Allgemeine Zeitung. Nr. 181. Augsburg, 29. Juni 1840.Augsburger Allgemeine Zeitung. Mit allerhöchsten Privilegien. MontagNr. 181. 29 Junius 1840.Spanien. Madrid, 16 Jun. Die Beruhigung des Landes geht mit raschen Schritten vor sich. Die Niederlage des Palacios, der die Escorte der Königin anzugreifen wagte, und die große Anzahl Gefangener, welche die Truppen der Königin gemacht haben, vollenden die Demoralisirung der Parteien von Cuenca und Guadalajara. Von Balmaseda hat man noch keine Nachrichten, doch der Lauf der Posten ist noch immer unterbrochen. - Nach einem Bulletin, das der Castellano mittheilt, und worin von Siguenza, den 15 Jun., aus, der Angriff des Palacios und seine Flucht bestätigt wird, sind von seinem aus 3000 Mann Infanterie und 700 Reitern bestehenden Corps 1317 Gefangene gemacht, und eine große Anzahl Todte auf dem Schlachtfelde bei Mojares und Alpuenza zurückgelassen worden; nur die Reiter, welche die Infanterie aufgaben und zurückließen, haben zum größern Theil sich mit Balmaseda zu vereinigen gesucht. Bordeaux, 22 Jun. Ein schlimmes Omen für alle Widerstandsprojecte ist die Ihnen durch den Telegraphen bereits bekannte Flucht des berüchtigten Apostels des Schreckenssvstems im Carlistischen Heere, Arias Teijeiro, der dieser Tage zu Perpignan eintraf. Der schlaue Advocat, zugleich Kriegs- und Marineminister Sr. katholischen Maj., obschon zum einen wie zum andern gleich unfähig, hielt nicht für gerathen, seine Treue bis ans Ende zu bewähren. - Von Balmaseda nichts. Am 12 hatte seine Bande die Linie vom Hohlweg von Carazo bis zur Höhe von Mirandella inne. An Befestigung des Felsens von Carazo arbeiteten bis dahin fortwährend Hunderte von Bauern, deren Eifer die Soldaten mit Prügeln dirigirten. Die Provinzen von Burgos und Soria waren in Belagerungsstand erklärt. Die Straße zwischen Burgos und Madrid war am 15 noch nicht frei. - Die Königinnen waren am 16 zu Calatayud erwartet, wo sie mit Pomp empfangen werden sollten. Zu Saragossa dauerten die Festvorbereitungen fort. Es hieß, Ihre Majestäten würden vom 18 bis 21 zu Saragossa verweilen. Zu Lerida erwartete sie Espartero, um sie unterm Schutze der dort vereinigten Divisionen nach Barcelona zu geleiten. Die Journale erschöpfen sich in müßigen Conjecturen über den wahren Zweck der Reise. Es hieß, die HH. Zea Bermudez und Burgos würden von Paris, und zu gleicher Zeit auch der Graf v. Toreno, die HH. Martinez de la Rosa, Isturiz, Alcala Galiano und einige andere Männer von Bedeutung zu Barcelona eintreffen, um Ihren Majestäten ihre Huldigungen darzubringen. (Moniteur.) Man schreibt von der Gränze von Catalonien vom 19 Jun.: "Ein am 17 Junius über Osseja (Ostpyrenäen) nach Frankreich gekommener carlistischer Officier berichtet, daß die Armee des Herzogs von Victoria zu Cervara und Ygualade stehe, und nach Berga heranrücke, um diese Stadt zu belagern. Cabrera zeigt die Absicht sich nach Arragonien und Navarra zu werfen, wenn Berga in die Gewalt der Truppen der Königin fallen sollte; der Herzog von Victoria trifft aber Maaßregeln, um die Ausführung dieses Planes zu hindern. Man erfährt wirklich über Seix (Arriege), daß drei starke Truppencolonnen der Königin zu Tremp und Pobla angekommen seyn müssen, um ihm den Weg zu versperren. Es bliebe sonach für Cabrera kein anderer Ausgang, als das französische Gebiet, wohin er sich durch die Departements der Ostpyrenäen oder der Arriege flüchten könnte. 