Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Allgemeine Zeitung. Nr. 163. Augsburg, 11. Juni 1840.

Bild:
erste Seite

Augsburger Allgemeine Zeitung.
Mit allerhöchsten Privilegien.
Donnerstag
Nr. 163.
11 Juni 1840.
Spanien.

Der Telegraph hat Ihnen bereits verkündet, daß Morella den 29 Mai gefallen ist. Garnison, Geschütz, alle Vorräthe an Kriegs- und Mundbedarf fielen in die Hände der Sieger. Zu dem gestern Gemeldeten heute noch ein paar Nachträge. Das Fort San Pedro und die Redoute La Querola, die beide am 25 capitulirten, stehen durch einen bedeckten Weg miteinander in Verbindung. Als die Constitutionellen Anstalt zum Sturme machten, suchte die Garnison der Stadt sie durch einen Ausfall daran zu hindern. Der Versuch mißlang aber, und Fort und Redoute ergaben sich, ohne den Angriff abzuwarten. Am 26 wurde das Belagerungsheer durch die vierte Division der Nordarmee, von Cantavieja her, verstärkt, und Batterien wurden auf den Tags zuvor eroberten Punkten errichtet. Am 28 war halb Morella in Flammen, und das Schloß erwiederte nur schwach das Feuer der Belagerer. - Der Sieg O'Donnells über Cabrera am 21 Mai bestätigt sich. O'Donnell war am 20 mit sechs Bataillonen Fußvolk und drei Escadronen von Uldecona aufgebrochen. Cabrera hielt mit acht Bataillonen und 200 Reitern die Höhen besetzt, sein rechter Flügel lehnte sich an das Dorf La Cenia. Eine Colonne Jäger, geführt vom Obristen Buil und durch drei Bataillons unter den Befehlen des Marquis de las Amarillas und die Reiterei mit dem Brigadier Scheli an der Spitze unterstützt, rückten unter dem Feuer des Feindes, der die Luft mit wildem Geschrei erfüllte, festen Schrittes gegen die Höhe an, auf der Cabrera mit seinem Generalstabe hielt, und welche die Stellung der Carlisten beherrschte. Der Widerstand war lange und hartnäckig; als aber der Brigadier Peria an der Spitze eines Bataillons den linken Flügel des Feindes umgangen und der Obrist vom Generalstab, Cotoner, sich zu gleicher Zeit des Dorfes La Cenia bemächtigt hatte, flüchteten die Insurgenten in Unordnung und retteten sich, verfolgt und wiederholt geworfen, endlich in die Engpässe der benachbarten Berge. Die Equipagen Cabrera's fielen in die Hände der Verfolger. Wenige Tage vorher hatte Cabrera noch 37 Nationalgardisten in einer Gebirgsschlucht durch Bajonnetstiche grausam ermorden lassen. Auf ihrem Rückzug aus dem Valencianischen erwürgten die Rebellen in rasender Wuth alles, was ihnen nicht durch die Flucht entging, ohne Unterschied der Meinung, des Alters oder Geschlechts.

Großbritannien.

