Allgemeine Zeitung. Nr. 153. Augsburg, 1. Juni 1840.wurden statt der geforderten halben Million bloß 200,000 Rthlr. verwilligt. Preußen. Berlin, 17 Mai. In einer der letzten Nummern der Leipziger Allgemeinen Zeitung ist von einem Berliner Correspondenten mit großer Bestimmtheit die Nachricht gegeben, daß von dem diesseitigen Ministerium bereits ein Gesetzesentwurf redigirt werde, welcher die Lehrgegenstände in den Gymnasien und gelehrten Schulen anderweit bestimmen, besonders das seither mit zu großer Liebe gepflegte Studium der alten (todten) Sprachen beschränken, und an deren Stelle theilweise die neueren lebenden Idiome setzen solle. Wir können aber, nach genau eingezogener Erkundigung, dieser Nachricht mit noch größerer Bestimmtheit widersprechen. (Hamb. C.) Berlin, 26 Mai. Durch ein Rescript des Ministeriums der geistlichen, Unterrichts- und Medicinalangelegenheiten (unterzeichnet von dem Director des Ministeriums, Hrn. v. Ladenberg) ist der geheime Medicinalrath Prof. Dieffenbach zum Stellvertreter des erkrankten und auf seinem Landgute befindlichen Präsidenten Rust in der wundärztlichen Klinik der Charite ernannt. Hierdurch ist eine auch in auswärtigen Blättern viel angeregte Frage über den Nachfolger Rusts zur Erledigung gekommen. Dieffenbach hat gestern vor sehr zahlreichen Zuhörern die klinischen Vorträge eröffnet, und sich deren Beifall besonders durch die Anerkennung erworben, die er dem Wirken und den Verdiensten Rusts zu Theil werden ließ. - Eine interessante Erscheinung in unseren höheren Kreisen ist die Herzogin von Dino, Talleyrands Nichte, die mit ihrem Sohne, dem Herzog von Valencay, aus Paris hier angekommen ist, um die Erbschaft anzutreten, die ihr in Preußen durch den Tod ihrer ältern Schwester, der Herzogin von Sagan, gebornen Prinzessin von Kurland, zugefallen ist. Oesterreich. Wien, 26 Mai. Se. Maj. der Kaiser haben den österreichischen Botschafter am kais. russischen Hofe, Grafen v. Ficquelmont, zum Staats- und Conferenzminister und zum Chef der Kriegssection im Staatsrath zu ernennen geruht. - Es heißt, daß Fürst Felix Schwarzenberg, gegenwärtig in Turin, den Posten zu St. Petersburg provisorisch erhalten werde. Wien, 27 Mai. Das durch den Tod des Banus von Croatien Freiherrn v. Vlasits erledigte Uhlanenregiment Nr. 2 ist durch allerhöchste Entschließung dem Feldmarschalllieutenant Frhrn. v. Hammerstein verliehen worden. Hinsichtlich der Besetzung der übrigen von dem verstorbenen Frhrn. v. Vlasits bekleideten Würden existiren vorerst bloße Gerüchte, wovon jenes, daß die Würden eines Banus von Croatien und die eines commandirenden Generals der vereinten Banal-Warasdiner-Karlstädter Gränze getheilt werden, die meiste Wahrscheinlichkeit für sich hat. - In diesen Tagen ist als Anhang zu den letzten Generalsbeförderungen ein zahlreiches Avancement von Stabsofficieren herabgelangt, welches demnächst zur Publicität kommen wird. Für Ihr Blatt scheint mir die detaillirte Mittheilung desselben nicht geeignet. - Der k. großbritannische Botschafter, Baron Beauvale, dessen bedenkliche Erkrankung Ihnen mein letztes meldete, befindet sich wieder besser, und man hofft seine baldige Genesung. Teplitz, 27 Mai. Ueber das Befinden des Königs von Preußen circuliren hier seit den letzten Wochen die verschiedensten Gerüchte, deren einander wohl schnurstracks widersprechende Angaben sich sonderbarerweise oft auf eine und dieselbe