Allgemeine Zeitung. Nr. 182. Augsburg, 30. Juni 1840.Augsburger Allgemeine Zeitung. Mit allerhöchsten Privilegien. DienstagNr. 182. 30 Junius 1840.Vereinigte Staaten von Nordamerika. Vom Main, 22 Junius. Nach einem Privatschreiben aus Philadelphia vom 27 Mai wurde auch dort die vierte Säcularfeier der Erfindung der Buchdruckerkunst mit dem regsten Eifer vorbereitet. Vornehmlich auf Betrieb des auch in Europa bekannten H. J. G. Wesselhöft, hatte sich in dieser Stadt ein Comite deutscher Buchdrucker und Buchhändler gebildet, um einen Entwurf für die Festesfeier auszuarbeiten und eine Versammlung der deutschen Bevölkerung der Stadt und Grafschaft Philadelphia zu berufen. Allein auch bei den Amerikanern fand das Vorhaben Anklang, und man bezweifelte nicht, es werde dasselbe zur Ausführung kommen. Die in Wesselhöfts Verlage erscheinende Zeitung (die alte und neue Welt) enthält einen begeisterten Aufruf an sämmtliche Deutsche in den Vereinigten Staaten, sich bei dem Feste zu betheiligen. (Schw. M.) Spanien. Bayonne, 21 Jun. Briefe aus Burgos melden, daß die Wege noch immer geschlossen sind; man reist nur, nachdem man sich von Station zu Station genau über die Stellung der Truppen unterrichtet hat. Balmaseda verbreitet große Unruhe in dem Lande, wo er bedeutende Streitmassen zusammen gezogen hat; denn die meisten Carlistischen Banden, die anderwärts zerstreut sind, vereinigen sich mit diesem unternehmenden Führer, dessen Kühnheit ihnen Vertrauen einflößt. Ribera Siquero und Leon haben noch nicht Streitkräfte genug, um einen allgemeinen Zug gegen Balmaseda wagen zu können. Portugal. Lissabon, 15 Jun. Wegen der starken Opposition, die sich täglich heftiger gegen die Minister der Justiz und des Innern, HH. Magalhaes und Cabral, ausspricht, sind gegen 60 ministerielle Deputirte zusammengetreten, und haben sich unter dem Vorsitze des Hrn. Carvalho über einen Plan, die Minister im Amte zu erhalten, besprochen. Nachrichten vom 14 April zufolge, die das Regierungs-Transportschiff Principe Real von Leanda (afrikanische Küste) mitgebracht hat, sind mehrere portugiesische Schiffe von neuem durch britische Kreuzer an jener Küste aufgebracht worden; unter ihnen namentlich die Brigantine Raymundo Primiero, die von Benguela nach Mossamedes bestimmt war, und den Artillerielieutenant Joao Francisco Garcia mit Frau und Kindern und 29 Soldaten, die zur Garnison im letztern Platz bestimmt waren, am Bord hatte. Das Schiff wurde von den Engländern nach Sierra Leone zur gerichtlichen Untersuchung gebracht, und als der Commodore Cunha dagegen Einsprache that, reiste der brittische Capitän Elliot nach dem Cap der guten Hoffnung, um die Entscheidung dem daselbst stationirenden Admiral vorzulegen. Dieser Umstand hat die bittere Stimmung des portugiesischen Volks gewaltig geschärft, und in den Kammern zu lebhaften Declamationen gegen ein solches Verfahren Gelegenheit gegeben. - Der Finanzminister hat in der Deputirtenkammer die Erlaubniß nachgesucht, die Abgaben ferner zu erheben, bis er sein neues Budget der Kammer vorlegen kann. Im Senat sprach Baron Tojal (Joao de Oliveira) über die Nothwendigkeit, mit den Vereinigten Staaten ungesäumt wegen eines Handelsvertrags in Unterhandlung zu treten, und zwar noch ehe der Charge d'Affaires, Hr. Kavanagh, in Folge erhaltenen Urlaubs Lissabon verlasse. - Der bekannte miguelistische Mörder Calisto Lourenco, seit 6 Jahren der Schrecken der Provinz