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Allgemeine Zeitung. Nr. 165. Augsburg, 13. Juni 1840.

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Tagen in den Kreisen der familiaires des Schlosses, z. B. des Hrn. Vatout, die Rede ist. Hiernach soll eine hohe Person das jetzige Cabinet durch die Doctrinärs unter dem Vorsitz des Marschall Soult zu ersetzen wünschen, und Guizot zum Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten berufen werden. Die dieser Tage nach London unternommene Reise des Hrn. Mallac, Privatsecretärs Hrn. Duchatels während seines Ministeriums des Innern, wird mit diesem Plane in Verbindung gesetzt. Hr. Thiers, heißt es ferner, habe, als er jene Verhältnisse erfuhr, den Versuch gemacht, ob der König noch auf eine von ihm vorgeschlagene Maaßregel von einiger Bedeutung eingehen werde, und so seyen jene Ordonnanzen von ihm zur höchsten Unterzeichnung vorgelegt worden. Diese Unterzeichnung kann jedoch, der Unbedeutenheit der Maaßregel halber, nicht als ein Beweis des fortwährenden Vertrauens in den Hrn. Conseilpräsidenten betrachtet werden. Die nächste Folge wird lehren, inwiefern jene Unterstellungen begründet sind.

Belgien.

Eine telegraphische Depesche meldet die glückliche Entbindung der Königin der Belgier mit einer Prinzessin in der Nacht vom 6 auf den 7 Jun. in dem Schlosse Laeken.

Niederlande.

In der Sitzung vom 5 Jun. kam endlich die Angelegenheit des Syndicats vor, und der Antrag der Regierung ward mit 41 Stimmen gegen 11 verworfen, obwohl der Minister eine lange Rede zur Vertheidigung sowohl des Entwurfs als des Syndicats im Allgemeinen hielt. Die eigentliche Frage war, ob das Syndicat jetzt oder erst später gegen den Herbst aufgehoben werden sollte. Die Regierung verlangte ersteres, die Mehrzahl der Kammer war für die Verschiebung. Beide hatten also ihre Rollen gewechselt, indem vorher die Regierung das Syndicat vertheidigte, und die Kammer es alsbald aufgehoben haben wollte. Die Erklärung des scheinbaren Widerspruchs liegt in den "Bedenken", welche die Centralabtheilung der Kammer schon am 1 Jun. vorgelegt hatte. Nach diesen Bedenken konnte man nichts Anderes als eine Verwerfung des Vorschlags erwarten, denn bei den Vorberathungen hatten sämmtliche Abtheilungen den Wunsch geäußert, die Sache aufs Spätjahr zu verschieben. Der Grund war hauptsächlich, daß man auch nach den neuen Aufklärungen der Regierung keine klarere Einsicht in den Stand der Sachen bekommen habe, daß man nicht wisse, warum früher 30 Millionen gefordert worden seyen, und zu welchen Zwecken man jetzt 12 1/2 Millionen verlange. Aus den Bedenken geht ferner hervor, daß das Syndicat die Mehrzahl seiner Verpflichtungen aus eigenen Mitteln bestreiten könne, und wenn die Regierung für einzelne besonders bezeichnete Gegenstände Geld von den Generalstaaten verlange, so werde dieß nicht verweigert werden, aber man sey nicht gemeint, Gelder zu verwilligen, ohne genau zu wissen, wozu sie verwendet würden, und mit einem Federstrich blindlings alle Rechnungen des Syndicats gutheißen. Dieß ist mit Einem Wort der alte Streit: die Regierung wollte alle alten Unregelmäßigkeiten mit einem Schleier decken, und die Kammer verlangt endlich klar zu sehen. Die Regierung berief sich auf die noch schwebenden Unterhandlungen mit Belgien, die Kammer aber meinte, wenn sich diese auch noch in die Länge zögen, so könne man immerhin den einzelnen Bedürfnissen des Syndicats, sobald die Forderungen specificirt würden, durch besondere Bewilligungen Genüge thun, und so löse sich dann das Syndicat allmählich von selbst auf. Diese Ansicht enthält eigentlich eine Rechtfertigung der Amtsthätigkeit des Syndicats, dessen einzelnen Mitgliedern man keineswegs mißtraut, und die Unterhandlungen mit Belgien können nur in sehr beschränktem Sinne die offene Darlegung der Sache hindern, weil dasselbe im Jahr 1829 noch unter dem vereinten Königreich Rechnung ablegte, und schon im Jahr 1830 die Verbindung mit Belgien factisch aufhörte. Die Niederlage, welche die Regierung in dieser Sache erlitt, ist ein harter Schlag für sie, und man sieht ihren weiteren Entschlüssen mit Verlangen entgegen. - In derselben Sitzung wurde noch von den HH. van Asch van Wyck, Sytzama und Corver Hooft ein Vorschlag gemacht zur Veränderung des Artikels 130 des Grundgesetzes, welcher die Wahlart nach Ritterschaft, Stadt und Land festsetzt. Die nähere Entwickelung dieses Vorschlags fand bei verschlossenen Thüren statt, und wie man behauptet, soll die Berathung in den Abtheilungen auf morgen (9 Jun.) festgestellt seyn.

