Allgemeine Zeitung. Nr. 149. Augsburg, 28. Mai 1840.Augsburger Allgemeine Zeitung. Mit allerhöchsten Privilegien. DonnerstagNr. 149. 28 Mai 1840.Südamerika. Dem Commerce zufolge sind Folgendes die Bedingungen, welche der Beauftragte des Präsidenten der Argentinischen Republik dem Commandanten des französischen Blokadegeschwaders, Contreadmiral Dupotet, als Grundlagen der angeknüpften Unterhandlungen vorgelegt hat: 1) die Argentinische Conföderation sendet einen bevollmächtigten Minister an den König der Franzosen, um die zwischen beiden Ländern obwaltenden Schwierigkeiten beizulegen; 2) die Blokade wird unverzüglich aufgehoben, und die Insel Martin Garcia mit allem Kriegsmaterial, Geschütz etc. an die Republik zurückgegeben; 3) die Franzosen sollen in Buenos-Ayres behandelt werden, wie die Fremden in Frankreich; 4) die von den französischen Unterthanen angesprochenen Entschädigungen sollen in Frankreich durch den Argentinischen Gesandten geregelt werden; 5) die Waffen, Kriegsvorräthe etc., welche der Admiral oder die Agenten Frankreichs den Rebellen, die den Frieden stören und die gesetzliche Regierung angreifen, geliefert, sollen binnen 40 Tagen zurückgenommen werden." Das Journal du Commerce rügt an diesen Bedingungen besonders eines: daß Rivera, der Präsident von Uruguay, ganz von Frankreich im Stich gelassen, und nichts zu seinen Gunsten festgesetzt werde. Großbritannien. London, 21 Mai. Die ministerielle Partei ist im Unterhaus unterlegen, und zwar - wie eine telegraphische Depesche schon gestern nach Paris meldete - mit einer Minorität von 3 Stimmen. Ob jetzt die Minister abdanken werden, ob das Parlament aufgelöst werden soll, oder ob die geschlagene Partei erst noch einen zweiten Lebenskampf über die gefährliche Bill in e Ausschußverhandlung zu versuchen denkt, darüber herrschen die mannichfachsten Gerüchte; doch scheint die Anzeige, die Lord J. Russell heute Abend dem Hause machte, er werde morgen (Freitag) auf Vertagung bis Dienstag (also mit Uebergehung des Montags) antragen, dahin zu deuten, daß die Minister eines von beiden, die Auflösung des Hauses, oder ihr Abtreten beabsichtigen. Vorgestern hatten Lord Melbourne und Lord J. Russell eine Audienz bei der Königin. Der Curs hält sich. Wir geben einen Auszug der Verhandlungen in der gestrigen Sitzung, und zunächst der schon gestern von uns erwähnten Rede Hrn. Hume's. "Der Grund meines wiederholten auf Vertagung Dringens war, daß ich mehreren irischen Mitgliedern, die noch nicht gesprochen hatten, die Gelegenheit dazu frei halten wollte. Was mein Urtheil über die vorliegende Bill betrifft, so ist es dasselbe, als das des ehrenwerthen Solicitor-General, nämlich ich glaube, daß sie in der That darauf ausgeht, das Wahlrecht in Irland zu beschränken, und daß sie von diesem Hauptgebrechen durch keine Verbesserung im Ausschuß geheilt werden kann. Ueberdieß wird der Unwillen, mit dem Irland diese Bill betrachtet, noch durch das Mißtrauen vermehrt, das die Person des Urhebers der Bill - auch des Urhebers der noch nicht vergessenen Zwangsbill - bei jedem Irländer erwecken muß. Irland hat seit 40 Jahren das Versprechen erhalten, mit England in allen politischen Rücksichten auf vollkommen gleichen Fuß gestellt zu werden, und jede Bill, die diesem Versprechen entgegenarbeitet, muß von unserm Bruderlande angesehen werden wie Wortbruch. Die vorliegende Bill würde die Zahl der irischen Wähler auf die Hälfte reduciren. Daß aber Irland eben so fähig ist zu wählen, als England und Schottland, hat es besonders durch die Gesinnungen seiner Erwählten - lauter liberalen, vernünftigen Männer - bewiesen. Das Mißverhältniß zwischen der englischen und der irischen Wähleranzahl ist wie 1 zu 5, in England nämlich gibt es 1 Wähler auf 17 Einwohner, in Irland 1 auf 85 (in Schottland 1 auf 32). Ja das Mißverhältniß trifft nicht nur die Wähleranzahl beider Länder, sondern auch die Zahl der Erwählten; denn während z. B. die gesammte Bevölkerung von Cumberland, Lancashire, Northamptonshire, Worcestershire und Wiltshire, die sich auf 1,144,770 Seelen beläuft, 20 Stellvertreter schickt, schicken die fünf irischen Grafschaften Cork, Tipperary, Down, Galway und Tyrone mit einer Bevölkerung von 2,126,227 