glaubwürdige Quelle berufen. So kommt es, daß während das eine ein tägliches leidiges Abnehmen der Kräfte Sr. Majestät meldet, das andere behauptet, der von seinem Leiden wiederhergestellte Monarch werde bestimmt bereits den 8 Jun. seine alljährliche Reise hierher antreten, und dann auch der Fürst Staatskanzler v. Metternich mit demselben bei uns zusammentreffen. Jedenfalls muß man das Beste wünschen! Für unser Städtchen ist der verehrte König seit vielen Jahren der höchste Wohlthäter gewesen. Türkei. Konstantinopel, 13 Mai. Die Rede des französischen Conseilpräsidenten in der Pairskammer hat die Pforte bestürzt gemacht. Chosrew Pascha berief die Minister zu einer außerordentlichen Berathung, und legte wieder die Frage vor, ob man mit Mehemed Ali ohne fremde Intervention die Zustandebringung eines Vergleichs versuchen, oder ob man es den Großmächten überlassen soll, den Streit zu schlichten. Die Meinungen waren getheilt, und die Mitglieder des Conseils gingen auseinander, bevor man zu einem bestimmten Entschluß gelangen konnte. Das Schwanken der türkischen Minister, und die Unruhe, die sich der Regierung bemächtigte, veranlaßten zuerst Lord Ponsonby, später Hrn. v. Butenieff sich zum Großwessier zu begeben, um ihm Muth einzuflößen und die Pforte zu vermögen, daß sie ruhig die Resultate der Londoner Conferenzen abwarte. Hr. v. Butenieff belobte sehr die Festigkeit und Beharrlichkeit Lord Palmerstons und sprach die Ueberzeugung aus, daß die herrschenden Wirren bald ihrer Lösung zugeführt werden müssen. Noch bestimmter waren die Erklärungen des brittischen Botschafters, der mit Zuversicht das wiederholte, was er so oft erklärt hatte: Mehemed Ali werde nie mehr erhalten als Aegypten; nicht nur Syrien und Arabien, sondern auch die Insel Candia müsse unter die unmittelbare Herrschaft des Sultans zurückkehren. Man begreift übrigens nicht, warum England, wenn es ihm Ernst ist die orientalischen Angelegenheiten in dem angegebenen Sinne zu ordnen, so lange zögert, gegen den Pascha irgend eine Demonstration zu machen. Denn bereits ist gewiß, daß weder Mehemed Ali sich gutwillig dem Urtheilsspruche der Mächte, selbst wenn einstimmig gefaßt, fügen, noch Frankreich je die Hand dazu bieten werde, den Vicekönig mit Gewalt innerhalb der ägyptischen Gränzen zurückzudrängen. Die bevorstehende Blokade der syrisch-ägyptischen Küsten durch die englische Seemacht erregt hier vielfache Hoffnungen, die wohl nicht in Erfüllung gehen dürften; doch glaubt man, daß diese Maaßregel nicht ganz isolirt zur Ausführung kommen kann, man ist vielmehr der Meinung, daß ein ostindisches Geschwader im rothen Meer erscheinen werde. Ob ein russisches Corps sich sogleich mit der ottomanischen Armee vereinigen werde, oder ob diese Maaßregel als ein Auskunftsmittel für die extremsten Fälle aufgehoben bleibe, weiß Niemand mit Bestimmtheit anzugeben. Aber wie immer auch die gegen Aegypten bestimmten Zwangsmittel beschaffen seyn mögen, jedenfalls kann ich Ihnen mit Bestimmtheit melden, daß sobald diese so weit in Bereitschaft gesetzt sind, daß man unmittelbar zu ihrer Anwendung schreiten kann, Mehemed Ali aufgefordert werden wird: 1) alle Gebiete und Länderstriche, die seine Armee seit der Schlacht von Nisib in Besitz genommen, unverzüglich räumen zu lassen; 2) sich bereit zu erklären, den Beschlüssen der Londoner Conferenzen, sobald sie definitiv gefaßt seyn werden, ohne