Allgemeine Zeitung. Nr. 148. Augsburg, 27. Mai 1840.Frankreich. Paris, 22 Mai. (Moniteur.) Telegraphische Depeschen. Toulon, 20 Mai. Der Seepräfect an den Seeminister. Der am 17 von Algier abgegangene "Tartare" ist so eben hier angekommen. Die Armee hat am 12 den Engpaß von Teniah, der von 6000 Mann Infanterie, worunter 2500 Mann regelmäßige, vertheidigt war, forcirt und viele Redouten und Verschanzungen mit größter Energie erstürmt. Die Armee Abd-El-Kaders ward in Unordnung geworfen. Am 14 war die Armee fortwährend in Teniah. - Toulon, 20 Mai. 9 Uhr Morgens. Ich finde in Privatbriefen aus Algier folgende nähere Details. "Man hoffte am 18 Medeah zu besetzen. Es heißt, die Division des Herzogs von Orleans habe den Engpaß von Teniah in der Fronte angegriffen. Das 24ste, das 2te leichte, die Zuaven und die Schützen von Vincennes, die vorauf waren, erfuhren anfangs einen großen Widerstand; ein zu gehöriger Zeit von dem Kronprinzen selbst an der Spitze des 23sten und 48sten Linienregiments gemachter Angriff entschied das Treffen und schlug den Feind, der zwei Kanonen zurückließ, in die Flucht. Der Herzog von Aumale hat mit dem Säbel in der Faust an der Spitze der Grenadiere angegriffen. Wir hatten 50 Todte und 150 Verwundete." (Journal des Debats). Nach obigen Depeschen scheint es, daß der Engpaß von vorn angegriffen und von der Infanterie, deren Colonnenspitzen die beiden Prinzen führten, genommen wurde. Es läßt sich aber vermuthen, daß Marschall Valee zuvor Streitkräfte auf die Höhen zur Linken vorrücken ließ, um die Gipfel, die den Paß beherrschen, zu besetzen und die Flanke der feindlichen Schanzen zu bedrohen. Die Armee war zwar dießmal zahlreicher, als die Truppen des Marschalls Clauzel im November 1830; sie hatten es aber mit einem furchtbarern Feinde zu thun und weit größere Hindernisse zu bekämpfen als damals. Der in der Sitzung der Deputirtenkammer vom 20 Mai angenommene Art. 1 des Gesetzesentwurfs über die Bank lautete wirklich wie folgt: "Das der Bank von Frankreich durch die Gesetze vom 24 Germinal des Jahres XI und 22 April 1806 bewilligte Privilegium ist bis zum 31 December 1867 prorogirt." Hiezu hatte die Commission folgenden Zusatzartikel vorgeschlagen, dem die Regierung beitrat und der gleichfalls Annahme fand: "Das Privilegium kann gleichwohl am 31 December 1855 endigen oder modificirt werden, wenn ein in einer der beiden Sessionen vor 1855 votirtes Gesetz so verfügt." Aus der Rede des Hrn. Thiers über die Bank tragen wir noch einige Stellen nach. "Die französische Bank hat große Dienste geleistet, weil sie vorsichtig war. Selbst wenn sie geizig gewesen wäre, würde ich ihr keinen Vorwurf darüber machen. In der Finanzgeschichte des Auslands gab es bis jetzt nur freigebige Banken; daher ist mir auch keine bekannt, die nicht gefallen wäre. Die englische Bank ist zwar nicht gefallen, hat aber ihre Baarzahlungen eingestellt, was doch eine Art Bankerott gewesen. Die französische Bank ist die einzige, welche vierzig Jahre lang operirt hat, ohne je zu falliren, ausgenommen an dem Tage, wo die Regierung sie getäuscht hat. Alle Banken, die von Belgien, England, den Vereinigten Staaten, sind, nachdem sie in ruhigen