Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 2. Leipzig, 1858.jüdisch-deutsch und kaum weiter als unter den jüdischen Gau- Daß nun in neuester Zeit bei dem Hakesen ein bestimmtes 1) Leicht kann man versucht werden, das Wort Haker (Dukaten) wel- ches gewöhnlich mit Hagri (ungarische Münze, Dukaten), in Verbindung gebracht wird, von hikko oder hakke abzuleiten, zumal Rabbi Mair das schon sehr früh gebrauchte Chaker als durchaus falsch verwirft, und Rabbi Abarbanel dies Wort ebenfalls nicht gebraucht, sondern dafür ausdrücklich Dukote sohof setzt. Die Bezeichnung der Münzen ist überhaupt im Jüdisch- Deutschen äußerst künstlich und gesucht. Vgl. "Jüdischer Sprachschatz von 1742", S. 67--69. 2) Die Wörter Hackfenne (Art) und Hackfenche (Beil) find unmit- telbar von dem deutschen hacken hergeleitet, das aber doch wol auch mit dem hebräischen in Beziehung steht. 3) Vgl. Stern, "Medrasch Sepher", S. 22; Selig, "Lehrbuch der jü- disch-deutschen Sprache", S. 218; "Prager Handlexikon der jüdisch-deutschen Sprache", S. 98. 4) Schon längst ist aber auch das Hakesen zum volksthümlichsten Ge-
brauch gediehen, wenn auch ein förmlich alphabetisches System dabei nicht ausgebildet wurde. Bei vielen Handwerkern, namentlich Metallarbeitern, wird der im Hause entfernte Meister, Geselle oder Lehrbursche durch bestimmte Schläge mit dem Hammer auf den Amboß u. dgl. herbeigerufen. Auch mitten in der Arbeit werden mit dem Hammer Weisungen gegeben. Jn Straßen, wo solche Arbeiter nahe zusammen wohnen, wissen sie auf eine rasche und ge- schickte Art durch Hämmern eine Nachricht rasch und allgemein unter sich zu verbreiten. jüdiſch-deutſch und kaum weiter als unter den jüdiſchen Gau- Daß nun in neueſter Zeit bei dem Hakeſen ein beſtimmtes 1) Leicht kann man verſucht werden, das Wort Haker (Dukaten) wel- ches gewöhnlich mit Hagri (ungariſche Münze, Dukaten), in Verbindung gebracht wird, von hikko oder hakke abzuleiten, zumal Rabbi Mair das ſchon ſehr früh gebrauchte Chaker als durchaus falſch verwirft, und Rabbi Abarbanel dies Wort ebenfalls nicht gebraucht, ſondern dafür ausdrücklich Dukote ſohof ſetzt. Die Bezeichnung der Münzen iſt überhaupt im Jüdiſch- Deutſchen äußerſt künſtlich und geſucht. Vgl. „Jüdiſcher Sprachſchatz von 1742“, S. 67—69. 2) Die Wörter Hackfenne (Art) und Hackfenche (Beil) find unmit- telbar von dem deutſchen hacken hergeleitet, das aber doch wol auch mit dem hebräiſchen in Beziehung ſteht. 3) Vgl. Stern, „Medraſch Sepher“, S. 22; Selig, „Lehrbuch der jü- diſch-deutſchen Sprache“, S. 218; „Prager Handlexikon der jüdiſch-deutſchen Sprache“, S. 98. 4) Schon längſt iſt aber auch das Hakeſen zum volksthümlichſten Ge-
