Allgemeine Zeitung. Nr. 150. Augsburg, 29. Mai 1840.Augsburger Allgemeine Zeitung. Mit allerhöchsten Privilegien. FreitagNr. 150. 29 Mai 1840.Spanien. Bordeaux, 22 Mai. Glauben Sie der Versicherung der Gazette de France nicht, die Cabrera fortwährend in Morella seyn läßt; ich habe einen Brief aus Barcelona vom 15 vor mir, der meine neuliche Meldung, Cabrera habe die Festung nach kurzem Aufenthalte wieder verlassen, ausdrücklich bestätigt. Nach einem Brief im Phare hätte sich derselbe in die undurchdringlichen Waldungen von Las Cobas zurückgezogen. Van Halen ist auf dem Wege der Besserung. General Carbo steht zu Esquirol, um die Banden des Boquica und Estartus, im Fall neuer Versuche von ihrer Seite, im Zaume zu halten. Die Desertion fängt übrigens auch unter den catalonischen Insurgenten an einzureißen. Mehrere Ueberläufer haben sich zu Manresa gestellt, acht Officiere sind über Ribas Frankreich zu. Auch die Einwohner von Berga flüchten mehr und mehr über die Gränze. Llarch de Copons, der Segarra im Commando ersetzen sollte, hat sich selbst aus Unvorsichtigkeit mit einer Pistole schwer verwundet, was Segarra nöthigt, den Oberbefehl noch für den Augenblick zu behalten. Die Cassen der Carlisten sind gänzlich erschöpft und die Armee lebt so zu sagen nur von Raub. Die Unzufriedenheit der Soldaten gegen die Junta von Berga wächst unter diesen Umständen mit jedem Tag und eine völlige Auflösung scheint vor der Thüre. Eine Menge compromittirter Individuen treiben sich in der Umgegend von Berga herum, und warten nur auf eine günstige Gelegenheit, um sich über die Gränze zu retten. - Nachrichten aus Cuenca sprechen seit Wochen von den "großen" Vorbereitungen zum Angriff auf Beteta und Casiete; 1000 Bauern, heißt es, arbeiteten am 12 an Herstellung der Straße, um den Transport des Belagerungsgeräthes, das auf 200 Karren und 250 Maulthieren dahingeschafft werden soll, möglich zu machen. Nirgends mehr als in Spanien gilt das Sprüchwort: "Eile mit Weile." Alle diese Anstalten des "tapfern" General Concha hindern die Carlistischen Banden nicht, das Land ohne Ende zu durchstreifen und ohne Gnade zu plündern. Großbritannien. London, 22 Mai. Das Ministerium scheint entschlossen seine Schlappe zu überleben; daß nächsten Montag keine Sitzung gehalten werden soll, hat keinen andern Grund, als daß dieser Tag der Geburtstag der Königin ist. In der heutigen Sitzung hat Lord John Russell dem Unterhause angezeigt, daß am nächsten Dienstag, also noch vor der auf den 4 Jun. festgesetzten Ausschußbehandlung der Stanley'schen Bill (so wie auch vor der Behandlung der Armenverbesserungsbill und der zwei höchst wichtigen Canadabills) eine Bill über Wahlregistration in England von ihm selbst, und eine über Wahlregistration in Irland vom Solicitor-General dem Hause vorgelegt werden sollen. Auf diese Weise denkt er also die Stanley'sche Bill zu paralysiren. - Wir theilen unsern Lesern sofort den Hauptinhalt der gestrigen und den Anfang der heutigen Sitzungen mit, vollenden aber zuvor unsern Bericht über den Ausgang der vorgestrigen Unterhaussitzung. Die schon erwähnte Rede Sir Robert Peels lautete folgendermaßen: "Ich will jetzt nicht mehr in die Einzelheiten der Bill eingehen, die wir besser thun der Behandlung im Ausschusse zu überantworten, sondern will nur dem Hause auseinandersetzen, daß es ihm zusteht, sich der Heilung eines Systems zu unterziehen, das, wenn wir es dießmal auf sich beruhen lassen, vielleicht für immer unverbessert bleiben wird. Ich bin in der That auch überzeugt, daß das Haus in diesem Sinne entscheiden wird; und verlasse mich in dieser Ueberzeugung weniger auf Parteiverbindungen, als auf die Gewissenhaftigkeit des Theils des Hauses, der schon früher einmal durch seine Abwesenheit - (nämlich beim Abstimmen über das zweite Verlesen der Bill) - gezeigt hat, daß er den Verbesserungsversuch billige. Ich hoffe, daß diese ehrenwerthen Mitglieder auch fortan den Parteianrufen, die an sie ergangen sind, widerstehen werden, und hierin dem Beispiel des ehrenwerthen