Allgemeine Zeitung. Nr. 132. Augsburg, 11. Mai 1840.Werth, denn die Flotte ist nur in Folge eines schändlichen Verraths in Ihre Gewalt gerathen. Wie können Sie nun sagen, daß Sie das Eigenthumsrecht Sr. Hoheit anerkennen, wenn Sie die Flotte hartnäckig zurückhalten, ohne zu bedenken, daß Ihre Weigerung, dieselbe zurückzugeben, von den Muselmännern als eine Mißachtung der Befehle des Souveräns angesehen werden könnte? Sie haben sich allerdings erboten, Ihre Land- und Seemacht mit der Armee Sr. Hoheit zu vereinigen, aber nur unter der Bedingung, daß Ihre Forderungen zugestanden würden. Sie glauben vielleicht, ich hätte zur Annahme derselben rathen sollen; wie hätte ich einen den Interessen und der Würde Sr. Hoheit so zuwiderlaufenden Rath ertheilen können? Versetzen Sie sich an meine Stelle und antworten Sie dann ganz offen. Angenommen, ich hätte aus alter Freundschaft einen solchen Rath ertheilt, glauben Sie, daß Se. Hoheit demselben beigetreten seyn würde? Gewiß nicht. Sie meinen vielleicht, der Sultan habe beim Antritt seiner Regierung geglaubt, dem Rathe seiner Minister nachgeben zu müssen? Sie irren sich. Se. Hoheit weiß zu gut, was recht und angemessen ist, und wenn seine Minister - was Gott verhüten möge - ihm schlechten Rath zu ertheilen wagten, so würden sie strenge bestraft werden. Sie sagen, daß Sie zur Sicherstellung der Zukunft Ihrer Familie genöthigt seyen, Adana und die Pässe des Taurus zu behalten, um die von Ihnen besetzten Länder gegen einen Angriff der Pforte zu schützen. Können wir nicht dasselbe Argument aufstellen, um sie Ihnen zu verweigern? Ich weiß, man hat Ihnen geschrieben, der Sultan sey geneigt, Ihnen Alles zu bewilligen, was Sie fordern; ich weiß auch, daß Sie hier zahlreiche Freunde haben; ist dieß aber hinreichend, um Sie zu ermächtigen, nach dem Willen dieses oder jenes Ministers zu handeln? Sie erheben Zweifel gegen die Aufrichtigkeit der Gesinnungen der europäischen Mächte. Sind diese Gesinnungen nicht durch die Collectivnote garantirt worden, worin diese Mächte sich verpflichteten, die Unabhängigkeit und Integrität des osmanischen Reichs aufrecht zu erhalten? Würden dieselben jetzt in eine Theilung dieses Reiches unter zwei Oberhäupter willigen? Ich kenne die Schwierigkeiten, welche die völlige Uebereinstimmung jener Mächte bisher verhindert haben, allein ich weiß auch, daß Sie sich bald verständigen und gemeinsam handeln werden. Ich kenne ferner Ihre kriegerischen Rüstungen; sind dieselben etwa auch ein Zeichen der Unterwerfung unter Ihren Souverän, womit Sie sich brüsten? Sagen Sie mir offen, ob Sie die Vorschläge, welche Se. Hoheit Ihnen zu machen geruht hat, annehmen wollen, und wenn Sie Bemerkungen hinzuzufügen haben, so theilen Sie mir dieselben ausführlich mit. Sie sagen mir, daß Sie in Ihrem Alter für sich keinen Ehrgeiz mehr besäßen, daß Sie aber glaubten, das Schicksal Ihrer Kinder sichern zu müssen; allein Sie können sich überzeugt halten, daß dieß ein Punkt ist, der bei den zu treffenden Anordnungen nicht unberücksichtigt bleiben würde. Glauben Sie meiner Freundschaft und meiner langen Erfahrung, folgen Sie meinem Rath und kehren Sie zu vernünftigeren Gesinnungen zurück. Noch ist es Zeit, bald dürfte es jedoch zu spät seyn." Ostindien und China. Galignani's Messenger bringt von der gestern erwähnten neuesten ostindischen Post Folgendes: "Das Dampfboot Victoria verließ am 31 März Bombay. Da jedoch vor der Abfahrt dieses Dampfboots das von China erwartete Schiff Scaleby Castle in Bombay noch nicht eingetroffen