und guten Zeiten Credit gegeben, so viel man wollte, am Tage der Krise plötzlich stille gestanden oder haben den Betrag des Disconto erhöht, und damit das Signal der Krise gegeben; sie machten es wie ein General, der im Moment der Gefahr flieht, und dem die Soldaten natürlich schnell folgen. Was hat dagegen die Bank von Frankreich gethan? Sie hat seit dreißig Jahren - es ist dieß eine große Thatsache - in den Tagen der Krise ihre Discontirungen verdoppelt! Zur Zeit der letzten Handelskrisen in den Jahren 1837 und 1838 nahm sie dem Handel Papiere für die ungeheure Summe von 200 Millionen ab, während sie nur 120 bis 130 Millionen in ihrer Reserve hatte. Ein Etablissement, welches stets den Grundsatz befolgte, zur Zeit der Ruhe und des Wohlstandes zurückhaltend und freigebig in Zeiten der Krisen zu seyn, erfüllt wahrhaft seine Bestimmung. Die Bank benahm sich, wie eine weise Regierung thun konnte. Sie munterte zur Production nicht auf, als es nicht an der Zeit war; als die Production aber, ohne sie zu fragen, sich in Extreme stürzte, kam die Bank ihr zu Hülfe; sie neutralisirte die Krisen. In solchen Zeiten ist die Bank für die Regierung von ungeheuerm Nutzen. Ihr mißtraut man nicht, wenn man auch Mißtrauen in alle Welt setzt; Beweis hiefür ist, daß das Publicum fortwährend sein Geld in die Cassen der Bank wirft. In solchen Zeiten wird die Bank, die nur für den Privatcredit gemacht zu seyn scheint, ein Werkzeug des öffentlichen Credits. Sie rettet das Land. Wir waren Zeugen davon im Jahre 1830. Damals war ich Unterstaatssecretär der Finanzen. Wir hatten eine Krise von vier schrecklichen Monaten durchgemacht. Der Kriegsminister bedurfte bis 50 Millionen monatlich für die Organisation der Armee. Es gab Tage, wo wir gequält waren von furchtbaren Sorgen und doch schweigen mußten; denn von solchen Sorgen darf man kaum wagen nach zehn Jahren zu sprechen. Es war, wie gesagt, eine jener Zeiten, wo man Mißtrauen in Jedermann setzte, nur nicht - in die Bank. Während sie dem Handel all das Geld gab, das er verlangte, füllten sich ihre Cassen und das Vertrauen des Publicums brachte ihr das Geld wieder zurück. Dieses Geld, das ihr zurückfloß, gab sie dem Staat. Das erstemal verlangten wir 30 Millionen, und doch muß man gestehen, daß man am Tage nach einer Revolution, nachdem ein Thron gestürzt worden, und ein anderer kaum aufgerichtet war, daß man an einem solchen Tage wohl Mißtrauen einflößen mochte. Die Bank gab uns 30, später 50, dann 80 Millionen; sie steigerte ihre Vorschüsse bis auf 130 Millionen in einem Augenblick, wo das Publicum weder Renten, noch königliche Bons haben wollte. Wenn ich solchen Resultaten gegenüber eine Bank nach der andern fallen sehe, die Banken von Belgien und von Amerika; wenn selbst die alte Bank Englands Anlaß gibt, daß man, vielleicht mit Recht, schlimm von ihr spricht (Gelächter), wundern Sie sich dann, daß ich mich so sehr bemühe, die Bank Frankreichs zu vertheidigen? Die Regierung wacht sorgsam für Alles, was ihre Stärke ausmacht; ich würde meine Pflichten verletzen, wenn ich die Bank nicht vertheidigte. Hr. Mauguin wünschte die Errichtung einer großen Nationalbank, die sogar das Einziehen der Steuern