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Allgemeine Zeitung. Nr. 144. Augsburg, 23. Mai 1840.

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Sterblichkeit der Kulies auf dem Meer und seit ihrer Ankunft in einem Theil der Pflanzungen ein Gegenstand großer Betrübniß für den Gouverneur sey, und Anderson, ein Richter der Colonie, gibt diese Sterblichkeit in Port Louis auf 8 bis 9 Proc. jährlich an. Unter solchen Umständen ist die Pflicht der indischen Regierung vollkommen klar. Leider ist T. Prinsep, Staatssecretär für Bengalen, kürzlich gestorben; er war es gewesen, welcher die Gräuel der Ausfuhr zuerst zur Sprache brachte und die Reclamationen betrieb; aber es ist unmöglich, daß die hiesige Regierung die Erneuerung des Systems zugeben kann, was man auch in England, wo man die Lage der Sache nicht so gut kennen kann, als hier, entscheiden mag.

Es ist überhaupt etwas Monströses, daß Indien jetzt, wo die Macht der Umstände ihm die Production von Zucker für England in die Hände wirft, sich selbst dieses großen Handelszweigs berauben, und seine Arbeiter den so lange begünstigten und erst kürzlich durch die Loskaufung der Sklaven bereicherten Zuckercolonien liefern soll. Die Compagnie macht sehr ernstliche Anstalten den Ausfall der westindischen Production für Indien zu sichern, und hat dem Gouvernement hier angekündigt, daß es die vollkommenste Maschinerie für Zuckersiedereien, wie sie gegenwärtig in Runkelrübenfabriken des Continents angewendet wird, nach Bengalen zu schicken im Begriff ist, wo große, von aller Cultur des Zuckerrohrs unabhängige Siedereien allen Verhältnissen des Landes vollkommen angemessen sind. Der indische Bauer ist längst gewohnt sein Zuckerrohr zu verkaufen, da er selten eine hinlängliche Masse producirt, um es selbst zu pressen, und da das Product in vervollkommneten Siedereien nicht nur um 40 bis 50 Proc. ergiebiger, sondern auch weit schöner ist, als nach der unvollkommenen indischen Methode, wo eine große Gährung stattfindet, welche den krystallisirbaren Zucker zerstört.

Man hört hier viele Klagen über die Langsamkeit, mit der die Arbeiten an der großen Poststraße, die von hier durch Orissa, über Medripur, Sumbulpur, Nagpur nach Bombay geführt werden soll, vor sich gehen, aber man sieht aus den Berichten der Officiere, welche mit dem Vermessen der Linie beauftragt sind, daß die Schwierigkeiten, welche sie finden, fast unübersteiglich sind, nicht sowohl wegen der Natur des Terrains, als wegen des bösen Willens der Bewohner. Eine Strecke von etwa 400 englischen Meilen, welche ein Theil der Straße durchschneiden soll, ist so gut als terra incognita. Sie gehört theils dem Radschah von Nagpur, der dem Unternehmen nicht günstig ist, theils einer zahllosen Menge kleiner unabhängiger Fürsten von Stämmen aller Art, welche zwar nicht wagen sich der Sache offen zu widersetzen, aber Hindernisse erregen die allen Glauben übersteigen. Sie sind alle überzeugt, daß die Errichtung der Straße zur baldigen Einziehung ihres Territoriums führen werde, und keinen andern Zweck habe; denn es träumt ihnen nicht, welche Wichtigkeit wir hier darauf legen unsere Briefe um zwei Tage früher aus Bombay zu erhalten, und dann ist im Grund etwas Wahres an ihrer Furcht, denn der Contact dieser kleinen halbbarbarischen Staaten mit der Compagnie ist ihnen früher oder später immer verderblich geworden. Die Dispositionen dieser kleinen Despoten sind ihren Unterthanen vollkommen bekannt, und diese wissen, daß sie jede Hülfe, die sie den europäischen Ingenieurs leisten würden, mit dem Leben bezahlten; daher werden diese von allen ihren Führern falsch geleitet, die Gebirgspässe sind mit umgehauenen Bäumen verlegt, der Führer leitet die Officiere durch unwegsame Gebirge, so weit als möglich von bewohnten Orten, durch Sumpfgründe, wo sie das Fieber bekommen, durch wasserlose Strecken, und verwirrt sie durch Lügen aller Art. Die Fürsten bestechen die eingebornen Schreiber und andere Umgebungen der Officiere, um die Straße durch ihren Einfluß von sich abzuhalten, und auf das Gebiet ihrer Feinde zu bringen. Das ganze Land ist durch die Kriege der Maratten, ihre schlechte Verwaltung und die ewigen Streitigkeiten dieser kleinen Staaten mit den Gonds (wilden Stämmen im Innern der Gebirge) ruinirt, und eine große fahrbare Straße würde in wenigen Jahren den Ertrag desselben verzehnfachen. Aber die Radschahs von Bond, Sumbulpur u. s. w. ziehen ihren armseligen Zustand, an den sie gewohnt sind, und ihre Entfernung von aller Berührung mit der Civilisation und Macht der Compagnie jeder Verbesserung ihres Zustandes vor, von der sie auch wohl keinen deutlichen Begriff haben. Denn die Berechnung, wie viel der Transport auf der Achse die Producte ihrer Districte, welche gegenwärtig nur durch die Karawanen von Lastochsen der Bundscharras ausgeführt werden können, vermehren und ihren Werth erhöhen müsse, geht über ihre Begriffe von Nationalökonomie.