1500 Carlisten, die seit dem 14 in der Umgegend von Puycerda angekommen, verheeren die Ernten, legen den Einwohnern Contribution auf, und begehen die schauderhaftesten Ausschweifungen. Ein zahlreiches Corps von Factiosen steht bei Seu de Urgel und überläßt sich ähnlichen Excessen. Der Bischof von Orihuela, der am 12 nach Frankreich übergegangen ist, war bis zur Gränze von 200 Carlisten begleitet, welche mit einer Truppenabtheilung von Puycerda tiraillirten, um seinen Eintritt in Frankreich zu erleichtern. Er hatte seinen Secretär, seinen Kammerdiener und seinen Koch, einen Priester, zwei Guiden, einen Obristen der carlistischen Cavallerie, und eine Summe von 25,000 Fr. in Gold bei sich. Er erzählte, daß die größte Zwietracht unter den Carlistischen Anführern herrsche und daß sie sich unmöglich zur Leitung der Militäroperationen verständigen könnten." Großbritannien. London, 22 Jun. Das über Courvoisier gesprochene "Schuldig" findet sich nun durch des Thäters eigenes Geständniß gerechtfertigt. Als am Freitag Morgen Madame Piolaine (ihr Wirthshaus heißt Hotel de Port de Dieppe, und ist eine Art Cafe estaminet mit table-d'hote und Billard) nach Newgate gekommen war, um sich von der Einerleiheit des Jean, der ihr das gestohlne Silberzeug anvertraut, mit dem Diener Lord William Russells zu überzeugen, und in Folge der erlangten Ueberzeugung sodann ihre bestimmte Anzeige gemacht hatte, wurde dieses dem Verhafteten Augsburger Allgemeine Zeitung. Mit allerhöchsten Privilegien. MontagNr. 181. 29 Junius 1840.Spanien. Madrid, 16 Jun. Die Beruhigung des Landes geht mit raschen Schritten vor sich. Die Niederlage des Palacios, der die Escorte der Königin anzugreifen wagte, und die große Anzahl Gefangener, welche die Truppen der Königin gemacht haben, vollenden die Demoralisirung der Parteien von Cuenca und Guadalajara. Von Balmaseda hat man noch keine Nachrichten, doch der Lauf der Posten ist noch immer unterbrochen. – Nach einem Bulletin, das der Castellano mittheilt, und worin von Siguenza, den 15 Jun., aus, der Angriff des Palacios und seine Flucht bestätigt wird, sind von seinem aus 3000 Mann Infanterie und 700 Reitern bestehenden Corps 1317 Gefangene gemacht, und eine große Anzahl Todte auf dem Schlachtfelde bei Mojares und Alpuenza zurückgelassen worden; nur die Reiter, welche die Infanterie aufgaben und zurückließen, haben zum größern Theil sich mit Balmaseda zu vereinigen gesucht. Bordeaux, 22 Jun. Ein schlimmes Omen für alle Widerstandsprojecte ist die Ihnen durch den Telegraphen bereits bekannte Flucht des berüchtigten Apostels des Schreckenssvstems im Carlistischen Heere, Arias Teijeiro, der dieser Tage zu Perpignan eintraf. Der schlaue Advocat, zugleich Kriegs- und Marineminister Sr. katholischen Maj., obschon zum einen wie zum andern gleich unfähig, hielt nicht für gerathen, seine Treue bis ans Ende zu bewähren. – Von Balmaseda