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Allgemeine Zeitung. Nr. 161. Augsburg, 9. Juni 1840.

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Ueber das Meyer'sche Conversations-Lexikon.

Seit einigen Monaten erscheint im Verlage des bibliographischen Instituts zu Hildburghausen das Meyer'sche Conversations-Lexikon, welches nach seinen Ankündigungen das Doppelte der Artikelzahl des Pierer'schen Universal-Lexikons enthalten, an innerm Gehalt dasselbe übertreffen, höchst elegant ausgestattet und mit 500 schönen Stahlstichen illustrirt seyn will. Von diesen Anzeigen ließe sich nun das Vollkommenste erwarten; indessen ist gegen manche dieser Behauptungen ein bescheidener Zweifel zu erheben. Wir erlauben uns, mehreres in jener Ankündigung Behauptete näher zu beleuchten und auch Einiges in dem Vorworte zum ersten Hefte des Meyer'schen Werks über das Pierer'sche Universal-Lexikon Gesagte zu widerlegen, und halten hierzu gerade den gegenwärtigen Augenblick, wo wir die ersten 3 Hefte der seit fast 5 Jahren vorbereiteten, neuen, gänzlich umgearbeiteten, zweiten Auflage des Pierer'schen Universal-Lexikons dem Publicum übergeben, für geeignet.

Das Meyer'sche Conversations-Lexikon ist zunächst augenscheinlich eine Nachbildung des unsrigen, und folgt unserm Plan und unserm Artikelverzeichniß, dessen Anfertigung gerade das Mühseligste bei der Redaction war, Schritt für Schritt. Abgeschrieben, wie mehrere andere, hat uns Hr. Meyer, so weit wir nach einer nur flüchtigen Vergleichung beider Werke urtheilen können, nicht, aber benutzt vielfach. Unser Werk kann aber mit dem Meyer'schen auf keine Weise in Collision kommen, indem letzteres das Dreifache des unsrigen, nämlich während das unsre (25 Bände, a 30 Bogen) nur 18 Thlr. 18 gr. pr. Cour. zu stehen kommt, sechs und funfzig Thaler Conv.-Geld für 21 Bände, a 48 Bogen, kosten wird. Nur sehr Reiche oder großartige Anstalten werden sich entschließen, ein solches Capital für Ein Buch auszugeben. Die Käufer von einzelnen Heften aber, die sich von dem anscheinend geringen Preise von 5 1/3 gGr. pro Heft locken lassen, werden nur zu bald bemerken, daß dieser Betrag, 252 Mal gezahlt, doch zu 56 Thlrn. ansteigt.

Hr. Meyer stellt nun ferner mehrere Behauptungen auf, wo die einfachste Berechnung die Unmöglichkeit zeigt, sie erfüllen zu können. Zunächst verspricht er in der Ankündigung über Eine Million Artikel (also mehr als noch einmal so viel Artikel, als unsere erste Auflage hat) geben zu wollen. Das Meyer'sche Lexikon enthält nun auf einer Seite (Columne) von 2 Spalten 134 Zeilen, und das ganze Werk wird, da es 1008 Bogen a 16 Seiten stark werden soll, 2,161,152 Zeilen enthalten; es kommen folglich auf den Artikel vielleicht einige Sylben mehr als 2 Zeilen! Die Unmöglichkeit, die versprochene Million Artikel geben zu können, zeigt aber auch noch außerdem die bisherige Bearbeitung. Bis jetzt sind nämlich vom Meyer'schen Lexikon 6 Hefte oder 24 Bogen erschienen, sie enthalten, sorgfältig gezählt, 6683 Artikel. Da nun 24 Bogen der 42ste Theil der versprochenen 1008 Bogen sind, so leuchtet ein, daß, wenn anders Hr. Meyer in der bisherigen Weise fortfährt, er nicht mehr als 280,000 Artikel in 21 Bändern liefern kann. Dieß beträgt aber wenig mehr als Ein Viertheil der versprochenen Million, und statt unsere erste Auflage an Artikelzahl um das Doppelte, wie er behauptet zu übertreffen, bleibt er in derselben noch hinter unserer ersten Auflage um fast die Hälfte zurück.