war, so sind die mitgebrachten Nachrichten über China weder von sehr neuem Datum, noch auch von großer Bedeutung; sie enthalten nur folgende in der Singapore Free Preß mitgetheilte und bis zum 20 Januar gehende Angaben. Am 5 Januar erschien ein kaiserliches Edict, welches, in Folge der von den englischen Schiffen Hyacinth und Volage begonnenen Feindseligkeiten, die Engländer für außerhalb des Gesetzes erklärt, den Handel mit ihnen augenblicklich und für immer aufhebt, und jedes andere Volk, welches sich der Verführung ihrer Waaren unterziehen wollte, mit den härtesten Strafen bedroht. Dieser letzten Drohung gemäß wurden auch bereits zwei mit englischem Gut geladene dänische - wenigstens unter dänischer Flagge fahrende - Schiffe bei Whampoa weggenommen und confiscirt. Ein zweites kaiserliches Edict belobt die Tapferkeit, welche Admiral Kwan und seine Mannschaft in dem Seegefecht bei Dschumpi (3 Nov.) bewiesen, wo, sagt das Edict, "jener alte Held eben so anmuthig als verwegen an den Mast seiner Dschunke gelehnt, dem Feuer der Feinde während des Treffens tapfer ins Angesicht sah," würde Kwan sich noch in fünf andern Gefechten eben so muthig und glücklich bewähren, so soll er, und gleicherweise alle seine Officiere um sechs Grade im Rang erhöht werden. - Hr. Gribble ward am 14 seiner Haft in Canton entlassen, und wird auf dem Schiffe Thomas Coutts erwartet; der Volage und Hyacinth werden bis zu seiner Ankunft ihre Blokade der Bocca fortsetzen. Sehr auffallend ist es, daß, trotz des offenen Kriegs, der kaiserliche Commissär diesen beiden Fregatten ein Geschenk von Rindfleisch und Kohl übersandte, was jedoch nicht angenommen wurde. Die HH. Smith und Elliot wurden bei einem Spaziergang auf der Küste von Dschumpi von chinesischen Soldaten überfallen, und konnten sich nur durch eine schnelle Flucht und durch die plötzliche Hülfe der Kanonen des englischen Kutters ihren Verfolgern entziehen. Werth, denn die Flotte ist nur in Folge eines schändlichen Verraths in Ihre Gewalt gerathen. Wie können Sie nun sagen, daß Sie das Eigenthumsrecht Sr. Hoheit anerkennen, wenn Sie die Flotte hartnäckig zurückhalten, ohne zu bedenken, daß Ihre Weigerung, dieselbe zurückzugeben, von den Muselmännern als eine Mißachtung der Befehle des Souveräns angesehen werden könnte? Sie haben sich allerdings erboten, Ihre Land- und Seemacht mit der Armee Sr. Hoheit zu vereinigen, aber nur unter der Bedingung, daß Ihre Forderungen zugestanden würden. Sie glauben vielleicht, ich hätte zur Annahme derselben rathen sollen; wie hätte ich einen den Interessen und der Würde Sr. Hoheit so zuwiderlaufenden Rath ertheilen können? Versetzen Sie sich an meine Stelle und antworten Sie dann ganz offen. Angenommen, ich hätte aus alter Freundschaft einen solchen Rath ertheilt, glauben Sie, daß Se. Hoheit demselben beigetreten seyn würde? Gewiß nicht. Sie meinen vielleicht, der Sultan habe beim Antritt seiner Regierung geglaubt, dem Rathe seiner Minister nachgeben zu müssen? Sie irren sich. Se. Hoheit weiß zu gut, was recht und angemessen ist, und wenn seine Minister – was Gott verhüten möge – ihm schlechten Rath zu ertheilen wagten, so würden sie strenge bestraft werden. Sie sagen, daß Sie zur Sicherstellung der Zukunft Ihrer Familie genöthigt seyen, Adana und die Pässe des Taurus zu behalten, um die von Ihnen besetzten Länder gegen einen Angriff der Pforte zu schützen. Können wir nicht dasselbe Argument aufstellen, um sie Ihnen zu verweigern? Ich weiß, man hat Ihnen geschrieben, der Sultan sey geneigt, Ihnen