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Allgemeine Zeitung. Nr. 135. Augsburg, 14. Mai 1840.

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Augsburger Allgemeine Zeitung.
Mit allerhöchsten Privilegien.
Donnerstag
Nr. 135.
14 Mai 1840.
Portugal.

Vor einigen Tagen hatte man bei dem Fort de S. Juliao, welches an dem Eingange des Hafens liegt, den sonderbaren Anblick einer Menge großer Fische, die nach der schnell zurückgetretenen Ebbe des Meers auf einer seichten Stelle der Küste, dicht an den Mauern der Festung, beinahe auf dem Trocknen, lagen, und sich durch heftige Bewegungen wieder zu dem tieferen Meere hinzuarbeiten suchten. Die Soldaten der Garnison bewaffneten sich mit Aexten und Stricken und bemächtigten sich 16 dieser Fische, die 12 bis 16 Fuß Länge hatten. Unter den Gefangenen waren 15 weibliche Fische, wovon jeder ein lebendiges Junge von sechs Fuß Länge in sich verbarg. In dem Berichte des Commandanten der Festung an den Minister werden diese Fische, ohne weitere Beschreibung, Roazes Corvineiros genannt, wahrscheinlich Delphine, deren es so viele und von außerordentlicher Größe an der portugiesischen Küste gibt. - Marquis de Saldanha ist zum ersten Adjutanten des Königs ernannt, worüber der Kriegsminister Graf Bomfim nicht wenig eifersüchtig seyn soll, besonders weil er jetzt nur um so mehr dessen Einfluß in Militärsachen fürchten zu müssen glaubt. Bomfim möchte gerne Alles in Allem seyn, und kann dem Saldanha nie verzeihen, daß er ihn auf Campo da Peira im Jahr 1837 besiegte, ein Sieg, den Bomfim in den folgenden Tagen verrätherischerweise vernichtete, was auch Saldanha nicht so leicht vergessen wird. Indessen Saldanha ist ein Ritter im ächten Sinn und verachtet kleinliche Rache. Nicht so sein ehemaliger Adjutant, Ximenes, der ihn in allen Schlachten begleitete. Dieser ließ vor einigen Tagen seinen Stock auf öffentlicher Straße einen der vielen Zeitungsschreiber fühlen, weil derselbe den Saldanha eben wegen jener Ernennung geschmäht hatte, daß dadurch dem Staatsschatze eine neue ungesetzliche Ausgabe auferlegt sey, da in dem Budget nur die Gehalte für vier Adjutanten des Königs bewilligt wären. Würde die neue Ausgabe dem Staatsschatze zur Last fallen, so hätte man Recht darüber zu klagen; dieß ist aber keineswegs der Fall, indem der König seinen ersten Adjutanten ganz und gar aus seiner Tasche bezahlt, (täglich 4800 Reis - 7 Thlr. - dasselbe was auch die Kammerherren der Königin erhalten). Die durch den Tod des Marquis de Valenca erledigte Kammerherrnstelle bei der Königin ist dem Grafen Linhares zu Theil geworden, einem sehr rechtlichen und gebildeten Mann, der auch einmal, aber nur wenige Monate, Marineminister nach dem Rücktritt des Ministeriums Passos war.

Spanien.

