Allgemeine Zeitung. Nr. 144. Augsburg, 23. Mai 1840.Augsburger Allgemeine Zeitung. Mit allerhöchsten Privilegien. SonnabendNr. 144. 23 Mai 1840.Brasilien. Rio-Janeiro, 24 März. Heute früh wurde die Stadt in nicht geringe Aufregung versetzt durch die Nachricht der plötzlich erfolgten Erkrankung des jungen Kaisers. Das erste heute ausgegebene Bulletin enthält Folgendes: I. Palast der kaiserlichen Quinta da Boa Vista, 23 März 1840, 6 1/2 Uhr Abends. Um halb drei Uhr wurde Se. kais. Maj. von einem heftigen Schmerz im rechten Auge befallen, welchem ein Zustand von Bewußtlosigkeit folgte, verbunden mit Convulsionen, welche jedoch nach einigen Minuten verschwanden. Als der hohe Kranke wieder zu sich kam, beklagte er sich über Schwere im Kopf. Um 3 Uhr befand er sich im Fieberzustand und mit Symptomen einer Hirnentzündung. Um 5 Uhr 20 Minuten wurde ihm zur Ader gelassen, worauf er in befriedigenden Zustand kam. Man vermuthet die Entwickelung eines Wechselfiebers. (Folgen die Unterschriften der Aerzte.) - II. Se. kais. Maj. schlief um 7 3/4 Uhr ein und bis zum gegenwärtigen Augenblick (Mitternacht) fuhr er fort ruhig zu schlafen. Dr. Meirelles, Arzt der Woche. - III. 24 März Nachmittags 3 Uhr. Sr. kais. Maj. Zustand ist fortwährend beruhigend und der Anfall, dessen Rückkehr um dieselbe Stunde man heute befürchtete, hat sich nicht wiederholt. Dr. Meirelles, in Conferenz mit 12 Collegen." - So weit die Bulletins. Somit hinge schon wieder eine neue Wetterwolke drohend über dem armen Brasilien, welches nächst der Vorsehung diesem Kinde allein verdankt, daß es in den letzten neun Jahren nicht eine Beute der wildesten Anarchie wurde. Es ist daher leicht zu ermessen, welche Besorgnisse sich aller Freunde der Monarchie, d. h. der gesetzlichen Ordnung bemächtigt haben. Möge es dem Himmel gefallen, sie bald wieder zu zerstreuen! Bei dieser Gelegenheit konnte man wieder sehen, welch ein Haushalt in dem kaiserl. Palast herrscht. Derjenige, welchen die kais. Familie jetzt bewohnt, ist nämlich in St. Christoph, eine Stunde von Rio-Janeiro gelegen, und etwa ein Duzend verschiedene Aerzte haben bei dem Kaiser Woche zu halten, so daß von Rechtswegen stets einer im Palaste gegenwärtig seyn sollte. Allein es geht damit, wie hier zu Lande mit gar vielen Dingen, die von Gott und Rechtswegen seyn sollten und nicht sind. Als der Kaiser jenen heftigen lebensgefährlichen Anfall bekam, war der Arzt nicht da, sondern in der Stadt, und um ihn zu holen, schickte man Soldaten von der Palastwache nach allen Richtungen aus, so daß der Posten eine Zeitlang verlassen gewesen seyn soll. Mit nächstem Schiffe mehr. Großbritannien. London, 16 Mai. Im Hause der Lords (Sitzung vom 15) nichts Bedeutendes. Marquis v. Westmeath: Hat England seinen Einfluß angewandt, um das barbarische Verfahren gegen die Juden in Damaskus aufzuhalten? Lord Melbourne: Nein. Lord Strangford: "In Betreff der vorgelegten Papiere über albanesische Seeräubereien an der Küste des adriatischen Meeres verlang' ich, daß nun, da die Streitigkeiten mit Neapel geschlichtet sind, zu diesen Papieren auch die Note des Grafen Ludolf, Gesandten von Neapel, gelegt werde, in welcher derselbe in dieser Angelegenheit frühern Verträgen gemäß auf den bewaffneten Beistand Englands für seine Regierung Anspruch macht. Lord Melbourne: Sehr wohl. Hr. Butt, einer der Anwälte von