allen Widerstand Folge zu geben. Erst dann, wenn Mehemed Ali dem einen oder dem andern Punkt sich zu unterwerfen weigert, wird die Blokade und die Anwendung der übrigen Zwangsmittel beginnen. - Hier sieht es noch immer trüb, sehr trüb aus. Die häufigen Absetzungen von Würdenträgern und hohen Beamten beunruhigen das Volk und machen der Pforte immer neue Feinde. wurden statt der geforderten halben Million bloß 200,000 Rthlr. verwilligt. Preußen. Berlin, 17 Mai. In einer der letzten Nummern der Leipziger Allgemeinen Zeitung ist von einem Berliner Correspondenten mit großer Bestimmtheit die Nachricht gegeben, daß von dem diesseitigen Ministerium bereits ein Gesetzesentwurf redigirt werde, welcher die Lehrgegenstände in den Gymnasien und gelehrten Schulen anderweit bestimmen, besonders das seither mit zu großer Liebe gepflegte Studium der alten (todten) Sprachen beschränken, und an deren Stelle theilweise die neueren lebenden Idiome setzen solle. Wir können aber, nach genau eingezogener Erkundigung, dieser Nachricht mit noch größerer Bestimmtheit widersprechen. (Hamb. C.) Berlin, 26 Mai. Durch ein Rescript des Ministeriums der geistlichen, Unterrichts- und Medicinalangelegenheiten (unterzeichnet von dem Director des Ministeriums, Hrn. v. Ladenberg) ist der geheime Medicinalrath Prof. Dieffenbach zum Stellvertreter des erkrankten und auf seinem Landgute befindlichen Präsidenten Rust in der wundärztlichen Klinik der Charité ernannt. Hierdurch ist eine auch in auswärtigen Blättern viel angeregte Frage über den Nachfolger Rusts zur Erledigung gekommen. Dieffenbach hat gestern vor sehr zahlreichen Zuhörern die klinischen Vorträge eröffnet, und sich deren Beifall besonders durch die Anerkennung erworben, die er dem Wirken und den Verdiensten Rusts zu Theil werden ließ. – Eine interessante Erscheinung in unseren höheren Kreisen ist die Herzogin von Dino, Talleyrands Nichte, die mit ihrem Sohne, dem Herzog von Valençay, aus Paris hier angekommen ist, um die Erbschaft anzutreten, die ihr in Preußen durch den Tod ihrer ältern Schwester, der Herzogin von Sagan, gebornen Prinzessin von Kurland, zugefallen ist. Oesterreich. Wien, 26 Mai. Se. Maj. der Kaiser haben den österreichischen Botschafter am kais. russischen Hofe, Grafen v. Ficquelmont, zum Staats- und Conferenzminister und zum Chef der Kriegssection im Staatsrath zu ernennen geruht. – Es heißt, daß Fürst Felix Schwarzenberg, gegenwärtig in Turin, den Posten zu St. Petersburg provisorisch erhalten werde. Wien, 27 Mai. Das durch den Tod des Banus von Croatien Freiherrn v. Vlasits erledigte Uhlanenregiment Nr. 2 ist durch allerhöchste Entschließung dem Feldmarschalllieutenant Frhrn. v. Hammerstein verliehen worden. Hinsichtlich der Besetzung der übrigen von dem verstorbenen Frhrn. v. Vlasits bekleideten Würden existiren vorerst bloße Gerüchte, wovon jenes, daß die Würden eines Banus von Croatien und die eines commandirenden Generals der vereinten Banal-Warasdiner-Karlstädter Gränze getheilt werden, die meiste Wahrscheinlichkeit für sich hat. – In diesen Tagen ist als Anhang zu den letzten Generalsbeförderungen ein zahlreiches Avancement von Stabsofficieren herabgelangt, welches demnächst zur Publicität kommen wird. Für Ihr Blatt scheint mir die detaillirte Mittheilung desselben nicht geeignet. – Der k. großbritannische Botschafter, Baron Beauvale, dessen bedenkliche Erkrankung Ihnen mein letztes