Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Allgemeine Zeitung. Nr. 170. Augsburg, 18. Juni 1840.

Bild:
<< vorherige Seite

würden. Trotz meiner dringendsten Bitten beharrte der König bei seinem Entschluß. Nachdem ich meinen Hauptzweck, die Vollziehung des letzten Willens des Kaisers erreicht hatte, und beruhigt war, diese Pflicht erfüllt zu haben, hatte ich nun keinen weitern Wunsch, als das zu thun, was ich als Ihnen angenehm vernommen hatte, und ich kann mit Wahrheit sagen, daß ich bei diesem Anlaß mit aufrichtigem Eifer zur Betreibung Ihrer Absichten gehandelt habe. Daß mir dieß nicht gelungen ist, war für mich ein wahrer Schmerz; diesen Schmerz empfinde ich noch jetzt, und werde ihn nach St. Helena mitnehmen. Der König hat mich gefragt, ob es mir nicht angemessener erscheinen würde, bis dahin, wo die Waffen auf den Sarg niedergelegt werden könnten, sie, statt sie verborgen zu halten, im Palast der Tuilerien zu deponiren. Er setzte hinzu, er glaube dieses Zeichen des Vertrauens für Alles, was er in dieser Sache gethan, verdient zu haben. Ich war derselben Ansicht, und die Waffen werden nun bei den Krondiamanten niedergelegt. Wenn eines der Resultate des großen Ereignisses, welches seit einigen Wochen die öffentliche Aufmerksamkeit beschäftigt, darin bestehen könnte, Ihnen die Thore des Vaterlandes zu öffnen, so wären meine innigsten Wünsche erfüllt, besonders wenn ich mir schmeicheln könnte, etwas dazu beigetragen zu haben. Geruhen Sie Hr. Graf mir Ihr Wohlwollen zu bewahren und meine tiefste Ehrfurcht zu genehmigen (Unterz.) Bertrand."

III. "London, 6 Junius. Der Tod Napoleons II endigte die Mission, welche Sie von dem Kaiser erhalten hatten, so wie die der andern Depositarien der Mobiliareffecten, die er seinem Sohne hinterließ. Sie waren mit den Waffen beauftragt; ich hielt es für angemessen, die verständigsten Männer zu Rath zu ziehen: alle waren der Ansicht, daß es der Familie Napoleons zur Ehre gereichen würde, der Nation dieselben als Opfer ihrer Huldigung auf einen öffentlichen Monumente, wie der Vendomesäule oder in dem Invalidenhotel darzubringen. Ich drückte diesen Gedanken in meinem Schreiben vom 28 August 1833 feierlich den ehrenwerthen Rechtsgelehrten aus, deren Ansicht ich mich anschloß, indem ich es für das höchste Glück erachtete, selbst in der Verbannung dem Vaterlande, dem wir Alles verdanken, noch einen Beweis der Hingebung geben zu können. Noch vor wenigen Tagen schrieben Sie mir: "Die Waffen des Kaisers werden dem Gouverneur der Invaliden überliefert werden, und Sie werden in dem, was ich noch weiter zu thun habe, meinen innigen Wunsch, Ihnen Genüge zu leisten, erkennen." Jetzt empfange ich Ihr Schreiben vom 4 Junius; dieses meldet mir, daß Sie das Gegentheil gethan haben: wie konnte ich eine solche Aenderung voraussehen? ... Ich verweise Sie auf Ihren Brief, wovon ich Ihnen hier eine Abschrift beilege. Wie sollte ich nicht gegen die neue, uns zugefügte Ungerechtigkeit protestiren und reclamiren? Wie soll man sich selbst und das Publicum überreden, daß die dem Namen der Familie des Kaisers zugefügte Beschimpfung das Werk eines so treuen Bürgers sey, wie des Großmarschalls des Palastes des Kaisers, meines Bruders? (Unterz.) Joseph Napoleon Bonaparte."