Dublin, spricht in einer langen gelehrten Rede mit ähnlichen Gründen als in der gestrigen Sitzung Sir Charles Whetherell gegen die irische Corporationsbill, zunächst dafür, daß die Stadt Dublin von den Wirkungen dieser Bill ausgenommen bleibe. Lord Melbourne: Ist irgend etwas dagegen einzuwenden, daß das Haus sich ohne weiteren Aufschub für diese Bill als Ausschuß constituire? Der Herzog von Wellington: Ich habe starke Einwände dagegen, ich kann nicht zugeben, daß man sich als Ausschuß constituire, erstens wenn das Haus nicht voll ist, und zweitens bevor uns zugleich die Bill über Verbesserung des Armengesetzes vorgelegt ist. Lord Melbourne: Diese Bill wird binnen acht Tagen vorgelegt seyn, so daß ich also vorschlage kommenden Freitag (22) mit der Bill in den allgemeinen Ausschuß zu gehen. Haus der Gemeinen vom 17 Mai. Das Haus constituirt sich als Subsidienausschuß, um über das Budget zu verhandeln. Der Lordkanzler der Schatzkammer eröffnet die Verhandlungen mit einem umständlichen Bericht über Ausgabe, Einnahme und Deficit des vergangenen Jahrs, so wie umständlicher Schätzung von Ausgabe, Einnahme und Deficit für das laufende Jahr, woran er die Vorschläge einiger neuen Maaßregeln zur Deckung der beiden Deficits anknüpft. Die Totaleinnahme des vergangenen Jahrs betrug 47,843,202 Pf. St., die Totalausgabe 49,300,424 Pf., also das Deficit 1,457,222 Pf. Von diesem Deficit ist aber bereits die Summe von 1,260,000 Pf. St. durch Erlassung von Schatzkammerscheinen gedeckt worden Augsburger Allgemeine Zeitung. Mit allerhöchsten Privilegien. SonnabendNr. 144. 23 Mai 1840.Brasilien. Rio-Janeiro, 24 März. Heute früh wurde die Stadt in nicht geringe Aufregung versetzt durch die Nachricht der plötzlich erfolgten Erkrankung des jungen Kaisers. Das erste heute ausgegebene Bulletin enthält Folgendes: I. Palast der kaiserlichen Quinta da Boa Vista, 23 März 1840, 6 1/2 Uhr Abends. Um halb drei Uhr wurde Se. kais. Maj. von einem heftigen Schmerz im rechten Auge befallen, welchem ein Zustand von Bewußtlosigkeit folgte, verbunden mit Convulsionen, welche jedoch nach einigen Minuten verschwanden. Als der hohe Kranke wieder zu sich kam, beklagte er sich über Schwere im Kopf. Um 3 Uhr befand er sich im Fieberzustand und mit Symptomen einer Hirnentzündung. Um 5 Uhr 20 Minuten wurde ihm zur Ader gelassen, worauf er in befriedigenden Zustand kam. Man vermuthet die Entwickelung eines Wechselfiebers. (Folgen die Unterschriften der Aerzte.) – II. Se. kais. Maj. schlief um 7 3/4 Uhr ein und bis zum gegenwärtigen Augenblick (Mitternacht) fuhr er fort ruhig zu schlafen. Dr. Meirelles, Arzt der Woche. – III. 24 März Nachmittags 3 Uhr. Sr. kais. Maj. Zustand ist fortwährend beruhigend und der Anfall, dessen Rückkehr um dieselbe Stunde man heute befürchtete, hat sich nicht wiederholt. Dr. Meirelles, in Conferenz mit 12 Collegen.“ – So weit die Bulletins. Somit hinge schon wieder eine neue Wetterwolke drohend über dem armen Brasilien, welches nächst der Vorsehung diesem Kinde allein verdankt, daß es in den letzten neun Jahren nicht eine Beute der wildesten Anarchie wurde. Es ist daher leicht zu ermessen, welche Besorgnisse sich aller Freunde der Monarchie, d. h. der gesetzlichen Ordnung bemächtigt haben. Möge es dem Himmel gefallen, sie bald wieder zu zerstreuen! Bei dieser Gelegenheit konnte man wieder sehen, welch ein Haushalt