Um sein Versprechen zu erfüllen, muß er daher entweder seine Artikel so sehr beschränken, daß sie halb so kurz werden als die unsern, und dieß widerstreite seiner Angabe, daß er bei weitem ausführlicher werden will als wir, oder er muß in gleicher Weise, wie er jetzt begonnen, fortfahren. Da aber A-Aegae, bis wohin Hr. Meyer mit dem 24sten Bogen gekommen ist, nach der Analogie von vielleicht 50 der verschiedenartigsten Werke 1/7 des Buchstabens A und dieser 1/11 des ganzen Alphabets ist, Hr. Meyer also demnach bis jetzt etwa 1/77 seines Conversations-Lexikons vollendet hat, so wird auch dann, wenn er so fortfährt, wie er begonnen, er nur etwa 514,000 Artikel geben, aber um dieselben zu umfassen, wenigstens 39 1/2 Bände nöthig haben, die 105 Thlr. 8 gr. kosten würden. Wollte er aber die versprochenen 1,000,000 Artikel in gleicher Ausführlichkeit erzielen, so würden hierzu gegen 75 Bände, die 200 Thlr. kosten würden, nöthig seyn.

Läßt nun die gegebene Berechnung einige Zweifel an der Richtigkeit der übrigen Versprechungen entstehen, so bekommt diese Befürchtung durch das langsame Erscheinen der bisherigen Hefte seines Lexikons neues Gewicht. Anfänglich alle 14, später alle 8 Tage war ein Heft versprochen; das erste erschien im October 1839, bis jetzt (Anfang Mai) deren 6, also sind zu jedem Hefte fast 5 Wochen, oder mehr als einmal so viel Zeit nöthig gewesen, als verheißen war.

Die 500 versprochenen Stahlstiche, von denen 12 geliefert sind, sind zwar eine schöne, das Werk in der That zierende Zugabe, sie stellen aber meist Portraits, Gegenden etc. dar, und erläutern die einzelnen Artikel bis jetzt fast nicht, wogegen die 2500 Darstellungen zu unserm Werk, obschon wir sie nur auf 50 Steindrucktafeln in Folio geben, dieselben wirklich erklären und ergänzen. Größe der Abbildungen und Art der Behandlung sind überdieß bei den Stahlstichen des Meyer'schen Lexikons ganz dieselben wie bei Meyers Universum und bei seiner Galerie der Zeitgenossen, und man kann die Vermuthung nicht unterdrücken, daß dieselben einst Theile der genannten oder anderer Werke bilden, und spätere Tafeln des Meyer'schen Lexikons schon in diesen Werken dagewesen seyn werden, wie wir uns in der That erinnern, mehrere Stahlstiche des Meyer'schen Conversations-Lexikons in der Galerie der Zeitgenossen, in dem Universum, in der Prachtbibel oder in ähnlichen Werken gesehen zu haben.

Sollte Jemand vielleicht uns fragen, ob nicht das, was wir bei der Anlage des Meyer'schen Lexikons rügen, auch auf unser Werk angewendet werden könne, so diene ihm zur Nachricht, daß dieselben Grundlagen, welche wir so eben als Basen der Berechnung des Meyer'schen Lexikons anwendeten, genau die Resultate geben, auf welche wir unsere Versprechungen hinsichtlich der zweiten Auflage des Universal-Lexikons gründeten. Es ist hier nicht der Raum dazu, diese Berechnungen in Beziehung auf unser Lexikon zu geben, wer sie aber kennen zu lernen wünscht, findet sie ausführlich in dem Vorworte zur zweiten Auflage des Universal-Lexikons S. XLVI.

Mit gleicher Leichtigkeit, wie wir die eben gemachten Auseinandersetzungen gaben, können wir auch den Tadel widerlegen, welchen Hr. Meyer in seiner Vorrede gegen uns ausspricht.

Zunächst behauptet derselbe, daß wir durch Streben nach höchster Präcision die gefällig ansprechende Form gänzlich geopfert hätten, und daß die meisten Artikel, namentlich in den biographischen, topographischen, naturgeschichtlichen und philosophischen Fächern äußerst trocken und skizzenhaft ausgefallen wären. - Nur zu gut fühlen wir, daß wir in der ersten Auflage, bei der Heranbildung eines ganz neuen Werkes mit nur sparsamen Vorarbeiten, in manchen Beziehungen oft gefehlt haben, welche Fehler jedoch in der zweiten Auflage vermieden sind; aber diesen Tadel hätten wir nicht erwartet. Manche unwichtige Artikel sind nämlich mit Recht kurz, sehr kurz behandelt, aber gerade in den von Hrn. Meyer genannten Wissenschaften, als den allgemeiner ansprechenden, sind wir ausführlich, fast zu ausführlich gewesen, oder sind die mehrere Seiten, ja Bogen betragenden Artikel: Aristoteles, Colombo, Schiller und Goethe, London, Paris, Rom und Wien, Pferd, Wolf, Rebhuhn und Taube, Logik, Neu-Platoniker, Religionsphilosophie und Stoiker, und tausend und aber tausend Artikel etwa rhapsodisch zu nennen?