Das Commerce fügt bei: "Der General klagt sich sonach selbst an. Am 5 Mai feierliches Versprechen, die Waffen dem Gouverneur der Invaliden abzuliefern. Seit jenem Tage tausenderlei Umtriebe, ihn von Erfüllung seiner Verpflichtungen abwendig zu machen. Seine Redlichkeit empör sich dagegen, und er beharrt fortwährend auf dem Depot be den Invaliden im Namen der Familie. Weigerung und beleidigende Weigerung. "Ein Bourbon, ward gesagt, hat nichts von einem Bonaparte zu empfangen." Was brauchte es noch mehr, um den General zu belehren, und eine heilige Empfindlichkeit in ihm zu erwecken? Gerade aber da, wo er still hätte zurücktreten sollen, bleibt er, erniedrigt sich noch, und nimmt endlich die peinliche Bedingung an, sich einer ganzen Familie zu substituiren, und seinen Namen zu einer Insulte gegen sie herzugeben. Welcher Mißgriff! welche Demüthigung jenem hier wie zu einem Schauspiele versammelten Hof gegenüber! Doch, was liegt daran; diese Beraubung ist kein Geheimniß mehr. Man wird Mitleiden mit dem alten Manne fühlen, der sich mißbrauchen ließ, Sympathie für diejenigen, denen solchergestalt das Recht, über ein glorreiches Erbe zu verfügen, entzogen wurde. Welches Gefühl soll man aber für jene traurige Geschicklichkeit bewahren, welche Verbannung und Schwäche so gut ausbeutet?" (Mit Ausnahme des Capitole, beschäftigt sich kein weiteres Journal mit obiger Correspondenz, welche der National gar nicht in seine Spalten aufnimmt.)

Zu dem neulichen Schreiben Joseph Napoleons, worin er zwei Millionen nicht anerkannter Staatspapiere anbot, bemerkt die legitimistische France: "Diese neue Episode in dem napoleonischen Drama erweckt ernste Reflexionen. Sie vernichtet den letzten Zauber, der an dem Namen Bonaparte haftete, und schlägt dem Interesse dieser Erinnerung eine tödliche Wunde. Was brachte diese Familie, die wir vollgestopft mit französischem Gelde sehen, nach Frankreich, und was hat sie ihm gelassen? Was haben wir für den "Schweiß der Armen und das Blut der Tapfern," die durch diese Familie ausgebeutet wurden, erhalten? Nackt kamen sie von ihrer Insel und reich ausgestattet schifften sie wieder über den Ocean. Die Geschichte wird erzählen, in welcher Hülflosigkeit wir verlassen wurden. Der Graf von Survilliers öffnet nicht die Kisten seiner Ersparnisse, die für die gefallene Größe seiner Brüder aufbewahrt wurden, was er uns sagt - seine Anhäufung von Millionen zu Millionen ist hinreichend den esprit d'ordre zu zeigen, der vor der Katastrophe von 1815 herrschte. Ist es klug uns zu eröffnen, wie ungeheuer Bonaparte seine Taschen füllte, als er von uns ging? Könnte einer sinkenden Popularität ein schlechterer Dienst geleistet werden? Eine andere Familie kam auf den Thron von Frankreich; nicht eine von gestern her; groß, erlaucht, durch eine lange Reihe von Geschlechtern, sie brachte Frankreich eine reiche Mitgabe. Zu Gunsten Frankreichs gab sie ihre Privatdomänen auf und vermehrte den Staat mit mehreren schönen Provinzen. Freigebig vertheilte sie ihre Schätze unter die Armen, und als der Tag ihres Unglücks ankam, nahm sie den Stab der Verbannung, gleich einem Pilger, und nahm nichts mit als diesen Wanderstab. Ist es nothwendig, den Reichthum der einen mit der erhabenen Armuth der andern zu vergleichen? Die eine Familie nahm Alles, die andere gab Alles. Dennoch haben wir nie schmutzige Klagen von den Verbannten von Görz gehört, während die Millionen von St. Helena, Rom, den Vereinigten Staaten - von jedem Theil der Erde, wohin der Wechsel von 1815 die Reste des kaiserlichen Hauses trieb, frei anerkannt wurden. O Franzosen, wo ist euer gesunder Verstand!"

