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Allgemeine Zeitung. Nr. 179. Augsburg, 27. Juni 1840.

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zum Siegelbewahrer besser taugt, als Hr. Vivien; bleibt er hingegen in seiner gegenwärtigen Nullität, so dürften vielleicht viele Leute wiederholen: "Er ist zu nichts, als zum Siegelbewahrer gut."

Wir haben schon früher angeführt, daß Hr. v. Cormenin es definitiv abgelehnt hat, den Ertrag der Subscription, welche zu einem "Nationalgeschenke" für ihn verwendet werden sollte, anzunehmen, und daß darauf das Comite denselben zur Ausstattung von fünf Mädchen aus fünf verschiedenen Städten bestimmt hat. Jedes derselben erhält 1200 Fr. als Heirathsgut und 200 Fr. als Leibgeding. Ein Restbetrag der Subscription von 1200 Fr. ist für das Straßburger Guttenbergsdenkmal bestimmt. Cormenin selbst hat jedem der fünf Mädchen noch besonders 100 Fr. Nadelgeld aus eigenen Mitteln beigefügt.

Seit einiger Zeit waren mehrere französische Handelsfahrzeuge von den Eingebornen am rechten Ufer des Gabon (an der afrikanischen Küste) unter der Anführung der Häuptlinge Gringer und Manuel geplündert worden, die sich darauf vor den Verfolgungen der Franzosen stets glücklich in die Wälder retteten. Am 10 Febr. endlich gelang es dem Commandanten der Staatsbrigg Malouine, Hrn. E. Rouet, durch Aufsteckung der englischen Flagge die Räuber sicher zu machen, und den Hauptanführer Manuel in seine Hände zu bringen. Er legte ihn sogleich in Fesseln, und forderte zum Lösegeld und Schadenersatz jener geplünderten Schiffe eine starke Quantität Ebenholz und Elfenbein, die ihm auch nach einigen Zögerungen von den Eingebornen ward. Zum Zeichen der Versöhnung schmückte darauf der Corvetten-Capitän Hr. Montagnis de la Roque den König Denis mit dem Kreuz der Ehrenlegion, das ihm die Gesellschaft der Schiffbrüche zur Belohnung seiner Menschlichkeit und der Hülfe, die er unglücklichen Europäern hatte angedeihen lassen, schon früher bestimmt hatte, und beide Theile trennten sich am 6 März auf das freundschaftlichste.

Gestern, gegen sieben Uhr Abends, brach über unserer Stadt ein Sturmwind aus, von einem Hagel begleitet, wie man bei Menschengedenken zu Straßburg keinen gesehen hatte. Die Hagelsteine waren fast alle von der Größe einer Nuß oder eines Taubeneies; man hat sogar deren noch größere gesehen. Da das Ungewitter aus Südwest kam, so wurde eine ungeheure Zahl Fensterscheiben, die gegen diese Seite gekehrt waren, in einigen Minuten zerschlagen; viele Dächer wurden ebenfalls beschädigt; in mehreren Straßen wurden die von den Hagelsteinen getroffenen Pferde scheu; Tauben Sperlinge wurden getödtet; endlich haben mehrere Personen heftige Quetschungen und sogar Wunden empfangen. Zu Straßburg muß der Verlust an gebrochenen Scheiben, nach dem zu urtheilen, was wir gesehen, sich auf dreißig- oder vierzig-tausend Franken belaufen. (Niederrh. Cour.)

