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Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 1. Leipzig, 1858.

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Noch werthloser in poetischer Hinsicht sind jene Bonmots,
Verse und Parodien, die man auch jetzt noch vielfach von
frechen Bettlern und Gaunern in undeutlichem Vortrag bei ihrem
Eintritt in Häuser hört und in denen das aufmerksame Kenner-
ohr leicht die freche Gaunerironie erkennt. Das Vogelsberger
Vater-Unser, welches Grolman, a. a. O., S. 179, anführt,
kann man in dieser Beziehung als eine echte Gaunerpoesie an-
sehen. Die Vogelsberger und Wetterauer Bettler und Baldower
summten in den Häusern das Vater-Unser in Ton und Manier
eines Betenden her, wenn die Bauern auf dem Felde oder in der
Kirche sich befanden und im Hause nur Kinder und alte Mütter-
chen allein zurückgelassen waren. Es lautet bei Grolman:

"Guten Morgen Finckelmuß a!
Lebt der olmisch b Schmalfuß c noch?
Ja ja, er lebt noch.
Wo scheft d er dann?
Jm Ringeling. e
Butt f Schund g und Schäberling, h
Blattfuß; i Amen!"

Oder auch mit dem Ausgang:

"Schund und Schmunk k ist zweierley
Butt du den Schund und ich den Schmunk
So bleiben wir alle beide gesund.
Blattfuß; Amen!"

Oder in anderer Gestalt:

"Jch war 'mal ins Tyrol gefockt l
Und hegt m mer 'n Kiß n voll Staubert o geschuppt; p
Da kam der Roller q nachgefockt r
Und hegt mer Koberment s gedockt, t
Und hegt mer den Staubert wieder gezuppt. u
Blattfuß; Amen!"
a Hexe.
b alt.
c Kater.
d ist, steckt.
e Garten.
f friß.
g Dreck.
h Rübe.
i Tanz.
k Fett, Butter.
l gezogen.
m hatte.
n Sack.
o Mehl.
p gestohlen.
q Müller.
r nachgelaufen.
s Schläge.
t gegeben.
u genom-
men. Diese Uebersetzung von Grolman ist jedoch zum Theil nicht richtig.
Ringeling ist nicht Garten, sondern Wurst Finkelmuß ist Köchin, Küchenfrau.

Noch werthloſer in poetiſcher Hinſicht ſind jene Bonmots,
Verſe und Parodien, die man auch jetzt noch vielfach von
frechen Bettlern und Gaunern in undeutlichem Vortrag bei ihrem
Eintritt in Häuſer hört und in denen das aufmerkſame Kenner-
ohr leicht die freche Gaunerironie erkennt. Das Vogelsberger
Vater-Unſer, welches Grolman, a. a. O., S. 179, anführt,
kann man in dieſer Beziehung als eine echte Gaunerpoeſie an-
ſehen. Die Vogelsberger und Wetterauer Bettler und Baldower
ſummten in den Häuſern das Vater-Unſer in Ton und Manier
eines Betenden her, wenn die Bauern auf dem Felde oder in der
Kirche ſich befanden und im Hauſe nur Kinder und alte Mütter-
chen allein zurückgelaſſen waren. Es lautet bei Grolman:

„Guten Morgen Finckelmuß a!
Lebt der olmiſch b Schmalfuß c noch?
Ja ja, er lebt noch.
Wo ſcheft d er dann?
Jm Ringeling. e
Butt f Schund g und Schäberling, h
Blattfuß; i Amen!“

Oder auch mit dem Ausgang:

„Schund und Schmunk k iſt zweierley
Butt du den Schund und ich den Schmunk
So bleiben wir alle beide geſund.
Blattfuß; Amen!“

Oder in anderer Geſtalt:

„Jch war ’mal ins Tyrol gefockt l
Und hegt m mer ’n Kiß n voll Staubert o geſchuppt; p
Da kam der Roller q nachgefockt r
Und hegt mer Koberment s gedockt, t
Und hegt mer den Staubert wieder gezuppt. u
Blattfuß; Amen!“
a Hexe.
b alt.
c Kater.
d iſt, ſteckt.
e Garten.
f friß.
g Dreck.
h Rübe.
i Tanz.
k Fett, Butter.
l gezogen.
m hatte.
n Sack.
o Mehl.
p geſtohlen.
q Müller.
r nachgelaufen.
s Schläge.
t gegeben.
u genom-
men. Dieſe Ueberſetzung von Grolman iſt jedoch zum Theil nicht richtig.
Ringeling iſt nicht Garten, ſondern Wurſt Finkelmuß iſt Köchin, Küchenfrau.
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[210/0226] Noch werthloſer in poetiſcher Hinſicht ſind jene Bonmots, Verſe und Parodien, die man auch jetzt noch vielfach von frechen Bettlern und Gaunern in undeutlichem Vortrag bei ihrem Eintritt in Häuſer hört und in denen das aufmerkſame Kenner- ohr leicht die freche Gaunerironie erkennt. Das Vogelsberger Vater-Unſer, welches Grolman, a. a. O., S. 179, anführt, kann man in dieſer Beziehung als eine echte Gaunerpoeſie an- ſehen. Die Vogelsberger und Wetterauer Bettler und Baldower ſummten in den Häuſern das Vater-Unſer in Ton und Manier eines Betenden her, wenn die Bauern auf dem Felde oder in der Kirche ſich befanden und im Hauſe nur Kinder und alte Mütter- chen allein zurückgelaſſen waren. Es lautet bei Grolman: „Guten Morgen Finckelmuß a! Lebt der olmiſch b Schmalfuß c noch? Ja ja, er lebt noch. Wo ſcheft d er dann? Jm Ringeling. e Butt f Schund g und Schäberling, h Blattfuß; i Amen!“ Oder auch mit dem Ausgang: „Schund und Schmunk k iſt zweierley Butt du den Schund und ich den Schmunk So bleiben wir alle beide geſund. Blattfuß; Amen!“ Oder in anderer Geſtalt: „Jch war ’mal ins Tyrol gefockt l Und hegt m mer ’n Kiß n voll Staubert o geſchuppt; p Da kam der Roller q nachgefockt r Und hegt mer Koberment s gedockt, t Und hegt mer den Staubert wieder gezuppt. u Blattfuß; Amen!“ a Hexe. b alt. c Kater. d iſt, ſteckt. e Garten. f friß. g Dreck. h Rübe. i Tanz. k Fett, Butter. l gezogen. m hatte. n Sack. o Mehl. p geſtohlen. q Müller. r nachgelaufen. s Schläge. t gegeben. u genom- men. Dieſe Ueberſetzung von Grolman iſt jedoch zum Theil nicht richtig. Ringeling iſt nicht Garten, ſondern Wurſt Finkelmuß iſt Köchin, Küchenfrau.

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Zitationshilfe: Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 1. Leipzig, 1858, S. 210. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/avelallemant_gaunerthum01_1858/226>, abgerufen am 04.12.2024.