Seelen nur 10 Stellvertreter." Hr. Hume fügt hierzu noch mehrere andere Zahlenangaben (die, wie die Times sagt, darauf berechnet sind, das Haus zu langweilen, und in Folge davon unvollzählig zu machen) und schließt dann mit der Erklärung, daß die gute gerechte Regierung von Irland nicht bloß eine irische, sondern auch eine ächt englische Angelegenheit ist. Hr. Lucas sucht die Angaben des Hrn. Hume dadurch zu entkräften, daß er auf den ungeheuren Bildungsunterschied zwischen England und Irland aufmerksam macht: "z. B. von 900 Wählern in Drogheda konnten nur 164 ihren Namen schreiben." Nachdem hierauf noch Hr. Redington gegen, Hr. Gaskell für, Hr. E. B. Roche wieder Augsburger Allgemeine Zeitung. Mit allerhöchsten Privilegien. DonnerstagNr. 149. 28 Mai 1840.Südamerika. Dem Commerce zufolge sind Folgendes die Bedingungen, welche der Beauftragte des Präsidenten der Argentinischen Republik dem Commandanten des französischen Blokadegeschwaders, Contreadmiral Dupotet, als Grundlagen der angeknüpften Unterhandlungen vorgelegt hat: 1) die Argentinische Conföderation sendet einen bevollmächtigten Minister an den König der Franzosen, um die zwischen beiden Ländern obwaltenden Schwierigkeiten beizulegen; 2) die Blokade wird unverzüglich aufgehoben, und die Insel Martin Garcia mit allem Kriegsmaterial, Geschütz etc. an die Republik zurückgegeben; 3) die Franzosen sollen in Buenos-Ayres behandelt werden, wie die Fremden in Frankreich; 4) die von den französischen Unterthanen angesprochenen Entschädigungen sollen in Frankreich durch den Argentinischen Gesandten geregelt werden; 5) die Waffen, Kriegsvorräthe etc., welche der Admiral oder die Agenten Frankreichs den Rebellen, die den Frieden stören und die gesetzliche Regierung angreifen, geliefert, sollen binnen 40 Tagen zurückgenommen werden.“ Das Journal du Commerce rügt an diesen Bedingungen besonders eines: daß Rivera, der Präsident von Uruguay, ganz von Frankreich im Stich gelassen, und nichts zu seinen Gunsten festgesetzt werde. Großbritannien. London, 21 Mai. Die ministerielle Partei ist im Unterhaus unterlegen, und zwar – wie eine telegraphische Depesche schon gestern nach Paris meldete – mit einer Minorität von 3 Stimmen. Ob jetzt die Minister abdanken werden, ob das Parlament aufgelöst werden soll, oder ob die geschlagene Partei erst noch einen zweiten Lebenskampf über die gefährliche Bill in e Ausschußverhandlung zu versuchen denkt, darüber herrschen die mannichfachsten Gerüchte; doch scheint die Anzeige, die Lord J. Russell heute Abend dem Hause machte, er werde morgen (Freitag) auf Vertagung bis Dienstag (also mit Uebergehung des Montags) antragen, dahin zu deuten, daß die Minister eines von beiden, die Auflösung des Hauses, oder ihr Abtreten beabsichtigen. Vorgestern hatten Lord Melbourne und Lord J. Russell eine Audienz bei der Königin. Der Curs hält sich. Wir geben einen Auszug der Verhandlungen in der gestrigen Sitzung, und zunächst der schon gestern von uns erwähnten Rede Hrn. Hume's. „Der Grund meines wiederholten auf Vertagung Dringens war, daß ich mehreren irischen Mitgliedern, die noch nicht gesprochen hatten, die Gelegenheit dazu frei halten wollte. Was mein Urtheil über die vorliegende Bill betrifft, so ist es dasselbe, als das des ehrenwerthen Solicitor-General, nämlich ich glaube, daß sie in der That darauf ausgeht, das Wahlrecht in Irland zu beschränken, und daß sie von diesem Hauptgebrechen durch keine Verbesserung im Ausschuß geheilt werden kann. Ueberdieß wird der Unwillen, mit dem Irland diese Bill betrachtet, noch durch das Mißtrauen vermehrt, das die Person des Urhebers der Bill – auch des Urhebers der noch nicht vergessenen Zwangsbill – bei jedem Irländer erwecken muß. Irland hat seit 40 Jahren das Versprechen erhalten, mit England in allen politischen Rücksichten auf vollkommen gleichen Fuß gestellt zu werden, und jede Bill, die diesem Versprechen entgegenarbeitet, muß von unserm Bruderlande angesehen werden wie Wortbruch. Die vorliegende Bill würde die Zahl der irischen Wähler auf die Hälfte reduciren. Daß aber Irland eben so fähig ist zu wählen, als England und Schottland, hat es besonders durch die Gesinnungen seiner Erwählten – lauter liberalen, vernünftigen