Ferner soll unsere erste Auflage vieles Veraltete, besonders in technischer Hinsicht enthalten. Dieß können wir nur in so weit zugeben, als die frühern Bände natürlich das seit ihrem Erscheinen erst Emporgetauchte nicht geben konnten, sonst aber sind schon damals die neuesten und besten Quellen benutzt worden.

Gänzlich unbegründet ist es auch, daß unsere erste Auflage jeder gelehrten Nachweisung (soll wohl heißen der Litteratur) entbehre; der Augenschein lehrt ja, daß schon in der ersten Auflage bei wichtigen Sachartikeln und bei Biographien die Litteratur stets beigefügt ist, bei der zweiten Auflage ist aber auf letztere doppelte Sorgfalt gewendet worden.

Kommt nun unser Universal-Lexikon dem Meyer'schen Conversations-Lexikon an der Zahl der Artikel in Wahrheit gleich, so übertrifft es die zweite Auflage an innerm Gehalt und Zweckmäßigkeit der Einrichtung bei weitem. Bei dieser zweiten Auflage sind nämlich zum Theil neue, bei frühern Encyklopädien noch nicht dagewesene Einrichtungen getroffen worden, die Hr. Meyer nicht kannte und daher sein Werk nicht nach denselben modeln konnte. Diese Verbesserungen, die wir in unserm Vorworte zur zweiten Auflage des Universal Lexikons Seite XXII ff. erläutert haben, sind nämlich Revision nach

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Ueber das Meyer'sche Conversations-Lexikon.

Seit einigen Monaten erscheint im Verlage des bibliographischen Instituts zu Hildburghausen das Meyer'sche Conversations-Lexikon, welches nach seinen Ankündigungen das Doppelte der Artikelzahl des Pierer'schen Universal-Lexikons enthalten, an innerm Gehalt dasselbe übertreffen, höchst elegant ausgestattet und mit 500 schönen Stahlstichen illustrirt seyn will. Von diesen Anzeigen ließe sich nun das Vollkommenste erwarten; indessen ist gegen manche dieser Behauptungen ein bescheidener Zweifel zu erheben. Wir erlauben uns, mehreres in jener Ankündigung Behauptete näher zu beleuchten und auch Einiges in dem Vorworte zum ersten Hefte des Meyer'schen Werks über das Pierer'sche Universal-Lexikon Gesagte zu widerlegen, und halten hierzu gerade den gegenwärtigen Augenblick, wo wir die ersten 3 Hefte der seit fast 5 Jahren vorbereiteten, neuen, gänzlich umgearbeiteten, zweiten Auflage des Pierer'schen Universal-Lexikons dem Publicum übergeben, für geeignet.

Das Meyer'sche Conversations-Lexikon ist zunächst augenscheinlich eine Nachbildung des unsrigen, und folgt unserm Plan und unserm Artikelverzeichniß, dessen Anfertigung gerade das Mühseligste bei der Redaction war, Schritt für Schritt. Abgeschrieben, wie mehrere andere, hat uns Hr. Meyer, so weit wir nach einer nur flüchtigen Vergleichung beider Werke urtheilen können, nicht, aber benutzt vielfach. Unser Werk kann aber mit dem Meyer'schen auf keine Weise in Collision kommen, indem letzteres das Dreifache des unsrigen, nämlich während das unsre (25 Bände, à 30 Bogen) nur 18 Thlr. 18 gr. pr. Cour. zu stehen kommt, sechs und funfzig Thaler Conv.-Geld für 21 Bände, à 48 Bogen, kosten wird. Nur sehr Reiche oder großartige Anstalten werden sich entschließen, ein solches Capital für Ein Buch auszugeben. Die Käufer von einzelnen Heften aber, die sich von dem anscheinend geringen Preise von 5 1/3 gGr. pro Heft locken lassen, werden nur zu bald bemerken, daß dieser Betrag, 252 Mal gezahlt, doch zu 56 Thlrn. ansteigt.