Der Advocat Patorni bei dem k. Gerichtshofe von Paris antwortet den auch von der Allg. Ztg. aufgenommenen Angaben des National in Betreff jener zwei Millionen, die Wahrheit sey folgende: "Im Augenblick der Abreise Napoleons nach Elba war man ihm für Rückstände der Civilliste 6,200,000 Fr., und den verschiedenen Mitgliedern seiner Familie für Rückstände von Dotationen 1,366,667 Fr. schuldig. Der Tractat von Fontainebleau garantirte förmlich die Zahlung dieser beiden Summen. Derselbe Tractat garantirte Napoleon zwei Millionen jährlich, und den verschiedenen Mitgliedern seiner

würden. Trotz meiner dringendsten Bitten beharrte der König bei seinem Entschluß. Nachdem ich meinen Hauptzweck, die Vollziehung des letzten Willens des Kaisers erreicht hatte, und beruhigt war, diese Pflicht erfüllt zu haben, hatte ich nun keinen weitern Wunsch, als das zu thun, was ich als Ihnen angenehm vernommen hatte, und ich kann mit Wahrheit sagen, daß ich bei diesem Anlaß mit aufrichtigem Eifer zur Betreibung Ihrer Absichten gehandelt habe. Daß mir dieß nicht gelungen ist, war für mich ein wahrer Schmerz; diesen Schmerz empfinde ich noch jetzt, und werde ihn nach St. Helena mitnehmen. Der König hat mich gefragt, ob es mir nicht angemessener erscheinen würde, bis dahin, wo die Waffen auf den Sarg niedergelegt werden könnten, sie, statt sie verborgen zu halten, im Palast der Tuilerien zu deponiren. Er setzte hinzu, er glaube dieses Zeichen des Vertrauens für Alles, was er in dieser Sache gethan, verdient zu haben. Ich war derselben Ansicht, und die Waffen werden nun bei den Krondiamanten niedergelegt. Wenn eines der Resultate des großen Ereignisses, welches seit einigen Wochen die öffentliche Aufmerksamkeit beschäftigt, darin bestehen könnte, Ihnen die Thore des Vaterlandes zu öffnen, so wären meine innigsten Wünsche erfüllt, besonders wenn ich mir schmeicheln könnte, etwas dazu beigetragen zu haben. Geruhen Sie Hr. Graf mir Ihr Wohlwollen zu bewahren und meine tiefste Ehrfurcht zu genehmigen (Unterz.) Bertrand.“

III. „London, 6 Junius. Der Tod Napoleons II endigte die Mission, welche Sie von dem Kaiser erhalten hatten, so wie die der andern Depositarien der Mobiliareffecten, die er seinem Sohne hinterließ. Sie waren mit den Waffen beauftragt; ich hielt es für angemessen, die verständigsten Männer zu Rath zu ziehen: alle waren der Ansicht, daß es der Familie Napoleons zur Ehre gereichen würde, der Nation dieselben als Opfer ihrer Huldigung auf einen öffentlichen Monumente, wie der Vendomesäule oder in dem Invalidenhotel darzubringen. Ich drückte diesen Gedanken in meinem Schreiben vom 28 August 1833 feierlich den ehrenwerthen Rechtsgelehrten aus, deren Ansicht ich mich anschloß, indem ich es für das höchste Glück erachtete, selbst in der Verbannung dem Vaterlande, dem wir Alles verdanken, noch einen Beweis der Hingebung geben zu können. Noch vor wenigen Tagen schrieben Sie mir: „Die Waffen des Kaisers werden dem Gouverneur der Invaliden überliefert werden, und Sie werden in dem, was ich noch weiter zu thun habe, meinen innigen Wunsch, Ihnen Genüge zu leisten, erkennen.“ Jetzt empfange ich Ihr Schreiben vom 4 Junius; dieses meldet mir, daß Sie das Gegentheil gethan haben: wie konnte ich eine solche Aenderung voraussehen? ... Ich verweise Sie auf Ihren Brief, wovon ich Ihnen hier eine Abschrift beilege. Wie sollte ich nicht gegen die neue, uns zugefügte Ungerechtigkeit protestiren und reclamiren? Wie soll man sich selbst und das Publicum überreden, daß die dem Namen der Familie des Kaisers zugefügte Beschimpfung das Werk eines so treuen Bürgers sey, wie des Großmarschalls des Palastes des Kaisers, meines Bruders? (Unterz.) Joseph Napoleon Bonaparte.“

Das Commerce fügt bei: „Der General klagt sich sonach selbst an. Am 5 Mai feierliches Versprechen, die Waffen dem Gouverneur der Invaliden abzuliefern. Seit jenem Tage tausenderlei Umtriebe, ihn von Erfüllung seiner Verpflichtungen abwendig zu machen. Seine Redlichkeit empör sich dagegen, und er beharrt fortwährend auf dem Depot be den Invaliden im Namen der Familie. Weigerung und beleidigende Weigerung. „Ein Bourbon, ward gesagt, hat nichts von einem Bonaparte zu empfangen.“ Was brauchte es noch mehr, um den General zu belehren, und eine heilige Empfindlichkeit in ihm zu erwecken? Gerade aber da, wo er still hätte zurücktreten sollen, bleibt er, erniedrigt sich noch, und nimmt endlich die peinliche Bedingung an, sich einer ganzen Familie zu substituiren, und seinen Namen zu einer Insulte gegen sie herzugeben. Welcher Mißgriff! welche Demüthigung jenem hier wie zu einem Schauspiele versammelten Hof gegenüber! Doch, was liegt daran; diese Beraubung ist kein Geheimniß mehr. Man wird Mitleiden mit dem alten Manne fühlen, der sich mißbrauchen ließ, Sympathie für diejenigen, denen solchergestalt das Recht, über ein glorreiches Erbe zu verfügen, entzogen wurde. Welches Gefühl soll man aber für jene traurige Geschicklichkeit bewahren, welche Verbannung und Schwäche so gut ausbeutet?“ (Mit Ausnahme des Capitole, beschäftigt sich kein weiteres Journal mit obiger Correspondenz, welche der National gar nicht in seine Spalten aufnimmt.)

