Ehrenlegionernennungen befindet sich auch die des italienischen Dichters Manzoni, Verfassers der „Promessi sposi.“ Die beiden Deputirten Taillandier und Charpentier sollen, dem Courrier français zufolge, die ihnen angebotenen Ritterkreuze der Ehrenlegion abgelehnt haben, um damit zu beweisen, daß die Unterstützung, die sie dem Ministerium geleistet hatten, eine ganz uneigennützige gewesen sey.

Die Gazette entwirft folgende, wohl zu sehr ins Schwarze gemalte Schilderung: „Paris ist in diesem Augenblick mit düstern Ideen und Vorahnungen aller Art erfüllt. Die moralische Unordnung hat den höchsten Gipfel erreicht. Man sieht jetzt ein, daß das Ministerium Thiers die Schwierigkeiten der Lage nicht beherrscht, sie vielmehr steigert. Man blickt nach allen Punkten des Horizonts, um zu sehen, wo das in der Luft liegende überall gefühlte Gewitter ausbrechen werde. Man spricht nur von Revolutionen, Verschwörungen, Emeuten, von einem 18 Brumaire, und Alles dieß verwickelt sich mit materiellen Unfällen, der Getreidetheurung, den daraus entspringenden Volksaufständen, dem bereits durch die Trockenheit angerichteten Schaden. Wir können versichern, daß uns die allgemeine Stimmung nie so düster vorgekommen ist, und daß selbst die Kammer der alten 221, die sich am 1 März 1830 in Notredame versammelte, die Gemüther nicht so aufgeregt hat, wie das am 1 März 1840 gebildete Ministerium.“

Der National charakterisirt das Cabinet vom 1 März folgendermaßen: „Ein Ministerium von Taschenspielern, das sich bis jetzt nur durch die Armuth seiner Handlungen und seine verschwenderischen Versprechungen kund gegeben hat.“

(Corsaire.) Bei dem Tode Talleyrands wußte man selbst noch vor Eröffnung seines Nachlasses, daß der Conseilpräsident sein System, Hr. Miguet seine Beredsamkeit, Hr. Pasquier seine Eide und Hr. Dupin seine bons mots erben würde. Die Legate dieser edlen Erbschaft dürften eines Tags eine der schönsten Seiten unserer Zeitgeschichte bilden. Der Alexander der Diplomatie konnte nicht sterben, ohne seinen Generalen ein Andenken