nichts. Am 12 hatte seine Bande die Linie vom Hohlweg von Carazo bis zur Höhe von Mirandella inne. An Befestigung des Felsens von Carazo arbeiteten bis dahin fortwährend Hunderte von Bauern, deren Eifer die Soldaten mit Prügeln dirigirten. Die Provinzen von Burgos und Soria waren in Belagerungsstand erklärt. Die Straße zwischen Burgos und Madrid war am 15 noch nicht frei. – Die Königinnen waren am 16 zu Calatayud erwartet, wo sie mit Pomp empfangen werden sollten. Zu Saragossa dauerten die Festvorbereitungen fort. Es hieß, Ihre Majestäten würden vom 18 bis 21 zu Saragossa verweilen. Zu Lerida erwartete sie Espartero, um sie unterm Schutze der dort vereinigten Divisionen nach Barcelona zu geleiten. Die Journale erschöpfen sich in müßigen Conjecturen über den wahren Zweck der Reise. Es hieß, die HH. Zea Bermudez und Burgos würden von Paris, und zu gleicher Zeit auch der Graf v. Toreno, die HH. Martinez de la Rosa, Isturiz, Alcala Galiano und einige andere Männer von Bedeutung zu Barcelona eintreffen, um Ihren Majestäten ihre Huldigungen darzubringen. (Moniteur.) Man schreibt von der Gränze von Catalonien vom 19 Jun.: „Ein am 17 Junius über Osseja (Ostpyrenäen) nach Frankreich gekommener carlistischer Officier berichtet, daß die Armee des Herzogs von Victoria zu Cervara und Ygualade stehe, und nach Berga heranrücke, um diese Stadt zu belagern. Cabrera zeigt die Absicht sich nach Arragonien und Navarra zu werfen, wenn Berga in die Gewalt der Truppen der Königin fallen sollte; der Herzog von Victoria trifft aber Maaßregeln, um die Ausführung dieses Planes zu hindern. Man erfährt wirklich über Seix (Arriège), daß drei starke Truppencolonnen der Königin zu Tremp und Pobla angekommen seyn müssen, um ihm den Weg zu versperren. Es bliebe sonach für Cabrera kein anderer Ausgang, als das französische Gebiet, wohin er sich durch die Departements der Ostpyrenäen oder der Arriège flüchten könnte. 1500 Carlisten, die seit dem 14 in der Umgegend von Puycerda angekommen, verheeren die Ernten, legen den Einwohnern Contribution auf, und begehen die schauderhaftesten Ausschweifungen. Ein zahlreiches Corps von Factiosen steht bei Seu de Urgel und überläßt sich ähnlichen Excessen. Der Bischof von Orihuela, der am 12 nach Frankreich übergegangen ist, war bis zur Gränze von 200 Carlisten begleitet, welche mit einer Truppenabtheilung von Puycerda tiraillirten, um seinen Eintritt in Frankreich zu erleichtern. Er hatte seinen Secretär, seinen Kammerdiener und seinen Koch, einen Priester, zwei Guiden, einen Obristen der carlistischen Cavallerie, und eine Summe von 25,000 Fr. in Gold bei sich. Er erzählte, daß die größte Zwietracht unter den Carlistischen Anführern herrsche und daß sie sich unmöglich zur Leitung der Militäroperationen verständigen könnten.“ Großbritannien. London, 22 Jun. Das über Courvoisier gesprochene „Schuldig“ findet sich nun durch des Thäters eigenes Geständniß gerechtfertigt. Als am Freitag Morgen Madame Piolaine (ihr Wirthshaus heißt Hôtel de Port de Dieppe, und ist eine Art Café estaminet mit table-d'hôte und Billard) nach Newgate gekommen war, um sich von der Einerleiheit des Jean, der ihr das gestohlne Silberzeug anvertraut, mit dem Diener Lord William Russells zu überzeugen, und in Folge der erlangten Ueberzeugung sodann ihre bestimmte Anzeige gemacht hatte, wurde dieses dem Verhafteten <TEI> <text> <front> <pb facs="#f0001" n="1441"/><lb/> <titlePage type="heading"> <docTitle> <titlePart type="main">Augsburger Allgemeine Zeitung.</titlePart><lb/> <titlePart type="jImprimatur">Mit allerhöchsten Privilegien.</titlePart> </docTitle><lb/> <docImprint> <docDate>Montag</docDate> </docImprint><lb/> <titlePart type="volume">Nr. 181.</titlePart><lb/> <docImprint> <docDate>29 Junius 1840.</docDate> </docImprint> </titlePage> </front> <body> <div n="1"> <head> <hi rendition="#b">Spanien.</hi> </head><lb/> <div n="2"> <byline>*</byline> <dateline><hi rendition="#b">Madrid,</hi> 16 Jun.</dateline> <p> Die Beruhigung des Landes geht mit raschen Schritten vor sich. 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Von Balmaseda hat man noch keine Nachrichten, doch der Lauf der Posten ist noch immer unterbrochen. – Nach einem Bulletin, das der Castellano mittheilt, und worin von Siguenza, den 15 Jun., aus, der Angriff des Palacios und seine Flucht bestätigt wird, sind von seinem aus 3000 Mann Infanterie und 700 Reitern bestehenden Corps 1317 Gefangene gemacht, und eine große Anzahl Todte auf dem Schlachtfelde bei Mojares und Alpuenza zurückgelassen worden; nur die Reiter, welche die Infanterie aufgaben und zurückließen, haben zum größern Theil sich mit Balmaseda zu vereinigen gesucht.</p> </div><lb/> <div n="2"> <byline>*</byline> <dateline><hi rendition="#b">Bordeaux,</hi> 22 Jun.</dateline> <p> Ein schlimmes Omen für alle Widerstandsprojecte ist die Ihnen durch den Telegraphen bereits bekannte Flucht des berüchtigten Apostels des Schreckenssvstems im Carlistischen Heere, Arias Teijeiro, der dieser Tage zu Perpignan eintraf. Der schlaue Advocat, zugleich Kriegs- und Marineminister Sr. katholischen Maj., obschon zum einen wie zum andern gleich unfähig, hielt nicht für gerathen, seine Treue bis ans Ende zu bewähren. – Von Balmaseda nichts. Am 12 hatte seine Bande die Linie vom Hohlweg von Carazo bis zur Höhe von Mirandella inne. An Befestigung des Felsens von Carazo arbeiteten bis dahin fortwährend Hunderte von Bauern, deren Eifer die Soldaten mit Prügeln dirigirten. Die Provinzen von Burgos und Soria waren in Belagerungsstand erklärt. Die Straße zwischen Burgos und Madrid war am 15 noch nicht frei. – Die Königinnen waren am 16 zu Calatayud erwartet, wo sie mit Pomp empfangen werden sollten. Zu Saragossa dauerten die Festvorbereitungen fort. Es hieß, Ihre Majestäten würden vom 18 bis 21 zu Saragossa verweilen. Zu Lerida erwartete sie Espartero, um sie unterm Schutze der dort vereinigten Divisionen nach Barcelona zu geleiten. Die Journale erschöpfen sich in müßigen Conjecturen über den wahren Zweck der Reise. Es hieß, die HH. Zea Bermudez und Burgos würden von Paris, und zu gleicher Zeit auch der Graf v. Toreno, die HH. Martinez de la Rosa, Isturiz, Alcala Galiano und einige andere Männer von Bedeutung zu Barcelona eintreffen, um Ihren Majestäten ihre Huldigungen darzubringen.</p><lb/> <p>(<hi rendition="#g">Moniteur</hi>.) Man schreibt von der Gränze von Catalonien vom 19 Jun.: „Ein am 17 Junius über Osseja (Ostpyrenäen) nach Frankreich gekommener carlistischer Officier berichtet, daß die Armee des Herzogs von Victoria zu Cervara und Ygualade stehe, und nach Berga heranrücke, um diese Stadt zu belagern. Cabrera zeigt die Absicht sich nach Arragonien und Navarra zu werfen, wenn Berga in die Gewalt der Truppen der Königin fallen sollte; der Herzog von Victoria trifft aber Maaßregeln, um die Ausführung dieses Planes zu hindern. Man erfährt wirklich über Seix (Arriège), daß drei starke Truppencolonnen der Königin zu Tremp und Pobla angekommen seyn müssen, um ihm den Weg zu versperren. Es bliebe sonach für Cabrera kein anderer Ausgang, als das französische Gebiet, wohin er sich durch die Departements der Ostpyrenäen oder der Arriège flüchten könnte. 1500 Carlisten, die seit dem 14 in der Umgegend von Puycerda angekommen, verheeren die Ernten, legen den Einwohnern Contribution auf, und begehen die schauderhaftesten Ausschweifungen. Ein zahlreiches Corps von Factiosen steht bei Seu de Urgel und überläßt sich ähnlichen Excessen. Der Bischof von Orihuela, der am 12 nach Frankreich übergegangen ist, war bis zur Gränze von 200 Carlisten begleitet, welche mit einer Truppenabtheilung von Puycerda tiraillirten, um seinen Eintritt in Frankreich zu erleichtern. Er hatte seinen Secretär, seinen Kammerdiener und seinen Koch, einen Priester, zwei Guiden, einen Obristen der carlistischen Cavallerie, und eine Summe von 25,000 Fr. in Gold bei sich. Er erzählte, daß die größte Zwietracht unter den Carlistischen Anführern herrsche und daß sie sich unmöglich zur Leitung der Militäroperationen verständigen könnten.“</p> </div> </div><lb/> <div n="1"> <head> <hi rendition="#b">Großbritannien.</hi> </head><lb/> <div n="2"> <byline> <docAuthor> <gap reason="insignificant"/> </docAuthor> </byline> <dateline><hi rendition="#b">London,</hi> 22 Jun.</dateline><lb/> <p>Das über Courvoisier gesprochene „Schuldig“ findet sich nun durch des Thäters eigenes Geständniß gerechtfertigt. 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Augsburger Allgemeine Zeitung.
Mit allerhöchsten Privilegien.
Montag
Nr. 181.
29 Junius 1840.Spanien.
*Madrid, 16 Jun. Die Beruhigung des Landes geht mit raschen Schritten vor sich. Die Niederlage des Palacios, der die Escorte der Königin anzugreifen wagte, und die große Anzahl Gefangener, welche die Truppen der Königin gemacht haben, vollenden die Demoralisirung der Parteien von Cuenca und Guadalajara. Von Balmaseda hat man noch keine Nachrichten, doch der Lauf der Posten ist noch immer unterbrochen. – Nach einem Bulletin, das der Castellano mittheilt, und worin von Siguenza, den 15 Jun., aus, der Angriff des Palacios und seine Flucht bestätigt wird, sind von seinem aus 3000 Mann Infanterie und 700 Reitern bestehenden Corps 1317 Gefangene gemacht, und eine große Anzahl Todte auf dem Schlachtfelde bei Mojares und Alpuenza zurückgelassen worden; nur die Reiter, welche die Infanterie aufgaben und zurückließen, haben zum größern Theil sich mit Balmaseda zu vereinigen gesucht.