Beira Alta, traf bei Meroga mit Antonio de Miranda und Roque Braudes zusammen, und wurde von ersterm getödtet; ein anderer Räuber, "der Willige" genannt, entkam, obgleich schwer verwundet. (Engl. Bl.) Großbritannien. London, 23 Jun. Der Entscheidungskampf über die Stanley-Bill ist auf nächsten Freitag verschoben. Nachdem nämlich Lord J. Russell in seiner gestern abgebrochenen Antwort erklärt, daß er sich nicht verpflichtet halte, Lord Stanley, der seinen am Freitag gemachten Vorschlag, die Bill nächsten Donnerstag vorzubringen, nicht angenommen habe, einen neuen Vorschlag dieser Art zu machen, erhob sich Lord Stanley später - vor dem Verlesen der Admiralgerichtshöfebill - noch einmal, um sich den genannten Tag, Donnerstag, für seine Bill zu erbitten. Lord J. Russell, erklärend, daß er nun diesen Tag schon für die Canadakirchengüterbill und die Zuckerzollbill bestimmt habe, gestand ihm den folgenden Freitag zu, an welchem dann auch vielleicht des General-Solicitors irische Registrationsbill zum zweiten Verlesen kommen werde. Lord Stanley erklärte sich dagegen entschlossen, daß er, falls seine Bill nicht durchginge, diese zweite zur Grundlage eines neuen bessern Registrationssystems zu machen suchen werde. Eine solche Nachgiebigkeit, so wie der Ton, den die torystischen Blätter jetzt anstimmen, zeigt aber hinlänglich, Augsburger Allgemeine Zeitung. Mit allerhöchsten Privilegien. DienstagNr. 182. 30 Junius 1840.Vereinigte Staaten von Nordamerika. Vom Main, 22 Junius. Nach einem Privatschreiben aus Philadelphia vom 27 Mai wurde auch dort die vierte Säcularfeier der Erfindung der Buchdruckerkunst mit dem regsten Eifer vorbereitet. Vornehmlich auf Betrieb des auch in Europa bekannten H. J. G. Wesselhöft, hatte sich in dieser Stadt ein Comité deutscher Buchdrucker und Buchhändler gebildet, um einen Entwurf für die Festesfeier auszuarbeiten und eine Versammlung der deutschen Bevölkerung der Stadt und Grafschaft Philadelphia zu berufen. Allein auch bei den Amerikanern fand das Vorhaben Anklang, und man bezweifelte nicht, es werde dasselbe zur Ausführung kommen. Die in Wesselhöfts Verlage erscheinende Zeitung (die alte und neue Welt) enthält einen begeisterten Aufruf an sämmtliche Deutsche in den Vereinigten Staaten, sich bei dem Feste zu betheiligen. (Schw. M.) Spanien. Bayonne, 21 Jun. Briefe aus Burgos melden, daß die Wege noch immer geschlossen sind; man reist nur, nachdem man sich von Station zu Station genau über die Stellung der Truppen unterrichtet hat. Balmaseda verbreitet große Unruhe in dem Lande, wo er bedeutende Streitmassen zusammen gezogen hat; denn die meisten Carlistischen Banden, die anderwärts zerstreut sind, vereinigen sich mit diesem unternehmenden Führer, dessen Kühnheit ihnen Vertrauen einflößt. Ribera Siquero und Leon haben noch nicht Streitkräfte genug, um einen allgemeinen Zug gegen Balmaseda wagen zu können. Portugal. Lissabon, 15 Jun. Wegen der starken Opposition, die sich täglich heftiger gegen die Minister der Justiz und des Innern, HH. Magalhaes und Cabral, ausspricht, sind gegen 60 ministerielle Deputirte zusammengetreten, und haben sich unter dem Vorsitze des Hrn. Carvalho über einen Plan, die Minister im Amte zu erhalten, besprochen. Nachrichten vom 14 April zufolge, die das Regierungs-Transportschiff Principe Real von Leanda (afrikanische Küste) mitgebracht hat, sind mehrere portugiesische Schiffe von neuem durch britische Kreuzer an