Allgemeine Zeitung. Nr. 151. Augsburg, 30. Mai 1840. Galacz, 13 Mai. Die Nachrichten, die aus Odessa einlangen, bestätigen die traurige Lage der Russen in den Kaukasusländern. Es soll ein großer Kriegsrath in Sebastopol abgehalten werden, um einen Plan für den bevorstehenden Feldzug gegen die Tscherkessen zu entwerfen, und über die Mittel zu berathen, wie für die Folge die Rückkehr der Unglücksfälle, welche die russischen Waffen in Tscherkessien getroffen, zu verhindern sey. Es handelt sich nebstdem um die Wiederherstellung der verlornen und größtentheils zerstörten Forts nach einem neuen Plan, so wie um das künftig zu befolgende Vertheidigungssystem. Zu Mitgliedern dieses Conseils sind der Generalgouverneur Woronzoff, die Generale Menzikoff, Rajewski und Admiral Lazareff ernannt. Triest, 24 Mai. Briefe aus Kertsch vom 30 v. M. melden, daß im dortigen Hafen 20 Schiffe vor Anker lagen, welche zum Transport der Munition für das nach Circassien abgesandte Truppencorps bestimmt waren. Die Kassel'sche Allgemeine Zeitung enthält folgendes auf die Proselytenmacherei der russisch-griechischen Synode zu Petersburg gegen die katholisch-unirten Griechen in Rußland und dem vereinigten Polen bezügliche Actenstück in einem Schreiben von der polnischen Gränze, im Monat April: "Auszug aus dem, dem Kaiser überreichten Verwaltungsberichte des Ministers des Innern vom 30 April 1837." (Enthalten im officiellen Journale des Ministeriums des Innern. S. 53 - 67, Nro. 7, Julius 1837.) "Nach Ihrem allerhöchsten Befehl ist in einem Theile der Direction der geistlichen Angelegenheiten der fremden Glaubensgemeinschaften in letzter Zeit eine wichtige Veränderung vorgenommen worden. Ew. Maj. geruhten, nachdem Sie die Erziehungsinstitute der jungen Geistlichen von der griechisch-unirten Kirche der Leitung der Commission für die orthodoxen geistlichen Schulen untergeordnet hatten, zu befehlen, daß alle geistlichen Angelegenheiten der Griechisch-Unirten dem Generalprocurator der heiligen Synode untergeben würden, damit eine größere Leichtigkeit in der Abstattung der Rapporte und eine größere Einheit in der Direction bewirkt werde. Die Folgen dieser allerhöchsten Anordnung werden ohne Zweifel von Nutzen seyn, sowohl für die Erziehung der jungen griechisch-unirten Geistlichen und also für die Ergänzung des Clerus in dieser Confession, als auch zur schnellen und dauernden Wiederherstellung des Ritus und der Verfassung der griechisch-unirten Kirche in ihrer alten Reinheit und gemäß den Gebräuchen und Statuten der orientalischen Kirche. Uebrigens hat das griechisch-unirte geistliche kaiserliche Collegium schon lange auf diese Rückkehr zum alten Ritus hingearbeitet. Die von demselben in dieser Beziehung gemachten Vorschläge, welche Ew. Maj. im Februar 1834 zu genehmigen geruhten, sind seither mit vielem Eifer insoweit ins Werk gesetzt worden, als dieß die sehr geringen Geldmittel und der Mangel an geeigneten Geistlichen gestatteten. Man hat gleichwohl, ungeachtet dieser Schwierigkeiten, in einem Zeitraume von drei Jahren (1834-1837) die Ikonostasen in 317 Kirchen der Eparchie Weißrußland, und in 509 Kirchen der litthauischen eingerichtet. Der größte Theil der griechisch-unirten Stadt- und Dorfkirchen ist mit zu Moskau gedruckten liturgischen Büchern so wie mit Ciborien und anderm heiligen Schmucke versehen worden. Unter andern der Liturgie der orientalischen Kirche fremden Neuerungen fand sich bei