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Allgemeine Zeitung. Nr. 154. Augsburg, 2. Juni 1840.

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selben Weise pflegen gewisse Schriftsteller, um nicht an ihren Ursprung zu erinnern, sich über die Juden sehr schlecht oder gar nicht auszusprechen. Das ist eine bekannte, betrübsam lächerliche Erscheinung. Aber es mag nützlich seyn, das Publicum jetzt besonders darauf aufmerksam zu machen, da nicht bloß in den erwähnten norddeutschen Blättern, sondern auch in einer weit bedeutenderen Zeitung, die Insinuation zu lesen war, als flösse alles, was zu Gunsten der Damascener Juden geschrieben worden aus jüdischen Quellen, als sey der österreichische Consul zu Damaskus ein Jude, als seyen die übrigen Consuln dort, mit Ausnahme des französischen, lauter Juden. Wir kennen diese Taktik, wir erlebten sie bereits bei Gelegenheit des jungen Deutschlands. Nein, sämmtliche Consuln von Damaskus sind Christen, und daß der österreichische Consul dort nicht einmal jüdischen Ursprungs ist *)*), dafür bürgt uns eben die rücksichtslose, offene Weise, womit er die Juden gegen den französischen Consul in Schutz nahm; - was der letztere ist, wird die Zeit lehren.

Deutschland.

Se. Hoh. der Erbgroßherzog von Hessen und bei Rhein ist gestern Abends, und dessen durchlauchtigste Schwester, die Prinzessin Marie, Braut des Großfürsten-Thronfolger von Rußland, diesen Mittag in Biederstein eingetroffen.

In Altona wurde gestern Abend der Versammlung von Seite des Vorstandes des Commerciums angezeigt, daß die Stadt sich mit einer halben Million Mark Courant bei der Kieler Eisenbahn, deren Gesammtcapitalbedürfniß aber auf 6 Millionen Mark Courant geschätzt wurde, interessiren wollte, der Anschlag behufs einer Actienzeichnung aber erst gemacht werden könnte, nachdem das Terrain durch Ingenieurs nivellirt sey; die Kosten, welche dieses verursacht, wolle das Commercium herschießen. Alsdann wurde ein Comite erwählt, wobei sämmtliche Anwesende mitstimmten. Man braucht sich nur wenig mit Eisenbahnen beschäftigt zu haben, um voraussehen zu können, daß eine Bahn, die 13 bis 14 Meilen lang ist und zum Theil schwieriges Terrain hat, mehr als 6 Mill. M. Cour. (circa 2,400,000 Thlr. Preuß. Cour.) kosten muß, und solche daher bei einer Frequenz von höchstens 15,000 Reisenden jährlich nicht rentiren kann. Aber darauf kommt es hier nicht an, da die Absicht der Unternehmer nicht ist Capital unterzubringen, sondern den Handel der jetzt zwischen hier und Lübeck so wie zwischen beiden Städten und ganz Dänemark existirt, nach Altona und Kiel zu ziehen. Für Lübeck ist dieß ein harter Schlag, den es kaum überwinden kann, aber auch für Hamburg ein herber Verlust, gegen den es keinen Ersatz finden kann. Lübeck hätte, wenn es mit mehr Energie die Erlaubniß zur Eisenbahn vor 5 Jahren nachgesucht hätte, diese Calamität abwenden können; die Mittel dazu wurden ihm angerathen und waren in seiner Gewalt; aber es schätzte die Vortheile zu gering, und bei seinem schwerfälligen, mittelalterlichen Geschäftsgange konnte es sich nicht in den Geist der neuen Zeit versetzen. Jetzt ist die Frist vorbei, es ist vom Untergange bedroht, wenn es nicht wie Danzig im J. 1793 seine Unabhängigkeit aufopfert, und sich dadurch des mächtigen Schutzes, den jetzt sein Nebenbuhler genießt, theilhaftig macht. - In unsrem gestrigen Bürgerconvent wurde der Vorschlag des Senats, eine halbe Million zur Fortsetzung des Hafenbaues zu bewilligen, abgeschlagen, dagegen 200,000 Mark bewilligt, indeß sind bereits 150,000 Mark hievon verausgabt, und die Vollendung noch sehr entfernt. Die Bürgerschaft sprach sich darüber aus, was auch schon früher die Sechziger gethan, daß sie die halbe Million bewilligt hätte, wenn ein Baumeister dabei angestellt wäre, der ihr Zutrauen besäße.