Mitglieds für Northumberland (Lord Howick) und des für Halifax (Sir C. Wood) Folge leisten. Die Angriffe, die man auf meinen edlen Freund, Urheber der Bill, gemacht hat, sind durchaus ungerecht (Unterbrechung: oh! oh!) - ich hoffe, das Haus wird nicht fortfahren, mich auf diese ungeziemende Art zu unterbrechen - : er erkennt, wie ich, den Grundsatz an, daß man die Leichtigkeit der Ausübung gesetzmäßiger Wahlgerechtsame überall befördern soll, aber eben so den Grundsatz, daß bestochene und ungesetzmäßige Wahlstimmen überall unterdrückt werden müssen. Ueberdieß werden die Ausschußverhandlungen dem Hause genug Gelegenheit geben, alle in der Bill etwa enthaltenen Wahlbeschränkungen aufzuheben. Die von dem gelehrten Mitgliede für Dublin vorgebrachte Beschuldigung, daß die Bill aus dem doppelten Gefühl des Hasses gegen Irland und der protestantischen Bigotterie hervorgegangen, ist um so offenbarer falsch, als das gelehrte Mitglied selbst im Jahre 1835 bei Gelegenheit Augsburger Allgemeine Zeitung. Mit allerhöchsten Privilegien. FreitagNr. 150. 29 Mai 1840.Spanien. Bordeaux, 22 Mai. Glauben Sie der Versicherung der Gazette de France nicht, die Cabrera fortwährend in Morella seyn läßt; ich habe einen Brief aus Barcelona vom 15 vor mir, der meine neuliche Meldung, Cabrera habe die Festung nach kurzem Aufenthalte wieder verlassen, ausdrücklich bestätigt. Nach einem Brief im Phare hätte sich derselbe in die undurchdringlichen Waldungen von Las Cobas zurückgezogen. Van Halen ist auf dem Wege der Besserung. General Carbo steht zu Esquirol, um die Banden des Boquica und Estartus, im Fall neuer Versuche von ihrer Seite, im Zaume zu halten. Die Desertion fängt übrigens auch unter den catalonischen Insurgenten an einzureißen. Mehrere Ueberläufer haben sich zu Manresa gestellt, acht Officiere sind über Ribas Frankreich zu. Auch die Einwohner von Berga flüchten mehr und mehr über die Gränze. Llarch de Copons, der Segarra im Commando ersetzen sollte, hat sich selbst aus Unvorsichtigkeit mit einer Pistole schwer verwundet, was Segarra nöthigt, den Oberbefehl noch für den Augenblick zu behalten. Die Cassen der Carlisten sind gänzlich erschöpft und die Armee lebt so zu sagen nur von Raub. Die Unzufriedenheit der Soldaten gegen die Junta von Berga wächst unter diesen Umständen mit jedem Tag und eine völlige Auflösung scheint vor der Thüre. Eine Menge compromittirter Individuen treiben sich in der Umgegend von Berga herum, und warten nur auf eine günstige Gelegenheit, um sich über die Gränze zu retten. – Nachrichten aus Cuenca sprechen seit Wochen von den „großen“ Vorbereitungen zum Angriff auf Beteta und Casiete; 1000 Bauern, heißt es, arbeiteten am 12 an Herstellung der Straße, um den Transport des Belagerungsgeräthes, das auf 200 Karren und 250 Maulthieren dahingeschafft werden soll, möglich zu machen. Nirgends mehr als in Spanien gilt das Sprüchwort: „Eile mit Weile.“ Alle diese Anstalten des „tapfern“ General Concha hindern die Carlistischen Banden nicht, das Land ohne Ende zu durchstreifen und ohne Gnade zu plündern. Großbritannien. London, 22 Mai. Das Ministerium scheint entschlossen seine Schlappe zu überleben; daß nächsten Montag keine Sitzung gehalten werden soll, hat keinen andern Grund, als daß dieser Tag der Geburtstag der Königin ist. In der heutigen Sitzung hat Lord John Russell dem Unterhause angezeigt, daß am nächsten Dienstag, also noch vor der auf den 4 Jun. festgesetzten Ausschußbehandlung der Stanley'schen Bill (so wie auch vor der Behandlung der Armenverbesserungsbill und der zwei höchst wichtigen Canadabills) eine Bill über Wahlregistration in England von ihm selbst, und eine über Wahlregistration in Irland vom Solicitor-General dem Hause vorgelegt werden sollen. Auf diese Weise denkt er also die Stanley'sche Bill zu paralysiren. – Wir theilen unsern Lesern sofort den Hauptinhalt der gestrigen und den Anfang der heutigen Sitzungen mit, vollenden aber zuvor unsern Bericht über den Ausgang der vorgestrigen Unterhaussitzung. Die schon erwähnte Rede Sir