Alles zu bewilligen, was Sie fordern; ich weiß auch, daß Sie hier zahlreiche Freunde haben; ist dieß aber hinreichend, um Sie zu ermächtigen, nach dem Willen dieses oder jenes Ministers zu handeln? Sie erheben Zweifel gegen die Aufrichtigkeit der Gesinnungen der europäischen Mächte. Sind diese Gesinnungen nicht durch die Collectivnote garantirt worden, worin diese Mächte sich verpflichteten, die Unabhängigkeit und Integrität des osmanischen Reichs aufrecht zu erhalten? Würden dieselben jetzt in eine Theilung dieses Reiches unter zwei Oberhäupter willigen? Ich kenne die Schwierigkeiten, welche die völlige Uebereinstimmung jener Mächte bisher verhindert haben, allein ich weiß auch, daß Sie sich bald verständigen und gemeinsam handeln werden. Ich kenne ferner Ihre kriegerischen Rüstungen; sind dieselben etwa auch ein Zeichen der Unterwerfung unter Ihren Souverän, womit Sie sich brüsten? Sagen Sie mir offen, ob Sie die Vorschläge, welche Se. Hoheit Ihnen zu machen geruht hat, annehmen wollen, und wenn Sie Bemerkungen hinzuzufügen haben, so theilen Sie mir dieselben ausführlich mit. Sie sagen mir, daß Sie in Ihrem Alter für sich keinen Ehrgeiz mehr besäßen, daß Sie aber glaubten, das Schicksal Ihrer Kinder sichern zu müssen; allein Sie können sich überzeugt halten, daß dieß ein Punkt ist, der bei den zu treffenden Anordnungen nicht unberücksichtigt bleiben würde. Glauben Sie meiner Freundschaft und meiner langen Erfahrung, folgen Sie meinem Rath und kehren Sie zu vernünftigeren Gesinnungen zurück. Noch ist es Zeit, bald dürfte es jedoch zu spät seyn.“ Ostindien und China. Galignani's Messenger bringt von der gestern erwähnten neuesten ostindischen Post Folgendes: „Das Dampfboot Victoria verließ am 31 März Bombay. Da jedoch vor der Abfahrt dieses Dampfboots das von China erwartete Schiff Scaleby Castle in Bombay noch nicht eingetroffen war, so sind die mitgebrachten Nachrichten über China weder von sehr neuem Datum, noch auch von großer Bedeutung; sie enthalten nur folgende in der Singapore Free Preß mitgetheilte und bis zum 20 Januar gehende Angaben. Am 5 Januar erschien ein kaiserliches Edict, welches, in Folge der von den englischen Schiffen Hyacinth und Volage begonnenen Feindseligkeiten, die Engländer für außerhalb des Gesetzes erklärt, den Handel mit ihnen augenblicklich und für immer aufhebt, und jedes andere Volk, welches sich der Verführung ihrer Waaren unterziehen wollte, mit den härtesten Strafen bedroht. Dieser letzten Drohung gemäß wurden auch bereits zwei mit englischem Gut geladene dänische – wenigstens unter dänischer Flagge fahrende – Schiffe bei Whampoa weggenommen und confiscirt. Ein zweites kaiserliches Edict belobt die Tapferkeit, welche Admiral Kwan und seine Mannschaft in dem Seegefecht bei Dschumpi (3 Nov.) bewiesen, wo, sagt das Edict, „jener alte Held eben so anmuthig als verwegen an den Mast seiner Dschunke gelehnt, dem Feuer der Feinde während des Treffens tapfer ins Angesicht sah,“ würde Kwan sich noch in fünf andern Gefechten eben so muthig und glücklich bewähren, so soll er, und gleicherweise alle seine Officiere um sechs Grade im Rang erhöht werden. – Hr. Gribble ward am 14 seiner Haft in Canton entlassen, und wird auf dem Schiffe Thomas Coutts erwartet; der Volage und Hyacinth werden bis zu seiner Ankunft ihre Blokade der Bocca fortsetzen. Sehr auffallend ist es, daß, trotz des offenen Kriegs, der kaiserliche Commissär diesen beiden Fregatten ein Geschenk von Rindfleisch und Kohl übersandte, was jedoch nicht angenommen