Preußen.

Mit dem Befinden Sr. Maj. des Königs ist es in den letzten Tagen auffallend besser gegangen, *)*) und die Feier des hundertjährigen Regierungsantritts kann nun in aller Freude vor sich gehen. Der Tag wird in der That sehr festlich werden. Se. Maj. der König hat befohlen, daß der 1 Jun. (der 31 Mai ist der Sterbetag des Königs Friedrich Wilhelm I) als der eigentliche Antrittstag der Regierung des großen Königs zur Feier des Festes ausersehen werden solle. Um 10 Uhr Morgens wird der Grundstein zu dem für für Friedrich II nach Rauchs Entwurf bestimmten Denkmal, einer kolossalen Reterstatue, durch Se. k. Hoh. den Kronprinzen selbst gelegt werden. Alle Prinzen werden der Grundsteinlegung beiwohnen; auch Se. k. Hoh. der Prinz Wilhelm, der seine Reise der Kaiserin von Rußland entgegen, die bis zum 3 Jun. hier eintrifft, deßhalb aufgegeben hat. Der ausgewählte Platz für das Monument ist am Eingange der prächtigen Lindenpromenade, zwischen der Universität und Bibliothek, und nahe dem Opernhause, so wie der katholischen Kirche. Alle diese Gebäude hat Friedrich II aufführen lassen, und dadurch diesen Theil Berlins zum unstreitig schönsten der Stadt geschaffen. Von den Linden her wird das Monument einen prächtigen Augenpunkt gewähren. - Alle Gewerbe werden in ihrer Gewerbsuniform, mit der ihnen zustehenden Fahne der Feier beiwohnen. Der Gouverneur der Stadt, Hr. v. Müffling, wird dabei eine Rede halten, der Bischof Neander das Denkmal einweihen. Alle Truppen der Garnison werden in großer Parade aufgestellt, im Lustgarten hundert Kanonenschüsse gelöst. - Seitens der Stadt wird ein solennes Mittagsmahl im Jagor'schen Saale statt finden, wozu alle Prinzen und Minister als Ehrengäste eingeladen werden sollen. Außerdem wird die Stadt (wie schon erwähnt) ein Stipendium für zwölf junge talentvolle Handwerker, wozu 600 Thlr. jährlich bestimmt sind, stiften, und einen 44 Morgen großen Platz vor einem der dem Thiergarten entlegenern Thore zum Park einrichten lassen, und demselben den Namen Friedrichs-Hain beilegen. Dieß geschieht speciell in der Erinnerung an eine große Wohlthat, die der König der Stadt erwiesen, indem er ihr 2 Millionen Thaler aus seiner Schatulle zurückzahlte, mit der sie Berlin im siebenjährigen Kriege von der Plünderung der Russen losgekauft hatte. Diesen Act seiner Gnade wollte der König geheim gehalten wissen, und so hat denn bis in die jüngsten Zeiten sich der Glaube erhalten, daß jene Summe durch die Stadt getragen worden sey, bis sich dieß jüngst in den aufgefundenen Acten darüber aufs vollständigste widerlegt, und wie ich eben angeführt, herausgestellt hat. - Die Anlegung eines neuen Parks wird offenbar die dauerndste wohlthuende Folge für unsere Stadt haben, und noch lange dankbar gesegnet werden, da es Berlin vor seinen Stadtthoren, die zum Theil eine halbe Meile von dem Thiergarten entfernt sind, fast an allen Spaziergängen mangelt. Ueberhaupt soll darin künftig mehr für Berlin

*) Neuere Nachrichten versichern mit Bestimmtheit, Hr. Merlato sey keineswegs Jude, sondern Katholik.
*) Die in den letzten Tagen von der N. Würzburger Ztg. mit so viel Bestimmtheit gegebene Nachricht wird dadurch auch für diejenigen widerlegt, welche nicht gleich Anfangs erkannt hatten, daß eine solche Meldung uns nicht über Würzburg kommen konnte. Daß einige Blätter die falsche Nachricht selbst dann noch aufnahmen, als sie bereits Blätter von neuerem Datum aus Köln und Berlin vor sich hatten, ist etwas stark.