Es ist mir von guter Hand die Abschrift eines Schreibens zugekommen, welches Don Carlos von Bourges aus unter dem 1 Jun. l. J. an einen seiner Agenten gerichtet hat, und das mir wichtig genug scheint, der Oeffentlichkeit übergeben zu werden, weil es beitragen muß, den Werth darzuthun, den man auf die vielen falschen Behauptungen zu legen hat, welche in der letzten Zeit gegen diesen Fürsten gerichtet worden sind. Hier folgt das Schreiben: "Bourges, 1 Jun. 1840. So eben erfahre ich mit der größten Indignation, jedoch ohne Ueberraschung, aus sicherer Quelle, daß das französische Gouvernement vorgibt, Beweise von einem Plan in Händen zu haben, der mit meinem Wissen, mit meiner Zustimmung gefaßt worden seyn und Christinens Ermordung durch Gift bezwecken soll. Zugleich las ich im Journal von Cher einen Artikel, in welchem von demselben Project gesprochen, dasselbe aber nicht als gegen Christinen, sondern gegen ihre Töchter gerichtet dargestellt wird. Meine Thaten beweisen die Falschheit einer so ruchlosen Beschuldigung. Von dem ersten Decret, welches ich in Portugal zu Villareal den 24 Jan. 1834 erließ, befiehlt der erste Artikel, daß wenn Christine in die Hände meiner treuen Vertheidiger fiele, derselben kein Uebel zugefügt, sie vielmehr mit aller Achtung behandelt werden solle. Ueberdieß haben alle Generale, welche das Commando der Expeditionen führten, aus meinem eigenen Munde den ausdrücklichen Auftrag vernommen, daß, falls Christine und ihre Kinder oder Franz Anton und seine Familie in ihre Gefangenschaft geriethen, dieselben mit der ihnen gebührenden Achtung und Ehrfurcht behandelt werden sollen. Dieß ist das Benehmen, das mir damals Gewissen und Ehre geboten, das mir jetzt, der unerhörten Verleumdung gegenüber, Trost und Beruhigung gewährt, und zwar in einem um so höhern Grade, als mir recht wohl bekannt, welche Befehle an die Christinischen Generale für den Fall ergangen waren, daß ich oder Jemand von meiner Familir in die Hände meiner Feinde gefallen wäre. Bis zu diesem Augenblick hatten die erbittertsten Feinde - nicht so sehr Feinde meiner Person als vielmehr meines und des gemeinschaftlichen Princips aller legitimen Herrscher - die religiösen und moralischen Grundsätze, die mich beseelen, respectirt, ja sie bedienten sich derselben, um der angeblichen Uebertreibung, mit der ich sie befolgen soll, einen Anstrich von Lächerlichkeit zu geben. Es fehlte nur noch, daß ein sich nennender Lieblingssohn der Revolution in Frankreich an das Steuerruder des Gouvernements gelange, damit die von den Andern noch geachteten letzten Schranken vollends niedergerissen werden. Der Zweck einer so unwürdigen Verleumdung kann kein anderer seyn, als mich als einen Verbrecher vor die Augen Europa's hinzustellen, um dadurch das Project zu bemänteln, mich und meine Familie in eine Festung zu sperren, nicht aber um die Vollführung eines Plans zu verhindern, der nie existirte. Die letzten Wege der Mittheilung und der Verbindung mit den mir noch treugebliebenen loyalen Spaniern und mit den Mächten, welche die Ruhe und Ordnung in Europa aufrecht zu halten streben, will man mir abschneiden, denn nicht genügt ihnen die grausame Sklaverei, in der ich zum zweitenmal in Frankreich schmachte, eine Sklaverei, die unerträglicher, ja ungerechter als die erste ist, wiewohl beide aus denselben Quellen und aus ähnlichen Veranlassungen entsprangen. Dieß sind die Wirkungen der Gleichgültigkeit und der Apathie, mit welcher die Mächte, die sich die conservativen nennen, einen legitimen König als Opfer des schwärzesten Verraths fallen sahen, eines Verraths, der entworfen, zur Ausführung gebracht und belohnt ward von den Schutzherren aller Revolutionen. Dieß war der Dank für sechs Jahre der Entbehrung, der Gefahren, Kämpfe und Siege, der Dank für die zum gemeinschaftlichen Wohle an Revolutionärs aller Nationen aufgestellten warnenden Beispiele, die ihre Protectoren nie vergessen noch verzeihen. Dieß neue Attentat der Revolution wird nicht das letzte seyn, das sie gegen mich richten wird, denn sie weiß, daß ich mit ihren Grundsätzen nie unterhandeln kann. Wenn auch die Mächte in meiner Sache nicht ihre eigene, in meiner Person nicht die Person der übrigen Monarchen erblicken, wenn sie mir die Hülfe und den Schutz, die ich verlange, versagen zu müssen glauben, so wird mich für mein Theil nichts in der Welt bewegen, mit den Principien der Revolution zu transigiren und meinen Rechten auch nur das Geringste zu vergeben. Um indessen jeden Schatten der Beschuldigung, mit welcher man meine Religiosität und meine Grundsätze beflecken wollte, zu vernichten, halte ich

zum Siegelbewahrer besser taugt, als Hr. Vivien; bleibt er hingegen in seiner gegenwärtigen Nullität, so dürften vielleicht viele Leute wiederholen: „Er ist zu nichts, als zum Siegelbewahrer gut.“