jener Küste aufgebracht worden; unter ihnen namentlich die Brigantine Raymundo Primiero, die von Benguela nach Mossamedes bestimmt war, und den Artillerielieutenant Joao Francisco Garcia mit Frau und Kindern und 29 Soldaten, die zur Garnison im letztern Platz bestimmt waren, am Bord hatte. Das Schiff wurde von den Engländern nach Sierra Leone zur gerichtlichen Untersuchung gebracht, und als der Commodore Cunha dagegen Einsprache that, reiste der brittische Capitän Elliot nach dem Cap der guten Hoffnung, um die Entscheidung dem daselbst stationirenden Admiral vorzulegen. Dieser Umstand hat die bittere Stimmung des portugiesischen Volks gewaltig geschärft, und in den Kammern zu lebhaften Declamationen gegen ein solches Verfahren Gelegenheit gegeben. – Der Finanzminister hat in der Deputirtenkammer die Erlaubniß nachgesucht, die Abgaben ferner zu erheben, bis er sein neues Budget der Kammer vorlegen kann. Im Senat sprach Baron Tojal (Joao de Oliveira) über die Nothwendigkeit, mit den Vereinigten Staaten ungesäumt wegen eines Handelsvertrags in Unterhandlung zu treten, und zwar noch ehe der Chargé d'Affaires, Hr. Kavanagh, in Folge erhaltenen Urlaubs Lissabon verlasse. – Der bekannte miguelistische Mörder Calisto Lourenço, seit 6 Jahren der Schrecken der Provinz Beira Alta, traf bei Meroga mit Antonio de Miranda und Roque Braudes zusammen, und wurde von ersterm getödtet; ein anderer Räuber, „der Willige“ genannt, entkam, obgleich schwer verwundet. (Engl. Bl.) Großbritannien. London, 23 Jun. Der Entscheidungskampf über die Stanley-Bill ist auf nächsten Freitag verschoben. Nachdem nämlich Lord J. Russell in seiner gestern abgebrochenen Antwort erklärt, daß er sich nicht verpflichtet halte, Lord Stanley, der seinen am Freitag gemachten Vorschlag, die Bill nächsten Donnerstag vorzubringen, nicht angenommen habe, einen neuen Vorschlag dieser Art zu machen, erhob sich Lord Stanley später – vor dem Verlesen der Admiralgerichtshöfebill – noch einmal, um sich den genannten Tag, Donnerstag, für seine Bill zu erbitten. Lord J. Russell, erklärend, daß er nun diesen Tag schon für die Canadakirchengüterbill und die Zuckerzollbill bestimmt habe, gestand ihm den folgenden Freitag zu, an welchem dann auch vielleicht des General-Solicitors irische Registrationsbill zum zweiten Verlesen kommen werde. Lord Stanley erklärte sich dagegen entschlossen, daß er, falls seine Bill nicht durchginge, diese zweite zur Grundlage eines neuen bessern Registrationssystems zu machen suchen werde. Eine solche Nachgiebigkeit, so wie der Ton, den die torystischen Blätter jetzt anstimmen, zeigt aber hinlänglich, <TEI> <text> <front> <pb facs="#f0001" n="1449"/><lb/> <titlePage type="heading"> <docTitle> <titlePart type="main">Augsburger Allgemeine Zeitung.</titlePart><lb/> <titlePart type="jImprimatur">Mit allerhöchsten Privilegien.</titlePart> </docTitle><lb/> <docImprint> <docDate>Dienstag</docDate> </docImprint><lb/> <titlePart type="volume">Nr. 182.</titlePart><lb/> <docImprint> <docDate>30 Junius 1840.</docDate> </docImprint> </titlePage> </front> <body><lb/> <div n="1"> <head> <hi rendition="#b">Vereinigte Staaten von Nordamerika.</hi> </head><lb/> <div n="2"> <byline> <docAuthor> <gap reason="insignificant"/> </docAuthor> </byline> <dateline><hi rendition="#b">Vom Main,</hi> 22 Junius.