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Allgemeine Zeitung. Nr. 164. Augsburg, 12. Juni 1840.

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Augsburger Allgemeine Zeitung.
Mit allerhöchsten Privilegien.
Freitag
Nr. 164.
12 Juni 1840.
Spanien.

Aus der Mancha, aus Guadalaxara und Cuenca lauten die Berichte kläglich. Das Land wimmelt dort mehr als je von Carlistischen Banden. Der Bluthund Marconnel - Exgouverneur von Cantavieja, wo er die letzte Zeit über zur Kurzweil noch eine gute Zahl Köpfe abschneiden ließ - hatte sich wieder von Balmaseda getrennt, und zog den 24 Mai an der Spitze von 1000 Mann durch Ademuz Cannete zu. Die meisten Dörfer der Mosquerela standen unter Waffen und waren zu verzweifeltem Widerstand gegen die Banditen entschlossen. Der General Concha war den 23, wie es heißt auf höhern Befehl, mit den Bataillonen Plasencia, Lugo, dem dritten der Reserve und dem dritten leichten Cavallerieregiment wieder nach Cuenca zurückgekommen. Tags darauf folgte das Bat. von Ceuta, das Provincialbataillon von Sevilla und der Rest der Cavallerie. Die zum Transport der Lebensmittel u. s. w. zahlreich versammelten Vorspannskarren wurden sämmtlich wieder entlassen. So ist denn jede Unternehmung gegen Beteta wieder aufgegeben, und das Land von neuem allen Schrecknissen der Raubzüge der Rebellen preisgegeben. Am 24 Mai kam eine Rotte dieser Unholde auf den Fersen der Christinos bis auf eine halbe Stunde von Cuenca und trieb alle Heerden, die sie auf ihrer Straße fand, mit sich fort. Ein Bataillon liegt noch im festen Dorfe Cannamares, um die Besatzung von Beteta einigermaßen im Zaum zu halten; 3 Bataillone und 400 Pferde sollen zu gleichem Zweck in Valdeslivas stehen. Dieser unerwartete Rückzug hat allenthalben Muthlosigkeit und Bestürzung verbreitet. Den 25 brach General Concha an der Spitze einer Brigade in der Richtung von Campillo auf, wo eine Bande von 200 Mann zu Fuß und 5 bis 600 Reitern, meist Aragonier, ihr Unwesen treibt. Viele glauben, daß die ganze Bewegung des Generals durch die Nothwendigkeit, die Straße nach Valencia während der Reise Ihrer Majestäten zu decken, veranlaßt sey, und hoffen, daß in diesem Falle die Operationen gegen Beteta nach 8 bis 14 Tagen wieder frisch beginnen dürften. Bei einem neulichen Gefechte bei Tramacartilla, in den Bergen von Albarracin, das der Commandant Rico mit 150 Reitern gegen ein Bataillon Guiden bestand, fiel ihm ein Officier, Namens Manuel Gonzalez, in die Hände, der allein seit vier Wochen in den nahen Dorfschaften über 18,000 Piaster erpreßt hatte.

Nicht am 29 Mai, wie uns der Te legraph meldete, sondern am 30 ergab sich Morella. Glockengeläute verkündete vorgestern zu Irun vom frühen Morgen an die glückliche Botschaft. Um 10 Uhr war Tedeum, alle Balcone und Fenster waren festlich geschmückt, Abends Tanz und Freudenfeuer. Das Treffen von la Cenia, worin O'Donnell Cabrera in die Flucht schlug, hatte am 22 statt. Ein Hauptmann, der Tags darauf, 23, mit 20 Mann zur Armee Espartero's überging, wo er sogleich mit seiner Mannschaft im Freicorps von Talanguer eingereiht wurde, berichtete, daß die Gesammtmacht Cabrera's noch aus den Trümmern 41 verschiedener Bataillone (aus Aragonien, Valencia, Castilien, von Turia Mora und Tortosa) und 3 Regimentern zu Pferd (von Arago nien, Tortosa und Turia) nebst der Cavallerie Balmaseda's und Palillos', im Ganzen aus höchstens 6000 Mann bestehe. Während einige das Gerücht von Cabrera's Einschiffung und Flucht wiederholen, behaupten andere, er sey zum äußersten Widerstand entschlossen und fest entschieden, nicht nach Catalonien zurückzugehen. Ist dieß wirklich sein Vorsatz, so dürften seine Tage gezählt seyn, und er der Verfolgung der Generale O'Donnell und Zurbano, die ihn streng im Auge behalten, schwerlich entrinnen. Cabrera ist von einer seiner Schwestern begleitet; die andere hat sich mit dem Bischof von Orihuela durch Catalonien nach Frankreich geflüchtet. - Der Generalcommandant der Provinz Albacete holte am 24 Mai in der Gegend von Casa-Ibanez zwei feindliche Escadronen, die sich bis Fuente-Abella gewagt hatten, nach fünfstündiger Verfolgung ein, und schlug sie mit einem Verluste von 7 Todten, 6 Gefangenen und einer Beute von 6 Pferden, 250 Lastthieren, 200 Schafen und mehreren Wagen Getreide. Die Cavallerie der Besatzung von Cannete hat den Platz verlassen, und geht in der Umgegend auf Raub aus. Die Garnison ist dadurch bis auf 600 Mann geschmolzen. Die Junta der Rebellen hat sich ins Fort von Castiel zurückgezogen. Im Uebrigen aus Cuenca, Guadalaxara, Teruel und Molina nur endlose Berichte von Kreuz- und Querzügen der verschiedenen Banden, denen hoffentlich jetzt, wo Morella über, die Ankunft einer Division der Hauptarmee endlich ein Ziel setzen dürfte. Vielleicht bereitet sich auch im Stillen schon eine neue Convention von Bergara vor. - In Catalonien hielten die Carlisten am 29 Alpens, Rivas, Camp de Vanol und Ripoll besetzt, und begingen daselbst die empörendsten Ausschweifungen. Zu Campredon war man fortwährend in Angst vor einem Ueberfall. Ros d'Eroles hatte sich aus der Conque de Tremp zurückgezogen, man wußte nicht, ob er die