Italien.

Der sogenannte Krieg zwischen England und Neapel wird nun wohl mit einem Coup de theatre endigen, indem man viel von einer fingirten Seeschlacht spricht, die Ende dieser Woche zwischen der hier stationirten englischen Flotte und den Schiffen Sr. Maj. in dem Golfe im Angesicht der Stadt gehalten werden soll. Der am letzten Sonnabend eingetretene Namenstag Sr. Maj. wurde sehr glänzend gefeiert. Die englischen und neapolitanischen Schiffe mit vielen Hunderten von Flaggen aller Nationen bis auf die höchsten Gipfel der Masten geziert, gewährten einen reizenden Anblick, der durch die seit längerer Zeit herrschende herrliche Witterung noch erhöht wurde. Ueber alle Beschreibung schön waren die Momente des Abfeuerns sämmtlicher Kanonen der Schiffe, wenn sich der blendend weiße Rauch mit den dunkelblauen Wellen mischte, und sich in einer majestätischen Säule in dem blauen durchsichtigen Aether verlor. - Zwanzig den englischen Schiffen angehörende Boote von gleicher Größe zu je zwanzig Ruderern mit ihren weißen Jacken und Strohhüten mit schwarzem Band veranstalteten ein Wettrennen vor der Stadt. Alle setzten sich zumal in Bewegung, und da drei davon sich zugleich dem Ziele näherten, so wiederholten solche den darauf folgenden Tag von neuem das Spiel, wobei sodann das Boot und die Matrosen des Linienschiffes Bellerophon den ersten Preis gewannen. - Die Wiedereröffnung des San Carlo am 30 Mai war höchst brillant. Man bemerkte hauptsächlich eine große Anzahl Seeofficiere in englischer und schottischer, theilweise sehr reicher Uniform. In einem eigens dazu componirten Singspiel wurde Sr. Maj. die übliche Huldigung dargebracht. In dem darauf folgenden neuen Ballet zeichnete sich eine Decoration, die berühmte blaue Grotte auf der Insel Capri vorstellend, durch die treue Nachahmung besonders aus.

Es heißt, der hier und bei der Schweiz accreditirte neapolitanische Gesandte, Commandeur D. Vincenzo Ramirez, sey an der Stelle des von Wien abgerufenen Marquis v. Gagliati zum Gesandten am kais. österreichischen Hofe ernannt worden.

Deutschland.

Das bevölkerte, gewerbfleißige, blühende Franken besitzt keine Steinkohlen und fühlt immer lebhafter das Bedürfniß eines billigen Brennmaterials, indem mit dem Holzverbrauch auch die Holzpreise mit jedem Jahr anwachsen. Ganz in seiner Nähe auf der böhmischen Gränze, besonders nach Eger hin, befinden sich aber die reichhaltigsten fast noch ganz intacten Steinkohlenflüsse, welche dieses kostbare Mineral zu den billigsten Preisen und in vorzüglichster Qualität liefern. Der Plan nun, Steinkohlen von der böhmischen Gränze nach dem Herzen Frankens bis an die Rednitz an