Sterblichkeit der Kulies auf dem Meer und seit ihrer Ankunft in einem Theil der Pflanzungen ein Gegenstand großer Betrübniß für den Gouverneur sey, und Anderson, ein Richter der Colonie, gibt diese Sterblichkeit in Port Louis auf 8 bis 9 Proc. jährlich an. Unter solchen Umständen ist die Pflicht der indischen Regierung vollkommen klar. Leider ist T. Prinsep, Staatssecretär für Bengalen, kürzlich gestorben; er war es gewesen, welcher die Gräuel der Ausfuhr zuerst zur Sprache brachte und die Reclamationen betrieb; aber es ist unmöglich, daß die hiesige Regierung die Erneuerung des Systems zugeben kann, was man auch in England, wo man die Lage der Sache nicht so gut kennen kann, als hier, entscheiden mag.

Es ist überhaupt etwas Monströses, daß Indien jetzt, wo die Macht der Umstände ihm die Production von Zucker für England in die Hände wirft, sich selbst dieses großen Handelszweigs berauben, und seine Arbeiter den so lange begünstigten und erst kürzlich durch die Loskaufung der Sklaven bereicherten Zuckercolonien liefern soll. Die Compagnie macht sehr ernstliche Anstalten den Ausfall der westindischen Production für Indien zu sichern, und hat dem Gouvernement hier angekündigt, daß es die vollkommenste Maschinerie für Zuckersiedereien, wie sie gegenwärtig in Runkelrübenfabriken des Continents angewendet wird, nach Bengalen zu schicken im Begriff ist, wo große, von aller Cultur des Zuckerrohrs unabhängige Siedereien allen Verhältnissen des Landes vollkommen angemessen sind. Der indische Bauer ist längst gewohnt sein Zuckerrohr zu verkaufen, da er selten eine hinlängliche Masse producirt, um es selbst zu pressen, und da das Product in vervollkommneten Siedereien nicht nur um 40 bis 50 Proc. ergiebiger, sondern auch weit schöner ist, als nach der unvollkommenen indischen Methode, wo eine große Gährung stattfindet, welche den krystallisirbaren Zucker zerstört.