Wegen des großen Derby-Rennens in Epsom waren, wie jetzt alljährlich, auch gestern die beiden Häuser geschlossen, und alle heutigen Blätter enthalten nun mannichfache lebendige Beschreibungen dieses Fests, welches dieses Jahr durch die Gegenwart der Königin auf außerordentliche Weise gehoben und verherrlicht wurde. Denn sobald das Gerücht von dieser zu hoffenden Gegenwart sich verbreitete, gaben eine Menge Personen ihren Entschluß wegzubleiben auf, und binnen kurzem waren alle miethbaren Pferde und Wagen in London zu ungeheuern Preisen in Beschlag genommen. Ein sehr schönes Wetter begünstigte das Schauspiel, und die Zahl der Reiter, Fahrenden und Fußgänger, die sich bis Mittag in der Umgebung der Laufbahn zusammengefunden hatten, übertraf alles Beispiel der vergangenen Jahre. Der Wagenzug der Königin erschien unter lautem Zuruf der Menge, um 2 Uhr, sie selbst im ersten Wagen mit Prinz Albert und dem Fürsten von Leiningen, und zwar hatte man, um das Gedränge zu vermeiden, den Weg von Claremont aus über Dorf Ashtead und durch Woodcote-Park genommen. Die Königin trug - wie die Times den Damen zu Gefallen erzählt - ein weißes Kleid und einen himmelblauen seidenen Hut mit Federn. Die beiden Kampfwarte, Baron de Tessier und Sir Gilbert Heathcote, bewillkommneten sie und führten sie nach dem für sie bereiteten Stand, während Prinz Albert einen kurzen Ritt machte, um die Oertlichkeit des Rennens und die zum Auslaufen angeschirrten Pferde in Augenschein zu nehmen. Das Rennen begann ein Viertel nach 3 Uhr, und die Königin blieb bis zu Ende des zweiten Laufs, gegen halb 5 Uhr, wo sie sammt ihrem Gefolge und wieder unter tausendfachem Jubelruf des Volks nach Claremont zurückkehrte. Den ersten Preis im ersten Lauf gewann das Pferd Hrn. Robertsons, genannt kleines Wunder (Sohn von Muley und Lacerta): der siegreiche Jockey, Macdonald, empfing vom Prinzen Albert eine elegante Reitpeitsche. Das ganze Fest lief, Dank der vortrefflichen Polizei, ohne irgend ein Unglück ab, außer daß ein paar Duzend Taschendiebe festgesetzt wurden.

Der Pitt-Club feierte am 30 Mai den Geburtstag Pitts durch eine glänzende 120 Gäste fassende Tischgesellschaft in London-Tavern, unter Vorsitz des ehrenwerthen Hrn. Duncombe. Nachdem die Toaste der Königin, des Prinzen Albert, der Königin Wittwe und der königlichen Familie getrunken waren,


Augsburger Allgemeine Zeitung.
Mit allerhöchsten Privilegien.
Donnerstag
Nr. 163.
11 Juni 1840.
Spanien.

Der Telegraph hat Ihnen bereits verkündet, daß Morella den 29 Mai gefallen ist. Garnison, Geschütz, alle Vorräthe an Kriegs- und Mundbedarf fielen in die Hände der Sieger. Zu dem gestern Gemeldeten heute noch ein paar Nachträge. Das Fort San Pedro und die Redoute La Querola, die beide am 25 capitulirten, stehen durch einen bedeckten Weg miteinander in Verbindung. Als die Constitutionellen Anstalt zum Sturme machten, suchte die Garnison der Stadt sie durch einen Ausfall daran zu hindern. Der Versuch mißlang aber, und Fort und Redoute ergaben sich, ohne den Angriff abzuwarten. Am 26 wurde das Belagerungsheer durch die vierte Division der Nordarmee, von Cantavieja her, verstärkt, und Batterien wurden auf den Tags zuvor eroberten Punkten errichtet. Am 28 war halb Morella in Flammen, und das Schloß erwiederte nur schwach das Feuer der Belagerer. – Der Sieg O'Donnells über Cabrera am 21 Mai bestätigt sich. O'Donnell war am 20 mit sechs Bataillonen Fußvolk und drei Escadronen von Uldecona aufgebrochen. Cabrera hielt mit acht Bataillonen und 200 Reitern die Höhen besetzt, sein rechter Flügel lehnte sich an das Dorf La Cenia. Eine Colonne Jäger, geführt vom Obristen Buil und durch drei Bataillons unter den Befehlen des Marquis de las Amarillas und die Reiterei mit dem Brigadier Scheli an der Spitze unterstützt, rückten unter dem Feuer des Feindes, der die Luft mit wildem Geschrei erfüllte, festen Schrittes gegen die Höhe an, auf der Cabrera mit seinem Generalstabe hielt, und welche die Stellung der Carlisten beherrschte. Der Widerstand war lange und hartnäckig; als aber der Brigadier Peria an der Spitze eines Bataillons den linken Flügel des Feindes umgangen und der Obrist vom Generalstab, Cotoner, sich zu gleicher Zeit des Dorfes La Cenia bemächtigt hatte, flüchteten die Insurgenten in Unordnung und retteten sich, verfolgt und wiederholt geworfen, endlich in die Engpässe der benachbarten Berge. Die Equipagen Cabrera's fielen in die Hände der Verfolger. Wenige Tage vorher hatte Cabrera noch 37 Nationalgardisten in einer Gebirgsschlucht durch Bajonnetstiche grausam ermorden lassen. Auf ihrem Rückzug aus dem Valencianischen erwürgten die Rebellen in rasender Wuth alles, was ihnen nicht durch die Flucht entging, ohne Unterschied der Meinung, des Alters oder Geschlechts.