Robert Peels lautete folgendermaßen: „Ich will jetzt nicht mehr in die Einzelheiten der Bill eingehen, die wir besser thun der Behandlung im Ausschusse zu überantworten, sondern will nur dem Hause auseinandersetzen, daß es ihm zusteht, sich der Heilung eines Systems zu unterziehen, das, wenn wir es dießmal auf sich beruhen lassen, vielleicht für immer unverbessert bleiben wird. Ich bin in der That auch überzeugt, daß das Haus in diesem Sinne entscheiden wird; und verlasse mich in dieser Ueberzeugung weniger auf Parteiverbindungen, als auf die Gewissenhaftigkeit des Theils des Hauses, der schon früher einmal durch seine Abwesenheit – (nämlich beim Abstimmen über das zweite Verlesen der Bill) – gezeigt hat, daß er den Verbesserungsversuch billige. Ich hoffe, daß diese ehrenwerthen Mitglieder auch fortan den Parteianrufen, die an sie ergangen sind, widerstehen werden, und hierin dem Beispiel des ehrenwerthen Mitglieds für Northumberland (Lord Howick) und des für Halifax (Sir C. Wood) Folge leisten. Die Angriffe, die man auf meinen edlen Freund, Urheber der Bill, gemacht hat, sind durchaus ungerecht (Unterbrechung: oh! oh!) – ich hoffe, das Haus wird nicht fortfahren, mich auf diese ungeziemende Art zu unterbrechen – : er erkennt, wie ich, den Grundsatz an, daß man die Leichtigkeit der Ausübung gesetzmäßiger Wahlgerechtsame überall befördern soll, aber eben so den Grundsatz, daß bestochene und ungesetzmäßige Wahlstimmen überall unterdrückt werden müssen. Ueberdieß werden die Ausschußverhandlungen dem Hause genug Gelegenheit geben, alle in der Bill etwa enthaltenen Wahlbeschränkungen aufzuheben. Die von dem gelehrten Mitgliede für Dublin vorgebrachte Beschuldigung, daß die Bill aus dem doppelten Gefühl des Hasses gegen Irland und der protestantischen Bigotterie hervorgegangen, ist um so offenbarer falsch, als das gelehrte Mitglied selbst im Jahre 1835 bei Gelegenheit <TEI> <text> <front> <pb facs="#f0001" n="1193"/><lb/> <titlePage type="heading"> <docTitle> <titlePart type="main">Augsburger Allgemeine Zeitung.</titlePart><lb/> <titlePart type="jImprimatur">Mit allerhöchsten Privilegien.</titlePart> </docTitle><lb/> <docImprint> <docDate>Freitag</docDate> </docImprint><lb/> <titlePart type="volume">Nr. 150.</titlePart><lb/> <docImprint> <docDate>29 Mai 1840.</docDate> </docImprint> </titlePage> </front> <body> <div n="1"> <head> <hi rendition="#b">Spanien.</hi> </head><lb/> <div n="2"> <byline> <docAuthor> <gap reason="insignificant"/> </docAuthor> </byline> <dateline><hi rendition="#b">Bordeaux,</hi> 22 Mai.</dateline> <p> Glauben Sie der Versicherung der Gazette de France nicht, die Cabrera fortwährend in Morella seyn läßt; ich habe einen Brief aus Barcelona vom 15 vor mir, der meine neuliche Meldung, Cabrera habe die Festung nach kurzem Aufenthalte wieder verlassen, ausdrücklich bestätigt. Nach einem Brief im Phare hätte sich derselbe in die undurchdringlichen Waldungen von Las Cobas zurückgezogen. Van Halen ist auf dem Wege der Besserung. General Carbo steht zu Esquirol, um die Banden des Boquica und Estartus, im Fall neuer Versuche von ihrer Seite, im Zaume zu halten. Die Desertion fängt übrigens auch unter den catalonischen Insurgenten an einzureißen. Mehrere Ueberläufer haben sich zu Manresa gestellt, acht Officiere sind über Ribas Frankreich zu. Auch die Einwohner von Berga flüchten mehr und mehr über die Gränze. Llarch de Copons, der Segarra im Commando ersetzen sollte, hat sich selbst aus Unvorsichtigkeit mit einer Pistole schwer verwundet, was Segarra nöthigt, den Oberbefehl noch für den Augenblick zu behalten. Die Cassen der Carlisten sind gänzlich erschöpft und die Armee lebt so zu sagen nur von Raub. Die Unzufriedenheit der Soldaten gegen die Junta von Berga wächst unter diesen Umständen mit jedem Tag und eine völlige Auflösung scheint vor der Thüre. Eine Menge compromittirter Individuen treiben sich in der Umgegend von Berga herum, und warten nur auf eine günstige Gelegenheit, um sich über die Gränze zu retten. – Nachrichten aus <hi rendition="#g">Cuenca</hi> sprechen seit Wochen von den „großen“ Vorbereitungen zum Angriff auf Beteta und Casiete; 1000 Bauern, heißt es, arbeiteten am 12 an Herstellung der Straße, um den Transport des Belagerungsgeräthes, das auf 200 Karren und 250 Maulthieren dahingeschafft werden soll, möglich zu machen. 