meldete, befindet sich wieder besser, und man hofft seine baldige Genesung. Teplitz, 27 Mai. Ueber das Befinden des Königs von Preußen circuliren hier seit den letzten Wochen die verschiedensten Gerüchte, deren einander wohl schnurstracks widersprechende Angaben sich sonderbarerweise oft auf eine und dieselbe glaubwürdige Quelle berufen. So kommt es, daß während das eine ein tägliches leidiges Abnehmen der Kräfte Sr. Majestät meldet, das andere behauptet, der von seinem Leiden wiederhergestellte Monarch werde bestimmt bereits den 8 Jun. seine alljährliche Reise hierher antreten, und dann auch der Fürst Staatskanzler v. Metternich mit demselben bei uns zusammentreffen. Jedenfalls muß man das Beste wünschen! Für unser Städtchen ist der verehrte König seit vielen Jahren der höchste Wohlthäter gewesen. Türkei. Konstantinopel, 13 Mai. Die Rede des französischen Conseilpräsidenten in der Pairskammer hat die Pforte bestürzt gemacht. Chosrew Pascha berief die Minister zu einer außerordentlichen Berathung, und legte wieder die Frage vor, ob man mit Mehemed Ali ohne fremde Intervention die Zustandebringung eines Vergleichs versuchen, oder ob man es den Großmächten überlassen soll, den Streit zu schlichten. Die Meinungen waren getheilt, und die Mitglieder des Conseils gingen auseinander, bevor man zu einem bestimmten Entschluß gelangen konnte. Das Schwanken der türkischen Minister, und die Unruhe, die sich der Regierung bemächtigte, veranlaßten zuerst Lord Ponsonby, später Hrn. v. Butenieff sich zum Großwessier zu begeben, um ihm Muth einzuflößen und die Pforte zu vermögen, daß sie ruhig die Resultate der Londoner Conferenzen abwarte. Hr. v. Butenieff belobte sehr die Festigkeit und Beharrlichkeit Lord Palmerstons und sprach die Ueberzeugung aus, daß die herrschenden Wirren bald ihrer Lösung zugeführt werden müssen. Noch bestimmter waren die Erklärungen des brittischen Botschafters, der mit Zuversicht das wiederholte, was er so oft erklärt hatte: Mehemed Ali werde nie mehr erhalten als Aegypten; nicht nur Syrien und Arabien, sondern auch die Insel Candia müsse unter die unmittelbare Herrschaft des Sultans zurückkehren. Man begreift übrigens nicht, warum England, wenn es ihm Ernst ist die orientalischen Angelegenheiten in dem angegebenen Sinne zu ordnen, so lange zögert, gegen den Pascha irgend eine Demonstration zu machen. Denn bereits ist gewiß, daß weder Mehemed Ali sich gutwillig dem Urtheilsspruche der Mächte, selbst wenn einstimmig gefaßt, fügen, noch Frankreich je die Hand dazu bieten werde, den Vicekönig mit Gewalt innerhalb der ägyptischen Gränzen zurückzudrängen. Die bevorstehende Blokade der syrisch-ägyptischen Küsten durch die englische Seemacht erregt hier vielfache Hoffnungen, die wohl nicht in Erfüllung gehen dürften; doch glaubt man, daß diese Maaßregel nicht ganz isolirt zur Ausführung kommen kann, man ist vielmehr der Meinung, daß ein ostindisches Geschwader im rothen Meer erscheinen werde. Ob ein russisches Corps sich sogleich mit der ottomanischen Armee vereinigen werde, oder ob diese Maaßregel als ein Auskunftsmittel für die extremsten Fälle aufgehoben bleibe, weiß Niemand mit Bestimmtheit anzugeben. Aber wie immer auch die gegen Aegypten bestimmten Zwangsmittel beschaffen seyn mögen, jedenfalls kann ich Ihnen mit Bestimmtheit melden, daß sobald diese so weit in Bereitschaft gesetzt sind, daß man unmittelbar zu ihrer