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Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 1. Leipzig, 1858.

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als Luther auftrat und bei weitem mehr förderte als er anfangs
wollte. Die Politik zog das Schwert gegen und für die neue
Lehre, und während der langen und erbitterten Kämpfe um die-
selbe konnten Fürsten und Obrigkeiten weniger direct für die sitt-
liche Veredelung des Volks thätig sein, da sie vielmehr zunächst
für die eigene politische Existenz zu kämpfen hatten. Jm Gefolge
der Kriege wurde die öffentliche Sicherheit auf das ärgste ge-
fährdet durch die frechste Gruppirung des Verbrechens zum ge-
werblichen Räuberthum, das nun als ein nicht wegzuleugnender
geschichtlicher bis auf die Gegenwart reichender Bestand erscheint.
Dieser Bestand fällt um so mehr auf, als namentlich in Sachsen,
Oesterreich, Preußen und Würtemberg, nachdem die Vergeblichkeit
der reichspolizeilichen Gesetzgebung erkannt war, die Landespolizei
anfing, durch eigene strenge Polizeiverordnungen dem frechen
Unwesen entgegenzutreten. 1) Den geringen Erfolg, den diese

lin wurde bekanntlich auf Befehl des päpstlichen Vicars Gundelfingen in seinem
Hause 1454 aufgehoben und gefangen gesetzt, und verschwindet seit dieser Zeit
gänzlich. Vgl. Goldast, "Reichshändel", XIX, 768 fg.
1) Als selbständige Polizeiverordnungen sind beachtenswerth: Für
Sachsen: Die Polizeiordnung von 1617 und 1661, die Mandate von 1579,
1590, 1621, 1652, 1670, 1684, 1689, 1703, 1709, 1713, 1720, 1722, und
die Amtspatente von 1590, 1652, 1665, 1689 und 1696. Für das Fürsten-
thum Eisenach: Das Kreispatent vom 13. März 1749; die Verordnung
wegen der Feld- und Gartendiebereien vom 13. März 1751; und das ober-
vormundschaftliche Mandat vom 14. Nov. 1754. Für Preußen: Die Ver-
ordnungen in der Kirchenvisitation des insterburgischen und anderer lutherischer
Aemter vom Jahre 1638; ferner Marienwerder 29. Oct. 1709, Königsberg
21. Mai 1710, Cöln an der Spree 24. Nov. 1724, 5. Oct. 1725, 20. Dec.
1727 und 30. Nov. 1714; das markgräfl. brandenb. bayreuth Rescript,
die Bestrafung des einmaligen Diebstahls betreffend, vom 4. Juli 1713;
desgleichen die Bestrafung vielmaliger Diebstähle betreffend, 7. Febr. 1715;
desgleichen Verbot des Stehlens an Holz, Feld- und Gartenfrüchten, auch
Schadenhütens, vom 25. Aug. 1727; Rescript wider das nächtliche Stehlen
der Feld- und Gartenfrüchte vom 23. Oct. 1731; Kurbrandenb. Verbot des
Einsteigens und Stehlens in den Häusern, Gärten und Weinbergen in und
vor der Stadt Halle 6. Aug. 1680; Patent, betreffend die Aufsuchung,
Verfolgung und Captivirung der Diebe und Räuber, vom 8. Sept. 1685;
Edict wegen Dieberei in den Refidenzhäusern und Schlössern vom 16. Oct.

als Luther auftrat und bei weitem mehr förderte als er anfangs
wollte. Die Politik zog das Schwert gegen und für die neue
Lehre, und während der langen und erbitterten Kämpfe um die-
ſelbe konnten Fürſten und Obrigkeiten weniger direct für die ſitt-
liche Veredelung des Volks thätig ſein, da ſie vielmehr zunächſt
für die eigene politiſche Exiſtenz zu kämpfen hatten. Jm Gefolge
der Kriege wurde die öffentliche Sicherheit auf das ärgſte ge-
fährdet durch die frechſte Gruppirung des Verbrechens zum ge-
werblichen Räuberthum, das nun als ein nicht wegzuleugnender
geſchichtlicher bis auf die Gegenwart reichender Beſtand erſcheint.
Dieſer Beſtand fällt um ſo mehr auf, als namentlich in Sachſen,
Oeſterreich, Preußen und Würtemberg, nachdem die Vergeblichkeit
der reichspolizeilichen Geſetzgebung erkannt war, die Landespolizei
anfing, durch eigene ſtrenge Polizeiverordnungen dem frechen
Unweſen entgegenzutreten. 1) Den geringen Erfolg, den dieſe