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Ich bin in der That auch überzeugt, daß das Haus in diesem Sinne entscheiden wird; und verlasse mich in dieser Ueberzeugung weniger auf Parteiverbindungen, als auf die Gewissenhaftigkeit des Theils des Hauses, der schon früher einmal durch seine Abwesenheit – (nämlich beim Abstimmen über das zweite Verlesen der Bill) – gezeigt hat, daß er den Verbesserungsversuch billige. Ich hoffe, daß diese ehrenwerthen Mitglieder auch fortan den Parteianrufen, die an sie ergangen sind, widerstehen werden, und hierin dem Beispiel des ehrenwerthen Mitglieds für Northumberland (Lord Howick) und des für Halifax (Sir C. Wood) Folge leisten. Die Angriffe, die man auf meinen edlen Freund, Urheber der Bill, gemacht hat, sind durchaus ungerecht (Unterbrechung: oh! oh!) – ich hoffe, das Haus wird nicht fortfahren, mich auf diese ungeziemende Art zu unterbrechen – : er erkennt, wie ich, den Grundsatz an, daß man die Leichtigkeit der Ausübung gesetzmäßiger Wahlgerechtsame überall befördern soll, aber eben so den Grundsatz, daß bestochene und ungesetzmäßige Wahlstimmen überall unterdrückt werden müssen. Ueberdieß werden die Ausschußverhandlungen dem Hause genug Gelegenheit geben, alle in der Bill etwa enthaltenen Wahlbeschränkungen aufzuheben. Die von dem gelehrten Mitgliede für Dublin vorgebrachte Beschuldigung, daß die Bill aus dem doppelten Gefühl des Hasses gegen Irland und der protestantischen Bigotterie hervorgegangen, ist um so offenbarer falsch, als das gelehrte Mitglied selbst im Jahre 1835 bei Gelegenheit<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [1193/0001]
Augsburger Allgemeine Zeitung.
Mit allerhöchsten Privilegien.
Freitag
Nr. 150.
29 Mai 1840. Spanien.
_ Bordeaux, 22 Mai. Glauben Sie der Versicherung der Gazette de France nicht, die Cabrera fortwährend in Morella seyn läßt; ich habe einen Brief aus Barcelona vom 15 vor mir, der meine neuliche Meldung, Cabrera habe die Festung nach kurzem Aufenthalte wieder verlassen, ausdrücklich bestätigt. Nach einem Brief im Phare hätte sich derselbe in die undurchdringlichen Waldungen von Las Cobas zurückgezogen. Van Halen ist auf dem Wege der Besserung. General Carbo steht zu Esquirol, um die Banden des Boquica und Estartus, im Fall neuer Versuche von ihrer Seite, im Zaume zu halten. Die Desertion fängt übrigens auch unter den catalonischen Insurgenten an einzureißen. Mehrere Ueberläufer haben sich zu Manresa gestellt, acht Officiere sind über Ribas Frankreich zu. Auch die Einwohner von Berga flüchten mehr und mehr über die Gränze. Llarch de Copons, der Segarra im Commando ersetzen sollte, hat sich selbst aus Unvorsichtigkeit mit einer Pistole schwer verwundet, was Segarra nöthigt, den Oberbefehl noch für den Augenblick zu behalten. Die Cassen der Carlisten sind gänzlich erschöpft und die Armee lebt so zu sagen nur von Raub. Die Unzufriedenheit der Soldaten gegen die Junta von Berga wächst unter diesen Umständen mit jedem Tag und eine völlige Auflösung scheint vor der Thüre. Eine Menge compromittirter Individuen treiben sich in der Umgegend von Berga herum, und warten nur auf eine günstige Gelegenheit, um sich über die Gränze zu retten. – Nachrichten aus Cuenca sprechen seit Wochen von den „großen“ Vorbereitungen zum Angriff auf Beteta und Casiete; 1000 Bauern, heißt es, arbeiteten am 12 an Herstellung der Straße, um den Transport des Belagerungsgeräthes, das auf 200 Karren und 250 Maulthieren dahingeschafft werden soll, möglich zu machen. Nirgends mehr als in Spanien gilt das Sprüchwort: „Eile mit Weile.“ Alle diese Anstalten des „tapfern“ General Concha hindern die Carlistischen Banden nicht, das Land ohne Ende zu durchstreifen und ohne Gnade zu plündern.