Großbritannien.

Wegen des großen Derby-Rennens in Epsom waren, wie jetzt alljährlich, auch gestern die beiden Häuser geschlossen, und alle heutigen Blätter enthalten nun mannichfache lebendige Beschreibungen dieses Fests, welches dieses Jahr durch die Gegenwart der Königin auf außerordentliche Weise gehoben und verherrlicht wurde. Denn sobald das Gerücht von dieser zu hoffenden Gegenwart sich verbreitete, gaben eine Menge Personen ihren Entschluß wegzubleiben auf, und binnen kurzem waren alle miethbaren Pferde und Wagen in London zu ungeheuern Preisen in Beschlag genommen. Ein sehr schönes Wetter begünstigte das Schauspiel, und die Zahl der Reiter, Fahrenden und Fußgänger, die sich bis Mittag in der Umgebung der Laufbahn zusammengefunden hatten, übertraf alles Beispiel der vergangenen Jahre. Der Wagenzug der Königin erschien unter lautem Zuruf der Menge, um 2 Uhr, sie selbst im ersten Wagen mit Prinz Albert und dem Fürsten von Leiningen, und zwar hatte man, um das Gedränge zu vermeiden, den Weg von Claremont aus über Dorf Ashtead und durch Woodcote-Park genommen. Die Königin trug – wie die Times den Damen zu Gefallen erzählt – ein weißes Kleid und einen himmelblauen seidenen Hut mit Federn. Die beiden Kampfwarte, Baron de Tessier und Sir Gilbert Heathcote, bewillkommneten sie und führten sie nach dem für sie bereiteten Stand, während Prinz Albert einen kurzen Ritt machte, um die Oertlichkeit des Rennens und die zum Auslaufen angeschirrten Pferde in Augenschein zu nehmen. Das Rennen begann ein Viertel nach 3 Uhr, und die Königin blieb bis zu Ende des zweiten Laufs, gegen halb 5 Uhr, wo sie sammt ihrem Gefolge und wieder unter tausendfachem Jubelruf des Volks nach Claremont zurückkehrte. Den ersten Preis im ersten Lauf gewann das Pferd Hrn. Robertsons, genannt kleines Wunder (Sohn von Muley und Lacerta): der siegreiche Jockey, Macdonald, empfing vom Prinzen Albert eine elegante Reitpeitsche. Das ganze Fest lief, Dank der vortrefflichen Polizei, ohne irgend ein Unglück ab, außer daß ein paar Duzend Taschendiebe festgesetzt wurden.

Der Pitt-Club feierte am 30 Mai den Geburtstag Pitts durch eine glänzende 120 Gäste fassende Tischgesellschaft in London-Tavern, unter Vorsitz des ehrenwerthen Hrn. Duncombe. Nachdem die Toaste der Königin, des Prinzen Albert, der Königin Wittwe und der königlichen Familie getrunken waren,