selben Weise pflegen gewisse Schriftsteller, um nicht an ihren Ursprung zu erinnern, sich über die Juden sehr schlecht oder gar nicht auszusprechen. Das ist eine bekannte, betrübsam lächerliche Erscheinung. Aber es mag nützlich seyn, das Publicum jetzt besonders darauf aufmerksam zu machen, da nicht bloß in den erwähnten norddeutschen Blättern, sondern auch in einer weit bedeutenderen Zeitung, die Insinuation zu lesen war, als flösse alles, was zu Gunsten der Damascener Juden geschrieben worden aus jüdischen Quellen, als sey der österreichische Consul zu Damaskus ein Jude, als seyen die übrigen Consuln dort, mit Ausnahme des französischen, lauter Juden. Wir kennen diese Taktik, wir erlebten sie bereits bei Gelegenheit des jungen Deutschlands. Nein, sämmtliche Consuln von Damaskus sind Christen, und daß der österreichische Consul dort nicht einmal jüdischen Ursprungs ist *)*), dafür bürgt uns eben die rücksichtslose, offene Weise, womit er die Juden gegen den französischen Consul in Schutz nahm; – was der letztere ist, wird die Zeit lehren.

Deutschland.

Se. Hoh. der Erbgroßherzog von Hessen und bei Rhein ist gestern Abends, und dessen durchlauchtigste Schwester, die Prinzessin Marie, Braut des Großfürsten-Thronfolger von Rußland, diesen Mittag in Biederstein eingetroffen.

In Altona wurde gestern Abend der Versammlung von Seite des Vorstandes des Commerciums angezeigt, daß die Stadt sich mit einer halben Million Mark Courant bei der Kieler Eisenbahn, deren Gesammtcapitalbedürfniß aber auf 6 Millionen Mark Courant geschätzt wurde, interessiren wollte, der Anschlag behufs einer Actienzeichnung aber erst gemacht werden könnte, nachdem das Terrain durch Ingenieurs nivellirt sey; die Kosten, welche dieses verursacht, wolle das Commercium herschießen. Alsdann wurde ein Comité erwählt, wobei sämmtliche Anwesende mitstimmten. Man braucht sich nur wenig mit Eisenbahnen beschäftigt zu haben, um voraussehen zu können, daß eine Bahn, die 13 bis 14 Meilen lang ist und zum Theil schwieriges Terrain hat, mehr als 6 Mill. M. Cour. (circa 2,400,000 Thlr. Preuß. Cour.) kosten muß, und solche daher bei einer Frequenz von höchstens 15,000 Reisenden jährlich nicht rentiren kann. Aber darauf kommt es hier nicht an, da die Absicht der Unternehmer nicht ist Capital unterzubringen, sondern den Handel der jetzt zwischen hier und Lübeck so wie zwischen beiden Städten und ganz Dänemark existirt, nach Altona und Kiel zu ziehen. Für Lübeck ist dieß ein harter Schlag, den es kaum überwinden kann, aber auch für Hamburg ein herber Verlust, gegen den es keinen Ersatz finden kann. Lübeck hätte, wenn es mit mehr Energie die Erlaubniß zur Eisenbahn vor 5 Jahren nachgesucht hätte, diese Calamität abwenden können; die Mittel dazu wurden ihm angerathen und waren in seiner Gewalt; aber es schätzte die Vortheile zu gering, und bei seinem schwerfälligen, mittelalterlichen Geschäftsgange konnte es sich nicht in den Geist der neuen Zeit versetzen. Jetzt ist die Frist vorbei, es ist vom Untergange bedroht, wenn es nicht wie Danzig im J. 1793 seine Unabhängigkeit aufopfert, und sich dadurch des mächtigen Schutzes, den jetzt sein Nebenbuhler genießt, theilhaftig macht. – In unsrem gestrigen Bürgerconvent wurde der Vorschlag des Senats, eine halbe Million zur Fortsetzung des Hafenbaues zu bewilligen, abgeschlagen, dagegen 200,000 Mark bewilligt, indeß sind bereits 150,000 Mark hievon verausgabt, und die Vollendung noch sehr entfernt. Die Bürgerschaft sprach sich darüber aus, was auch schon früher die Sechziger gethan, daß sie die halbe Million bewilligt hätte, wenn ein Baumeister dabei angestellt wäre, der ihr Zutrauen besäße.