den Griechisch-Unirten der Gebrauch, während der Messe zu läuten. Dieser, in den römischen Kirchen, in welchen das Amt in der für das Volk unverständlichen lateinischen Sprache gefeiert wird, zur Verkündigung der wichtigsten Theile des Gottesdienstes vielleicht unentbehrliche Gebrauch ist in den Kirchen, wo das Amt in slawischer Sprache gehalten wird, eben so unpassend als unnütz; er ist also in allen griechisch-unirten Kirchen abgeschafft worden. Eben so sind in vielen dieser Kirchen wie in den lateinischen "äußere Seitenaltäre" und Orgeln; jetzt aber, wo die Ikonostasen wieder hergestellt worden, werden diese Altäre, nach der Anordnung der Eparchialbehörden, zerstört, ausgenommen die, welche mit dem architektonischen Systeme der Kirchen verbunden sind, oder die wegen ihrer Schönheit als Kunstgegenstände erhalten zu werden verdienen; aber es wird dem Ritus der orientalischen Kirche gemäß nie mehr auf ihnen Messe gelesen werden. Was die Orgeln betrifft, die man noch in einigen griechisch-unirten Kirchen antraf, so hat man es für zweckmäßig gehalten, im vergangenen Jahre ihre Zerstörung zu beginnen, denn sie hatten keinen Nutzen mehr, da in Polozk und Lyrowicz Schulen angelegt worden, in denen in den kirchlichen Cerimonien und im Kirchengesang Unterricht ertheilt wird, und in denen außer den vom Staat unterhaltenen Zöglingen auch Pensionärs der reichern Gemeinde aufgenommen werden. Endlich hat man nach einer Decision des griechisch-unirten Collegiums an die Kirchen der litthauischen Eparchie Taufbücher in russischer Sprache ertheilt, und man sieht aus den Berichten vom letzten Jahre, daß alle Taufscheine in dieser Eparchie jetzt russisch ausgestellt worden." Türkei. Konstantinopel, 13 Mai. Am 10 d. Abends hat der Großherr den Seraskier Halil Pascha seines Dienstes entlassen, und an dessen Stelle Mustapha Pascha von Janina zum Kriegsminister ernannt. Seitdem in frühern Jahren Chosrew Pascha, der gegenwärtige Großwessier, den Posten eines Seraskiers lange bekleidet, und diesen durch seinen persönlichen Einfluß auf den verstorbenen Großherrn zu einem der wichtigsten im Staate gemacht, hatten auch seine beiden Nachfolger unter Sultan Mahmud, Schwiegersöhne dieses letztern, Halil Pascha und Seid Pascha, als Seraskiere ähnlichen Einfluß zu bewahren gewußt. Halil Pascha, seit dem Tode Sultan Mahmuds zum zweitenmale zum Seraskier ernannt, war in dieser Stellung einer der einflußreichsten Männer im Staat. Die jetzige Quiescirung desselben wird also von wichtigen Folgen für die ganze Regierung seyn. Er war ein Freund und Beförderer der Neuerungen nach europäischem Zuschnitt. Daß dieß sein Nachfolger in gleicher Weise seyn werde, ist nicht wahrscheinlich und auch für das Wohl des Reichs nicht zu wünschen. Im Publicum ist man erstaunt über Halils Fall; man erzählt als Ursache eine Menge Mährchen. Das wahre Motiv ist wohl kein anderes gewesen, als die Art und Weise, wie er sein Ministerium verwaltete, wodurch er seinen Gegnern große Blößen gegeben hat. Es stehen hier zwei mächtige Parteien einander gegenüber, und Halils Sturz ist wohl als der Anfang des offenen Kampfes zu bezeichnen: die Partei der Neuerer, welche bis jetzt noch an der Spitze der Geschäfte stehen, und sich nur zu oft mit Nachäffung europäischer äußerer Formen begnügt haben, und die Partei der Anhänger am alten Glauben und an alten Gewohnheiten, welche die Nichtigkeit solcher Nachäffung erkennen und die