Zu dem neulichen Schreiben Joseph Napoleons, worin er zwei Millionen nicht anerkannter Staatspapiere anbot, bemerkt die legitimistische France: „Diese neue Episode in dem napoleonischen Drama erweckt ernste Reflexionen. Sie vernichtet den letzten Zauber, der an dem Namen Bonaparte haftete, und schlägt dem Interesse dieser Erinnerung eine tödliche Wunde. Was brachte diese Familie, die wir vollgestopft mit französischem Gelde sehen, nach Frankreich, und was hat sie ihm gelassen? Was haben wir für den „Schweiß der Armen und das Blut der Tapfern,“ die durch diese Familie ausgebeutet wurden, erhalten? Nackt kamen sie von ihrer Insel und reich ausgestattet schifften sie wieder über den Ocean. Die Geschichte wird erzählen, in welcher Hülflosigkeit wir verlassen wurden. Der Graf von Survilliers öffnet nicht die Kisten seiner Ersparnisse, die für die gefallene Größe seiner Brüder aufbewahrt wurden, was er uns sagt – seine Anhäufung von Millionen zu Millionen ist hinreichend den esprit d'ordre zu zeigen, der vor der Katastrophe von 1815 herrschte. Ist es klug uns zu eröffnen, wie ungeheuer Bonaparte seine Taschen füllte, als er von uns ging? Könnte einer sinkenden Popularität ein schlechterer Dienst geleistet werden? Eine andere Familie kam auf den Thron von Frankreich; nicht eine von gestern her; groß, erlaucht, durch eine lange Reihe von Geschlechtern, sie brachte Frankreich eine reiche Mitgabe. Zu Gunsten Frankreichs gab sie ihre Privatdomänen auf und vermehrte den Staat mit mehreren schönen Provinzen. Freigebig vertheilte sie ihre Schätze unter die Armen, und als der Tag ihres Unglücks ankam, nahm sie den Stab der Verbannung, gleich einem Pilger, und nahm nichts mit als diesen Wanderstab. Ist es nothwendig, den Reichthum der einen mit der erhabenen Armuth der andern zu vergleichen? Die eine Familie nahm Alles, die andere gab Alles. Dennoch haben wir nie schmutzige Klagen von den Verbannten von Görz gehört, während die Millionen von St. Helena, Rom, den Vereinigten Staaten – von jedem Theil der Erde, wohin der Wechsel von 1815 die Reste des kaiserlichen Hauses trieb, frei anerkannt wurden. O Franzosen, wo ist euer gesunder Verstand!“

Der Advocat Patorni bei dem k. Gerichtshofe von Paris antwortet den auch von der Allg. Ztg. aufgenommenen Angaben des National in Betreff jener zwei Millionen, die Wahrheit sey folgende: „Im Augenblick der Abreise Napoleons nach Elba war man ihm für Rückstände der Civilliste 6,200,000 Fr., und den verschiedenen Mitgliedern seiner Familie für Rückstände von Dotationen 1,366,667 Fr. schuldig. Der Tractat von Fontainebleau garantirte förmlich die Zahlung dieser beiden Summen. Derselbe Tractat garantirte Napoleon zwei Millionen jährlich, und den verschiedenen Mitgliedern seiner

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0013" n="1357"/>
würden. Trotz meiner dringendsten Bitten beharrte der König bei seinem Entschluß. Nachdem ich meinen Hauptzweck, die Vollziehung des letzten Willens des Kaisers erreicht hatte, und beruhigt war, diese Pflicht erfüllt zu haben, hatte ich nun keinen weitern Wunsch, als das zu thun, was ich als Ihnen angenehm vernommen hatte, und ich kann mit Wahrheit sagen, daß ich bei diesem Anlaß mit aufrichtigem Eifer zur Betreibung Ihrer Absichten gehandelt habe. Daß mir dieß nicht gelungen ist, war für mich ein wahrer Schmerz; diesen Schmerz empfinde ich noch jetzt, und werde ihn nach St. Helena mitnehmen. Der König hat mich gefragt, ob es mir nicht angemessener erscheinen würde, bis dahin, wo die Waffen auf den Sarg niedergelegt werden könnten, sie, statt sie verborgen zu halten, im Palast der Tuilerien zu deponiren. Er setzte hinzu, er glaube dieses Zeichen des Vertrauens für Alles, was er in dieser