Anwendung schreiten kann, Mehemed Ali aufgefordert werden wird: 1) alle Gebiete und Länderstriche, die seine Armee seit der Schlacht von Nisib in Besitz genommen, unverzüglich räumen zu lassen; 2) sich bereit zu erklären, den Beschlüssen der Londoner Conferenzen, sobald sie definitiv gefaßt seyn werden, ohne allen Widerstand Folge zu geben. Erst dann, wenn Mehemed Ali dem einen oder dem andern Punkt sich zu unterwerfen weigert, wird die Blokade und die Anwendung der übrigen Zwangsmittel beginnen. – Hier sieht es noch immer trüb, sehr trüb aus. 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Dieffenbach hat gestern vor sehr zahlreichen Zuhörern die klinischen Vorträge eröffnet, und sich deren Beifall besonders durch die Anerkennung erworben, die er dem Wirken und den Verdiensten Rusts zu Theil werden ließ. – Eine interessante Erscheinung in unseren höheren Kreisen ist die Herzogin von Dino, Talleyrands Nichte, die mit ihrem Sohne, dem Herzog von Valençay, aus Paris hier angekommen ist, um die Erbschaft anzutreten, die ihr in Preußen durch den Tod ihrer ältern Schwester, der Herzogin von Sagan, gebornen Prinzessin von Kurland, zugefallen ist.</p><lb/> </div> </div> <div type="jArticle" n="1"> <head> <hi rendition="#b">Oesterreich.</hi> </head><lb/> <div n="2"> <byline> <docAuthor> <gap reason="insignificant"/> </docAuthor> </byline> <dateline><hi rendition="#b">Wien,</hi> 26 Mai.</dateline> <p> Se. Maj. der Kaiser haben den österreichischen Botschafter am kais. russischen Hofe, Grafen v. 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Vlasits bekleideten Würden existiren vorerst bloße Gerüchte, wovon jenes, daß die Würden eines Banus von Croatien und die eines commandirenden Generals der vereinten Banal-Warasdiner-Karlstädter Gränze getheilt werden, die meiste Wahrscheinlichkeit für sich hat. – In diesen Tagen ist als Anhang zu den letzten Generalsbeförderungen ein zahlreiches Avancement von Stabsofficieren herabgelangt, welches demnächst zur Publicität kommen wird. Für Ihr Blatt scheint mir die detaillirte Mittheilung desselben nicht geeignet. – Der k. großbritannische Botschafter, Baron Beauvale, dessen bedenkliche Erkrankung Ihnen mein letztes meldete, befindet sich wieder besser, und man hofft seine baldige Genesung.</p> </div><lb/> <div n="2"> <byline> <gap reason="insignificant" unit="chars" quantity="1"/> </byline> <dateline><hi rendition="#b">Teplitz,</hi> 27 Mai.</dateline> <p> Ueber das Befinden des Königs von Preußen circuliren hier seit den letzten Wochen die verschiedensten Gerüchte, deren einander wohl schnurstracks widersprechende Angaben sich sonderbarerweise oft auf eine und dieselbe glaubwürdige Quelle berufen. So kommt es, daß während das eine ein tägliches leidiges Abnehmen der Kräfte Sr. Majestät meldet, das andere behauptet, der von seinem Leiden wiederhergestellte Monarch werde bestimmt bereits den 8 Jun. seine alljährliche Reise hierher antreten, und dann auch der Fürst Staatskanzler v. Metternich mit demselben bei uns zusammentreffen. Jedenfalls muß man das Beste wünschen! Für unser Städtchen ist der verehrte König seit vielen Jahren der höchste Wohlthäter gewesen.</p><lb/> </div> </div> <div type="jArticle" n="1"> <head> <hi rendition="#b">Türkei.</hi> </head><lb/> <div n="2"> <byline> <docAuthor> <gap reason="insignificant"/> </docAuthor> </byline> <dateline><hi rendition="#b">Konstantinopel,</hi> 13 Mai.