<TEI>
  <text>
    <front>
      <pb facs="#f0001" n="1297"/><lb/>
      <titlePage type="heading">
        <docTitle>
          <titlePart type="main">Augsburger Allgemeine Zeitung.</titlePart><lb/>
          <titlePart type="jImprimatur">Mit allerhöchsten Privilegien.</titlePart>
        </docTitle><lb/>
        <docImprint>
          <docDate>Donnerstag</docDate>
        </docImprint><lb/>
        <titlePart type="volume">Nr. 163.</titlePart><lb/>
        <docImprint>
          <docDate>11 Juni 1840.</docDate>
        </docImprint>
      </titlePage>
    </front>
    <body>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#b">Spanien.</hi> </head><lb/>
        <div type="jArticle" n="2">
          <byline>
            <docAuthor>
              <gap reason="insignificant"/>
            </docAuthor>
          </byline>
          <dateline><hi rendition="#b">Bordeaux,</hi> 4 Jun.</dateline>
          <p> Der Telegraph hat Ihnen bereits verkündet, daß Morella den 29 Mai gefallen ist. Garnison, Geschütz, alle Vorräthe an Kriegs- und Mundbedarf fielen in die Hände der Sieger. Zu dem gestern Gemeldeten heute noch ein paar Nachträge. Das Fort San Pedro und die Redoute La Querola, die beide am 25 capitulirten, stehen durch einen bedeckten Weg miteinander in Verbindung. Als die Constitutionellen Anstalt zum Sturme machten, suchte die Garnison der Stadt sie durch einen Ausfall daran zu hindern. Der Versuch mißlang aber, und Fort und Redoute ergaben sich, ohne den Angriff abzuwarten. Am 26 wurde das Belagerungsheer durch die vierte Division der Nordarmee, von Cantavieja her, verstärkt, und Batterien wurden auf den Tags zuvor eroberten Punkten errichtet. Am 28 war halb Morella in Flammen, und das Schloß erwiederte nur schwach das Feuer der Belagerer. &#x2013; Der Sieg O'Donnells über Cabrera am 21 Mai bestätigt sich. O'Donnell war am 20 mit sechs Bataillonen Fußvolk und drei Escadronen von Uldecona aufgebrochen. Cabrera hielt mit acht Bataillonen und 200 Reitern die Höhen besetzt, sein rechter Flügel lehnte sich an das Dorf La Cenia. Eine Colonne Jäger, geführt vom Obristen Buil und durch drei Bataillons unter den Befehlen des Marquis de las Amarillas und die Reiterei mit dem Brigadier Scheli an der Spitze unterstützt, rückten unter dem Feuer des Feindes, der die Luft mit wildem Geschrei erfüllte, festen Schrittes gegen die Höhe an, auf der Cabrera mit seinem Generalstabe hielt, und welche die Stellung der Carlisten beherrschte. Der Widerstand war lange und hartnäckig; als aber der Brigadier Peria an der Spitze eines Bataillons den linken Flügel des Feindes umgangen und der Obrist vom Generalstab, Cotoner, sich zu gleicher Zeit des Dorfes La Cenia bemächtigt hatte, flüchteten die Insurgenten in Unordnung und retteten sich, verfolgt und wiederholt geworfen, endlich in die Engpässe der benachbarten Berge. Die Equipagen Cabrera's fielen in die Hände der Verfolger. Wenige Tage vorher hatte Cabrera noch 37 Nationalgardisten in einer Gebirgsschlucht durch Bajonnetstiche grausam ermorden lassen. Auf ihrem Rückzug aus dem Valencianischen erwürgten die Rebellen in rasender Wuth alles, was ihnen nicht durch die Flucht entging, ohne Unterschied der Meinung, des Alters oder Geschlechts.</p>
        </div>
      </div><lb/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#b">Großbritannien.</hi> </head><lb/>
        <div type="jArticle" n="2">
          <byline>
            <docAuthor>
              <gap reason="insignificant"/>
            </docAuthor>
          </byline>
          <dateline><hi rendition="#b">London,</hi> 4 Jun.</dateline>