</dateline> <p> Nach einem Privatschreiben aus Philadelphia vom 27 Mai wurde auch dort die vierte Säcularfeier der Erfindung der Buchdruckerkunst mit dem regsten Eifer vorbereitet. Vornehmlich auf Betrieb des auch in Europa bekannten H. J. G. Wesselhöft, hatte sich in dieser Stadt ein Comité deutscher Buchdrucker und Buchhändler gebildet, um einen Entwurf für die Festesfeier auszuarbeiten und eine Versammlung der deutschen Bevölkerung der Stadt und Grafschaft Philadelphia zu berufen. Allein auch bei den Amerikanern fand das Vorhaben Anklang, und man bezweifelte nicht, es werde dasselbe zur Ausführung kommen. Die in Wesselhöfts Verlage erscheinende Zeitung (die alte und neue Welt) enthält einen begeisterten Aufruf an sämmtliche Deutsche in den Vereinigten Staaten, sich bei dem Feste zu betheiligen. (Schw. M.)</p><lb/> </div> </div> <div type="jArticle" n="1"> <head> <hi rendition="#b">Spanien.</hi> </head><lb/> <div n="2"> <byline> <docAuthor> <gap reason="insignificant"/> </docAuthor> </byline> <dateline><hi rendition="#b">Bayonne,</hi> 21 Jun.</dateline> <p> Briefe aus Burgos melden, daß die Wege noch immer geschlossen sind; man reist nur, nachdem man sich von Station zu Station genau über die Stellung der Truppen unterrichtet hat. Balmaseda verbreitet große Unruhe in dem Lande, wo er bedeutende Streitmassen zusammen gezogen hat; denn die meisten Carlistischen Banden, die anderwärts zerstreut sind, vereinigen sich mit diesem unternehmenden Führer, dessen Kühnheit ihnen Vertrauen einflößt. Ribera Siquero und Leon haben noch nicht Streitkräfte genug, um einen allgemeinen Zug gegen Balmaseda wagen zu können.</p><lb/> </div> </div><lb/> <div n="1"> <head> <hi rendition="#b">Portugal.</hi> </head><lb/> <div n="2"> <byline> <docAuthor> <gap reason="insignificant"/> </docAuthor> </byline> <dateline><hi rendition="#b">Lissabon,</hi> 15 Jun.</dateline> <p> Wegen der starken Opposition, die sich täglich heftiger gegen die Minister der Justiz und des Innern, HH. Magalhaes und Cabral, ausspricht, sind gegen 60 ministerielle Deputirte zusammengetreten, und haben sich unter dem Vorsitze des Hrn. Carvalho über einen Plan, die Minister im Amte zu erhalten, besprochen. Nachrichten vom 14 April zufolge, die das Regierungs-Transportschiff Principe Real von Leanda (afrikanische Küste) mitgebracht hat, sind mehrere portugiesische Schiffe von neuem durch britische Kreuzer an jener Küste aufgebracht worden; unter ihnen namentlich die Brigantine Raymundo Primiero, die von Benguela nach Mossamedes bestimmt war, und den Artillerielieutenant Joao Francisco Garcia mit Frau und Kindern und 29 Soldaten, die zur Garnison im letztern Platz bestimmt waren, am Bord hatte. Das Schiff wurde von den Engländern nach Sierra Leone zur gerichtlichen Untersuchung gebracht, und als der Commodore Cunha dagegen Einsprache that, reiste der brittische Capitän Elliot nach dem Cap der guten Hoffnung, um die Entscheidung dem daselbst stationirenden Admiral vorzulegen. Dieser Umstand hat die bittere Stimmung des portugiesischen Volks gewaltig geschärft, und in den Kammern zu lebhaften Declamationen gegen ein solches Verfahren Gelegenheit gegeben. – Der Finanzminister hat in der Deputirtenkammer die Erlaubniß nachgesucht, die Abgaben ferner zu erheben, bis er sein neues Budget der Kammer vorlegen kann. Im Senat sprach Baron Tojal (Joao de Oliveira) über die Nothwendigkeit, mit den Vereinigten Staaten ungesäumt wegen eines Handelsvertrags in Unterhandlung zu treten, und zwar noch ehe der Chargé d'Affaires, Hr. Kavanagh, in Folge erhaltenen Urlaubs Lissabon verlasse. – Der bekannte miguelistische Mörder Calisto Lourenço, seit 6 Jahren der Schrecken der Provinz Beira Alta, traf bei Meroga mit Antonio de Miranda und Roque Braudes zusammen, und wurde von ersterm getödtet; ein anderer Räuber, „der Willige“ genannt, entkam, obgleich schwer verwundet. (<hi rendition="#g">Engl</hi>. <hi rendition="#g">Bl</hi>.)