Augsburger Allgemeine Zeitung.
Mit allerhöchsten Privilegien.
Freitag
Nr. 164.
12 Juni 1840.
Spanien.

Aus der Mancha, aus Guadalaxara und Cuenca lauten die Berichte kläglich. Das Land wimmelt dort mehr als je von Carlistischen Banden. Der Bluthund Marconnel – Exgouverneur von Cantavieja, wo er die letzte Zeit über zur Kurzweil noch eine gute Zahl Köpfe abschneiden ließ – hatte sich wieder von Balmaseda getrennt, und zog den 24 Mai an der Spitze von 1000 Mann durch Ademuz Cañete zu. Die meisten Dörfer der Mosquerela standen unter Waffen und waren zu verzweifeltem Widerstand gegen die Banditen entschlossen. Der General Concha war den 23, wie es heißt auf höhern Befehl, mit den Bataillonen Plasencia, Lugo, dem dritten der Reserve und dem dritten leichten Cavallerieregiment wieder nach Cuenca zurückgekommen. Tags darauf folgte das Bat. von Ceuta, das Provincialbataillon von Sevilla und der Rest der Cavallerie. Die zum Transport der Lebensmittel u. s. w. zahlreich versammelten Vorspannskarren wurden sämmtlich wieder entlassen. So ist denn jede Unternehmung gegen Beteta wieder aufgegeben, und das Land von neuem allen Schrecknissen der Raubzüge der Rebellen preisgegeben. Am 24 Mai kam eine Rotte dieser Unholde auf den Fersen der Christinos bis auf eine halbe Stunde von Cuenca und trieb alle Heerden, die sie auf ihrer Straße fand, mit sich fort. Ein Bataillon liegt noch im festen Dorfe Cañamares, um die Besatzung von Beteta einigermaßen im Zaum zu halten; 3 Bataillone und 400 Pferde sollen zu gleichem Zweck in Valdeslivas stehen. Dieser unerwartete Rückzug hat allenthalben Muthlosigkeit und Bestürzung verbreitet. Den 25 brach General Concha an der Spitze einer Brigade in der Richtung von Campillo auf, wo eine Bande von 200 Mann zu Fuß und 5 bis 600 Reitern, meist Aragonier, ihr Unwesen treibt. Viele glauben, daß die ganze Bewegung des Generals durch die Nothwendigkeit, die Straße nach Valencia während der Reise Ihrer Majestäten zu decken, veranlaßt sey, und hoffen, daß in diesem Falle die Operationen gegen Beteta nach 8 bis 14 Tagen wieder frisch beginnen dürften. Bei einem neulichen Gefechte bei Tramacartilla, in den Bergen von Albarracin, das der Commandant Rico mit 150 Reitern gegen ein Bataillon Guiden bestand, fiel ihm ein Officier, Namens Manuel Gonzalez, in die Hände, der allein seit vier Wochen in den nahen Dorfschaften über 18,000 Piaster erpreßt hatte.