Mißbräuche durchschauen, die sich mehrere Mitglieder ihrer Gegner, Privatvortheils wegen, haben zu Schulden kommen lassen. Die Anhänger des Alten haben also gegen Halil ihren ersten bedeutenden Schlag geführt; sie trafen Halil zuerst, weil seine Schuld vielleicht am evidentesten war, indem dieser Pascha wohl im Vertrauen auf seine persönliche Stellung zum Großherrn, seinem Schwager, und zum Großwessier, seinem Adoptivvater, die Mißbräuche seiner Macht am wenigsten verschleierte. Auf halbem Wege aber wird und kann die Partei, die so eben ihr Haupt mächtig emporhob, nicht stehen bleiben, sie würde Galacz, 13 Mai. Die Nachrichten, die aus Odessa einlangen, bestätigen die traurige Lage der Russen in den Kaukasusländern. Es soll ein großer Kriegsrath in Sebastopol abgehalten werden, um einen Plan für den bevorstehenden Feldzug gegen die Tscherkessen zu entwerfen, und über die Mittel zu berathen, wie für die Folge die Rückkehr der Unglücksfälle, welche die russischen Waffen in Tscherkessien getroffen, zu verhindern sey. Es handelt sich nebstdem um die Wiederherstellung der verlornen und größtentheils zerstörten Forts nach einem neuen Plan, so wie um das künftig zu befolgende Vertheidigungssystem. Zu Mitgliedern dieses Conseils sind der Generalgouverneur Woronzoff, die Generale Menzikoff, Rajewski und Admiral Lazareff ernannt. Triest, 24 Mai. Briefe aus Kertsch vom 30 v. M. melden, daß im dortigen Hafen 20 Schiffe vor Anker lagen, welche zum Transport der Munition für das nach Circassien abgesandte Truppencorps bestimmt waren. Die Kassel'sche Allgemeine Zeitung enthält folgendes auf die Proselytenmacherei der russisch-griechischen Synode zu Petersburg gegen die katholisch-unirten Griechen in Rußland und dem vereinigten Polen bezügliche Actenstück in einem Schreiben von der polnischen Gränze, im Monat April: „Auszug aus dem, dem Kaiser überreichten Verwaltungsberichte des Ministers des Innern vom 30 April 1837.“ (Enthalten im officiellen Journale des Ministeriums des Innern. S. 53 – 67, Nro. 7, Julius 1837.) „Nach Ihrem allerhöchsten Befehl ist in einem Theile der Direction der geistlichen Angelegenheiten der fremden Glaubensgemeinschaften in letzter Zeit eine wichtige Veränderung vorgenommen worden. Ew. Maj. geruhten, nachdem Sie die Erziehungsinstitute der jungen Geistlichen von der griechisch-unirten Kirche der Leitung der Commission für die orthodoxen geistlichen Schulen untergeordnet hatten, zu befehlen, daß alle geistlichen Angelegenheiten der Griechisch-Unirten dem Generalprocurator der heiligen Synode untergeben würden, damit eine größere Leichtigkeit in der Abstattung der Rapporte und eine größere Einheit in der Direction bewirkt werde. Die Folgen dieser allerhöchsten Anordnung werden ohne Zweifel von Nutzen seyn, sowohl für die Erziehung der jungen griechisch-unirten Geistlichen und also für die Ergänzung des Clerus in dieser Confession, als auch zur schnellen und dauernden Wiederherstellung des Ritus und der Verfassung der griechisch-unirten Kirche in ihrer alten Reinheit und gemäß den Gebräuchen und Statuten der orientalischen Kirche. Uebrigens hat das griechisch-unirte geistliche kaiserliche Collegium schon lange auf diese Rückkehr zum alten Ritus hingearbeitet. Die von demselben in dieser Beziehung gemachten Vorschläge, welche Ew. Maj. im Februar 1834 zu genehmigen geruhten, sind seither mit vielem Eifer insoweit ins Werk gesetzt worden, als dieß die sehr