Preußen.

Mit dem Befinden Sr. Maj. des Königs ist es in den letzten Tagen auffallend besser gegangen, *)*) und die Feier des hundertjährigen Regierungsantritts kann nun in aller Freude vor sich gehen. Der Tag wird in der That sehr festlich werden. Se. Maj. der König hat befohlen, daß der 1 Jun. (der 31 Mai ist der Sterbetag des Königs Friedrich Wilhelm I) als der eigentliche Antrittstag der Regierung des großen Königs zur Feier des Festes ausersehen werden solle. Um 10 Uhr Morgens wird der Grundstein zu dem für für Friedrich II nach Rauchs Entwurf bestimmten Denkmal, einer kolossalen Reterstatue, durch Se. k. Hoh. den Kronprinzen selbst gelegt werden. Alle Prinzen werden der Grundsteinlegung beiwohnen; auch Se. k. Hoh. der Prinz Wilhelm, der seine Reise der Kaiserin von Rußland entgegen, die bis zum 3 Jun. hier eintrifft, deßhalb aufgegeben hat. Der ausgewählte Platz für das Monument ist am Eingange der prächtigen Lindenpromenade, zwischen der Universität und Bibliothek, und nahe dem Opernhause, so wie der katholischen Kirche. Alle diese Gebäude hat Friedrich II aufführen lassen, und dadurch diesen Theil Berlins zum unstreitig schönsten der Stadt geschaffen. Von den Linden her wird das Monument einen prächtigen Augenpunkt gewähren. – Alle Gewerbe werden in ihrer Gewerbsuniform, mit der ihnen zustehenden Fahne der Feier beiwohnen. Der Gouverneur der Stadt, Hr. v. Müffling, wird dabei eine Rede halten, der Bischof Neander das Denkmal einweihen. Alle Truppen der Garnison werden in großer Parade aufgestellt, im Lustgarten hundert Kanonenschüsse gelöst. – Seitens der Stadt wird ein solennes Mittagsmahl im Jagor'schen Saale statt finden, wozu alle Prinzen und Minister als Ehrengäste eingeladen werden sollen. Außerdem wird die Stadt (wie schon erwähnt) ein Stipendium für zwölf junge talentvolle Handwerker, wozu 600 Thlr. jährlich bestimmt sind, stiften, und einen 44 Morgen großen Platz vor einem der dem Thiergarten entlegenern Thore zum Park einrichten lassen, und demselben den Namen Friedrichs-Hain beilegen. Dieß geschieht speciell in der Erinnerung an eine große Wohlthat, die der König der Stadt erwiesen, indem er ihr 2 Millionen Thaler aus seiner Schatulle zurückzahlte, mit der sie Berlin im siebenjährigen Kriege von der Plünderung der Russen losgekauft hatte. Diesen Act seiner Gnade wollte der König geheim gehalten wissen, und so hat denn bis in die jüngsten Zeiten sich der Glaube erhalten, daß jene Summe durch die Stadt getragen worden sey, bis sich dieß jüngst in den aufgefundenen Acten darüber aufs vollständigste widerlegt, und wie ich eben angeführt, herausgestellt hat. – Die Anlegung eines neuen Parks wird offenbar die dauerndste wohlthuende Folge für unsere Stadt haben, und noch lange dankbar gesegnet werden, da es Berlin vor seinen Stadtthoren, die zum Theil eine halbe Meile von dem Thiergarten entfernt sind, fast an allen Spaziergängen mangelt. Ueberhaupt soll darin künftig mehr für Berlin