brauch gediehen, wenn auch ein förmlich alphabetiſches Syſtem dabei nicht ausgebildet wurde. Bei vielen Handwerkern, namentlich Metallarbeitern, wird der im Hauſe entfernte Meiſter, Geſelle oder Lehrburſche durch beſtimmte Schläge mit dem Hammer auf den Amboß u. dgl. herbeigerufen. Auch mitten in der Arbeit werden mit dem Hammer Weiſungen gegeben. Jn Straßen, wo ſolche Arbeiter nahe zuſammen wohnen, wiſſen ſie auf eine raſche und ge- ſchickte Art durch Hämmern eine Nachricht raſch und allgemein unter ſich zu verbreiten. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0112" n="100"/> jüdiſch-deutſch und kaum weiter als unter den <hi rendition="#g">jüdiſchen</hi> Gau-<lb/> nern bekannt. Es iſt vielleicht von <gap reason="fm" unit="words"/>, im <hi rendition="#aq">Hiphil</hi> <gap reason="fm" unit="words"/>, im <hi rendition="#aq">Piel</hi><lb/><gap reason="fm" unit="words"/>, <hi rendition="#aq">Nacho, hikko, hakke</hi> herzuleiten, wovon auch <hi rendition="#g">Makko,</hi><lb/> (der Schlag) herſtammt, und bedeutet <hi rendition="#g">ſchlagen, hacken, klopfen,</hi><lb/> beſonders zu einer beſtimmten Form, prägen, was auch aus dem<lb/> wahrſcheinlich davon abzuleitenden <hi rendition="#g">Haker</hi> (auch Chaker), der Du-<lb/> katen <note place="foot" n="1)">Leicht kann man verſucht werden, das Wort <hi rendition="#g">Haker</hi> (Dukaten) wel-<lb/> ches gewöhnlich mit <hi rendition="#g">Hagri</hi> (ungariſche Münze, Dukaten), in Verbindung<lb/> gebracht wird, von <hi rendition="#aq">hikko</hi> oder <hi rendition="#aq">hakke</hi> abzuleiten, zumal Rabbi Mair das<lb/> ſchon ſehr früh gebrauchte <hi rendition="#g">Chaker</hi> als durchaus falſch verwirft, und Rabbi<lb/> Abarbanel dies Wort ebenfalls nicht gebraucht, ſondern dafür ausdrücklich<lb/><hi rendition="#g">Dukote ſohof</hi> ſetzt. Die Bezeichnung der Münzen iſt überhaupt im Jüdiſch-<lb/> Deutſchen äußerſt künſtlich und geſucht. Vgl. „Jüdiſcher Sprachſchatz von<lb/> 1742“, S. 67—69.</note>, noch deutlicher wird <note place="foot" n="2)">Die Wörter <hi rendition="#g">Hackfenne</hi> (Art) und <hi rendition="#g">Hackfenche</hi> (Beil) find unmit-<lb/> telbar von dem deutſchen <hi rendition="#g">hacken</hi> hergeleitet, das aber doch wol auch mit dem<lb/> hebräiſchen in Beziehung ſteht.</note>, während <hi rendition="#g">makkeinen, mekaji-<lb/> nen,</hi> ſchlagen, prügeln, mishandeln bedeutet. <note place="foot" n="3)">Vgl. Stern, „Medraſch Sepher“, S. 22; Selig, „Lehrbuch der jü-<lb/> diſch-deutſchen Sprache“, S. 218; „Prager Handlexikon der jüdiſch-deutſchen<lb/> Sprache“, S. 98.</note></p><lb/> <p>Daß nun in neueſter Zeit bei dem Hakeſen ein beſtimmtes<lb/> alphabetiſches Syſtem vorhanden und ſogar ſchon von dem Gau-<lb/> nerthum ausgebeutet iſt, das iſt ſeit der Einführung und ſeit der,<lb/> durch die Unzahl von Eiſenbahnbeamten und Telegraphiſten bis<lb/> zur Popularität gediehenen Kenntniß und Verbreitung der Morſe’-<lb/> ſchen elektromagnetiſchen Telegraphie eine unbeſtreitbare Thatſache. <note place="foot" n="4)">Schon längſt iſt aber auch das Hakeſen zum volksthümlichſten Ge-<lb/> brauch gediehen, wenn auch ein förmlich alphabetiſches Syſtem dabei nicht<lb/> ausgebildet wurde. Bei vielen Handwerkern, namentlich Metallarbeitern, wird<lb/> der im Hauſe entfernte Meiſter, Geſelle oder Lehrburſche durch beſtimmte<lb/> Schläge mit dem Hammer auf den Amboß u. dgl. herbeigerufen. Auch mitten<lb/> in der Arbeit werden mit dem Hammer Weiſungen gegeben. Jn Straßen,<lb/> wo ſolche Arbeiter nahe zuſammen wohnen, wiſſen ſie auf eine raſche und ge-<lb/> ſchickte Art durch Hämmern eine Nachricht raſch und allgemein unter ſich zu<lb/> verbreiten.