Allgemeine Zeitung. Nr. 179. Augsburg, 27. Juni 1840.Augsburger Allgemeine Zeitung. Mit allerhöchsten Privilegien. SonnabendNr. 179. 27 Junius 1840.Spanien. Bordeaux, 20 Jun. Wir sind auch heute noch ohne alle sichere Nachricht über Balmaseda; die Gegenwart seiner Rotten in der Umgegend von Aranda und Burgos hat dort jede Verbindung aufgehoben. Die Briefe aus letzterem Orte sind voll unbestimmter Gerüchte; nicht einmal die Stärke des Cabecilla ist genau bekannt. Die Absicht des Generals Piquero und des Obristen Lara, mit ihren Colonnen von zwei verschiedenen Seiten her plötzlich und zu gleicher Zeit über ihren Gegner bei Carazo herzufallen, scheint dieser durch eine schnelle Bewegung vereitelt zu haben. Balmaseda ist ein eben so kühner als listiger Parteigänger, der den Boden genau kennt, auf dem er sich schlägt. Rasch zum Ueberfall und geschickt im Entrinnen, werden ihn nur sehr überlegene Kräfte bändigen. - Wo Cabrera eigentlich steht, wie es in Berga aussieht, ob und mit welcher Truppenmacht sich Segarra unterworfen - über alles dieß sind nur unbestimmte Sagen im Umlauf. Jedenfalls wird es bald Licht werden, denn 22,000 Mann Christinos rücken gegen Ober-Catalonien, und die Vorhut stand, 8000 Mann stark, am 14 zu Lerida. Sicher ist, daß Cabrera's Heer durch Desertion schmilzt, wahrscheinlich, daß Abfälle erfolgen werden, und Flucht nach Frankreich, wie gewöhnlich, den Schluß bilden wird. Sie werden in den Pariser Blättern *) den grauenhaften Bericht über die Ermordung des Grafen de Espanna gelesen haben. Cabrera soll nun, wie versichert wird, die Mitglieder jener scheußlichen Junta haben verhaften - ja Einige behaupten, erschießen lassen. Erwägt man, daß der Tod des Grafen beschlossen wurde, weil man ihn geheimer Unterhandlungen mit dem Feinde verdächtig hielt, so schiene es, als hätte Cabrera, im Momente, wo ihn nur Flucht oder Unterwerfung retten kann, sich dieser unbequemen Wächter für alle Fälle entledigen wollen. Ist dem so, so muß man gestehen, daß die rächende Vergeltung oft sonderbare Werkzeuge wählt. - Der Brigadier Arnau ist, neben Polo und Forcadell, mit einer neuen Bande im Rücken der Armee aufgetreten. - Am 13 erfolgte zu San Sebastian der Spruch des dort versammelten Kriegsgerichts: Miguel Garcia Barramo, Francisco Onateria, Francisco Estevan Blanco, Martin Arbelo und Juan Cruz Ibarra wurden, als Haupttheilnehmer an der letzten in den baskischen Provinzen angezettelten Verschwörung, zum Tode verurtheilt. Ein Bauer ward zu zwei Jahren Presidios und 200 Ducaten Geldbuße, mehrere andere zu geringern Strafen verurtheilt. Zehn Angeklagte wurden freigesprochen. (Moniteur.) Bayonne, 21 Jun. Der Unterpräfect an den Minister des Innern. Am 17 fiel das Fort von Carazo, worin Balmaseda seine Munition und seine Beute eingeschlossen hatte, in die Gewalt des Generals Piquero. Fast die ganze Besatzung ist entkommen, hat übrigens nichts als ihre Waffen gerettet. Großbritannien. London, 20 Jun. Die erste Clausel von Lord Stanley's Bill ist, wie wir gestern schon nach telegraphischer Depesche gemeldet, verworfen, d. h. eine von Lord Morpeth vorgeschlagene Verbesserung derselben, die sie im Wesentlichen aufhebt (nämlich Beibehalten der jetzt bestehenden Wählerlisten, bis entweder das Nichtmehrvorhandenseyn der je einen Wähler dazu berechtigenden Eigenschaften, oder auch ein bei Registrirung desselben stattgehabter Betrug wirklich erwiesen sey) ist angenommen worden, und somit das Schicksal der ganzen Bill wahrscheinlich zu Gunsten des Ministeriums entschieden. Was jetzt noch zur letzten Entscheidung übrig bleibt, ist die auf nächsten Montag festgesetzte Abstimmung darüber, ob das Haus in Bezug auf die irische Wahlverbesserung Lord Stanley's Bill oder der des Sollicitor-Generals den Vorzug gebe. In Erwartung dieses Beschlusses beobachten alle Blätter bis jetzt noch ein bedachtsames Schweigen: die Times hält ihre Erbitterung, das M. Chronicle seinen *) Der Bericht stand zuerst in der Revue des deux Mondes; er stimmt im Wesentlichen mit der Darstellung überein, welche uns vor einigen Monaten ein höherer deutscher Carlistischer Officier mittheilte. Neu sind in der Version der Revue des deux Mondes nur die Vermuthungen, daß die ersten Anschläge gegen Espanna von Cabrera, so wie von Don Carlos selbst ausgegangen seyen. Beide hätten von dem Grafen eine Nachahmung des Verraths Maroto's gefürchtet, weil es notorisch gewesen, daß auch mit Espanna von Christinischer Seite geheime Unterhandlungen gepflogen worden, welche Espanna, als er den aufsteigenden Verdacht seiner Partei bemerkt, schnell abgebrochen habe.