übernähme; aber eine solche Bank ist unmöglich. Sie existirt nicht einmal in England; und wäre sie auch möglich (der Schotte Law wollte eine solche Nationalbank einmal realisiren), so würde sie nur verderblich werden." Hr. Thiers ging in umständliche Details über das System der Steuererhebung in Frankreich ein; er suchte darzuthun, daß Agenten der Bank nimmermehr die Beamten der Regierung, namentlich die Generaleinnehmer zu ersetzen vermöchten, deren Amt nicht nur sey, in die Staatscassen die durch die Steuern eingehenden Summen zu liefern, sondern auch zu wachen, daß dem Steuerpflichtigen von Seite der Unterbeamten kein Unrecht geschehe." "Auch in England - fuhr Hr. Thiers fort - ist die Bank nicht mit dem Eintreiben der Steuern beauftragt, sondern sie empfängt nur die Gelder aus den Händen der Steuereinnehmer. Uebrigens macht die englische Bank dabei bedeutenden Frankreich. Paris, 22 Mai. (Moniteur.) Telegraphische Depeschen. Toulon, 20 Mai. Der Seepräfect an den Seeminister. Der am 17 von Algier abgegangene „Tartare“ ist so eben hier angekommen. Die Armee hat am 12 den Engpaß von Teniah, der von 6000 Mann Infanterie, worunter 2500 Mann regelmäßige, vertheidigt war, forcirt und viele Redouten und Verschanzungen mit größter Energie erstürmt. Die Armee Abd-El-Kaders ward in Unordnung geworfen. Am 14 war die Armee fortwährend in Teniah. – Toulon, 20 Mai. 9 Uhr Morgens. Ich finde in Privatbriefen aus Algier folgende nähere Details. „Man hoffte am 18 Medeah zu besetzen. Es heißt, die Division des Herzogs von Orleans habe den Engpaß von Teniah in der Fronte angegriffen. Das 24ste, das 2te leichte, die Zuaven und die Schützen von Vincennes, die vorauf waren, erfuhren anfangs einen großen Widerstand; ein zu gehöriger Zeit von dem Kronprinzen selbst an der Spitze des 23sten und 48sten Linienregiments gemachter Angriff entschied das Treffen und schlug den Feind, der zwei Kanonen zurückließ, in die Flucht. Der Herzog von Aumale hat mit dem Säbel in der Faust an der Spitze der Grenadiere angegriffen. Wir hatten 50 Todte und 150 Verwundete.“ (Journal des Débats). Nach obigen Depeschen scheint es, daß der Engpaß von vorn angegriffen und von der Infanterie, deren Colonnenspitzen die beiden Prinzen führten, genommen wurde. Es läßt sich aber vermuthen, daß Marschall Valée zuvor Streitkräfte auf die Höhen zur Linken vorrücken ließ, um die Gipfel, die den Paß beherrschen, zu besetzen und die Flanke der feindlichen Schanzen zu bedrohen. Die Armee war zwar dießmal zahlreicher, als die Truppen des Marschalls Clauzel im November 1830; sie hatten es aber mit einem furchtbarern Feinde zu thun und weit größere Hindernisse zu bekämpfen als damals. Der in der Sitzung der Deputirtenkammer vom 20 Mai angenommene Art. 1 des Gesetzesentwurfs über die Bank lautete wirklich wie folgt: „Das der Bank von Frankreich durch die Gesetze vom 24 Germinal des Jahres XI und 22 April 1806 bewilligte Privilegium ist bis zum 31 December 1867 prorogirt.“ Hiezu hatte die Commission folgenden Zusatzartikel vorgeschlagen, dem die Regierung beitrat und der gleichfalls Annahme fand: „Das Privilegium kann gleichwohl am 31 December 1855 endigen oder modificirt werden, wenn ein in einer der beiden Sessionen vor 1855 votirtes Gesetz so verfügt.