Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 1. Leipzig, 1858.bestrafen, um Jedermann von weiterer Gewalt abzuschreckeu. hatte, drückt sich in seinem Gedichte gegen das Zutrinken lebhaft aus, auf dessen Titel (fol. 93) die Verse stehen: Die grösten Räuber mir bekennt Die Wiederholung der Friedensgebote des "Ewigen Landfriedens zu Worms"Man jetzo Reutersväter nennt, Sein gleich dem Rattenkönig mit Laub Der herrscht durch ander Ratten Raub Verhengen Ubels solcher Maaß Daß sie die Bößwicht machen groß, Schuldig ist derselbig Heler Widerkerung gleich dem Steler, u. s. w. von 1495 findet sich: Erklärung des Landfriedens zu Augsburg 1500 (tit. 1--11); Reichsabschied zu Augsburg 1510 (§. 17); Reichsabschied zu Trier und Köln 1512 (§. 3, 8, 18, 19); Reichsabschied zu Worms 1521 (tit. 1, 3--21); Handhabung des Landfriedens zu Nürnberg 1522 (tit. 8 u. 9); Reichsabschied zu Speier 1529 (§. 10--13); Reichsabschied zu Regensburg 1541 (§. 26--28); Reichsabschied zu Nürnberg 1542 (§. 39); Reichsabschied zu Nürnberg 1543 (§. 32); Reichsabschied zu Worms 1545 (§. 11); Reichsabschied zu Augs- burg 1548 (§. 17--20); Landfried zu Augsburg 1548 (tit. 1--29); Reichsabschied zu Augsburg 1551 (§. 14--26); Reichsabschied zu Augsburg 1555 (§. 11 u. 12, 33--56); Kammergerichtsordnung 1555 (P. II, tit. 9--16 u. tit. 47). Reichsabschied zu Speier 1557 (§. 22); Reichsabschied zu Augsburg 1559 (§. 21--38); Reichsabschied zu Worms 1564 (§. 1--52); Reichsabschied zu Augsburg 1566 (§. 6--34, 63--66); Reichsabschied zu Frankfurt 1569 (§. 1--27, 50--60); Reichsabschied zu Speier 1570 (§. 1--4, 16--23); Reichsabschied zu Regensburg 1594 (§. 69); Depu- tationsabschied zu Speier 1600 (§. 161). 1) Eine ehrenvolle Ausnahme machte Kursachsen. Die unmittelbar aus
den Gutachten der leipziger und wittenberger Juristenfacultäten hervor- gegangenen Landesconstitutionen des Kurfürsten August sind ebenso selbständig wie bedeutsam in der wissenschaftlichen Untersuchung der Quellen und Contro- versen, und haben durch ihre verständige und besonnene Berücksichtigung des heimischen Rechts und der "Peinlichen Halsgerichtsordnung" eine so intensive Gewalt erlangt, daß ihr segensreicher Einfluß schon gleich mit Anfang des 17. Jahrhunderts auch weit über Kursachsen hinausging, im Lande selbst aber die Basis geblieben ist, auf der die heutige ausgezeichnete Criminalgesetzgebung beſtrafen, um Jedermann von weiterer Gewalt abzuſchreckeu. hatte, drückt ſich in ſeinem Gedichte gegen das Zutrinken lebhaft aus, auf deſſen Titel (fol. 93) die Verſe ſtehen: Die gröſten Räuber mir bekennt Die Wiederholung der Friedensgebote des „Ewigen Landfriedens zu Worms“Man jetzo Reutersväter nennt, Sein gleich dem Rattenkönig mit Laub Der herrſcht durch ander Ratten Raub Verhengen Ubels ſolcher Maaß Daß ſie die Bößwicht machen groß, Schuldig iſt derſelbig Heler Widerkerung gleich dem Steler, u. ſ. w. von 1495 findet ſich: Erklärung des Landfriedens zu Augsburg 1500 (tit. 1—11); Reichsabſchied zu Augsburg 1510 (§. 17); Reichsabſchied zu Trier und Köln 1512 (§. 3, 8, 18, 19); Reichsabſchied zu Worms 1521 (tit. 1, 3—21); Handhabung des Landfriedens zu Nürnberg 1522 (tit. 8 u. 9); Reichsabſchied zu Speier 1529 (§. 10—13); Reichsabſchied zu Regensburg 1541 (§. 26—28); Reichsabſchied zu Nürnberg 1542 (§. 39); Reichsabſchied zu Nürnberg 1543 (§. 32); Reichsabſchied zu Worms 1545 (§. 11); Reichsabſchied zu Augs- burg 1548 (§. 17—20); Landfried zu Augsburg 1548 (tit. 1—29); Reichsabſchied zu Augsburg 1551 (§. 14—26); Reichsabſchied zu Augsburg 1555 (§. 11 u. 12, 33—56); Kammergerichtsordnung 1555 (P. II, tit. 9—16 u. tit. 47). Reichsabſchied zu Speier 1557 (§. 22); Reichsabſchied zu Augsburg 1559 (§. 21—38); Reichsabſchied zu Worms 1564 (§. 1—52); Reichsabſchied zu Augsburg 1566 (§. 6—34, 63—66); Reichsabſchied zu Frankfurt 1569 (§. 1—27, 50—60); Reichsabſchied zu Speier 1570 (§. 1—4, 16—23); Reichsabſchied zu Regensburg 1594 (§. 69); Depu- tationsabſchied zu Speier 1600 (§. 161). 1) Eine ehrenvolle Ausnahme machte Kurſachſen. Die unmittelbar aus