Hr. Meyer stellt nun ferner mehrere Behauptungen auf, wo die einfachste Berechnung die Unmöglichkeit zeigt, sie erfüllen zu können. Zunächst verspricht er in der Ankündigung über Eine Million Artikel (also mehr als noch einmal so viel Artikel, als unsere erste Auflage hat) geben zu wollen. Das Meyer'sche Lexikon enthält nun auf einer Seite (Columne) von 2 Spalten 134 Zeilen, und das ganze Werk wird, da es 1008 Bogen à 16 Seiten stark werden soll, 2,161,152 Zeilen enthalten; es kommen folglich auf den Artikel vielleicht einige Sylben mehr als 2 Zeilen! Die Unmöglichkeit, die versprochene Million Artikel geben zu können, zeigt aber auch noch außerdem die bisherige Bearbeitung. Bis jetzt sind nämlich vom Meyer'schen Lexikon 6 Hefte oder 24 Bogen erschienen, sie enthalten, sorgfältig gezählt, 6683 Artikel. Da nun 24 Bogen der 42ste Theil der versprochenen 1008 Bogen sind, so leuchtet ein, daß, wenn anders Hr. Meyer in der bisherigen Weise fortfährt, er nicht mehr als 280,000 Artikel in 21 Bändern liefern kann. Dieß beträgt aber wenig mehr als Ein Viertheil der versprochenen Million, und statt unsere erste Auflage an Artikelzahl um das Doppelte, wie er behauptet zu übertreffen, bleibt er in derselben noch hinter unserer ersten Auflage um fast die Hälfte zurück.

Um sein Versprechen zu erfüllen, muß er daher entweder seine Artikel so sehr beschränken, daß sie halb so kurz werden als die unsern, und dieß widerstreite seiner Angabe, daß er bei weitem ausführlicher werden will als wir, oder er muß in gleicher Weise, wie er jetzt begonnen, fortfahren. Da aber A-Aegae, bis wohin Hr. Meyer mit dem 24sten Bogen gekommen ist, nach der Analogie von vielleicht 50 der verschiedenartigsten Werke 1/7 des Buchstabens A und dieser 1/11 des ganzen Alphabets ist, Hr. Meyer also demnach bis jetzt etwa 1/77 seines Conversations-Lexikons vollendet hat, so wird auch dann, wenn er so fortfährt, wie er begonnen, er nur etwa 514,000 Artikel geben, aber um dieselben zu umfassen, wenigstens 39 1/2 Bände nöthig haben, die 105 Thlr. 8 gr. kosten würden. Wollte er aber die versprochenen 1,000,000 Artikel in gleicher Ausführlichkeit erzielen, so würden hierzu gegen 75 Bände, die 200 Thlr. kosten würden, nöthig seyn.

Läßt nun die gegebene Berechnung einige Zweifel an der Richtigkeit der übrigen Versprechungen entstehen, so bekommt diese Befürchtung durch das langsame Erscheinen der bisherigen Hefte seines Lexikons neues Gewicht. Anfänglich alle 14, später alle 8 Tage war ein Heft versprochen; das erste erschien im October 1839, bis jetzt (Anfang Mai) deren 6, also sind zu jedem Hefte fast 5 Wochen, oder mehr als einmal so viel Zeit nöthig gewesen, als verheißen war.

Die 500 versprochenen Stahlstiche, von denen 12 geliefert sind, sind zwar eine schöne, das Werk in der That zierende Zugabe, sie stellen aber meist Portraits, Gegenden etc. dar, und erläutern die einzelnen Artikel bis jetzt fast nicht, wogegen die 2500 Darstellungen zu unserm Werk, obschon wir sie nur auf 50 Steindrucktafeln in Folio geben, dieselben wirklich erklären und ergänzen. Größe der Abbildungen und Art der Behandlung sind überdieß bei den Stahlstichen des Meyer'schen Lexikons ganz dieselben wie bei Meyers Universum und bei seiner Galerie der Zeitgenossen, und man kann die Vermuthung nicht unterdrücken, daß dieselben einst Theile der genannten oder anderer Werke bilden, und spätere Tafeln des Meyer'schen Lexikons schon in diesen Werken dagewesen seyn werden, wie wir uns in der That erinnern, mehrere Stahlstiche des Meyer'schen Conversations-Lexikons in der Galerie der Zeitgenossen, in dem Universum, in der Prachtbibel oder in ähnlichen Werken gesehen zu haben.