“ Aus der Rede des Hrn. Thiers über die Bank tragen wir noch einige Stellen nach. „Die französische Bank hat große Dienste geleistet, weil sie vorsichtig war. Selbst wenn sie geizig gewesen wäre, würde ich ihr keinen Vorwurf darüber machen. In der Finanzgeschichte des Auslands gab es bis jetzt nur freigebige Banken; daher ist mir auch keine bekannt, die nicht gefallen wäre. Die englische Bank ist zwar nicht gefallen, hat aber ihre Baarzahlungen eingestellt, was doch eine Art Bankerott gewesen. Die französische Bank ist die einzige, welche vierzig Jahre lang operirt hat, ohne je zu falliren, ausgenommen an dem Tage, wo die Regierung sie getäuscht hat. Alle Banken, die von Belgien, England, den Vereinigten Staaten, sind, nachdem sie in ruhigen und guten Zeiten Credit gegeben, so viel man wollte, am Tage der Krise plötzlich stille gestanden oder haben den Betrag des Disconto erhöht, und damit das Signal der Krise gegeben; sie machten es wie ein General, der im Moment der Gefahr flieht, und dem die Soldaten natürlich schnell folgen. Was hat dagegen die Bank von Frankreich gethan? Sie hat seit dreißig Jahren – es ist dieß eine große Thatsache – in den Tagen der Krise ihre Discontirungen verdoppelt! Zur Zeit der letzten Handelskrisen in den Jahren 1837 und 1838 nahm sie dem Handel Papiere für die ungeheure Summe von 200 Millionen ab, während sie nur 120 bis 130 Millionen in ihrer Reserve hatte. Ein Etablissement, welches stets den Grundsatz befolgte, zur Zeit der Ruhe und des Wohlstandes zurückhaltend und freigebig in Zeiten der Krisen zu seyn, erfüllt wahrhaft seine Bestimmung. Die Bank benahm sich, wie eine weise Regierung thun konnte. Sie munterte zur Production nicht auf, als es nicht an der Zeit war; als die Production aber, ohne sie zu fragen, sich in Extreme stürzte, kam die Bank ihr zu Hülfe; sie neutralisirte die Krisen. In solchen Zeiten ist die Bank für die Regierung von ungeheuerm Nutzen. Ihr mißtraut man nicht, wenn man auch Mißtrauen in alle Welt setzt; Beweis hiefür ist, daß das Publicum fortwährend sein Geld in die Cassen der Bank wirft. In solchen Zeiten wird die Bank, die nur für den Privatcredit gemacht zu seyn scheint, ein Werkzeug des öffentlichen Credits. Sie rettet das Land. Wir waren Zeugen davon im Jahre 1830. Damals war ich Unterstaatssecretär der Finanzen. Wir hatten eine Krise von vier schrecklichen Monaten durchgemacht. Der Kriegsminister bedurfte bis 50 Millionen monatlich für die Organisation der Armee. Es gab Tage, wo wir gequält waren von furchtbaren Sorgen und doch schweigen mußten; denn von solchen Sorgen darf man kaum wagen nach zehn Jahren zu sprechen. Es war, wie gesagt, eine jener Zeiten, wo man Mißtrauen in Jedermann setzte, nur nicht – in die Bank. Während sie dem Handel all das Geld gab, das er verlangte, füllten sich ihre Cassen und das Vertrauen des Publicums brachte ihr das Geld wieder zurück. Dieses Geld, das ihr zurückfloß, gab sie dem Staat. Das erstemal verlangten wir 30 Millionen, und doch muß man gestehen, daß man am Tage nach einer Revolution, nachdem ein Thron gestürzt worden, und ein anderer kaum aufgerichtet