Wir haben schon früher angeführt, daß Hr. v. Cormenin es definitiv abgelehnt hat, den Ertrag der Subscription, welche zu einem „Nationalgeschenke“ für ihn verwendet werden sollte, anzunehmen, und daß darauf das Comité denselben zur Ausstattung von fünf Mädchen aus fünf verschiedenen Städten bestimmt hat. Jedes derselben erhält 1200 Fr. als Heirathsgut und 200 Fr. als Leibgeding. Ein Restbetrag der Subscription von 1200 Fr. ist für das Straßburger Guttenbergsdenkmal bestimmt. Cormenin selbst hat jedem der fünf Mädchen noch besonders 100 Fr. Nadelgeld aus eigenen Mitteln beigefügt.

Seit einiger Zeit waren mehrere französische Handelsfahrzeuge von den Eingebornen am rechten Ufer des Gabon (an der afrikanischen Küste) unter der Anführung der Häuptlinge Gringer und Manuel geplündert worden, die sich darauf vor den Verfolgungen der Franzosen stets glücklich in die Wälder retteten. Am 10 Febr. endlich gelang es dem Commandanten der Staatsbrigg Malouine, Hrn. E. Rouet, durch Aufsteckung der englischen Flagge die Räuber sicher zu machen, und den Hauptanführer Manuel in seine Hände zu bringen. Er legte ihn sogleich in Fesseln, und forderte zum Lösegeld und Schadenersatz jener geplünderten Schiffe eine starke Quantität Ebenholz und Elfenbein, die ihm auch nach einigen Zögerungen von den Eingebornen ward. Zum Zeichen der Versöhnung schmückte darauf der Corvetten-Capitän Hr. Montagnis de la Roque den König Denis mit dem Kreuz der Ehrenlegion, das ihm die Gesellschaft der Schiffbrüche zur Belohnung seiner Menschlichkeit und der Hülfe, die er unglücklichen Europäern hatte angedeihen lassen, schon früher bestimmt hatte, und beide Theile trennten sich am 6 März auf das freundschaftlichste.

Gestern, gegen sieben Uhr Abends, brach über unserer Stadt ein Sturmwind aus, von einem Hagel begleitet, wie man bei Menschengedenken zu Straßburg keinen gesehen hatte. Die Hagelsteine waren fast alle von der Größe einer Nuß oder eines Taubeneies; man hat sogar deren noch größere gesehen. Da das Ungewitter aus Südwest kam, so wurde eine ungeheure Zahl Fensterscheiben, die gegen diese Seite gekehrt waren, in einigen Minuten zerschlagen; viele Dächer wurden ebenfalls beschädigt; in mehreren Straßen wurden die von den Hagelsteinen getroffenen Pferde scheu; Tauben Sperlinge wurden getödtet; endlich haben mehrere Personen heftige Quetschungen und sogar Wunden empfangen. Zu Straßburg muß der Verlust an gebrochenen Scheiben, nach dem zu urtheilen, was wir gesehen, sich auf dreißig- oder vierzig-tausend Franken belaufen. (Niederrh. Cour.)