Sollte Jemand vielleicht uns fragen, ob nicht das, was wir bei der Anlage des Meyer'schen Lexikons rügen, auch auf unser Werk angewendet werden könne, so diene ihm zur Nachricht, daß dieselben Grundlagen, welche wir so eben als Basen der Berechnung des Meyer'schen Lexikons anwendeten, genau die Resultate geben, auf welche wir unsere Versprechungen hinsichtlich der zweiten Auflage des Universal-Lexikons gründeten. Es ist hier nicht der Raum dazu, diese Berechnungen in Beziehung auf unser Lexikon zu geben, wer sie aber kennen zu lernen wünscht, findet sie ausführlich in dem Vorworte zur zweiten Auflage des Universal-Lexikons S. XLVI.

Mit gleicher Leichtigkeit, wie wir die eben gemachten Auseinandersetzungen gaben, können wir auch den Tadel widerlegen, welchen Hr. Meyer in seiner Vorrede gegen uns ausspricht.

Zunächst behauptet derselbe, daß wir durch Streben nach höchster Präcision die gefällig ansprechende Form gänzlich geopfert hätten, und daß die meisten Artikel, namentlich in den biographischen, topographischen, naturgeschichtlichen und philosophischen Fächern äußerst trocken und skizzenhaft ausgefallen wären. – Nur zu gut fühlen wir, daß wir in der ersten Auflage, bei der Heranbildung eines ganz neuen Werkes mit nur sparsamen Vorarbeiten, in manchen Beziehungen oft gefehlt haben, welche Fehler jedoch in der zweiten Auflage vermieden sind; aber diesen Tadel hätten wir nicht erwartet. Manche unwichtige Artikel sind nämlich mit Recht kurz, sehr kurz behandelt, aber gerade in den von Hrn. Meyer genannten Wissenschaften, als den allgemeiner ansprechenden, sind wir ausführlich, fast zu ausführlich gewesen, oder sind die mehrere Seiten, ja Bogen betragenden Artikel: Aristoteles, Colombo, Schiller und Goethe, London, Paris, Rom und Wien, Pferd, Wolf, Rebhuhn und Taube, Logik, Neu-Platoniker, Religionsphilosophie und Stoiker, und tausend und aber tausend Artikel etwa rhapsodisch zu nennen?

Ferner soll unsere erste Auflage vieles Veraltete, besonders in technischer Hinsicht enthalten. Dieß können wir nur in so weit zugeben, als die frühern Bände natürlich das seit ihrem Erscheinen erst Emporgetauchte nicht geben konnten, sonst aber sind schon damals die neuesten und besten Quellen benutzt worden.

Gänzlich unbegründet ist es auch, daß unsere erste Auflage jeder gelehrten Nachweisung (soll wohl heißen der Litteratur) entbehre; der Augenschein lehrt ja, daß schon in der ersten Auflage bei wichtigen Sachartikeln und bei Biographien die Litteratur stets beigefügt ist, bei der zweiten Auflage ist aber auf letztere doppelte Sorgfalt gewendet worden.

Kommt nun unser Universal-Lexikon dem Meyer'schen Conversations-Lexikon an der Zahl der Artikel in Wahrheit gleich, so übertrifft es die zweite Auflage an innerm Gehalt und Zweckmäßigkeit der Einrichtung bei weitem. Bei dieser zweiten Auflage sind nämlich zum Theil neue, bei frühern Encyklopädien noch nicht dagewesene Einrichtungen getroffen worden, die Hr. Meyer nicht kannte und daher sein Werk nicht nach denselben modeln konnte. Diese Verbesserungen, die wir in unserm Vorworte zur zweiten Auflage des Universal Lexikons Seite XXII ff. erläutert haben, sind nämlich Revision nach