war, daß man an einem solchen Tage wohl Mißtrauen einflößen mochte. Die Bank gab uns 30, später 50, dann 80 Millionen; sie steigerte ihre Vorschüsse bis auf 130 Millionen in einem Augenblick, wo das Publicum weder Renten, noch königliche Bons haben wollte. Wenn ich solchen Resultaten gegenüber eine Bank nach der andern fallen sehe, die Banken von Belgien und von Amerika; wenn selbst die alte Bank Englands Anlaß gibt, daß man, vielleicht mit Recht, schlimm von ihr spricht (Gelächter), wundern Sie sich dann, daß ich mich so sehr bemühe, die Bank Frankreichs zu vertheidigen? Die Regierung wacht sorgsam für Alles, was ihre Stärke ausmacht; ich würde meine Pflichten verletzen, wenn ich die Bank nicht vertheidigte. Hr. Mauguin wünschte die Errichtung einer großen Nationalbank, die sogar das Einziehen der Steuern übernähme; aber eine solche Bank ist unmöglich. Sie existirt nicht einmal in England; und wäre sie auch möglich (der Schotte Law wollte eine solche Nationalbank einmal realisiren), so würde sie nur verderblich werden.“ Hr. Thiers ging in umständliche Details über das System der Steuererhebung in Frankreich ein; er suchte darzuthun, daß Agenten der Bank nimmermehr die Beamten der Regierung, namentlich die Generaleinnehmer zu ersetzen vermöchten, deren Amt nicht nur sey, in die Staatscassen die durch die Steuern eingehenden Summen zu liefern, sondern auch zu wachen, daß dem Steuerpflichtigen von Seite der Unterbeamten kein Unrecht geschehe.“ „Auch in England – fuhr Hr. Thiers fort – ist die Bank nicht mit dem Eintreiben der Steuern beauftragt, sondern sie empfängt nur die Gelder aus den Händen der Steuereinnehmer. 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Es heißt, die Division des Herzogs von Orleans habe den Engpaß von Teniah in der Fronte angegriffen. Das 24ste, das 2te leichte, die Zuaven und die Schützen von Vincennes, die vorauf waren, erfuhren anfangs einen großen Widerstand; ein zu gehöriger Zeit von dem Kronprinzen selbst an der Spitze des 23sten und 48sten Linienregiments gemachter Angriff entschied das Treffen und schlug den Feind, der zwei Kanonen zurückließ, in die Flucht. Der Herzog von Aumale hat mit dem Säbel in der Faust an der Spitze der Grenadiere angegriffen. Wir hatten 50 Todte und 150 Verwundete.“</p><lb/> <p>(<hi rendition="#g">Journal des Débats</hi>). Nach obigen Depeschen scheint es, daß der Engpaß von vorn angegriffen und von der Infanterie, deren Colonnenspitzen die beiden Prinzen führten, genommen wurde. 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Sie hat seit dreißig Jahren – es ist dieß eine große Thatsache – in den Tagen der Krise ihre Discontirungen verdoppelt! Zur Zeit der letzten Handelskrisen in den Jahren 1837 und 1838 nahm sie dem Handel Papiere für die ungeheure Summe von 200 Millionen ab, während sie nur 120 bis 130 Millionen in ihrer Reserve hatte. Ein Etablissement, welches stets den Grundsatz befolgte, zur Zeit der Ruhe und des Wohlstandes zurückhaltend und freigebig in Zeiten der Krisen zu seyn, erfüllt wahrhaft seine Bestimmung. Die Bank benahm sich, wie eine weise Regierung thun konnte. Sie munterte zur Production nicht auf, als es nicht an der Zeit