Es ist mir von guter Hand die Abschrift eines Schreibens zugekommen, welches Don Carlos von Bourges aus unter dem 1 Jun. l. J. an einen seiner Agenten gerichtet hat, und das mir wichtig genug scheint, der Oeffentlichkeit übergeben zu werden, weil es beitragen muß, den Werth darzuthun, den man auf die vielen falschen Behauptungen zu legen hat, welche in der letzten Zeit gegen diesen Fürsten gerichtet worden sind. Hier folgt das Schreiben: „Bourges, 1 Jun. 1840. So eben erfahre ich mit der größten Indignation, jedoch ohne Ueberraschung, aus sicherer Quelle, daß das französische Gouvernement vorgibt, Beweise von einem Plan in Händen zu haben, der mit meinem Wissen, mit meiner Zustimmung gefaßt worden seyn und Christinens Ermordung durch Gift bezwecken soll. Zugleich las ich im Journal von Cher einen Artikel, in welchem von demselben Project gesprochen, dasselbe aber nicht als gegen Christinen, sondern gegen ihre Töchter gerichtet dargestellt wird. Meine Thaten beweisen die Falschheit einer so ruchlosen Beschuldigung. Von dem ersten Decret, welches ich in Portugal zu Villareal den 24 Jan. 1834 erließ, befiehlt der erste Artikel, daß wenn Christine in die Hände meiner treuen Vertheidiger fiele, derselben kein Uebel zugefügt, sie vielmehr mit aller Achtung behandelt werden solle. Ueberdieß haben alle Generale, welche das Commando der Expeditionen führten, aus meinem eigenen Munde den ausdrücklichen Auftrag vernommen, daß, falls Christine und ihre Kinder oder Franz Anton und seine Familie in ihre Gefangenschaft geriethen, dieselben mit der ihnen gebührenden Achtung und Ehrfurcht behandelt werden sollen. Dieß ist das Benehmen, das mir damals Gewissen und Ehre geboten, das mir jetzt, der unerhörten Verleumdung gegenüber, Trost und Beruhigung gewährt, und zwar in einem um so höhern Grade, als mir recht wohl bekannt, welche Befehle an die Christinischen Generale für den Fall ergangen waren, daß ich oder Jemand von meiner Familir in die Hände meiner Feinde gefallen wäre. Bis zu diesem Augenblick hatten die erbittertsten Feinde – nicht so sehr Feinde meiner Person als vielmehr meines und des gemeinschaftlichen Princips aller legitimen Herrscher – die religiösen und moralischen Grundsätze, die mich beseelen, respectirt, ja sie bedienten sich derselben, um der angeblichen Uebertreibung, mit der ich sie befolgen soll, einen Anstrich von Lächerlichkeit zu geben. Es fehlte nur noch, daß ein sich nennender Lieblingssohn der Revolution in Frankreich an das Steuerruder des Gouvernements gelange, damit die von den Andern noch geachteten letzten Schranken vollends niedergerissen werden. Der Zweck einer so unwürdigen Verleumdung kann kein anderer seyn, als mich als einen Verbrecher vor die Augen Europa's hinzustellen, um dadurch das Project zu bemänteln, mich und meine Familie in eine Festung zu sperren, nicht aber um die Vollführung eines Plans zu verhindern, der nie existirte. Die letzten Wege der Mittheilung und der Verbindung mit den mir noch treugebliebenen loyalen Spaniern und mit den Mächten, welche die Ruhe und Ordnung in Europa aufrecht zu halten streben, will man mir abschneiden, denn nicht genügt ihnen die grausame Sklaverei, in der ich zum zweitenmal in Frankreich schmachte, eine Sklaverei, die unerträglicher, ja ungerechter als die erste ist, wiewohl beide aus denselben Quellen und aus ähnlichen Veranlassungen entsprangen. Dieß sind die Wirkungen der Gleichgültigkeit und der Apathie, mit welcher die Mächte, die sich die conservativen nennen, einen legitimen König als Opfer des schwärzesten Verraths fallen sahen, eines Verraths, der entworfen, zur Ausführung gebracht und belohnt ward von den Schutzherren aller Revolutionen. Dieß war der Dank für sechs Jahre der Entbehrung, der Gefahren, Kämpfe und Siege, der Dank für die zum gemeinschaftlichen Wohle an Revolutionärs aller Nationen aufgestellten warnenden Beispiele, die ihre Protectoren nie vergessen noch verzeihen. Dieß neue Attentat der Revolution wird nicht das letzte seyn, das sie gegen mich richten wird, denn sie weiß, daß ich mit ihren Grundsätzen nie unterhandeln kann. Wenn auch die Mächte in meiner Sache nicht ihre eigene, in meiner Person nicht die Person der übrigen Monarchen erblicken, wenn sie mir die Hülfe und den Schutz, die ich verlange, versagen zu müssen glauben, so wird mich für mein Theil nichts in der Welt bewegen, mit den Principien der Revolution zu transigiren und meinen Rechten auch nur das Geringste zu vergeben. Um indessen jeden Schatten der Beschuldigung, mit welcher man meine Religiosität und meine Grundsätze beflecken wollte, zu vernichten, halte ich

