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Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 1. Leipzig, 1858.

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Vnd tragen Steblin rauch und glatt,
Das er ward von dem Bettel satt,
Eim wer leid, das gantz war sein gwand,
Bettler bescheissen alle Land,
Einer ein silbern Kelch muß han,
Da all tag siben Maß eingahn,
Der geht auff Krücken, so mans sicht,
Wenn er allein ist, darff ers nicht,
Dieser kan fallen vor den Leuten,
Das jedermann thu auff in deuten,
Der lehnet andern jr Kinder ab,
Das er ein grossen hauffen hab,
Mit Körb ein Esel thut bewaren,
Als wolt er zu Sanct Jacob faren,
Der geht hincken, der geht bucken,
Der bindet ein Bein auff ein Krucken,
Oder ein gerner Bein in die schlucken,
Wenn man jm recht lugt zu den Wunden,
So seh man, wie er war gebunden.
Zum Bettel laß ich mir der wiel,
Denn es seind leider Bettler viel,
Vnd werden stets je mehr je meh,
Denn bettelen das thut niemand weh,
On dem, der es zu not muß treiben,
Sonst ist gar gut ein Bettler bleiben,
Den bettlens des verdirbt man nit,
Viel begehn sich wol zu Weißbrot mit,
Die trincken nicht den schlechten Wein,
Es muß Rheinfal, Elsasser sein,
Mancher verleßt auff bettlen sich,
Der spielt, bult, helt sich üppiglich,
Denn so er schon verschlempt sein haab,
Schlecht man jm bettlen doch nicht ab,
Jm ist erlaubt der Bettlerstab,
Vil nehren auß dem Bettel sich,
Die meh Gelts han denn du vnd ich.

Weniger tief in das betrügerische Wesen der Bettler dringt
hierzu Geiler in seiner commentirenden Predigt "Vom Bettel
Narren" (das drey vnd sechtzigst Narren Geschwarm) ein. Jn
der ersten "Schelle" spricht er "von Armen, die tragen jr armut
mit grosser vngedult vnd gemürmel wider Gott den Allmechtigen";
in der zweiten "von denen die betteln, weil sie fürchten, es werde

Vnd tragen Steblin rauch und glatt,
Das er ward von dem Bettel ſatt,
Eim wer leid, das gantz war ſein gwand,
Bettler beſcheiſſen alle Land,
Einer ein ſilbern Kelch muß han,
Da all tag ſiben Maß eingahn,
Der geht auff Krücken, ſo mans ſicht,
Wenn er allein iſt, darff ers nicht,
Dieſer kan fallen vor den Leuten,
Das jedermann thu auff in deuten,
Der lehnet andern jr Kinder ab,
Das er ein groſſen hauffen hab,
Mit Körb ein Eſel thut bewaren,
Als wolt er zu Sanct Jacob faren,
Der geht hincken, der geht bucken,
Der bindet ein Bein auff ein Krucken,
Oder ein gerner Bein in die ſchlucken,
Wenn man jm recht lugt zu den Wunden,
So ſeh man, wie er war gebunden.
Zum Bettel laß ich mir der wiel,
Denn es ſeind leider Bettler viel,
Vnd werden ſtets je mehr je meh,
Denn bettelen das thut niemand weh,
On dem, der es zu not muß treiben,
Sonſt iſt gar gut ein Bettler bleiben,
Den bettlens des verdirbt man nit,
Viel begehn ſich wol zu Weißbrot mit,
Die trincken nicht den ſchlechten Wein,
Es muß Rheinfal, Elſaſſer ſein,
Mancher verleßt auff bettlen ſich,
Der ſpielt, bult, helt ſich üppiglich,
Denn ſo er ſchon verſchlempt ſein haab,
Schlecht man jm bettlen doch nicht ab,
Jm iſt erlaubt der Bettlerſtab,
Vil nehren auß dem Bettel ſich,
Die meh Gelts han denn du vnd ich.

Weniger tief in das betrügeriſche Weſen der Bettler dringt
hierzu Geiler in ſeiner commentirenden Predigt „Vom Bettel
Narren“ (das drey vnd ſechtzigſt Narren Geſchwarm) ein. Jn
der erſten „Schelle“ ſpricht er „von Armen, die tragen jr armut
mit groſſer vngedult vnd gemürmel wider Gott den Allmechtigen“;
in der zweiten „von denen die betteln, weil ſie fürchten, es werde

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[135/0151] Vnd tragen Steblin rauch und glatt, Das er ward von dem Bettel ſatt, Eim wer leid, das gantz war ſein gwand, Bettler beſcheiſſen alle Land, Einer ein ſilbern Kelch muß han, Da all tag ſiben Maß eingahn, Der geht auff Krücken, ſo mans ſicht, Wenn er allein iſt, darff ers nicht, Dieſer kan fallen vor den Leuten, Das jedermann thu auff in deuten, Der lehnet andern jr Kinder ab, Das er ein groſſen hauffen hab, Mit Körb ein Eſel thut bewaren, Als wolt er zu Sanct Jacob faren, Der geht hincken, der geht bucken, Der bindet ein Bein auff ein Krucken, Oder ein gerner Bein in die ſchlucken, Wenn man jm recht lugt zu den Wunden, So ſeh man, wie er war gebunden. Zum Bettel laß ich mir der wiel, Denn es ſeind leider Bettler viel, Vnd werden ſtets je mehr je meh, Denn bettelen das thut niemand weh, On dem, der es zu not muß treiben, Sonſt iſt gar gut ein Bettler bleiben, Den bettlens des verdirbt man nit, Viel begehn ſich wol zu Weißbrot mit, Die trincken nicht den ſchlechten Wein, Es muß Rheinfal, Elſaſſer ſein, Mancher verleßt auff bettlen ſich, Der ſpielt, bult, helt ſich üppiglich, Denn ſo er ſchon verſchlempt ſein haab, Schlecht man jm bettlen doch nicht ab, Jm iſt erlaubt der Bettlerſtab, Vil nehren auß dem Bettel ſich, Die meh Gelts han denn du vnd ich. Weniger tief in das betrügeriſche Weſen der Bettler dringt hierzu Geiler in ſeiner commentirenden Predigt „Vom Bettel Narren“ (das drey vnd ſechtzigſt Narren Geſchwarm) ein. Jn der erſten „Schelle“ ſpricht er „von Armen, die tragen jr armut mit groſſer vngedult vnd gemürmel wider Gott den Allmechtigen“; in der zweiten „von denen die betteln, weil ſie fürchten, es werde

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Zitationshilfe: Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 1. Leipzig, 1858, S. 135. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/avelallemant_gaunerthum01_1858/151>, abgerufen am 21.11.2024.