geringen Geldmittel und der Mangel an geeigneten Geistlichen gestatteten. Man hat gleichwohl, ungeachtet dieser Schwierigkeiten, in einem Zeitraume von drei Jahren (1834-1837) die Ikonostasen in 317 Kirchen der Eparchie Weißrußland, und in 509 Kirchen der litthauischen eingerichtet. Der größte Theil der griechisch-unirten Stadt- und Dorfkirchen ist mit zu Moskau gedruckten liturgischen Büchern so wie mit Ciborien und anderm heiligen Schmucke versehen worden. Unter andern der Liturgie der orientalischen Kirche fremden Neuerungen fand sich bei den Griechisch-Unirten der Gebrauch, während der Messe zu läuten. Dieser, in den römischen Kirchen, in welchen das Amt in der für das Volk unverständlichen lateinischen Sprache gefeiert wird, zur Verkündigung der wichtigsten Theile des Gottesdienstes vielleicht unentbehrliche Gebrauch ist in den Kirchen, wo das Amt in slawischer Sprache gehalten wird, eben so unpassend als unnütz; er ist also in allen griechisch-unirten Kirchen abgeschafft worden. Eben so sind in vielen dieser Kirchen wie in den lateinischen „äußere Seitenaltäre“ und Orgeln; jetzt aber, wo die Ikonostasen wieder hergestellt worden, werden diese Altäre, nach der Anordnung der Eparchialbehörden, zerstört, ausgenommen die, welche mit dem architektonischen Systeme der Kirchen verbunden sind, oder die wegen ihrer Schönheit als Kunstgegenstände erhalten zu werden verdienen; aber es wird dem Ritus der orientalischen Kirche gemäß nie mehr auf ihnen Messe gelesen werden. Was die Orgeln betrifft, die man noch in einigen griechisch-unirten Kirchen antraf, so hat man es für zweckmäßig gehalten, im vergangenen Jahre ihre Zerstörung zu beginnen, denn sie hatten keinen Nutzen mehr, da in Polozk und Lyrowicz Schulen angelegt worden, in denen in den kirchlichen Cerimonien und im Kirchengesang Unterricht ertheilt wird, und in denen außer den vom Staat unterhaltenen Zöglingen auch Pensionärs der reichern Gemeinde aufgenommen werden. Endlich hat man nach einer Decision des griechisch-unirten Collegiums an die Kirchen der litthauischen Eparchie Taufbücher in russischer Sprache ertheilt, und man sieht aus den Berichten vom letzten Jahre, daß alle Taufscheine in dieser Eparchie jetzt russisch ausgestellt worden.“ Türkei. Konstantinopel, 13 Mai. Am 10 d. Abends hat der Großherr den Seraskier Halil Pascha seines Dienstes entlassen, und an dessen Stelle Mustapha Pascha von Janina zum Kriegsminister ernannt. Seitdem in frühern Jahren Chosrew Pascha, der gegenwärtige Großwessier, den Posten eines Seraskiers lange bekleidet, und diesen durch seinen persönlichen Einfluß auf den verstorbenen Großherrn zu einem der wichtigsten im Staate gemacht, hatten auch seine beiden Nachfolger unter Sultan Mahmud, Schwiegersöhne dieses letztern, Halil Pascha und Seïd Pascha, als Seraskiere ähnlichen Einfluß zu bewahren gewußt. Halil Pascha, seit dem Tode Sultan Mahmuds zum zweitenmale zum Seraskier ernannt, war in dieser Stellung einer der einflußreichsten Männer im Staat. Die jetzige Quiescirung desselben wird also von wichtigen Folgen für die ganze Regierung seyn. Er war ein Freund und Beförderer der Neuerungen nach europäischem Zuschnitt. Daß dieß sein Nachfolger in gleicher Weise seyn werde, ist nicht wahrscheinlich und auch für das Wohl des Reichs nicht zu wünschen. Im Publicum ist man erstaunt über Halils Fall; man erzählt als Ursache eine Menge Mährchen. Das wahre Motiv ist wohl kein anderes