den Gutachten der leipziger und wittenberger Juriſtenfacultäten hervor- gegangenen Landesconſtitutionen des Kurfürſten Auguſt ſind ebenſo ſelbſtändig wie bedeutſam in der wiſſenſchaftlichen Unterſuchung der Quellen und Contro- verſen, und haben durch ihre verſtändige und beſonnene Berückſichtigung des heimiſchen Rechts und der „Peinlichen Halsgerichtsordnung“ eine ſo intenſive Gewalt erlangt, daß ihr ſegensreicher Einfluß ſchon gleich mit Anfang des 17. Jahrhunderts auch weit über Kurſachſen hinausging, im Lande ſelbſt aber die Baſis geblieben iſt, auf der die heutige ausgezeichnete Criminalgeſetzgebung <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0070" n="54"/> beſtrafen, um Jedermann von weiterer Gewalt abzuſchreckeu.<lb/> Statt deſſen bildete ſich eine von dem bornirteſten Aberglauben<lb/> und herzloſem aſcetiſchen Religionseifer getragene, nach jenem der<lb/> deutſchen Volksnatur widerſprechenden Syſteme des ſklaviſch und<lb/> unklug nachgeahmten und aufgenommenen römiſchen Strafrechts<lb/> begründete fürchterliche Criminalpraxis aus <note xml:id="seg2pn_19_1" next="#seg2pn_19_2" place="foot" n="1)">Eine ehrenvolle Ausnahme machte Kurſachſen. Die unmittelbar aus<lb/> den Gutachten der leipziger und wittenberger Juriſtenfacultäten hervor-<lb/> gegangenen Landesconſtitutionen des Kurfürſten Auguſt ſind ebenſo ſelbſtändig<lb/> wie bedeutſam in der wiſſenſchaftlichen Unterſuchung der Quellen und Contro-<lb/> verſen, und haben durch ihre verſtändige und beſonnene Berückſichtigung des<lb/> heimiſchen Rechts und der „Peinlichen Halsgerichtsordnung“ eine ſo intenſive<lb/> Gewalt erlangt, daß ihr ſegensreicher Einfluß ſchon gleich mit Anfang des<lb/> 17. Jahrhunderts auch weit über Kurſachſen hinausging, im Lande ſelbſt aber<lb/> die Baſis geblieben iſt, auf der die heutige ausgezeichnete Criminalgeſetzgebung</note>, welche mit der<lb/><note xml:id="seg2pn_18_2" prev="#seg2pn_18_1" place="foot" n="3)">hatte, drückt ſich in ſeinem Gedichte gegen das Zutrinken lebhaft aus, auf<lb/> deſſen Titel (<hi rendition="#aq">fol.</hi> 93) die Verſe ſtehen:<lb/><lg type="poem"><l>Die gröſten Räuber mir bekennt</l><lb/><l>Man jetzo Reutersväter nennt,</l><lb/><l>Sein gleich dem Rattenkönig mit Laub</l><lb/><l>Der herrſcht durch ander Ratten Raub</l><lb/><l>Verhengen Ubels ſolcher Maaß</l><lb/><l>Daß ſie die Bößwicht machen groß,</l><lb/><l>Schuldig iſt derſelbig Heler</l><lb/><l>Widerkerung gleich dem Steler, u. ſ. w.</l></lg><lb/> Die Wiederholung der Friedensgebote des „Ewigen Landfriedens zu Worms“<lb/> von 1495 findet ſich: Erklärung des Landfriedens zu Augsburg 1500 (<hi rendition="#aq">tit.</hi> 1—11);<lb/> Reichsabſchied zu Augsburg 1510 (§. 17); Reichsabſchied zu Trier und Köln<lb/> 1512 (§. 3, 8, 18, 19); Reichsabſchied zu Worms 1521 (<hi rendition="#aq">tit.</hi> 1, 3—21);<lb/> Handhabung des Landfriedens zu Nürnberg 1522 (<hi rendition="#aq">tit.</hi> 8 u. 9); Reichsabſchied<lb/> zu Speier 1529 (§. 10—13); Reichsabſchied zu Regensburg 1541 (§. 26—28);<lb/> Reichsabſchied zu Nürnberg 1542 (§. 39); Reichsabſchied zu Nürnberg 1543<lb/> (§. 32); Reichsabſchied zu Worms 1545 (§. 11); Reichsabſchied zu Augs-<lb/> burg 1548 (§. 17—20); Landfried zu Augsburg 1548 (<hi rendition="#aq">tit.</hi> 1—29);<lb/> Reichsabſchied zu Augsburg 1551 (§. 14—26); Reichsabſchied zu Augsburg<lb/> 1555 (§. 11 u. 12, 33—56); Kammergerichtsordnung 1555 (<hi rendition="#aq">P. II, tit.</hi><lb/> 9—16 u. <hi rendition="#aq">tit.</hi> 47). Reichsabſchied zu Speier 1557 (§. 22); Reichsabſchied<lb/> zu Augsburg 1559 (§. 21—38); Reichsabſchied zu Worms 1564 (§. 1—52);<lb/> Reichsabſchied zu Augsburg 1566 (§. 6—34, 63—66); Reichsabſchied zu<lb/> Frankfurt 1569 (§. 1—27, 50—60); Reichsabſchied zu Speier 1570<lb/> (§. 1—4, 16—23); Reichsabſchied zu Regensburg 1594 (§. 69); Depu-<lb/> tationsabſchied zu Speier 1600 (§. 161).</note><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [54/0070]
beſtrafen, um Jedermann von weiterer Gewalt abzuſchreckeu.