Augsburger Allgemeine Zeitung. Mit allerhöchsten Privilegien. SonnabendNr. 179. 27 Junius 1840.Spanien. Bordeaux, 20 Jun. Wir sind auch heute noch ohne alle sichere Nachricht über Balmaseda; die Gegenwart seiner Rotten in der Umgegend von Aranda und Burgos hat dort jede Verbindung aufgehoben. Die Briefe aus letzterem Orte sind voll unbestimmter Gerüchte; nicht einmal die Stärke des Cabecilla ist genau bekannt. Die Absicht des Generals Piquero und des Obristen Lara, mit ihren Colonnen von zwei verschiedenen Seiten her plötzlich und zu gleicher Zeit über ihren Gegner bei Carazo herzufallen, scheint dieser durch eine schnelle Bewegung vereitelt zu haben. Balmaseda ist ein eben so kühner als listiger Parteigänger, der den Boden genau kennt, auf dem er sich schlägt. Rasch zum Ueberfall und geschickt im Entrinnen, werden ihn nur sehr überlegene Kräfte bändigen. – Wo Cabrera eigentlich steht, wie es in Berga aussieht, ob und mit welcher Truppenmacht sich Segarra unterworfen – über alles dieß sind nur unbestimmte Sagen im Umlauf. Jedenfalls wird es bald Licht werden, denn 22,000 Mann Christinos rücken gegen Ober-Catalonien, und die Vorhut stand, 8000 Mann stark, am 14 zu Lerida. Sicher ist, daß Cabrera's Heer durch Desertion schmilzt, wahrscheinlich, daß Abfälle erfolgen werden, und Flucht nach Frankreich, wie gewöhnlich, den Schluß bilden wird. Sie werden in den Pariser Blättern *) den grauenhaften Bericht über die Ermordung des Grafen de España gelesen haben. Cabrera soll nun, wie versichert wird, die Mitglieder jener scheußlichen Junta haben verhaften – ja Einige behaupten, erschießen lassen. Erwägt man, daß der Tod des Grafen beschlossen wurde, weil man ihn geheimer Unterhandlungen mit dem Feinde verdächtig hielt, so schiene es, als hätte Cabrera, im Momente, wo ihn nur Flucht oder Unterwerfung retten kann, sich dieser unbequemen Wächter für alle Fälle entledigen wollen. Ist dem so, so muß man gestehen, daß die rächende Vergeltung oft sonderbare Werkzeuge wählt. – Der Brigadier Arnau ist, neben Polo und Forcadell, mit einer neuen Bande im Rücken der Armee aufgetreten. – Am 13 erfolgte zu San Sebastian der Spruch des dort versammelten Kriegsgerichts: Miguel Garcia Barramo, Francisco Onateria, Francisco Estevan Blanco, Martin Arbelo und Juan Cruz Ibarra wurden, als Haupttheilnehmer an der letzten in den baskischen Provinzen angezettelten Verschwörung, zum Tode verurtheilt. Ein Bauer ward zu zwei Jahren Presidios und 200 Ducaten Geldbuße, mehrere andere zu geringern Strafen verurtheilt. Zehn Angeklagte wurden freigesprochen. (Moniteur.) Bayonne, 21 Jun. Der Unterpräfect an den Minister des Innern. Am 17 fiel das Fort von Carazo, worin Balmaseda seine Munition und seine Beute eingeschlossen hatte, in die Gewalt des Generals Piquero. Fast die ganze Besatzung ist entkommen, hat übrigens nichts als ihre Waffen gerettet. Großbritannien. London, 20 Jun. Die erste Clausel von Lord Stanley's Bill ist, wie wir gestern schon nach telegraphischer Depesche gemeldet, verworfen, d. h. eine von Lord Morpeth vorgeschlagene Verbesserung derselben, die sie im Wesentlichen aufhebt (nämlich Beibehalten der jetzt bestehenden Wählerlisten, bis entweder das Nichtmehrvorhandenseyn der je einen Wähler dazu berechtigenden Eigenschaften, oder auch ein bei Registrirung desselben stattgehabter Betrug wirklich erwiesen sey) ist angenommen worden, und somit das Schicksal der ganzen Bill wahrscheinlich zu Gunsten des Ministeriums entschieden. Was jetzt noch zur letzten Entscheidung übrig bleibt, ist die auf nächsten Montag festgesetzte Abstimmung darüber, ob das Haus in Bezug auf die irische Wahlverbesserung Lord Stanley's Bill oder der des Sollicitor-Generals den Vorzug gebe. In Erwartung dieses Beschlusses beobachten alle Blätter bis jetzt noch ein bedachtsames Schweigen: die Times hält ihre Erbitterung, das M. Chronicle seinen *) Der Bericht stand zuerst in der Revue des deux Mondes; er stimmt im Wesentlichen mit der Darstellung überein, welche uns vor einigen Monaten ein höherer deutscher Carlistischer Officier mittheilte. Neu sind in der Version der Revue des deux Mondes nur die Vermuthungen, daß die ersten Anschläge gegen España von Cabrera, so wie von Don Carlos selbst ausgegangen seyen. Beide hätten von dem Grafen eine Nachahmung des Verraths Maroto's gefürchtet, weil es notorisch gewesen, daß auch mit España von Christinischer Seite geheime Unterhandlungen gepflogen worden, welche España, als er den aufsteigenden Verdacht seiner Partei bemerkt, schnell abgebrochen habe.