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[1051/0003] der übermäßigen Production, welche die Consumtion weit übersteigt. Die französischen Colonien producirten im Jahr 1822 nur acht Millionen Kilogr. Zucker, gegenwärtig übersteigt ihre Production 80 Millionen. Nachdem der Minister die verschiedenen vorgeschlagenen Systeme kurz durchgegangen, verweilte er bei dem Vorschlag der Commission, welche eine Festsetzung des Colonialzuckerzolls auf 45 Fr. beantragt. Diesem Vorschlag trete das Ministerium vollkommen bei, denn der Zoll von 45 Fr. stehe ganz im Verhältniß mit der Steuer auf Salz und Tabak. Dagegen sey die Regierung mit der Commission nicht einverstanden hinsichtlich der Abgabe, welche auf dem Rübenzucker künftighin lasten solle. Die Commission hatte die Beibehaltung der seit 1837 eingeführten Steuer beantragt. Dadurch, meinte der Minister, genieße der Rübenzucker eines zu großen Schutzes, und es sey dieß eine Ungerechtigkeit gegen die Colonien, auf welchen die Transportkosten lasten und die überdieß genöthigt sind, die Waaren, deren sie bedürfen, aus dem Mutterlande zum Tausch dagegen zu nehmen. Das System der Regierung sey, von den 105 Millionen Kilogr. Zucker, welche Frankreich alljährig verzehre, 80 Millionen den Colonien und 35 Millionen den einheimischen Fabricanten zuzuwenden, letzteren überdieß noch den künftigen Mehrbetrag der Consumtion. Der Minister endigt seine Rede mit der Erklärung, die Regierung sey, so lebhaft ihr auch das Interesse der Marine am Herzen liege, doch entschlossen, die einheimische Zuckerfabrication nicht ganz preiszugeben. Hr. Cunin Gridaine, Handelsminister unter dem vorigen Cabinet, bemerkte: aus der Rede des Ministers ersehe man nicht, was die Regierung statt des Antrags der Commission eigentlich vorzuschlagen beabsichtige. Man vermisse darin eine Erklärung hinsichtlich der Ziffer der Abgabe, welche die Regierung dem einheimischen Zucker künftighin auferlegen wolle. Viele Deputirte stimmten dieser Bemerkung des Hrn. Cunin-Gridaine bei. Hr. Thiers betrat nun die Tribune. Es handle sich, sagte er, um zwei Systeme: einer Abschaffung der Rübenzuckerfabrication gegen Entschädigung oder einem fortwährenden Bestehen beider Industrien unter bestimmten Bedingungen; für letzteres System habe die Commission sich erklärt. Erst wenn die Kammer dem Systeme der Commission beigetreten seyn werde, wolle die Regierung sich über die Ziffer der künftigen Abgabe des Rübenzuckers erklären. Hr. Marion, Mitglied der Commission, bemerkte, das Ministerium sey mit seiner Meinung über diesen Punkt gegen die Commission weniger zurückhaltend, als gegen die Kammer gewesen; es habe ihr eine Abgabe von 27 Fr. auf den Rübenzucker vorgeschlagen. Die Majorität der Commission sey gegen diese Ziffer gewesen, eines der Mitglieder habe dieselbe auf 20 Fr. festzustellen vorgeschlagen, mit der das Ministerium sich einverstanden erklärt habe. Nach langen Debatten habe dann die Commission mit fünf Stimmen gegen vier beschlossen, die Beibehaltung der bisherigen Abgabe zu beantragen. Hr. Thiers erhob sich noch einmal mit folgenden Worten: „Wir erklären uns förmlich dahin, daß wir die einheimische Zuckerindustrie nicht unterdrücken wollen. Unser Entschluß hinsichtlich dieses Punkts ist unerschütterlich. Wenn man der Kammer durch ein Amendement das System vorschlagen will, diese Industrie gegen Entschädigung zu unterdrücken, so werden wir dieses System aufs äußerste bekämpfen. Was die Festsetzung der Ziffer der künftigen Abgabe anbelangt, so haben wir hierüber eine feste Meinung. Aber erst wenn Sie zwischen den beiden Systemen eine Wahl getroffen, kommt die Ziffer der Abgabe zur Berathung, vorausgesetzt, daß die Kammer sich nicht, wie wir hoffen, für die Unterdrückung der Rübenzucker-Industrie entscheiden wird.“ Hr. Mermilliod hielt noch eine lange Rede zu Gunsten des Colonialzuckers, mit welchem das Interesse der Colonien, des Schatzes, des Handels und der Marine verbunden sey. Er sucht die Unmöglichkeit darzuthun, das monströse Privilegium zu Gunsten des Rübenzuckers fernerhin zu erhalten, und wünscht eine Unterdrückung dieser Industrie gegen Entschädigung. Hr. Berville folgte mit einer Rede zu Gunsten des Rübenzuckers, worin er alle bekannten Argumente der Vertheidiger dieser Industrie vorbrachte. Seine Rede dauerte so lange, daß er sie endlich auf den allgemeinen Ruf: morgen! morgen! abbrechen mußte. _ In der Deputirtentenkammersitzung vom 6 Mai hielt Hr. Berville den Schluß seiner Rede vom vorhergehenden Tage. Nach ihm sprachen Hr. Galos gegen, Hr. Defitte für den Rübenzucker. Die Liste der eingeschriebenen Redner war noch lange nicht erschöpft. Die Kammer widmete ihnen aber wenig Aufmerksamkeit, da ihre Reden nur eine Wiederholung aller in der Kammer und in den Journalen längst schon durchgesprochenen Ideen waren. Man glaubte, die Discussion werde wieder etwas lebhafter werden, wenn die vorliegenden Amendements bei der Berathung über die einzelnen Artikel des Entwurfs zur Sprache kämen. (Commerce.) Hr. v. Janvier hat einen Zusatzartikel zu dem Gesetzesentwurf über die Zucker vorgeschlagen, des Inhalts, daß die französischen Colonien ihre Zucker frei nach jeder Bestimmung und durch jede Flagge sollen ausführen können. Hr. v. Janvier will ihn entwickeln, wenn der Grundsatz der Gleichheit des Zolls auf die beiden Zucker nicht durch das Gesetz festgesetzt wird. Unter den neuesten Ehrenlegionernennungen befindet sich auch die des italienischen Dichters Manzoni, Verfassers der „Promessi sposi.“ Die beiden Deputirten Taillandier und Charpentier sollen, dem Courrier français zufolge, die ihnen angebotenen Ritterkreuze der Ehrenlegion abgelehnt haben, um damit zu beweisen, daß die Unterstützung, die sie dem Ministerium geleistet hatten, eine ganz uneigennützige gewesen sey. Die Gazette entwirft folgende, wohl zu sehr ins Schwarze gemalte Schilderung: „Paris ist in diesem Augenblick mit düstern Ideen und Vorahnungen aller Art erfüllt. Die moralische Unordnung hat den höchsten Gipfel erreicht. Man sieht jetzt ein, daß das Ministerium Thiers die Schwierigkeiten der Lage nicht beherrscht, sie vielmehr steigert. Man blickt nach allen Punkten des Horizonts, um zu sehen, wo das in der Luft liegende überall gefühlte Gewitter ausbrechen werde. Man spricht nur von Revolutionen, Verschwörungen, Emeuten, von einem 18 Brumaire, und Alles dieß verwickelt sich mit materiellen Unfällen, der Getreidetheurung, den daraus entspringenden Volksaufständen, dem bereits durch die Trockenheit angerichteten Schaden. Wir können versichern, daß uns die allgemeine Stimmung nie so düster vorgekommen ist, und daß selbst die Kammer der alten 221, die sich am 1 März 1830 in Notredame versammelte, die Gemüther nicht so aufgeregt hat, wie das am 1 März 1840 gebildete Ministerium.“ Der National charakterisirt das Cabinet vom 1 März folgendermaßen: „Ein Ministerium von Taschenspielern, das sich bis jetzt nur durch die Armuth seiner Handlungen und seine verschwenderischen Versprechungen kund gegeben hat.“ (Corsaire.) Bei dem Tode Talleyrands wußte man selbst noch vor Eröffnung seines Nachlasses, daß der Conseilpräsident sein System, Hr. Miguet seine Beredsamkeit, Hr. Pasquier seine Eide und Hr. Dupin seine bons mots erben würde. 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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 132. Augsburg, 11. Mai 1840, S. 1051. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_132_18400511/3>, abgerufen am 21.11.2024.