Tagen in den Kreisen der familiaires des Schlosses, z. B. des Hrn. Vatout, die Rede ist. Hiernach soll eine hohe Person das jetzige Cabinet durch die Doctrinärs unter dem Vorsitz des Marschall Soult zu ersetzen wünschen, und Guizot zum Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten berufen werden. Die dieser Tage nach London unternommene Reise des Hrn. Mallac, Privatsecretärs Hrn. Duchatels während seines Ministeriums des Innern, wird mit diesem Plane in Verbindung gesetzt. Hr. Thiers, heißt es ferner, habe, als er jene Verhältnisse erfuhr, den Versuch gemacht, ob der König noch auf eine von ihm vorgeschlagene Maaßregel von einiger Bedeutung eingehen werde, und so seyen jene Ordonnanzen von ihm zur höchsten Unterzeichnung vorgelegt worden. Diese Unterzeichnung kann jedoch, der Unbedeutenheit der Maaßregel halber, nicht als ein Beweis des fortwährenden Vertrauens in den Hrn. Conseilpräsidenten betrachtet werden. Die nächste Folge wird lehren, inwiefern jene Unterstellungen begründet sind.

Belgien.

Eine telegraphische Depesche meldet die glückliche Entbindung der Königin der Belgier mit einer Prinzessin in der Nacht vom 6 auf den 7 Jun. in dem Schlosse Laeken.

Niederlande.

In der Sitzung vom 5 Jun. kam endlich die Angelegenheit des Syndicats vor, und der Antrag der Regierung ward mit 41 Stimmen gegen 11 verworfen, obwohl der Minister eine lange Rede zur Vertheidigung sowohl des Entwurfs als des Syndicats im Allgemeinen hielt. Die eigentliche Frage war, ob das Syndicat jetzt oder erst später gegen den Herbst aufgehoben werden sollte. Die Regierung verlangte ersteres, die Mehrzahl der Kammer war für die Verschiebung. Beide hatten also ihre Rollen gewechselt, indem vorher die Regierung das Syndicat vertheidigte, und die Kammer es alsbald aufgehoben haben wollte. Die Erklärung des scheinbaren Widerspruchs liegt in den „Bedenken“, welche die Centralabtheilung der Kammer schon am 1 Jun. vorgelegt hatte. Nach diesen Bedenken konnte man nichts Anderes als eine Verwerfung des Vorschlags erwarten, denn bei den Vorberathungen hatten sämmtliche Abtheilungen den Wunsch geäußert, die Sache aufs Spätjahr zu verschieben. Der Grund war hauptsächlich, daß man auch nach den neuen Aufklärungen der Regierung keine klarere Einsicht in den Stand der Sachen bekommen habe, daß man nicht wisse, warum früher 30 Millionen gefordert worden seyen, und zu welchen Zwecken man jetzt 12 1/2 Millionen verlange. Aus den Bedenken geht ferner hervor, daß das Syndicat die Mehrzahl seiner Verpflichtungen aus eigenen Mitteln bestreiten könne, und wenn die Regierung für einzelne besonders bezeichnete Gegenstände Geld von den Generalstaaten verlange, so werde dieß nicht verweigert werden, aber man sey nicht gemeint, Gelder zu verwilligen, ohne genau zu wissen, wozu sie verwendet würden, und mit einem Federstrich blindlings alle Rechnungen des Syndicats gutheißen. Dieß ist mit Einem Wort der alte Streit: die Regierung wollte alle alten Unregelmäßigkeiten mit einem Schleier decken, und die Kammer verlangt endlich klar zu sehen. Die Regierung berief sich auf die noch schwebenden Unterhandlungen mit Belgien, die Kammer aber meinte, wenn sich diese auch noch in die Länge zögen, so könne man immerhin den einzelnen Bedürfnissen des Syndicats, sobald die Forderungen specificirt würden, durch besondere Bewilligungen Genüge thun, und so löse sich dann das Syndicat allmählich von selbst auf. Diese Ansicht enthält eigentlich eine Rechtfertigung der Amtsthätigkeit des Syndicats, dessen einzelnen Mitgliedern man keineswegs mißtraut, und die Unterhandlungen mit Belgien können nur in sehr beschränktem Sinne die offene Darlegung der Sache hindern, weil dasselbe im Jahr 1829 noch unter dem vereinten Königreich Rechnung ablegte, und schon im Jahr 1830 die Verbindung mit Belgien factisch aufhörte. Die Niederlage, welche die Regierung in dieser Sache erlitt, ist ein harter Schlag für sie, und man sieht ihren weiteren Entschlüssen mit Verlangen entgegen. – In derselben Sitzung wurde noch von den HH. van Asch van Wyck, Sytzama und Corver Hooft ein Vorschlag gemacht zur Veränderung des Artikels 130 des Grundgesetzes, welcher die Wahlart nach Ritterschaft, Stadt und Land festsetzt. Die nähere Entwickelung dieses Vorschlags fand bei verschlossenen Thüren statt, und wie man behauptet, soll die Berathung in den Abtheilungen auf morgen (9 Jun.) festgestellt seyn.