in dem kaiserl. Palast herrscht. Derjenige, welchen die kais. Familie jetzt bewohnt, ist nämlich in St. Christoph, eine Stunde von Rio-Janeiro gelegen, und etwa ein Duzend verschiedene Aerzte haben bei dem Kaiser Woche zu halten, so daß von Rechtswegen stets einer im Palaste gegenwärtig seyn sollte. Allein es geht damit, wie hier zu Lande mit gar vielen Dingen, die von Gott und Rechtswegen seyn sollten und nicht sind. Als der Kaiser jenen heftigen lebensgefährlichen Anfall bekam, war der Arzt nicht da, sondern in der Stadt, und um ihn zu holen, schickte man Soldaten von der Palastwache nach allen Richtungen aus, so daß der Posten eine Zeitlang verlassen gewesen seyn soll. Mit nächstem Schiffe mehr. Großbritannien. London, 16 Mai. Im Hause der Lords (Sitzung vom 15) nichts Bedeutendes. Marquis v. Westmeath: Hat England seinen Einfluß angewandt, um das barbarische Verfahren gegen die Juden in Damaskus aufzuhalten? Lord Melbourne: Nein. Lord Strangford: „In Betreff der vorgelegten Papiere über albanesische Seeräubereien an der Küste des adriatischen Meeres verlang' ich, daß nun, da die Streitigkeiten mit Neapel geschlichtet sind, zu diesen Papieren auch die Note des Grafen Ludolf, Gesandten von Neapel, gelegt werde, in welcher derselbe in dieser Angelegenheit frühern Verträgen gemäß auf den bewaffneten Beistand Englands für seine Regierung Anspruch macht. Lord Melbourne: Sehr wohl. Hr. Butt, einer der Anwälte von Dublin, spricht in einer langen gelehrten Rede mit ähnlichen Gründen als in der gestrigen Sitzung Sir Charles Whetherell gegen die irische Corporationsbill, zunächst dafür, daß die Stadt Dublin von den Wirkungen dieser Bill ausgenommen bleibe. Lord Melbourne: Ist irgend etwas dagegen einzuwenden, daß das Haus sich ohne weiteren Aufschub für diese Bill als Ausschuß constituire? Der Herzog von Wellington: Ich habe starke Einwände dagegen, ich kann nicht zugeben, daß man sich als Ausschuß constituire, erstens wenn das Haus nicht voll ist, und zweitens bevor uns zugleich die Bill über Verbesserung des Armengesetzes vorgelegt ist. Lord Melbourne: Diese Bill wird binnen acht Tagen vorgelegt seyn, so daß ich also vorschlage kommenden Freitag (22) mit der Bill in den allgemeinen Ausschuß zu gehen. Haus der Gemeinen vom 17 Mai. Das Haus constituirt sich als Subsidienausschuß, um über das Budget zu verhandeln. Der Lordkanzler der Schatzkammer eröffnet die Verhandlungen mit einem umständlichen Bericht über Ausgabe, Einnahme und Deficit des vergangenen Jahrs, so wie umständlicher Schätzung von Ausgabe, Einnahme und Deficit für das laufende Jahr, woran er die Vorschläge einiger neuen Maaßregeln zur Deckung der beiden Deficits anknüpft. Die Totaleinnahme des vergangenen Jahrs betrug 47,843,202 Pf. St., die Totalausgabe 49,300,424 Pf., also das Deficit 1,457,222 Pf. 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Palast der kaiserlichen Quinta da Boa Vista, 23 März 1840, 6 1/2 Uhr Abends. Um halb drei Uhr wurde Se. kais. Maj. von einem heftigen Schmerz im rechten Auge befallen, welchem ein Zustand von Bewußtlosigkeit folgte, verbunden mit Convulsionen, welche jedoch nach einigen Minuten verschwanden. Als der hohe Kranke wieder zu sich kam, beklagte er sich über Schwere im Kopf. Um 3 Uhr befand er sich im Fieberzustand und mit Symptomen einer Hirnentzündung. Um 5 Uhr 20 Minuten wurde ihm