Sache gethan, verdient zu haben. Ich war derselben Ansicht, und die Waffen werden nun bei den Krondiamanten niedergelegt. Wenn eines der Resultate des großen Ereignisses, welches seit einigen Wochen die öffentliche Aufmerksamkeit beschäftigt, darin bestehen könnte, Ihnen die Thore des Vaterlandes zu öffnen, so wären meine innigsten Wünsche erfüllt, besonders wenn ich mir schmeicheln könnte, etwas dazu beigetragen zu haben. Geruhen Sie Hr. Graf mir Ihr Wohlwollen zu bewahren und meine tiefste Ehrfurcht zu genehmigen (Unterz.) <hi rendition="#g">Bertrand</hi>.&#x201C;</p><lb/>
        <p>III. &#x201E;London, 6 Junius. Der Tod Napoleons II endigte die Mission, welche Sie von dem Kaiser erhalten hatten, so wie die der andern Depositarien der Mobiliareffecten, die er seinem Sohne hinterließ. Sie waren mit den Waffen beauftragt; ich hielt es für angemessen, die verständigsten Männer zu Rath zu ziehen: alle waren der Ansicht, daß es der Familie Napoleons zur Ehre gereichen würde, der Nation dieselben als Opfer ihrer Huldigung auf einen öffentlichen Monumente, wie der Vendomesäule oder in dem Invalidenhotel darzubringen. Ich drückte diesen Gedanken in meinem Schreiben vom 28 August 1833 feierlich den ehrenwerthen Rechtsgelehrten aus, deren Ansicht ich mich anschloß, indem ich es für das höchste Glück erachtete, selbst in der Verbannung dem Vaterlande, dem wir Alles verdanken, noch einen Beweis der Hingebung geben zu können. Noch vor wenigen Tagen schrieben Sie mir: &#x201E;Die Waffen des Kaisers werden dem Gouverneur der Invaliden überliefert werden, und Sie werden in dem, was ich noch weiter zu thun habe, meinen innigen Wunsch, Ihnen Genüge zu leisten, erkennen.&#x201C; Jetzt empfange ich Ihr Schreiben vom 4 Junius; dieses meldet mir, daß Sie das Gegentheil gethan haben: wie konnte ich eine solche Aenderung voraussehen? ... Ich verweise Sie auf Ihren Brief, wovon ich Ihnen hier eine Abschrift beilege. Wie sollte ich nicht gegen die neue, uns zugefügte Ungerechtigkeit protestiren und reclamiren? Wie soll man sich selbst und das Publicum überreden, daß die dem Namen der Familie des Kaisers zugefügte Beschimpfung das Werk eines so treuen Bürgers sey, wie des Großmarschalls des Palastes des Kaisers, meines Bruders? (Unterz.) <hi rendition="#g">Joseph Napoleon Bonaparte</hi>.&#x201C;</p><lb/>
        <p>Das <hi rendition="#g">Commerce</hi> fügt bei: &#x201E;Der General klagt sich sonach selbst an. Am 5 Mai feierliches Versprechen, die Waffen dem Gouverneur der Invaliden abzuliefern. Seit jenem Tage tausenderlei Umtriebe, ihn von Erfüllung seiner Verpflichtungen abwendig zu machen. Seine Redlichkeit empör sich dagegen, und er beharrt fortwährend auf dem Depot be den Invaliden im Namen der Familie. Weigerung und beleidigende Weigerung. &#x201E;Ein Bourbon, ward gesagt, hat nichts von einem Bonaparte zu empfangen.&#x201C; Was brauchte es noch mehr, um den General zu belehren, und eine heilige Empfindlichkeit in ihm zu erwecken? Gerade aber da, wo er still hätte zurücktreten sollen, bleibt er, erniedrigt sich noch, und nimmt endlich die peinliche Bedingung an, sich einer ganzen Familie zu substituiren, und seinen Namen zu einer Insulte gegen sie herzugeben. Welcher Mißgriff! welche Demüthigung jenem hier wie zu einem Schauspiele versammelten Hof gegenüber! Doch, was liegt daran; diese Beraubung ist kein Geheimniß mehr. Man wird Mitleiden mit dem alten Manne fühlen, der sich mißbrauchen ließ, Sympathie für diejenigen, denen solchergestalt das Recht, über ein glorreiches Erbe zu verfügen, entzogen wurde. Welches Gefühl soll man aber für jene traurige Geschicklichkeit bewahren, welche Verbannung und Schwäche so gut ausbeutet?&#x201C; (Mit Ausnahme des Capitole, beschäftigt sich kein weiteres Journal mit obiger Correspondenz, welche der National gar nicht in seine Spalten aufnimmt.)</p><lb/>