Italien.

Der sogenannte Krieg zwischen England und Neapel wird nun wohl mit einem Coup de théâtre endigen, indem man viel von einer fingirten Seeschlacht spricht, die Ende dieser Woche zwischen der hier stationirten englischen Flotte und den Schiffen Sr. Maj. in dem Golfe im Angesicht der Stadt gehalten werden soll. Der am letzten Sonnabend eingetretene Namenstag Sr. Maj. wurde sehr glänzend gefeiert. Die englischen und neapolitanischen Schiffe mit vielen Hunderten von Flaggen aller Nationen bis auf die höchsten Gipfel der Masten geziert, gewährten einen reizenden Anblick, der durch die seit längerer Zeit herrschende herrliche Witterung noch erhöht wurde. Ueber alle Beschreibung schön waren die Momente des Abfeuerns sämmtlicher Kanonen der Schiffe, wenn sich der blendend weiße Rauch mit den dunkelblauen Wellen mischte, und sich in einer majestätischen Säule in dem blauen durchsichtigen Aether verlor. – Zwanzig den englischen Schiffen angehörende Boote von gleicher Größe zu je zwanzig Ruderern mit ihren weißen Jacken und Strohhüten mit schwarzem Band veranstalteten ein Wettrennen vor der Stadt. Alle setzten sich zumal in Bewegung, und da drei davon sich zugleich dem Ziele näherten, so wiederholten solche den darauf folgenden Tag von neuem das Spiel, wobei sodann das Boot und die Matrosen des Linienschiffes Bellerophon den ersten Preis gewannen. – Die Wiedereröffnung des San Carlo am 30 Mai war höchst brillant. Man bemerkte hauptsächlich eine große Anzahl Seeofficiere in englischer und schottischer, theilweise sehr reicher Uniform. In einem eigens dazu componirten Singspiel wurde Sr. Maj. die übliche Huldigung dargebracht. In dem darauf folgenden neuen Ballet zeichnete sich eine Decoration, die berühmte blaue Grotte auf der Insel Capri vorstellend, durch die treue Nachahmung besonders aus.

Es heißt, der hier und bei der Schweiz accreditirte neapolitanische Gesandte, Commandeur D. Vincenzo Ramirez, sey an der Stelle des von Wien abgerufenen Marquis v. Gagliati zum Gesandten am kais. österreichischen Hofe ernannt worden.

Deutschland.

Das bevölkerte, gewerbfleißige, blühende Franken besitzt keine Steinkohlen und fühlt immer lebhafter das Bedürfniß eines billigen Brennmaterials, indem mit dem Holzverbrauch auch die Holzpreise mit jedem Jahr anwachsen. Ganz in seiner Nähe auf der böhmischen Gränze, besonders nach Eger hin, befinden sich aber die reichhaltigsten fast noch ganz intacten Steinkohlenflüsse, welche dieses kostbare Mineral zu den billigsten Preisen und in vorzüglichster Qualität liefern. Der Plan nun, Steinkohlen von der böhmischen Gränze nach dem Herzen Frankens bis an die Rednitz an