war; als die Production aber, ohne sie zu fragen, sich in Extreme stürzte, kam die Bank ihr zu Hülfe; sie neutralisirte die Krisen. In solchen Zeiten ist die Bank für die Regierung von ungeheuerm Nutzen. Ihr mißtraut man nicht, wenn man auch Mißtrauen in alle Welt setzt; Beweis hiefür ist, daß das Publicum fortwährend sein Geld in die Cassen der Bank wirft. In solchen Zeiten wird die Bank, die nur für den Privatcredit gemacht zu seyn scheint, ein Werkzeug des öffentlichen Credits. Sie rettet das Land. Wir waren Zeugen davon im Jahre 1830. Damals war ich Unterstaatssecretär der Finanzen. Wir hatten eine Krise von vier schrecklichen Monaten durchgemacht. Der Kriegsminister bedurfte bis 50 Millionen monatlich für die Organisation der Armee. Es gab Tage, wo wir gequält waren von furchtbaren Sorgen und doch schweigen mußten; denn von solchen Sorgen darf man kaum wagen nach zehn Jahren zu sprechen. Es war, wie gesagt, eine jener Zeiten, wo man Mißtrauen in Jedermann setzte, nur nicht – in die Bank. Während sie dem Handel all das Geld gab, das er verlangte, füllten sich ihre Cassen und das Vertrauen des Publicums brachte ihr das Geld wieder zurück. Dieses Geld, das ihr zurückfloß, gab sie dem Staat. Das erstemal verlangten wir 30 Millionen, und doch muß man gestehen, daß man am Tage nach einer Revolution, nachdem ein Thron gestürzt worden, und ein anderer kaum aufgerichtet war, daß man an einem solchen Tage wohl Mißtrauen einflößen mochte. Die Bank gab uns 30, später 50, dann 80 Millionen; sie steigerte ihre Vorschüsse bis auf 130 Millionen in einem Augenblick, wo das Publicum weder Renten, noch königliche Bons haben wollte. Wenn ich solchen Resultaten gegenüber eine Bank nach der andern fallen sehe, die Banken von Belgien und von Amerika; wenn selbst die alte Bank Englands Anlaß gibt, daß man, vielleicht mit Recht, schlimm von ihr spricht (Gelächter), wundern Sie sich dann, daß ich mich so sehr bemühe, die Bank Frankreichs zu vertheidigen? Die Regierung wacht sorgsam für Alles, was ihre Stärke ausmacht; ich würde meine Pflichten verletzen, wenn ich die Bank nicht vertheidigte. Hr. Mauguin wünschte die Errichtung einer großen Nationalbank, die sogar das Einziehen der Steuern übernähme; aber eine solche Bank ist unmöglich. Sie existirt nicht einmal in England; und wäre sie auch möglich (der Schotte Law wollte eine solche Nationalbank einmal realisiren), so würde sie nur verderblich werden.“ Hr. Thiers ging in umständliche Details über das System der Steuererhebung in Frankreich ein; er suchte darzuthun, daß Agenten der Bank nimmermehr die Beamten der Regierung, namentlich die Generaleinnehmer zu ersetzen vermöchten, deren Amt nicht nur sey, in die Staatscassen die durch die Steuern eingehenden Summen zu liefern, sondern auch zu wachen, daß dem Steuerpflichtigen von Seite der Unterbeamten kein Unrecht geschehe.“ „Auch in England – fuhr Hr. Thiers fort – ist die Bank nicht mit dem Eintreiben der Steuern beauftragt, sondern sie empfängt nur die Gelder aus den Händen der Steuereinnehmer. Uebrigens macht die englische Bank dabei bedeutenden<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [1179/0003]
Frankreich.
_ Paris, 22 Mai.