Statt deſſen bildete ſich eine von dem bornirteſten Aberglauben
und herzloſem aſcetiſchen Religionseifer getragene, nach jenem der
deutſchen Volksnatur widerſprechenden Syſteme des ſklaviſch und
unklug nachgeahmten und aufgenommenen römiſchen Strafrechts
begründete fürchterliche Criminalpraxis aus 1), welche mit der
3)
1) Eine ehrenvolle Ausnahme machte Kurſachſen. Die unmittelbar aus
den Gutachten der leipziger und wittenberger Juriſtenfacultäten hervor-
gegangenen Landesconſtitutionen des Kurfürſten Auguſt ſind ebenſo ſelbſtändig
wie bedeutſam in der wiſſenſchaftlichen Unterſuchung der Quellen und Contro-
verſen, und haben durch ihre verſtändige und beſonnene Berückſichtigung des
heimiſchen Rechts und der „Peinlichen Halsgerichtsordnung“ eine ſo intenſive
Gewalt erlangt, daß ihr ſegensreicher Einfluß ſchon gleich mit Anfang des
17. Jahrhunderts auch weit über Kurſachſen hinausging, im Lande ſelbſt aber
die Baſis geblieben iſt, auf der die heutige ausgezeichnete Criminalgeſetzgebung
3) hatte, drückt ſich in ſeinem Gedichte gegen das Zutrinken lebhaft aus, auf
deſſen Titel (fol. 93) die Verſe ſtehen:
Die gröſten Räuber mir bekennt
Man jetzo Reutersväter nennt,
Sein gleich dem Rattenkönig mit Laub
Der herrſcht durch ander Ratten Raub
Verhengen Ubels ſolcher Maaß
Daß ſie die Bößwicht machen groß,
Schuldig iſt derſelbig Heler
Widerkerung gleich dem Steler, u. ſ. w.
Die Wiederholung der Friedensgebote des „Ewigen Landfriedens zu Worms“
von 1495 findet ſich: Erklärung des Landfriedens zu Augsburg 1500 (tit. 1—11);
Reichsabſchied zu Augsburg 1510 (§. 17); Reichsabſchied zu Trier und Köln
1512 (§. 3, 8, 18, 19); Reichsabſchied zu Worms 1521 (tit. 1, 3—21);
Handhabung des Landfriedens zu Nürnberg 1522 (tit. 8 u. 9); Reichsabſchied
zu Speier 1529 (§. 10—13); Reichsabſchied zu Regensburg 1541 (§. 26—28);
Reichsabſchied zu Nürnberg 1542 (§. 39); Reichsabſchied zu Nürnberg 1543
(§. 32); Reichsabſchied zu Worms 1545 (§. 11); Reichsabſchied zu Augs-
burg 1548 (§. 17—20); Landfried zu Augsburg 1548 (tit. 1—29);
Reichsabſchied zu Augsburg 1551 (§. 14—26); Reichsabſchied zu Augsburg
1555 (§. 11 u. 12, 33—56); Kammergerichtsordnung 1555 (P. II, tit.
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Frankfurt 1569 (§. 1—27, 50—60); Reichsabſchied zu Speier 1570
(§. 1—4, 16—23); Reichsabſchied zu Regensburg 1594 (§. 69); Depu-
tationsabſchied zu Speier 1600 (§. 161).
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Zitationshilfe: | Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 1. Leipzig, 1858, S. 54. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/avelallemant_gaunerthum01_1858/70>, abgerufen am 16.02.2025. |