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[1317/0005] Tagen in den Kreisen der familiaires des Schlosses, z. B. des Hrn. Vatout, die Rede ist. Hiernach soll eine hohe Person das jetzige Cabinet durch die Doctrinärs unter dem Vorsitz des Marschall Soult zu ersetzen wünschen, und Guizot zum Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten berufen werden. Die dieser Tage nach London unternommene Reise des Hrn. Mallac, Privatsecretärs Hrn. Duchatels während seines Ministeriums des Innern, wird mit diesem Plane in Verbindung gesetzt. Hr. Thiers, heißt es ferner, habe, als er jene Verhältnisse erfuhr, den Versuch gemacht, ob der König noch auf eine von ihm vorgeschlagene Maaßregel von einiger Bedeutung eingehen werde, und so seyen jene Ordonnanzen von ihm zur höchsten Unterzeichnung vorgelegt worden. Diese Unterzeichnung kann jedoch, der Unbedeutenheit der Maaßregel halber, nicht als ein Beweis des fortwährenden Vertrauens in den Hrn. Conseilpräsidenten betrachtet werden. Die nächste Folge wird lehren, inwiefern jene Unterstellungen begründet sind. Belgien. Eine telegraphische Depesche meldet die glückliche Entbindung der Königin der Belgier mit einer Prinzessin in der Nacht vom 6 auf den 7 Jun. in dem Schlosse Laeken. Niederlande. _ Vom Niederrhein, 8 Junius. In der Sitzung vom 5 Jun. kam endlich die Angelegenheit des Syndicats vor, und der Antrag der Regierung ward mit 41 Stimmen gegen 11 verworfen, obwohl der Minister eine lange Rede zur Vertheidigung sowohl des Entwurfs als des Syndicats im Allgemeinen hielt. Die eigentliche Frage war, ob das Syndicat jetzt oder erst später gegen den Herbst aufgehoben werden sollte. Die Regierung verlangte ersteres, die Mehrzahl der Kammer war für die Verschiebung. Beide hatten also ihre Rollen gewechselt, indem vorher die Regierung das Syndicat vertheidigte, und die Kammer es alsbald aufgehoben haben wollte. Die Erklärung des scheinbaren Widerspruchs liegt in den „Bedenken“, welche die Centralabtheilung der Kammer schon am 1 Jun. vorgelegt hatte. Nach diesen Bedenken konnte man nichts Anderes als eine Verwerfung des Vorschlags erwarten, denn bei den Vorberathungen hatten sämmtliche Abtheilungen den Wunsch geäußert, die Sache aufs Spätjahr zu verschieben. Der Grund war hauptsächlich, daß man auch nach den neuen Aufklärungen der Regierung keine klarere Einsicht in den Stand der Sachen bekommen habe, daß man nicht wisse, warum früher 30 Millionen gefordert worden seyen, und zu welchen Zwecken man jetzt 12 1/2 Millionen verlange. Aus den Bedenken geht ferner hervor, daß das Syndicat die Mehrzahl seiner Verpflichtungen aus eigenen Mitteln bestreiten könne, und wenn die Regierung für einzelne besonders bezeichnete Gegenstände Geld von den Generalstaaten verlange, so werde dieß nicht verweigert werden, aber man sey nicht gemeint, Gelder zu verwilligen, ohne genau zu wissen, wozu sie verwendet würden, und mit einem Federstrich blindlings alle Rechnungen des Syndicats gutheißen. Dieß ist mit Einem Wort der alte Streit: die Regierung wollte alle alten Unregelmäßigkeiten mit einem Schleier decken, und die Kammer verlangt endlich klar zu sehen. Die Regierung berief sich auf die noch schwebenden Unterhandlungen mit Belgien, die Kammer aber meinte, wenn sich diese auch noch in die Länge zögen, so könne man immerhin den einzelnen Bedürfnissen des Syndicats, sobald die Forderungen specificirt würden, durch besondere Bewilligungen Genüge thun, und so löse sich dann das Syndicat allmählich von selbst auf. Diese Ansicht enthält eigentlich eine Rechtfertigung der Amtsthätigkeit des Syndicats, dessen einzelnen Mitgliedern man keineswegs mißtraut, und die Unterhandlungen mit Belgien