Ein Brief aus Bayonne von gestern bestätigt die Ihnen mitgetheilten Daten vollkommen. "Die königliche Armee von Navarra, heißt es darin unter Anderm, ist nicht mehr. Von den dreißig Mann, aus welchen dieselbe bestand, fiel 1 auf dem Kampfplatz, 7 andere wurden gefangen und erschossen, 2 haben sich freiwillig gestellt, 1, der Pfarrer Segarra von Lecumberri, fiel in die Hände seiner Verfolger, und 18 waren glücklich genug, die Gränze zu erreichen. Summa 29. Man kann daher ohne Uebertreibung sagen, daß die Armee des Prätendenten vollständig zerstreut worden, da dieselbe buchstäblich nur noch einen Mann zählt, und zwar den Kriegscommissär Monjelos, der verwundet und verfolgt in diesem Augenblick Frankreich zu gewinnen sucht." Alle von den Carlisten seit acht Tagen zahllos verbreiteten Gerüchte waren eitel Trug und Lüge. Allerdings mögen noch hie und da, in Navarra wie in den baskischen Provinzen, Einzelne, die durch aufgefangene Briefe schwer compromittirt sind, und in den ersten Tagen der Bewegung aus ihren Wohnorten verschwanden, umherirren, oder sich verborgen halten; bei der Wachsamkeit der Behörden und der Stimmung der Einwohner können sie aber durchaus kein Gegenstand neuer Besorgnisse - ihr Loos kann vielmehr nur Flucht oder Tod seyn. In einer unterm 3 d. erlassenen Proclamation dankt der Vicekönig von Navarra der Bevölkerung aller Classen für ihre einmüthige und energische Erhebung gegen die letzten Versuche der Ruhestörer. Alles, was das Volk jener Gegenden will, ist seine Fueros und Ruhe. - Der Tag von Peracamps scheint (auch abgesehen von den allen spanischen Kriegsberichten eigenthümlichen Uebertreibungen) einer der heißesten gewesen zu seyn; 120 verwundete Carlistische Officiere und Soldaten lagen den 28 in Berga, andere wurden noch erwartet. Einer von mehreren Seiten gegebenen Nachricht zufolge fanden den Tag darauf (26 April) noch 400 Mann, und unter ihnen Vidal und der Sohn des Borges, in einem verschanzten Gebäude, wohin sie sich gerettet, den Tod. Was nicht den Bajonnetten der Stürmenden erlag, kam in den Flammen um. Als Grund der Erbitterung der Constitutionellen gibt man die frühere Ermordung einer halben Compagnie Gefangener


Augsburger Allgemeine Zeitung.
Mit allerhöchsten Privilegien.
Donnerstag
Nr. 135.
14 Mai 1840.
Portugal.

Vor einigen Tagen hatte man bei dem Fort de S. Juliao, welches an dem Eingange des Hafens liegt, den sonderbaren Anblick einer Menge großer Fische, die nach der schnell zurückgetretenen Ebbe des Meers auf einer seichten Stelle der Küste, dicht an den Mauern der Festung, beinahe auf dem Trocknen, lagen, und sich durch heftige Bewegungen wieder zu dem tieferen Meere hinzuarbeiten suchten. Die Soldaten der Garnison bewaffneten sich mit Aexten und Stricken und bemächtigten sich 16 dieser Fische, die 12 bis 16 Fuß Länge hatten. Unter den Gefangenen waren 15 weibliche Fische, wovon jeder ein lebendiges Junge von sechs Fuß Länge in sich verbarg. In dem Berichte des Commandanten der Festung an den Minister werden diese Fische, ohne weitere Beschreibung, Roazes Corvineiros genannt, wahrscheinlich Delphine, deren es so viele und von außerordentlicher Größe an der portugiesischen Küste gibt. – Marquis de Saldanha ist zum ersten Adjutanten des Königs ernannt, worüber der Kriegsminister Graf Bomfim nicht wenig eifersüchtig seyn soll, besonders weil er jetzt nur um so mehr dessen Einfluß in Militärsachen fürchten zu müssen glaubt. Bomfim möchte gerne Alles in Allem seyn, und kann dem Saldanha nie verzeihen, daß er ihn auf Campo da Peira im Jahr 1837 besiegte, ein Sieg, den Bomfim in den folgenden Tagen verrätherischerweise vernichtete, was auch Saldanha nicht so leicht vergessen wird. Indessen Saldanha ist ein Ritter im ächten Sinn und verachtet kleinliche Rache. Nicht so sein ehemaliger Adjutant, Ximenes, der ihn in allen Schlachten begleitete. Dieser ließ vor einigen Tagen seinen Stock auf öffentlicher Straße einen der vielen Zeitungsschreiber fühlen, weil derselbe den Saldanha eben wegen jener Ernennung geschmäht hatte, daß dadurch dem Staatsschatze eine neue ungesetzliche Ausgabe auferlegt sey, da in dem Budget nur die Gehalte für vier Adjutanten des Königs bewilligt wären. Würde die neue Ausgabe dem Staatsschatze zur Last fallen, so hätte man Recht darüber zu klagen; dieß ist aber keineswegs der Fall, indem der König seinen ersten Adjutanten ganz und gar aus seiner Tasche bezahlt, (täglich 4800 Reis – 7 Thlr. – dasselbe was auch die Kammerherren der Königin erhalten). Die durch den Tod des Marquis de Valenca erledigte Kammerherrnstelle bei der Königin ist dem Grafen Linhares zu Theil geworden, einem sehr rechtlichen und gebildeten Mann, der auch einmal, aber nur wenige Monate, Marineminister nach dem Rücktritt des Ministeriums Passos war.