</dateline> <p> Die Rede des französischen Conseilpräsidenten in der Pairskammer hat die Pforte bestürzt gemacht. Chosrew Pascha berief die Minister zu einer außerordentlichen Berathung, und legte wieder die Frage vor, ob man mit Mehemed Ali ohne fremde Intervention die Zustandebringung eines Vergleichs versuchen, oder ob man es den Großmächten überlassen soll, den Streit zu schlichten. Die Meinungen waren getheilt, und die Mitglieder des Conseils gingen auseinander, bevor man zu einem bestimmten Entschluß gelangen konnte. Das Schwanken der türkischen Minister, und die Unruhe, die sich der Regierung bemächtigte, veranlaßten zuerst Lord Ponsonby, später Hrn. v. Butenieff sich zum Großwessier zu begeben, um ihm Muth einzuflößen und die Pforte zu vermögen, daß sie ruhig die Resultate der Londoner Conferenzen abwarte. Hr. v. Butenieff belobte sehr die Festigkeit und Beharrlichkeit Lord Palmerstons und sprach die Ueberzeugung aus, daß die herrschenden Wirren bald ihrer Lösung zugeführt werden müssen. Noch bestimmter waren die Erklärungen des brittischen Botschafters, der mit Zuversicht das wiederholte, was er so oft erklärt hatte: Mehemed Ali werde nie mehr erhalten als Aegypten; nicht nur Syrien und Arabien, sondern auch die Insel Candia müsse unter die unmittelbare Herrschaft des Sultans zurückkehren. Man begreift übrigens nicht, warum England, wenn es ihm Ernst ist die orientalischen Angelegenheiten in dem angegebenen Sinne zu ordnen, so lange zögert, gegen den Pascha irgend eine Demonstration zu machen. Denn bereits ist gewiß, daß weder Mehemed Ali sich gutwillig dem Urtheilsspruche der Mächte, selbst wenn einstimmig gefaßt, fügen, noch Frankreich je die Hand dazu bieten werde, den Vicekönig mit Gewalt innerhalb der ägyptischen Gränzen zurückzudrängen. Die bevorstehende Blokade der syrisch-ägyptischen Küsten durch die englische Seemacht erregt hier vielfache Hoffnungen, die wohl nicht in Erfüllung gehen dürften; doch glaubt man, daß diese Maaßregel nicht ganz isolirt zur Ausführung kommen kann, man ist vielmehr der Meinung, daß ein ostindisches Geschwader im rothen Meer erscheinen werde. Ob ein russisches Corps sich sogleich mit der ottomanischen Armee vereinigen werde, oder ob diese Maaßregel als ein Auskunftsmittel für die extremsten Fälle aufgehoben bleibe, weiß Niemand mit Bestimmtheit anzugeben. Aber wie immer auch die gegen Aegypten bestimmten Zwangsmittel beschaffen seyn mögen, jedenfalls kann ich Ihnen mit Bestimmtheit melden, daß sobald diese so weit in Bereitschaft gesetzt sind, daß man unmittelbar zu ihrer Anwendung schreiten kann, Mehemed Ali aufgefordert werden wird: 1) alle Gebiete und Länderstriche, die seine Armee seit der Schlacht von Nisib in Besitz genommen, unverzüglich räumen zu lassen; 2) sich bereit zu erklären, den Beschlüssen der Londoner Conferenzen, sobald sie definitiv gefaßt seyn werden, ohne allen Widerstand Folge zu geben. Erst dann, wenn Mehemed Ali dem einen oder dem andern Punkt sich zu unterwerfen weigert, wird die Blokade und die Anwendung der übrigen Zwangsmittel beginnen. – Hier sieht es noch immer trüb, sehr trüb aus. Die häufigen Absetzungen von Würdenträgern und hohen Beamten beunruhigen das Volk und machen der Pforte immer neue Feinde.<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [1223/0007]
wurden statt der geforderten halben Million bloß 200,000 Rthlr. verwilligt.
Preußen.