*) Neuere Nachrichten versichern mit Bestimmtheit, Hr. Merlato sey keineswegs Jude, sondern Katholik.
*) Die in den letzten Tagen von der N. Würzburger Ztg. mit so viel Bestimmtheit gegebene Nachricht wird dadurch auch für diejenigen widerlegt, welche nicht gleich Anfangs erkannt hatten, daß eine solche Meldung uns nicht über Würzburg kommen konnte. Daß einige Blätter die falsche Nachricht selbst dann noch aufnahmen, als sie bereits Blätter von neuerem Datum aus Köln und Berlin vor sich hatten, ist etwas stark.
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[1230/0006] selben Weise pflegen gewisse Schriftsteller, um nicht an ihren Ursprung zu erinnern, sich über die Juden sehr schlecht oder gar nicht auszusprechen. Das ist eine bekannte, betrübsam lächerliche Erscheinung. Aber es mag nützlich seyn, das Publicum jetzt besonders darauf aufmerksam zu machen, da nicht bloß in den erwähnten norddeutschen Blättern, sondern auch in einer weit bedeutenderen Zeitung, die Insinuation zu lesen war, als flösse alles, was zu Gunsten der Damascener Juden geschrieben worden aus jüdischen Quellen, als sey der österreichische Consul zu Damaskus ein Jude, als seyen die übrigen Consuln dort, mit Ausnahme des französischen, lauter Juden. Wir kennen diese Taktik, wir erlebten sie bereits bei Gelegenheit des jungen Deutschlands. Nein, sämmtliche Consuln von Damaskus sind Christen, und daß der österreichische Consul dort nicht einmal jüdischen Ursprungs ist *) *), dafür bürgt uns eben die rücksichtslose, offene Weise, womit er die Juden gegen den französischen Consul in Schutz nahm; – was der letztere ist, wird die Zeit lehren. Deutschland. _ München, 31 Mai. Se. Hoh. der Erbgroßherzog von Hessen und bei Rhein ist gestern Abends, und dessen durchlauchtigste Schwester, die Prinzessin Marie, Braut des Großfürsten-Thronfolger von Rußland, diesen Mittag in Biederstein eingetroffen. _ Hamburg, 26 Mai. In Altona wurde gestern Abend der Versammlung von Seite des Vorstandes des Commerciums angezeigt, daß die Stadt sich mit einer halben Million Mark Courant bei der Kieler Eisenbahn, deren Gesammtcapitalbedürfniß aber auf 6 Millionen Mark Courant geschätzt wurde, interessiren wollte, der Anschlag behufs einer Actienzeichnung aber erst gemacht werden könnte, nachdem das Terrain durch Ingenieurs nivellirt sey; die Kosten, welche dieses verursacht, wolle das Commercium herschießen. Alsdann wurde ein Comité erwählt, wobei sämmtliche Anwesende mitstimmten. Man braucht sich nur wenig mit Eisenbahnen beschäftigt zu haben, um voraussehen zu können, daß eine Bahn, die 13 bis 14 Meilen lang ist und zum Theil schwieriges Terrain hat, mehr als 6 Mill. M. Cour. (circa 2,400,000 Thlr. Preuß. Cour.) kosten muß, und solche daher bei einer Frequenz von höchstens 15,000 Reisenden jährlich nicht rentiren kann. Aber darauf kommt es hier nicht an, da die Absicht der Unternehmer nicht ist Capital unterzubringen, sondern den Handel der jetzt zwischen hier und Lübeck so wie zwischen beiden Städten und ganz Dänemark existirt, nach Altona und Kiel zu ziehen. Für Lübeck ist dieß ein harter Schlag, den es kaum überwinden kann, aber auch für Hamburg ein herber Verlust, gegen den es keinen Ersatz finden kann. Lübeck hätte, wenn es mit mehr Energie die Erlaubniß zur Eisenbahn vor 5 Jahren nachgesucht hätte, diese Calamität abwenden können; die Mittel dazu wurden ihm angerathen und waren in seiner Gewalt; aber es schätzte die Vortheile zu gering, und bei seinem schwerfälligen, mittelalterlichen Geschäftsgange konnte es sich nicht in den Geist der neuen Zeit versetzen. Jetzt ist die Frist vorbei, es ist vom Untergange bedroht, wenn es nicht wie Danzig im J. 1793 seine Unabhängigkeit aufopfert, und sich dadurch des mächtigen Schutzes, den jetzt sein Nebenbuhler genießt, theilhaftig macht. – In unsrem gestrigen Bürgerconvent wurde der Vorschlag des Senats, eine halbe Million zur Fortsetzung des Hafenbaues zu bewilligen, abgeschlagen, dagegen 200,000 Mark