(Moniteur.) Telegraphische Depeschen. Toulon, 20 Mai. Der Seepräfect an den Seeminister. Der am 17 von Algier abgegangene „Tartare“ ist so eben hier angekommen. Die Armee hat am 12 den Engpaß von Teniah, der von 6000 Mann Infanterie, worunter 2500 Mann regelmäßige, vertheidigt war, forcirt und viele Redouten und Verschanzungen mit größter Energie erstürmt. Die Armee Abd-El-Kaders ward in Unordnung geworfen. Am 14 war die Armee fortwährend in Teniah. – Toulon, 20 Mai. 9 Uhr Morgens. Ich finde in Privatbriefen aus Algier folgende nähere Details. „Man hoffte am 18 Medeah zu besetzen. Es heißt, die Division des Herzogs von Orleans habe den Engpaß von Teniah in der Fronte angegriffen. Das 24ste, das 2te leichte, die Zuaven und die Schützen von Vincennes, die vorauf waren, erfuhren anfangs einen großen Widerstand; ein zu gehöriger Zeit von dem Kronprinzen selbst an der Spitze des 23sten und 48sten Linienregiments gemachter Angriff entschied das Treffen und schlug den Feind, der zwei Kanonen zurückließ, in die Flucht. Der Herzog von Aumale hat mit dem Säbel in der Faust an der Spitze der Grenadiere angegriffen. Wir hatten 50 Todte und 150 Verwundete.“
(Journal des Débats). Nach obigen Depeschen scheint es, daß der Engpaß von vorn angegriffen und von der Infanterie, deren Colonnenspitzen die beiden Prinzen führten, genommen wurde. Es läßt sich aber vermuthen, daß Marschall Valée zuvor Streitkräfte auf die Höhen zur Linken vorrücken ließ, um die Gipfel, die den Paß beherrschen, zu besetzen und die Flanke der feindlichen Schanzen zu bedrohen. Die Armee war zwar dießmal zahlreicher, als die Truppen des Marschalls Clauzel im November 1830; sie hatten es aber mit einem furchtbarern Feinde zu thun und weit größere Hindernisse zu bekämpfen als damals.
Der in der Sitzung der Deputirtenkammer vom 20 Mai angenommene Art. 1 des Gesetzesentwurfs über die Bank lautete wirklich wie folgt: „Das der Bank von Frankreich durch die Gesetze vom 24 Germinal des Jahres XI und 22 April 1806 bewilligte Privilegium ist bis zum 31 December 1867 prorogirt.“ Hiezu hatte die Commission folgenden Zusatzartikel vorgeschlagen, dem die Regierung beitrat und der gleichfalls Annahme fand: „Das Privilegium kann gleichwohl am 31 December 1855 endigen oder modificirt werden, wenn ein in einer der beiden Sessionen vor 1855 votirtes Gesetz so verfügt.“
Aus der Rede des Hrn. Thiers über die Bank tragen wir noch einige Stellen nach. „Die französische Bank hat große Dienste geleistet, weil sie vorsichtig war. Selbst wenn sie geizig gewesen wäre, würde ich ihr keinen Vorwurf darüber machen. In der Finanzgeschichte des Auslands gab es bis jetzt nur freigebige Banken; daher ist mir auch keine bekannt, die nicht gefallen wäre. Die englische Bank ist zwar nicht gefallen, hat aber ihre Baarzahlungen eingestellt, was doch eine Art Bankerott gewesen. Die französische Bank ist die einzige, welche vierzig Jahre lang operirt hat, ohne je zu falliren, ausgenommen an dem Tage, wo die Regierung sie getäuscht hat. Alle Banken, die von Belgien, England, den Vereinigten Staaten, sind, nachdem sie in ruhigen und guten Zeiten Credit gegeben, so viel man wollte, am Tage der Krise plötzlich stille gestanden oder haben den Betrag des Disconto erhöht, und damit das Signal der Krise gegeben; sie machten es wie ein General, der im Moment der Gefahr flieht, und dem die Soldaten natürlich schnell folgen. Was hat dagegen die Bank von Frankreich gethan? Sie hat seit dreißig Jahren – es ist dieß eine große Thatsache – in den Tagen der Krise ihre Discontirungen verdoppelt! Zur Zeit der letzten Handelskrisen in den Jahren 1837 und 1838 nahm sie dem Handel