        <p>Zu dem neulichen Schreiben Joseph Napoleons, worin er zwei Millionen nicht anerkannter Staatspapiere anbot, bemerkt die legitimistische <hi rendition="#g">France</hi>: &#x201E;Diese neue Episode in dem napoleonischen Drama erweckt ernste Reflexionen. Sie vernichtet den letzten Zauber, der an dem Namen Bonaparte haftete, und schlägt dem Interesse dieser Erinnerung eine tödliche Wunde. Was brachte diese Familie, die wir vollgestopft mit französischem Gelde sehen, nach Frankreich, und was hat sie ihm gelassen? Was haben wir für den &#x201E;Schweiß der Armen und das Blut der Tapfern,&#x201C; die durch diese Familie ausgebeutet wurden, erhalten? Nackt kamen sie von ihrer Insel und reich ausgestattet schifften sie wieder über den Ocean. Die Geschichte wird erzählen, in welcher Hülflosigkeit wir verlassen wurden. Der Graf von Survilliers öffnet nicht die Kisten seiner Ersparnisse, die für die gefallene Größe seiner Brüder aufbewahrt wurden, was er uns sagt &#x2013; seine Anhäufung von Millionen zu Millionen ist hinreichend den esprit d'ordre zu zeigen, der vor der Katastrophe von 1815 herrschte. Ist es klug uns zu eröffnen, wie ungeheuer Bonaparte seine Taschen füllte, als er von uns ging? Könnte einer sinkenden Popularität ein schlechterer Dienst geleistet werden? Eine andere Familie kam auf den Thron von Frankreich; nicht eine von gestern her; groß, erlaucht, durch eine lange Reihe von Geschlechtern, sie brachte Frankreich eine reiche Mitgabe. Zu Gunsten Frankreichs gab sie ihre Privatdomänen auf und vermehrte den Staat mit mehreren schönen Provinzen. Freigebig vertheilte sie ihre Schätze unter die Armen, und als der Tag ihres Unglücks ankam, nahm sie den Stab der Verbannung, gleich einem Pilger, und nahm nichts mit als diesen Wanderstab. Ist es nothwendig, den Reichthum der einen mit der erhabenen Armuth der andern zu vergleichen? Die eine Familie nahm Alles, die andere gab Alles. Dennoch haben wir nie schmutzige Klagen von den Verbannten von Görz gehört, während die Millionen von St. Helena, Rom, den Vereinigten Staaten &#x2013; von jedem Theil der Erde, wohin der Wechsel von 1815 die Reste des kaiserlichen Hauses trieb, frei anerkannt wurden. O Franzosen, wo ist euer gesunder Verstand!&#x201C;</p><lb/>
        <p>Der Advocat Patorni bei dem k. Gerichtshofe von Paris antwortet den auch von der Allg. Ztg. aufgenommenen Angaben des National in Betreff jener zwei Millionen, die Wahrheit sey folgende: &#x201E;Im Augenblick der Abreise Napoleons nach Elba war man ihm für Rückstände der Civilliste 6,200,000 Fr., und den verschiedenen Mitgliedern seiner Familie für Rückstände von Dotationen 1,366,667 Fr. schuldig. Der Tractat von Fontainebleau garantirte förmlich die Zahlung dieser beiden Summen. Derselbe Tractat garantirte Napoleon zwei Millionen jährlich, und den verschiedenen Mitgliedern seiner<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[1357/0013] würden. Trotz meiner dringendsten Bitten beharrte der König bei seinem Entschluß. Nachdem ich meinen Hauptzweck, die Vollziehung des letzten Willens des Kaisers erreicht hatte, und beruhigt war, diese Pflicht erfüllt zu haben, hatte ich nun keinen weitern Wunsch, als das zu thun, was ich als Ihnen angenehm vernommen hatte, und ich kann mit Wahrheit sagen, daß ich bei diesem Anlaß mit aufrichtigem Eifer zur Betreibung Ihrer Absichten gehandelt habe. Daß mir dieß nicht gelungen ist, war für mich ein wahrer Schmerz; diesen Schmerz empfinde ich noch jetzt, und werde ihn nach St. Helena mitnehmen. Der König hat mich gefragt, ob es mir nicht angemessener erscheinen würde, bis