Spanien.

Ein Brief aus Bayonne von gestern bestätigt die Ihnen mitgetheilten Daten vollkommen. „Die königliche Armee von Navarra, heißt es darin unter Anderm, ist nicht mehr. Von den dreißig Mann, aus welchen dieselbe bestand, fiel 1 auf dem Kampfplatz, 7 andere wurden gefangen und erschossen, 2 haben sich freiwillig gestellt, 1, der Pfarrer Segarra von Lecumberri, fiel in die Hände seiner Verfolger, und 18 waren glücklich genug, die Gränze zu erreichen. Summa 29. Man kann daher ohne Uebertreibung sagen, daß die Armee des Prätendenten vollständig zerstreut worden, da dieselbe buchstäblich nur noch einen Mann zählt, und zwar den Kriegscommissär Monjelos, der verwundet und verfolgt in diesem Augenblick Frankreich zu gewinnen sucht.“ Alle von den Carlisten seit acht Tagen zahllos verbreiteten Gerüchte waren eitel Trug und Lüge. Allerdings mögen noch hie und da, in Navarra wie in den baskischen Provinzen, Einzelne, die durch aufgefangene Briefe schwer compromittirt sind, und in den ersten Tagen der Bewegung aus ihren Wohnorten verschwanden, umherirren, oder sich verborgen halten; bei der Wachsamkeit der Behörden und der Stimmung der Einwohner können sie aber durchaus kein Gegenstand neuer Besorgnisse – ihr Loos kann vielmehr nur Flucht oder Tod seyn. In einer unterm 3 d. erlassenen Proclamation dankt der Vicekönig von Navarra der Bevölkerung aller Classen für ihre einmüthige und energische Erhebung gegen die letzten Versuche der Ruhestörer. Alles, was das Volk jener Gegenden will, ist seine Fueros und Ruhe. – Der Tag von Peracamps scheint (auch abgesehen von den allen spanischen Kriegsberichten eigenthümlichen Uebertreibungen) einer der heißesten gewesen zu seyn; 120 verwundete Carlistische Officiere und Soldaten lagen den 28 in Berga, andere wurden noch erwartet. Einer von mehreren Seiten gegebenen Nachricht zufolge fanden den Tag darauf (26 April) noch 400 Mann, und unter ihnen Vidal und der Sohn des Borges, in einem verschanzten Gebäude, wohin sie sich gerettet, den Tod. Was nicht den Bajonnetten der Stürmenden erlag, kam in den Flammen um. Als Grund der Erbitterung der Constitutionellen gibt man die frühere Ermordung einer halben Compagnie Gefangener