* Bordeaux, 22 Jun. Ein schlimmes Omen für alle Widerstandsprojecte ist die Ihnen durch den Telegraphen bereits bekannte Flucht des berüchtigten Apostels des Schreckenssvstems im Carlistischen Heere, Arias Teijeiro, der dieser Tage zu Perpignan eintraf. Der schlaue Advocat, zugleich Kriegs- und Marineminister Sr. katholischen Maj., obschon zum einen wie zum andern gleich unfähig, hielt nicht für gerathen, seine Treue bis ans Ende zu bewähren. – Von Balmaseda nichts. Am 12 hatte seine Bande die Linie vom Hohlweg von Carazo bis zur Höhe von Mirandella inne. An Befestigung des Felsens von Carazo arbeiteten bis dahin fortwährend Hunderte von Bauern, deren Eifer die Soldaten mit Prügeln dirigirten. Die Provinzen von Burgos und Soria waren in Belagerungsstand erklärt. Die Straße zwischen Burgos und Madrid war am 15 noch nicht frei. – Die Königinnen waren am 16 zu Calatayud erwartet, wo sie mit Pomp empfangen werden sollten. Zu Saragossa dauerten die Festvorbereitungen fort. Es hieß, Ihre Majestäten würden vom 18 bis 21 zu Saragossa verweilen. Zu Lerida erwartete sie Espartero, um sie unterm Schutze der dort vereinigten Divisionen nach Barcelona zu geleiten. Die Journale erschöpfen sich in müßigen Conjecturen über den wahren Zweck der Reise. Es hieß, die HH. Zea Bermudez und Burgos würden von Paris, und zu gleicher Zeit auch der Graf v. Toreno, die HH. Martinez de la Rosa, Isturiz, Alcala Galiano und einige andere Männer von Bedeutung zu Barcelona eintreffen, um Ihren Majestäten ihre Huldigungen darzubringen.
(Moniteur.) Man schreibt von der Gränze von Catalonien vom 19 Jun.: „Ein am 17 Junius über Osseja (Ostpyrenäen) nach Frankreich gekommener carlistischer Officier berichtet, daß die Armee des Herzogs von Victoria zu Cervara und Ygualade stehe, und nach Berga heranrücke, um diese Stadt zu belagern. Cabrera zeigt die Absicht sich nach Arragonien und Navarra zu werfen, wenn Berga in die Gewalt der Truppen der Königin fallen sollte; der Herzog von Victoria trifft aber Maaßregeln, um die Ausführung dieses Planes zu hindern. Man erfährt wirklich über Seix (Arriège), daß drei starke Truppencolonnen der Königin zu Tremp und Pobla angekommen seyn müssen, um ihm den Weg zu versperren. Es bliebe sonach für Cabrera kein anderer Ausgang, als das französische Gebiet, wohin er sich durch die Departements der Ostpyrenäen oder der Arriège flüchten könnte. 1500 Carlisten, die seit dem 14 in der Umgegend von Puycerda angekommen, verheeren die Ernten, legen den Einwohnern Contribution auf, und begehen die schauderhaftesten Ausschweifungen. Ein zahlreiches Corps von Factiosen steht bei Seu de Urgel und überläßt sich ähnlichen Excessen. Der Bischof von Orihuela, der am 12 nach Frankreich übergegangen ist, war bis zur Gränze von 200 Carlisten begleitet, welche mit einer Truppenabtheilung von Puycerda tiraillirten, um seinen Eintritt in Frankreich zu erleichtern. Er hatte seinen Secretär, seinen Kammerdiener und seinen Koch, einen Priester, zwei Guiden, einen Obristen der carlistischen Cavallerie, und eine Summe von 25,000 Fr. in Gold bei sich. Er erzählte, daß die größte Zwietracht unter den Carlistischen Anführern herrsche und daß sie sich unmöglich zur Leitung der Militäroperationen verständigen könnten.“
Großbritannien.
_ London, 22 Jun.
Das über Courvoisier gesprochene „Schuldig“ findet sich nun durch des Thäters eigenes Geständniß gerechtfertigt. Als am Freitag Morgen Madame Piolaine (ihr Wirthshaus heißt Hôtel de Port de Dieppe, und ist eine Art Café estaminet mit table-d'hôte und Billard) nach Newgate gekommen war, um sich von der Einerleiheit des Jean, der ihr das gestohlne Silberzeug anvertraut, mit dem Diener Lord William Russells zu überzeugen, und in Folge der erlangten Ueberzeugung sodann ihre bestimmte Anzeige gemacht hatte, wurde dieses dem Verhafteten
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