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Allgemeine Zeitung. Nr. 142. Augsburg, 21. Mai 1840.

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Eingeborner auf der Straße einem Franzosen nicht ausweiche, dieser ihn sogleich mit Schlägen zurecht weise. - Hr. Thiers erzählte dieser Tage frohlockend in der Deputirtenkammer, er habe Nachrichten aus St. Petersburg, wornach man dort die Waffenthat von Massagran sehr belobe, aber zugleich mit Aerger betrachte, aus Scham, daß die russischen Forts im Kaukasus die Beute der Tscherkessen geworden seyen, welch letztere doch nicht mehr Taktik besäßen als die Araber. - In der heutigen Sitzung wird die Kammer den so oft vertagten Bericht des Hrn. v. Golbery über die verschiedenen Bittschriften in Betreff der Reform des Wahlgesetzes anhören. Ich theilte Ihnen dessen Inhalt in einem frühern Briefe mit. Die HH. Garnier-Pages und Arago werden das Wort dagegen nehmen, weil sie den Antrag der Commission für nicht freisinnig genug erachten. Hr. Thiers hat auch angekündigt, er werde in dieser Debatte sprechen; man zweifelt nicht, er habe wiederum irgend ein ausweichendes Auskunftsmittel in petto.

Ueber die Operationen der Armee ist man hier fortwährend völlig im Dunkeln. Marschall Valee ist sorgfältig bemüht zu verhindern, daß man in Algier das Geringste davon erfahre; es stimmt dieß ganz mit seiner Politik zusammen. Daß gerade die Einwohner Algiers bei den Ereignissen am nächsten betheiligt sind, und demnach Mittheilungen sehnlich wünschen, darauf wird gar keine Rücksicht genommen. - Scherschel wurde am 2 Mai sehr ernsthaft angegriffen. Die Besatzung hatte 8 Todte und 11 Verwundete. Die Kabylen, welche mit großer Wuth fochten, nahmen fünf Tirailleurs gefangen, erwürgten und verstümmelten sie. Dieser wilden Barbarei folgte aber auch die verdiente Strafe, denn Tags darauf sah man die Kabylen viele Leichname der Ihrigen auf die Kameele laden. Bald wird eine Redoute und ein Blockhaus die Garnison Scherschels gegen die Ueberfälle der Kabylen sicher stellen. - In der Provinz Constantine fanden starke Truppenbewegungen statt. Von Constantine, Bona, Ghelma und Philippeville brachen zu gleicher Zeit Colonnen auf, und rückten in das Stammgebiet der Araktas ein. Diese Araktas gehören zu den Kabylenstämmen, die man Schauiah nennt, deren Idiom von dem der übrigen Kabylen etwas verschieden ist. Achmed Bey, der bei den Henanchas sich versteckt hält, munterte die Araktas zu Einfällen auf das Gebiet der mit den Franzosen verbündeten Stämme auf. Am 20 April kam es zu einem lebhaften Gefecht. Die Feinde, gegen 4000 Reiter stark, hatten 7 bis 800 Mann kampfunfähig; die Franzosen zählten 15 Todte und 60 Verwundete. Die Beute der Franzosen an Vieh war ungeheuer. Man schätzt ihren Werth auf fast eine Million Franken. Am 25 April waren die Truppen wieder in Constantine zurück. Bei Abgang dieser Nachrichten war General Galbois im Begriff, nach Setif aufzubrechen.

Niederlande.

Unser heutiges Handelsblatt sagt: "Mit unaussprechlicher Freude, mit Dankbarkeit für den König, zeigen wir dem niederländischen Volke an, daß Se. Maj. eingewilligt hat, daß in unser Grundgesetz die wichtige Bürgschaft der constitutionellen Regierungsform, die ministerielle Verantwortlichkeit, aufgenommen werde. So ist also auch dieser große Stein des Anstoßes zwischen der Regierung und den Volksvertretern beseitigt. Es ist der erste Schritt, den die Regierung, unserer Meinung nach, auf dieser guten Bahn thut. Zu wünschen ist, daß der Vorschlag, der der zweiten Kammer gemacht werden soll, ihren Wünschen entspreche und allgemeine Gutheißung werde finden können."

[irrelevantes Material] Vom Niederrhein, 15 Mai. Die gerade vor der Berathung des Budgets geschehene Erklärung, die Regierung werde ein Gesetz über die Verantwortlichkeit der Minister vorlegen, hat keinen so günstigen Eindruck hervorgebracht, als man auf den ersten Blick erwarten sollte. Die Erklärung geschah augenscheinlich, um auf die eben bevorstehende Berathung einzuwirken. Auch wird dieß späte Zugeständniß so wenig Früchte tragen, als das unter ähnlichen Verhältnissen gemachte Zugeständniß in Betreff des Syndicats. Die besten Freunde der Regierung werden an ihr irre. Trotz aller bereits gemachten Zugeständnisse hat sie doch gerade dasjenige, was man wollte, Offenherzigkeit in den Finanzen, noch nicht gemacht, und es ist eine eitle Hoffnung, eine Beilegung des Streits zu erwarten, so lange nicht in dieser Beziehung dem immer dringendern Verlangen entsprochen wird. Mit Wehmuth sehen Viele die letzten Jahre des greisen Königs so verbittert, und nur die dringende Noth des Landes, das am Rande des Bankerotts steht, wie man ganz offen in den Journalen sagt, kann Viele bewegen, in ihrer Opposition zu beharren.

Deutschland.

Briefe aus Landshut finden nicht Worte, den Jubel zu schildern, mit welchem der Monarch bei seiner Durchreise in dieser Kreishauptstadt empfangen wurde. Se. Maj. war von diesem festlichen und herzlichen Empfang überrascht und gerührt, und setzte erst nach einem Aufenthalt von 3 Stunden die Reise fort. - Den neuesten Nachrichten zufolge wird Ihre Hoh. die Prinzessin Marie von Darmstadt in Begleitung Ihres erlauchten Bruders des Erbgroßherzogs schon am 29 Mai zum Besuche bei Ihrer königl. Tante in München eintreffen. - Graf Jenisson-Wallworth, bis jetzt bayerischer Gesandter in Paris, ist vor kurzem hier angekommen, und begibt sich in den nächsten Tagen nach St. Petersburg, um dort seinen diplomatischen Posten anzutreten. - An die Stelle des zum Appellationsrath in Neuburg beförderten Hrn. Rinecker ist der Kanzleifunctionär Schmidt bei der Bergwerks- und Salinenadministration zum geheimen Secretär im Ministerium des Hauses und des Aeußern ernannt worden.

Gestern Nachmittags kam Se. Durchl. der regierende Herzog Wilhelm von Braunschweig unter dem Namen eines Grafen von Ebersberg hier an, übernachtete im Gasthofe zum "goldnen Kreuz" und setzte heute mit dem Dampfschiff "Maximilian" seine Reise nach Wien fort. (R. Ztg.)

Gestern Nachmittag verschied dahier im 81sten Jahre seines Lebens der auch um seines wohlwollenden Charakters willen allgemein hochgeschätzte Staatsminister des königlichen Hauses und Generallieutenant v. Watzdorf, der früherhin viele Jahre sächsischer Gesandter in Berlin war. Dieser hochgestellte Staatsdiener gehörte seiner Persönlichkeit nach zu den wenigen noch Ueberlebenden, die entschieden das Gepräge der Zeit des verstorbenen Königs Friedrich August tragen. Sicherlich hinterläßt jede längere denkwürdige Regierungszeit ihre Spuren in der äußern wie innern Eigenthümlichkeit der ihr angehörigen Staatsbeamten und Bürger; die des genannten Fürsten war aber so lang, charakterisirte sich so scharf, der Uebergang von ihr zu der seines Nachfolgers und zur Gegenwart mußte dem Laufe der Welt gemäß so schroff und plötzlich eintreten, daß ihre letzten Zeugen sich auch nothwendigerweise immer mehr von den jüngern Generationen abzeichnen. - Von der großen gräflich Sternberg Manderscheid'schen Kupferstichsammlung wird jetzt der zweite Theil des Katalogs, der die Niederländischen Schulen enthält, öffentlich bei uns versteigert, und wiewohl der Zahl nach nur wenige Käufer zugegen sind, gehen doch viele Blätter zu sehr hohen Preisen weg. Man nimmt an, daß kein geringer Theil davon für

Eingeborner auf der Straße einem Franzosen nicht ausweiche, dieser ihn sogleich mit Schlägen zurecht weise. – Hr. Thiers erzählte dieser Tage frohlockend in der Deputirtenkammer, er habe Nachrichten aus St. Petersburg, wornach man dort die Waffenthat von Massagran sehr belobe, aber zugleich mit Aerger betrachte, aus Scham, daß die russischen Forts im Kaukasus die Beute der Tscherkessen geworden seyen, welch letztere doch nicht mehr Taktik besäßen als die Araber. – In der heutigen Sitzung wird die Kammer den so oft vertagten Bericht des Hrn. v. Golbéry über die verschiedenen Bittschriften in Betreff der Reform des Wahlgesetzes anhören. Ich theilte Ihnen dessen Inhalt in einem frühern Briefe mit. Die HH. Garnier-Pages und Arago werden das Wort dagegen nehmen, weil sie den Antrag der Commission für nicht freisinnig genug erachten. Hr. Thiers hat auch angekündigt, er werde in dieser Debatte sprechen; man zweifelt nicht, er habe wiederum irgend ein ausweichendes Auskunftsmittel in petto.

Ueber die Operationen der Armee ist man hier fortwährend völlig im Dunkeln. Marschall Valée ist sorgfältig bemüht zu verhindern, daß man in Algier das Geringste davon erfahre; es stimmt dieß ganz mit seiner Politik zusammen. Daß gerade die Einwohner Algiers bei den Ereignissen am nächsten betheiligt sind, und demnach Mittheilungen sehnlich wünschen, darauf wird gar keine Rücksicht genommen. – Scherschel wurde am 2 Mai sehr ernsthaft angegriffen. Die Besatzung hatte 8 Todte und 11 Verwundete. Die Kabylen, welche mit großer Wuth fochten, nahmen fünf Tirailleurs gefangen, erwürgten und verstümmelten sie. Dieser wilden Barbarei folgte aber auch die verdiente Strafe, denn Tags darauf sah man die Kabylen viele Leichname der Ihrigen auf die Kameele laden. Bald wird eine Redoute und ein Blockhaus die Garnison Scherschels gegen die Ueberfälle der Kabylen sicher stellen. – In der Provinz Constantine fanden starke Truppenbewegungen statt. Von Constantine, Bona, Ghelma und Philippeville brachen zu gleicher Zeit Colonnen auf, und rückten in das Stammgebiet der Araktas ein. Diese Araktas gehören zu den Kabylenstämmen, die man Schauiah nennt, deren Idiom von dem der übrigen Kabylen etwas verschieden ist. Achmed Bey, der bei den Henanchas sich versteckt hält, munterte die Araktas zu Einfällen auf das Gebiet der mit den Franzosen verbündeten Stämme auf. Am 20 April kam es zu einem lebhaften Gefecht. Die Feinde, gegen 4000 Reiter stark, hatten 7 bis 800 Mann kampfunfähig; die Franzosen zählten 15 Todte und 60 Verwundete. Die Beute der Franzosen an Vieh war ungeheuer. Man schätzt ihren Werth auf fast eine Million Franken. Am 25 April waren die Truppen wieder in Constantine zurück. Bei Abgang dieser Nachrichten war General Galbois im Begriff, nach Setif aufzubrechen.

Niederlande.

Unser heutiges Handelsblatt sagt: „Mit unaussprechlicher Freude, mit Dankbarkeit für den König, zeigen wir dem niederländischen Volke an, daß Se. Maj. eingewilligt hat, daß in unser Grundgesetz die wichtige Bürgschaft der constitutionellen Regierungsform, die ministerielle Verantwortlichkeit, aufgenommen werde. So ist also auch dieser große Stein des Anstoßes zwischen der Regierung und den Volksvertretern beseitigt. Es ist der erste Schritt, den die Regierung, unserer Meinung nach, auf dieser guten Bahn thut. Zu wünschen ist, daß der Vorschlag, der der zweiten Kammer gemacht werden soll, ihren Wünschen entspreche und allgemeine Gutheißung werde finden können.“

[irrelevantes Material] Vom Niederrhein, 15 Mai. Die gerade vor der Berathung des Budgets geschehene Erklärung, die Regierung werde ein Gesetz über die Verantwortlichkeit der Minister vorlegen, hat keinen so günstigen Eindruck hervorgebracht, als man auf den ersten Blick erwarten sollte. Die Erklärung geschah augenscheinlich, um auf die eben bevorstehende Berathung einzuwirken. Auch wird dieß späte Zugeständniß so wenig Früchte tragen, als das unter ähnlichen Verhältnissen gemachte Zugeständniß in Betreff des Syndicats. Die besten Freunde der Regierung werden an ihr irre. Trotz aller bereits gemachten Zugeständnisse hat sie doch gerade dasjenige, was man wollte, Offenherzigkeit in den Finanzen, noch nicht gemacht, und es ist eine eitle Hoffnung, eine Beilegung des Streits zu erwarten, so lange nicht in dieser Beziehung dem immer dringendern Verlangen entsprochen wird. Mit Wehmuth sehen Viele die letzten Jahre des greisen Königs so verbittert, und nur die dringende Noth des Landes, das am Rande des Bankerotts steht, wie man ganz offen in den Journalen sagt, kann Viele bewegen, in ihrer Opposition zu beharren.

Deutschland.

Briefe aus Landshut finden nicht Worte, den Jubel zu schildern, mit welchem der Monarch bei seiner Durchreise in dieser Kreishauptstadt empfangen wurde. Se. Maj. war von diesem festlichen und herzlichen Empfang überrascht und gerührt, und setzte erst nach einem Aufenthalt von 3 Stunden die Reise fort. – Den neuesten Nachrichten zufolge wird Ihre Hoh. die Prinzessin Marie von Darmstadt in Begleitung Ihres erlauchten Bruders des Erbgroßherzogs schon am 29 Mai zum Besuche bei Ihrer königl. Tante in München eintreffen. – Graf Jenisson-Wallworth, bis jetzt bayerischer Gesandter in Paris, ist vor kurzem hier angekommen, und begibt sich in den nächsten Tagen nach St. Petersburg, um dort seinen diplomatischen Posten anzutreten. – An die Stelle des zum Appellationsrath in Neuburg beförderten Hrn. Rinecker ist der Kanzleifunctionär Schmidt bei der Bergwerks- und Salinenadministration zum geheimen Secretär im Ministerium des Hauses und des Aeußern ernannt worden.

Gestern Nachmittags kam Se. Durchl. der regierende Herzog Wilhelm von Braunschweig unter dem Namen eines Grafen von Ebersberg hier an, übernachtete im Gasthofe zum „goldnen Kreuz“ und setzte heute mit dem Dampfschiff „Maximilian“ seine Reise nach Wien fort. (R. Ztg.)

Gestern Nachmittag verschied dahier im 81sten Jahre seines Lebens der auch um seines wohlwollenden Charakters willen allgemein hochgeschätzte Staatsminister des königlichen Hauses und Generallieutenant v. Watzdorf, der früherhin viele Jahre sächsischer Gesandter in Berlin war. Dieser hochgestellte Staatsdiener gehörte seiner Persönlichkeit nach zu den wenigen noch Ueberlebenden, die entschieden das Gepräge der Zeit des verstorbenen Königs Friedrich August tragen. Sicherlich hinterläßt jede längere denkwürdige Regierungszeit ihre Spuren in der äußern wie innern Eigenthümlichkeit der ihr angehörigen Staatsbeamten und Bürger; die des genannten Fürsten war aber so lang, charakterisirte sich so scharf, der Uebergang von ihr zu der seines Nachfolgers und zur Gegenwart mußte dem Laufe der Welt gemäß so schroff und plötzlich eintreten, daß ihre letzten Zeugen sich auch nothwendigerweise immer mehr von den jüngern Generationen abzeichnen. – Von der großen gräflich Sternberg Manderscheid'schen Kupferstichsammlung wird jetzt der zweite Theil des Katalogs, der die Niederländischen Schulen enthält, öffentlich bei uns versteigert, und wiewohl der Zahl nach nur wenige Käufer zugegen sind, gehen doch viele Blätter zu sehr hohen Preisen weg. Man nimmt an, daß kein geringer Theil davon für

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[1134/0006] Eingeborner auf der Straße einem Franzosen nicht ausweiche, dieser ihn sogleich mit Schlägen zurecht weise. – Hr. Thiers erzählte dieser Tage frohlockend in der Deputirtenkammer, er habe Nachrichten aus St. Petersburg, wornach man dort die Waffenthat von Massagran sehr belobe, aber zugleich mit Aerger betrachte, aus Scham, daß die russischen Forts im Kaukasus die Beute der Tscherkessen geworden seyen, welch letztere doch nicht mehr Taktik besäßen als die Araber. – In der heutigen Sitzung wird die Kammer den so oft vertagten Bericht des Hrn. v. Golbéry über die verschiedenen Bittschriften in Betreff der Reform des Wahlgesetzes anhören. Ich theilte Ihnen dessen Inhalt in einem frühern Briefe mit. Die HH. Garnier-Pages und Arago werden das Wort dagegen nehmen, weil sie den Antrag der Commission für nicht freisinnig genug erachten. Hr. Thiers hat auch angekündigt, er werde in dieser Debatte sprechen; man zweifelt nicht, er habe wiederum irgend ein ausweichendes Auskunftsmittel in petto. _ Algier, 9 Mai. Ueber die Operationen der Armee ist man hier fortwährend völlig im Dunkeln. Marschall Valée ist sorgfältig bemüht zu verhindern, daß man in Algier das Geringste davon erfahre; es stimmt dieß ganz mit seiner Politik zusammen. Daß gerade die Einwohner Algiers bei den Ereignissen am nächsten betheiligt sind, und demnach Mittheilungen sehnlich wünschen, darauf wird gar keine Rücksicht genommen. – Scherschel wurde am 2 Mai sehr ernsthaft angegriffen. Die Besatzung hatte 8 Todte und 11 Verwundete. Die Kabylen, welche mit großer Wuth fochten, nahmen fünf Tirailleurs gefangen, erwürgten und verstümmelten sie. Dieser wilden Barbarei folgte aber auch die verdiente Strafe, denn Tags darauf sah man die Kabylen viele Leichname der Ihrigen auf die Kameele laden. Bald wird eine Redoute und ein Blockhaus die Garnison Scherschels gegen die Ueberfälle der Kabylen sicher stellen. – In der Provinz Constantine fanden starke Truppenbewegungen statt. Von Constantine, Bona, Ghelma und Philippeville brachen zu gleicher Zeit Colonnen auf, und rückten in das Stammgebiet der Araktas ein. Diese Araktas gehören zu den Kabylenstämmen, die man Schauiah nennt, deren Idiom von dem der übrigen Kabylen etwas verschieden ist. Achmed Bey, der bei den Henanchas sich versteckt hält, munterte die Araktas zu Einfällen auf das Gebiet der mit den Franzosen verbündeten Stämme auf. Am 20 April kam es zu einem lebhaften Gefecht. Die Feinde, gegen 4000 Reiter stark, hatten 7 bis 800 Mann kampfunfähig; die Franzosen zählten 15 Todte und 60 Verwundete. Die Beute der Franzosen an Vieh war ungeheuer. Man schätzt ihren Werth auf fast eine Million Franken. Am 25 April waren die Truppen wieder in Constantine zurück. Bei Abgang dieser Nachrichten war General Galbois im Begriff, nach Setif aufzubrechen. Niederlande. _ Amsterdam, 13 Mai. Unser heutiges Handelsblatt sagt: „Mit unaussprechlicher Freude, mit Dankbarkeit für den König, zeigen wir dem niederländischen Volke an, daß Se. Maj. eingewilligt hat, daß in unser Grundgesetz die wichtige Bürgschaft der constitutionellen Regierungsform, die ministerielle Verantwortlichkeit, aufgenommen werde. So ist also auch dieser große Stein des Anstoßes zwischen der Regierung und den Volksvertretern beseitigt. Es ist der erste Schritt, den die Regierung, unserer Meinung nach, auf dieser guten Bahn thut. Zu wünschen ist, daß der Vorschlag, der der zweiten Kammer gemacht werden soll, ihren Wünschen entspreche und allgemeine Gutheißung werde finden können.“ _ Vom Niederrhein, 15 Mai. Die gerade vor der Berathung des Budgets geschehene Erklärung, die Regierung werde ein Gesetz über die Verantwortlichkeit der Minister vorlegen, hat keinen so günstigen Eindruck hervorgebracht, als man auf den ersten Blick erwarten sollte. Die Erklärung geschah augenscheinlich, um auf die eben bevorstehende Berathung einzuwirken. Auch wird dieß späte Zugeständniß so wenig Früchte tragen, als das unter ähnlichen Verhältnissen gemachte Zugeständniß in Betreff des Syndicats. Die besten Freunde der Regierung werden an ihr irre. Trotz aller bereits gemachten Zugeständnisse hat sie doch gerade dasjenige, was man wollte, Offenherzigkeit in den Finanzen, noch nicht gemacht, und es ist eine eitle Hoffnung, eine Beilegung des Streits zu erwarten, so lange nicht in dieser Beziehung dem immer dringendern Verlangen entsprochen wird. Mit Wehmuth sehen Viele die letzten Jahre des greisen Königs so verbittert, und nur die dringende Noth des Landes, das am Rande des Bankerotts steht, wie man ganz offen in den Journalen sagt, kann Viele bewegen, in ihrer Opposition zu beharren. Deutschland. _ München, 20 Mai. Briefe aus Landshut finden nicht Worte, den Jubel zu schildern, mit welchem der Monarch bei seiner Durchreise in dieser Kreishauptstadt empfangen wurde. Se. Maj. war von diesem festlichen und herzlichen Empfang überrascht und gerührt, und setzte erst nach einem Aufenthalt von 3 Stunden die Reise fort. – Den neuesten Nachrichten zufolge wird Ihre Hoh. die Prinzessin Marie von Darmstadt in Begleitung Ihres erlauchten Bruders des Erbgroßherzogs schon am 29 Mai zum Besuche bei Ihrer königl. Tante in München eintreffen. – Graf Jenisson-Wallworth, bis jetzt bayerischer Gesandter in Paris, ist vor kurzem hier angekommen, und begibt sich in den nächsten Tagen nach St. Petersburg, um dort seinen diplomatischen Posten anzutreten. – An die Stelle des zum Appellationsrath in Neuburg beförderten Hrn. Rinecker ist der Kanzleifunctionär Schmidt bei der Bergwerks- und Salinenadministration zum geheimen Secretär im Ministerium des Hauses und des Aeußern ernannt worden. _ Regensburg, 19 Mai. Gestern Nachmittags kam Se. Durchl. der regierende Herzog Wilhelm von Braunschweig unter dem Namen eines Grafen von Ebersberg hier an, übernachtete im Gasthofe zum „goldnen Kreuz“ und setzte heute mit dem Dampfschiff „Maximilian“ seine Reise nach Wien fort. (R. Ztg.) _ Dresden, 17 Mai. Gestern Nachmittag verschied dahier im 81sten Jahre seines Lebens der auch um seines wohlwollenden Charakters willen allgemein hochgeschätzte Staatsminister des königlichen Hauses und Generallieutenant v. Watzdorf, der früherhin viele Jahre sächsischer Gesandter in Berlin war. Dieser hochgestellte Staatsdiener gehörte seiner Persönlichkeit nach zu den wenigen noch Ueberlebenden, die entschieden das Gepräge der Zeit des verstorbenen Königs Friedrich August tragen. Sicherlich hinterläßt jede längere denkwürdige Regierungszeit ihre Spuren in der äußern wie innern Eigenthümlichkeit der ihr angehörigen Staatsbeamten und Bürger; die des genannten Fürsten war aber so lang, charakterisirte sich so scharf, der Uebergang von ihr zu der seines Nachfolgers und zur Gegenwart mußte dem Laufe der Welt gemäß so schroff und plötzlich eintreten, daß ihre letzten Zeugen sich auch nothwendigerweise immer mehr von den jüngern Generationen abzeichnen. – Von der großen gräflich Sternberg Manderscheid'schen Kupferstichsammlung wird jetzt der zweite Theil des Katalogs, der die Niederländischen Schulen enthält, öffentlich bei uns versteigert, und wiewohl der Zahl nach nur wenige Käufer zugegen sind, gehen doch viele Blätter zu sehr hohen Preisen weg. Man nimmt an, daß kein geringer Theil davon für

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Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-06-28T11:37:15Z)

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 142. Augsburg, 21. Mai 1840, S. 1134. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_142_18400521/6>, abgerufen am 03.12.2024.