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Unser Werk kann aber mit dem Meyer'schen auf keine Weise in Collision kommen, indem letzteres das Dreifache des unsrigen, nämlich während das unsre (25 Bände, à 30 Bogen) nur 18 Thlr. 18 gr. pr. Cour. zu stehen kommt, sechs und funfzig Thaler Conv.-Geld für 21 Bände, à 48 Bogen, kosten wird. Nur sehr Reiche oder großartige Anstalten werden sich entschließen, ein solches Capital für Ein Buch auszugeben. Die Käufer von einzelnen Heften aber, die sich von dem anscheinend geringen Preise von 5 1/3 gGr. pro Heft locken lassen, werden nur zu bald bemerken, daß dieser Betrag, 252 Mal gezahlt, doch zu 56 Thlrn. ansteigt. Hr. Meyer stellt nun ferner mehrere Behauptungen auf, wo die einfachste Berechnung die Unmöglichkeit zeigt, sie erfüllen zu können. Zunächst verspricht er in der Ankündigung über Eine Million Artikel (also mehr als noch einmal so viel Artikel, als unsere erste Auflage hat) geben zu wollen. Das Meyer'sche Lexikon enthält nun auf einer Seite (Columne) von 2 Spalten 134 Zeilen, und das ganze Werk wird, da es 1008 Bogen à 16 Seiten stark werden soll, 2,161,152 Zeilen enthalten; es kommen folglich auf den Artikel vielleicht einige Sylben mehr als 2 Zeilen! Die Unmöglichkeit, die versprochene Million Artikel geben zu können, zeigt aber auch noch außerdem die bisherige Bearbeitung. Bis jetzt sind nämlich vom Meyer'schen Lexikon 6 Hefte oder 24 Bogen erschienen, sie enthalten, sorgfältig gezählt, 6683 Artikel. Da nun 24 Bogen der 42ste Theil der versprochenen 1008 Bogen sind, so leuchtet ein, daß, wenn anders Hr. Meyer in der bisherigen Weise fortfährt, er nicht mehr als 280,000 Artikel in 21 Bändern liefern kann. Dieß beträgt aber wenig mehr als Ein Viertheil der versprochenen Million, und statt unsere erste Auflage an Artikelzahl um das Doppelte, wie er behauptet zu übertreffen, bleibt er in derselben noch hinter unserer ersten Auflage um fast die Hälfte zurück. Um sein Versprechen zu erfüllen, muß er daher entweder seine Artikel so sehr beschränken, daß sie halb so kurz werden als die unsern, und dieß widerstreite seiner Angabe, daß er bei weitem ausführlicher werden will als wir, oder er muß in gleicher Weise, wie er jetzt begonnen, fortfahren. Da aber A-Aegae, bis wohin Hr. Meyer mit dem 24sten Bogen gekommen ist, nach der Analogie von vielleicht 50 der verschiedenartigsten Werke 1/7 des Buchstabens A und dieser 1/11 des ganzen Alphabets ist, Hr. Meyer also demnach bis jetzt etwa 1/77 seines Conversations-Lexikons vollendet hat, so wird auch dann, wenn er so fortfährt, wie er begonnen, er nur etwa 514,000 Artikel geben, aber um dieselben zu umfassen, wenigstens 39 1/2 Bände nöthig haben, die 105 Thlr. 8 gr. kosten würden. Wollte er aber die versprochenen 1,000,000 Artikel in gleicher Ausführlichkeit erzielen, so würden hierzu gegen 75 Bände, die 200 Thlr. kosten würden, nöthig seyn. Läßt nun die gegebene Berechnung einige Zweifel an der Richtigkeit der übrigen Versprechungen entstehen, so bekommt diese Befürchtung durch das langsame Erscheinen der bisherigen Hefte seines Lexikons neues Gewicht. Anfänglich alle 14, später alle 8 Tage war ein Heft versprochen; das erste erschien im October 1839, bis jetzt (Anfang Mai) deren 6, also sind zu jedem Hefte fast 5 Wochen, oder mehr als einmal so viel Zeit nöthig gewesen, als verheißen war. Die 500 versprochenen Stahlstiche, von denen 12 geliefert sind, sind zwar eine schöne, das Werk in der That zierende Zugabe, sie stellen aber meist Portraits, Gegenden etc. dar, und erläutern die einzelnen Artikel bis jetzt fast nicht, wogegen die 2500 Darstellungen zu unserm Werk, obschon wir sie nur auf 50 Steindrucktafeln in Folio geben, dieselben wirklich erklären und ergänzen. Größe der Abbildungen und Art der Behandlung sind überdieß bei den Stahlstichen des Meyer'schen Lexikons ganz