Großbritannien.
_ London, 22 Mai.
Das Ministerium scheint entschlossen seine Schlappe zu überleben; daß nächsten Montag keine Sitzung gehalten werden soll, hat keinen andern Grund, als daß dieser Tag der Geburtstag der Königin ist. In der heutigen Sitzung hat Lord John Russell dem Unterhause angezeigt, daß am nächsten Dienstag, also noch vor der auf den 4 Jun. festgesetzten Ausschußbehandlung der Stanley'schen Bill (so wie auch vor der Behandlung der Armenverbesserungsbill und der zwei höchst wichtigen Canadabills) eine Bill über Wahlregistration in England von ihm selbst, und eine über Wahlregistration in Irland vom Solicitor-General dem Hause vorgelegt werden sollen. Auf diese Weise denkt er also die Stanley'sche Bill zu paralysiren. – Wir theilen unsern Lesern sofort den Hauptinhalt der gestrigen und den Anfang der heutigen Sitzungen mit, vollenden aber zuvor unsern Bericht über den Ausgang der vorgestrigen Unterhaussitzung.
Die schon erwähnte Rede Sir Robert Peels lautete folgendermaßen: „Ich will jetzt nicht mehr in die Einzelheiten der Bill eingehen, die wir besser thun der Behandlung im Ausschusse zu überantworten, sondern will nur dem Hause auseinandersetzen, daß es ihm zusteht, sich der Heilung eines Systems zu unterziehen, das, wenn wir es dießmal auf sich beruhen lassen, vielleicht für immer unverbessert bleiben wird. Ich bin in der That auch überzeugt, daß das Haus in diesem Sinne entscheiden wird; und verlasse mich in dieser Ueberzeugung weniger auf Parteiverbindungen, als auf die Gewissenhaftigkeit des Theils des Hauses, der schon früher einmal durch seine Abwesenheit – (nämlich beim Abstimmen über das zweite Verlesen der Bill) – gezeigt hat, daß er den Verbesserungsversuch billige. Ich hoffe, daß diese ehrenwerthen Mitglieder auch fortan den Parteianrufen, die an sie ergangen sind, widerstehen werden, und hierin dem Beispiel des ehrenwerthen Mitglieds für Northumberland (Lord Howick) und des für Halifax (Sir C. Wood) Folge leisten. Die Angriffe, die man auf meinen edlen Freund, Urheber der Bill, gemacht hat, sind durchaus ungerecht (Unterbrechung: oh! oh!) – ich hoffe, das Haus wird nicht fortfahren, mich auf diese ungeziemende Art zu unterbrechen – : er erkennt, wie ich, den Grundsatz an, daß man die Leichtigkeit der Ausübung gesetzmäßiger Wahlgerechtsame überall befördern soll, aber eben so den Grundsatz, daß bestochene und ungesetzmäßige Wahlstimmen überall unterdrückt werden müssen. Ueberdieß werden die Ausschußverhandlungen dem Hause genug Gelegenheit geben, alle in der Bill etwa enthaltenen Wahlbeschränkungen aufzuheben. Die von dem gelehrten Mitgliede für Dublin vorgebrachte Beschuldigung, daß die Bill aus dem doppelten Gefühl des Hasses gegen Irland und der protestantischen Bigotterie hervorgegangen, ist um so offenbarer falsch, als das gelehrte Mitglied selbst im Jahre 1835 bei Gelegenheit
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