bewilligt, indeß sind bereits 150,000 Mark hievon verausgabt, und die Vollendung noch sehr entfernt. Die Bürgerschaft sprach sich darüber aus, was auch schon früher die Sechziger gethan, daß sie die halbe Million bewilligt hätte, wenn ein Baumeister dabei angestellt wäre, der ihr Zutrauen besäße. Preußen. _ Berlin, 28 Mai. Mit dem Befinden Sr. Maj. des Königs ist es in den letzten Tagen auffallend besser gegangen, *) *) und die Feier des hundertjährigen Regierungsantritts kann nun in aller Freude vor sich gehen. Der Tag wird in der That sehr festlich werden. Se. Maj. der König hat befohlen, daß der 1 Jun. (der 31 Mai ist der Sterbetag des Königs Friedrich Wilhelm I) als der eigentliche Antrittstag der Regierung des großen Königs zur Feier des Festes ausersehen werden solle. Um 10 Uhr Morgens wird der Grundstein zu dem für für Friedrich II nach Rauchs Entwurf bestimmten Denkmal, einer kolossalen Reterstatue, durch Se. k. Hoh. den Kronprinzen selbst gelegt werden. Alle Prinzen werden der Grundsteinlegung beiwohnen; auch Se. k. Hoh. der Prinz Wilhelm, der seine Reise der Kaiserin von Rußland entgegen, die bis zum 3 Jun. hier eintrifft, deßhalb aufgegeben hat. Der ausgewählte Platz für das Monument ist am Eingange der prächtigen Lindenpromenade, zwischen der Universität und Bibliothek, und nahe dem Opernhause, so wie der katholischen Kirche. Alle diese Gebäude hat Friedrich II aufführen lassen, und dadurch diesen Theil Berlins zum unstreitig schönsten der Stadt geschaffen. Von den Linden her wird das Monument einen prächtigen Augenpunkt gewähren. – Alle Gewerbe werden in ihrer Gewerbsuniform, mit der ihnen zustehenden Fahne der Feier beiwohnen. Der Gouverneur der Stadt, Hr. v. Müffling, wird dabei eine Rede halten, der Bischof Neander das Denkmal einweihen. Alle Truppen der Garnison werden in großer Parade aufgestellt, im Lustgarten hundert Kanonenschüsse gelöst. – Seitens der Stadt wird ein solennes Mittagsmahl im Jagor'schen Saale statt finden, wozu alle Prinzen und Minister als Ehrengäste eingeladen werden sollen. Außerdem wird die Stadt (wie schon erwähnt) ein Stipendium für zwölf junge talentvolle Handwerker, wozu 600 Thlr. jährlich bestimmt sind, stiften, und einen 44 Morgen großen Platz vor einem der dem Thiergarten entlegenern Thore zum Park einrichten lassen, und demselben den Namen Friedrichs-Hain beilegen. Dieß geschieht speciell in der Erinnerung an eine große Wohlthat, die der König der Stadt erwiesen, indem er ihr 2 Millionen Thaler aus seiner Schatulle zurückzahlte, mit der sie Berlin im siebenjährigen Kriege von der Plünderung der Russen losgekauft hatte. Diesen Act seiner Gnade wollte der König geheim gehalten wissen, und so hat denn bis in die jüngsten Zeiten sich der Glaube erhalten, daß jene Summe durch die Stadt getragen worden sey, bis sich dieß jüngst in den aufgefundenen Acten darüber aufs vollständigste widerlegt, und wie ich eben angeführt, herausgestellt hat. – Die Anlegung eines neuen Parks wird offenbar die dauerndste wohlthuende Folge für unsere Stadt haben, und noch lange dankbar gesegnet werden, da es Berlin vor seinen Stadtthoren, die zum Theil eine halbe Meile von dem Thiergarten entfernt sind, fast an allen Spaziergängen mangelt. Ueberhaupt soll darin künftig mehr für Berlin *) Neuere Nachrichten versichern mit Bestimmtheit, Hr. Merlato sey keineswegs Jude, sondern Katholik. *) Die in den letzten Tagen von der N. Würzburger Ztg. mit so viel Bestimmtheit gegebene Nachricht wird dadurch auch für diejenigen widerlegt, welche nicht gleich Anfangs erkannt hatten, daß eine solche Meldung uns nicht über Würzburg kommen konnte. Daß einige Blätter die falsche Nachricht selbst dann noch aufnahmen, als sie bereits Blätter von neuerem Datum aus Köln und Berlin vor sich hatten, ist etwas stark.

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 154. Augsburg, 2. Juni 1840, S. 1230. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_154_18400602/6>, abgerufen am 21.11.2024.