gewesen, als die Art und Weise, wie er sein Ministerium verwaltete, wodurch er seinen Gegnern große Blößen gegeben hat. Es stehen hier zwei mächtige Parteien einander gegenüber, und Halils Sturz ist wohl als der Anfang des offenen Kampfes zu bezeichnen: die Partei der Neuerer, welche bis jetzt noch an der Spitze der Geschäfte stehen, und sich nur zu oft mit Nachäffung europäischer äußerer Formen begnügt haben, und die Partei der Anhänger am alten Glauben und an alten Gewohnheiten, welche die Nichtigkeit solcher Nachäffung erkennen und die Mißbräuche durchschauen, die sich mehrere Mitglieder ihrer Gegner, Privatvortheils wegen, haben zu Schulden kommen lassen. Die Anhänger des Alten haben also gegen Halil ihren ersten bedeutenden Schlag geführt; sie trafen Halil zuerst, weil seine Schuld vielleicht am evidentesten war, indem dieser Pascha wohl im Vertrauen auf seine persönliche Stellung zum Großherrn, seinem Schwager, und zum Großwessier, seinem Adoptivvater, die Mißbräuche seiner Macht am wenigsten verschleierte. 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Maj. geruhten, nachdem Sie die Erziehungsinstitute der jungen Geistlichen von der griechisch-unirten Kirche der Leitung der Commission für die orthodoxen geistlichen Schulen untergeordnet hatten, zu befehlen, daß alle geistlichen Angelegenheiten der Griechisch-Unirten dem Generalprocurator der heiligen Synode untergeben würden, damit eine größere Leichtigkeit in der Abstattung der Rapporte und eine größere Einheit in der Direction bewirkt werde. Die Folgen dieser allerhöchsten Anordnung werden ohne Zweifel von Nutzen seyn, sowohl für die Erziehung der jungen griechisch-unirten Geistlichen und also für die Ergänzung des Clerus in dieser Confession, als auch zur schnellen und dauernden Wiederherstellung des Ritus und der Verfassung der griechisch-unirten Kirche in ihrer alten Reinheit und gemäß den Gebräuchen und Statuten der orientalischen Kirche. Uebrigens hat das griechisch-unirte geistliche kaiserliche Collegium schon lange auf diese Rückkehr zum alten Ritus hingearbeitet. Die von demselben in dieser Beziehung gemachten Vorschläge, welche Ew. Maj. im Februar 1834 zu genehmigen geruhten, sind seither mit vielem Eifer insoweit ins Werk gesetzt worden, als dieß die sehr geringen Geldmittel und der Mangel an geeigneten Geistlichen gestatteten. Man hat gleichwohl, ungeachtet dieser Schwierigkeiten, in einem Zeitraume von drei Jahren (1834-1837) die Ikonostasen in 317 Kirchen der Eparchie Weißrußland, und in 509 Kirchen der litthauischen eingerichtet. Der größte Theil der griechisch-unirten Stadt- und Dorfkirchen ist mit zu Moskau gedruckten liturgischen Büchern so wie mit Ciborien und anderm heiligen Schmucke versehen worden. Unter andern der Liturgie der orientalischen Kirche fremden Neuerungen fand sich bei den Griechisch-Unirten der Gebrauch, während der Messe zu läuten. Dieser, in den römischen Kirchen, in welchen das Amt in der für das Volk unverständlichen lateinischen Sprache gefeiert wird, zur Verkündigung der wichtigsten Theile des Gottesdienstes vielleicht unentbehrliche Gebrauch ist in den Kirchen, wo das Amt in slawischer Sprache gehalten wird, eben so unpassend als unnütz; er ist also in allen griechisch-unirten Kirchen abgeschafft worden. Eben so sind in vielen dieser Kirchen wie in den lateinischen „äußere Seitenaltäre“ und Orgeln; jetzt aber, wo die Ikonostasen wieder hergestellt