zur Ader gelassen, worauf er in befriedigenden Zustand kam. Man vermuthet die Entwickelung eines Wechselfiebers. (Folgen die Unterschriften der Aerzte.) – II. Se. kais. Maj. schlief um 7 3/4 Uhr ein und bis zum gegenwärtigen Augenblick (Mitternacht) fuhr er fort ruhig zu schlafen. Dr. Meirelles, Arzt der Woche. – III. 24 März Nachmittags 3 Uhr. Sr. kais. Maj. Zustand ist fortwährend beruhigend und der Anfall, dessen Rückkehr um dieselbe Stunde man heute befürchtete, hat sich nicht wiederholt. Dr. Meirelles, in Conferenz mit 12 Collegen.“ – So weit die Bulletins. Somit hinge schon wieder eine neue Wetterwolke drohend über dem armen Brasilien, welches nächst der Vorsehung diesem Kinde allein verdankt, daß es in den letzten neun Jahren nicht eine Beute der wildesten Anarchie wurde. Es ist daher leicht zu ermessen, welche Besorgnisse sich aller Freunde der Monarchie, d. h. der gesetzlichen Ordnung bemächtigt haben. Möge es dem Himmel gefallen, sie bald wieder zu zerstreuen! Bei dieser Gelegenheit konnte man wieder sehen, welch ein Haushalt in dem kaiserl. Palast herrscht. Derjenige, welchen die kais. Familie jetzt bewohnt, ist nämlich in St. Christoph, eine Stunde von Rio-Janeiro gelegen, und etwa ein Duzend verschiedene Aerzte haben bei dem Kaiser Woche zu halten, so daß von Rechtswegen stets einer im Palaste gegenwärtig seyn sollte. Allein es geht damit, wie hier zu Lande mit gar vielen Dingen, die von Gott und Rechtswegen seyn sollten und nicht sind. 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Die Totaleinnahme des vergangenen Jahrs betrug 47,843,202 Pf. St., die Totalausgabe 49,300,424 Pf., also das Deficit 1,457,222 Pf. Von diesem Deficit ist aber bereits die Summe von 1,260,000 Pf. St. durch Erlassung von Schatzkammerscheinen gedeckt worden<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [1145/0001]
Augsburger Allgemeine Zeitung.
Mit allerhöchsten Privilegien.
Sonnabend
Nr. 144.
23 Mai 1840. Brasilien.
_ Rio-Janeiro, 24 März. Heute früh wurde die Stadt in nicht geringe Aufregung versetzt durch die Nachricht der plötzlich erfolgten Erkrankung des jungen Kaisers. Das erste heute ausgegebene Bulletin enthält Folgendes: I. Palast der kaiserlichen Quinta da Boa Vista, 23 März 1840, 6 1/2 Uhr Abends. Um halb drei Uhr wurde Se. kais. Maj. von einem heftigen Schmerz im rechten Auge befallen, welchem ein Zustand von Bewußtlosigkeit folgte, verbunden mit Convulsionen, welche jedoch nach einigen Minuten verschwanden. Als der hohe Kranke wieder zu sich kam, beklagte er sich über Schwere im Kopf. Um 3 Uhr befand er sich im Fieberzustand und mit Symptomen einer Hirnentzündung. Um 5 Uhr 20 Minuten wurde ihm zur Ader gelassen, worauf er in befriedigenden Zustand kam. Man vermuthet die Entwickelung eines Wechselfiebers. (Folgen die Unterschriften der Aerzte.) – II. Se. kais. Maj. schlief um 7 3/4 Uhr ein und bis zum gegenwärtigen Augenblick (Mitternacht) fuhr er fort ruhig zu schlafen. Dr. Meirelles, Arzt der Woche. – III. 24 März Nachmittags 3 Uhr. Sr. kais. Maj. Zustand ist fortwährend beruhigend und der Anfall, dessen Rückkehr um dieselbe Stunde man heute befürchtete, hat sich nicht wiederholt. Dr. Meirelles, in Conferenz mit 12 Collegen.