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Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 1. Leipzig, 1858.

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gewordenen bürgerlichen Verkehrs zur Sonderung der unlautern
und gefährlichen Eindringlingschaft von dem baren Wesen des
Bürgerthums vernachlässigt haben: gewiß steht fest, daß das
Gaunerthum wie ein Parasitengewächs mit dem bürgerlichen Leben
verwachsen ist und einen bedeutenden und edeln Theil seiner Kraft
absorbirt, während die Polizei dem gefährlichen Feinde gegenüber
im Nachtheil erscheint. Das Gelingen des Gaunerthums und
das Mislingen der Polizei hat der gaunerischen Kunst einen
Nimbus verliehen, der von dem frühern festen Glauben an Hexerei
zwar jetzt doch schon auf die Ueberzeugung von bloßer verwegener
Kunstfertigkeit reducirt ist. Jmmer wird jedoch auch noch diese
Kunstfertigkeit als solche zu hoch angeschlagen, weil man meistens
die überraschenden Erfolge der Gaunerthaten, nicht aber Mittel
und Weise der That besonders scharf ins Auge gefaßt hat. Eine
genaue rationelle Darstellung der praktischen Gaunerkunst ist daher
das nächste und nothwendigste Mittel, um das Gaunerthum er-
kennen und den schon Jahrhunderte lang währenden Kampf gegen
dasselbe mit Erfolg fortsetzen zu können.



gewordenen bürgerlichen Verkehrs zur Sonderung der unlautern
und gefährlichen Eindringlingſchaft von dem baren Weſen des
Bürgerthums vernachläſſigt haben: gewiß ſteht feſt, daß das
Gaunerthum wie ein Paraſitengewächs mit dem bürgerlichen Leben
verwachſen iſt und einen bedeutenden und edeln Theil ſeiner Kraft
abſorbirt, während die Polizei dem gefährlichen Feinde gegenüber
im Nachtheil erſcheint. Das Gelingen des Gaunerthums und
das Mislingen der Polizei hat der gauneriſchen Kunſt einen
Nimbus verliehen, der von dem frühern feſten Glauben an Hexerei
zwar jetzt doch ſchon auf die Ueberzeugung von bloßer verwegener
Kunſtfertigkeit reducirt iſt. Jmmer wird jedoch auch noch dieſe
Kunſtfertigkeit als ſolche zu hoch angeſchlagen, weil man meiſtens
die überraſchenden Erfolge der Gaunerthaten, nicht aber Mittel
und Weiſe der That beſonders ſcharf ins Auge gefaßt hat. Eine
genaue rationelle Darſtellung der praktiſchen Gaunerkunſt iſt daher
das nächſte und nothwendigſte Mittel, um das Gaunerthum er-
kennen und den ſchon Jahrhunderte lang währenden Kampf gegen
daſſelbe mit Erfolg fortſetzen zu können.



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[116/0132] gewordenen bürgerlichen Verkehrs zur Sonderung der unlautern und gefährlichen Eindringlingſchaft von dem baren Weſen des Bürgerthums vernachläſſigt haben: gewiß ſteht feſt, daß das Gaunerthum wie ein Paraſitengewächs mit dem bürgerlichen Leben verwachſen iſt und einen bedeutenden und edeln Theil ſeiner Kraft abſorbirt, während die Polizei dem gefährlichen Feinde gegenüber im Nachtheil erſcheint. Das Gelingen des Gaunerthums und das Mislingen der Polizei hat der gauneriſchen Kunſt einen Nimbus verliehen, der von dem frühern feſten Glauben an Hexerei zwar jetzt doch ſchon auf die Ueberzeugung von bloßer verwegener Kunſtfertigkeit reducirt iſt. Jmmer wird jedoch auch noch dieſe Kunſtfertigkeit als ſolche zu hoch angeſchlagen, weil man meiſtens die überraſchenden Erfolge der Gaunerthaten, nicht aber Mittel und Weiſe der That beſonders ſcharf ins Auge gefaßt hat. Eine genaue rationelle Darſtellung der praktiſchen Gaunerkunſt iſt daher das nächſte und nothwendigſte Mittel, um das Gaunerthum er- kennen und den ſchon Jahrhunderte lang währenden Kampf gegen daſſelbe mit Erfolg fortſetzen zu können.

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Zitationshilfe: Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 1. Leipzig, 1858, S. 116. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/avelallemant_gaunerthum01_1858/132>, abgerufen am 24.11.2024.