wurde. Die HH. Smith und Elliot wurden bei einem Spaziergang auf der Küste von Dschumpi von chinesischen Soldaten überfallen, und konnten sich nur durch eine schnelle Flucht und durch die plötzliche Hülfe der Kanonen des englischen Kutters ihren Verfolgern entziehen. <TEI> <text> <body> <div type="jArticle" n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0008" n="1056"/> Werth, denn die Flotte ist nur in Folge eines schändlichen Verraths in Ihre Gewalt gerathen. Wie können Sie nun sagen, daß Sie das Eigenthumsrecht Sr. Hoheit anerkennen, wenn Sie die Flotte hartnäckig zurückhalten, ohne zu bedenken, daß Ihre Weigerung, dieselbe zurückzugeben, von den Muselmännern als eine Mißachtung der Befehle des Souveräns angesehen werden könnte? Sie haben sich allerdings erboten, Ihre Land- und Seemacht mit der Armee Sr. Hoheit zu vereinigen, aber nur unter der Bedingung, daß Ihre Forderungen zugestanden würden. Sie glauben vielleicht, ich hätte zur Annahme derselben rathen sollen; wie hätte ich einen den Interessen und der Würde Sr. Hoheit so zuwiderlaufenden Rath ertheilen können? Versetzen Sie sich an meine Stelle und antworten Sie dann ganz offen. Angenommen, ich hätte aus alter Freundschaft einen solchen Rath ertheilt, glauben Sie, daß Se. Hoheit demselben beigetreten seyn würde? Gewiß nicht. Sie meinen vielleicht, der Sultan habe beim Antritt seiner Regierung geglaubt, dem Rathe seiner Minister nachgeben zu müssen? Sie irren sich. Se. Hoheit weiß zu gut, was recht und angemessen ist, und wenn seine Minister – was Gott verhüten möge – ihm schlechten Rath zu ertheilen wagten, so würden sie strenge bestraft werden. Sie sagen, daß Sie zur Sicherstellung der Zukunft Ihrer Familie genöthigt seyen, Adana und die Pässe des Taurus zu behalten, um die von Ihnen besetzten Länder gegen einen Angriff der Pforte zu schützen. Können wir nicht dasselbe Argument aufstellen, um sie Ihnen zu verweigern? Ich weiß, man hat Ihnen geschrieben, der Sultan sey geneigt, Ihnen Alles zu bewilligen, was Sie fordern; ich weiß auch, daß Sie hier zahlreiche Freunde haben; ist dieß aber hinreichend, um Sie zu ermächtigen, nach dem Willen dieses oder jenes Ministers zu handeln? Sie erheben Zweifel gegen die Aufrichtigkeit der Gesinnungen der europäischen Mächte. Sind diese Gesinnungen nicht durch die Collectivnote garantirt worden, worin diese Mächte sich verpflichteten, die Unabhängigkeit und Integrität des osmanischen Reichs aufrecht zu erhalten? Würden dieselben jetzt in eine Theilung dieses Reiches unter zwei Oberhäupter willigen? Ich kenne die Schwierigkeiten, welche die völlige Uebereinstimmung jener Mächte bisher verhindert haben, allein ich weiß auch, daß Sie sich bald verständigen und gemeinsam handeln werden. Ich kenne ferner Ihre kriegerischen Rüstungen; sind dieselben etwa auch ein Zeichen der Unterwerfung unter Ihren Souverän, womit Sie sich brüsten? Sagen Sie mir offen, ob Sie die Vorschläge, welche Se. Hoheit Ihnen zu machen geruht hat, annehmen wollen, und wenn Sie Bemerkungen hinzuzufügen haben, so theilen Sie mir dieselben ausführlich mit. Sie sagen mir, daß Sie in Ihrem Alter für sich keinen Ehrgeiz mehr besäßen, daß Sie aber glaubten, das Schicksal Ihrer Kinder sichern zu müssen; allein Sie können sich überzeugt halten, daß dieß ein Punkt ist, der bei den zu treffenden Anordnungen nicht unberücksichtigt bleiben würde. Glauben Sie meiner Freundschaft und meiner langen Erfahrung, folgen Sie meinem Rath und kehren Sie zu vernünftigeren Gesinnungen zurück. Noch ist es Zeit, bald dürfte es jedoch zu spät seyn.