lin wurde bekanntlich auf Befehl des päpſtlichen Vicars Gundelfingen in ſeinem
Hauſe 1454 aufgehoben und gefangen geſetzt, und verſchwindet ſeit dieſer Zeit
gänzlich. Vgl. Goldaſt, „Reichshändel“, XIX, 768 fg.
1) Als ſelbſtändige Polizeiverordnungen ſind beachtenswerth: Für
Sachſen: Die Polizeiordnung von 1617 und 1661, die Mandate von 1579,
1590, 1621, 1652, 1670, 1684, 1689, 1703, 1709, 1713, 1720, 1722, und
die Amtspatente von 1590, 1652, 1665, 1689 und 1696. Für das Fürſten-
thum Eiſenach: Das Kreispatent vom 13. März 1749; die Verordnung
wegen der Feld- und Gartendiebereien vom 13. März 1751; und das ober-
vormundſchaftliche Mandat vom 14. Nov. 1754. Für Preußen: Die Ver-
ordnungen in der Kirchenviſitation des inſterburgiſchen und anderer lutheriſcher
Aemter vom Jahre 1638; ferner Marienwerder 29. Oct. 1709, Königsberg
21. Mai 1710, Cöln an der Spree 24. Nov. 1724, 5. Oct. 1725, 20. Dec.
1727 und 30. Nov. 1714; das markgräfl. brandenb. bayreuth Reſcript,
die Beſtrafung des einmaligen Diebſtahls betreffend, vom 4. Juli 1713;
desgleichen die Beſtrafung vielmaliger Diebſtähle betreffend, 7. Febr. 1715;
desgleichen Verbot des Stehlens an Holz, Feld- und Gartenfrüchten, auch
Schadenhütens, vom 25. Aug. 1727; Reſcript wider das nächtliche Stehlen
der Feld- und Gartenfrüchte vom 23. Oct. 1731; Kurbrandenb. Verbot des
Einſteigens und Stehlens in den Häuſern, Gärten und Weinbergen in und
vor der Stadt Halle 6. Aug. 1680; Patent, betreffend die Aufſuchung,
Verfolgung und Captivirung der Diebe und Räuber, vom 8. Sept. 1685;
Edict wegen Dieberei in den Refidenzhäuſern und Schlöſſern vom 16. Oct.
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[63/0079] als Luther auftrat und bei weitem mehr förderte als er anfangs wollte. Die Politik zog das Schwert gegen und für die neue Lehre, und während der langen und erbitterten Kämpfe um die- ſelbe konnten Fürſten und Obrigkeiten weniger direct für die ſitt- liche Veredelung des Volks thätig ſein, da ſie vielmehr zunächſt für die eigene politiſche Exiſtenz zu kämpfen hatten. Jm Gefolge der Kriege wurde die öffentliche Sicherheit auf das ärgſte ge- fährdet durch die frechſte Gruppirung des Verbrechens zum ge- werblichen Räuberthum, das nun als ein nicht wegzuleugnender geſchichtlicher bis auf die Gegenwart reichender Beſtand erſcheint. Dieſer Beſtand fällt um ſo mehr auf, als namentlich in Sachſen, Oeſterreich, Preußen und Würtemberg, nachdem die Vergeblichkeit der reichspolizeilichen Geſetzgebung erkannt war, die Landespolizei anfing, durch eigene ſtrenge Polizeiverordnungen dem frechen Unweſen entgegenzutreten. 1) Den geringen Erfolg, den dieſe 2) 1) Als ſelbſtändige Polizeiverordnungen ſind beachtenswerth: Für Sachſen: Die Polizeiordnung von 1617 und 1661, die Mandate von 1579, 1590, 1621, 1652, 1670, 1684, 1689, 1703, 1709, 1713, 1720, 1722, und die Amtspatente von 1590, 1652, 1665, 1689 und 1696. Für das Fürſten- thum Eiſenach: Das Kreispatent vom 13. März 1749; die Verordnung wegen der Feld- und Gartendiebereien vom 13. März 1751; und das ober- vormundſchaftliche Mandat vom 14. Nov. 1754. Für Preußen: Die Ver- ordnungen in der Kirchenviſitation des inſterburgiſchen und anderer lutheriſcher Aemter vom Jahre 1638; ferner Marienwerder 29. Oct. 1709, Königsberg 21. Mai 1710, Cöln an der Spree 24. Nov. 1724, 5. Oct. 1725, 20. Dec. 1727 und 30. Nov. 1714; das markgräfl. brandenb. bayreuth Reſcript, die Beſtrafung des einmaligen Diebſtahls betreffend, vom 4. Juli 1713; desgleichen die Beſtrafung vielmaliger Diebſtähle betreffend, 7. Febr. 1715; desgleichen Verbot des Stehlens an Holz, Feld- und Gartenfrüchten, auch Schadenhütens, vom 25. Aug. 1727; Reſcript wider das nächtliche Stehlen der Feld- und Gartenfrüchte vom 23. Oct. 1731; Kurbrandenb. Verbot des Einſteigens und Stehlens in den Häuſern, Gärten und Weinbergen in und vor der Stadt Halle 6. Aug. 1680; Patent, betreffend die Aufſuchung, Verfolgung und Captivirung der Diebe und Räuber, vom 8. Sept. 1685; Edict wegen Dieberei in den Refidenzhäuſern und Schlöſſern vom 16. Oct. 2) lin wurde bekanntlich auf Befehl des päpſtlichen Vicars Gundelfingen in ſeinem Hauſe 1454 aufgehoben und gefangen geſetzt, und verſchwindet ſeit dieſer Zeit gänzlich. Vgl. Goldaſt, „Reichshändel“, XIX, 768 fg.

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Zitationshilfe: Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 1. Leipzig, 1858, S. 63. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/avelallemant_gaunerthum01_1858/79>, abgerufen am 21.11.2024.