Nicht am 29 Mai, wie uns der Te legraph meldete, sondern am 30 ergab sich Morella. Glockengeläute verkündete vorgestern zu Irun vom frühen Morgen an die glückliche Botschaft. Um 10 Uhr war Tedeum, alle Balcone und Fenster waren festlich geschmückt, Abends Tanz und Freudenfeuer. Das Treffen von la Cenia, worin O'Donnell Cabrera in die Flucht schlug, hatte am 22 statt. Ein Hauptmann, der Tags darauf, 23, mit 20 Mann zur Armee Espartero's überging, wo er sogleich mit seiner Mannschaft im Freicorps von Talanguer eingereiht wurde, berichtete, daß die Gesammtmacht Cabrera's noch aus den Trümmern 41 verschiedener Bataillone (aus Aragonien, Valencia, Castilien, von Turia Mora und Tortosa) und 3 Regimentern zu Pferd (von Arago nien, Tortosa und Turia) nebst der Cavallerie Balmaseda's und Palillos', im Ganzen aus höchstens 6000 Mann bestehe. Während einige das Gerücht von Cabrera's Einschiffung und Flucht wiederholen, behaupten andere, er sey zum äußersten Widerstand entschlossen und fest entschieden, nicht nach Catalonien zurückzugehen. Ist dieß wirklich sein Vorsatz, so dürften seine Tage gezählt seyn, und er der Verfolgung der Generale O'Donnell und Zurbano, die ihn streng im Auge behalten, schwerlich entrinnen. Cabrera ist von einer seiner Schwestern begleitet; die andere hat sich mit dem Bischof von Orihuela durch Catalonien nach Frankreich geflüchtet. – Der Generalcommandant der Provinz Albacete holte am 24 Mai in der Gegend von Casa-Ibanez zwei feindliche Escadronen, die sich bis Fuente-Abella gewagt hatten, nach fünfstündiger Verfolgung ein, und schlug sie mit einem Verluste von 7 Todten, 6 Gefangenen und einer Beute von 6 Pferden, 250 Lastthieren, 200 Schafen und mehreren Wagen Getreide. Die Cavallerie der Besatzung von Cañete hat den Platz verlassen, und geht in der Umgegend auf Raub aus. Die Garnison ist dadurch bis auf 600 Mann geschmolzen. Die Junta der Rebellen hat sich ins Fort von Castiel zurückgezogen. Im Uebrigen aus Cuenca, Guadalaxara, Teruel und Molina nur endlose Berichte von Kreuz- und Querzügen der verschiedenen Banden, denen hoffentlich jetzt, wo Morella über, die Ankunft einer Division der Hauptarmee endlich ein Ziel setzen dürfte. Vielleicht bereitet sich auch im Stillen schon eine neue Convention von Bergara vor. – In Catalonien hielten die Carlisten am 29 Alpens, Rivas, Camp de Vanol und Ripoll besetzt, und begingen daselbst die empörendsten Ausschweifungen. Zu Campredon war man fortwährend in Angst vor einem Ueberfall. Ros d'Eroles hatte sich aus der Conque de Tremp zurückgezogen, man wußte nicht, ob er die