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[1428/0004] zum Siegelbewahrer besser taugt, als Hr. Vivien; bleibt er hingegen in seiner gegenwärtigen Nullität, so dürften vielleicht viele Leute wiederholen: „Er ist zu nichts, als zum Siegelbewahrer gut.“ Wir haben schon früher angeführt, daß Hr. v. Cormenin es definitiv abgelehnt hat, den Ertrag der Subscription, welche zu einem „Nationalgeschenke“ für ihn verwendet werden sollte, anzunehmen, und daß darauf das Comité denselben zur Ausstattung von fünf Mädchen aus fünf verschiedenen Städten bestimmt hat. Jedes derselben erhält 1200 Fr. als Heirathsgut und 200 Fr. als Leibgeding. Ein Restbetrag der Subscription von 1200 Fr. ist für das Straßburger Guttenbergsdenkmal bestimmt. Cormenin selbst hat jedem der fünf Mädchen noch besonders 100 Fr. Nadelgeld aus eigenen Mitteln beigefügt. Seit einiger Zeit waren mehrere französische Handelsfahrzeuge von den Eingebornen am rechten Ufer des Gabon (an der afrikanischen Küste) unter der Anführung der Häuptlinge Gringer und Manuel geplündert worden, die sich darauf vor den Verfolgungen der Franzosen stets glücklich in die Wälder retteten. Am 10 Febr. endlich gelang es dem Commandanten der Staatsbrigg Malouine, Hrn. E. Rouet, durch Aufsteckung der englischen Flagge die Räuber sicher zu machen, und den Hauptanführer Manuel in seine Hände zu bringen. Er legte ihn sogleich in Fesseln, und forderte zum Lösegeld und Schadenersatz jener geplünderten Schiffe eine starke Quantität Ebenholz und Elfenbein, die ihm auch nach einigen Zögerungen von den Eingebornen ward. Zum Zeichen der Versöhnung schmückte darauf der Corvetten-Capitän Hr. Montagnis de la Roque den König Denis mit dem Kreuz der Ehrenlegion, das ihm die Gesellschaft der Schiffbrüche zur Belohnung seiner Menschlichkeit und der Hülfe, die er unglücklichen Europäern hatte angedeihen lassen, schon früher bestimmt hatte, und beide Theile trennten sich am 6 März auf das freundschaftlichste. _ Straßburg, 22 Jun. Gestern, gegen sieben Uhr Abends, brach über unserer Stadt ein Sturmwind aus, von einem Hagel begleitet, wie man bei Menschengedenken zu Straßburg keinen gesehen hatte. Die Hagelsteine waren fast alle von der Größe einer Nuß oder eines Taubeneies; man hat sogar deren noch größere gesehen. Da das Ungewitter aus Südwest kam, so wurde eine ungeheure Zahl Fensterscheiben, die gegen diese Seite gekehrt waren, in einigen Minuten zerschlagen; viele Dächer wurden ebenfalls beschädigt; in mehreren Straßen wurden die von den Hagelsteinen getroffenen Pferde scheu; Tauben Sperlinge wurden getödtet; endlich haben mehrere Personen heftige Quetschungen und sogar Wunden empfangen. Zu Straßburg muß der Verlust an gebrochenen Scheiben, nach dem zu urtheilen, was wir gesehen, sich auf dreißig- oder vierzig-tausend Franken belaufen. (Niederrh. Cour.) _ Von der italienischen Gränze, 18 Jun. Es ist mir von guter Hand die Abschrift eines Schreibens zugekommen, welches Don Carlos von Bourges aus unter dem 1 Jun. l. J. an einen seiner Agenten gerichtet hat, und das mir wichtig genug scheint, der Oeffentlichkeit übergeben zu werden, weil es beitragen muß, den Werth darzuthun, den man auf die vielen falschen Behauptungen zu legen hat, welche in der letzten Zeit gegen diesen Fürsten gerichtet worden sind. Hier folgt das Schreiben: „Bourges, 1 Jun. 1840. So eben erfahre ich mit der größten Indignation, jedoch ohne Ueberraschung, aus sicherer Quelle, daß das französische Gouvernement vorgibt, Beweise von einem Plan in Händen zu haben, der mit meinem Wissen, mit meiner Zustimmung gefaßt worden seyn und Christinens Ermordung durch Gift bezwecken soll. Zugleich las ich im Journal von Cher einen Artikel, in welchem von demselben Project gesprochen, dasselbe aber nicht als gegen Christinen, sondern gegen ihre Töchter gerichtet dargestellt wird. Meine Thaten beweisen die Falschheit einer so ruchlosen Beschuldigung. Von dem ersten Decret, welches ich in