dahin, wo die Waffen auf den Sarg niedergelegt werden könnten, sie, statt sie verborgen zu halten, im Palast der Tuilerien zu deponiren. Er setzte hinzu, er glaube dieses Zeichen des Vertrauens für Alles, was er in dieser Sache gethan, verdient zu haben. Ich war derselben Ansicht, und die Waffen werden nun bei den Krondiamanten niedergelegt. Wenn eines der Resultate des großen Ereignisses, welches seit einigen Wochen die öffentliche Aufmerksamkeit beschäftigt, darin bestehen könnte, Ihnen die Thore des Vaterlandes zu öffnen, so wären meine innigsten Wünsche erfüllt, besonders wenn ich mir schmeicheln könnte, etwas dazu beigetragen zu haben. Geruhen Sie Hr. Graf mir Ihr Wohlwollen zu bewahren und meine tiefste Ehrfurcht zu genehmigen (Unterz.) Bertrand.“ III. „London, 6 Junius. Der Tod Napoleons II endigte die Mission, welche Sie von dem Kaiser erhalten hatten, so wie die der andern Depositarien der Mobiliareffecten, die er seinem Sohne hinterließ. Sie waren mit den Waffen beauftragt; ich hielt es für angemessen, die verständigsten Männer zu Rath zu ziehen: alle waren der Ansicht, daß es der Familie Napoleons zur Ehre gereichen würde, der Nation dieselben als Opfer ihrer Huldigung auf einen öffentlichen Monumente, wie der Vendomesäule oder in dem Invalidenhotel darzubringen. Ich drückte diesen Gedanken in meinem Schreiben vom 28 August 1833 feierlich den ehrenwerthen Rechtsgelehrten aus, deren Ansicht ich mich anschloß, indem ich es für das höchste Glück erachtete, selbst in der Verbannung dem Vaterlande, dem wir Alles verdanken, noch einen Beweis der Hingebung geben zu können. Noch vor wenigen Tagen schrieben Sie mir: „Die Waffen des Kaisers werden dem Gouverneur der Invaliden überliefert werden, und Sie werden in dem, was ich noch weiter zu thun habe, meinen innigen Wunsch, Ihnen Genüge zu leisten, erkennen.“ Jetzt empfange ich Ihr Schreiben vom 4 Junius; dieses meldet mir, daß Sie das Gegentheil gethan haben: wie konnte ich eine solche Aenderung voraussehen? ... Ich verweise Sie auf Ihren Brief, wovon ich Ihnen hier eine Abschrift beilege. Wie sollte ich nicht gegen die neue, uns zugefügte Ungerechtigkeit protestiren und reclamiren? Wie soll man sich selbst und das Publicum überreden, daß die dem Namen der Familie des Kaisers zugefügte Beschimpfung das Werk eines so treuen Bürgers sey, wie des Großmarschalls des Palastes des Kaisers, meines Bruders? (Unterz.) Joseph Napoleon Bonaparte.“ Das Commerce fügt bei: „Der General klagt sich sonach selbst an. Am 5 Mai feierliches Versprechen, die Waffen dem Gouverneur der Invaliden abzuliefern. Seit jenem Tage tausenderlei Umtriebe, ihn von Erfüllung seiner Verpflichtungen abwendig zu machen. Seine Redlichkeit empör sich dagegen, und er beharrt fortwährend auf dem Depot be den Invaliden im Namen der Familie. Weigerung und beleidigende Weigerung. „Ein Bourbon, ward gesagt, hat nichts von einem Bonaparte zu empfangen.“ Was brauchte es noch mehr, um den General zu belehren, und eine heilige Empfindlichkeit in ihm zu erwecken? Gerade aber da, wo er still hätte zurücktreten sollen, bleibt er, erniedrigt sich noch, und nimmt endlich die peinliche Bedingung an, sich einer ganzen Familie zu substituiren, und seinen Namen zu einer Insulte gegen sie herzugeben. Welcher Mißgriff! welche Demüthigung jenem hier wie zu einem Schauspiele versammelten Hof gegenüber! Doch, was liegt daran; diese Beraubung ist kein Geheimniß mehr. Man wird Mitleiden mit dem alten Manne fühlen, der sich mißbrauchen ließ, Sympathie für diejenigen, denen solchergestalt das Recht, über ein glorreiches Erbe zu verfügen, entzogen wurde. Welches Gefühl soll man aber für jene traurige Geschicklichkeit bewahren, welche Verbannung und Schwäche so gut ausbeutet?