Man hört hier viele Klagen über die Langsamkeit, mit der die Arbeiten an der großen Poststraße, die von hier durch Orissa, über Medripur, Sumbulpur, Nagpur nach Bombay geführt werden soll, vor sich gehen, aber man sieht aus den Berichten der Officiere, welche mit dem Vermessen der Linie beauftragt sind, daß die Schwierigkeiten, welche sie finden, fast unübersteiglich sind, nicht sowohl wegen der Natur des Terrains, als wegen des bösen Willens der Bewohner. Eine Strecke von etwa 400 englischen Meilen, welche ein Theil der Straße durchschneiden soll, ist so gut als terra incognita. Sie gehört theils dem Radschah von Nagpur, der dem Unternehmen nicht günstig ist, theils einer zahllosen Menge kleiner unabhängiger Fürsten von Stämmen aller Art, welche zwar nicht wagen sich der Sache offen zu widersetzen, aber Hindernisse erregen die allen Glauben übersteigen. Sie sind alle überzeugt, daß die Errichtung der Straße zur baldigen Einziehung ihres Territoriums führen werde, und keinen andern Zweck habe; denn es träumt ihnen nicht, welche Wichtigkeit wir hier darauf legen unsere Briefe um zwei Tage früher aus Bombay zu erhalten, und dann ist im Grund etwas Wahres an ihrer Furcht, denn der Contact dieser kleinen halbbarbarischen Staaten mit der Compagnie ist ihnen früher oder später immer verderblich geworden. Die Dispositionen dieser kleinen Despoten sind ihren Unterthanen vollkommen bekannt, und diese wissen, daß sie jede Hülfe, die sie den europäischen Ingenieurs leisten würden, mit dem Leben bezahlten; daher werden diese von allen ihren Führern falsch geleitet, die Gebirgspässe sind mit umgehauenen Bäumen verlegt, der Führer leitet die Officiere durch unwegsame Gebirge, so weit als möglich von bewohnten Orten, durch Sumpfgründe, wo sie das Fieber bekommen, durch wasserlose Strecken, und verwirrt sie durch Lügen aller Art. Die Fürsten bestechen die eingebornen Schreiber und andere Umgebungen der Officiere, um die Straße durch ihren Einfluß von sich abzuhalten, und auf das Gebiet ihrer Feinde zu bringen. Das ganze Land ist durch die Kriege der Maratten, ihre schlechte Verwaltung und die ewigen Streitigkeiten dieser kleinen Staaten mit den Gonds (wilden Stämmen im Innern der Gebirge) ruinirt, und eine große fahrbare Straße würde in wenigen Jahren den Ertrag desselben verzehnfachen. Aber die Radschahs von Bond, Sumbulpur u. s. w. ziehen ihren armseligen Zustand, an den sie gewohnt sind, und ihre Entfernung von aller Berührung mit der Civilisation und Macht der Compagnie jeder Verbesserung ihres Zustandes vor, von der sie auch wohl keinen deutlichen Begriff haben. Denn die Berechnung, wie viel der Transport auf der Achse die Producte ihrer Districte, welche gegenwärtig nur durch die Karawanen von Lastochsen der Bundscharras ausgeführt werden können, vermehren und ihren Werth erhöhen müsse, geht über ihre Begriffe von Nationalökonomie.