Portugal zu Villareal den 24 Jan. 1834 erließ, befiehlt der erste Artikel, daß wenn Christine in die Hände meiner treuen Vertheidiger fiele, derselben kein Uebel zugefügt, sie vielmehr mit aller Achtung behandelt werden solle. Ueberdieß haben alle Generale, welche das Commando der Expeditionen führten, aus meinem eigenen Munde den ausdrücklichen Auftrag vernommen, daß, falls Christine und ihre Kinder oder Franz Anton und seine Familie in ihre Gefangenschaft geriethen, dieselben mit der ihnen gebührenden Achtung und Ehrfurcht behandelt werden sollen. Dieß ist das Benehmen, das mir damals Gewissen und Ehre geboten, das mir jetzt, der unerhörten Verleumdung gegenüber, Trost und Beruhigung gewährt, und zwar in einem um so höhern Grade, als mir recht wohl bekannt, welche Befehle an die Christinischen Generale für den Fall ergangen waren, daß ich oder Jemand von meiner Familir in die Hände meiner Feinde gefallen wäre. Bis zu diesem Augenblick hatten die erbittertsten Feinde – nicht so sehr Feinde meiner Person als vielmehr meines und des gemeinschaftlichen Princips aller legitimen Herrscher – die religiösen und moralischen Grundsätze, die mich beseelen, respectirt, ja sie bedienten sich derselben, um der angeblichen Uebertreibung, mit der ich sie befolgen soll, einen Anstrich von Lächerlichkeit zu geben. Es fehlte nur noch, daß ein sich nennender Lieblingssohn der Revolution in Frankreich an das Steuerruder des Gouvernements gelange, damit die von den Andern noch geachteten letzten Schranken vollends niedergerissen werden. Der Zweck einer so unwürdigen Verleumdung kann kein anderer seyn, als mich als einen Verbrecher vor die Augen Europa's hinzustellen, um dadurch das Project zu bemänteln, mich und meine Familie in eine Festung zu sperren, nicht aber um die Vollführung eines Plans zu verhindern, der nie existirte. Die letzten Wege der Mittheilung und der Verbindung mit den mir noch treugebliebenen loyalen Spaniern und mit den Mächten, welche die Ruhe und Ordnung in Europa aufrecht zu halten streben, will man mir abschneiden, denn nicht genügt ihnen die grausame Sklaverei, in der ich zum zweitenmal in Frankreich schmachte, eine Sklaverei, die unerträglicher, ja ungerechter als die erste ist, wiewohl beide aus denselben Quellen und aus ähnlichen Veranlassungen entsprangen. Dieß sind die Wirkungen der Gleichgültigkeit und der Apathie, mit welcher die Mächte, die sich die conservativen nennen, einen legitimen König als Opfer des schwärzesten Verraths fallen sahen, eines Verraths, der entworfen, zur Ausführung gebracht und belohnt ward von den Schutzherren aller Revolutionen. Dieß war der Dank für sechs Jahre der Entbehrung, der Gefahren, Kämpfe und Siege, der Dank für die zum gemeinschaftlichen Wohle an Revolutionärs aller Nationen aufgestellten warnenden Beispiele, die ihre Protectoren nie vergessen noch verzeihen. Dieß neue Attentat der Revolution wird nicht das letzte seyn, das sie gegen mich richten wird, denn sie weiß, daß ich mit ihren Grundsätzen nie unterhandeln kann. Wenn auch die Mächte in meiner Sache nicht ihre eigene, in meiner Person nicht die Person der übrigen Monarchen erblicken, wenn sie mir die Hülfe und den Schutz, die ich verlange, versagen zu müssen glauben, so wird mich für mein Theil nichts in der Welt bewegen, mit den Principien der Revolution zu transigiren und meinen Rechten auch nur das Geringste zu vergeben. Um indessen jeden Schatten der Beschuldigung, mit welcher man meine Religiosität und meine Grundsätze beflecken wollte, zu vernichten, halte ich

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Deutsches Textarchiv: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-06-28T11:37:15Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-06-28T11:37:15Z)

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 179. Augsburg, 27. Juni 1840, S. 1428. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_179_18400627/4>, abgerufen am 28.04.2024.