“</p> </div> </div><lb/> <div n="1"> <head> <hi rendition="#b">Ostindien und China.</hi> </head><lb/> <p><hi rendition="#g">Galignani</hi>'s <hi rendition="#g">Messenger</hi> bringt von der gestern erwähnten neuesten ostindischen Post Folgendes: „Das Dampfboot Victoria verließ am 31 März Bombay. 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Ein zweites kaiserliches Edict belobt die Tapferkeit, welche Admiral Kwan und seine Mannschaft in dem Seegefecht bei Dschumpi (3 Nov.) bewiesen, wo, sagt das Edict, „jener alte Held eben so anmuthig als verwegen an den Mast seiner Dschunke gelehnt, dem Feuer der Feinde während des Treffens tapfer ins Angesicht sah,“ würde Kwan sich noch in fünf andern Gefechten eben so muthig und glücklich bewähren, so soll er, und gleicherweise alle seine Officiere um sechs Grade im Rang erhöht werden. – Hr. Gribble ward am 14 seiner Haft in Canton entlassen, und wird auf dem Schiffe Thomas Coutts erwartet; der Volage und Hyacinth werden bis zu seiner Ankunft ihre Blokade der Bocca fortsetzen. Sehr auffallend ist es, daß, trotz des offenen Kriegs, der kaiserliche Commissär diesen beiden Fregatten ein Geschenk von Rindfleisch und Kohl übersandte, was jedoch nicht angenommen wurde. Die HH. Smith und Elliot wurden bei einem Spaziergang auf der Küste von Dschumpi von chinesischen Soldaten überfallen, und konnten sich nur durch eine schnelle Flucht und durch die plötzliche Hülfe der Kanonen des englischen Kutters ihren Verfolgern entziehen.</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [1056/0008]
Werth, denn die Flotte ist nur in Folge eines schändlichen Verraths in Ihre Gewalt gerathen. Wie können Sie nun sagen, daß Sie das Eigenthumsrecht Sr. Hoheit anerkennen, wenn Sie die Flotte hartnäckig zurückhalten, ohne zu bedenken, daß Ihre Weigerung, dieselbe zurückzugeben, von den Muselmännern als eine Mißachtung der Befehle des Souveräns angesehen werden könnte? Sie haben sich allerdings erboten, Ihre Land- und Seemacht mit der Armee Sr. Hoheit zu vereinigen, aber nur unter der Bedingung, daß Ihre Forderungen zugestanden würden. Sie glauben vielleicht, ich hätte zur Annahme derselben rathen sollen; wie hätte ich einen den Interessen und der Würde Sr. Hoheit so zuwiderlaufenden Rath ertheilen können? Versetzen Sie sich an meine Stelle und antworten Sie dann ganz offen. Angenommen, ich hätte aus alter Freundschaft einen solchen Rath ertheilt, glauben Sie, daß Se. Hoheit demselben beigetreten seyn würde? Gewiß nicht. Sie meinen vielleicht, der Sultan habe beim Antritt seiner Regierung geglaubt, dem Rathe seiner Minister nachgeben zu müssen? Sie irren sich. Se. Hoheit weiß zu gut, was recht und angemessen ist, und wenn seine Minister – was Gott verhüten möge – ihm schlechten Rath zu ertheilen wagten, so würden sie strenge bestraft werden. Sie sagen, daß Sie zur Sicherstellung der Zukunft Ihrer Familie genöthigt seyen, Adana und die Pässe des Taurus zu behalten, um die von Ihnen besetzten Länder gegen einen Angriff der Pforte zu schützen. Können wir nicht dasselbe Argument aufstellen, um sie Ihnen zu verweigern? Ich weiß, man hat Ihnen geschrieben, der Sultan sey geneigt, Ihnen Alles zu bewilligen, was Sie fordern; ich weiß auch, daß Sie hier zahlreiche Freunde haben; ist dieß aber hinreichend, um Sie zu ermächtigen, nach dem Willen dieses oder jenes Ministers zu handeln? Sie erheben Zweifel gegen die Aufrichtigkeit der Gesinnungen der europäischen Mächte. Sind diese Gesinnungen nicht