</p><lb/> </div> </div><lb/> <div n="1"> <head> <hi rendition="#b">Großbritannien.</hi> </head><lb/> <div n="2"> <byline> <docAuthor> <gap reason="insignificant"/> </docAuthor> </byline> <dateline><hi rendition="#b">London,</hi> 23 Jun.</dateline><lb/> <p>Der Entscheidungskampf über die Stanley-Bill ist auf nächsten Freitag verschoben. Nachdem nämlich Lord J. Russell in seiner gestern abgebrochenen Antwort erklärt, daß er sich nicht verpflichtet halte, Lord Stanley, der seinen am Freitag gemachten Vorschlag, die Bill nächsten Donnerstag vorzubringen, nicht angenommen habe, einen neuen Vorschlag dieser Art zu machen, erhob sich Lord Stanley später – vor dem Verlesen der Admiralgerichtshöfebill – noch einmal, um sich den genannten Tag, Donnerstag, für seine Bill zu erbitten. Lord J. <hi rendition="#g">Russell</hi>, erklärend, daß er nun diesen Tag schon für die Canadakirchengüterbill und die Zuckerzollbill bestimmt habe, gestand ihm den folgenden Freitag zu, an welchem dann auch vielleicht des General-Solicitors irische Registrationsbill zum zweiten Verlesen kommen werde. Lord <hi rendition="#g">Stanley</hi> erklärte sich dagegen entschlossen, daß er, falls seine Bill nicht durchginge, diese zweite zur Grundlage eines neuen bessern Registrationssystems zu machen suchen werde. Eine solche Nachgiebigkeit, so wie der Ton, den die torystischen Blätter jetzt anstimmen, zeigt aber hinlänglich,<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [1449/0001]
Augsburger Allgemeine Zeitung.
Mit allerhöchsten Privilegien.
Dienstag
Nr. 182.
30 Junius 1840.
Vereinigte Staaten von Nordamerika.
_ Vom Main, 22 Junius. Nach einem Privatschreiben aus Philadelphia vom 27 Mai wurde auch dort die vierte Säcularfeier der Erfindung der Buchdruckerkunst mit dem regsten Eifer vorbereitet. Vornehmlich auf Betrieb des auch in Europa bekannten H. J. G. Wesselhöft, hatte sich in dieser Stadt ein Comité deutscher Buchdrucker und Buchhändler gebildet, um einen Entwurf für die Festesfeier auszuarbeiten und eine Versammlung der deutschen Bevölkerung der Stadt und Grafschaft Philadelphia zu berufen. Allein auch bei den Amerikanern fand das Vorhaben Anklang, und man bezweifelte nicht, es werde dasselbe zur Ausführung kommen. Die in Wesselhöfts Verlage erscheinende Zeitung (die alte und neue Welt) enthält einen begeisterten Aufruf an sämmtliche Deutsche in den Vereinigten Staaten, sich bei dem Feste zu betheiligen. (Schw. M.)
Spanien.
_ Bayonne, 21 Jun. Briefe aus Burgos melden, daß die Wege noch immer geschlossen sind; man reist nur, nachdem man sich von Station zu Station genau über die Stellung der Truppen unterrichtet hat. Balmaseda verbreitet große Unruhe in dem Lande, wo er bedeutende Streitmassen zusammen gezogen hat; denn die meisten Carlistischen Banden, die anderwärts zerstreut sind, vereinigen sich mit diesem unternehmenden Führer, dessen Kühnheit ihnen Vertrauen einflößt. Ribera Siquero und Leon haben noch nicht Streitkräfte genug, um einen allgemeinen Zug gegen Balmaseda wagen zu können.