können nur in sehr beschränktem Sinne die offene Darlegung der Sache hindern, weil dasselbe im Jahr 1829 noch unter dem vereinten Königreich Rechnung ablegte, und schon im Jahr 1830 die Verbindung mit Belgien factisch aufhörte. Die Niederlage, welche die Regierung in dieser Sache erlitt, ist ein harter Schlag für sie, und man sieht ihren weiteren Entschlüssen mit Verlangen entgegen. – In derselben Sitzung wurde noch von den HH. van Asch van Wyck, Sytzama und Corver Hooft ein Vorschlag gemacht zur Veränderung des Artikels 130 des Grundgesetzes, welcher die Wahlart nach Ritterschaft, Stadt und Land festsetzt. Die nähere Entwickelung dieses Vorschlags fand bei verschlossenen Thüren statt, und wie man behauptet, soll die Berathung in den Abtheilungen auf morgen (9 Jun.) festgestellt seyn. Italien. _ Neapel 2 Jun. Der sogenannte Krieg zwischen England und Neapel wird nun wohl mit einem Coup de théâtre endigen, indem man viel von einer fingirten Seeschlacht spricht, die Ende dieser Woche zwischen der hier stationirten englischen Flotte und den Schiffen Sr. Maj. in dem Golfe im Angesicht der Stadt gehalten werden soll. Der am letzten Sonnabend eingetretene Namenstag Sr. Maj. wurde sehr glänzend gefeiert. Die englischen und neapolitanischen Schiffe mit vielen Hunderten von Flaggen aller Nationen bis auf die höchsten Gipfel der Masten geziert, gewährten einen reizenden Anblick, der durch die seit längerer Zeit herrschende herrliche Witterung noch erhöht wurde. Ueber alle Beschreibung schön waren die Momente des Abfeuerns sämmtlicher Kanonen der Schiffe, wenn sich der blendend weiße Rauch mit den dunkelblauen Wellen mischte, und sich in einer majestätischen Säule in dem blauen durchsichtigen Aether verlor. – Zwanzig den englischen Schiffen angehörende Boote von gleicher Größe zu je zwanzig Ruderern mit ihren weißen Jacken und Strohhüten mit schwarzem Band veranstalteten ein Wettrennen vor der Stadt. Alle setzten sich zumal in Bewegung, und da drei davon sich zugleich dem Ziele näherten, so wiederholten solche den darauf folgenden Tag von neuem das Spiel, wobei sodann das Boot und die Matrosen des Linienschiffes Bellerophon den ersten Preis gewannen. – Die Wiedereröffnung des San Carlo am 30 Mai war höchst brillant. Man bemerkte hauptsächlich eine große Anzahl Seeofficiere in englischer und schottischer, theilweise sehr reicher Uniform. In einem eigens dazu componirten Singspiel wurde Sr. Maj. die übliche Huldigung dargebracht. In dem darauf folgenden neuen Ballet zeichnete sich eine Decoration, die berühmte blaue Grotte auf der Insel Capri vorstellend, durch die treue Nachahmung besonders aus. _ Turin, 5 Jun. Es heißt, der hier und bei der Schweiz accreditirte neapolitanische Gesandte, Commandeur D. Vincenzo Ramirez, sey an der Stelle des von Wien abgerufenen Marquis v. Gagliati zum Gesandten am kais. österreichischen Hofe ernannt worden. Deutschland. _ Aus Franken, 8 Jun. Das bevölkerte, gewerbfleißige, blühende Franken besitzt keine Steinkohlen und fühlt immer lebhafter das Bedürfniß eines billigen Brennmaterials, indem mit dem Holzverbrauch auch die Holzpreise mit jedem Jahr anwachsen. Ganz in seiner Nähe auf der böhmischen Gränze, besonders nach Eger hin, befinden sich aber die reichhaltigsten fast noch ganz intacten Steinkohlenflüsse, welche dieses kostbare Mineral zu den billigsten Preisen und in vorzüglichster Qualität liefern. Der Plan nun, Steinkohlen von der böhmischen Gränze nach dem Herzen Frankens bis an die Rednitz an

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 165. Augsburg, 13. Juni 1840, S. 1317. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_165_18400613/5>, abgerufen am 21.11.2024.