“ (Mit Ausnahme des Capitole, beschäftigt sich kein weiteres Journal mit obiger Correspondenz, welche der National gar nicht in seine Spalten aufnimmt.) Zu dem neulichen Schreiben Joseph Napoleons, worin er zwei Millionen nicht anerkannter Staatspapiere anbot, bemerkt die legitimistische France: „Diese neue Episode in dem napoleonischen Drama erweckt ernste Reflexionen. Sie vernichtet den letzten Zauber, der an dem Namen Bonaparte haftete, und schlägt dem Interesse dieser Erinnerung eine tödliche Wunde. Was brachte diese Familie, die wir vollgestopft mit französischem Gelde sehen, nach Frankreich, und was hat sie ihm gelassen? Was haben wir für den „Schweiß der Armen und das Blut der Tapfern,“ die durch diese Familie ausgebeutet wurden, erhalten? Nackt kamen sie von ihrer Insel und reich ausgestattet schifften sie wieder über den Ocean. Die Geschichte wird erzählen, in welcher Hülflosigkeit wir verlassen wurden. Der Graf von Survilliers öffnet nicht die Kisten seiner Ersparnisse, die für die gefallene Größe seiner Brüder aufbewahrt wurden, was er uns sagt – seine Anhäufung von Millionen zu Millionen ist hinreichend den esprit d'ordre zu zeigen, der vor der Katastrophe von 1815 herrschte. Ist es klug uns zu eröffnen, wie ungeheuer Bonaparte seine Taschen füllte, als er von uns ging? Könnte einer sinkenden Popularität ein schlechterer Dienst geleistet werden? Eine andere Familie kam auf den Thron von Frankreich; nicht eine von gestern her; groß, erlaucht, durch eine lange Reihe von Geschlechtern, sie brachte Frankreich eine reiche Mitgabe. Zu Gunsten Frankreichs gab sie ihre Privatdomänen auf und vermehrte den Staat mit mehreren schönen Provinzen. Freigebig vertheilte sie ihre Schätze unter die Armen, und als der Tag ihres Unglücks ankam, nahm sie den Stab der Verbannung, gleich einem Pilger, und nahm nichts mit als diesen Wanderstab. Ist es nothwendig, den Reichthum der einen mit der erhabenen Armuth der andern zu vergleichen? Die eine Familie nahm Alles, die andere gab Alles. Dennoch haben wir nie schmutzige Klagen von den Verbannten von Görz gehört, während die Millionen von St. Helena, Rom, den Vereinigten Staaten – von jedem Theil der Erde, wohin der Wechsel von 1815 die Reste des kaiserlichen Hauses trieb, frei anerkannt wurden. O Franzosen, wo ist euer gesunder Verstand!“ Der Advocat Patorni bei dem k. Gerichtshofe von Paris antwortet den auch von der Allg. Ztg. aufgenommenen Angaben des National in Betreff jener zwei Millionen, die Wahrheit sey folgende: „Im Augenblick der Abreise Napoleons nach Elba war man ihm für Rückstände der Civilliste 6,200,000 Fr., und den verschiedenen Mitgliedern seiner Familie für Rückstände von Dotationen 1,366,667 Fr. schuldig. Der Tractat von Fontainebleau garantirte förmlich die Zahlung dieser beiden Summen. Derselbe Tractat garantirte Napoleon zwei Millionen jährlich, und den verschiedenen Mitgliedern seiner

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Deutsches Textarchiv: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-06-28T11:37:15Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-06-28T11:37:15Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: gekennzeichnet; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: gekennzeichnet; Kustoden: gekennzeichnet; langes s (?): als s transkribiert; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: teilweise erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_170_18400618
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_170_18400618/13
Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 170. Augsburg, 18. Juni 1840, S. 1357. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_170_18400618/13>, abgerufen am 21.11.2024.