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Die Absicht des Generals Piquero und des Obristen Lara, mit ihren Colonnen von zwei verschiedenen Seiten her plötzlich und zu gleicher Zeit über ihren Gegner bei Carazo herzufallen, scheint dieser durch eine schnelle Bewegung vereitelt zu haben. Balmaseda ist ein eben so kühner als listiger Parteigänger, der den Boden genau kennt, auf dem er sich schlägt. Rasch zum Ueberfall und geschickt im Entrinnen, werden ihn nur sehr überlegene Kräfte bändigen. – Wo Cabrera eigentlich steht, wie es in Berga aussieht, ob und mit welcher Truppenmacht sich Segarra unterworfen – über alles dieß sind nur unbestimmte Sagen im Umlauf. Jedenfalls wird es bald Licht werden, denn 22,000 Mann Christinos rücken gegen Ober-Catalonien, und die Vorhut stand, 8000 Mann stark, am 14 zu Lerida. Sicher ist, daß Cabrera's Heer durch Desertion schmilzt, wahrscheinlich, daß Abfälle erfolgen werden, und Flucht nach Frankreich, wie gewöhnlich, den Schluß bilden wird. 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Erwägt man, daß der Tod des Grafen beschlossen wurde, weil man ihn geheimer Unterhandlungen mit dem Feinde verdächtig hielt, so schiene es, als hätte Cabrera, im Momente, wo ihn nur Flucht oder Unterwerfung retten kann, sich dieser unbequemen Wächter für alle Fälle entledigen wollen. Ist dem so, so muß man gestehen, daß die rächende Vergeltung oft sonderbare Werkzeuge wählt. – Der Brigadier Arnau ist, neben Polo und Forcadell, mit einer neuen Bande im Rücken der Armee aufgetreten. – Am 13 erfolgte zu San Sebastian der Spruch des dort versammelten Kriegsgerichts: Miguel Garcia Barramo, Francisco Onateria, Francisco Estevan Blanco, Martin Arbelo und Juan Cruz Ibarra wurden, als Haupttheilnehmer an der letzten in den baskischen Provinzen angezettelten Verschwörung, zum Tode verurtheilt. Ein Bauer ward zu zwei Jahren Presidios und 200 Ducaten Geldbuße, mehrere andere zu geringern Strafen verurtheilt. 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Was jetzt noch zur letzten Entscheidung übrig bleibt, ist die auf nächsten Montag festgesetzte Abstimmung darüber, ob das Haus in Bezug auf die irische Wahlverbesserung Lord Stanley's Bill oder der des Sollicitor-Generals den Vorzug gebe. In Erwartung dieses Beschlusses beobachten alle Blätter bis jetzt noch ein bedachtsames Schweigen: die Times hält ihre Erbitterung, das M. Chronicle seinen<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [1425/0001]
Augsburger Allgemeine Zeitung.
Mit allerhöchsten Privilegien.
Sonnabend
Nr. 179.