durch die Collectivnote garantirt worden, worin diese Mächte sich verpflichteten, die Unabhängigkeit und Integrität des osmanischen Reichs aufrecht zu erhalten? Würden dieselben jetzt in eine Theilung dieses Reiches unter zwei Oberhäupter willigen? Ich kenne die Schwierigkeiten, welche die völlige Uebereinstimmung jener Mächte bisher verhindert haben, allein ich weiß auch, daß Sie sich bald verständigen und gemeinsam handeln werden. Ich kenne ferner Ihre kriegerischen Rüstungen; sind dieselben etwa auch ein Zeichen der Unterwerfung unter Ihren Souverän, womit Sie sich brüsten? Sagen Sie mir offen, ob Sie die Vorschläge, welche Se. Hoheit Ihnen zu machen geruht hat, annehmen wollen, und wenn Sie Bemerkungen hinzuzufügen haben, so theilen Sie mir dieselben ausführlich mit. Sie sagen mir, daß Sie in Ihrem Alter für sich keinen Ehrgeiz mehr besäßen, daß Sie aber glaubten, das Schicksal Ihrer Kinder sichern zu müssen; allein Sie können sich überzeugt halten, daß dieß ein Punkt ist, der bei den zu treffenden Anordnungen nicht unberücksichtigt bleiben würde. Glauben Sie meiner Freundschaft und meiner langen Erfahrung, folgen Sie meinem Rath und kehren Sie zu vernünftigeren Gesinnungen zurück. Noch ist es Zeit, bald dürfte es jedoch zu spät seyn.“
Ostindien und China.
Galignani's Messenger bringt von der gestern erwähnten neuesten ostindischen Post Folgendes: „Das Dampfboot Victoria verließ am 31 März Bombay. Da jedoch vor der Abfahrt dieses Dampfboots das von China erwartete Schiff Scaleby Castle in Bombay noch nicht eingetroffen war, so sind die mitgebrachten Nachrichten über China weder von sehr neuem Datum, noch auch von großer Bedeutung; sie enthalten nur folgende in der Singapore Free Preß mitgetheilte und bis zum 20 Januar gehende Angaben. Am 5 Januar erschien ein kaiserliches Edict, welches, in Folge der von den englischen Schiffen Hyacinth und Volage begonnenen Feindseligkeiten, die Engländer für außerhalb des Gesetzes erklärt, den Handel mit ihnen augenblicklich und für immer aufhebt, und jedes andere Volk, welches sich der Verführung ihrer Waaren unterziehen wollte, mit den härtesten Strafen bedroht. Dieser letzten Drohung gemäß wurden auch bereits zwei mit englischem Gut geladene dänische – wenigstens unter dänischer Flagge fahrende – Schiffe bei Whampoa weggenommen und confiscirt. Ein zweites kaiserliches Edict belobt die Tapferkeit, welche Admiral Kwan und seine Mannschaft in dem Seegefecht bei Dschumpi (3 Nov.) bewiesen, wo, sagt das Edict, „jener alte Held eben so anmuthig als verwegen an den Mast seiner Dschunke gelehnt, dem Feuer der Feinde während des Treffens tapfer ins Angesicht sah,“ würde Kwan sich noch in fünf andern Gefechten eben so muthig und glücklich bewähren, so soll er, und gleicherweise alle seine Officiere um sechs Grade im Rang erhöht werden. – Hr. Gribble ward am 14 seiner Haft in Canton entlassen, und wird auf dem Schiffe Thomas Coutts erwartet; der Volage und Hyacinth werden bis zu seiner Ankunft ihre Blokade der Bocca fortsetzen. Sehr auffallend ist es, daß, trotz des offenen Kriegs, der kaiserliche Commissär diesen beiden Fregatten ein Geschenk von Rindfleisch und Kohl übersandte, was jedoch nicht angenommen wurde. Die HH. Smith und Elliot wurden bei einem Spaziergang auf der Küste von Dschumpi von chinesischen Soldaten überfallen, und konnten sich nur durch eine schnelle Flucht und durch die plötzliche Hülfe der Kanonen des englischen Kutters ihren Verfolgern entziehen.
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