Männer – bewiesen. Das Mißverhältniß zwischen der englischen und der irischen Wähleranzahl ist wie 1 zu 5, in England nämlich gibt es 1 Wähler auf 17 Einwohner, in Irland 1 auf 85 (in Schottland 1 auf 32). Ja das Mißverhältniß trifft nicht nur die Wähleranzahl beider Länder, sondern auch die Zahl der Erwählten; denn während z. B. die gesammte Bevölkerung von Cumberland, Lancashire, Northamptonshire, Worcestershire und Wiltshire, die sich auf 1,144,770 Seelen beläuft, 20 Stellvertreter schickt, schicken die fünf irischen Grafschaften Cork, Tipperary, Down, Galway und Tyrone mit einer Bevölkerung von 2,126,227 Seelen nur 10 Stellvertreter.“ Hr. Hume fügt hierzu noch mehrere andere Zahlenangaben (die, wie die Times sagt, darauf berechnet sind, das Haus zu langweilen, und in Folge davon unvollzählig zu machen) und schließt dann mit der Erklärung, daß die gute gerechte Regierung von Irland nicht bloß eine irische, sondern auch eine ächt englische Angelegenheit ist. Hr. Lucas sucht die Angaben des Hrn. Hume dadurch zu entkräften, daß er auf den ungeheuren Bildungsunterschied zwischen England und Irland aufmerksam macht: „z. B. von 900 Wählern in Drogheda konnten nur 164 ihren Namen schreiben.“ Nachdem hierauf noch Hr. Redington gegen, Hr. Gaskell für, Hr. E. B. 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Daß aber Irland eben so fähig ist zu wählen, als England und Schottland, hat es besonders durch die Gesinnungen seiner Erwählten – lauter liberalen, vernünftigen Männer – bewiesen. Das Mißverhältniß zwischen der englischen und der irischen Wähleranzahl ist wie 1 zu 5, in England nämlich gibt es 1 Wähler auf 17 Einwohner, in Irland 1 auf 85 (in Schottland 1 auf 32). Ja das Mißverhältniß trifft nicht nur die Wähleranzahl beider Länder, sondern auch die Zahl der Erwählten; denn während z. B. die gesammte Bevölkerung von Cumberland, Lancashire, Northamptonshire, Worcestershire und Wiltshire, die sich auf 1,144,770 Seelen beläuft, 20 Stellvertreter schickt, schicken die fünf irischen Grafschaften Cork, Tipperary, Down, Galway und Tyrone mit einer Bevölkerung von 2,126,227 Seelen nur 10 Stellvertreter.“ Hr. <hi rendition="#g">Hume</hi> fügt hierzu noch mehrere andere Zahlenangaben (die, wie die <hi rendition="#g">Times</hi> sagt, darauf berechnet sind, das Haus zu langweilen, und in Folge davon unvollzählig zu machen) und schließt dann mit der Erklärung, daß die gute gerechte Regierung von Irland nicht bloß eine irische, sondern auch eine ächt englische Angelegenheit ist. Hr. <hi rendition="#g">Lucas</hi> sucht die Angaben des Hrn. Hume dadurch zu entkräften, daß er auf den ungeheuren Bildungsunterschied zwischen England und Irland aufmerksam macht: „z. B. von 900 Wählern in Drogheda konnten nur 164 ihren Namen schreiben.“ Nachdem hierauf noch Hr. Redington gegen, Hr. 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Augsburger Allgemeine Zeitung.
Mit allerhöchsten Privilegien.
Donnerstag
Nr. 149.
28 Mai 1840. Südamerika.
Dem Commerce zufolge sind Folgendes die Bedingungen, welche der Beauftragte des Präsidenten der Argentinischen Republik dem Commandanten des französischen Blokadegeschwaders, Contreadmiral Dupotet, als Grundlagen der angeknüpften Unterhandlungen vorgelegt hat: 1) die Argentinische Conföderation sendet einen bevollmächtigten Minister an den König der Franzosen, um die zwischen beiden Ländern obwaltenden Schwierigkeiten beizulegen; 2) die Blokade wird unverzüglich aufgehoben, und die Insel Martin Garcia mit allem Kriegsmaterial, Geschütz etc. an die Republik zurückgegeben; 3) die Franzosen sollen in Buenos-Ayres behandelt werden, wie die Fremden in Frankreich; 4) die von den französischen Unterthanen angesprochenen Entschädigungen sollen in Frankreich durch den Argentinischen Gesandten geregelt werden; 5) die Waffen, Kriegsvorräthe etc., welche der Admiral oder die Agenten Frankreichs den Rebellen, die den Frieden stören und die gesetzliche Regierung angreifen, geliefert, sollen binnen 40 Tagen zurückgenommen werden.“ Das Journal du Commerce rügt an diesen Bedingungen besonders eines: daß Rivera, der Präsident von Uruguay, ganz von Frankreich im Stich gelassen, und nichts zu seinen Gunsten festgesetzt werde.
Großbritannien.
_ London, 21 Mai.
Die ministerielle Partei ist im Unterhaus unterlegen, und zwar – wie eine telegraphische Depesche schon gestern nach Paris meldete – mit einer Minorität von 3 Stimmen. Ob jetzt die Minister abdanken werden, ob das Parlament aufgelöst werden soll, oder ob die geschlagene Partei erst noch einen zweiten Lebenskampf über die gefährliche Bill in e Ausschußverhandlung zu versuchen denkt, darüber herrschen die mannichfachsten Gerüchte; doch scheint die Anzeige, die Lord J. Russell heute Abend dem Hause machte, er werde morgen (Freitag) auf Vertagung bis Dienstag (also mit Uebergehung des Montags) antragen, dahin zu deuten, daß die Minister eines von beiden, die Auflösung des Hauses, oder ihr Abtreten beabsichtigen. Vorgestern hatten Lord Melbourne und Lord J. Russell eine Audienz bei der Königin. Der Curs hält sich. Wir geben einen Auszug der Verhandlungen in der gestrigen Sitzung, und zunächst der schon gestern von uns erwähnten Rede Hrn. Hume's. „Der Grund meines wiederholten auf Vertagung Dringens war, daß ich mehreren irischen Mitgliedern, die noch nicht gesprochen hatten, die Gelegenheit dazu frei halten wollte. Was mein Urtheil über die vorliegende Bill betrifft, so ist es dasselbe, als das des ehrenwerthen Solicitor-General, nämlich ich glaube, daß sie in der That darauf ausgeht, das Wahlrecht in Irland zu beschränken, und daß sie von diesem Hauptgebrechen durch keine Verbesserung im Ausschuß geheilt werden kann. Ueberdieß wird der Unwillen, mit dem Irland diese Bill betrachtet, noch durch das Mißtrauen vermehrt, das die Person des Urhebers der Bill – auch des Urhebers der noch nicht vergessenen Zwangsbill – bei jedem Irländer erwecken muß. Irland hat seit 40 Jahren das Versprechen erhalten, mit England in allen politischen Rücksichten auf vollkommen gleichen Fuß gestellt zu werden, und jede Bill, die diesem Versprechen entgegenarbeitet, muß von unserm Bruderlande angesehen werden wie Wortbruch. Die vorliegende Bill würde die Zahl der irischen Wähler auf die Hälfte reduciren. Daß aber Irland eben so fähig ist zu wählen, als England und Schottland, hat es besonders durch die Gesinnungen seiner Erwählten – lauter liberalen, vernünftigen Männer – bewiesen. Das Mißverhältniß zwischen der englischen und der irischen Wähleranzahl ist wie 1 zu 5, in England nämlich gibt es 1 Wähler auf 17 Einwohner, in Irland 1 auf 85 (in Schottland 1 auf 32). Ja das Mißverhältniß trifft nicht nur die Wähleranzahl beider Länder, sondern auch die Zahl der Erwählten; denn während z. B. die gesammte Bevölkerung von Cumberland, Lancashire, Northamptonshire, Worcestershire und Wiltshire, die sich auf 1,144,770 Seelen beläuft, 20 Stellvertreter schickt, schicken die fünf irischen Grafschaften Cork, Tipperary, Down, Galway und Tyrone mit einer Bevölkerung von 2,126,227 Seelen nur 10 Stellvertreter.“ Hr. Hume fügt hierzu noch mehrere andere Zahlenangaben (die, wie die Times sagt, darauf berechnet sind, das Haus zu langweilen, und in Folge davon unvollzählig zu machen) und schließt dann mit der Erklärung, daß die gute gerechte Regierung von Irland nicht bloß eine irische, sondern auch eine ächt englische Angelegenheit ist. Hr. Lucas sucht die Angaben des Hrn. Hume dadurch zu entkräften, daß er auf den ungeheuren Bildungsunterschied zwischen England und Irland aufmerksam macht: „z. B. von 900 Wählern in Drogheda konnten nur 164 ihren Namen schreiben.“ Nachdem hierauf noch Hr. Redington gegen, Hr. Gaskell für, Hr. E. B. Roche wieder
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