27 Junius 1840. Spanien.
_ Bordeaux, 20 Jun. Wir sind auch heute noch ohne alle sichere Nachricht über Balmaseda; die Gegenwart seiner Rotten in der Umgegend von Aranda und Burgos hat dort jede Verbindung aufgehoben. Die Briefe aus letzterem Orte sind voll unbestimmter Gerüchte; nicht einmal die Stärke des Cabecilla ist genau bekannt. Die Absicht des Generals Piquero und des Obristen Lara, mit ihren Colonnen von zwei verschiedenen Seiten her plötzlich und zu gleicher Zeit über ihren Gegner bei Carazo herzufallen, scheint dieser durch eine schnelle Bewegung vereitelt zu haben. Balmaseda ist ein eben so kühner als listiger Parteigänger, der den Boden genau kennt, auf dem er sich schlägt. Rasch zum Ueberfall und geschickt im Entrinnen, werden ihn nur sehr überlegene Kräfte bändigen. – Wo Cabrera eigentlich steht, wie es in Berga aussieht, ob und mit welcher Truppenmacht sich Segarra unterworfen – über alles dieß sind nur unbestimmte Sagen im Umlauf. Jedenfalls wird es bald Licht werden, denn 22,000 Mann Christinos rücken gegen Ober-Catalonien, und die Vorhut stand, 8000 Mann stark, am 14 zu Lerida. Sicher ist, daß Cabrera's Heer durch Desertion schmilzt, wahrscheinlich, daß Abfälle erfolgen werden, und Flucht nach Frankreich, wie gewöhnlich, den Schluß bilden wird. Sie werden in den Pariser Blättern *) den grauenhaften Bericht über die Ermordung des Grafen de España gelesen haben. Cabrera soll nun, wie versichert wird, die Mitglieder jener scheußlichen Junta haben verhaften – ja Einige behaupten, erschießen lassen. Erwägt man, daß der Tod des Grafen beschlossen wurde, weil man ihn geheimer Unterhandlungen mit dem Feinde verdächtig hielt, so schiene es, als hätte Cabrera, im Momente, wo ihn nur Flucht oder Unterwerfung retten kann, sich dieser unbequemen Wächter für alle Fälle entledigen wollen. Ist dem so, so muß man gestehen, daß die rächende Vergeltung oft sonderbare Werkzeuge wählt. – Der Brigadier Arnau ist, neben Polo und Forcadell, mit einer neuen Bande im Rücken der Armee aufgetreten. – Am 13 erfolgte zu San Sebastian der Spruch des dort versammelten Kriegsgerichts: Miguel Garcia Barramo, Francisco Onateria, Francisco Estevan Blanco, Martin Arbelo und Juan Cruz Ibarra wurden, als Haupttheilnehmer an der letzten in den baskischen Provinzen angezettelten Verschwörung, zum Tode verurtheilt. Ein Bauer ward zu zwei Jahren Presidios und 200 Ducaten Geldbuße, mehrere andere zu geringern Strafen verurtheilt. Zehn Angeklagte wurden freigesprochen.
(Moniteur.) Bayonne, 21 Jun. Der Unterpräfect an den Minister des Innern. Am 17 fiel das Fort von Carazo, worin Balmaseda seine Munition und seine Beute eingeschlossen hatte, in die Gewalt des Generals Piquero. Fast die ganze Besatzung ist entkommen, hat übrigens nichts als ihre Waffen gerettet.
Großbritannien.
_ London, 20 Jun.
Die erste Clausel von Lord Stanley's Bill ist, wie wir gestern schon nach telegraphischer Depesche gemeldet, verworfen, d. h. eine von Lord Morpeth vorgeschlagene Verbesserung derselben, die sie im Wesentlichen aufhebt (nämlich Beibehalten der jetzt bestehenden Wählerlisten, bis entweder das Nichtmehrvorhandenseyn der je einen Wähler dazu berechtigenden Eigenschaften, oder auch ein bei Registrirung desselben stattgehabter Betrug wirklich erwiesen sey) ist angenommen worden, und somit das Schicksal der ganzen Bill wahrscheinlich zu Gunsten des Ministeriums entschieden. Was jetzt noch zur letzten Entscheidung übrig bleibt, ist die auf nächsten Montag festgesetzte Abstimmung darüber, ob das Haus in Bezug auf die irische Wahlverbesserung Lord Stanley's Bill oder der des Sollicitor-Generals den Vorzug gebe. In Erwartung dieses Beschlusses beobachten alle Blätter bis jetzt noch ein bedachtsames Schweigen: die Times hält ihre Erbitterung, das M. Chronicle seinen
*) Der Bericht stand zuerst in der Revue des deux Mondes; er stimmt im Wesentlichen mit der Darstellung überein, welche uns vor einigen Monaten ein höherer deutscher Carlistischer Officier mittheilte. Neu sind in der Version der Revue des deux Mondes nur die Vermuthungen, daß die ersten Anschläge gegen España von Cabrera, so wie von Don Carlos selbst ausgegangen seyen. Beide hätten von dem Grafen eine Nachahmung des Verraths Maroto's gefürchtet, weil es notorisch gewesen, daß auch mit España von Christinischer Seite geheime Unterhandlungen gepflogen worden, welche España, als er den aufsteigenden Verdacht seiner Partei bemerkt, schnell abgebrochen habe.
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