          <p> Wegen des großen <hi rendition="#g">Derby</hi>-<hi rendition="#g">Rennens in Epsom</hi> waren, wie jetzt alljährlich, auch gestern die beiden Häuser geschlossen, und alle heutigen Blätter enthalten nun mannichfache lebendige Beschreibungen dieses Fests, welches dieses Jahr durch die Gegenwart der Königin auf außerordentliche Weise gehoben und verherrlicht wurde. Denn sobald das Gerücht von dieser zu hoffenden Gegenwart sich verbreitete, gaben eine Menge Personen ihren Entschluß wegzubleiben auf, und binnen kurzem waren alle miethbaren Pferde und Wagen in London zu ungeheuern Preisen in Beschlag genommen. Ein sehr schönes Wetter begünstigte das Schauspiel, und die Zahl der Reiter, Fahrenden und Fußgänger, die sich bis Mittag in der Umgebung der Laufbahn zusammengefunden hatten, übertraf alles Beispiel der vergangenen Jahre. Der Wagenzug der Königin erschien unter lautem Zuruf der Menge, um 2 Uhr, sie selbst im ersten Wagen mit Prinz Albert und dem Fürsten von Leiningen, und zwar hatte man, um das Gedränge zu vermeiden, den Weg von Claremont aus über Dorf Ashtead und durch Woodcote-Park genommen. Die Königin trug &#x2013; wie die <hi rendition="#g">Times</hi> den Damen zu Gefallen erzählt &#x2013; ein weißes Kleid und einen himmelblauen seidenen Hut mit Federn. Die beiden Kampfwarte, Baron de Tessier und Sir Gilbert Heathcote, bewillkommneten sie und führten sie nach dem für sie bereiteten Stand, während Prinz Albert einen kurzen Ritt machte, um die Oertlichkeit des Rennens und die zum Auslaufen angeschirrten Pferde in Augenschein zu nehmen. Das Rennen begann ein Viertel nach 3 Uhr, und die Königin blieb bis zu Ende des zweiten Laufs, gegen halb 5 Uhr, wo sie sammt ihrem Gefolge und wieder unter tausendfachem Jubelruf des Volks nach Claremont zurückkehrte. Den ersten Preis im ersten Lauf gewann das Pferd Hrn. Robertsons, genannt kleines Wunder (Sohn von Muley und Lacerta): der siegreiche Jockey, Macdonald, empfing vom Prinzen Albert eine elegante Reitpeitsche. Das ganze Fest lief, Dank der vortrefflichen Polizei, ohne irgend ein Unglück ab, außer daß ein paar Duzend Taschendiebe festgesetzt wurden.</p><lb/>
          <p>Der <hi rendition="#g">Pitt</hi>-<hi rendition="#g">Club</hi> feierte am 30 Mai den Geburtstag Pitts durch eine glänzende 120 Gäste fassende Tischgesellschaft in London-Tavern, unter Vorsitz des ehrenwerthen Hrn. Duncombe. Nachdem die Toaste der Königin, des Prinzen Albert, der Königin Wittwe und der königlichen Familie getrunken waren,<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[1297/0001] Augsburger Allgemeine Zeitung. Mit allerhöchsten Privilegien. Donnerstag Nr. 163. 11 Juni 1840. Spanien. _ Bordeaux, 4 Jun. Der Telegraph hat Ihnen bereits verkündet, daß Morella den 29 Mai gefallen ist. Garnison, Geschütz, alle Vorräthe an Kriegs- und Mundbedarf fielen in die Hände der Sieger. Zu dem gestern Gemeldeten heute noch ein paar Nachträge. Das Fort San Pedro und die Redoute La Querola, die beide am 25 capitulirten, stehen durch einen bedeckten Weg miteinander in Verbindung. Als die Constitutionellen Anstalt zum Sturme machten, suchte die Garnison der Stadt sie durch einen Ausfall daran zu hindern. Der Versuch mißlang aber, und Fort und Redoute ergaben sich, ohne den Angriff abzuwarten. Am 26 wurde das Belagerungsheer durch die vierte Division der Nordarmee, von Cantavieja her, verstärkt, und Batterien wurden auf den Tags zuvor eroberten Punkten errichtet. Am 28 war halb Morella in Flammen, und das Schloß erwiederte nur schwach das Feuer der Belagerer. – Der Sieg O'Donnells über Cabrera am 21 Mai bestätigt sich. O'Donnell war am 20 mit sechs Bataillonen Fußvolk und drei Escadronen von Uldecona aufgebrochen. Cabrera hielt mit acht Bataillonen und 200 Reitern die Höhen besetzt, sein rechter Flügel lehnte sich an das Dorf La Cenia. Eine Colonne Jäger, geführt vom Obristen Buil und durch drei Bataillons unter den Befehlen des Marquis de las Amarillas und die Reiterei mit dem Brigadier Scheli an der Spitze unterstützt, rückten unter dem Feuer des Feindes, der die Luft mit wildem Geschrei erfüllte, festen Schrittes gegen die Höhe an, auf der Cabrera mit seinem Generalstabe hielt, und welche die Stellung der Carlisten beherrschte. Der Widerstand war lange und hartnäckig; als aber der Brigadier Peria an der Spitze eines Bataillons den linken Flügel des Feindes umgangen und der Obrist vom Generalstab, Cotoner, sich zu gleicher Zeit des Dorfes La Cenia bemächtigt hatte, flüchteten die Insurgenten in Unordnung und retteten sich, verfolgt und wiederholt geworfen, endlich in die Engpässe der benachbarten Berge. Die Equipagen Cabrera's fielen in die Hände der Verfolger. Wenige Tage vorher hatte Cabrera noch 37 Nationalgardisten in einer Gebirgsschlucht durch Bajonnetstiche grausam ermorden lassen. Auf ihrem Rückzug aus dem Valencianischen erwürgten die Rebellen in rasender Wuth alles, was ihnen nicht durch die Flucht entging, ohne Unterschied der Meinung, des Alters oder Geschlechts. Großbritannien. _ London, 4 Jun. Wegen des großen Derby-Rennens in Epsom waren, wie jetzt alljährlich, auch gestern die beiden Häuser geschlossen, und alle heutigen Blätter enthalten nun mannichfache lebendige Beschreibungen dieses Fests, welches dieses Jahr durch die Gegenwart der Königin auf außerordentliche Weise gehoben und verherrlicht wurde. Denn sobald das Gerücht von dieser zu hoffenden Gegenwart sich verbreitete, gaben eine Menge Personen ihren Entschluß wegzubleiben auf, und binnen kurzem waren alle miethbaren Pferde und Wagen in London zu ungeheuern Preisen in Beschlag genommen. Ein sehr schönes Wetter begünstigte das Schauspiel, und die Zahl der Reiter, Fahrenden und Fußgänger, die sich bis Mittag in der Umgebung der Laufbahn zusammengefunden hatten, übertraf alles Beispiel der vergangenen Jahre. Der Wagenzug der Königin erschien unter lautem Zuruf der Menge, um 2 Uhr, sie selbst im ersten Wagen mit Prinz Albert und dem Fürsten von Leiningen, und zwar hatte man, um das Gedränge zu vermeiden, den Weg von Claremont aus über Dorf Ashtead und durch Woodcote-Park genommen. Die Königin trug – wie die Times den Damen zu Gefallen erzählt – ein weißes Kleid und einen himmelblauen seidenen Hut mit Federn. Die beiden Kampfwarte, Baron de Tessier und Sir Gilbert Heathcote, bewillkommneten sie und führten sie nach dem für sie bereiteten Stand, während Prinz Albert einen kurzen Ritt machte, um die Oertlichkeit des Rennens und die zum Auslaufen angeschirrten Pferde in Augenschein zu nehmen. Das Rennen begann ein Viertel nach 3 Uhr, und die Königin blieb bis zu Ende des zweiten Laufs, gegen halb 5 Uhr, wo sie sammt ihrem Gefolge und wieder unter tausendfachem Jubelruf des Volks nach Claremont zurückkehrte. Den ersten Preis im ersten Lauf gewann das Pferd Hrn. Robertsons, genannt kleines Wunder (Sohn von Muley und Lacerta): der siegreiche Jockey, Macdonald, empfing vom Prinzen Albert eine elegante Reitpeitsche. Das ganze Fest lief, Dank der vortrefflichen Polizei, ohne irgend ein Unglück ab, außer daß ein paar Duzend Taschendiebe festgesetzt wurden. Der Pitt-Club feierte am 30 Mai den Geburtstag Pitts durch eine glänzende 120 Gäste fassende Tischgesellschaft in London-Tavern, unter Vorsitz des ehrenwerthen Hrn. Duncombe. Nachdem die Toaste der Königin, des Prinzen Albert, der Königin Wittwe und der königlichen Familie getrunken waren,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Deutsches Textarchiv: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-06-28T11:37:15Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-06-28T11:37:15Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: gekennzeichnet; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: gekennzeichnet; Kustoden: gekennzeichnet; langes s (?): als s transkribiert; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: teilweise erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_163_18400611
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_163_18400611/1
Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 163. Augsburg, 11. Juni 1840, S. 1297. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_163_18400611/1>, abgerufen am 21.11.2024.