_ Berlin, 17 Mai. In einer der letzten Nummern der Leipziger Allgemeinen Zeitung ist von einem Berliner Correspondenten mit großer Bestimmtheit die Nachricht gegeben, daß von dem diesseitigen Ministerium bereits ein Gesetzesentwurf redigirt werde, welcher die Lehrgegenstände in den Gymnasien und gelehrten Schulen anderweit bestimmen, besonders das seither mit zu großer Liebe gepflegte Studium der alten (todten) Sprachen beschränken, und an deren Stelle theilweise die neueren lebenden Idiome setzen solle. Wir können aber, nach genau eingezogener Erkundigung, dieser Nachricht mit noch größerer Bestimmtheit widersprechen. (Hamb. C.)
_ Berlin, 26 Mai. Durch ein Rescript des Ministeriums der geistlichen, Unterrichts- und Medicinalangelegenheiten (unterzeichnet von dem Director des Ministeriums, Hrn. v. Ladenberg) ist der geheime Medicinalrath Prof. Dieffenbach zum Stellvertreter des erkrankten und auf seinem Landgute befindlichen Präsidenten Rust in der wundärztlichen Klinik der Charité ernannt. Hierdurch ist eine auch in auswärtigen Blättern viel angeregte Frage über den Nachfolger Rusts zur Erledigung gekommen. Dieffenbach hat gestern vor sehr zahlreichen Zuhörern die klinischen Vorträge eröffnet, und sich deren Beifall besonders durch die Anerkennung erworben, die er dem Wirken und den Verdiensten Rusts zu Theil werden ließ. – Eine interessante Erscheinung in unseren höheren Kreisen ist die Herzogin von Dino, Talleyrands Nichte, die mit ihrem Sohne, dem Herzog von Valençay, aus Paris hier angekommen ist, um die Erbschaft anzutreten, die ihr in Preußen durch den Tod ihrer ältern Schwester, der Herzogin von Sagan, gebornen Prinzessin von Kurland, zugefallen ist.
Oesterreich.
_ Wien, 26 Mai. Se. Maj. der Kaiser haben den österreichischen Botschafter am kais. russischen Hofe, Grafen v. Ficquelmont, zum Staats- und Conferenzminister und zum Chef der Kriegssection im Staatsrath zu ernennen geruht. – Es heißt, daß Fürst Felix Schwarzenberg, gegenwärtig in Turin, den Posten zu St. Petersburg provisorisch erhalten werde.
_ Wien, 27 Mai. Das durch den Tod des Banus von Croatien Freiherrn v. Vlasits erledigte Uhlanenregiment Nr. 2 ist durch allerhöchste Entschließung dem Feldmarschalllieutenant Frhrn. v. Hammerstein verliehen worden. Hinsichtlich der Besetzung der übrigen von dem verstorbenen Frhrn. v. Vlasits bekleideten Würden existiren vorerst bloße Gerüchte, wovon jenes, daß die Würden eines Banus von Croatien und die eines commandirenden Generals der vereinten Banal-Warasdiner-Karlstädter Gränze getheilt werden, die meiste Wahrscheinlichkeit für sich hat. – In diesen Tagen ist als Anhang zu den letzten Generalsbeförderungen ein zahlreiches Avancement von Stabsofficieren herabgelangt, welches demnächst zur Publicität kommen wird. Für Ihr Blatt scheint mir die detaillirte Mittheilung desselben nicht geeignet. – Der k. großbritannische Botschafter, Baron Beauvale, dessen bedenkliche Erkrankung Ihnen mein letztes meldete, befindet sich wieder besser, und man hofft seine baldige Genesung.
_ Teplitz, 27 Mai. Ueber das Befinden des Königs von Preußen circuliren hier seit den letzten Wochen die verschiedensten Gerüchte, deren einander wohl schnurstracks widersprechende Angaben sich sonderbarerweise oft auf eine und dieselbe glaubwürdige Quelle berufen. So kommt es, daß während das eine ein tägliches leidiges Abnehmen der Kräfte Sr. Majestät meldet, das andere behauptet, der von seinem Leiden wiederhergestellte Monarch werde bestimmt bereits den 8 Jun. seine alljährliche Reise hierher antreten, und dann auch der Fürst Staatskanzler v. Metternich mit demselben bei uns zusammentreffen. Jedenfalls muß man das Beste wünschen! Für unser Städtchen ist der verehrte König seit vielen Jahren der höchste Wohlthäter gewesen.