dieselben wie bei Meyers Universum und bei seiner Galerie der Zeitgenossen, und man kann die Vermuthung nicht unterdrücken, daß dieselben einst Theile der genannten oder anderer Werke bilden, und spätere Tafeln des Meyer'schen Lexikons schon in diesen Werken dagewesen seyn werden, wie wir uns in der That erinnern, mehrere Stahlstiche des Meyer'schen Conversations-Lexikons in der Galerie der Zeitgenossen, in dem Universum, in der Prachtbibel oder in ähnlichen Werken gesehen zu haben. Sollte Jemand vielleicht uns fragen, ob nicht das, was wir bei der Anlage des Meyer'schen Lexikons rügen, auch auf unser Werk angewendet werden könne, so diene ihm zur Nachricht, daß dieselben Grundlagen, welche wir so eben als Basen der Berechnung des Meyer'schen Lexikons anwendeten, genau die Resultate geben, auf welche wir unsere Versprechungen hinsichtlich der zweiten Auflage des Universal-Lexikons gründeten. Es ist hier nicht der Raum dazu, diese Berechnungen in Beziehung auf unser Lexikon zu geben, wer sie aber kennen zu lernen wünscht, findet sie ausführlich in dem Vorworte zur zweiten Auflage des Universal-Lexikons S. XLVI. Mit gleicher Leichtigkeit, wie wir die eben gemachten Auseinandersetzungen gaben, können wir auch den Tadel widerlegen, welchen Hr. Meyer in seiner Vorrede gegen uns ausspricht. Zunächst behauptet derselbe, daß wir durch Streben nach höchster Präcision die gefällig ansprechende Form gänzlich geopfert hätten, und daß die meisten Artikel, namentlich in den biographischen, topographischen, naturgeschichtlichen und philosophischen Fächern äußerst trocken und skizzenhaft ausgefallen wären. – Nur zu gut fühlen wir, daß wir in der ersten Auflage, bei der Heranbildung eines ganz neuen Werkes mit nur sparsamen Vorarbeiten, in manchen Beziehungen oft gefehlt haben, welche Fehler jedoch in der zweiten Auflage vermieden sind; aber diesen Tadel hätten wir nicht erwartet. Manche unwichtige Artikel sind nämlich mit Recht kurz, sehr kurz behandelt, aber gerade in den von Hrn. Meyer genannten Wissenschaften, als den allgemeiner ansprechenden, sind wir ausführlich, fast zu ausführlich gewesen, oder sind die mehrere Seiten, ja Bogen betragenden Artikel: Aristoteles, Colombo, Schiller und Goethe, London, Paris, Rom und Wien, Pferd, Wolf, Rebhuhn und Taube, Logik, Neu-Platoniker, Religionsphilosophie und Stoiker, und tausend und aber tausend Artikel etwa rhapsodisch zu nennen? Ferner soll unsere erste Auflage vieles Veraltete, besonders in technischer Hinsicht enthalten. Dieß können wir nur in so weit zugeben, als die frühern Bände natürlich das seit ihrem Erscheinen erst Emporgetauchte nicht geben konnten, sonst aber sind schon damals die neuesten und besten Quellen benutzt worden. Gänzlich unbegründet ist es auch, daß unsere erste Auflage jeder gelehrten Nachweisung (soll wohl heißen der Litteratur) entbehre; der Augenschein lehrt ja, daß schon in der ersten Auflage bei wichtigen Sachartikeln und bei Biographien die Litteratur stets beigefügt ist, bei der zweiten Auflage ist aber auf letztere doppelte Sorgfalt gewendet worden. Kommt nun unser Universal-Lexikon dem Meyer'schen Conversations-Lexikon an der Zahl der Artikel in Wahrheit gleich, so übertrifft es die zweite Auflage an innerm Gehalt und Zweckmäßigkeit der Einrichtung bei weitem. Bei dieser zweiten Auflage sind nämlich zum Theil neue, bei frühern Encyklopädien noch nicht dagewesene Einrichtungen getroffen worden, die Hr. Meyer nicht kannte und daher sein Werk nicht nach denselben modeln konnte. Diese Verbesserungen, die wir in unserm Vorworte zur zweiten Auflage des Universal Lexikons Seite XXII ff. erläutert haben, sind nämlich Revision nach

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 161. Augsburg, 9. Juni 1840, S. 1285. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_161_18400609/13>, abgerufen am 21.11.2024.