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Sterblichkeit der Kulies auf dem Meer und seit ihrer Ankunft in einem Theil der Pflanzungen ein Gegenstand großer Betrübniß für den Gouverneur sey, und Anderson, ein Richter der Colonie, gibt diese Sterblichkeit in Port Louis auf 8 bis 9 Proc. jährlich an. Unter solchen Umständen ist die Pflicht der indischen Regierung vollkommen klar. Leider ist T. Prinsep, Staatssecretär für Bengalen, kürzlich gestorben; er war es gewesen, welcher die Gräuel der Ausfuhr zuerst zur Sprache brachte und die Reclamationen betrieb; aber es ist unmöglich, daß die hiesige Regierung die Erneuerung des Systems zugeben kann, was man auch in England, wo man die Lage der Sache nicht so gut kennen kann, als hier, entscheiden mag.</p><lb/>
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[1152/0008] Sterblichkeit der Kulies auf dem Meer und seit ihrer Ankunft in einem Theil der Pflanzungen ein Gegenstand großer Betrübniß für den Gouverneur sey, und Anderson, ein Richter der Colonie, gibt diese Sterblichkeit in Port Louis auf 8 bis 9 Proc. jährlich an. Unter solchen Umständen ist die Pflicht der indischen Regierung vollkommen klar. Leider ist T. Prinsep, Staatssecretär für Bengalen, kürzlich gestorben; er war es gewesen, welcher die Gräuel der Ausfuhr zuerst zur Sprache brachte und die Reclamationen betrieb; aber es ist unmöglich, daß die hiesige Regierung die Erneuerung des Systems zugeben kann, was man auch in England, wo man die Lage der Sache nicht so gut kennen kann, als hier, entscheiden mag. Es ist überhaupt etwas Monströses, daß Indien jetzt, wo die Macht der Umstände ihm die Production von Zucker für England in die Hände wirft, sich selbst dieses großen Handelszweigs berauben, und seine Arbeiter den so lange begünstigten und erst kürzlich durch die Loskaufung der Sklaven bereicherten Zuckercolonien liefern soll. Die Compagnie macht sehr ernstliche Anstalten den Ausfall der westindischen Production für Indien zu sichern, und hat dem Gouvernement hier angekündigt, daß es die vollkommenste Maschinerie für Zuckersiedereien, wie sie gegenwärtig in Runkelrübenfabriken des Continents angewendet wird, nach Bengalen zu schicken im Begriff ist, wo große, von aller Cultur des Zuckerrohrs unabhängige Siedereien allen Verhältnissen des Landes vollkommen angemessen sind. Der indische Bauer ist längst gewohnt sein Zuckerrohr zu verkaufen, da er selten eine hinlängliche Masse producirt, um es selbst zu pressen, und da das Product in vervollkommneten Siedereien nicht nur um 40 bis 50 Proc. ergiebiger, sondern auch weit schöner ist, als nach der unvollkommenen indischen Methode, wo eine große Gährung stattfindet, welche den krystallisirbaren Zucker zerstört. Man hört hier viele Klagen über die Langsamkeit, mit der die Arbeiten an der großen Poststraße, die von hier durch Orissa, über Medripur, Sumbulpur, Nagpur nach Bombay geführt werden soll, vor sich gehen, aber man sieht aus den Berichten der Officiere, welche mit dem Vermessen der Linie beauftragt sind, daß die Schwierigkeiten, welche sie finden, fast unübersteiglich sind, nicht sowohl wegen der Natur des Terrains, als wegen des bösen Willens der Bewohner. Eine Strecke von etwa 400 englischen Meilen, welche ein Theil der Straße durchschneiden soll, ist so gut als terra incognita. Sie gehört theils dem Radschah von Nagpur, der dem Unternehmen nicht günstig ist, theils einer zahllosen Menge kleiner unabhängiger Fürsten von Stämmen aller Art, welche zwar nicht wagen sich der Sache offen zu widersetzen, aber Hindernisse erregen die allen Glauben übersteigen. Sie sind alle überzeugt, daß die Errichtung der Straße zur baldigen Einziehung ihres Territoriums führen werde, und keinen andern Zweck habe; denn es träumt ihnen nicht, welche Wichtigkeit wir hier darauf legen unsere Briefe um zwei Tage früher aus Bombay zu erhalten, und dann ist im Grund etwas Wahres an ihrer Furcht, denn der Contact dieser kleinen halbbarbarischen Staaten mit der Compagnie ist ihnen früher oder später immer verderblich geworden. Die Dispositionen dieser kleinen Despoten sind ihren Unterthanen vollkommen bekannt, und diese wissen, daß sie jede Hülfe, die sie den europäischen Ingenieurs leisten würden, mit dem Leben bezahlten; daher werden diese von allen ihren Führern falsch geleitet, die Gebirgspässe sind mit umgehauenen Bäumen verlegt, der Führer leitet die Officiere durch unwegsame Gebirge, so weit als möglich von bewohnten Orten, durch Sumpfgründe, wo sie das Fieber bekommen, durch wasserlose Strecken, und verwirrt sie durch Lügen aller Art. Die Fürsten bestechen die eingebornen Schreiber und andere Umgebungen der Officiere, um die Straße durch ihren Einfluß von sich abzuhalten, und auf das Gebiet ihrer Feinde zu bringen. Das ganze Land ist durch die Kriege der Maratten, ihre schlechte Verwaltung und die ewigen Streitigkeiten dieser kleinen Staaten mit den Gonds (wilden Stämmen im Innern der Gebirge) ruinirt, und eine große fahrbare Straße würde in wenigen Jahren den Ertrag desselben verzehnfachen. Aber die Radschahs von Bond, Sumbulpur u. s. w. ziehen ihren armseligen Zustand, an den sie gewohnt sind, und ihre Entfernung von aller Berührung mit der Civilisation und Macht der Compagnie jeder Verbesserung ihres Zustandes vor, von der sie auch wohl keinen deutlichen Begriff haben. Denn die Berechnung, wie viel der Transport auf der Achse die Producte ihrer Districte, welche gegenwärtig nur durch die Karawanen von Lastochsen der Bundscharras ausgeführt werden können, vermehren und ihren Werth erhöhen müsse, geht über ihre Begriffe von Nationalökonomie.

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 144. Augsburg, 23. Mai 1840, S. 1152. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_144_18400523/8>, abgerufen am 23.11.2024.