Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 1. Leipzig, 1858.Bei der Reichhaltigkeit des von Mahr gegebenen Materials hätte Beschreibung derer berüchtigten Jüdischen Diebes-Mörder- und Räuber- Banden. Welche seither geraumen Jahren, hin und wieder im Reich viele gewaltsame Beraubungen Mordthaten und Dieb- stähle begangen haben, vornehmlich hiesigen hochfürstlichen, so- dann auch, denen umliegenden Churfürstlichen, Gräflichen und Ritterschaftlichen Landen, desgleichen verschiedenen Reichs- und Hansee-Städten, sammt allen deren Criminal-Gerichten, bey vorkommenden Fällen, zum nützlichen Gebrauch. Von J. J. Bierbrauer. Cassel 1758. Dies Werk ist im Grunde nichts anderes als eine Gauner- Bei der Reichhaltigkeit des von Mahr gegebenen Materials hätte Beſchreibung derer berüchtigten Jüdiſchen Diebes-Mörder- und Räuber- Banden. Welche ſeither geraumen Jahren, hin und wieder im Reich viele gewaltſame Beraubungen Mordthaten und Dieb- ſtähle begangen haben, vornehmlich hieſigen hochfürſtlichen, ſo- dann auch, denen umliegenden Churfürſtlichen, Gräflichen und Ritterſchaftlichen Landen, desgleichen verſchiedenen Reichs- und Hanſee-Städten, ſammt allen deren Criminal-Gerichten, bey vorkommenden Fällen, zum nützlichen Gebrauch. Von J. J. Bierbrauer. Caſſel 1758. Dies Werk iſt im Grunde nichts anderes als eine Gauner- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0252" n="236"/> Bei der Reichhaltigkeit des von Mahr gegebenen Materials hätte<lb/> ſich ſchon damals eine ziemlich vollſtändige rationelle Darſtellung<lb/> des Gaunerthums geben laſſen. Am Schluſſe iſt endlich ein aus<lb/> den Acten gezogenes in alphabetiſcher Folge geordnetes und aus<lb/> 434 Vocabeln beſtehendes Gaunerwörterbuch beigegeben, das eine<lb/> ſehr wichtige und beachtungswerthe Stelle in der Gaunerlexiko-<lb/> graphie einnimmt.</p><lb/> <list> <item><hi rendition="#b">Beſchreibung derer berüchtigten Jüdiſchen Diebes-Mörder- und Räuber-<lb/> Banden.</hi> Welche ſeither geraumen Jahren, hin und wieder im<lb/> Reich viele gewaltſame Beraubungen Mordthaten und Dieb-<lb/> ſtähle begangen haben, vornehmlich hieſigen hochfürſtlichen, ſo-<lb/> dann auch, denen umliegenden Churfürſtlichen, Gräflichen und<lb/> Ritterſchaftlichen Landen, desgleichen verſchiedenen Reichs- und<lb/> Hanſee-Städten, ſammt allen deren <hi rendition="#aq">Criminal</hi>-Gerichten, bey<lb/> vorkommenden Fällen, zum nützlichen Gebrauch. Von J. J.<lb/><hi rendition="#g">Bierbrauer.</hi> Caſſel 1758.</item> </list><lb/> <p>Dies Werk iſt im Grunde nichts anderes als eine Gauner-<lb/> liſte mit ſehr kümmerlichen Signalements, aber durch ſeine nume-<lb/> riſche Reichhaltigkeit und ſpecifiſche Beſchränkung auf <hi rendition="#g">jüdiſche</hi><lb/> Gauner bemerkenswerth, deren es nicht weniger als 362 aufführt.<lb/> Der Verfaſſer, welcher „binnen fünf Jahren dieſe weitläufige<lb/> Liſte und darbei gefügte ſonſtige Nachrichten mit groſſer Mühe<lb/> durch ſtarke <hi rendition="#aq">Correspondenz</hi> und merkliche auf geheime Kundſchaft<lb/> verwendete Koſten geſammelt“ hat, muß Juſtizbeamter geweſen<lb/> ſein, obſchon ſeine Arbeit in keinerlei Weiſe auf irgendeine amtliche<lb/> Stellung oder auf eine beſtimmte amtliche Unterſuchung hindeutet.<lb/> Doch repräſentirt ſich der Verfaſſer recht ſcharf als abſtoßender<lb/> Typus der verknöcherten, verſtumpften und herzloſen Beamten-<lb/> ſchaft ſeines Zeitalters, welche ihre Gegnerſchaft nicht geiſtig zu<lb/> erfaſſen und zu beherrſchen und, in dieſem Bewußtſein der eigenen<lb/> Ohnmacht, nur mit Haß und Verachtung auf das geſammte<lb/> Judenthum herabzublicken weiß. Nachdem der Verfaſſer zur Er-<lb/> leichterung der Jnquiſition <hi rendition="#aq">fol. 4b—5b</hi> des Vorberichtes einige<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [236/0252]
Bei der Reichhaltigkeit des von Mahr gegebenen Materials hätte
ſich ſchon damals eine ziemlich vollſtändige rationelle Darſtellung
des Gaunerthums geben laſſen. Am Schluſſe iſt endlich ein aus
den Acten gezogenes in alphabetiſcher Folge geordnetes und aus
434 Vocabeln beſtehendes Gaunerwörterbuch beigegeben, das eine
ſehr wichtige und beachtungswerthe Stelle in der Gaunerlexiko-
graphie einnimmt.
Beſchreibung derer berüchtigten Jüdiſchen Diebes-Mörder- und Räuber-
Banden. Welche ſeither geraumen Jahren, hin und wieder im
Reich viele gewaltſame Beraubungen Mordthaten und Dieb-
ſtähle begangen haben, vornehmlich hieſigen hochfürſtlichen, ſo-
dann auch, denen umliegenden Churfürſtlichen, Gräflichen und
Ritterſchaftlichen Landen, desgleichen verſchiedenen Reichs- und
Hanſee-Städten, ſammt allen deren Criminal-Gerichten, bey
vorkommenden Fällen, zum nützlichen Gebrauch. Von J. J.
Bierbrauer. Caſſel 1758.
Dies Werk iſt im Grunde nichts anderes als eine Gauner-
liſte mit ſehr kümmerlichen Signalements, aber durch ſeine nume-
riſche Reichhaltigkeit und ſpecifiſche Beſchränkung auf jüdiſche
Gauner bemerkenswerth, deren es nicht weniger als 362 aufführt.
Der Verfaſſer, welcher „binnen fünf Jahren dieſe weitläufige
Liſte und darbei gefügte ſonſtige Nachrichten mit groſſer Mühe
durch ſtarke Correspondenz und merkliche auf geheime Kundſchaft
verwendete Koſten geſammelt“ hat, muß Juſtizbeamter geweſen
ſein, obſchon ſeine Arbeit in keinerlei Weiſe auf irgendeine amtliche
Stellung oder auf eine beſtimmte amtliche Unterſuchung hindeutet.
Doch repräſentirt ſich der Verfaſſer recht ſcharf als abſtoßender
Typus der verknöcherten, verſtumpften und herzloſen Beamten-
ſchaft ſeines Zeitalters, welche ihre Gegnerſchaft nicht geiſtig zu
erfaſſen und zu beherrſchen und, in dieſem Bewußtſein der eigenen
Ohnmacht, nur mit Haß und Verachtung auf das geſammte
Judenthum herabzublicken weiß. Nachdem der Verfaſſer zur Er-
leichterung der Jnquiſition fol. 4b—5b des Vorberichtes einige
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