</note><lb/> Für die ſinnliche Auffaſſung findet zwiſchen dem Hakeſen und der<lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [100/0112]
jüdiſch-deutſch und kaum weiter als unter den jüdiſchen Gau-
nern bekannt. Es iſt vielleicht von _ , im Hiphil _ , im Piel
_ , Nacho, hikko, hakke herzuleiten, wovon auch Makko,
(der Schlag) herſtammt, und bedeutet ſchlagen, hacken, klopfen,
beſonders zu einer beſtimmten Form, prägen, was auch aus dem
wahrſcheinlich davon abzuleitenden Haker (auch Chaker), der Du-
katen 1), noch deutlicher wird 2), während makkeinen, mekaji-
nen, ſchlagen, prügeln, mishandeln bedeutet. 3)
Daß nun in neueſter Zeit bei dem Hakeſen ein beſtimmtes
alphabetiſches Syſtem vorhanden und ſogar ſchon von dem Gau-
nerthum ausgebeutet iſt, das iſt ſeit der Einführung und ſeit der,
durch die Unzahl von Eiſenbahnbeamten und Telegraphiſten bis
zur Popularität gediehenen Kenntniß und Verbreitung der Morſe’-
ſchen elektromagnetiſchen Telegraphie eine unbeſtreitbare Thatſache. 4)
Für die ſinnliche Auffaſſung findet zwiſchen dem Hakeſen und der
1) Leicht kann man verſucht werden, das Wort Haker (Dukaten) wel-
ches gewöhnlich mit Hagri (ungariſche Münze, Dukaten), in Verbindung
gebracht wird, von hikko oder hakke abzuleiten, zumal Rabbi Mair das
ſchon ſehr früh gebrauchte Chaker als durchaus falſch verwirft, und Rabbi
Abarbanel dies Wort ebenfalls nicht gebraucht, ſondern dafür ausdrücklich
Dukote ſohof ſetzt. Die Bezeichnung der Münzen iſt überhaupt im Jüdiſch-
Deutſchen äußerſt künſtlich und geſucht. Vgl. „Jüdiſcher Sprachſchatz von
1742“, S. 67—69.
2) Die Wörter Hackfenne (Art) und Hackfenche (Beil) find unmit-
telbar von dem deutſchen hacken hergeleitet, das aber doch wol auch mit dem
hebräiſchen in Beziehung ſteht.
3) Vgl. Stern, „Medraſch Sepher“, S. 22; Selig, „Lehrbuch der jü-
diſch-deutſchen Sprache“, S. 218; „Prager Handlexikon der jüdiſch-deutſchen
Sprache“, S. 98.
4) Schon längſt iſt aber auch das Hakeſen zum volksthümlichſten Ge-
brauch gediehen, wenn auch ein förmlich alphabetiſches Syſtem dabei nicht
ausgebildet wurde. Bei vielen Handwerkern, namentlich Metallarbeitern, wird
der im Hauſe entfernte Meiſter, Geſelle oder Lehrburſche durch beſtimmte
Schläge mit dem Hammer auf den Amboß u. dgl. herbeigerufen. Auch mitten
in der Arbeit werden mit dem Hammer Weiſungen gegeben. Jn Straßen,
wo ſolche Arbeiter nahe zuſammen wohnen, wiſſen ſie auf eine raſche und ge-
ſchickte Art durch Hämmern eine Nachricht raſch und allgemein unter ſich zu
verbreiten.
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