“ – So weit die Bulletins. Somit hinge schon wieder eine neue Wetterwolke drohend über dem armen Brasilien, welches nächst der Vorsehung diesem Kinde allein verdankt, daß es in den letzten neun Jahren nicht eine Beute der wildesten Anarchie wurde. Es ist daher leicht zu ermessen, welche Besorgnisse sich aller Freunde der Monarchie, d. h. der gesetzlichen Ordnung bemächtigt haben. Möge es dem Himmel gefallen, sie bald wieder zu zerstreuen! Bei dieser Gelegenheit konnte man wieder sehen, welch ein Haushalt in dem kaiserl. Palast herrscht. Derjenige, welchen die kais. Familie jetzt bewohnt, ist nämlich in St. Christoph, eine Stunde von Rio-Janeiro gelegen, und etwa ein Duzend verschiedene Aerzte haben bei dem Kaiser Woche zu halten, so daß von Rechtswegen stets einer im Palaste gegenwärtig seyn sollte. Allein es geht damit, wie hier zu Lande mit gar vielen Dingen, die von Gott und Rechtswegen seyn sollten und nicht sind. Als der Kaiser jenen heftigen lebensgefährlichen Anfall bekam, war der Arzt nicht da, sondern in der Stadt, und um ihn zu holen, schickte man Soldaten von der Palastwache nach allen Richtungen aus, so daß der Posten eine Zeitlang verlassen gewesen seyn soll. Mit nächstem Schiffe mehr.
Großbritannien.
_ London, 16 Mai.
Im Hause der Lords (Sitzung vom 15) nichts Bedeutendes. Marquis v. Westmeath: Hat England seinen Einfluß angewandt, um das barbarische Verfahren gegen die Juden in Damaskus aufzuhalten? Lord Melbourne: Nein. Lord Strangford: „In Betreff der vorgelegten Papiere über albanesische Seeräubereien an der Küste des adriatischen Meeres verlang' ich, daß nun, da die Streitigkeiten mit Neapel geschlichtet sind, zu diesen Papieren auch die Note des Grafen Ludolf, Gesandten von Neapel, gelegt werde, in welcher derselbe in dieser Angelegenheit frühern Verträgen gemäß auf den bewaffneten Beistand Englands für seine Regierung Anspruch macht. Lord Melbourne: Sehr wohl. Hr. Butt, einer der Anwälte von Dublin, spricht in einer langen gelehrten Rede mit ähnlichen Gründen als in der gestrigen Sitzung Sir Charles Whetherell gegen die irische Corporationsbill, zunächst dafür, daß die Stadt Dublin von den Wirkungen dieser Bill ausgenommen bleibe. Lord Melbourne: Ist irgend etwas dagegen einzuwenden, daß das Haus sich ohne weiteren Aufschub für diese Bill als Ausschuß constituire? Der Herzog von Wellington: Ich habe starke Einwände dagegen, ich kann nicht zugeben, daß man sich als Ausschuß constituire, erstens wenn das Haus nicht voll ist, und zweitens bevor uns zugleich die Bill über Verbesserung des Armengesetzes vorgelegt ist. Lord Melbourne: Diese Bill wird binnen acht Tagen vorgelegt seyn, so daß ich also vorschlage kommenden Freitag (22) mit der Bill in den allgemeinen Ausschuß zu gehen.
Haus der Gemeinen vom 17 Mai. Das Haus constituirt sich als Subsidienausschuß, um über das Budget zu verhandeln. Der Lordkanzler der Schatzkammer eröffnet die Verhandlungen mit einem umständlichen Bericht über Ausgabe, Einnahme und Deficit des vergangenen Jahrs, so wie umständlicher Schätzung von Ausgabe, Einnahme und Deficit für das laufende Jahr, woran er die Vorschläge einiger neuen Maaßregeln zur Deckung der beiden Deficits anknüpft. Die Totaleinnahme des vergangenen Jahrs betrug 47,843,202 Pf. St., die Totalausgabe 49,300,424 Pf., also das Deficit 1,457,222 Pf. Von diesem Deficit ist aber bereits die Summe von 1,260,000 Pf. St. durch Erlassung von Schatzkammerscheinen gedeckt worden
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