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[1073/0001] Augsburger Allgemeine Zeitung. Mit allerhöchsten Privilegien. Donnerstag Nr. 135. 14 Mai 1840. Portugal. _ Lissabon, 20 April. Vor einigen Tagen hatte man bei dem Fort de S. Juliao, welches an dem Eingange des Hafens liegt, den sonderbaren Anblick einer Menge großer Fische, die nach der schnell zurückgetretenen Ebbe des Meers auf einer seichten Stelle der Küste, dicht an den Mauern der Festung, beinahe auf dem Trocknen, lagen, und sich durch heftige Bewegungen wieder zu dem tieferen Meere hinzuarbeiten suchten. Die Soldaten der Garnison bewaffneten sich mit Aexten und Stricken und bemächtigten sich 16 dieser Fische, die 12 bis 16 Fuß Länge hatten. Unter den Gefangenen waren 15 weibliche Fische, wovon jeder ein lebendiges Junge von sechs Fuß Länge in sich verbarg. In dem Berichte des Commandanten der Festung an den Minister werden diese Fische, ohne weitere Beschreibung, Roazes Corvineiros genannt, wahrscheinlich Delphine, deren es so viele und von außerordentlicher Größe an der portugiesischen Küste gibt. – Marquis de Saldanha ist zum ersten Adjutanten des Königs ernannt, worüber der Kriegsminister Graf Bomfim nicht wenig eifersüchtig seyn soll, besonders weil er jetzt nur um so mehr dessen Einfluß in Militärsachen fürchten zu müssen glaubt. Bomfim möchte gerne Alles in Allem seyn, und kann dem Saldanha nie verzeihen, daß er ihn auf Campo da Peira im Jahr 1837 besiegte, ein Sieg, den Bomfim in den folgenden Tagen verrätherischerweise vernichtete, was auch Saldanha nicht so leicht vergessen wird. Indessen Saldanha ist ein Ritter im ächten Sinn und verachtet kleinliche Rache. Nicht so sein ehemaliger Adjutant, Ximenes, der ihn in allen Schlachten begleitete. Dieser ließ vor einigen Tagen seinen Stock auf öffentlicher Straße einen der vielen Zeitungsschreiber fühlen, weil derselbe den Saldanha eben wegen jener Ernennung geschmäht hatte, daß dadurch dem Staatsschatze eine neue ungesetzliche Ausgabe auferlegt sey, da in dem Budget nur die Gehalte für vier Adjutanten des Königs bewilligt wären. Würde die neue Ausgabe dem Staatsschatze zur Last fallen, so hätte man Recht darüber zu klagen; dieß ist aber keineswegs der Fall, indem der König seinen ersten Adjutanten ganz und gar aus seiner Tasche bezahlt, (täglich 4800 Reis – 7 Thlr. – dasselbe was auch die Kammerherren der Königin erhalten). Die durch den Tod des Marquis de Valenca erledigte Kammerherrnstelle bei der Königin ist dem Grafen Linhares zu Theil geworden, einem sehr rechtlichen und gebildeten Mann, der auch einmal, aber nur wenige Monate, Marineminister nach dem Rücktritt des Ministeriums Passos war. Spanien. _ Bordeaux, 7 Mai. Ein Brief aus Bayonne von gestern bestätigt die Ihnen mitgetheilten Daten vollkommen. „Die königliche Armee von Navarra, heißt es darin unter Anderm, ist nicht mehr. Von den dreißig Mann, aus welchen dieselbe bestand, fiel 1 auf dem Kampfplatz, 7 andere wurden gefangen und erschossen, 2 haben sich freiwillig gestellt, 1, der Pfarrer Segarra von Lecumberri, fiel in die Hände seiner Verfolger, und 18 waren glücklich genug, die Gränze zu erreichen. Summa 29. Man kann daher ohne Uebertreibung sagen, daß die Armee des Prätendenten vollständig zerstreut worden, da dieselbe buchstäblich nur noch einen Mann zählt, und zwar den Kriegscommissär Monjelos, der verwundet und verfolgt in diesem Augenblick Frankreich zu gewinnen sucht.“ Alle von den Carlisten seit acht Tagen zahllos verbreiteten Gerüchte waren eitel Trug und Lüge. Allerdings mögen noch hie und da, in Navarra wie in den baskischen Provinzen, Einzelne, die durch aufgefangene Briefe schwer compromittirt sind, und in den ersten Tagen der Bewegung aus ihren Wohnorten verschwanden, umherirren, oder sich verborgen halten; bei der Wachsamkeit der Behörden und der Stimmung der Einwohner können sie aber durchaus kein Gegenstand neuer Besorgnisse – ihr Loos kann vielmehr nur Flucht oder Tod seyn. In einer unterm 3 d. erlassenen Proclamation dankt der Vicekönig von Navarra der Bevölkerung aller Classen für ihre einmüthige und energische Erhebung gegen die letzten Versuche der Ruhestörer. Alles, was das Volk jener Gegenden will, ist seine Fueros und Ruhe. – Der Tag von Peracamps scheint (auch abgesehen von den allen spanischen Kriegsberichten eigenthümlichen Uebertreibungen) einer der heißesten gewesen zu seyn; 120 verwundete Carlistische Officiere und Soldaten lagen den 28 in Berga, andere wurden noch erwartet. Einer von mehreren Seiten gegebenen Nachricht zufolge fanden den Tag darauf (26 April) noch 400 Mann, und unter ihnen Vidal und der Sohn des Borges, in einem verschanzten Gebäude, wohin sie sich gerettet, den Tod. Was nicht den Bajonnetten der Stürmenden erlag, kam in den Flammen um. Als Grund der Erbitterung der Constitutionellen gibt man die frühere Ermordung einer halben Compagnie Gefangener

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 135. Augsburg, 14. Mai 1840, S. 1073. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_135_18400514/1>, abgerufen am 19.04.2024.