Portugal.
_ Lissabon, 15 Jun. Wegen der starken Opposition, die sich täglich heftiger gegen die Minister der Justiz und des Innern, HH. Magalhaes und Cabral, ausspricht, sind gegen 60 ministerielle Deputirte zusammengetreten, und haben sich unter dem Vorsitze des Hrn. Carvalho über einen Plan, die Minister im Amte zu erhalten, besprochen. Nachrichten vom 14 April zufolge, die das Regierungs-Transportschiff Principe Real von Leanda (afrikanische Küste) mitgebracht hat, sind mehrere portugiesische Schiffe von neuem durch britische Kreuzer an jener Küste aufgebracht worden; unter ihnen namentlich die Brigantine Raymundo Primiero, die von Benguela nach Mossamedes bestimmt war, und den Artillerielieutenant Joao Francisco Garcia mit Frau und Kindern und 29 Soldaten, die zur Garnison im letztern Platz bestimmt waren, am Bord hatte. Das Schiff wurde von den Engländern nach Sierra Leone zur gerichtlichen Untersuchung gebracht, und als der Commodore Cunha dagegen Einsprache that, reiste der brittische Capitän Elliot nach dem Cap der guten Hoffnung, um die Entscheidung dem daselbst stationirenden Admiral vorzulegen. Dieser Umstand hat die bittere Stimmung des portugiesischen Volks gewaltig geschärft, und in den Kammern zu lebhaften Declamationen gegen ein solches Verfahren Gelegenheit gegeben. – Der Finanzminister hat in der Deputirtenkammer die Erlaubniß nachgesucht, die Abgaben ferner zu erheben, bis er sein neues Budget der Kammer vorlegen kann. Im Senat sprach Baron Tojal (Joao de Oliveira) über die Nothwendigkeit, mit den Vereinigten Staaten ungesäumt wegen eines Handelsvertrags in Unterhandlung zu treten, und zwar noch ehe der Chargé d'Affaires, Hr. Kavanagh, in Folge erhaltenen Urlaubs Lissabon verlasse. – Der bekannte miguelistische Mörder Calisto Lourenço, seit 6 Jahren der Schrecken der Provinz Beira Alta, traf bei Meroga mit Antonio de Miranda und Roque Braudes zusammen, und wurde von ersterm getödtet; ein anderer Räuber, „der Willige“ genannt, entkam, obgleich schwer verwundet. (Engl. Bl.)
Großbritannien.
_ London, 23 Jun.
Der Entscheidungskampf über die Stanley-Bill ist auf nächsten Freitag verschoben. Nachdem nämlich Lord J. Russell in seiner gestern abgebrochenen Antwort erklärt, daß er sich nicht verpflichtet halte, Lord Stanley, der seinen am Freitag gemachten Vorschlag, die Bill nächsten Donnerstag vorzubringen, nicht angenommen habe, einen neuen Vorschlag dieser Art zu machen, erhob sich Lord Stanley später – vor dem Verlesen der Admiralgerichtshöfebill – noch einmal, um sich den genannten Tag, Donnerstag, für seine Bill zu erbitten. Lord J. Russell, erklärend, daß er nun diesen Tag schon für die Canadakirchengüterbill und die Zuckerzollbill bestimmt habe, gestand ihm den folgenden Freitag zu, an welchem dann auch vielleicht des General-Solicitors irische Registrationsbill zum zweiten Verlesen kommen werde. Lord Stanley erklärte sich dagegen entschlossen, daß er, falls seine Bill nicht durchginge, diese zweite zur Grundlage eines neuen bessern Registrationssystems zu machen suchen werde. Eine solche Nachgiebigkeit, so wie der Ton, den die torystischen Blätter jetzt anstimmen, zeigt aber hinlänglich,
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Deutsches Textarchiv: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-06-28T11:37:15Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-06-28T11:37:15Z)
Weitere Informationen:Bogensignaturen: gekennzeichnet; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: gekennzeichnet; Kustoden: gekennzeichnet; langes s (?): als s transkribiert; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: teilweise erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |