Allgemeine Zeitung. Nr. 163. Augsburg, 11. Juni 1840.indem Hr. Sergeant Talfourd in zwei besondern Motionen darauf antrug, daß Vincent in sein Gefängniß in Monmouth zurückgebracht, und Hr. O'Connor gleichfalls einem andern Gefängniß überantwortet werden möge. Doch nimmt er auf die Gegenbemerkungen des Hrn. Fox Maule, Lord John Russells und Sir Robert Peels, von denen namentlich letzterer ihm nachweist, daß sein Antrag eine Beeinträchtigung der Prärogative der Krone enthalte, beide Motionen zurück. Aus den Antworten Lord John Russells und Hrn. Fox Maule's erhellt, einmal, daß sich Vincent seine strengere Haft durch fortgesetztes Mitarbeiten an dem Western Agitator selbst zugezogen, und zweitens, daß die Beschwerden Hrn. O'Connors etwas übertrieben ausgefallen sind. Unterhaltend war bei dieser Gelegenheit die Rede des Hrn. Wakley, der, um zur mildern Behandlung Vincents durch Vergleich seines Verbrechens mit einem ähnlichen, aber viel milder bestraften aufzufordern, dem Haus eine vor zwanzig Jahren gethane revolutionäre Aeußerung eines der jetzigen Beamten der Schatzkammer (Sir Ch. Baring) ins Gedächtniß brachte, die derselbe mit kurzem Gefängniß büßte, nämlich folgende Aeußerung: "was kann das Volk von England abhalten sich in jenes Haus zu drängen, die Glieder desselben bei ihren Ohren - ihren langen Ohren - zu fassen und sie in die Themse zu schmeißen, um dann die Thore des Hauses zu verschließen?" - Das Haus trennte sich um halb 2 Uhr, nachdem es sich bis Donnerstag vertagt hatte. Bei der Wahl für Cockermouth hat der ministerielle Candidat, Hr. Horsman, über den torystischen General Wyndham, mit 117 gegen 91 Stimmen den Sieg davon getragen. (Hr. Horsman hatte sich bekanntlich wegen seiner Erhebung zu einem der Lords der Schatzkammer einer neuen Wahl unterwerfen müssen.) Für die Verbreitung des Evangeliums in den schottischen Hochlanden hat die Königin ein Geschenk von 2000 Pf. St. bewilligt. Die Aeltesten der Judengemeinde von Portsea hatten sich an Lord Palmerston um seine Verwendung für ihre unglücklichen Brüder im Orient gewendet. Der Globe theilt folgende Antwort mit, die ihnen der Minister durch seinen Secretär zufertigen ließ: "Meine Herren, ich bin von Lord Palmerston angewiesen, Ihnen in Entgegnung auf Ihr Schreiben vom 4 Mai bekannt zu machen, daß Se. Herrlichkeit bereits den brittischen Botschafter in Konstantinopel und den brittischen Agenten und Generalconsul in Aegypten beauftragt, jeder für sich der Pforte und Mehemed Ali Vorstellungen wegen der Verfolgungen zu machen, denen sich die Juden zu Rhodus und Damaskus jüngst ausgesetzt sahen." Die englischen Blätter enthielten vorgestern eine von Paris aus (vom 30 Mai) mitgetheilte, angeblich officielle telegraphische Nachricht über den Tod Sr. Maj. des Königs von Preußen, in der sogar die nähern Umstände dieses bekanntlich noch keineswegs eingetretenen traurigen Falles aufs genaueste beschrieben sind. "Die Annäherung seines Todes fühlend" - sagt der Bericht - "wünschte der König seine Armee noch einmal, zum letztenmal, vor sich defiliren zu sehen, und ließ deßhalb sein Bett vor einem so gestellten Spiegel tragen, daß er darin den Widerschein der auf der Straße vorübermarschirenden Truppen Mann für Mann ins Auge fassen konnte; auf solche Weise nahm er von seinem Heere den letzten Abschied. Unmittelbar nach dieser Ceremonie legte er seine königliche Macht in die Hände seines Sohnes nieder, und hauchte Tags darauf sein Leben aus." Frankreich. Paris, 6 Jun. (Temps.) Man hat beschlossen, den Gegenadmiral Dupotet unter dem Oberbefehl des Viceadmirals Baudin zu lassen, der das Commando der Expedition gegen Buenos-Ayres übernehmen wird. Sonst würde diese Ernennung den Schein einer Ungnade für Hrn. Dupotet haben. Es hieß, Admiral Baudin, an dessen Instructionen gegenwärtig gearbeitet wird, wünsche 3000 Mann Landungstruppen mitzunehmen, um desto kräftiger im Fall der Verweigerung der von ihm angetragenen Bedingungen auftreten zu können. [irrelevantes Material] Die Deputirtenkammer kam am 6 Jun. mit Erörterung des Budgets der öffentlichen Arbeiten zu Ende, und begann dann die Erörterung des Budgets des Kriegsministeriums. Dem Capitole zufolge haben schon mehr als 200 Deputirte am 4 und 5 Mai ihre Plätze auf den verschiedenen Postwägen vom 18 bis 22 Jun. bestellt, was beweise, daß die Session längstens am 20 zu Ende gehen werde. [irrelevantes Material] Die Pairskammer beendigte am 6 Jun. die Erörterung über die definitive Anordnung des Budgets von 1837 und nahm es mit 109 weißen gegen 3 schwarze Kugeln an. Der Kanzler verlas hierauf den Gesetzesentwurf, die Abholung der sterblichen Reste Napoleons von St. Helena betreffend. Die Artikel erhielten ohne Erörterung die Zustimmung der Kammer. Im Scrutin ward der Gesetzesentwurf mit 117 weißen gegen 3 schwarze Kugel angenommen. General Bertrand hat am 5 Jun. dem Municipalrath von Paris das Necessaire en vermeil verehrt, welches ihm der Kaiser Napoleon am Morgen des Tags seiner Abreise von Fontainebleau nach der Insel Elba geschenkt hatte. Die Stadt Paris wird dieses Geschenk in einem der großen Säle des Neubaues des Rathhauses aufbewahren. (Courrier francais.) Bekanntlich hatte die Familie Napoleons einige Ansprüche auf seine Waffen gemacht. Der Graf Survilliers hat dem Marschall Moncey geschrieben, daß er den Grafen Bertrand angewiesen habe, den Degen des Kaisers auf dessen Sarg niederzulegen; der Degen Napoleons kann aber Frankreich nicht im Namen der Familie des Kaisers zurückgegeben werden, denn wenn er sein Vermögen vermacht hat, so hat er seinen Ruhm nicht vermacht. Marschall Bertrand hat übrigens den Degen Napoleons vielmehr erobert, als aus dessen Händen empfangen. Bekanntlich ward dieser glorreiche Degen auf das Bett des Kaisers nach dessen Hinscheiden gelegt. Die Engländer wollten sich desselben bemächtigen, als General Bertrand durch eine fromme Täuschung seinen eigenen Degen dafür hinlegte. Der Degen Napoleons enthält mit goldenen Buchstaben auf der Klinge die Aufschrift: "Austerlitz, 2 Dec. 1805." Der Handgriff ist einfach, aber ganz von Gold. Drei antike Medaillen sind eingelegt, welche die Köpfe Hannibals, Cäsars und Alexanders vorstellen. (Commerce.) Der englische "Courier" bemerkt, daß Lord Palmerston bei seinen Communicationen mit Hrn. Guizot über die Herausgebung der Asche Napoleons ihm den Kaisertitel gegeben habe. "Noch nie, setzt er hinzu, hatte bisher die englische Regierung diesen Titel anerkannt, selbst nicht in den Zeiten, wo Lord Palmerston wie jetzt Mitglied des Cabinets gewesen. Auch ist bekannt, daß die andern Mächte Bonaparte diesen Titel nahmen, als er nach St. Helena gebracht wurde." Alles dieß mag ganz wahr seyn; es kommt aber die Zeit, wo die Macht der Thatsachen den Sieg erhält, und wenn übrigens England für Napoleon den Kaisertitel nicht anerkannte, so hatte auch Kaiser Nikolaus damals seine Tochter noch nicht dem Sohne Eugens zur Gemahlin gegeben. Durch einen Beschluß vom 1 Jun. hat der Municipalrath von Mühlhausen, auf den Vorschlag des Hrn. Andreas Köchlin, Maire's dieser Stadt, eine Summe von 1000 Fr. bewilligt, indem Hr. Sergeant Talfourd in zwei besondern Motionen darauf antrug, daß Vincent in sein Gefängniß in Monmouth zurückgebracht, und Hr. O'Connor gleichfalls einem andern Gefängniß überantwortet werden möge. Doch nimmt er auf die Gegenbemerkungen des Hrn. Fox Maule, Lord John Russells und Sir Robert Peels, von denen namentlich letzterer ihm nachweist, daß sein Antrag eine Beeinträchtigung der Prärogative der Krone enthalte, beide Motionen zurück. Aus den Antworten Lord John Russells und Hrn. Fox Maule's erhellt, einmal, daß sich Vincent seine strengere Haft durch fortgesetztes Mitarbeiten an dem Western Agitator selbst zugezogen, und zweitens, daß die Beschwerden Hrn. O'Connors etwas übertrieben ausgefallen sind. Unterhaltend war bei dieser Gelegenheit die Rede des Hrn. Wakley, der, um zur mildern Behandlung Vincents durch Vergleich seines Verbrechens mit einem ähnlichen, aber viel milder bestraften aufzufordern, dem Haus eine vor zwanzig Jahren gethane revolutionäre Aeußerung eines der jetzigen Beamten der Schatzkammer (Sir Ch. Baring) ins Gedächtniß brachte, die derselbe mit kurzem Gefängniß büßte, nämlich folgende Aeußerung: „was kann das Volk von England abhalten sich in jenes Haus zu drängen, die Glieder desselben bei ihren Ohren – ihren langen Ohren – zu fassen und sie in die Themse zu schmeißen, um dann die Thore des Hauses zu verschließen?“ – Das Haus trennte sich um halb 2 Uhr, nachdem es sich bis Donnerstag vertagt hatte. Bei der Wahl für Cockermouth hat der ministerielle Candidat, Hr. Horsman, über den torystischen General Wyndham, mit 117 gegen 91 Stimmen den Sieg davon getragen. (Hr. Horsman hatte sich bekanntlich wegen seiner Erhebung zu einem der Lords der Schatzkammer einer neuen Wahl unterwerfen müssen.) Für die Verbreitung des Evangeliums in den schottischen Hochlanden hat die Königin ein Geschenk von 2000 Pf. St. bewilligt. Die Aeltesten der Judengemeinde von Portsea hatten sich an Lord Palmerston um seine Verwendung für ihre unglücklichen Brüder im Orient gewendet. Der Globe theilt folgende Antwort mit, die ihnen der Minister durch seinen Secretär zufertigen ließ: „Meine Herren, ich bin von Lord Palmerston angewiesen, Ihnen in Entgegnung auf Ihr Schreiben vom 4 Mai bekannt zu machen, daß Se. Herrlichkeit bereits den brittischen Botschafter in Konstantinopel und den brittischen Agenten und Generalconsul in Aegypten beauftragt, jeder für sich der Pforte und Mehemed Ali Vorstellungen wegen der Verfolgungen zu machen, denen sich die Juden zu Rhodus und Damaskus jüngst ausgesetzt sahen.“ Die englischen Blätter enthielten vorgestern eine von Paris aus (vom 30 Mai) mitgetheilte, angeblich officielle telegraphische Nachricht über den Tod Sr. Maj. des Königs von Preußen, in der sogar die nähern Umstände dieses bekanntlich noch keineswegs eingetretenen traurigen Falles aufs genaueste beschrieben sind. „Die Annäherung seines Todes fühlend“ – sagt der Bericht – „wünschte der König seine Armee noch einmal, zum letztenmal, vor sich defiliren zu sehen, und ließ deßhalb sein Bett vor einem so gestellten Spiegel tragen, daß er darin den Widerschein der auf der Straße vorübermarschirenden Truppen Mann für Mann ins Auge fassen konnte; auf solche Weise nahm er von seinem Heere den letzten Abschied. Unmittelbar nach dieser Ceremonie legte er seine königliche Macht in die Hände seines Sohnes nieder, und hauchte Tags darauf sein Leben aus.“ Frankreich. Paris, 6 Jun. (Temps.) Man hat beschlossen, den Gegenadmiral Dupotet unter dem Oberbefehl des Viceadmirals Baudin zu lassen, der das Commando der Expedition gegen Buenos-Ayres übernehmen wird. Sonst würde diese Ernennung den Schein einer Ungnade für Hrn. Dupotet haben. Es hieß, Admiral Baudin, an dessen Instructionen gegenwärtig gearbeitet wird, wünsche 3000 Mann Landungstruppen mitzunehmen, um desto kräftiger im Fall der Verweigerung der von ihm angetragenen Bedingungen auftreten zu können. [irrelevantes Material] Die Deputirtenkammer kam am 6 Jun. mit Erörterung des Budgets der öffentlichen Arbeiten zu Ende, und begann dann die Erörterung des Budgets des Kriegsministeriums. Dem Capitole zufolge haben schon mehr als 200 Deputirte am 4 und 5 Mai ihre Plätze auf den verschiedenen Postwägen vom 18 bis 22 Jun. bestellt, was beweise, daß die Session längstens am 20 zu Ende gehen werde. [irrelevantes Material] Die Pairskammer beendigte am 6 Jun. die Erörterung über die definitive Anordnung des Budgets von 1837 und nahm es mit 109 weißen gegen 3 schwarze Kugeln an. Der Kanzler verlas hierauf den Gesetzesentwurf, die Abholung der sterblichen Reste Napoleons von St. Helena betreffend. Die Artikel erhielten ohne Erörterung die Zustimmung der Kammer. Im Scrutin ward der Gesetzesentwurf mit 117 weißen gegen 3 schwarze Kugel angenommen. General Bertrand hat am 5 Jun. dem Municipalrath von Paris das Necessaire en vermeil verehrt, welches ihm der Kaiser Napoleon am Morgen des Tags seiner Abreise von Fontainebleau nach der Insel Elba geschenkt hatte. Die Stadt Paris wird dieses Geschenk in einem der großen Säle des Neubaues des Rathhauses aufbewahren. (Courrier français.) Bekanntlich hatte die Familie Napoleons einige Ansprüche auf seine Waffen gemacht. Der Graf Survilliers hat dem Marschall Moncey geschrieben, daß er den Grafen Bertrand angewiesen habe, den Degen des Kaisers auf dessen Sarg niederzulegen; der Degen Napoleons kann aber Frankreich nicht im Namen der Familie des Kaisers zurückgegeben werden, denn wenn er sein Vermögen vermacht hat, so hat er seinen Ruhm nicht vermacht. Marschall Bertrand hat übrigens den Degen Napoleons vielmehr erobert, als aus dessen Händen empfangen. Bekanntlich ward dieser glorreiche Degen auf das Bett des Kaisers nach dessen Hinscheiden gelegt. Die Engländer wollten sich desselben bemächtigen, als General Bertrand durch eine fromme Täuschung seinen eigenen Degen dafür hinlegte. Der Degen Napoleons enthält mit goldenen Buchstaben auf der Klinge die Aufschrift: „Austerlitz, 2 Dec. 1805.“ Der Handgriff ist einfach, aber ganz von Gold. Drei antike Medaillen sind eingelegt, welche die Köpfe Hannibals, Cäsars und Alexanders vorstellen. (Commerce.) Der englische „Courier“ bemerkt, daß Lord Palmerston bei seinen Communicationen mit Hrn. Guizot über die Herausgebung der Asche Napoleons ihm den Kaisertitel gegeben habe. „Noch nie, setzt er hinzu, hatte bisher die englische Regierung diesen Titel anerkannt, selbst nicht in den Zeiten, wo Lord Palmerston wie jetzt Mitglied des Cabinets gewesen. Auch ist bekannt, daß die andern Mächte Bonaparte diesen Titel nahmen, als er nach St. Helena gebracht wurde.“ Alles dieß mag ganz wahr seyn; es kommt aber die Zeit, wo die Macht der Thatsachen den Sieg erhält, und wenn übrigens England für Napoleon den Kaisertitel nicht anerkannte, so hatte auch Kaiser Nikolaus damals seine Tochter noch nicht dem Sohne Eugens zur Gemahlin gegeben. Durch einen Beschluß vom 1 Jun. hat der Municipalrath von Mühlhausen, auf den Vorschlag des Hrn. 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Unterhaltend war bei dieser Gelegenheit die Rede des Hrn. <hi rendition="#g">Wakley</hi>, der, um zur mildern Behandlung Vincents durch Vergleich seines Verbrechens mit einem ähnlichen, aber viel milder bestraften aufzufordern, dem Haus eine vor zwanzig Jahren gethane revolutionäre Aeußerung eines der jetzigen Beamten der Schatzkammer (Sir Ch. Baring) ins Gedächtniß brachte, die derselbe mit kurzem Gefängniß büßte, nämlich folgende Aeußerung: „was kann das Volk von England abhalten sich in jenes Haus zu drängen, die Glieder desselben bei ihren Ohren – ihren langen Ohren – zu fassen und sie in die Themse zu schmeißen, um dann die Thore des Hauses zu verschließen?“ – Das Haus trennte sich um halb 2 Uhr, nachdem es sich bis Donnerstag vertagt hatte.</p><lb/> <p>Bei der Wahl für Cockermouth hat der ministerielle Candidat, Hr. Horsman, über den torystischen General Wyndham, mit 117 gegen 91 Stimmen den Sieg davon getragen. (Hr. 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Herrlichkeit bereits den brittischen Botschafter in Konstantinopel und den brittischen Agenten und Generalconsul in Aegypten beauftragt, jeder für sich der Pforte und Mehemed Ali Vorstellungen wegen der Verfolgungen zu machen, denen sich die Juden zu Rhodus und Damaskus jüngst ausgesetzt sahen.“</p><lb/> <p>Die englischen Blätter enthielten vorgestern eine von Paris aus (vom 30 Mai) mitgetheilte, angeblich officielle telegraphische Nachricht über den Tod Sr. Maj. des Königs von Preußen, in der sogar die nähern Umstände dieses bekanntlich noch keineswegs eingetretenen traurigen Falles aufs genaueste beschrieben sind. „Die Annäherung seines Todes fühlend“ – sagt der Bericht – „wünschte der König seine Armee noch einmal, zum letztenmal, vor sich defiliren zu sehen, und ließ deßhalb sein Bett vor einem so gestellten Spiegel tragen, daß er darin den Widerschein der auf der Straße vorübermarschirenden Truppen Mann für Mann ins Auge fassen konnte; auf solche Weise nahm er von seinem Heere den letzten Abschied. 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Der Graf Survilliers hat dem Marschall Moncey geschrieben, daß er den Grafen Bertrand angewiesen habe, den Degen des Kaisers auf dessen Sarg niederzulegen; der Degen Napoleons kann aber Frankreich nicht im Namen der Familie des Kaisers zurückgegeben werden, denn wenn er sein Vermögen vermacht hat, so hat er seinen Ruhm nicht vermacht. Marschall Bertrand hat übrigens den Degen Napoleons vielmehr erobert, als aus dessen Händen empfangen. Bekanntlich ward dieser glorreiche Degen auf das Bett des Kaisers nach dessen Hinscheiden gelegt. Die Engländer wollten sich desselben bemächtigen, als General Bertrand durch eine fromme Täuschung seinen eigenen Degen dafür hinlegte. Der Degen Napoleons enthält mit goldenen Buchstaben auf der Klinge die Aufschrift: „Austerlitz, 2 Dec. 1805.“ Der Handgriff ist einfach, aber ganz von Gold. Drei antike Medaillen sind eingelegt, welche die Köpfe Hannibals, Cäsars und Alexanders vorstellen.</p><lb/> <p>(<hi rendition="#g">Commerce</hi>.) Der englische „Courier“ bemerkt, daß Lord Palmerston bei seinen Communicationen mit Hrn. Guizot über die Herausgebung der Asche Napoleons ihm den Kaisertitel gegeben habe. „Noch nie, setzt er hinzu, hatte bisher die englische Regierung diesen Titel anerkannt, selbst nicht in den Zeiten, wo Lord Palmerston wie jetzt Mitglied des Cabinets gewesen. Auch ist bekannt, daß die andern Mächte Bonaparte diesen Titel nahmen, als er nach St. Helena gebracht wurde.“ Alles dieß mag ganz wahr seyn; es kommt aber die Zeit, wo die Macht der Thatsachen den Sieg erhält, und wenn übrigens England für Napoleon den Kaisertitel nicht anerkannte, so hatte auch Kaiser Nikolaus damals seine Tochter noch nicht dem Sohne Eugens zur Gemahlin gegeben.</p><lb/> <p>Durch einen Beschluß vom 1 Jun. hat der Municipalrath von Mühlhausen, auf den Vorschlag des Hrn. Andreas Köchlin, Maire's dieser Stadt, eine Summe von 1000 Fr. bewilligt,<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [1299/0003]
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Bei der Wahl für Cockermouth hat der ministerielle Candidat, Hr. Horsman, über den torystischen General Wyndham, mit 117 gegen 91 Stimmen den Sieg davon getragen. (Hr. Horsman hatte sich bekanntlich wegen seiner Erhebung zu einem der Lords der Schatzkammer einer neuen Wahl unterwerfen müssen.)
Für die Verbreitung des Evangeliums in den schottischen Hochlanden hat die Königin ein Geschenk von 2000 Pf. St. bewilligt.
Die Aeltesten der Judengemeinde von Portsea hatten sich an Lord Palmerston um seine Verwendung für ihre unglücklichen Brüder im Orient gewendet. Der Globe theilt folgende Antwort mit, die ihnen der Minister durch seinen Secretär zufertigen ließ: „Meine Herren, ich bin von Lord Palmerston angewiesen, Ihnen in Entgegnung auf Ihr Schreiben vom 4 Mai bekannt zu machen, daß Se. Herrlichkeit bereits den brittischen Botschafter in Konstantinopel und den brittischen Agenten und Generalconsul in Aegypten beauftragt, jeder für sich der Pforte und Mehemed Ali Vorstellungen wegen der Verfolgungen zu machen, denen sich die Juden zu Rhodus und Damaskus jüngst ausgesetzt sahen.“
Die englischen Blätter enthielten vorgestern eine von Paris aus (vom 30 Mai) mitgetheilte, angeblich officielle telegraphische Nachricht über den Tod Sr. Maj. des Königs von Preußen, in der sogar die nähern Umstände dieses bekanntlich noch keineswegs eingetretenen traurigen Falles aufs genaueste beschrieben sind. „Die Annäherung seines Todes fühlend“ – sagt der Bericht – „wünschte der König seine Armee noch einmal, zum letztenmal, vor sich defiliren zu sehen, und ließ deßhalb sein Bett vor einem so gestellten Spiegel tragen, daß er darin den Widerschein der auf der Straße vorübermarschirenden Truppen Mann für Mann ins Auge fassen konnte; auf solche Weise nahm er von seinem Heere den letzten Abschied. Unmittelbar nach dieser Ceremonie legte er seine königliche Macht in die Hände seines Sohnes nieder, und hauchte Tags darauf sein Leben aus.“
Frankreich.
_ Paris, 6 Jun. (Temps.) Man hat beschlossen, den Gegenadmiral Dupotet unter dem Oberbefehl des Viceadmirals Baudin zu lassen, der das Commando der Expedition gegen Buenos-Ayres übernehmen wird. Sonst würde diese Ernennung den Schein einer Ungnade für Hrn. Dupotet haben. Es hieß, Admiral Baudin, an dessen Instructionen gegenwärtig gearbeitet wird, wünsche 3000 Mann Landungstruppen mitzunehmen, um desto kräftiger im Fall der Verweigerung der von ihm angetragenen Bedingungen auftreten zu können.
_ Die Deputirtenkammer kam am 6 Jun. mit Erörterung des Budgets der öffentlichen Arbeiten zu Ende, und begann dann die Erörterung des Budgets des Kriegsministeriums.
Dem Capitole zufolge haben schon mehr als 200 Deputirte am 4 und 5 Mai ihre Plätze auf den verschiedenen Postwägen vom 18 bis 22 Jun. bestellt, was beweise, daß die Session längstens am 20 zu Ende gehen werde.
_ Die Pairskammer beendigte am 6 Jun. die Erörterung über die definitive Anordnung des Budgets von 1837 und nahm es mit 109 weißen gegen 3 schwarze Kugeln an. Der Kanzler verlas hierauf den Gesetzesentwurf, die Abholung der sterblichen Reste Napoleons von St. Helena betreffend. Die Artikel erhielten ohne Erörterung die Zustimmung der Kammer. Im Scrutin ward der Gesetzesentwurf mit 117 weißen gegen 3 schwarze Kugel angenommen.
General Bertrand hat am 5 Jun. dem Municipalrath von Paris das Necessaire en vermeil verehrt, welches ihm der Kaiser Napoleon am Morgen des Tags seiner Abreise von Fontainebleau nach der Insel Elba geschenkt hatte. Die Stadt Paris wird dieses Geschenk in einem der großen Säle des Neubaues des Rathhauses aufbewahren.
(Courrier français.) Bekanntlich hatte die Familie Napoleons einige Ansprüche auf seine Waffen gemacht. Der Graf Survilliers hat dem Marschall Moncey geschrieben, daß er den Grafen Bertrand angewiesen habe, den Degen des Kaisers auf dessen Sarg niederzulegen; der Degen Napoleons kann aber Frankreich nicht im Namen der Familie des Kaisers zurückgegeben werden, denn wenn er sein Vermögen vermacht hat, so hat er seinen Ruhm nicht vermacht. Marschall Bertrand hat übrigens den Degen Napoleons vielmehr erobert, als aus dessen Händen empfangen. Bekanntlich ward dieser glorreiche Degen auf das Bett des Kaisers nach dessen Hinscheiden gelegt. Die Engländer wollten sich desselben bemächtigen, als General Bertrand durch eine fromme Täuschung seinen eigenen Degen dafür hinlegte. Der Degen Napoleons enthält mit goldenen Buchstaben auf der Klinge die Aufschrift: „Austerlitz, 2 Dec. 1805.“ Der Handgriff ist einfach, aber ganz von Gold. Drei antike Medaillen sind eingelegt, welche die Köpfe Hannibals, Cäsars und Alexanders vorstellen.
(Commerce.) Der englische „Courier“ bemerkt, daß Lord Palmerston bei seinen Communicationen mit Hrn. Guizot über die Herausgebung der Asche Napoleons ihm den Kaisertitel gegeben habe. „Noch nie, setzt er hinzu, hatte bisher die englische Regierung diesen Titel anerkannt, selbst nicht in den Zeiten, wo Lord Palmerston wie jetzt Mitglied des Cabinets gewesen. Auch ist bekannt, daß die andern Mächte Bonaparte diesen Titel nahmen, als er nach St. Helena gebracht wurde.“ Alles dieß mag ganz wahr seyn; es kommt aber die Zeit, wo die Macht der Thatsachen den Sieg erhält, und wenn übrigens England für Napoleon den Kaisertitel nicht anerkannte, so hatte auch Kaiser Nikolaus damals seine Tochter noch nicht dem Sohne Eugens zur Gemahlin gegeben.
Durch einen Beschluß vom 1 Jun. hat der Municipalrath von Mühlhausen, auf den Vorschlag des Hrn. Andreas Köchlin, Maire's dieser Stadt, eine Summe von 1000 Fr. bewilligt,
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(2016-06-28T11:37:15Z)
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Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-06-28T11:37:15Z)
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