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[1305/0001] Augsburger Allgemeine Zeitung. Mit allerhöchsten Privilegien. Freitag Nr. 164. 12 Juni 1840. Spanien. _ Bordeaux, 4 Jun. Aus der Mancha, aus Guadalaxara und Cuenca lauten die Berichte kläglich. Das Land wimmelt dort mehr als je von Carlistischen Banden. Der Bluthund Marconnel – Exgouverneur von Cantavieja, wo er die letzte Zeit über zur Kurzweil noch eine gute Zahl Köpfe abschneiden ließ – hatte sich wieder von Balmaseda getrennt, und zog den 24 Mai an der Spitze von 1000 Mann durch Ademuz Cañete zu. Die meisten Dörfer der Mosquerela standen unter Waffen und waren zu verzweifeltem Widerstand gegen die Banditen entschlossen. Der General Concha war den 23, wie es heißt auf höhern Befehl, mit den Bataillonen Plasencia, Lugo, dem dritten der Reserve und dem dritten leichten Cavallerieregiment wieder nach Cuenca zurückgekommen. Tags darauf folgte das Bat. von Ceuta, das Provincialbataillon von Sevilla und der Rest der Cavallerie. Die zum Transport der Lebensmittel u. s. w. zahlreich versammelten Vorspannskarren wurden sämmtlich wieder entlassen. So ist denn jede Unternehmung gegen Beteta wieder aufgegeben, und das Land von neuem allen Schrecknissen der Raubzüge der Rebellen preisgegeben. Am 24 Mai kam eine Rotte dieser Unholde auf den Fersen der Christinos bis auf eine halbe Stunde von Cuenca und trieb alle Heerden, die sie auf ihrer Straße fand, mit sich fort. Ein Bataillon liegt noch im festen Dorfe Cañamares, um die Besatzung von Beteta einigermaßen im Zaum zu halten; 3 Bataillone und 400 Pferde sollen zu gleichem Zweck in Valdeslivas stehen. Dieser unerwartete Rückzug hat allenthalben Muthlosigkeit und Bestürzung verbreitet. Den 25 brach General Concha an der Spitze einer Brigade in der Richtung von Campillo auf, wo eine Bande von 200 Mann zu Fuß und 5 bis 600 Reitern, meist Aragonier, ihr Unwesen treibt. Viele glauben, daß die ganze Bewegung des Generals durch die Nothwendigkeit, die Straße nach Valencia während der Reise Ihrer Majestäten zu decken, veranlaßt sey, und hoffen, daß in diesem Falle die Operationen gegen Beteta nach 8 bis 14 Tagen wieder frisch beginnen dürften. Bei einem neulichen Gefechte bei Tramacartilla, in den Bergen von Albarracin, das der Commandant Rico mit 150 Reitern gegen ein Bataillon Guiden bestand, fiel ihm ein Officier, Namens Manuel Gonzalez, in die Hände, der allein seit vier Wochen in den nahen Dorfschaften über 18,000 Piaster erpreßt hatte. _ Bordeaux, 5 Jun. Nicht am 29 Mai, wie uns der Te legraph meldete, sondern am 30 ergab sich Morella. Glockengeläute verkündete vorgestern zu Irun vom frühen Morgen an die glückliche Botschaft. Um 10 Uhr war Tedeum, alle Balcone und Fenster waren festlich geschmückt, Abends Tanz und Freudenfeuer. Das Treffen von la Cenia, worin O'Donnell Cabrera in die Flucht schlug, hatte am 22 statt. Ein Hauptmann, der Tags darauf, 23, mit 20 Mann zur Armee Espartero's überging, wo er sogleich mit seiner Mannschaft im Freicorps von Talanguer eingereiht wurde, berichtete, daß die Gesammtmacht Cabrera's noch aus den Trümmern 41 verschiedener Bataillone (aus Aragonien, Valencia, Castilien, von Turia Mora und Tortosa) und 3 Regimentern zu Pferd (von Arago nien, Tortosa und Turia) nebst der Cavallerie Balmaseda's und Palillos', im Ganzen aus höchstens 6000 Mann bestehe. Während einige das Gerücht von Cabrera's Einschiffung und Flucht wiederholen, behaupten andere, er sey zum äußersten Widerstand entschlossen und fest entschieden, nicht nach Catalonien zurückzugehen. Ist dieß wirklich sein Vorsatz, so dürften seine Tage gezählt seyn, und er der Verfolgung der Generale O'Donnell und Zurbano, die ihn streng im Auge behalten, schwerlich entrinnen. Cabrera ist von einer seiner Schwestern begleitet; die andere hat sich mit dem Bischof von Orihuela durch Catalonien nach Frankreich geflüchtet. – Der Generalcommandant der Provinz Albacete holte am 24 Mai in der Gegend von Casa-Ibanez zwei feindliche Escadronen, die sich bis Fuente-Abella gewagt hatten, nach fünfstündiger Verfolgung ein, und schlug sie mit einem Verluste von 7 Todten, 6 Gefangenen und einer Beute von 6 Pferden, 250 Lastthieren, 200 Schafen und mehreren Wagen Getreide. Die Cavallerie der Besatzung von Cañete hat den Platz verlassen, und geht in der Umgegend auf Raub aus. Die Garnison ist dadurch bis auf 600 Mann geschmolzen. Die Junta der Rebellen hat sich ins Fort von Castiel zurückgezogen. Im Uebrigen aus Cuenca, Guadalaxara, Teruel und Molina nur endlose Berichte von Kreuz- und Querzügen der verschiedenen Banden, denen hoffentlich jetzt, wo Morella über, die Ankunft einer Division der Hauptarmee endlich ein Ziel setzen dürfte. Vielleicht bereitet sich auch im Stillen schon eine neue Convention von Bergara vor. – In Catalonien hielten die Carlisten am 29 Alpens, Rivas, Camp de Vanol und Ripoll besetzt, und begingen daselbst die empörendsten Ausschweifungen. Zu Campredon war man fortwährend in Angst vor einem Ueberfall. Ros d'Eroles hatte sich aus der Conque de Tremp zurückgezogen, man wußte nicht, ob er die

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Deutsches Textarchiv: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-06-28T11:37:15Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-06-28T11:37:15Z)

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 164. Augsburg, 12. Juni 1840, S. 1305. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_164_18400612/1>, abgerufen am 21.11.2024.