worden, werden diese Altäre, nach der Anordnung der Eparchialbehörden, zerstört, ausgenommen die, welche mit dem architektonischen Systeme der Kirchen verbunden sind, oder die wegen ihrer Schönheit als Kunstgegenstände erhalten zu werden verdienen; aber es wird dem Ritus der orientalischen Kirche gemäß nie mehr auf ihnen Messe gelesen werden. Was die Orgeln betrifft, die man noch in einigen griechisch-unirten Kirchen antraf, so hat man es für zweckmäßig gehalten, im vergangenen Jahre ihre Zerstörung zu beginnen, denn sie hatten keinen Nutzen mehr, da in Polozk und Lyrowicz Schulen angelegt worden, in denen in den kirchlichen Cerimonien und im Kirchengesang Unterricht ertheilt wird, und in denen außer den vom Staat unterhaltenen Zöglingen auch Pensionärs der reichern Gemeinde aufgenommen werden. Endlich hat man nach einer Decision des griechisch-unirten Collegiums an die Kirchen der litthauischen Eparchie Taufbücher in russischer Sprache ertheilt, und man sieht aus den Berichten vom letzten Jahre, daß alle Taufscheine in dieser Eparchie jetzt russisch ausgestellt worden.“</p><lb/> </div> </div> <div type="jArticle" n="1"> <head> <hi rendition="#b">Türkei.</hi> </head><lb/> <div n="2"> <byline> <docAuthor> <gap reason="insignificant"/> </docAuthor> </byline> <dateline><hi rendition="#b">Konstantinopel,</hi> 13 Mai.</dateline> <p> Am 10 d. Abends hat der Großherr den Seraskier Halil Pascha seines Dienstes entlassen, und an dessen Stelle Mustapha Pascha von Janina zum Kriegsminister ernannt. 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Das wahre Motiv ist wohl kein anderes gewesen, als die Art und Weise, wie er sein Ministerium verwaltete, wodurch er seinen Gegnern große Blößen gegeben hat. Es stehen hier zwei mächtige Parteien einander gegenüber, und Halils Sturz ist wohl als der Anfang des offenen Kampfes zu bezeichnen: die Partei der Neuerer, welche bis jetzt noch an der Spitze der Geschäfte stehen, und sich nur zu oft mit Nachäffung europäischer äußerer Formen begnügt haben, und die Partei der Anhänger am alten Glauben und an alten Gewohnheiten, welche die Nichtigkeit solcher Nachäffung erkennen und die Mißbräuche durchschauen, die sich mehrere Mitglieder ihrer Gegner, Privatvortheils wegen, haben zu Schulden kommen lassen. Die Anhänger des Alten haben also gegen Halil ihren ersten bedeutenden Schlag geführt; sie trafen Halil zuerst, weil seine Schuld vielleicht am evidentesten war, indem dieser Pascha wohl im Vertrauen auf seine persönliche Stellung zum Großherrn, seinem Schwager, und zum Großwessier, seinem Adoptivvater, die Mißbräuche seiner Macht am wenigsten verschleierte. Auf halbem Wege aber wird und kann die Partei, die so eben ihr Haupt mächtig emporhob, nicht stehen bleiben, sie würde<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [1207/0007]
_ Galacz, 13 Mai. Die Nachrichten, die aus Odessa einlangen, bestätigen die traurige Lage der Russen in den Kaukasusländern. Es soll ein großer Kriegsrath in Sebastopol abgehalten werden, um einen Plan für den bevorstehenden Feldzug gegen die Tscherkessen zu entwerfen, und über die Mittel zu berathen, wie für die Folge die Rückkehr der Unglücksfälle, welche die russischen Waffen in Tscherkessien getroffen, zu verhindern sey. Es handelt sich nebstdem um die Wiederherstellung der verlornen und größtentheils zerstörten Forts nach einem neuen Plan, so wie um das künftig zu befolgende Vertheidigungssystem. Zu Mitgliedern dieses Conseils sind der Generalgouverneur Woronzoff, die Generale Menzikoff, Rajewski und Admiral Lazareff ernannt.