Türkei.
_ Konstantinopel, 13 Mai. Die Rede des französischen Conseilpräsidenten in der Pairskammer hat die Pforte bestürzt gemacht. Chosrew Pascha berief die Minister zu einer außerordentlichen Berathung, und legte wieder die Frage vor, ob man mit Mehemed Ali ohne fremde Intervention die Zustandebringung eines Vergleichs versuchen, oder ob man es den Großmächten überlassen soll, den Streit zu schlichten. Die Meinungen waren getheilt, und die Mitglieder des Conseils gingen auseinander, bevor man zu einem bestimmten Entschluß gelangen konnte. Das Schwanken der türkischen Minister, und die Unruhe, die sich der Regierung bemächtigte, veranlaßten zuerst Lord Ponsonby, später Hrn. v. Butenieff sich zum Großwessier zu begeben, um ihm Muth einzuflößen und die Pforte zu vermögen, daß sie ruhig die Resultate der Londoner Conferenzen abwarte. Hr. v. Butenieff belobte sehr die Festigkeit und Beharrlichkeit Lord Palmerstons und sprach die Ueberzeugung aus, daß die herrschenden Wirren bald ihrer Lösung zugeführt werden müssen. Noch bestimmter waren die Erklärungen des brittischen Botschafters, der mit Zuversicht das wiederholte, was er so oft erklärt hatte: Mehemed Ali werde nie mehr erhalten als Aegypten; nicht nur Syrien und Arabien, sondern auch die Insel Candia müsse unter die unmittelbare Herrschaft des Sultans zurückkehren. Man begreift übrigens nicht, warum England, wenn es ihm Ernst ist die orientalischen Angelegenheiten in dem angegebenen Sinne zu ordnen, so lange zögert, gegen den Pascha irgend eine Demonstration zu machen. Denn bereits ist gewiß, daß weder Mehemed Ali sich gutwillig dem Urtheilsspruche der Mächte, selbst wenn einstimmig gefaßt, fügen, noch Frankreich je die Hand dazu bieten werde, den Vicekönig mit Gewalt innerhalb der ägyptischen Gränzen zurückzudrängen. Die bevorstehende Blokade der syrisch-ägyptischen Küsten durch die englische Seemacht erregt hier vielfache Hoffnungen, die wohl nicht in Erfüllung gehen dürften; doch glaubt man, daß diese Maaßregel nicht ganz isolirt zur Ausführung kommen kann, man ist vielmehr der Meinung, daß ein ostindisches Geschwader im rothen Meer erscheinen werde. Ob ein russisches Corps sich sogleich mit der ottomanischen Armee vereinigen werde, oder ob diese Maaßregel als ein Auskunftsmittel für die extremsten Fälle aufgehoben bleibe, weiß Niemand mit Bestimmtheit anzugeben. Aber wie immer auch die gegen Aegypten bestimmten Zwangsmittel beschaffen seyn mögen, jedenfalls kann ich Ihnen mit Bestimmtheit melden, daß sobald diese so weit in Bereitschaft gesetzt sind, daß man unmittelbar zu ihrer Anwendung schreiten kann, Mehemed Ali aufgefordert werden wird: 1) alle Gebiete und Länderstriche, die seine Armee seit der Schlacht von Nisib in Besitz genommen, unverzüglich räumen zu lassen; 2) sich bereit zu erklären, den Beschlüssen der Londoner Conferenzen, sobald sie definitiv gefaßt seyn werden, ohne allen Widerstand Folge zu geben. Erst dann, wenn Mehemed Ali dem einen oder dem andern Punkt sich zu unterwerfen weigert, wird die Blokade und die Anwendung der übrigen Zwangsmittel beginnen. – Hier sieht es noch immer trüb, sehr trüb aus. Die häufigen Absetzungen von Würdenträgern und hohen Beamten beunruhigen das Volk und machen der Pforte immer neue Feinde.
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(2016-06-28T11:37:15Z)
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