Papiere für die ungeheure Summe von 200 Millionen ab, während sie nur 120 bis 130 Millionen in ihrer Reserve hatte. Ein Etablissement, welches stets den Grundsatz befolgte, zur Zeit der Ruhe und des Wohlstandes zurückhaltend und freigebig in Zeiten der Krisen zu seyn, erfüllt wahrhaft seine Bestimmung. Die Bank benahm sich, wie eine weise Regierung thun konnte. Sie munterte zur Production nicht auf, als es nicht an der Zeit war; als die Production aber, ohne sie zu fragen, sich in Extreme stürzte, kam die Bank ihr zu Hülfe; sie neutralisirte die Krisen. In solchen Zeiten ist die Bank für die Regierung von ungeheuerm Nutzen. Ihr mißtraut man nicht, wenn man auch Mißtrauen in alle Welt setzt; Beweis hiefür ist, daß das Publicum fortwährend sein Geld in die Cassen der Bank wirft. In solchen Zeiten wird die Bank, die nur für den Privatcredit gemacht zu seyn scheint, ein Werkzeug des öffentlichen Credits. Sie rettet das Land. Wir waren Zeugen davon im Jahre 1830. Damals war ich Unterstaatssecretär der Finanzen. Wir hatten eine Krise von vier schrecklichen Monaten durchgemacht. Der Kriegsminister bedurfte bis 50 Millionen monatlich für die Organisation der Armee. Es gab Tage, wo wir gequält waren von furchtbaren Sorgen und doch schweigen mußten; denn von solchen Sorgen darf man kaum wagen nach zehn Jahren zu sprechen. Es war, wie gesagt, eine jener Zeiten, wo man Mißtrauen in Jedermann setzte, nur nicht – in die Bank. Während sie dem Handel all das Geld gab, das er verlangte, füllten sich ihre Cassen und das Vertrauen des Publicums brachte ihr das Geld wieder zurück. Dieses Geld, das ihr zurückfloß, gab sie dem Staat. Das erstemal verlangten wir 30 Millionen, und doch muß man gestehen, daß man am Tage nach einer Revolution, nachdem ein Thron gestürzt worden, und ein anderer kaum aufgerichtet war, daß man an einem solchen Tage wohl Mißtrauen einflößen mochte. Die Bank gab uns 30, später 50, dann 80 Millionen; sie steigerte ihre Vorschüsse bis auf 130 Millionen in einem Augenblick, wo das Publicum weder Renten, noch königliche Bons haben wollte. Wenn ich solchen Resultaten gegenüber eine Bank nach der andern fallen sehe, die Banken von Belgien und von Amerika; wenn selbst die alte Bank Englands Anlaß gibt, daß man, vielleicht mit Recht, schlimm von ihr spricht (Gelächter), wundern Sie sich dann, daß ich mich so sehr bemühe, die Bank Frankreichs zu vertheidigen? Die Regierung wacht sorgsam für Alles, was ihre Stärke ausmacht; ich würde meine Pflichten verletzen, wenn ich die Bank nicht vertheidigte. Hr. Mauguin wünschte die Errichtung einer großen Nationalbank, die sogar das Einziehen der Steuern übernähme; aber eine solche Bank ist unmöglich. Sie existirt nicht einmal in England; und wäre sie auch möglich (der Schotte Law wollte eine solche Nationalbank einmal realisiren), so würde sie nur verderblich werden.“ Hr. Thiers ging in umständliche Details über das System der Steuererhebung in Frankreich ein; er suchte darzuthun, daß Agenten der Bank nimmermehr die Beamten der Regierung, namentlich die Generaleinnehmer zu ersetzen vermöchten, deren Amt nicht nur sey, in die Staatscassen die durch die Steuern eingehenden Summen zu liefern, sondern auch zu wachen, daß dem Steuerpflichtigen von Seite der Unterbeamten kein Unrecht geschehe.“ „Auch in England – fuhr Hr. Thiers fort – ist die Bank nicht mit dem Eintreiben der Steuern beauftragt, sondern sie empfängt nur die Gelder aus den Händen der Steuereinnehmer. Uebrigens macht die englische Bank dabei bedeutenden
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(2016-06-28T11:37:15Z)
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