_ Triest, 24 Mai. Briefe aus Kertsch vom 30 v. M. melden, daß im dortigen Hafen 20 Schiffe vor Anker lagen, welche zum Transport der Munition für das nach Circassien abgesandte Truppencorps bestimmt waren.
Die Kassel'sche Allgemeine Zeitung enthält folgendes auf die Proselytenmacherei der russisch-griechischen Synode zu Petersburg gegen die katholisch-unirten Griechen in Rußland und dem vereinigten Polen bezügliche Actenstück in einem Schreiben von der polnischen Gränze, im Monat April: „Auszug aus dem, dem Kaiser überreichten Verwaltungsberichte des Ministers des Innern vom 30 April 1837.“ (Enthalten im officiellen Journale des Ministeriums des Innern. S. 53 – 67, Nro. 7, Julius 1837.) „Nach Ihrem allerhöchsten Befehl ist in einem Theile der Direction der geistlichen Angelegenheiten der fremden Glaubensgemeinschaften in letzter Zeit eine wichtige Veränderung vorgenommen worden. Ew. Maj. geruhten, nachdem Sie die Erziehungsinstitute der jungen Geistlichen von der griechisch-unirten Kirche der Leitung der Commission für die orthodoxen geistlichen Schulen untergeordnet hatten, zu befehlen, daß alle geistlichen Angelegenheiten der Griechisch-Unirten dem Generalprocurator der heiligen Synode untergeben würden, damit eine größere Leichtigkeit in der Abstattung der Rapporte und eine größere Einheit in der Direction bewirkt werde. Die Folgen dieser allerhöchsten Anordnung werden ohne Zweifel von Nutzen seyn, sowohl für die Erziehung der jungen griechisch-unirten Geistlichen und also für die Ergänzung des Clerus in dieser Confession, als auch zur schnellen und dauernden Wiederherstellung des Ritus und der Verfassung der griechisch-unirten Kirche in ihrer alten Reinheit und gemäß den Gebräuchen und Statuten der orientalischen Kirche. Uebrigens hat das griechisch-unirte geistliche kaiserliche Collegium schon lange auf diese Rückkehr zum alten Ritus hingearbeitet. Die von demselben in dieser Beziehung gemachten Vorschläge, welche Ew. Maj. im Februar 1834 zu genehmigen geruhten, sind seither mit vielem Eifer insoweit ins Werk gesetzt worden, als dieß die sehr geringen Geldmittel und der Mangel an geeigneten Geistlichen gestatteten. Man hat gleichwohl, ungeachtet dieser Schwierigkeiten, in einem Zeitraume von drei Jahren (1834-1837) die Ikonostasen in 317 Kirchen der Eparchie Weißrußland, und in 509 Kirchen der litthauischen eingerichtet. Der größte Theil der griechisch-unirten Stadt- und Dorfkirchen ist mit zu Moskau gedruckten liturgischen Büchern so wie mit Ciborien und anderm heiligen Schmucke versehen worden. Unter andern der Liturgie der orientalischen Kirche fremden Neuerungen fand sich bei den Griechisch-Unirten der Gebrauch, während der Messe zu läuten. Dieser, in den römischen Kirchen, in welchen das Amt in der für das Volk unverständlichen lateinischen Sprache gefeiert wird, zur Verkündigung der wichtigsten Theile des Gottesdienstes vielleicht unentbehrliche Gebrauch ist in den Kirchen, wo das Amt in slawischer Sprache gehalten wird, eben so unpassend als unnütz; er ist also in allen griechisch-unirten Kirchen abgeschafft worden. Eben so sind in vielen dieser Kirchen wie in den lateinischen „äußere Seitenaltäre“ und Orgeln; jetzt aber, wo die Ikonostasen wieder hergestellt worden, werden diese Altäre, nach der Anordnung der Eparchialbehörden, zerstört, ausgenommen die, welche mit dem architektonischen Systeme der Kirchen verbunden sind, oder die wegen ihrer Schönheit als Kunstgegenstände erhalten zu werden verdienen; aber es wird dem Ritus der orientalischen Kirche gemäß nie mehr auf ihnen Messe gelesen werden. Was die Orgeln betrifft, die man noch in einigen griechisch-unirten Kirchen antraf, so hat man es für zweckmäßig gehalten, im vergangenen Jahre ihre Zerstörung zu beginnen, denn sie hatten keinen Nutzen mehr, da in Polozk und Lyrowicz Schulen angelegt worden, in denen in den kirchlichen Cerimonien und im Kirchengesang Unterricht ertheilt wird, und in denen außer den vom Staat unterhaltenen Zöglingen auch Pensionärs der reichern Gemeinde aufgenommen werden. Endlich hat man nach einer Decision des griechisch-unirten Collegiums an die Kirchen der litthauischen Eparchie Taufbücher in russischer Sprache ertheilt, und man sieht aus den Berichten vom letzten Jahre, daß alle Taufscheine in dieser Eparchie jetzt russisch ausgestellt worden.“
Türkei.
_ Konstantinopel, 13 Mai. Am 10 d. Abends hat der Großherr den Seraskier Halil Pascha seines Dienstes entlassen, und an dessen Stelle Mustapha Pascha von Janina zum Kriegsminister ernannt. Seitdem in frühern Jahren Chosrew Pascha, der gegenwärtige Großwessier, den Posten eines Seraskiers lange bekleidet, und diesen durch seinen persönlichen Einfluß auf den verstorbenen Großherrn zu einem der wichtigsten im Staate gemacht, hatten auch seine beiden Nachfolger unter Sultan Mahmud, Schwiegersöhne dieses letztern, Halil Pascha und Seïd Pascha, als Seraskiere ähnlichen Einfluß zu bewahren gewußt. Halil Pascha, seit dem Tode Sultan Mahmuds zum zweitenmale zum Seraskier ernannt, war in dieser Stellung einer der einflußreichsten Männer im Staat. Die jetzige Quiescirung desselben wird also von wichtigen Folgen für die ganze Regierung seyn. Er war ein Freund und Beförderer der Neuerungen nach europäischem Zuschnitt. Daß dieß sein Nachfolger in gleicher Weise seyn werde, ist nicht wahrscheinlich und auch für das Wohl des Reichs nicht zu wünschen. Im Publicum ist man erstaunt über Halils Fall; man erzählt als Ursache eine Menge Mährchen. Das wahre Motiv ist wohl kein anderes gewesen, als die Art und Weise, wie er sein Ministerium verwaltete, wodurch er seinen Gegnern große Blößen gegeben hat. Es stehen hier zwei mächtige Parteien einander gegenüber, und Halils Sturz ist wohl als der Anfang des offenen Kampfes zu bezeichnen: die Partei der Neuerer, welche bis jetzt noch an der Spitze der Geschäfte stehen, und sich nur zu oft mit Nachäffung europäischer äußerer Formen begnügt haben, und die Partei der Anhänger am alten Glauben und an alten Gewohnheiten, welche die Nichtigkeit solcher Nachäffung erkennen und die Mißbräuche durchschauen, die sich mehrere Mitglieder ihrer Gegner, Privatvortheils wegen, haben zu Schulden kommen lassen. Die Anhänger des Alten haben also gegen Halil ihren ersten bedeutenden Schlag geführt; sie trafen Halil zuerst, weil seine Schuld vielleicht am evidentesten war, indem dieser Pascha wohl im Vertrauen auf seine persönliche Stellung zum Großherrn, seinem Schwager, und zum Großwessier, seinem Adoptivvater, die Mißbräuche seiner Macht am wenigsten verschleierte. Auf halbem Wege aber wird und kann die Partei, die so eben ihr Haupt mächtig emporhob, nicht stehen bleiben, sie würde
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